<p>Ein junger Mann, der acht Stunden regungslos im Zentrum einer Stadt steht. Verängstigte Passant:innen rufen die Polizei. Seine Hände hält er in den Hosentaschen vergraben. Wer weiß, vielleicht ist er bewaffnet. Er spricht nicht, reagiert nicht, zeigt keine Gefühlsäußerung, auch nicht, als ein Sonderkommando ihn festnimmt. Psychisch krank sei er wohl, heißt es in einer Nachricht, die an diesem Rekordsommer herausgeht. Wie kann es sein? Keiner scheint ihn zu kennen.</p><p>Drei Protagonist:innen erzählen die Geschichte einer Person nach, die entschieden hat, bei einem gesellschaftlichen Platzkampf nicht mitzumachen. Eine Person, die versucht, zu verschwinden, getarnt in der Anonymität der Stadt und selbstzentrierten Personen, die sie umgeben.</p><p>Ann Essweins Debüt handelt vom Changieren zwischen Konformität und Abnormität und der Emanzipation von vorgefertigten Lebenswelten.</p>
<p>Eine Frau auf der Suche nach einem Kind, sie rennt vorbeian Blumenkästen im Winterschlaf, Gartenzwergen undstolzen Häuserfassaden. Arda beherrscht die Kunst derMimesis, er scheint in seiner Umwelt unterzutauchen. VieleJahre später steht er regungslos im Zentrum einer Stadt.Alte Frauen erstarren vor ihren Fernsehern in den Wohnzimmernder Vororte, er könnte bewaffnet sein. Lediglichweil er stehen bleibt, statt sich zu bewegen wie alle anderen,scheint eine Bedrohung von ihm auszugehen.Drei ihm nahestehende Personen erzählen Ardas Geschichte,der entschieden hat, bei dem gesellschaftlichenAnpassungswettbewerb nicht mehr mitzumachen. Eine Geschichte,die von Verlassenheit ebenso wie von Stärke erzählt,von Traumata und der Befreiung daraus.</p>