Details

Der Steppenbrand


Der Steppenbrand

Purzel findet Paolo Dreibein
1. Auflage

von: Friedrich Wolf

CHF 1.00

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 29.10.2024
ISBN/EAN: 9783689123611
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 31

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Die Steppe brennt! Purzel, das mutige Häschen, hat sich allein auf eine große Reise begeben. Auf seinem Weg trifft es zahlreiche Herausforderungen, darunter die giftige Schlange Boa bollera, Steppenadler und feindliche Termiten. Doch als der hilfsbereite Purzel auf den dreibeinigen Hasen Paolo trifft, entsteht eine unerwartete Freundschaft, die beide durch die rauen Gefahren der Steppe führt. Als ein wilder Steppenbrand ihre Leben bedroht, ist es Purzels Cleverness, die einer Gemeinschaft von zweihundert Hasen das Leben rettet. Eine herzerwärmende Geschichte über Freundschaft, Mut und die Kraft des Zusammenhalts.
Friedrich Wolf (* 23. Dezember 1888 in Neuwied; † 5. Oktober 1953 in Lehnitz) war ein deutscher Arzt, Schriftsteller und Dramatiker, der sich besonders durch seine politische und literarische Arbeit einen Namen machte.
Friedrich Wolf wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er studierte von 1907 bis 1912 Medizin, Philosophie und Kunstgeschichte in verschiedenen deutschen Städten und promovierte 1913 in Medizin. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Truppenarzt und entwickelte sich zum entschiedenen Kriegsgegner. Nach dem Krieg engagierte er sich politisch und wurde Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats in Dresden.
Wolf war ab 1928 Mitglied der KPD und verfasste zahlreiche politisch engagierte Werke. Sein bekanntestes Drama, "Cyankali" (1929), prangerte das Abtreibungsverbot des § 218 an und löste eine breite gesellschaftliche Debatte aus. Neben seiner literarischen Tätigkeit arbeitete er als Arzt und engagierte sich für die Rechte der Arbeiterklasse.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Wolf 1933 in die Sowjetunion, wo er weiterhin literarisch aktiv war und für Radio Moskau arbeitete. Während des Spanischen Bürgerkriegs versuchte er, als Arzt an den Internationalen Brigaden teilzunehmen, blieb aber in Frankreich. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er in Frankreich interniert, konnte jedoch 1941 mit sowjetischer Hilfe nach Moskau zurückkehren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Wolf nach Deutschland zurück und engagierte sich in der DDR kulturpolitisch. Er war Mitbegründer der DEFA und der Deutschen Akademie der Künste. Zudem diente er von 1949 bis 1951 als erster Botschafter der DDR in Polen. Friedrich Wolf starb 1953 an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt.
Wolf hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das durch seinen politischen und sozialen Einsatz geprägt ist. Seine Söhne Markus und Konrad Wolf setzten sein Erbe als bedeutende Persönlichkeiten der DDR fort.
Staatliche Auszeichnungen
1943: Orden Roter Stern
1949: Nationalpreis der DDR II. Klasse für das Theaterstück Professor Mamlock
1950: Nationalpreis der DDR I. Klasse für den Film Rat der Götter.

Werkverzeichnis
Zwei Wochen lang hatte Lux, der Wolfshund, seinem Kameraden Purzel, der spurlos verschwunden war, in lang gezogenem Geheul nachgetrauert. Als aber die volle Mondscheibe immer schmaler wurde und schließlich in der dunklen Nacht nur noch als eine haardünne, kaum mehr sichtbare Sichel am Himmel stand, da ließ Lux sein einsames Trauern und begab sich wieder zu seinen Jagdgesellen, den wilden Steppenwölfen.
Wo aber war Purzel geblieben? Verschwindet doch kein Wesen völlig von der Erde, erst recht nicht, wenn es soviel erlebt hat wie unser Häschen Purzel.
Ja, Purzel war in jener Vollmondnacht in die weite Steppe gelaufen. Ihm war sehr traurig zumute, weil es seinen Kameraden verlassen musste. Es hopste eilig dem Vollmond entgegen, indem es seinen eigenen Schatten hinter sich ließ, so, als könne es auf diese Weise sich selbst entfliehen. Das ging ein paar Stunden. Dann versank der Mond am Steppenrand und Purzel begann zu frieren; es grub sich an einer sandigen Stelle eine Kuhle; es wünschte nie wieder aufzuwachen. Aber plötzlich war es ihm, als liefen lauter Ameisen in seine Nasenlöcher; es holte tief Luft, und dann musste es so gewaltig niesen, dass der Sand in der Kuhle gen Himmel stäubte und es selbst aufwachte. Was war? Rollte da Feuer auf es zu? Brannte die Steppe? Nein, es war die Sonne, die als riesiger, glühender Ball über den Horizont kam und Purzel mit ihren ersten warmen Strahlen wachgekitzelt hatte.
„Ach, ist das Leben gut und schön!“, sprach Purzel leise für sich.
Doch sogleich fiel es wieder in Traurigkeit. Denn es hatte sich an Lux, seinen großen Kameraden, so gewöhnt wie der kleine Zeiger der Uhr an den großen Zeiger.

Nun, wer das Häschen Purzel kennt, der weiß, dass es keineswegs ein „Hasenfuß“ war, wie die Menschen oft verächtlich die Feiglinge zu nennen belieben; vielmehr hatte Purzel mehr Mut wie mancher der Männer mit breiter, behaarter Brust. Es nahm also seine ganze Kraft zusammen, sprang in die Höhe, schlug einen seiner kühnen Purzelbäume, wobei es wieder auf seinem Stummelschwänzchen landete. Und jetzt sah die Welt schon anders aus. Die Sonne hatte sich am Himmel erhoben; der Nachttau funkelte noch an den hohen Halmen des Präriegrases; Purzel nahm davon einen leichten Frühtrank und knabberte einige Jungspitzen Gras. Dann begab es sich auf die Wanderung, einem neuen Leben entgegen.
Diesmal wollte Purzel allein bleiben, ohne Freund, ohne einen Kameraden, der ihm Kummer bereitete. Es wollte nur seiner eigenen Kraft und Klugheit vertrauen. So wanderte es einen Tag. Es genoss die Stille der riesigen Steppe und den Duft der kleinen Kräuter am Boden. Als die Sonne sank, suchte es sich wieder eine sandige Kuhle und buddelte sich ein. Purzel war lange genug mit Lux gestreift; es kannte genau die Sprache der Wölfe; ihr Geheul machte es nicht nervös wie die anderen Hasen, die dann aus dem Schlaf hochsprangen und sich verrieten. Anfangs lauschte Purzel, ob es die Stimme von Lux vernehme? Aber es waren nur die wilden Steppenwölfe; und so fiel Purzel, das sich tief in den Sand gewühlt hatte, in tiefen Schlaf.
Am zweiten Tag begegnete Purzel einer Schar großer hochbeiniger Vögel mit schwarzer Brust, dunklem Kopf, gelbem Hals und aschgrauen Flügeln. Sie hielten im Lauf inne und fragten das Häschen, weshalb es allein in der weiten Steppe herumhopse? „Ich heiße Nandu, der Pampastrauß. Hast du deine Kameraden verloren? Wir können dir helfen, die Deinen zu suchen!“, erbot sich der langbeinige Chef der Strauße.
„Schönsten Dank!“, erwiderte Purzel. „Ich wandere lieber allein.“
„Verzeihung unsrer Frage“, meinte der Nandu höflich, „doch es ist so ungewöhnlich – hat man dich verstoßen?“
„Nein; aber ich liebe die Einsamkeit.“
„Mein kleiner Freund, du weißt, das ist gefährlich. Man ist stärker in Gesellschaft der Kameraden. Gewiss hast du niemals einen Wolf oder Steppenhund gesehen?“
Konnte Purzel hierauf etwas entgegnen? Es lächelte bloß.
„Es ist wohl schwach an Verstand!“, meinte mitleidig eine alte Straußenmama.
Der Nandu aber sagte zu Purzel: „Viel Glück, mein Dummerchen ! Und wenn du nachts Geheul hörst, so springe nicht nach vorn von ihm weg, sondern schlage dich seitlich! Die Wölfe jagen stets geradeaus!“
An den nächsten Tagen begegnete Purzel noch der Riesenschlange mit den bunten Mustern auf dem Rücken und dem mordlustigen Steppenadler. In beiden Fällen drückte sich Purzel regungslos an den Boden, so dass es wie ein Häufchen Sand aussah. Denn es wusste, dass die beiden Feinde nur auf sich bewegendes Lebendiges stoßen. Der Adler zog denn auch über das „tote“ Häufchen hinweg. Der goldgelbgestreifte Knäuel hatte jedoch seinen Kopf erhoben und blickte mit den stumpfen, achatgrauen Augen starr auf das regungslose Etwas, während der Hals sich hin und her wiegte und die Zungenspitze immer wieder wie ein Flämmchen vorschoss. Dabei zischte sie: „Ich habe Zeit – hihi! Ich kann warten – hihi! Ich bin die Boa bollera constrictor!“

Diese Produkte könnten Sie auch interessieren: