Sind die Proteste gegen Stuttgart 21 oder die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke ein weiterer Beleg für die Krise der Demokratie? Oder doch eher für ihre Lebendigkeit? Und ist »Krise« überhaupt noch das richtige Wort? Immerhin bezeichnet der Begriff einen vorübergehenden Zustand, aber über Politikverdrossenheit oder gar »Postdemokratie« wird nun schon seit Jahren lamentiert. Ingolfur Blühdorn schlägt eine andere Lesart vor: Wir erleben, so Blühdorn, einen schleichenden Formwandel des Politischen, den Übergang zur »simulativen Demokratie«, in der demokratische Werte, demokratische Verfahren, ja sogar der demokratische Souverän lediglich simuliert werden.
Ingolfur Bl&uuml;hdorn, geboren 1964, ist Professor f&uuml;r soziale Nachhaltigkeit und Leiter des Instituts f&uuml;r Gesellschaftswandel und Nachhaltigkeit (IGN) an der Wirtschaftsuniversit&auml;t Wien. In der edition suhrkamp erschien zuletzt <em>Simulative Demokratie. Neue Politik nach der postdemokratischen Wende</em> (es 2634).