cover
W. A. Hary, W. K. Giesa

TEUFELSJÄGER 177-178: Bei Sendung Tod

„Angriff des Bösen auf den Harris-Konzern von May!“


Nähere Angaben zum Autor siehe Wikipedia unter Wilfried A. Hary: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Wichtiger Hinweis

Diese Serie erschien bei Kelter im Jahr 2002 in 20 Bänden und dreht sich rund um Teufelsjäger Mark Tate. Seit Band 21 wird sie hier nahtlos fortgesetzt! Jeder Band (siehe Druckausgaben hier: http://www.hary.li ) ist jederzeit nachbestellbar.

 

TEUFELSJÄGER 177/178


W. A. Hary und W. K. Giesa

Bei Sendung Tod

Angriff des Bösen auf den Harris-Konzern von May!“


Eine beliebte Fernsehsendung von und mit Amery Shorns und seinen geladenen Gästen. Im regionalen Sender. Mit Todesfolge für Zuschauer: Siehe Doppelband TEUFELSJÄGER 175/176.

Und die Toten stehen im Zusammenhang mit dem Harris-Konzern, den May Harris führt, von mir unterstützt, Teufelsjäger Mark Tate.

Wir ermitteln!


Impressum

Alleinige Urheberrechte an der Serie: Wilfried A. Hary

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

ISSN 1614-3329

Copyright dieser Fassung 2018 by www.HARY-PRODUCTION.de

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332-481150

www.HaryPro.de

eMail: wah@HaryPro.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.


Coverhintergrund: Anistasius


Anmerkung des Autors:

W. K. Giesa ist vor Jahren von uns gegangen. Körperlich, aber sein geistiges Erbe lebt! Er hat eine Unmenge von Ideen hinterlassen, die ich die Ehre habe, hier und heute in meine Serie TEUFELSJÄGER fest einzubauen!

Euch damit genauso viel Spaß wie ich ihn hatte beim Schreiben!

Herzlich euer W. A. Hary



1


In Ermangelung eines Rolls-Royce hatten wir großzügig ein anderes Flaggschiff des Autoverleihers ordern lassen, einen echten silbermetallicfarbenen Vauxhall VX mit 2,3-Liter-Motor, 116 PS und luxuriöser Ausstattung.

Mir war nicht bekannt, wann dieser Wagen das letzte Mal überhaupt hergestellt worden war. Aber es grenzte schon an ein Wunder, dass die Verleihfirma ein solches Fahrzeug überhaupt noch in ihrem Fuhrpark unterhielt. Gelegentlich wollte ich mal nachfragen, ob der Oldtimer, der sich in einem Topzustand befand, nur als Repräsentationsschiff gedacht war und nicht etwa zum Ausleihen.

Immerhin, der Name Harris-Konzern wirkte Wunder. Wir durften das Schmuckstück tatsächlich fahren. Zumal Geld in diesem Fall keine Rolle spielte.

Obwohl ich bekanntermaßen ja eher auf jenem Minicooper stand, wie er auch schon seit Jahrzehnten als Oldtimer gelten durfte, genoss ich es dennoch, hier das Steuer übernehmen zu dürfen.

Ja, zu dürfen!

May hatte dem zugestimmt, wobei sie sich allerdings ein anzügliches Grinsen nicht hatte verkneifen können.

Ich sah es ihr nach.

Obwohl es sich um einen Oldtimer handelte, war er dennoch voll auf dem neuesten Stand der Technik. Also auch ausgestattet mit einem Navi, in das ich die Adresse eingab von Amery Shorns.

Ja, ja, es war schon etwas Besonderes, so etwas zu fahren, so ein Schlachtschiff von Auto. Es war in seinen Abmessungen und seiner Grundausstattung am ehesten mit amerikanischen Straßenkreuzern oder dem ehemaligen deutschen Parallelmodell, dem Opel Diplomat, zu vergleichen. Die Luxuslimousine glitt nahezu geräuschlos auf die Straße nach Nairn hinaus.

Die weiße Hexe May Harris und ich schwiegen unterwegs und hingen unseren eigenen Gedanken nach. May genoss dabei sichtlich die weichen Vollschaumsessel des Wagens, räkelte sich behaglich darin und überlegte anscheinend schon, wie sie diesem Amery Shorns gegenübertreten sollte. Sie wusste kaum etwas von ihm, obwohl sie hin und wieder gern seine Show sah. Per Internetstreaming, weil die Sendung normalerweise nur regional ausgestrahlt wurde.

Was war er in der Wirklichkeit für ein Mann? Sie kannte ihn eben nur aus seinen Shows, und darin gab er kaum etwas über sich selbst preis, sondern verstand es vielmehr, seine Gesprächspartner zum Reden zu bringen.

Nach kurzer Zeit glitt der silbern schimmernde Wagen in den kleinen Ort. Das Häuschen des Showmasters lag direkt an der Hauptstraße.

Ich ließ den VX sanft ausrollen und sah zu dem Häuschen hinüber.

Ein Bungalow, der eigentlich nicht zwischen die alten Gebäude passte. Ein gepflegter Rasen umgab das weiße, kleine Gebäude. Die angebaute Garage stand offen und war leer; an der Straße war kein einziger Wagen geparkt.

„Er ist also noch unterwegs“, stellte ich fest.

Wir machten es uns derweil im Wagen gemütlich.

Doch die Gemütlichkeit währte nicht lange. Amery Shorns musste tatsächlich wenige Augenblicke vor meinem Anruf in der Sendeanstalt diese verlassen haben, um wie versprochen nach Hause zu fahren.

Ein Mercedes rollte heran, nahm schwungvoll den Bogen in die Einfahrt und bremste vor der offenen Garage ab.

Ein noch ziemlich jung aussehender Mann stieg aus.

Jetzt sah ich ihn zum ersten Mal, denn im Gegensatz zu May hatte ich bislang noch keine seiner Shows verfolgt.

Im gleichen Moment stießen May und ich die Türen des VX auf und sprangen ebenfalls ins Freie.

„Mister Shorns?“

Mays Ruf war nicht eben laut gewesen. Dennoch zuckte der Mann zusammen, als habe ihm jemand aus nächster Nähe ins Ohr gebrüllt.

„Ja?“, dehnte er langsam und sah sich nach uns beiden um.

Ich schloss den Mietwagen sorgfältig ab, während May bereits mit elastischen Schritten auf Shorns zuging.

„Mein Name ist Harris, May Harris“, erklärte sie.

„DIE Harris?“, echote Shorns. „Vom Harris-Konzern?“

„Erraten“, erwiderte May und blieb vor ihm stehen.

Amery Shorns musterte sie von oben bis unten.

May, der der Mann im ersten Moment gefallen hatte, revidierte ihre eigentlich gar nicht mal so negative Meinung sofort wieder. Dieser Blick war mehr als unverschämt. Da erschien es ihr besser, doch nicht in seinen Gedanken herumzukramen, um den negativen Eindruck nicht auch noch zu vertiefen.

„Ja, ich erinnere mich. Habe Sie schon mal im Fernsehen gesehen“, murmelte er – und es klang tatsächlich abschätzig in ihren Ohren.

„Ich möchte mich mit Ihnen über einige Dinge unterhalten“, sagte sie kühl.

Shorns schob angriffslustig das Kinn vor.

„Meine Zeit ist knapp bemessen. Wenn sich die Absicht ihres Kommens auf meine Talk-Show vom gestrigen Abend bezieht, wenden Sie sich bitte an die Polizei von Moy oder an Scotland Yard direkt. Offenbar wissen die Leute mehr als ich.

Guten Tag.“

Auf dem Absatz machte er kehrt und stiefelte auf seine Haustür zu.

„Wie meinen Sie das?“, fragte May schnell.

Er blieb tatsächlich wieder stehen.

„So, wie ich es sagte“, erwiderte er über die Schulter zurück.

Doch May triumphierte innerlich. Mit diesem Stehenbleiben hatte Shorns sich in ihrer kleinen Auseinandersetzung geschlagen gegeben. Ihr Problem war es nun, ihm beizubringen beziehungsweise dafür zu sorgen, dass er sie und mich in seine Wohnung einlud.

Und zwar ohne ihre magischen Kräfte mit ins Spiel zu bringen! Gerade angesichts der Umstände wäre es höchst unangebracht erschienen.

Es machte ihr auch so kaum Mühe, wie es aussah.

Nur eines konnte sie sich jetzt nicht mehr verkneifen: Sie lauschte kurz in seine Gedanken hinein, was erstaunlich leicht ging.

Ganz im Gegensatz zu seinem Verhalten ihr gegenüber waren diese Gedanken außerdem überaus positiv!

Da war die Überraschung ganz auf ihrer Seite!

Shorns wandte sich ihr wieder zu.

„Gut, kommen Sie für einen Augenblick mit hinein“, murmelte er betont missmustig, obwohl May jetzt wusste, dass er sich schon von Anfang an dazu entschieden hatte, uns beide zu empfangen. Er hatte nur alles tun wollen, damit es nicht allzu offensichtlich wurde.

Das Motiv erschien mir eigentlich klar: Er wollte selber endlich begreifen, was geschehen war, und er nahm an, dass wir vielleicht mehr Licht in das Dunkel bringen konnten.

Das hieß, eigentlich dachte er da eher an May als an mich!

So konnte er sich auch nicht verkneifen, zu knurren wie ein gereizter Köder:

„Aber – meine Zeit ist knapp und kostbar, wie ich schon sagte.“

May atmete sichtlich auf. Das sollte ihm signalisieren, dass sein Vorgehen vollen Erfolg zeitigte, dass sie froh darüber war, die erste Hürde geschafft zu haben.

Und es signalisierte außerdem dem Show-Master: Sie war ehrlich nur gekommen, um von ihm mehr zu erfahren. Für den Schuldigen hielt sie ihn noch nicht.