Details
Gehirn&Geist 10/2018 Das Unbewusste
Warum es noch viel mächtiger ist, als wir ahnenGehirn&Geist
CHF 7.00 |
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Verlag: | Spektrum der Wissenschaft |
Format: | |
Veröffentl.: | 07.09.2018 |
ISBN/EAN: | 9783958922754 |
Sprache: | deutsch |
Anzahl Seiten: | 88 |
Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.
Beschreibungen
Kommst du mit essen? Danke, ich habe noch keinen Hunger. Aber vielleicht irre ich mich ja!"e; Als ich das, halb im Scherz, ausgesprochen hatte, sah mich meine Burokollegin an, als ware ich nicht ganz richtig im Kopf. "e;Okay"e;, sagte sie, "e;ich geh mal in die Kantine"e; - und verschwand. Zu viel Bewusstseinsphilosophie tut einem womoglich nicht gut. Aber wie, um Himmels willen, hatte der Mann das gemeint? Ich war gerade dabei, das Interview mit dem britischen Neurophilosophen Peter Carruthers zu transkribieren, das Sie ab S. 19 in diesem Heft lesen. Darin fuhrt er aus, wie unser Bewusstsein uns ein Gefuhl der unmittelbaren Selbst- und Welterfahrung vorgaukelt: Es verleite uns dazu zu glauben, der Akt des Denkens sei identisch mit seinem Inhalt. Kaum meine ich, ich sei hungrig, ist es eben so. Doch ich kann mich sehr wohl tauschen. Sich von den eigenen, scheinbar selbstverstandlichen Urteilen zu distanzieren, halt Carruthers fur einen Weg, besser zu verstehen, wie unser Geist arbeitet. Als ich mit ihm per Skype sprach, sa der Philosoph eingehullt in einen Wintermantel in seinem Buro in College Park in Maryland. Es war Mai und ungewohnlich kalt an der Ostkuste der USA - und zu allem Uberfluss war am Philosophischen Institut seiner Universitat die Heizung ausgefallen. Tage spater fiel mir ein, woran mich der Anblick des leicht bibbernden, wahrend langer Pausen um die richtigen Worte ringenden Interviewpartners erinnerte: an jenes Bild, das ich mir vor Jahren davon gemachte hatte, wie der arme Rene Descartes im Winter 1619 in seiner Kammer in Neuburg an der Donau gesessen haben mag, um uber die sichere Methode der Erkenntnis zu meditieren. Klar, der Vergleich ist weit hergeholt. Aber was kummert es mein Unbewusstes! Es zieht munter Analogien und sieht Zusammenhange, wie es ihm - also mir - gefallt. Das ist fur mich das Faszinierende am Titelthema dieses Heft: Es zeigt, wie sehr wir uns selbst immer wieder uberraschen. Laut einer spannenden, neuen Theorie ist Bewusstsein nichts anderes als - Uberraschung! Jener Zustand, der sich einstellt, wenn unsere Erwartungen fehlgehen. Im Beitrag ab S. 12 stelle ich diese verbluffende Sichtweise vor. Das letzte Wort in der Sache ist wohl noch lange nicht gesprochen. So, jetzt muss ich dringend etwas essen - ich habe namlich wirklich Hunger! Eine anregende Lekture wunscht IhrSteve Ayan.