Wolfgang Buschmann
Im Ernstfall heiter
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ISBN: 978-3-95894-039-0
© Copyright: Omnino-Verlag, Berlin / 2017
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Foto-Illustrationen: Maria Buschmann
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Dies ist ein Gebrauchsgedicht.
Deshalb, Leser, schon es nicht!
Praktiziere allerhand,
nimms als Mensch und Gegenstand!
Halt es wie ein Telefon
griffbereit! Es klingelt schon!
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Du steigst auf den Watzmann zu,plötzlich reibt der Wanderschuh.Wund schaffst du den Gipfel nicht.Rucksack! Das Gebrauchsgedicht!Leg es ein als Polster, weilLyrik den Fuß schützt! Berg Heil!–––Rollst du das Gedicht zum Rohr,siehst du nah den Meteor.Das Rohr, andersrum gehalten,reduziert die nahn Gestalten.Nachbar Wittig, tief besternt,grölt dann himmelweit entfernt.–––Das Gedicht erklärt gewitzt,wie man sich vor Blindheit schützt.Zünde eine Kerze anund beruß die Brille dann!Du siehst schwarz, Freund, du kaufst nicht,was dir in die Augen sticht!–––
Willst du Zecken, Wanzen, Schaben
nie in Flur und Zimmer haben,
schreib mit Sirup das Librett,
zweck es tropfnass übers Bett!
Es zieht Ekler aus den Ecken,
die am süßen Text verrecken.
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Wickle ums Gebrauchsgedicht
Kupferdraht, blank, fest und dicht!
Reißt jemand uralte Witze,
erdet die die Kupferspitze.
Trag im Sakko das Patent,
das man Witzableiter nennt!
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Der Witzreim am Schlüsselbund
öffnet manche Türe. Und
hast du einen Witz mit Bart,
feil den zu auf feinste Art!
Steckst du ihn vertraulich ein,
Freund, er öffnet Mund, Arm, Bein!
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Folgst du ohne Zuversicht
dem Konzert, klemm das Gedicht
zwischen beide Daumenballen!
Hunzt das Horn, wirst du gefallen
als Solist. Blas ins Papier
Bartok lyrisch, dann kassier!
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Das Gedicht der feinren Art,
das ist eins als Visa-Card.
Du kannst, was du hast, verbraten.
Steck es in den Automaten!
Kommt Geld, stoß drauf an mit Gin!
Kommt keins, überprüf die Pin!
–––
Halte das Gebrauchsgedicht,
nahen Diebe, vors Gesicht!
Er ist weg, ruft da die Meute,
mit ihm Phone, Geld, hin die Beute!
Wer dich sucht im Internet,
konstatiert, getilgt komplett.
–––
Pfeiffers Kriminalbericht
kulminiert im Mahngedicht:
Er schreibt: Mörder sind entsetzlich
feinfühlig, oft tief verletzlich.
Lass dich, Freund, Weh auszuschließen
für den Kranken, kalt erschießen!
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Falt das Epigramm zur Mütze,
trag sie als Gedächtnisstütze!
Wenn du einmal wandern gehst,
im Gasthaus vorm Spiegel stehst,
dann erinnert dich die Mütze:
Wer die trägt, hat wenig Grütze!
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Lyrik schenkt in Grippe-Zeiten
Partnernähe ohne Leiden.
Freund, klemm zwischen Mund und Mund
das Gedicht! Du küsst gesund.
Wer die Nase mit verpackt,
der niest virenfrei beim Akt.
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Lyrik kann, wirbt Dr. Kirken,
exzellent kosmetisch wirken.
Muttermale im Gesicht
retuschiert ein Braun-Gedicht.
Ein Balladenstoff von Mickel,
auf den Teint geklebt, tilgt Pickel!
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Wird dir mal zur Last das Sein,
folg nicht Robert in den Rhein!
Fliehe Elbe, Donau, Spree,
stürz dich in den Wörtersee!
Dort, indem du tiefer sinkst,
merkst du, wie du gern ertrinkst.
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Wenn du liebst, Freund, flattern auch
Schmetterlinge tief im Bauch.
Wäge, lohnt das Abenteuer?
Schmetterlinge legen Eier,
Raupen schlüpfen, die besessen
qualvoll dich von innen fressen!
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Einstmals war die Wolke wohl
für die Liebe das Symbol.
Aus dem Nichts kam das Entstehn,
das Erblühen, das Vergehn.
Wolkenbank! An Technik reicher,
ruft der Enkel: Datenspeicher!
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Das Poem auf Pergament
ist zur Hälfte transparent.
Blickst du durch, ist deine Alte
ohne Makel, ohne Falte.
Neu entzündet, bittest du
hinterm Blatt zum Rendezvous.
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Wenn du Liebeskummer hast,
knüpf dich auf am Funk-Turm-Mast!
Dreh dir einen Strick aus reifen
Versen! Schneide vorher Streifen!
Auf den Kunst-Strick, der verschleißt,
ist Verlass: Du henkst, er reißt!
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Freund, du wäschst dich nackt wie immer.
Da! Elise tritt ins Zimmer.
Halte das Gebrauchsgedicht
vor Johann und schäm dich nicht!
Zeig ihr offen das Poem!
Es vertieft, was hinter dem.
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Das Duett in Wollschaf-Leder
stammt von Ovid, das Knut Peter
Polenz gern zum Schäferstündchen
offeriert dem Dietlindchen.
Das, von Liebeskunst erregt,
kunsterpicht: Von vorne! blökt.
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Zwei Paletten Schlaftabletten,
im Poem gelagert, retten
eine hitzige Debatte.
Nach dem Vortrag sinkt der Gatte
matt und schwer aufs Kanapee.
Fremdgehn? Klar, Ann! Nacht Schatz! Geh!
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Das ist ein Keimfrei-Gedicht,
das der deutschen Art entspricht.
Es regt an zum Saubermachen,
Teppich klopfen, Mann anlachen,
Bettzeug waschen, Laken bügeln.
Freund, wozu? Rein zu schweinigeln!
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Reimst du nachts auf Samttapete,
die belebt das sonst sehr öde
Schlafgemach, mit süßem Text,
der heruntertrieft und sext,
wird die Dame kaum mit frischen
Tüchern fertig, abzuwischen.
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