Holsteinische Schweiz
Karte
Holsteinische Schweiz
Eine Annonce gab den Anstoß
Ohne Eiszeit kein Land
Plön
Das weiße Schloss – Wahrzeichen der Stadt
Ein wenig Geschichte
Die prächtige Schlossanlage
Knallrotes Uhrenhaus
Perle des Rokoko
Schlossgarten und Prinzeninsel
Schritt für Schritt in den Himmel
Bummel durch die Altstadt
Eine Neustadt für willkommene Flüchtlinge
Parnaß-Aussichtsturm
Großer Plöner See
Zwei der Mühlen von Meister Trahn
Bosau – Die Perle am See
Kleinster Bischofssitz der Welt
Bad Malente-Gremsmühlen
Bummel durch Bad Malente-Gremsmühlen
Immenhof-Museum
Heimatmuseum Tews-Kate
Wildgehege am Dieksee
Die Mühle am Bach
Kellerseefahrt
Ukleisee
Findlingsgarten
Hof Radlandsichten
Neukirchen – St. Johannis-Kirche
Ein Engel für die Taufe
Weingut Ingenhof
Eutin
Historien-Puzzle
Weimar des Nordens
Schloss Eutin
Eingang ins Schloss
Schlossgarten
Schlossplatz
Bummel durch Eutin
Der schiefe Turm von Eutin
Geburtshaus von Carl Maria von Weber
Stolbergstraße – geteilt nach Stand und Ansehen
Skulpturen-Spaziergang
Moder Grau – Charmante Holländerin
Wasserturm – Ausblick über Zinnen
Bräutigamseiche – Ort geheimer Botschaften
Bungsberg – Deutschlands nördlichstes Skigebiet
Schönwalde am Bungsberg
Kirchnüchel – Eine Kirche ohne Dorf
NSG und Naturerlebnisraum Kiesgrube Kasseedorf
Knicks – Charakteristische Landschaftsformen
Artenvielfalt im Bunten Knick
Auf den Stock gesetzt
Gutsanlagen und Herrenhäuser
Blick hinter die Fassaden
Schauen erlaubt – Betreten teils verboten
Gut Ascheberg
Hans und Schack Carl Rantzau, Reformer und Lebemann
Gut Hasselburg
Die Hörspielkönigin und »Onkel Titus«
Gut Kletkamp
Gut Rixdorf
Gut Seedorf
Seedorfer See
Gut Sierhagen
Reinhard Keiser (1674–1739), Komponist und Opernproduzent
Alte Gutsgärtnerei
Gut Stendorf
Gut Stockseehof
Bunte Vielfalt mehrmals im Jahr
Gut Wahlstorf
Victor Baron von Plessen – Forscher, Abenteurer und Maler
Ausflug an die Ostseebäder der Lübecker Bucht
Von Sierksdorf bis Niendorf
Sierksdorf
Haffkrug
Scharbeutz
Timmendorfer Strand
Niendorf
Bad Segeberg – Der Kalkberg, der aus Gips besteht
Ganz nah ist der Wilde Westen
Norddeutschlands größtes Fledermaus-Quartier
Adressen
Laut einer bundesweiten Studie waren die Schleswig-Holsteiner auch im Jahr 2016 wieder die glücklichsten Menschen in Deutschland. Das liegt nach eigenen Aussagen vor allem an der guten Luft und dem hohen Freizeitwert, direkt vor der Haustür.
Die Holsteinische Schweiz ist die wald- und seenreichste Region des Landes, deren besonderer Reiz im Wechselspiel von sanft hügeligem Land und glänzenden Wasserflächen liegt. Die historischen Städte Plön, Eutin und Bad Malente bilden darin das Herzstück, eingebettet zwischen Wäldern, Wiesen, Knicks, Acker- und Weideflächen, die gespickt sind mit fast 200 Seen jeglicher Größe. Diese fruchtbaren Böden und der Waldreichtum führten schnell zu Wohlstand, weshalb die Gegend bald als »Grafenwinkel« bekannt wurde. Bereits im 17. Jh. hatten Adlige und Fürsten dieses malerische Fleckchen Erde für sich entdeckt. Sie hinterließen zwei Schlösser, zahlreiche Herrenhäuser mit herrlichen Landschaftsparks sowie große Gutshäuser mit prächtigen Scheunen.
Schon während der Anreise mit dem Auto sind immer wieder kleine, stille Landwege zu entdecken, bei denen man nicht genau weiß, wie und wo sie enden. Umso mehr ist die Fahrt mit dem Fahrrad auf nicht geteerten oder gepflasterten Wegen ein Vergnügen und manchmal sogar ein kleines Abenteuer.
Eine exakte Zuordnung einzelner Orte zur Holsteinischen Schweiz und damit eine genaue Abgrenzung gibt es nicht. Das Buch beschränkt sich auf das Kerngebiet um die Seenplatte herum, im Norden bis zum Selenter See, im Süden bis Bosau bzw. Bad Segeberg, im Osten bis Schönwalde und das Bungsberg-Gebiet sowie im Westen bis Ascheberg. Preetz, oft das Tor zur Holsteinischen Schweiz genannt, zählt zur Probstei und wird in einer anderen Ausgabe beschrieben.
Den werbeträchtigen Namen »Holsteinische Schweiz« dachten sich die gewitzten Eutiner Brüder Johannes und Wilhelm Janus im Jahr 1885 aus. Bereits 18 Jahre zuvor warb das Hotel Gremsmühlen mit dem Slogan: »Gremsmühlen – die Schweiz Holsteins«. Die Brüder drehten die Worte einfach um und eröffneten ihrerseits am Kellersee das »Hotel Holsteinische Schweiz« (s. hier), das sie mit einer Anzeige bekannt machten. Zunächst erschien der Name nur an der Bahnstation, bald darauf wurde er auf die angrenzende Landschaft rund um die Seenplatte übertragen. Ein kluger Schachzug, denn die Schweiz war damals als Urlaubsziel gerade in Mode gekommen. Zwar sucht man hier vergeblich hohe Berge, schroffe Felsen und tiefe Täler, in kleinerem Format findet man jedoch vieles von dem, was die Schweiz so beliebt macht. Die Natur spielt die Hauptrolle: Es gibt »Berge« zu überwinden, zu Lande und zu Wasser sind Aktivurlauber gefragt, oder man gleitet in Ausflugsbooten langsam über die Wasserflächen und genießt das vorbeiziehende Panorama.
Aber auch architektonisch oder kulturhistorisch Interessierte kommen auf ihre Kosten: Am Großen Plöner See steht der kleinste Dom der Welt, und im Eutiner Schloss lernte Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst-Dornburg ihren Gatten Karl Peter Ulrich von Holstein-Gottorf kennen, die später als Katharina die Große und Zar Peter III. Russland regierten. Diese Ausgewogenheit zwischen Kultur-, Aktiv- und Erholungsurlaub zieht jedes Jahr die Besucher in das als Naturpark deklarierte, 75.000 ha große Gebiet.
Bei der Erkundung der Holsteinischen Schweiz vergisst man fast, wie nahe die Küste der Ostsee liegt. Nur etwa 25 km sind es bis zur Kieler oder der Lübecker Bucht. Ausflüge dorthin sind also unbedingt einzuplanen.
Aus Sicht des Geologen ist Schleswig-Holstein das Ergebnis einer eiszeitlichen Ausgestaltung, die sich an vielen Stellen deutlich erkennen lässt. Das Land verdankt seine Entstehung den letzten beiden Eis- und Zwischeneiszeiten vor rund 200.000 bis 11.600 Jahren. Um Skandinavien und zeitweise den ganzen Norden von Deutschland mit einem dicken Eispanzer zu bedecken, musste die Jahrestemperatur nur um wenige Grade absinken. Die tonnenschweren Gletscher Skandinaviens begannen – durch ihr eigenes Gewicht in Bewegung gesetzt – vorwärts zu rücken. Auf dem Weg nach Südwesten rissen sie Gesteinsbrocken jeglicher Größe aus dem Untergrund mit sich und schoben diese bis nach Norddeutschland. Unter dem Druck des Eises wurden die Geröllmassen (Moränen) – wie unter einer Planierraupe – mehrere zehn Meter hoch an der Gletscherstirn zu sogenannten Endmoränen aufgestaucht. Beim Zurückschmelzen des Eises blieb am Grund der mitgeschleppte Gesteinsschutt zurück. Diese Grundmoränen formen das östliche Hügelland und den Küstenraum der Ostsee. Während dieser Zeit wuchsen einzelne Inseln zu einer großen Landmasse zusammen. Da die Gletscherfront stets in Bewegung war, gab es auch beim Tauen des Eises immer wieder kurze Vorstöße. Der Bungsberg entstammt einem solchen wiederholten Gletschervordringen (s. hier). Auch bei der Entstehung der unzähligen Seen des Landes hatten die Gletscher ihre Finger im Spiel. Vielfach schürften sie beim Voranschieben von älterem Gesteinsschutt Hohlformen aus, an deren Rand der Schutt nach dem Rückzug des Eises als Gesteinswall stehen blieb. Diese sogenannten Zungenbecken füllten sich mit Fluss- oder Grundwasser. Die Becken der Seenketten der Holsteinischen Schweiz formten sich, als Schmelzwasser durch Eisspalten an den Gletschergrund gelangte und dort in Eistunneln lang gestreckte Hohlformen ausräumte. Oft durch Querriegel abgeteilt, blieben die Seen durch schmale Wasserläufe, etwa der Schwentine, miteinander verbunden. Nur der Ukleisee mit seiner charakteristisch runden Form bildet als Toteissee eine Ausnahme (s. hier). Ein anderes Phänomen und ein reines Wintervergnügen sind die »Seen auf Zeit«. Sie entstehen, wenn sich auf Wiesen und Weiden das Wasser staut. Zum einen sammeln sich dort oftmals ganze Vogelschwärme zur Rast, zum anderen bieten die gefrorenen Überschwemmungsflächen den Schlittschuhläufern natürliche Laufflächen.