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Impressum

 

www.beck.de

 

ISBN 978-3-406-67090-9

 

© 2014 Verlag C. H. Beck oHG
Wilhelmstraße 9, 80801 München

Satz: Fotosatz Buck, Kumhausen
Umschlaggestaltung: Ralph Zimmermann – Bureau Parapluie
Bildnachweis: © W. Heiber Fotostudio – istockphoto.com
eBook-Produktion: Datagroup int. SRL, www.datagroup.ro

Dieser Titel ist auch als Printausgabe beim
Verlag und im Buchhandel erhältlich.

3Inhalt

Anlässe wie Sand am Meer

Hilfreich: ein Glückwunschmanagement

Berufliche Anerkennung

Der gute erste Eindruck

Motivation, die fast nichts kostet

Meisterhaft!

Strafversetzt oder was?

Wie schnell die Zeit vergeht …

Wenn der Vorhang fällt …

Und der Oscar geht an …

Private Anlässe

Glückwünsche unter Kollegen

Die Gratulation vom Unternehmen

Geschäftliche Gelegenheiten

Die Einladung zum Firmenjubiläum

Glückwünsche zum Firmenjubiläum

Gratulation an langjährige Stammkunden

Gratulation zur Firmengründung

Glückwünsche zum Generationenwechsel

Glückwünsche zu privaten Anlässen

4Das politische Parkett

Die gesellschaftliche Bühne

Sprachliches und Grundsätzliches

Wie persönlich darf, wie geschäftlich muss es sein?

Leserorientiert und gleichzeitig imagegerecht gratulieren

Wie ist das eigentlich mit Humor und Ironie?

Gereimt oder ungereimt?

Ehrlich oder eingeschleimt?

Glückwunsch!

Passende Worte zu Jubiläum,
Beförderung und Co.

Gabriele Baron

 

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119Sprachliches und Grundsätzliches

In diesem Abschnitt geht es um Feinheiten der Sprache, Wortwahl und was sonst noch nützlich ist, um passende Texte zu den verschiedensten angenehmen Anlässen zu verfassen.

Und es geht auch ein wenig um Unsitten, die sich in den letzten Jahren eingeschlichen haben und die Sie tunlichst vermeiden sollten.

Wie persönlich darf, wie geschäftlich muss es sein?

Entgegen einer weitverbreiteten Auffassung, dass persönlich und geschäftlich zwei ganz unterschiedliche Ebenen sind, macht für mich eine stimmige persönliche Ebene erst gute, dauerhafte Geschäftsbeziehungen möglich. Trotzdem gibt es sicher kaum Geschäftsbeziehungen, in denen der Ton genauso intim ist wie in privaten Beziehungen.

Ob Sie sich geschäftlich siezen oder duzen, hängt zum einen von den Gepflogenheiten in Ihrer Branche ab. Dazu kommt zum anderen, wie das Verhältnis unter den Kollegen und zu den Kunden und Lieferanten ist. Da Gratulationen häufig einen beruflichen oder geschäftlichen Anlass haben, gilt hier, was sonst in diesem Punkt in Ihrem Umfeld auch gilt.

Da es sich bei Glückwünschen gleichzeitig immer auch um etwas Persönliches handelt, dürfen hier der Ton und die Formulierung eben auch persönlicher sein als bei reinen Geschäftsangelegenheiten.

120Wichtig sind verbindliche Texte, die beim Lesen Freude bereiten.

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Fragen Sie sich immer:

Würde ich das so gerne lesen, wenn ich an der Stelle des Jubilars wäre?

Leserorientiert und gleichzeitig imagegerecht gratulieren

Was immer wir schreiben, sollten wir einerseits so verfassen, dass der oder die Empfänger es verstehen und sich im wahrsten Sinn des Wortes angesprochen fühlen. Andererseits sollten wir auch so schreiben, dass der Text zu uns als Absender passt. Beides zusammen verbietet beinahe, Standardtexte zu verwenden. Gerade bei Glückwünschen ist es noch unerfreulicher als bei normalen Geschäftsschreiben, wenn einen als Leser das Gefühl beschleicht: Das hast du doch gerade schon mal gelesen …

Also gilt: Immer wieder frisch und jedes Mal von Neuem formulieren. Dazu haben Sie auf den letzten Seiten einige Anregungen bekommen.

Und lassen Sie unbedingt alle Bürokratensätze weg. Denn geradezu unerträglich ist es, wenn man im Jubiläumsschreiben des eigenen Arbeitsgebers Formulierungen zugemutet bekommt wie:

121„Als Zeichen unserer Anerkennung erhalten Sie zu diesem Jubiläum ein Geschenk in Höhe von € 1.500,– brutto. Von diesem Betrag, der mit der nächsten Lohn- und Gehaltsabrechnung ausbezahlt wird, werden die gesetzlichen Abzüge einbehalten.“

Bürokratischer geht es kaum noch. Ich frage mich in solchen Fällen: Halten die mich für zu doof, um das Wort brutto zu verstehen? Weiß die Personalabteilung immer noch nicht, dass ich ausschließlich Gehalt beziehe? Und warum gibt keiner zu, dass er es ist, der den Betrag überweist und ungefähr die Hälfte ans Finanzamt sowie an die Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung abzweigt? Und: Sind die wirklich so bürokratisch? Also warum nicht besser:

„Als Zeichen unserer Anerkennung erhalten Sie zu Ihrem Jubiläum ein Geschenk in Höhe von 800 Euro netto.“

Oder: „Zu Ihrem Jubiläum schenken wir Ihnen 1.000 Euro.“

Oder: „Ihre besonderen Leistungen erkennen wir mit einer Sonderzahlung von 1.000 Euro (netto) an.“

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Runden Sie das tatsächliche Geschenk immer auf ganze Hunderter beziehungsweise Tausender auf, denn das ist das, was beim Beschenkten tatsächlich ankommt.

Lieber ist der Bruttobetrag krumm. Der Finanzminister wird es verschmerzen.

122Formulieren Sie aktiv und positiv

Wenn ich lese „… und möchten uns auf diesem Weg für Ihre Treue bedanken“, frage ich mich immer: Wann macht ihr’s denn?

Und wer „sich bedankt“, behält den Dank erst einmal bei sich. Solange, bis er „bei Ihnen“ oder „für Ihre Leistung“ anhängt. Kurz und gut heißt das: „Danke für Ihre Treue.“ Oder: „… und sagen auf diesem Weg: Danke für Ihre Treue.“

Je einfacher und aktiver Sie formulieren, desto mehr freut sich der Jubilar. Und das Unternehmen wirkt auch flotter.

In unserem Beispiel zur goldenen Hochzeit im Kapitel „Private Anlässe“ heißt es bewusst positiv: „Nur mit Toleranz von beiden Seiten ist solch eine lange Zeit harmonisch und glücklich zu gestalten.“ Die meisten Unternehmen, die ich kenne, hätten spontan formuliert: „Ohne Toleranz von beiden Seiten ist solch eine lange Zeit nicht harmonisch und glücklich zu gestalten.“ Sehen Sie den Unterschied? Durch die beiden Wörter „ohne“ und „nicht“ bekommt die Formulierung etwas Negatives. Dagegen wirkt die erste Formulierung positiver und lässt den gegenseitigen Anteil am Erfolg spüren.

Verkaufen Sie sich nicht unter Wert

Wenn Sie als Unternehmen zu besonderen Anlässen Urkunden ausgeben, verwenden Sie dafür mindestens ein 120-Gramm-Papier, sonst sieht die Urkunde billig und damit wertlos aus. Achten Sie außerdem auf die Druckqualität. Es spricht nämlich weder für Ihr Qualitätsmanagement noch für Ihre Wertschätzung dem Mitarbeiter, Kunden oder Lieferanten 123gegenüber, wenn das Druckbild einem schlampigen Entwurf ähnelt.

Formulierungen wie „Unser Dank soll sich aber nicht nur in Worten erschöpfen“ stellen den darauffolgenden Jubiläumsbonus unter den berühmten Scheffel. Solche Sätze können Sie einfach weglassen. Oder Sie schreiben stattdessen etwas wie: „Ihre außergewöhnliche Leistung honorieren wir mit einem Jubiläumsbonus von 2.000 Euro.“ Die Wertkiller im Ausgangssatz sind die Wörter „aber nicht nur“ und „erschöpfen“. Spüren Sie, wie viel positiver die neue Formulierung schwingt?

Wie ist das eigentlich mit Humor und Ironie?

Humor ist eine wunderbare Sache und ich persönlich mag auch Ironie. Nur nicht immer. Es gibt Gelegenheiten, da ist Ironie einfach fehl am Platz. Und manchmal verträgt der Jubilar weder Ironie noch Humor. Wer seine Pappenheimer kennt, weiß das im Voraus und nimmt Rücksicht. Das gilt besonders bei eher offiziellen Anlässen. Die meisten von uns haben irgendeinen wunden Punkt, auf den wir bei feierlichen Gelegenheiten auf gar keinen Fall angesprochen werden wollen – ganz gleich wie viel Humor wir mit ins Leben gebracht haben.

Für den einen ist es vielleicht die Figur, für den anderen das Alter an sich. Wieder jemand anderes möchte auf gar keinen Fall auf seine Höhenangst, eine bestimmte Sammelleidenschaft oder seine alljährliche Verspätung bei der Abgabe der lästigen Steuererklärung angesprochen werden.

124„Humor ist keine Gabe des Geistes, er ist eine Gabe des Herzens.“ (Carl Ludwig Börne)

Wenn Sie als Gratulant entscheiden, dass es eine Dosis Humor sein darf, finden Sie entweder ein humoriges Zitat eines anerkannten Humoristen oder Sie verfassen selbst einen launigen Text. Mir hilft dabei immer, meinen Text einem befreundeten Kritiker vorzulegen. So konnte ich schon manches entschärfen und liebevoller formulieren.

Wenn kein kritischer Leser in der Nähe ist, tut es dem Text meist gut, über Nacht liegen zu bleiben. Wenn man ihn dann am nächsten Morgen liest und immer noch begeistert ist, kann man ihn getrost so lassen, wie er ist. Fragt man sich allerdings, was man sich am Vortag wohl bei diesem oder jenem Satz gedacht hat, ist es angeraten, die Idee neu zu formulieren.

Gereimt oder ungereimt?

Reime sind etwas Wunderbares, wenn sie gekonnt gemacht sind. Wer von uns kennt nicht ein Gedicht oder einen Liedtext, der uns besonders nahegeht, der uns auf magische Weise im Innersten berührt? Allerdings müssen sich Gedichte nicht unbedingt reimen. Als Peter Handke „Die Aufstellung des 1. FC Nürnberg vom 27.1.1968“ zum Gedicht erklärte – war das nur eine Provokation? Oder war die Mannschaftsaufstellung damals tatsächlich ein Gedicht?

Wie dem auch sei: Ein Gedicht oder ein Lied, das nur für den Jubilar verfasst wurde, ist etwas ganz Besonderes. Das Dichten muss allerdings jemand übernehmen, der das wirklich 125kann. Vielleicht haben Sie in Ihrem Team ja eine Person, der das Verseschreiben leicht von der Hand geht. Wenn Sie das mit dem Dichten selbst einmal versuchen möchten, können Sie sich zunächst an feste Gedichtformen halten. Es muss ja nicht gleich ein Sonett sein. Ein Haiku, ein Elfchen oder ein Limerick tut es für den Anfang bestimmt auch. Mehr über das Haiku erfahren Sie unter anderem unter http://www.haiku.de/.

Ein Glückwunschtext darf jede Form haben, darf sich reimen, muss es aber nicht. Nur ungereimt sollte er auf gar keinen Fall sein.

Ehrlich oder eingeschleimt?

Sicher gibt es Anlässe oder Jubilare, die einem gegen den Strich gehen. Wer sich dennoch entscheidet, etwas von sich hören zu lassen, sollte sich positiv äußern. Dabei muss man es ja nicht gleich übertreiben, denn der Adressat braucht schon ein sehr dickes Fell, um Einschleimereien nicht als solche zu erkennen.

Und auch wenn wir die Tante, die heute 90 Jahre alt wird, noch nie leiden konnten oder den Mitarbeiter, der sein 30-jähriges Jubiläum feiert, lieber bei der Konkurrenz sähen: Wenn wir gratulieren, sollten wir etwas finden, das liebens- oder anerkennenswert ist – selbstverständlich ohne uns oder die Wahrheit zu verbiegen. Dabei lohnt sich immer der Blick auf die Talente. Wer gut kritisieren kann – wie die betagte Tante –, der könnte genauso gut loben, weil das die andere Seite dieser Medaille ist.

126Blicken wir also wohlwollend auf das negativ ausgelebte Talent der Tante – das Kritisieren – und loben ihren Blick für das entscheidende Detail, ihr Qualitätsbewusstsein oder ihr Gespür dafür, dass es eine noch bessere Lösung gibt. Möglicherweise trifft etwas Ähnliches auf den unbeliebten Kollegen zu. Vielleicht ist er auch bekannt für seine manchmal nervtötenden Detailfragen: Dann erwähnen wir im Glückwunsch seine Liebe zum Detail und die Konsequenz, den Dingen auf den Grund zu gehen und sie von allen Seiten zu beleuchten. Mit ein wenig gutem Willen und etwas Mühe lässt sich so gut wie immer etwas Positives für eine Gratulation finden.

Auf den Punkt gebracht

Kreative Texte erfreuen den Leser

So nutzen Sie dieses Buch

Die folgenden Elemente erleichtern Ihnen die Orientierung im Buch:

Beispiele

Hier finden Sie Textbeispiele für Glückwünsche zu den unterschiedlichsten Anlässen. Die Beispiele vermitteln Ihnen einen Eindruck von der möglichen Vielfalt.

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Hier finden Sie nützliche Tipps und Empfehlungen.

Checkliste

Auf den Punkt gebracht

Am Ende der Hauptkapitel ist das Wichtigste noch einmal zusammengefasst.

5Anlässe wie Sand am Meer

Nahezu täglich findet irgendein öffentlicher Gedenktag statt. Und neben hohen staatlichen und kirchlichen Feiertagen hat auch jeder von uns im Laufe eines Jahres zahlreiche Anlässe zum Feiern: einen Geburtstag, einen Namenstag, von Zeit zu Zeit ein Jubiläum, hin und wieder ein neues Auto, eine bestandene Prüfung, eine Beförderung, einen Umzug in die eigenen vier Wände und so weiter und so weiter.

Wie schön ist es dann, wenn jemand daran denkt und gratuliert. Ganz gleich zu welchem Anlass, erfreut ein lieber Gruß immer, wenn er als ehrlich gemeint wahrgenommen wird. Schließlich zeugt er von Aufmerksamkeit und Wertschätzung.

Im anderen Fall ist die Enttäuschung groß: Da ist man zum Beispiel gerade 20 Jahre Mieter, Mitglied oder Mitarbeiter oder ein anderes rundes Jubiläum steht an, und ausgerechnet die, die einem am nächsten stehen, denken nicht daran.

Mal ehrlich, so abgeklärt ist doch kaum jemand, dass ein Vergessenwordensein von Nahestehenden ganz spurlos an einem vorübergeht. Oder wie geht es Ihnen, wenn der Bruder, die Schwester oder der eigene Partner nicht an Ihren Geburtstag denken? Welches Gefühl macht sich breit, wenn die Kollegen erst durch Ihre Einladung ans Jubiläum erinnert werden? Und wie ist es, wenn nicht einmal der Chef oder jemand aus der Personalabteilung zum runden Geburtstag oder zu einem besonderen Jahrestag der Firmenzugehörigkeit gratuliert? Auch eine Beförderung oder Gehaltserhöhung bleibt besser im Gedächtnis, wenn es dazu 6ein paar anerkennende Worte zu hören oder besser noch zu lesen gibt.

Hilfreich: ein Glückwunschmanagement

Natürlich weiß ich nicht, wie das in Ihrem Unternehmen gehandhabt wird. Meine Beobachtung ist, dass in vielen Firmen ziemlich unachtsam mit den Gelegenheiten umgegangen wird, Mitarbeitern, Kunden oder Lieferanten eine Freude zu bereiten. Das ist sehr schade, denn die Mühe und das wenige Geld, das man für diese Achtsamkeit aufwendet, sind gut angelegt.

Auf der anderen Seite gibt es im Geschäftsleben Aufdringlichkeiten und Automatismen – der Informationstechnologie sei Dank –, die mittlerweile ein unerträgliches Maß erreicht haben. Ich denke da beispielsweise an Unternehmen, die sich hart und unnachgiebig gebärden – bevorzugt in Streitfällen –, und dann scheinheilig noch jahrelang ihre Standardgeburtstagskarten an die verärgerten (ehemaligen) Kunden schicken. So macht man sich ziemlich schnell Feinde fürs Geschäftsleben.

Deshalb ist es ein guter Weg, in das womöglich bereits bestehende Beschwerdemanagement ein Glückwunschmanagement zu integrieren. Sich auf das Vermeiden von Negativem und die Fehlerbehebung zu konzentrieren, ist ja nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist, die positiven Aspekte in den Fokus zu nehmen.

7Wer arbeiten kann, soll auch feiern dürfen

Ich erinnere mich, dass ich das in meiner Jugend noch andersherum gehört habe: Wer feiern kann, kann auch arbeiten! Und damit war regelmäßig gemeint: Wenn du bis in die Puppen feierst, ist das keine Ausrede, um blauzumachen oder zu spät zu kommen. Arbeiten sollte man genauso intensiv wie feiern – das war früher die Devise.