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Erst wenn der letzte Baum gefällt,

der letzte Fluss vergiftet

und der letzte Fisch gefangen ist,

werdet ihr herausfinden, dass man Geld nicht essen kann.

Prophezeiung der kanadischen Cree-Indianer

Prolog

Der alte Silberrücken saß schmatzend wenige Meter neben mir. Hin und wieder rupfte er einen Stängel wilden Sellerie aus – neben Bambus und Disteln die Lieblingsspeise der Berggorillas –, schlitzte ihn mit einem Fingernagel auf und pulte das schmackhafte Fruchtfleisch heraus. Sein Blick schweifte über die Virunga-Berge und das Tal vor uns und traf ab und zu auch mich.

»Schaut einem Gorilla, schon gar einem Silberrücken, nie direkt in die Augen!«, hatten uns die Park Ranger immer wieder gewarnt. Und so senkte ich jedes Mal den Kopf, wenn der Blick des schwarzen Riesen mich streifte, und linste nur vorsichtig durch gesenkte Wimpern zu ihm hinüber. Doch auf einmal spürte ich, wie er mich fixierte, und langsam hob ich, allen Warnungen zum Trotz, meinen Kopf. Nach wenigen Sekunden wandte ich mich ab, fasziniert und zugleich bis ins Innerste berührt. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, aber mit Sicherheit nicht diesen unglaublich sanftmütigen, zugleich forschenden, suchenden Blick. Mir war, als wüsste er, welche Bedrohung von uns Menschen für ihn, seine Familie, ja seine ganze Art ausging, und als fragte er: Warum tut ihr uns das an? Und urplötzlich schossen mir Tränen in die Augen.

Natürlich war mir klar, dass ich etwas in seinen Blick hineininterpretierte, weil mich der harte Aufstieg, die dünne Luft (wir waren auf fast 4000 Meter Höhe) dünnhäutiger und empfänglicher für Stimmungen gemacht hatten; weil ich durch die tagelange Nähe zu diesen charismatischen Tieren, von der Zärtlichkeit und Hingabe, mit der die gewaltigen Kraftpakete ihren Nachwuchs umsorgten, überwältigt war; weil ich durch die Tatsache, dass mein großer Traum, Berggorillas in freier Wildbahn zu erleben, endlich in Erfüllung gegangen war, mit Endorphinen vollgepumpt war. Denn der Silberrücken konnte nicht wissen, was ich wusste: dass er und die Seinen auf der letzten Rettungsinsel saßen.

Im Tal reflektierten Wellblechdächer das schräg einfallende Licht. Da unten war kein Bergregenwald mehr; stattdessen breiteten sich Bananenplantagen aus, zogen sich Hirse- und Kartoffelfelder in die höheren Lagen. Dasselbe Bild in alle Richtungen. Nur der gewaltige Vulkan in unserem Rücken bot den Berggorillas noch Schutz. Einen zweifelhaften Schutz allerdings, denn nicht weit entfernt war der Kongo, und im Kongo herrschte Bürgerkrieg.

Eine Reise beginnt mit dem ersten Schritt

 

Diese erste Reise zu den Berggorillas vor vielen Jahren hallte lange in mir nach. Wie bei anderen Tierarten, ist es bei den Berggorillas – trotz Wilderei und Trophäenjagd – nicht der Jäger, der sie an die Grenze des Aussterbens treibt, sondern schlicht die Zivilisation. Ruanda ist hierfür exemplarisch. Über 70 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Sie besitzen weder einen Fernseher noch ein Moped, nicht einmal eine Dusche, keine der Annehmlichkeiten, die unsere moderne Welt bietet. Die Menschen kämpfen Tag um Tag ums nackte Überleben. Viele Familien haben fünf, sechs oder sieben Kinder, Kinder, die abends vor Hunger oft nicht einschlafen können. In Ruanda kommt ein Arzt auf knapp 25 000 Menschen – und das bei einer Aidsrate von geschätzten zwölf Prozent. Wie soll man diesen Menschen klarmachen, dass sie die Berggorillas schützen sollen? Und deren Lebensraum: den Regenwald, Quelle für Feuerholz und für illegal hergestellte Holzkohle, die bis ins Ausland verkauft wird; die fruchtbaren Vulkanhänge, die so dringend benötigtes Ackerland hergeben? Das geht nur, indem man ihnen einen Job gibt, in dem sie mehr verdienen als in der Landwirtschaft, eine Arbeit, die sie und ihre Familien ernährt – zum Beispiel als Guide oder als Park Ranger. Doch diese Möglichkeit ist naturgemäß begrenzt.

Das weltweite Bild vom Druck der Zivilisation auf die Natur ist noch viel dramatischer: Im Jahr 2008 lebten über 6,7 Milliarden Menschen auf der Erde. 20 Jahre zuvor, 1988, waren es gerade mal fünf Milliarden. Um die Mitte des Jahrhunderts wird die Weltbevölkerung laut Prognosen der UNO auf 9,2 Milliarden angewachsen sein. Ab da wird sie zwar zu schrumpfen beginnen und damit vermutlich auch der Druck auf die Umwelt allmählich nachlassen, doch für viele Tierarten wird es dann zu spät sein: 2008 führte die Weltnaturschutzunion (IUCN, International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) knapp 17 000 vom Aussterben bedrohte Tierarten in der Roten Liste. Zehn Jahre zuvor waren es »nur« knapp 11 000.

Wo der Mensch zu dominant wird, wo er abholzt, Sümpfe trockenlegt oder die Umwelt verschmutzt (in der Regel macht er alles gleichzeitig), leiden Tiere unter Habitat- und Futterverlust, müssen sich in Stresssituationen paaren (schon die Nähe des Menschen bedeutet Stress) und ihre Jungen großziehen. Hinzu kommen Klimaveränderungen und Umweltkatastrophen, ob nun natürlich bedingt, durch den Wandel der Welt, die nicht stillsteht – es gab immer warme und kalte Phasen, auch ohne unser Zutun –, oder vom Menschen verantwortet. Tierarten, denen es an der Fähigkeit fehlt, sich an solch neue Bedingungen anzupassen, sind zum Aussterben verdammt.

Das führt gleichzeitig dazu, dass sich andere Arten unkontrolliert vermehren können, vor allem jene, die einen Vorteil aus der menschlichen Zivilisation zu ziehen in der Lage sind. Davon gibt es genug: Kaninchen, Elstern, Krähen, Möwen, Wildschweine und andere, die sehr anpassungsfähig sind, die sehr generalistisch leben können, die sich da, wo viel Mais angebaut wird, vorwiegend von Mais ernähren, und da, wo es viel Getreide gibt, von Getreide. Früher war zum Beispiel das Wildschwein in Mitteleuropa ein relativ seltenes Tier – die Winter waren kalt und rau, die Böden gefroren, es gab wenig Nahrung, dafür eine Menge Predatoren: Wölfe, Bären und Luchse. Heutzutage haben Wildschweine kaum noch natürliche Feinde und finden auf den riesigen landwirtschaftlichen Nutzflächen immer etwas zu fressen. Als klassische Kulturfolger – im Gegensatz zu Kulturflüchtern – leben sie wie im Schlaraffenland.

Als ich mir all dies nach meiner Rückkehr aus Zentralafrika zum ersten Mal so richtig bewusst machte, war die nächste Frage: Wie steht es eigentlich um andere Arten, die ich auch sehr charismatisch finde? Was ist mit den letzten Löwen Asiens, mit den Komodowaranen, mit den großen Salzwasserkrokodilen? Wie steht es um Tiere, über die man wenig bis gar nichts weiß, wie etwa das Marco-Polo-Argali?

Je mehr ich recherchierte, desto stärker wurde meine Unruhe, meine Angst, zu spät zu kommen. Ich spürte, wie mir die Zeit regelrecht davonlief. Mit Sicherheit ist es etwas Besonderes, ein seltenes, vom Aussterben bedrohtes Tier in einem Zoo zu besichtigen, aber das ist kein Vergleich mit dem Erlebnis, es in seinem ureigenen Territorium zu erleben, zu riechen, zu hören, zu sehen, auf Film zu bannen.

Die Faszination, Tiere in freier Wildbahn und nicht nur in irgendeinem Gehege zu beobachten, begleitet mich schon fast mein ganzes Leben lang. Ich erinnere mich noch, wie meine Eltern am Wochenende des Öfteren mit mir auf einem kleinen Motorroller in den Wald fuhren, um auf einer großen Lichtung ein Picknick zu machen. Es wurde eine Decke ausgebreitet, es gab Kuchen, für die Eltern Kaffee und für mich eine Brause. Mein Vater hatte dunkelbraune Lederschuhe mit einer fast schwarzen Innensohle, und wenn er sie ausgezogen hatte, dauerte es meist nicht lange, bis eine der vielen Waldeidechsen mit der schönen orangefarbenen Bauchfärbung ankam, in den Schuh kroch und sich auf der schwarzen Ledersohle sonnte und aufwärmte. Ich konnte mich an diesen Tieren kaum sattsehen und entwickelte eine richtige Manie für Reptilien.

Als Neun-, Zehnjähriger fing ich an, alle möglichen Tiere, in erster Linie aber Eidechsen und Schlangen, nach Hause zu schleppen – sehr zum Leidwesen meiner Mutter, die mit dem Kriechgetier auf Kriegsfuß stand. Ständig kam es zum Streit wegen der Tiere, die ich in einem Terrarium, in einem Gurkenglas, einem Drahtkäfig oder in irgendeiner Holzkiste hielt. Ob Feldhamster – ein heute übrigens vom Aussterben bedrohtes Tier –, Zauneidechse oder Schlange: Meine Mutter konnte sich mit meiner Sammelleidenschaft nicht anfreunden. Einmal gab es richtig Ärger, weil eine Kreuzotter aus dem Terrarium ausgebüchst war und alles Suchen nichts half. Meine Mutter bekam fast einen Herzinfarkt, denn immerhin handelte es sich bei der Vermissten um eine Giftschlange. Da Kreuzottern nachtaktiv sind, blieb mir nichts anderes übrig, als mich am Abend ganz ruhig in die Wohnung zu setzen und darauf zu warten, dass sich die Schlange zeigte. Erst mitten in der Nacht, als ich seit Stunden gegen den Schlaf ankämpfte, tauchte das Biest endlich auf, und ich konnte es wieder einfangen.

Ein anderes Mal hatte ich eine Ringelnatter, die in der ganzen Schule berühmt war. Sie wurde sehr zahm, da ich sie ständig bei mir trug, ob im Schulranzen, in einem speziellen Turnbeutel oder einem Schuhkarton. Die Mädchen haben sich deshalb vor mir geekelt, dafür war ich für die Jungs der Größte. Nach der Schule lud ich oft Freunde auf eine kleine Vorstellung zu mir nach Hause ein. Sie mussten sich flach auf den Boden legen, den Kopf auf die Hände gestützt. Dann holte ich einen der Frösche, Molche oder Kleinfische, die ich vorher gefangen hatte, aus dem Gurkenglas, in dem ich sie aufbewahrte, und verfütterte sie lebend an die Schlange. Völlig gebannt beobachteten wir, wie die Würgeschlange ihr Opfer packte, es mit ihrem Körper umschlang und schließlich kopfüber verschluckte – und wie die Beute als große Beule langsam in der Schlange entlangwanderte.

In dieser Zeit war es mein Traum, mal Tierpfleger zu werden; am liebsten in einem Zoo, wo man sich mit großen exotischen Tieren beschäftigen konnte. (Die Phase, in der ich, wie fast alle Jungs, Panzerfahrer oder Feuerwehrhauptmann werden wollte, gab es natürlich auch, aber sie war sehr kurz.) Doch nach und nach verlor ich das Interesse am eingesperrten Tier, das nicht in seinem natürlichen Umfeld lebte.

Aus dem Tierfänger wurde sehr bald der Tierbeobachter. Schon mit zehn, elf Jahren konnte ich stundenlang irgendwo im Wald sitzen und darauf warten, dass ein Tier sich zeigte. Oft schlich ich mich dazu nachts heimlich aus dem Haus. Einer dieser Nachtausflüge bescherte mir ein Erlebnis, das bis heute nachwirken sollte. Am Tag zuvor hatte ich unter einem Gestrüpp ein totes Hirschkalb gefunden, an dem bereits Tiere gefressen hatten. Nur welche? Ein Fuchs? Ein Marder? Um das herauszufinden, zog ich das Hirschkalb auf eine Lichtung und kletterte nach Einbruch der Dunkelheit auf den Hochsitz, der in etwa 80 Meter Entfernung stand. Es war eine bitterkalte Februarnacht, und wollte ich meine Anwesenheit nicht verraten, musste ich mich absolut ruhig verhalten, denn der Hochsitz knarrte bei der kleinsten Bewegung.

So verharrte ich etwa eine Stunde regungslos und starrte auf die verschneite und vom Vollmond beschienene Lichtung. Meinen kaputten Feldstecher aus NVA-Beständen, dem die linke Hälfte fehlte, hielt ich so, dass ich nur den Kopf ein bisschen zu senken brauchte, um durch die übrig gebliebene rechte Hälfte schauen zu können. Als ich gerade überlegte, meinen Beobachtungsposten aufzugeben und in mein warmes Bett zurückzukehren, erschien ein Fuchs am Rand der Lichtung – und vergessen war die Kälte. Nach kurzem Wittern trippelte der Fuchs zielstrebig auf das Hirschkalb zu und begann an dem gefrorenen Kadaver zu fressen.

Auf einmal glitt völlig lautlos ein riesiger Schatten heran, und mir fiel vor Schreck beinahe mein Fernglas aus den Händen. Der Fuchs ergriff die Flucht, und der Schatten, der sich als Uhu entpuppte, ließ sich neben dem Hirschkalb nieder und versuchte nun seinerseits, ein paar Brocken aus dem bocksteif gefrorenen Fleisch zu reißen. Ich war total gebannt. So einen enorm großen Vogel hatte ich nie zuvor gesehen. Zwar wiegt ein Uhu, wie ich in den folgenden Tagen dank meines Biologielehrers herausfand, der mir einige seiner Tierbestimmungsbücher lieh, nur etwa drei Kilo, wirkt aber durch seine aufgeplusterten Federn sehr viel größer. Nur der Riesenfischuhu, der im Osten Sibiriens lebt, ist noch größer. Und schließlich hatte ich ihn ja zunächst im Flug gesehen, und die Flügelspannweite eines Uhus, des größten Eulenvogels Europas, beträgt um die 1,60, 1,70 Meter. Ein gutes Stück größer, als ich damals war!

Der lautlose Flug – nicht nur im Gleitflug, sondern auch beim Schlagen der Flügel – der Eulenvögel kommt daher, dass die Federn an den Außenkanten ihrer großen Schwingen und am Stoß sehr fein gezahnte Enden haben, wodurch die Luft ganz leise verwirbelt und es nicht zu einem Rauschen wie bei Gänsen oder Schwänen kommt. Das hat der Rüstungskonzern EADS zum Anlass genommen, Rotorblätter von Hubschraubern den Schwingen von Eulenvögeln nachzuempfinden – der Flüsterhubschrauber war geboren. Der große Nachteil des insgesamt sehr »wolligen«, fast weichen Gefieders der Eulenvögel ist, dass es Nässe gut aufnimmt, Eulenvögel also bei Regen schlecht fliegen können.

Nur noch ein weiteres Mal hatte ich in meiner thüringischen Heimat die Gelegenheit, einen Uhu zu sehen. Einen Horst fand ich nie, obwohl ich am Ende eines Winters mal einen Uhu rufen hörte, ein balzendes Männchen. Meine zweite Begegnung war ebenfalls nachts. Dieser Uhu flog direkt über mich hinweg. Ungefähr 40 Meter vor mir schlug er einen Hasen und kröpfte ihn. Dann versuchte er seine Beute – ein relativ schwaches, wahrscheinlich krankes Tier – mitzunehmen, was ihm allerdings nur über etwa 30 Meter gelang. Schließlich musste er sie fallen lassen. Am nächsten Tag fand ich nur noch ein paar Blutspuren im Schnee.

Ich sah mir in der Folgezeit in jedem Museum der DDR, wo es möglich war, einen ausgestopften Uhu an. Und die Faszination für dieses Tier blieb bis heute. Als ich mich als junger Revierförster auf eine Stelle in der Eifel bewarb, war einer der ausschlaggebenden Gründe, neben der Tatsache, dass sie meiner thüringischen Heimat sehr, sehr ähnlich ist und sehr viel Rotwild beherbergt, dass sie die höchste Dichte Mitteleuropas an Uhus – und nebenbei bemerkt anWildkatzen – aufweist.

Aus dem Tierbeobachter wurde schließlich fast zwangsläufig der Tierfotograf. Im Wipfel einer riesigen Kiefer brütete jedes Jahr ein Bussard, dessen Nest von Mal zu Mal größer wurde. Eines Tages, als die Jungvögel das Nest verlassen hatten, schlug ich lange, dicke Nägel seitlich in die Kiefer, bis ganz nach oben. Im Jahr darauf hängte ich mir sechs Wochen, nachdem die Brut geschlüpft war, meine Kamera – einen simplen »Schnippschnapp-Apparat« – um den Hals und hangelte mich an den Nägeln wie auf einer Leiter nach oben. Aus nächster Nähe fotografierte ich die Jungen, die kurz vor dem Ausfliegen standen. Auf diese Fotos, meine ersten Tierfotos überhaupt, war ich unheimlich stolz.

Ich konnte, wie gesagt, Stunden damit zubringen, durch den Wald zu streifen oder einfach regungslos dazusitzen und ein Wildschwein oder einen Hirsch aus nächster Nähe zu beobachten. Bald kannte ich die Lieblingsplätze einiger Tiere, und irgendwann kam die Zeit, als ich dieses Wissen auch auf anderem Gebiet gewinnbringend einzusetzen wusste. Stach mir die hübsche Schwester eines Schulkameraden ins Auge, sagte ich zu ihm: »Du, wenn du heute Abend mit mir rausgehst, zeige ich dir einen mächtigen Keiler im Wald – wenn du mir dafür morgen deine Schwester vorstellst.«

Es folgten wechselvolle Jahre. Nach meiner Flucht aus der DDR im Jahr 1976 fuhr ich zunächst drei Jahre auf deutschen Handelsschiffen, bevor ich in Norddeutschland eine forstliche Ausbildung machte und schließlich 1982 als junger Revierjäger in die Eifel kam, wo ich mein erstes Revier übernahm – und sesshaft wurde, was mich allerdings nicht davon abhielt, in den Jahren danach auf Skiern durch Grönland und mit dem Mountainbike durch den Himalaja zu reisen, ein aufregendes Jahr als Forstberater in China zu verbringen, ein halbes Jahr in Indien und Pakistan …

1991 schließlich machte ich meine alte Passion, das Tierfilmen, zum Beruf. 2006, nach 15 Jahren als hauptberuflicher Tierfilmer und -fotograf, standen auf meiner Wunschliste noch ungefähr 60 Tierarten und Lebensräume, die ich sehen wollte. Diese Liste nicht nur »abzuarbeiten«, sondern mich intensiv mit den einzelnen Punkten auseinanderzusetzen, um gutes Filmmaterial zu erhalten, würde mich ungefähr 120 Jahre beschäftigen. Mein großes Problem dabei war nicht nur, dass mir bei einigen Tierarten, wie schon erwähnt, die Zeit davonzulaufen drohte, sondern dass ich mich darüber hinaus in Tierarten und ihre Lebensräume, die ich einmal aufgesucht habe, meistens so verliebe, dass ich sie unbedingt wiedersehen will und dass ich diesem Drang in der Regel nachgebe. Das hält mich natürlich davon ab, neue Regionen zu bereisen. So war es auch bei den Berggorillas. Diese Tiere wenigstens einmal in freier Wildbahn erlebt zu haben (in Zoos findet man sie ohnehin nicht), ist für jeden naturbegeisterten Menschen ein Muss, und für mich war es eine derart beeindruckende Erfahrung, dass ich mir sagte: Ich muss da unbedingt wieder hin, das kann unmöglich das letzte Mal gewesen sein. Insofern würden aus den 120 Jahren wohl eher 200 werden …

Um wenigstens einen Teil meiner Pläne zu realisieren, musste und muss ich also ein bisschen Gas geben. Und vor allem eine Auswahl treffen. Ich bin zum Beispiel von Gottesanbeterinnen und Heuschrecken völlig fasziniert, von Spinnen erst recht, aber zum einen stehen diese Tierarten, obwohl sie für das Ökosystem wichtig sind, nicht unbedingt in unserem Blickfeld. Bei Insekten entstehen relativ schnell neue Formen – während alte verschwinden, bevor man sie überhaupt entdeckt hat; man bräuchte nur auf die Hochplateaus von Venezuela zu fliegen und würde mit Gewissheit in kürzester Zeit fünf neue Arten entdecken. Zum anderen wecken große Tiere mehr Begierde – ob beim Jäger, Fotografen oder Fernsehzuschauer. Ein Eisbär, ein Elefant oder ein Löwe löst ganz andere Empfindungen aus als eine Waldeidechse oder ein Feuersalamander. Sie haben, so seltsam das im Zusammenhang mit Tieren klingen mag, schlichtweg mehr Charisma, eine Ausstrahlung, der sich kaum ein Mensch entziehen kann. Oder sie polarisieren – nicht selten aus Unkenntnis. Man denke nur an den Weißen Hai, der jahrzehntelang den Ruf eines blutrünstigen Ungeheuers hatte. Doch wer weiß schon, dass pro Jahr 200-mal mehr Menschen durch einen defekten Toaster zu Tode kommen als durch einen Weißhai? Etwa 800 »Toastertote« gegen vier Tote durch Weißhaiangriffe, so die Bilanz.

Da ich ja nicht nur zu meinem Vergnügen filme, sondern fürs Fernsehen, stellte sich die Frage, mit welchen Tieren man am ehesten viele Zuschauer vor die Fernseher lockte – nicht nur, um ihnen schöne, möglichst sensationelle Bilder zu zeigen, sondern auch, um sie wachzurütteln, ihnen klarzumachen, dass es für so manche Art auf dieser Erde bereits eine Minute vor oder gar fünf Minuten nach zwölf ist. Wer seit Jahren im Fernsehgeschäft ist, ob ich als Tierfilmer oder die Programmverantwortlichen, weiß: Tiere, die ein Fell haben und selbst ausgewachsen noch ein bisschen dem Kindchenschema (großer, runder Kopf, große Augen, kleine Nase) entsprechen, kommen immer gut an. Das trifft in erster Linie auf große Katzen und Bären zu. Krokodilen, Waranen oder Giftschlangen hingegen würden die meisten keine Träne nachweinen, doch üben diese Tiere, von der sicheren Couch aus betrachtet, auf viele Menschen eine eigentümliche Faszination aus.

Ich entschied mich – im Rahmen meiner »Favoriten« – für eine Mischung: Für den Anfang waren das Berggorilla und Eisbär (wegen des »Kuschelfaktors«), Asiatischer Löwe (»Großkatzen gehen immer«), Salzwasser- beziehungsweise Leistenkrokodil und Komodowaran (wegen des Grusel- und des Igitt-»faktors«) und schließlich Braunbär und Wolf. Die Letzteren kamen in meine Erstauswahl, weil beide als einzige größere »Raubtiere« auch in Mitteleuropa beheimatet sind und der Mensch den Dingen vor seiner Haustür meist mehr Aufmerksamkeit schenkt. Außerdem war es mir ein Anliegen, das Bild von Wolf und Bär als grausamer Bestie zu revidieren und aufzuzeigen, dass man in »guter Nachbarschaft« mit ihnen leben kann. In Rumänien zumindest funktioniert das.

Schon sechs oder sieben Jahre zuvor hatte ich einmal einen Drehbuchentwurf für eine Tierdokumentation geschrieben, die mehrere Tierarten »abhandeln« sollte. Damals nannte ich das Ganze »In 90 Tagen um die Welt«. Kurz hierhin und dorthin, ein bisschen im Stil von Douglas Adams und Marc Carwardine, die Ende der 1980er-Jahre für BBC Radio zu bedrohten Tierarten rund um die Welt reisten. Die Radiofolgen hat, außer in England, meines Wissens nie einer richtig wahrgenommen, aber das Buch (deutsche Ausgabe: »Die Letzten ihrer Art. Eine Reise zu den aussterbenden Tieren unserer Erde«), das sozusagen als Beiwerk entstand, wurde ein Welterfolg. Um es kurz zu machen: Mein »treatment proposal« wurde abgelehnt. »Ne, ne, lass mal«, hieß es, »das passt nicht in die Zeit. Wir machen lieber große Geschichten, monothematisch.« Das war damals angesagt.

2006 nahm ich einen zweiten Anlauf, und diesmal war die Zeit anscheinend reif für mein Vorhaben. Der Kultur- und der Programmchef beim ZDF und diejenigen, die Kooperationen mit National Geographic in die Wege leiten, entschieden sich nach relativ kurzer Zeit, das Projekt zu realisieren.

Von Anfang an war klar, dass es kein wissenschaftlicher Film werden sollte und keiner, in dem ich mit ständig erhobenem Zeigefinger vor der Kamera stehe und die Zuschauer belehre, in der Art von: »Also, wenn ihr jetzt nicht aufpasst und noch mehr Teakholzfensterrahmen kauft, dann wird es diese Tiere hier bald nicht mehr geben.« Ich wollte stattdessen auf eine ganz eigene Art betroffen machen. Da kaum ein Fernsehzuschauer die Möglichkeit hat, selbst auf der Suche nach seltenen oder vom Aussterben bedrohten Tieren in die entlegensten Winkel dieser Erde zu kriechen, werde ich an seiner statt kriechen und ihn quasi mitnehmen. Und mit mir wird ein Zweiter kriechen, nämlich einer, der mich filmt, der aufnimmt, wie ich fluche, wie ich mich freue, wie ich vor Ergriffenheit heule, wie ich von Moskitos zerstochen werde oder vor Kälte mit den Zähnen klappere. Nicht, um mich in den Vordergrund zu stellen, sondern um die Zuschauer die Suche authentisch und hautnah miterleben zu lassen.

Frank und Luana

 

Als Nächstes kam die Frage auf, wer denn der Zweite überhaupt sein könnte, der dieselben oder ähnliche Strapazen auf sich nimmt, der ähnlich leidenschaftlich dabei ist wie ich? Der das Ganze also nicht nur wegen eines spannenden Jobs macht oder weil er um die Welt reisen oder gutes Geld verdienen will, sondern weil ihm die »Botschaft« des Films ebenfalls ein persönliches Anliegen ist. Und da fiel mir eigentlich nur einer ein: mein alter Kamerakollege Frank Gutsche.

Kennengelernt hatten Frank und ich uns durch einen Privatsender, der ein 45-Minuten-Porträt über mich machen wollte. Die sehr engagierte und sehr junge Redakteurin besuchte mich in der Eifel und schaute sich mein Archivmaterial an. Das wollte sie zwar teilweise mit einbauen, doch der eigentliche Film sollte nicht in Deutschland gedreht werden, sondern in dem Gebiet, in dem ich hauptsächlich arbeite und durch das ich bekannt geworden bin, also in Alaska. Entsprechend hatte sie das Drehbuch geschrieben – und offenbarte mir nun, dass sie mitkommen werde.

»Weißt du, worauf du dich da einlässt?«, fragte ich sie da. »Wir wollen zwei Wochen in die Wildnis. Das ist nicht so wie hier in der warmen Stube sitzen.«

»Ja, ja, das kriege ich schon hin«, meinte sie leicht genervt, und ich konnte direkt sehen, was hinter ihrer Stirn vorging: Wieder einer, der glaubt, nur Kerle halten was aus. »Ich war schon mal in der Schweiz Skifahren, ich kann Kälte vertragen«, setzte sie süffisant nach.

Sie wird's schon wissen, dachte ich mir, und fragte dann: »Habt ihr einen guten Kameramann?«

»Ja, jemanden aus Berlin. Mit dem war ich letztens noch in Dschibuti. Er ist zwar unglaublich dünn, aber zäh und vor allem richtig gut in seinem Job und sehr einfallsreich.«

Als ich Frank das erste Mal traf, bei unserem Abflug nach Alaska, musste ich der Redakteurin recht geben: Frank ist in der Tat unheimlich dünn, wahrscheinlich der dünnste Kameramann Deutschlands. Und bald sollte ich feststellen, dass Iris auch bei seinen anderen Eigenschaften nicht übertrieben hatte.

Gut eine Woche nach unserer Ankunft in Alaska wurde im Radio davor gewarnt, nach draußen zu gehen, um Erfrierungen zu vermeiden. Wir sahen das zunächst recht gelassen, denn wir waren mit unserer Arbeit schneller vorangekommen als ursprünglich gedacht. Im Grunde fehlten nur noch ein paar Interviewsequenzen. Wir warteten also einen Tag ab, dann einen zweiten – und schließlich einen dritten.

Am Vormittag des vierten Tages stand das Thermometer unverändert auf minus 45 (!) Grad Celsius und machte keine Anstalten, auch nur geringfügig zu klettern. Zu alledem blies ein kräftiger Wind. Und mittlerweile lief uns die Zeit davon. Wir mussten drehen. Bald darauf standen wir dick eingemummt im Freien. Thomas, der Tonmann, war nur damit beschäftigt, die Akkus der Kamera auszutauschen, die in der eisigen Kälte nicht lange durchhielten. Iris, Frank und Thomas standen zumindest windabgewandt, sodass ihr Gesicht einigermaßen gut geschützt war, ich jedoch musste in den Wind hinein sprechen. Nach einiger Zeit brachte ich kaum mehr ein Wort über die Lippen, und dann sagte Iris plötzlich, dass mein Gesicht ganz weiß sei.

Tatsächlich hatte ich mir einen klassischen Frostbrand geholt. Nach einigen Tagen schälte sich die Haut ab, und ich sah ziemlich ramponiert aus. Zum Glück waren da alle Aufnahmen bereits im Kasten.

Bei der Sichtung des Filmmaterials, zurück in Deutschland, sah ich sofort, dass Frank ein ausgezeichnetes fotografisches Auge hat. Der Dreh in Alaska hatte mir außerdem gezeigt, dass Frank wirklich ein zäher Bursche ist und eine gehörige Portion Durchhaltevermögen besitzt. Da wir uns zudem gut verstanden und einige Gemeinsamkeiten entdeckt hatten – Frank ist zum Beispiel ebenfalls begeisterter Segler –, arbeiteten wir in der Folge immer wieder mal zusammen. Witzigerweise sehen wir uns sogar ähnlich und werden oft für Brüder gehalten.

Was uns wohl hauptsächlich unterscheidet, ist, dass Frank eher ein vorsichtiger Mensch ist. Wenn er irgendwohin auf Dreh fahren soll, ist eine seiner ersten Fragen immer: »Was gibt es denn da für Krankheiten?« Man sollte ihm also nicht zu viel über Krankheiten erzählen, denn er konsultiert sofort das Tropeninstitut oder die medizinische Abteilung eines Globetrotterladens. Alle werden ihm natürlich Horrorgeschichten aus der Region erzählen, und ein Arzt wird den Teufel tun und sagen, da gibt es zwar diese und jene Krankheit und auch ein paar giftige Tierlein, aber er solle sich mal keine Sorgen machen. Das wäre ja auch grob fahrlässig.

Frank lässt sich jedenfalls vor jeder Reise gegen alles Mögliche impfen. Und wann immer eine Situation kritisch oder riskant werden könnte, ermahnt er mich: »Denk dran, Andreas, es ist nur fürs Fernsehen.« Worauf ich dann meist frage: »Möchtest du lieber für RTL ›Frauentausch‹ drehen?«, und Frank gequält das Gesicht verzieht oder einfach nur abwinkt. Abgesehen vom Niveau solcher Formate weiß Frank aus eigener Erfahrung, dass es da ziemlich hart zur Sache geht. Man ist nämlich immer mittendrin, muss sehr situativ und möglichst authentisch das Geschehen filmen – obwohl natürlich vieles vorher abgesprochen ist. Und oft werden mehrere Folgen am Stück gedreht, sprich, der Kameramann hat unter Umständen zehn Stunden am Tag die schwere Kamera auf der Schulter. Da ist man abends wie erschlagen.

Wie auch immer. Als es um die Frage ging, wer bei der Reise um die Welt mein zweiter Mann sein sollte, rief ich Frank an.

»Oh, das klingt gut«, sagte er sogleich, nachdem die Stichworte »Reise um die Welt« und »bedrohte Tierarten« gefallen waren. Wir konnten nur noch über die Drehtermine reden, wobei sich herausstellte, dass Frank mich nur auf drei Etappen begleiten konnte. Dann meinte er: »Hör mal, lass uns die Details nächste oder übernächste Woche klären, ich bin gerade auf dem Sprung.«

Mein Glück, denn hätte er zuerst nach den Stationen und vor allem den Tieren gefragt, die ich filmen wollte, hätte er mir womöglich einen Korb gegeben. Und als ich ihm dann schließlich die Einzelheiten erläuterte, stand er zu seinem Wort – auch wenn ihm allein bei dem Gedanken an Eisbären ganz mulmig wurde.

Vor einiger Zeit hatte ich mal gelesen, dass, wenn die Stadt Frankfurt am Main Marilyn Monroe wäre, Offenbach die kleine hässliche Schwester wäre. Und dorthin, genauer: an die Hochschule für Gestaltung, wurde ich eines Tages als Referent eingeladen.

Nach dem Vortrag kam ich mit der Studentin Luana Knipfer ins Gespräch. Zuerst ging es natürlich hauptsächlich um meine Arbeit, dann sprangen wir von einem Thema zum anderen, von der Fotografie zur Kunst, vom Motorradfahren zum Mountainbiken, von der Literatur zur Philosophie, und ich stellte fest, dass diese junge Frau ein erstaunlich breites Allgemeinwissen hatte. Dazu kamen ihr sehr selbstbewusstes Auftreten, ihre Haltung, ihr Gang, die zeigten, dass sie mit beiden Beinen fest auf dem Boden stand. Da war ihre Freundlichkeit, mit Sicherheit auch eine gewisse weibliche Ausstrahlung. Das Mädchen beeindruckte mich immer mehr. Plötzlich zog sie, wie aus dem Nichts, eine Mappe hervor, um mir ein paar ihrer Arbeiten zu zeigen. Und ich dachte, Donnerwetter, was für Aufnahmen. In erster Linie waren es Menschenporträts, Situationen aus der Stadt. Etliche Fotos stammten aus Brasilien, wo Luana ein Jahr gelebt hatte.

Es sprudelten ein paar Sätze aus ihr heraus, bei denen ich dachte, genau das Gleiche hast du vor 20 Jahren zu anderen Leuten gesagt, und von allen hast du eine Absage bekommen. Als junger Mensch hätte ich Bernd Grzimek oder Heinz Sielmann jahrelang umsonst die Kamera oder den Rucksack geschleppt und meine Reise auch noch selbst bezahlt, nur um dabei sein und lernen zu können. Und genau diese Bereitschaft spürte ich bei Luana. Ich hatte das Gefühl, dass sie aus demselben Holz wie ich geschnitzt ist.

Und als sie schließlich erzählte, dass es ihr größter Wunsch sei, irgendwann einmal die Abenteuer, die sie nur aus Büchern und Erzählungen kenne, selbst zu erleben, sagte ich zu ihr, wenn dem wirklich so sei, solle sie mich doch begleiten, und schilderte ihr kurz das Projekt »Expeditionen zu den Letzten ihrer Art«. Eine Bauchentscheidung – die natürlich was mit Menschenkenntnis und Erfahrung zu tun hatte. Wir, das heißt die Fernsehanstalten und auch ich, erhalten ganz oft Anfragen von Leuten, die als zweiter Kameramann, Fotograf oder Tonmann mit zu den Dreharbeiten wollen. Ich sehe sie mir an, wie sie angezogen sind, wie sie sich bewegen und wie ihre Hände aussehen, und bei den meisten wird mir schnell klar, dass sie noch nie im Grünen, geschweige denn in der Wildnis gearbeitet haben, sondern immer nur, wie ich es nenne, auf deutschem Parkett. Manche sind sehr gut in ihrem Fach, aber ich würde sie trotzdem nicht mitnehmen, weil ich ihnen einfach nicht zutraue, wochenlang widrige Wetterbedingungen, schlechte bis katastrophale hygienische Verhältnisse, ungewohnte körperliche Anstrengungen und einiges mehr, was das Filmen in abgelegenen Regionen so mit sich bringt, auszuhalten und dabei noch einen guten Job zu machen. Luana traute ich das zu.

Und Luana? Die wäre mir vor Freude und Aufregung fast um den Hals gefallen.

Nebenbei bemerkt: Sie musste natürlich weder meine Sachen schleppen noch ihre Reise aus eigener Tasche finanzieren.

Das ZDF hatte grünes Licht gegeben und mit Frank und Luana hatte ich einen zweiten Kamera»mann«. Nun konnte es also losgehen.

»Alert, it's polarbear country!« – Eisbären in Kanada und Spitzbergen

 

»Wie, was, wir stehen da einfach auf dem Eis in der Tundra im Schnee, kein Käfig, und ich soll dort Eisbären filmen?« Entgeistert schaute mich Frank an.

Das war zwei Wochen, nachdem er sich bereit erklärt hatte, mich auf drei Etappen zu begleiten.

Wir hatten uns bei mir zu Hause in der Eifel verabredet, um die Reisen zu besprechen. Der Holzofen bullerte, zum Abendessen hatte es zarte Hirschsteaks mit Kartoffeln und Gemüse gegeben, vor uns standen zwei Gläser mit einem süffigen Cabernet Sauvignon aus Südafrika.

»Ja klar. Ich mache das schon seit 16 Jahren immer mal wieder, und es ist noch nie was passiert.«

»Aber die sind gefährlich, die fressen Menschen! Das weiß doch jeder.«

»Wenn du mit einer Konserve Ölsardinen, die nicht ganz dicht ist, zu einem Eisbärendreh aufs Packeis läufst oder in die Tundra, ist die Wahrscheinlichkeit, dass du von einem Bären zerfleddert wirst, tatsächlich groß. Diesem Geruch kann er einfach nicht widerstehen, und ein Bär hat halt mal eine extrem feine Nase. Er will nur den Leckerbissen, aber von dir selbst will er eigentlich nichts.«

»Na, das ist ja wirklich beruhigend«, meinte Frank ironisch und setzte gleich nach: »Und was ist mit den alten Geschichten früher Seefahrer, deren Schiffe vom Packeis eingeschlossen waren und die von Eisbären angegriffen wurden? Alles Märchen?«

Okay, dachte ich mir, da muss ich wohl ein bisschen weiter ausholen, legte noch ein paar Holzscheite in den Ofen und schenkte uns Rotwein nach.

»Ein Eisbär«, fing ich zu erklären an, »kann kalte Gerüche, damit meine ich lebende Tiere wie Robben, Walrosse und Wale – von Kadavern, die richtig stinken, will ich gar nicht reden – auf Entfernungen von bis zu drei Kilometern aus der Luft filtern. Wenn ich das Ganze noch verstärke, indem ich es erhitze, zum Beispiel Robbenspeck räuchere, was ja damals diese Polarfahrer gemacht haben, die den erschlagenen Seehund nicht roh essen wollten, dann ist doch ganz klar, dass als Nächstes der Eisbär an der Bordwand kratzt und seinen Teil abhaben will.

Noch einmal: Ich halte Eisbären nicht für sehr gefährlich. Wenn es zu einem Unfall mit einem Eisbären kommt, ist das in der Regel auf das Fehlverhalten des Menschen zurückzuführen – oder du hast es mit einem völlig abgemagerten und ausgehungerten Exemplar zu tun. Aber selbst hungrige Bären – ob Eisbär, Grizzly oder welcher Art auch immer – werden nur in den seltensten Fällen über Menschen herfallen. Wie viele Raubtiere sehen sie in uns Menschen ebenfalls ein Raubtier. Und Raubtiere gehen sich in der Regel aus dem Weg. Außerdem sind Eisbären normalerweise scheue Einzelgänger, und wenn man sich richtig verhält, lässt sich ein Eisbär eigentlich fast immer vertreiben.«

»Ah ja, ›eigentlich‹«, warf Frank ein und verriet damit, dass er alles andere als überzeugt war.

»Ich habe das selbst schon erlebt«, fuhr ich fort, ohne auf seine Bemerkung einzugehen. »Auf einem meiner Drehs in der Arktis hatte ich mein Camp ungefähr 15 Kilometer von der Küste entfernt aufgebaut. Ich hockte vor dem Brenner, den ich neben dem Zelt aufgestellt hatte, und freute mich auf meine Suppe, die gerade zu köcheln anfing. Es war dunkel, fing an zu schneien, der Wind blies direkt Richtung Meer. Auf einmal nehme ich im Augenwinkel eine Bewegung wahr, schaue hoch und sehe im schwachen Licht meiner Kopflampe einen Eisbären. Ich denke, das darf nicht wahr sein, wo ist dein Bärenspray? Während der Bär immer näher kommt, suche ich fieberhaft nach dem Pfefferspray und brülle den Bären an: ›Hey, bleib stehen, close enough, go, bear, go.‹ Der Bär lässt sich gar nicht beeindrucken. Endlich – der Bär ist nur noch drei Meter von mir entfernt – bekomme ich die Dose in die Finger, löse die Sicherung, will sprühen – und es macht nur pff, pff, pff. Es war zu kalt! Wir reden von minus 20 Grad, und da hatte sich die Spraydose wohl verabschiedet. Na super!

Dann bin ich auf den Bären zu, habe einen Sprung nach vorn gemacht, um ihm zu zeigen: Ich bin stark. Er war es übrigens auch, ein großes Männchen, relativ gut genährt, soweit ich das sehen konnte. Ich dachte nur, wenn du ihm jetzt die Suppe überlässt, nimmt er dir das ganze Camp auseinander. Er wird dich vielleicht nicht töten, aber er nimmt dir das ganze Camp auseinander. Und so bin ich neben meiner Suppe stehen geblieben, habe herumgebrüllt, mit meinem Geschirr geklappert und einen auf wilden Mann gemacht. Das hat ihn immerhin so beeindruckt, dass er Abstand hielt. Allerdings blieb er in der Nähe und streifte ständig um das Camp herum. Ich aß meine Suppe, hatte also was Warmes im Magen, fror aber dennoch erbärmlich. Erst nach etwa zwei Stunden verzog sich der Eisbär, und endlich konnte ich in meinen Schlafsack schlüpfen.«

»Ach komm«, meinte Frank noch immer zweifelnd, »erzähl mir doch kein Jägerlatein.«

»Es hat sich wirklich so zugetragen. Es kam dem Bären nicht in den Sinn, mich zu töten. Am nächsten Morgen sah ich um mein Camp herum überall seine Fußabdrücke. Dann ist er anscheinend mehr oder weniger im Zickzack suchend zurück zum Meer gegangen.«

»Mag ja alles sein, aber du hast jahrelange Erfahrung im Umgang mit Bären – im Unterschied zu mir.«

»Aber du hast nicht nur einen windigen Kochtopf aus Blech zur Verteidigung, sondern eine viel massivere und wirksamere Waffe«, grinste ich ihn an.

»Hä?«

Ich erzählte Frank von einer meiner ersten Begegnungen, die ich mit einem Eisbären hatte – das war, als ich gerade erst mit dem Tierfilmen begonnen hatte, und ebenfalls an der Hudson Bay. Ich werde die Situation nie vergessen. Ich war mit einem Geländewagen zu einer Stelle gefahren, wo ich einen Tag zuvor ein totes Walross, das neben allem möglichen Umweltmüll an den Strand gespült worden war, und frische Bärenspuren entdeckt hatte. Der Kadaver lag schon lange da und stank so bestialisch, dass sogar ein Mensch ihn einen Kilometer gegen den Wind riechen konnte. Ich hatte mich in gehörigem Abstand postiert und filmte einen Eisbären, der an dem Walross fraß. Irgendwann war der Bär satt und trottete Richtung Tundra. Auf einmal bekam er Witterung von mir. Er verhielt kurz, dann kam er auf mich zu. In Eisbärenmanier, nach dem Motto: »Ich bin der Herrscher der Arktis. Ich habe keine Angst vor nichts und niemandem.« Plötzlich machte er einen Scheinangriff, das heißt, er spurtete auf mich zu und bremste kurz vor mir, vielleicht noch zweieinhalb Meter weg, ab. Die Kamera stand auf dem Stativ, ich dahinter. Das Stativ war das Einzige, was uns noch trennte.

Dann hielt ich dem Bären meine Hand hin, wie man das bei Hunden auch macht, hatte allerdings einen Handschuh an. Auf einmal sah ich, dass ungefähr 100 Meter entfernt ein Typ mit einer Kamera – offensichtlich ebenfalls ein Tierfilmer und -fotograf – auftauchte. Der dachte sicher, er kriegt jetzt die Bilder seines Lebens: Eisbär tötet Tierfilmer vor laufender Kamera. Und fotografierte das Ganze. Der Eisbär schnüffelte an meinem Handschuh und wollte noch näher an mich heran. Um ihn abzulenken, zog ich den Handschuh aus und warf ihn auf die Erde. Der Eisbär schnupperte nur kurz daran, dann wollte er wieder mir auf den Pelz rücken. Ich war zwei oder drei Tage vorher in einer Kneipe gewesen, und offensichtlich hing der Geruch von Frittenöl, Fried Chicken und all diesem Junkfood noch in meinem Parka. Und das interessierte den Bären total. Wahrscheinlich roch ich wie eine leicht angeräucherte Robbe. Ich stieß ihm ein paarmal mit dem Stativ gegen die Brust, um ihn auf Abstand zu halten, da griff er mit seiner Pranke nach dem Stativ, aber beinahe behutsam, als wolle er spielen.

Ich versuchte ihn so zu bugsieren, dass ich in mein Auto gelangen konnte, aber er blockierte den Weg, und ich geriet nun doch etwas in Panik. Nach kurzem Zögern rammte ich ihm das Stativ mit Wucht gegen die Brust, und er merkte, dass das Ganze kein Spaß war. Offensichtlich waren die Gerüche an mir nicht verlockend genug, als dass es sich lohnte, über mich herzufallen, denn er zog einfach seines Weges.

Ich stolperte zu meinem Wagen, begann plötzlich am ganzen Körper zu zittern, hatte mich nicht mehr unter Kontrolle.

Da kam der andere Fotograf, ein Amerikaner, mit seinem Truck angefahren und fragte: »Brauchst du einen Schnaps?«

Und ich sag: »Ja, ja, ja.«

Er drückte mir eine Flasche Whiskey in die Hand und meinte dann: »Mensch, ich habe ja schon viel erlebt, verrückte Fotografen, die sich an Elefanten heranschleichen wollten und auf einmal völlig ohne Deckung in der Savanne standen; irgendwelche Idioten, die mitten in einer Herde wild gewordener Kaffernbüffel aus ihrem Auto stiegen; einen Wahnsinnigen, der sich unbedingt an ein riesiges Nilkrokodil heranschleichen musste und von ihm fast geschnappt wurde, aber so etwas Blödes wie dich habe ich noch nie gesehen. Warum bist du denn nicht weggerannt?«

»Weil man in dem Moment, in dem man vor einem großen Raubtier davonrennt, das einen schon aufs Korn genommen hat, bereits verloren hat. Lauf nie weg, das ist oberstes Gebot. Wenn du stehen bleibst, ist das Tier irritiert. Und dann kannst du überlegen, wie es weitergehen soll. Das solltest gerade du als Tierfilmer wissen«, antwortete ich leicht verschnupft.

Na, jedenfalls versprach er mir, die Fotos zu schicken, die er von der Begegnung mit dem Eisbären geschossen hatte. Und das tat er auch.

»Eines davon kennst du«, sagte ich zu Frank, »es hängt drüben in der Küche.«

Kilometer um Kilometer zogen scheinbar endlose Eis- und Schneeflächen unter uns dahin. Frank und ich waren auf dem Weg von Winnipeg in das 1700 Kilometer weiter nördlich gelegene Churchill im Nordosten Kanadas. Der Blick aus dem Flugzeug bot wenig Abwechslung, sodass wir lasen oder einfach nur vor uns hin dösten.

»Sag mal«, meinte Frank plötzlich, »ist Churchill eigentlich weit weg von der Stelle, wo du den Eisbären mit dem Stativ auf Abstand halten musstest?«

»Wieso fragst du?«

»Ach, nur so«, erwiderte Frank in bemüht gleichgültigem Ton. Seine nächste Frage machte jedoch offensichtlich, woher der Wind blies. »Du hast mal erzählt, dass Eisbären so ziemlich deine ersten Motive als Tierfilmer waren. Wieso ausgerechnet diese – ich behaupte immer noch gefährlichen – Tiere?«

»Ganz einfach: Ich musste mir sehr genau überlegen, wo es eine Marktlücke gab. Mit Sicherheit nicht in Afrika, denn da tummelten sich Unmengen von Tierfilmern, und die Qualität und die Inhalte der Filme hatten bereits einen extrem hohen Standard erreicht. Also konnte ich eigentlich nur in den Norden gehen, wo andere Kameraleute nicht hinwollten. Ich hatte in der ersten Zeit die ein oder andere Diskussion mit anderen Tierfilmern, die sagten: ›Du da oben mit deinen langweiligen Bärenfilmen.‹ Und ich sagte dann: ›Geht doch selbst mal da hoch und dreht da. Ihr hockt irgendwo in Afrika gemütlich an einem Wasserloch, wo jeden Tag richtig was los ist. Ich renne wochenlang herum, sehe tagelang nicht ein einziges Tier – und wenn ich eines sehe, macht es nicht viel, weil es Energie sparen muss.‹ Davon wollten sie aber nichts wissen, weil man aufgrund der extremen Bedingungen im Norden schnell an die Grenze seiner Belastbarkeit stößt. Ich hatte damals schon einige Gewalttouren hinter mir, zum Beispiel in Grönland und im Himalaja, Kälte machte mir nichts aus, ich war gut trainiert, und ich wusste, dass ich mit Entbehrungen zurechtkam.«

»Schön und gut, aber warum ausgerechnet gleich Eisbären? Du hättest doch auch mit Karibus oder Elchen anfangen können.«

»Ha! Elche sind wesentlich gefährlicher als Eisbären! In Alaska werden Jahr für Jahr mehr Menschen von Elchen verletzt als von jedem anderen Tier. Sei's drum. Eisbären interessierten mich halt schon immer. Jedenfalls war es die richtige Entscheidung, und ich habe ihnen unheimlich viel zu verdanken, weil sie mir ganz wesentlich dabei geholfen haben, mich als Tierfilmer zu etablieren. Meine ersten beiden sehr beachteten Filme handelten von Eisbären, einen drehte ich für das ZDF, den anderen für die ARD. Das war von 1991 bis 1993. Ich bekam Szenen vor die Kamera, wie sie bis dahin noch nie gedreht worden waren, zum Beispiel Interaktionen zwischen Schlittenhunden und Eisbären. Eisbären, die im Eiswasser schwimmen, die Eisdecke durchbrechen und auftauchen. Spielerische Zeitlupenkämpfe zwischen Eisbären. Die Redakteure waren schwer beeindruckt, als sie das Material sahen. Die Aufnahmen waren eine echte Sensation – was mir während des Drehens übrigens gar nicht so recht bewusst war.«

Eisbären sind noch heute von allen Tieren, die ich drehe, meine Lieblingstiere – neben den Grizzlys. Und ich finde, dass ein Tier, das es geschafft hat, sich so schnell zu verändern und den Gegebenheiten anzupassen, den allergrößten Respekt verdient: Eisbären sind erdgeschichtlich gesehen die jüngste Raubtierart der Erde. Sie haben sich erst in der Endphase des Eiszeitalters herausgebildet. Damals war es so kalt, dass selbst in Teilen Europas polare Bedingungen herrschten. In London etwa stieß man in den 1960er-Jahren bei Grabungen auf fossile Überreste einer eiszeitlichen Unterart des heutigen Eisbären. Stoßzähne von Walrössern wurden sogar auf Höhe der Azoren entdeckt. In dieser letzten Eiszeit wurde nördlich lebenden Grizzlys durch riesige Gletscher und Eisbarrieren der Wanderweg nach Süden abgeschnitten, und es gab für diese Tiere salopp gesagt nur zwei Möglichkeiten: aussterben oder sich an die neuen Lebensbedingungen anpassen.

Da Bären generell Generalisten und Opportunisten sind, die in verschiedensten Regionen existieren können – man denke an die unterschiedlichen Lebensräume und Ernährungsgewohnheiten von Schwarzbär, Lippenbär, Kragenbär oder Braunbär –, brachten es die nördlichen Grizzlys fertig, sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen. Der Kopf wurde kleiner, das Fell noch dichter; eine dicke Speckschicht förderte nicht nur die Wärmeisolation, sondern sorgte auch für Auftrieb beim Schwimmen. Aus dem sehr energieaufwendigen Schaukelgang wurde der mehr oder weniger elegante Passgang, ähnlich dem des Wolfes, wodurch die Eisbären selbst größere Entfernungen auf dem Eis kräfteschonend zurücklegen konnten. Sie bekamen größere Pfoten, wurden insgesamt aber schmaler. Die Backenzähne sind nicht mehr so breit und flach wie bei einem Braunbären, darauf ausgelegt, Wurzeln, Früchte und Gras zu zermalmen. Vielmehr hat der Eisbär ein klassisches Raubtiergebiss. Als fast reiner Fleischfresser ist er auch aggressiver als ein Grizzly, der, wenn er wollte, sogar als reiner Vegetarier leben könnte. Eisbären sind zudem extrem schnell und wendig. Er wirkt bei Weitem nicht so tapsig und plüschig wie andere Bären – außer natürlich im Babyalter, wofür der kleine Knut aus dem Berliner Zoo der beste Beweis war.

Trotz all dieser Unterschiede sind Eis- und Braunbären noch so nah verwandt, dass sie fruchtbare Nachkommen miteinander zeugen können. Lange Zeit war eine solche Hybridisation zwischen den beiden Arten nur aus Zoos – zum Beispiel dem im alaskanischen Anchorage – bekannt. Bis am 16. April 2006 der Sportjäger Jim Martell auf Banks Island in Kanada einen Eisbären erlegte – zumindest dachte er das. Das Fell war jedoch nicht richtig weiß oder gelblich, zeigte eher ein sehr helles Braun, wie es bei Grizzlys manchmal vorkommt. Für einen Grizzly aber galt Jim Martells Jagdlizenz nicht. Statt dass die Behörden einfach sagten, okay, der Mann hatte eine Lizenz, und der Grizzly ist so hell, dass man ihn leicht mit einem Eisbären verwechseln konnte, gaben sie eine DNA-Analyse in Auftrag. Heraus kam, dass weder der Jäger, der das Tier für einen Eisbären gehalten hatte, noch die Behörden, die in ihm einen Grizzly sahen, recht hatten – beziehungsweise dass beide recht hatten: Das Tier war halb Eisbär, halb Grizzly.

Eine Sensation, denn eine Paarung dieser beiden Arten in der freien Wildbahn galt bis dahin als höchst unwahrscheinlich. Zum einen paaren sich Eisbären im zeitigen Frühjahr und üblicherweise auf dem Eis, Grizzlys hingegen im Sommer auf dem Festland. Zum anderen begegnen sich die beiden Arten höchst selten. Es gibt zwar Gebiete, in denen beider Lebensräume direkt aneinandergrenzen, so zum Beispiel an einer Stelle der Nordküste von Alaska, wo Wale gejagt, an Land gezogen und zerlegt werden. Da tauchen regelmäßig sowohl Grizzlybären aus der Tundra als auch Eisbären von der Meeresseite her auf und fressen von den Kadavern. Aber normalerweise gehen sich die beiden aus dem Weg – so wie Bären das generell tun.