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Charles Willeford, Seitenhieb

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Charles Willeford, geboren 1919 in Arkansas, mit acht Jahren Waise und mit vierzehn Eisenbahntramp, war Berufssoldat und später Boxer, Radiosprecher, Maler und Englischlehrer. Als Journalist und Literaturkritiker schrieb er für den Miami Herald, als Autor veröffentlichte er zahlreiche Bücher. Er starb 1988 in Miami. Seitenhieb (1987) ist der dritte Band einer vierteiligen, in Miami angesiedelten Serie mit Detective Sergeant Hoke Moseley.

»Ich bin ein krimineller Psychopath. Ich kenne den Unterschied zwischen gut und böse, aber er spielt keine Rolle für mich. Ich kann auch anders, aber es ist mir scheißegal«, sagt Troy Louden über sich selbst. Ihm sind auch die Menschen egal, die er vor seine abgesägte Schrotflinte bekommt. Hoke Moseley hat sich nach einem Burn-out aus Miami zurückgezogen und will es auf Singer Island ruhiger angehen lassen. Gestört wird er dabei zunächst nur von seiner bulimischen Tochter und wunderlichen Nachbarn. Doch dann kommt der tollwütige Troy Louden in die Gegend …

Charles Willeford

SEITENHIEB

Der dritte Hoke-Moseley-Fall

Mit einem Vorwort von Elmore Leonard

Deutsch von Rainer Schmidt

Durchgesehen und mit einem Nachwort von Jochen Stremmel

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Alexander Verlag Berlin

Erweiterte und durchgesehene Neuausgabe 2016

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel Sideswipe.

© 1987 by Charles Willeford

© für diese Ausgabe by Alexander Verlag Berlin 2003

Alexander Wewerka, Postfach 19 18 24, 14008 Berlin

info@alexander-verlag.com | www.alexander-verlag.com

Alle Rechte vorbehalten.

Introduction by Elmore Leonard © Elmore Leonard, Inc,

used by permission of The Wylie Agency (UK) Limited.

Bearbeitung der Übersetzung: Jochen Stremmel

Satz/Layout/Umschlaggestaltung: Antje Wewerka

ISBN 978-3-89581-416-7 (eBook)

Für Jim, Liz und Jared

Das Leben ist eine Anstrengung,
die einer besseren Sache würdig wäre.
Karl Kraus

There’s a lot of bastards out there!
William Carlos Williams

Vorwort

von Elmore Leonard

Willeford und ich lernten uns im Januar 1988, im Jahr seines Todes, in Key West kennen, nachdem wir in den fünf Jahren zuvor rund ein Dutzend Briefe gewechselt hatten. Es begann, als ich von Miami Blues begeistert war und ihm sagte, wie sehr es mir gefiel. Ich fühlte eine Verwandtschaft, daß Willeford und ich versuchten, mit ähnlichen stilistischen Mitteln weitgehend dasselbe zu tun; wir hatten entdeckt, daß es mehr Spaß macht, bad guys als Hauptfiguren zu haben, als mit der Erzählperspektive eines good guy dazusitzen – es sei denn, der good guy ist schwer vom bad guy zu unterscheiden. Wir sahen beide in Harry Dean Stanton unseren Helden.

Unsere Erfolgsgeschichte war vergleichbar: Beide hatten wir Jahre damit verbracht, gegen die Konvention zu schreiben, warteten aber noch auf Anerkennung. Willeford beklagte sich über kleinliche Korrektoren und ihre Änderungswünsche, mußte heftige Kritik von Lektoren einstecken und wehrte sich gegen sie. Über das Vornehmen von Änderungen, das Schreiben auf Bestellung sagte er: »Je mehr ich damit rumspielte, desto schlimmer schien es zu werden.« Das kann man laut sagen. Ich riet ihm, er solle versuchen, das Schreiben nicht so ernst zu nehmen. Er schrieb: »Ihr Rat, ›lockerer zu werden‹, war unschätzbar für mich. Ich versuchte immer, einen Roman mit Krimi-Elementen zu schreiben anstatt einen Kriminalroman an sich, und das war viel zu trostlos.«

Wir begannen beide Bücher zu schreiben, ohne zu wissen, wovon sie handelten. ’ 85 schrieb Willeford: »Ich habe ungefähr 150 Seiten von einem neuen Roman mit Hoke Moseley aber keine Ahnung, was darin passieren wird.« Zwei Jahre später: »Alles, was ich von einem andern habe, ist der Titel und eine wilde Idee für einen Plot. Aber ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, also werde ich wohl einfach trotzdem anfangen und auf das Beste hoffen.«

Er wußte allerdings genau, was er tat. Willeford war ein Original, ein Naturtalent mit einer Begabung, die weit über das Krimi-Genre hinausging und Literaturkritik und faszinierende autobiographische Texte umfaßte.

»Ich schreibe nur vier oder fünf Seiten am Vormittag«, schrieb Willeford mal, »und dann wandere ich nachmittags irgendwie herum oder schlafe ein bißchen, aber ich vermute, das ist es, was ich tun will, sonst würde ich etwas anderes machen.«

Was er tat, macht niemand besser.

(1996) Deutsch von Jochen Stremmel.

DREISTER ÜBERFALL AM HELLICHTEN TAG LADENBESITZER ERSCHOSSEN

Los Angeles (upi) – Bei einem dreisten Raubüberfall am hellichten Tag wurden Samuel Stuka, 53, und seine Frau Myra, 47, die Inhaber des Spirituosengeschäfts Golden Li quors, 4126 South Figueroa Street, heute vormittag um zehn Uhr von einem großen Mann, der einen grauen Cowboyhut trug, mit einer Flinte niedergeschossen und tödlich verwundet, so Detective Hans Waggoner, University Station, der die Ermittlungen leitet.

»Es gab einen Augenzeugen«, teilte Waggoner Journalisten mit, »und wir verfolgen derzeit mehrere Spuren. Der Mann war allein und fuhr in einem zweitürigen roten Fahrzeug davon, bei dem es sich entweder um einen Camaro oder Nissan mit Heckspoiler handelte.«

Der Augenzeuge, dessen Name nicht genannt wurde, hörte nach Angaben des Detectives die beiden Schüsse und ging hinter einer Hecke neben dem Geschäft in Deckung. Er sah, wie der Mörder in seinen Wagen stieg und wegfuhr, merkte sich aber nicht das Kennzeichen.

»Das Vorgehen des Täters ist uns bekannt«, sagte Waggoner, »und wir haben ein paar gute Hinweise.« Nähere Angaben machte er angesichts der laufenden Ermittlungen nicht.

Mrs. Robert L. Prentiss, die Tochter des Ehepaares, die mit ihrem Gatten und ihren beiden Kindern, Bobby, 4, und Jocelyn, 2, in Covina wohnt, erklärte, ihr Vater habe das Geschäft vor drei Monaten erworben, nachdem er aus Glen Ellyn, Illinois, nach Los Angeles gezogen sei, um näher bei seinen Enkelkindern zu sein.

»Er war eigentlich schon im Ruhestand«, sagte sie, »aber er brauchte einen Ort, wo er jeden Tag hingehen konnte. Deshalb hat er den Laden gekauft. Meine Mutter half ihm nur vorübergehend aus –« An dieser Stelle brach Mrs. Prentiss zusammen und konnte nicht weitersprechen.

Der Raubüberfall auf Golden Liquors war der dritte Überfall auf eine Spirituosenhandlung im südwestlichen L. A., aber Mr. und Mrs. Stuka seien die ersten Geschäfsinhaber gewesen, die getötet wurden, meinte Waggoner. Eine Flinte sei auch bei den beiden anderen Überfällen verwendet worden.

»Mr. Stuka hat wahrscheinlich auf irgendeine Weise Widerstand geleistet«, sagte Detective Waggoner. »Das ist ein Fehler, wenn der Räuber eine abgesägte Flinte hat.«

1

Detective Sergeant Hoke Moseley vom Miami Police Department öffnete die Tür seines Hauses in Green Lakes und sah nach links und nach rechts. Dann huschte er mit nacktem Oberkörper und nackten Füßen, bekleidet mit schlabbrigen weißen Boxershorts, hinaus und hob den Miami Herald vom Rasen auf. Um sechs Uhr morgens gab es eigentlich keinen Grund für diese Schamhaftigkeit. Seine Nachbarn waren noch nicht auf, und der Himmel im Osten nahm eben erst einen perlmuttgrauen Schimmer an.

Die Zeitung wurde gewöhnlich um halb sechs in der Frühe von einem wütenden Puertoricaner in einem weißen Toyota zugestellt, der sie, ohne zu zielen, aus dem fahrenden Auto warf und nie die gleiche Stelle auf dem Rasen traf. Der Fahrer war immer noch wütend, dachte Hoke morgens, wenn er hinter der Fliegentür stand und auf die Zeitung wartete, weil er die frankierte, an sich selbst adressierte Weihnachtskarte des Zeitungsboten zurückgeschickt hatte, ohne einen Fünfer oder einen Scheck als Trinkgeld beizulegen.

In der Küche zog Hoke die glatte durchsichtige Hülle von der Zeitung ab, knüllte sie zu einer Kugel zusammen und warf sie in die überquellende Einkaufstüte, die als Müllbehälter diente. Er las den ersten Absatz sämtlicher Meldungen auf der Titelseite. Ein schiitischer Flugzeugentführer hatte im Libanon eine weitere amerikanische Geisel getötet. Der neue Fahrpreis für die Metrorail würde (vielleicht) einen Vierteldollar, einen halben Dollar oder einen ganzen Dollar betragen, aber das neueste Fahrpreissystem würde wahrscheinlich davon abhängen, an welcher Station der Fahrgast einstieg. Einem achtzehnjährigen Haitianer, der kürzlich seinen Abschluß an der Miami Norland School gemacht hatte, war es auf wundersame Weise gelungen, einen Platz an der US Air Force Academy zu ergattern, und der Kongreßabgeordnete, der dafür verantwortlich war, hatte gerade herausgefunden, daß der Junge ein illegaler Einwanderer war, der im Internierungslager in Krome auf seine Abschiebung wartete. Diese Meldung erinnerte Hoke an den geschmacklosen Witz, den Commander Bill Henderson ihm gestern in der Cafeteria des Departments erzählt hatte.

»Woher weißt du, daß ein Haitianer in deinem Garten war?«

»Woher denn?«

»Dein Mangobaum ist kahlgefressen, und dein Hund hat Aids.«

Hoke hatte nicht gelacht. »Das haut nicht hin, Bill.«

»Wieso nicht? Ich find’s komisch.«

»Nein, es haut nicht hin, weil nicht jeder einen Mangobaum im Garten hat und weil nicht jeder Haitianer Aids hat.«

»Aber die meisten.«

»Nein. Ich habe keinen Mangobaum und du auch nicht.«

»Ich meine Aids. Die meisten Haitianer haben Aids.«

»Auch nicht. Ich glaube, die Zahl liegt bei weniger als einem halben Prozent.«

»Leck mich am Arsch, Hoke.« Henderson war vom Tisch aufgestanden und hatte die Cafeteria verlassen, ohne seinen Kaffee auszutrinken.

Hokes Reaktion auf Hendersons lausigen Humor war ein weiteres Signal gewesen, aber Hoke hatte es nicht bemerkt, und Henderson auch nicht. Normalerweise grinste Hoke wenigstens, wenn Bill einen seiner Witze erzählte, und sagte: »Der ist gut«, selbst wenn es ein aus dem Zusammenhang gerissener Gag aus einem Johnny-Carson-Monolog war, den Bill sich notiert hatte.

Aber Hoke hatte seit über einer Woche nicht mehr gelächelt, und seit fast einem Monat hatte er über nichts mehr gelacht.

Hoke schüttete eine großzügige Portion Trauben-Nuß-Müsli in ein Plastiksieb und ließ heißes Wasser aus der Leitung darüberlaufen, um die Frühstücksflocken so aufzuweichen, daß er sie essen konnte, ohne sich sein Gebiß einzusetzen. Als das Müsli weich genug war, kippte er es in eine Schüssel und goß Magermilch darüber. Dann schnitt er eine Banane hinein und schüttete ein rosarotes Päckchen »Sweet ’n’ Low«-Süßstoff über das Gemisch. Schüssel und Zeitung trug er hinaus in den Florida Room, die Glasveranda an der Rückseite des Hauses.

Die Veranda hatte nach drei Seiten mit Jalousien versehene Fenster, die offenstanden, und eine heiße, feuchte Brise wehte vom See herein. Der Florida Room blickte auf einen quadratischen, milchig grünen See hinaus, der früher eine Kiesgrube gewesen war. Alle Häuser in diesem Teil von Miami, in Green Lakes, lagen mit der Rückseite zum See, aber nicht alle Hausbesitzer oder Mieter hatten einen Florida Room wie Hoke. Manche hatten Rotholzveranden hinter dem Haus, andere hatten sich mit betonierten Terrassen und Grillplätzen begnügt; doch alle Häuser in Green Lakes waren ursprünglich nach ein und demselben Bauplan errichtet worden. Abgesehen davon, daß sie in verschiedenen Farben gestrichen und wieder gestrichen worden waren und daß hier und da ein Autostellplatz angefügt worden war, gab es wenig erkennbare Unterschiede zwischen ihnen.

Hoke setzte sich auf einen geflochtenen Terrassenstuhl an den schmiedeeisernen Tisch mit der Glasplatte, und dann fiel ihm auf, daß er keinen Löffel hatte. Er ging noch einmal in die Küche, holte sich einen Löffel, setzte sich wieder an den Tisch und mümmelte langsam sein Trauben-Nuß-Müsli mit den geschnittenen Bananenscheiben, während er den Sportteil las. Ron Fraser, der Baseballcoach der Miami Hurricanes, der die Mannschaft zu ihrem zweiten Sieg in der College World Series in Omaha geführt hatte, erklärte, er werde sich erst in drei oder vier Jahren zur Ruhe setzen oder vielleicht sogar einen neuen Vertrag aushandeln. Es mußte schwierig für einen Sportjournalisten sein, dachte Hoke, täglich etwas Neues zu liefern, wenn es nichts Lohnenswertes zu berichten gab.

Hoke wandte sich dann Doonesbury zu; der Comic machte sich über Palm Beach lustig, weil man dort die Ausweispflicht für Arbeiter einführen wollte, die nicht auf der Insel wohnten. Augenblicklich fühlte Hoke sich von einer unbestimmten Nostalgie überwältigt. Palm Beach lag Singer Island genau gegenüber, und Singer Island war im Moment der Ort, wo Hoke gern sein würde. Nicht in dem riesigen Haus mit vier Schlafzimmern, das sein Vater am Lake-Worth-Küstenkanal besaß, sondern in einem Hotel- oder Motelzimmer mit Blick aufs Meer, wo niemand ihn finden und zwingen könnte, die fünfzehn Tatberichte zu lesen und auch nicht die angehefteten fünfzehn Supplementär-Berichte, die »Supps«, wie sie im Department hießen.

Hoke schüttelte den Kopf, um ihn klarzubekommen, warf einen Blick auf die Baseballergebnisse und stellte fest, daß die Cubs schon wieder ein Spiel gegen die Mets verloren hatten – bisher das dritte in einer Serie von drei Spielen. Angewidert warf er die Zeitung auf den Tisch. Die Cubs, dachte er, sollten in der Lage sein, die Mets in jedem Spiel zu schlagen. Was zum Teufel war nur los mit ihnen? In jeder Saison das gleiche. Die Cubs lagen mit drei oder vier Spielen vor allen anderen in Führung, und mitten in der Saison schlafften sie plötzlich ab, und dann ging es steil nach unten in die Supps, die Supps, die Supps …

Die Vorhänge im Hauptschlafzimmer wurden plötzlich zurückgezogen; dahinter stand Ellita Sanchez. Hoke drehte sich ein Stück weit zur Seite und winkte matt mit der rechten Hand. Ellita, noch in ihrem rosa Babydoll, die Schultern von einem Morgenrock aus purpurrotem Satin umhüllt, lächelte breit und winkte zurück. Dann wandte sie sich von der Glasschiebetür ab und watschelte zum Badezimmer, das sie mit Hokes Töchtern Sue Ellen und Aileen teilte – und mit Hoke, wenn er es einmal unbesetzt vorfand.

Der Morgen hatte begonnen, ein neuer, brütendheißer, typisch schwüler Junimorgen in Miami. Es war Donnerstag, aber ebensogut hätte es Dienstag oder Freitag sein können. Die Sommertage waren alle gleich, heiß und sengend, mit spätnachmittäglichen Gewittern, die nichts dazu beitrugen, die Hitze zu lindern, und nur die Schwüle verstärkten. Ellita Sanchez, mittlerweile im achten Monat schwanger und deshalb auf unbestimmte Zeit vom Department beurlaubt, kochte jeden Morgen eine Kanne kubanischen Kaffee und brachte ihn in einer Thermosflasche zu Hoke hinaus. Dann trank sie rasch eine Tasse mit Hoke, bevor sie in die Küche zurückging, zwei Spiegeleier briet und vier Scheiben kubanisches Brot toastete, die sie dann dick mit Margarine bestrich. Der Arzt hatte Ellita geraten, keinen Kaffee mehr zu trinken, bis das Baby auf der Welt sei, aber sie trank das dicke schwarze kubanische Gebräu trotzdem, mindestens eine Tasse und noch öfter zwei.

»Mein Baby«, erklärte sie Hoke, »wird halb kubanisch sein, und deshalb sehe ich nicht ein, wieso ein oder zwei winzige Täßchen Kaffee ihm schaden sollten, bevor es geboren ist.«

Den Nachnamen des Vaters kannte Ellita nicht. Sein Vorname war Bruce gewesen; sie hatte ihn für eine Nacht (ihr erstes Abenteuer dieser Art, hatte sie Hoke erzählt) aufgelesen und war gleich schwanger geworden. Bruce, wer immer er sein mochte, wußte nicht, daß er Vater wurde; er hatte wahrscheinlich nie wieder an Ellita gedacht, nachdem er einmal die zwei Stunden mit ihr in seinem Apartment in Coral Gables verbracht hatte. Ein blonder, blauäugiger Versicherungsvertreter, fünfundzwanzig Jahre alt – das war so gut wie alles, was Ellita über Bruce wußte. Das, und daß er drei Zentimeter unter der linken Brustwarze zwei schwarze behaarte Muttermale gehabt hatte. Ellita war zweiunddreißig Jahre alt, und sie hatte sich nicht nur damit abgefunden, ein ungeplantes Baby zu bekommen, sie freute sich sogar darauf. Wenn es ein Junge würde, sollte er Pepe heißen, nach ihrem Onkel, der in einem von Castros Gefängnissen gestorben war; und wenn es ein Mädchen würde, wollte sie es Merita nennen, nach ihrer Tante, Pepes Frau, die immer noch in Kuba lebte. Ellita war es egal, ob es ein Junge oder ein Mädchen wurde, solange das Baby gesund war. Sie hatte gebetet, ihr Kind möge, weder im einen noch im anderen Fall, zwei behaarte Muttermale unter der linken Brustwarze haben, aber sie war bereit, auch das zu akzeptieren, wenn es Gottes Wille wäre.

Wenn Eier und Toast fertig waren, trug Ellita ihren Teller hinaus zum Glastisch und setzte sich wieder zu Hoke. Mit Messer und Gabel schnitt sie penibel das Weiße rings um das kaum gare Eigelb ab und aß es zuerst. Dann aß sie das Eigelb, schob sich erst das eine, dann das andere in den Mund, ohne daß sie zerflossen. Diesen Teil des Unternehmens konnte Hoke fast nicht mitansehen – wie der flüssige gelbe Dotter zwischen Ellitas kräftigen weißen Zähnen hindurchquoll. Aber er konnte ihr wegen dieser Praxis, dieser abscheulichen Angewohnheit, keine Vorhaltungen machen, denn Ellita bezahlte die Hälfte der Miete und die Hälfte der Nebenkosten für das Haus. Ellita war Hokes Partnerin beim Morddezernat, und sie würde wieder seine aktive Partnerin sein, wenn ihr Mutterschaftsurlaub zu Ende war und sie wieder arbeiten mußte; sie kritisieren oder ihr Ratschläge erteilen konnte Hoke deshalb nur als Polizist. Sein Status als Vorgesetzter erstreckte sich nicht auf zu Hause, auf ihre Tischmanieren oder die Unsitte, mit Ohrringen zu schlafen oder einen Schuß Moschus auf ihr allzu üppig aufgetragenes Shalimar-Parfum zu sprühen.

Hoke schlief nicht mit Ellita; er hatte es noch nie getan, und er würde es auch nicht tun. Sie war eine Ermittlerin, die ihm beim Morddezernat als Juniorpartnerin zugeteilt worden war, und damit hatte sich’s. Aber Hoke brauchte sie daheim, und das nicht nur, weil er die Kosten allein nicht hätte aufbringen können. Ellita war ihm auch eine große Hilfe bei seinen beiden halbwüchsigen Töchtern.

Die Mädchen wohnten jetzt seit sechs Monaten bei Hoke; ihre Mutter hatte sie zu ihm zurückgeschickt, weil sie von Vero Beach, Florida, nach Glendale, Kalifornien, gezogen war, um Curly Peterson zu heiraten, einen schwarzen Reserveschlagmann bei den Dodgers. Sue Ellen, sechzehn, hatte einen Job beim Green Lakes Car Wash, und sie hatte vor, die Schule endgültig aufzugeben, wenn im September die High School wieder anfing, damit sie die monatlichen Raten für ihr neues Puch-Moped weiter zahlen konnte. Aileen, vierzehn, half im Haushalt und hatte in der Nachbarschaft ein paar Babysitterjobs gefunden, aber im Herbst würde sie wieder zur Schule gehen müssen, da sie noch schulpflichtig war. Auch sie hätte gern mit der Schule aufgehört. Beide Mädchen beteten Ellita Sanchez an, und sie ahmten Ellita nach, wenn sie ihre Frühstückseier aßen. Hoke konnte die Mädchen nicht daran hindern, diese abscheuliche Angewohnheit anzunehmen; wenn er etwas zu ihnen sagte, würde Ellita es als indirekte Kritik an ihrer eigenen Person auffassen.

Hoke hatte dieses Dilemma mit Bill Henderson, seinem früheren Partner, erörtert, und Bill hatte gemeint, er könne nichts weiter tun, als allein zu frühstücken, am besten bevor Ellita und die Mädchen morgens aufstanden. Wenn er ihnen nicht dabei zusähe, wie sie ihre Eier aßen, und wenn er versuchte, nicht daran zu denken, würde er es vielleicht mit der Zeit vergessen. Und in der Regel handelte Hoke danach. Er aß sein Trauben-Nuß-Müsli draußen auf der Veranda, und wenn Ellita mit ihrem Teller zu ihm herauskam, goß er sich seinen Kaffee ein, verzog sich damit ins Wohnzimmer und setzte sich in seinen La-Z-Boy-Sessel vor den Fernsehapparat, um sich die Morgennachrichten anzusehen.

Hoke war es sowieso lieber, vor den Frauen aufzustehen, damit er ins Bad konnte, um zu duschen und sich zu rasieren. Wenn die anderen schon aufgestanden waren, nahm das Warten aufs Bad oft kein Ende. Ein einziges Badezimmer war nicht genug für vier Personen, aber auf diese Weise hatte der Bauunternehmer Geld gespart, als er Mitte der fünfziger Jahre Green Lakes erbaut hatte, und es gab hier mehrere Familien, die viel größer waren als Hokes und die auch sehen mußten, wie sie zurechtkamen.

Ellita brachte die Thermoskanne mit dem Kaffee und zwei Tassen, eine kleine und eine normal große. Sie schenkte den Kaffee ein – einen großen für Hoke, einen kleinen für sich – und fragte, was es Neues in der Zeitung gebe.

»Ich bin fertig damit.« Hoke zuckte die Achseln. Er trug seine volle Tasse ins Wohnzimmer und setzte sich in seinen La-Z-Boy, aber er schaltete den Fernsehapparat nicht ein.

Als Ellitas Mutterschaftsurlaub zwei Wochen zuvor begonnen hatte, war Hoke von Major Brownley, dem Chef des Morddezernats, mitgeteilt worden, daß er sie nicht ersetzen könne. Hoke hatte Ellita und einen jungen Polizisten namens Teodoro Gonzalez (der von den übrigen Detectives in der Division sofort den Spitznamen »Speedy« erhalten hatte) zugeteilt bekommen, um die Akten der »kalten Fälle« zu bearbeiten. Zu Anfang hatte es geheißen, es handele sich um eine befristete Aufgabe, aber die drei hatten ein halbes Dutzend alte Mordfälle so rasch aufgeklärt, daß der Major eine Dauerbeschäftigung daraus gemacht und Hoke die Leitung übertragen hatte. Ohne Ellita und ohne einen Ersatz für sie würde Hoke allein auf Gonzalez angewiesen sein, was die Lauferei betraf. Gonzalez, ein intelligenter junger Polizist, aber ein Mann ohne Orientierungssinn, hatte an der Florida International University in Miami sein Diplom in Wirtschaftswissenschaften gemacht und nur ein Jahr lang als Streifenpolizist in Liberty City gearbeitet, ehe er befördert und zum Morddezernat bei der Kriminalpolizei versetzt worden war. Verdient hatte er sich diese Beförderung im Grunde nicht; er war befördert worden, weil er ein Latino mit einem Diplom war. Der schwarze Sergeant der Streifenpolizei in Liberty City hatte Gonzalez für die Beförderung empfohlen, aber nur aus dem Grund, weil der Sergeant den Mann um jeden Preis hatte loswerden wollen. Trotz Stadtplan im Streifenwagen und obwohl Streets und Avenues in Miami nach einem simplen System angelegt sind (Avenues verlaufen in Nord-Süd-Richtung, Streets in Ost-West-Richtung), hatte Gonzalez die Hälfte seines Streifendienstes damit zugebracht, sich zu verirren, und sich als unfähig erwiesen, die Adressen zu finden, zu denen man ihn geschickt hatte. Gonzalez war willig und umgänglich, und Hoke mochte den Jungen, wußte aber, wenn er ihn mit Lauferei, einer wichtigen Aufgabe bei der Bearbeitung kalter Fälle, beauftragte, würde Gonzalez den größten Teil seiner Zeit damit verbringen, irgendwo in der Stadt umherzuirren. Einmal hatte Gonzalez es nicht einmal geschafft, zum Orange-Bowl-Stadium zu gelangen, obwohl er es von der Schnellstraße hatte sehen können: Er hatte keine Ausfahrt gefunden, die ihn hingeführt hätte.

Gonzalez hatte jedoch Hokes Steuererklärung vorbereitet, und Hoke hatte dreihundertachtzig Dollar zurückbekommen. Gonzalez hatte auch für Ellita das Formular 1040 ausgefüllt, und sie hatte hundertachtzig Dollar zurückbekommen, obwohl sie damit gerechnet hatte, dreihundertzwanzig nachzahlen zu müssen; seither bewunderten sie beide Gonzalez’ Begabung im Umgang mit Zahlen. Hoke hatte Gonzalez die Verantwortung für Zeitpläne und Fahrtenbücher übertragen, und es gab nie mehr Probleme bei der Spesenabrechnung. Hoke wußte jedoch nicht so recht, was er darüber hinaus mit Gonzalez und den fünfzehn neuen Supps anfangen sollte, die am Tag zuvor in sein Eingangsfach gelegt worden waren.

Diese Supps stellten allesamt neue kalte Fälle dar, die nach Hokes Meinung noch zu warm waren, als daß man sie als inaktiv hätte bezeichnen können. In Wirklichkeit waren es einfach schwierige Fälle, die andere Detectives im Dezernat für hoffnungslos hielten. Aber sie waren noch viel zu frisch, um hoffnungslos zu sein, hatte Hoke festgestellt, als er sie am Nachmittag zuvor durchgeblättert hatte. Hoke bekam die Akten mit der Hauspost, denn Major Brownley hatte eine Notiz ans Schwarze Brett gehängt und die Detectives der Division angewiesen, die kalten Fälle, die sie gegenwärtig bearbeiteten, an Sergeant Moseley weiterzuleiten. Diese neuen Fälle, die zu den zehn hinzukamen, die Hoke aus den alten Akten zur Bearbeitung ausgewählt hatte, weil sie noch Möglichkeiten bargen, waren nach Hokes Auffassung nicht hoffnungslos. Selbst beim Überfliegen der neuen Supps hatte er den Eindruck gewonnen, daß die Detectives viel intensiver daran hätten arbeiten können, bevor sie ihm die Akten aufhalsten. Worauf es tatsächlich hinauslief, folgerte Hoke, war, daß diese faulen Hunde eine Möglichkeit gefunden hatten, ihre Schreibtische aufzuräumen und schwierige Ermittlungen an ihn und Gonzalez abzuschieben. Alle fünfzehn Supps hatten gelbe Reiter auf den Aktendeckeln, was bedeutete, daß diese Verbrechen nicht verjährten, weil es sich um Mord-, Vergewaltigungs- oder Vermißtenfälle handelte. Hoke begriff, daß sein Schreibtisch der neue Abladeplatz für mehr und mehr Fälle solcher Detectives sein würde, denen die üblichen Spuren ausgegangen waren und die jetzt vor der undankbaren Aufgabe standen, über neue, nichtroutinemäßige Aspekte nachzudenken. Es war damit zu rechnen, dachte er finster, während er seinen Kaffee austrank und die Tasse auf den Zeitungstisch neben seinem La-Z-Boy stellte, daß noch mehr von der Sorte in seinem Eingangsfach lagen, wenn er in sein winziges Büro im zweiten Stock des Reviers Miami kam.

Hoke hörte auf, über diese neue Einsicht nachzudenken. Dann hörte er überhaupt auf zu denken, schloß die Augen und lehnte sich im Sessel zurück.

Die Mädchen standen auf. (Sie teilten sich ein Schlafzimmer, Ellita hatte das Hauptschlafzimmer und Hoke die winzige Zweimalzweieinhalb-Meter-Kammer an der Rückseite des Hauses neben dem Florida Room, die ursprünglich als Arbeits- oder Nähzimmer gedacht gewesen war.) Sie gingen ins Bad, duschten und machten sich Frühstück. Sie plapperten draußen im Florida Room mit Ellita, störten Hoke aber nicht, als sie ihn mit geschlossenen Augen im Sessel sitzen sahen. Um Viertel vor acht gab Sue Ellen ihm einen Kuß auf die Stirn (was er anscheinend nicht merkte), bevor sie auf ihr Moped stieg und zum Green Lakes Car Wash zur Arbeit fuhr. Ellita und Aileen spülten in der Küche das Geschirr und trockneten es ab, und um acht tippte Ellita Hoke sacht auf die Schulter, sagte ihm die Uhrzeit und daß das Bad, falls er noch einmal hineinwolle, wieder frei sei. Aber Hoke antwortete nicht.

Um halb neun sagte Ellita zu Aileen: »Ich glaube, dein Vater ist in seinem Sessel eingeschlafen. Du solltest ihn wecken und ihm sagen, daß es halb neun ist. Ich weiß, daß er heute arbeiten muß, denn gestern abend hat er mir noch erzählt, daß er fünfzehn neue Supps hat, die er heute durchlesen muß.«

»Es ist halb neun, Daddy«, sagte Aileen und fuhr mit der Rechten durch die steifen schwarzen Haare auf Hokes Rücken und Schultern. Wann immer Aileen Gelegenheit dazu hatte, befühlte sie gern die Haare auf Hokes Schultern und Rücken mit den Fingerspitzen.

Hoke antwortete nicht, und sie gab ihm einen nassen Kuß auf die Wange. »Bist du wach, Daddy? Hey! Du da, alte Schlafmütze, es ist halb neun durch!«

Hoke öffnete die Augen nicht, aber an der Art, wie er atmete, erkannte sie, daß er nicht schlief. Aileen hob ratlos die mageren Schultern und berichtete Ellita, die eben die Wäsche aus dem Korb in drei Haufen sortierte, daß sie es aufgegeben habe, ihren Vater zu wecken. »Aber in Wirklichkeit ist er wach«, sagte sie. »Das sehe ich. Er tut nur so, als ob er schläft.«

Aileen trug ein weißes T-Shirt mit einem »Mr. Appetizer«-Hot Dog auf der Vorderseite; das braune Würstchen war mit etwas Eigelb von ihrem Frühstück bekleckert. Ellita zeigte mit dem Finger darauf, und Aileen zog das T-Shirt über den Kopf und gab es ihr. Aileen trug keinen Büstenhalter, und sie brauchte auch keinen. Sie war ein großes, mageres Mädchen mit pubertären Brustknospen; ihr rotblondes, lockiges Haar war kurzgeschnitten, wie es in den fünfziger Jahren die Jungen getragen hatten. Von hinten hätte man sie für einen Jungen halten können, auch wenn an ihren Ohren silberne Ringe baumelten, denn in Green Lakes trugen viele Jungen ihres Alters ebenfalls Ohrringe.

Aileen lief in ihr Schlafzimmer, um sich ein sauberes T-Shirt zu holen, und Ellita ging ins Wohnzimmer. »Hoke«, sagte sie, »wenn du nicht in die Stadt fährst, soll ich dann anrufen und sagen, du bist krank?«

Hoke in seinem Sessel rührte sich nicht. Ellita zuckte die Achseln und verschwand im Hauswirtschaftsraum neben der Küche, um die erste Ladung Wäsche in die Maschine zu stopfen. Dann machte sie das Bett in ihrem Schlafzimmer (die Mädchen hatten ihre Betten selbst zu machen), hängte ein paar Sachen in ihren begehbaren Wandschrank und gab Aileen anderthalb Dollar fürs Mittagessen. Aileen und ihre Freundin Candi Allen, die eine Straße weiter wohnte, wollten schwimmen gehen; die Mutter der Freundin würde sie zum Venetian Pool nach Coral Gables fahren. Sie würden bis drei Uhr dort bleiben, und dann würde Mrs. Allen sie abholen und nach Green Lakes zurückbringen. Mit einer Plastiktüte von Burdine’s, in der ihr Badezeug steckte, verließ Aileen das Haus, nachdem sie ihrem Vater noch einen Kuß gegeben hatte und mit den Fingerspitzen durch das Haar auf Rücken und Schultern gefahren war.

Als Hoke sich um elf Uhr immer noch nicht gerührt hatte – er hatte in seine Shorts uriniert, und auf dem braunen Cordpolster war ein großer feuchter Fleck –, war Ellita so besorgt, daß sie Commander Bill Henderson im Morddezernat anrief. Henderson, der ein paar Monate zuvor zum Commander befördert worden war, arbeitete jetzt als Verwaltungsleiter des Dezernats; der gesamte Papierkram, der eingehende wie der ausgehende, lief über seinen Schreibtisch, und er bearbeitete ihn oder leitete ihn an jemand anderen weiter. Bill hatte keine Freude an dieser neugeschaffenen Position, und die dazugehörige Verantwortung gefiel ihm ebensowenig; was ihm gefiel, war die Vorstellung, Commander zu sein, und das zusätzliche Geld.

Ellita berichtete Bill, daß Hoke seit dem Frühstück in seinem Sessel saß, daß er sich in die Unterhose gepißt hatte und daß sie ihn, obwohl er wach war, nicht dazu bringen konnte, ihre Anwesenheit zur Kenntnis zu nehmen.

»Holen Sie ihn ans Telefon«, sagte Bill. »Ich rede mit ihm.«

»Sie verstehen mich nicht, Bill. Er sitzt einfach da. Seine Augen sind jetzt offen, und er starrt die Wand an, aber er sieht die Wand im Grunde nicht.«

»Was ist los mit ihm?«

»Ich weiß es nicht, Bill. Deshalb rufe ich Sie ja an. Ich weiß, daß er heute zur Arbeit gehen muß, weil er gestern fünfzehn neue Supps bekommen hat, die er heute vormittag durchlesen muß.«

»Erzählen Sie ihm«, sagte Bill, »daß ich ihm eben noch fünf dazugegeben habe. Hab sie vor ungefähr einer Viertelstunde Speedy Gonzalez in die Hand gegeben.«

»Ich glaube nicht, daß das einen Eindruck auf ihn machen wird.«

»Erzählen Sie’s ihm trotzdem.«

Ellita ging ins Wohnzimmer und sagte Hoke, Bill Henderson habe ihr aufgetragen, ihm zu sagen, daß er jetzt fünf weitere Supps zu lesen habe, zusätzlich zu den fünfzehn, die Bill ihm gestern geschickt habe.

Hoke reagierte nicht.

Ellita kehrte zum Telefon in der Küche zurück. »Er hat nicht mit der Wimper gezuckt, Bill. Ich denke, Sie sollten Major Brownley sagen, daß etwas nicht stimmt. Ich glaube, ich sollte einen Arzt anrufen, aber das wollte ich nicht tun, ohne vorher mit Ihnen oder mit Major Brownley zu sprechen.«

»Rufen Sie keinen Arzt, Ellita. Ich setze mich ins Auto und spreche selber mit Hoke. Wenn ihm nichts Ernstes fehlt – und ich glaube nicht, daß es der Fall ist –, dann kann ich ihn decken, und Major Brownley wird nichts davon erfahren.«

»Haben Sie schon zu Mittag gegessen, Bill?«

»Nein, noch nicht.«

»Dann besorgen Sie sich unterwegs nichts; ich mache Ihnen hier etwas zurecht. Bitte. Kommen Sie sofort.«

Ellita ging ins Wohnzimmer zurück, um Hoke zu sagen, daß Bill unterwegs sei, aber Hoke saß nicht mehr in seinem Sessel. Im Bad war er auch nicht. Sie öffnete die Tür zu seinem Schlafzimmer und fand ihn ausgestreckt auf seiner schmalen Armeepritsche. Er hatte sich das Laken über den Kopf gezogen.

»Ich habe Bill gesagt, daß du dich nicht wohl fühlst, Hoke, und er kommt sofort. Wenn du mit dem Laken über dem Gesicht wieder einschläfst, kriegst du nicht genug Luft und wachst nachher mit Kopfschmerzen auf.«

Die Klimaanlage im Zimmer lief, aber Ellita drehte sie auf High-Cool, bevor sie die Tür schloß. Für die Nacht genügte Low-Cool, aber die Sonne schien auf diese Seite des Hauses, und am Nachmittag würde es zu warm werden.

Als Bill kam, zog er Hoke das Laken vom Gesicht und redete ungefähr zehn Minuten lang auf ihn ein. Hoke starrte an die Decke und antwortete auf keine von Bills Fragen. Bill war ein massiger Mann mit großen Füßen und einem mächtigen Bauch, und er hatte ein brutales, von Metallkronen blitzendes Lächeln. Als er aus Hokes Zimmer kam, trug er seine braunweiße Seersucker-Jacke über dem Arm und hatte die Krawatte abgenommen.

Ellita hatte zwei Sandwiches mit Thunfischsalat gemacht und eine Dose Campbell’s Tomatensuppe aufgewärmt. Als Bill in die Küche kam, stellte sie seinen Lunch auf ein Tablett und fragte, ob er im Eßzimmer oder lieber draußen im Florida Room essen wolle.

»Hier drinnen«, sagte Bill; er zog sich einen Eames-Stuhl an den weißen Sockeltisch und setzte sich. »Da draußen ist es ohne Klimaanlage zu heiß. Als ich herkam, sagten sie im Radio, es sollen heute dreiunddreißig Grad werden, aber mir kommt’s jetzt schon heißer vor.«

Bill biß in ein Thunfischsalatsandwich, süß von gehackten Vidalia-Zwiebeln, und Ellita gab zwei gehäufte Eßlöffel Le Creme in seine dampfende Tomatensuppe.

»Was ist das denn?« Bill runzelte die Stirn.

»Le Creme. Es verwandelt eine gewöhnliche Tomatensuppe in eine Delikatesse. Den Tip hab ich aus Vanidades

»Als Sie mich anriefen, Ellita, dachte ich, Hoke macht einfach Spaß, und ich war drauf und dran, ihm einen Tritt in den Arsch zu geben, weil er Ihnen einen solchen Schrecken einjagt. Aber es ist klar, daß etwas mit ihm nicht stimmt.«

»Das hab ich ja versucht, Ihnen zu sagen.«

»Ich weiß. Aber ich finde immer noch nicht, daß wir Major Brownley informieren sollten. Hat Hoke über Übelkeit oder dergleichen geklagt?«

»Nein. Es ging ihm gut, als ich heute morgen Kaffee für ihn machte; da hatte er schon die Zeitung gelesen.«

Bill rührte in seiner Suppenschale; die sahnigen Kleckse von Le Creme lösten sich zu einem rosaroten Marmormuster auf. »Ich möchte Ihnen nicht mehr Angst machen, als Sie schon haben, Ellita – aber – wie geht’s übrigens mit dem Baby? Ist alles in Ordnung?«

»Mir geht’s gut, Bill – machen Sie sich meinetwegen keine Sorgen. Ich habe neun Pfund mehr zugenommen, als der Arzt wollte, aber der weiß auch nicht alles. Er hat mir gesagt, morgens würde mir schlecht sein, aber mir war noch nicht ein einziges Mal schlecht. Was ist mit Hoke?«

»Wonach es für mich aussieht – und ich hab es in Vietnam schon mehr als einmal gesehen –, ist ›Kriegsmüdigkeit‹. So nannten wir es damals. Im Einsatz wird der Verstand eines Mannes von allem regelrecht überflutet, verstehen Sie, und schließlich schaltet der Verstand einfach ab. Aber ernst ist das nicht. Sie schickten die Leute ins Lazarett, wickelten sie drei Tage lang in feuchte Tücher, ließen sie schlafen, und wenn sie aufwachten, waren sie wieder okay. Sie waren voll einsatzfähig, als wäre nichts passiert.«

»Es ist alles psychisch, meinen Sie?«

»Etwas in der Art – und vorübergehend. Es war kein großes Problem in der Army. Im Department könnte es aber eins sein. Wenn Major Brownley den Polizeipsychiater hinzuzieht, damit er sich Hoke anschaut, würde der was anderes sagen – da bin ich sicher. Ich meine, er würde es nicht ›Kriegsmüdigkeit‹ nennen, sondern ›Midlife-crisis‹ oder ›Burn-out‹, und das käme in Hokes Akte. Das ist nichts, was ein Cop in seiner Gesundheitsakte gebrauchen kann.«

»Hoke ist erst dreiundvierzig, Bill. Das sind nicht die mittleren Jahre.«

»Es kann mit dreiunddreißig passieren, Ellita. Man muß nicht in den mittleren Jahren sein, um eine Midlife-crisis durchzumachen. Statt es Brownley zu erzählen, sollten wir es für uns behalten. Ich fülle die Papiere aus, und wir geben Hoke dreißig Tage unbezahlten Urlaub. Ich kann seine Unterschrift mühelos fälschen. Ich hab’s oft genug getan, als wir noch Partner waren. Dann rufe ich seinen Vater oben in Riviera Beach an und sorge dafür, daß er Hoke für ein paar Wochen zu sich nimmt. Wenn Hoke oben auf Singer Island ist statt hier bei Ihnen, dann kann Brownley auch nicht herkommen und nach ihm sehen.«

»Ich glaube nicht, daß Mr. Moseley das gefallen würde, Bill. Und ich weiß, daß es seiner Frau nicht passen wird. Ich habe sie einmal gesehen, als die beiden auf eine Kreuzfahrt gingen; sie gehört zu den oberen Zehntausend. Das Strandkleid, das sie anhatte, als sie zum Schiff kam, muß mindestens vierhundert Dollar gekostet haben.«

»Und dabei ist ein Strandkleid rückenfrei.«

»Dann eben dreihundertfünfzig. Aber sie hat mich von oben herab angesehen. Ich glaube, sie hält nichts von weiblichen Cops.«

»Hokes alter Herr hat alles Geld der Welt. Ich werde mit Mr. Moseley sprechen; sein eigener Arzt kann Hoke ja untersuchen. Ein Besuch beim Polizeipsychiater ist zwar angeblich vertraulich, aber früher oder später kommt es immer raus. Diese Geschichte mit Hoke wird bald vorbei sein, das weiß ich, und wenn wir ihn für ein paar Tage aus der Stadt schaffen können, wird kein Mensch je einen verdammten Unterschied merken.«

»Was soll ich den Mädchen sagen?«

»Sagen Sie ihnen, Hoke macht Urlaub. Ich rufe Mr. Moseley von Ihrem Apparat aus an, wenn ich gegessen habe – die Suppe ist übrigens gut mit diesem Zeug –, und Sie können Hoke heute nachmittag hinauffahren. Sie können doch noch fahren, oder?«

»Klar. Ich fahre jeden Tag einkaufen.«

»Na, okay. Nehmen Sie Hokes Pontiac. Ihr Wagen ist zu klein für ihn, und Sie können ihn gleich rauffahren, wenn ich Mr. Moseley angerufen und ihm alles erklärt hab. Dann sind Sie immer noch rechtzeitig zurück, um den Mädchen das Abendessen zu machen. Wenn nicht, können Sie ja ’ne Pizza kommen lassen.«

Ellita nagte an ihrer Unterlippe. »Glauben Sie wirklich, Hoke wird’s wieder besser gehen?«

»Prima wird’s ihm gehen.« Bill sah auf seine Armbanduhr. »Es ist Viertel nach eins. Falls jemand Sie fragt: Hoke hat seit acht Uhr heute morgen offiziell dreißig Tage Urlaub.«

So hatte es Hoke zwar nicht geplant, aber auf diese Weise kam er nach Singer Island zurück.

2

Stanley und Maya Sienkiewicz wohnten in Riviera Beach, Florida, und zwar in einem Bezirk namens Ocean Pines Terraces. Der Bezirk lag sechs Meilen weit westlich des Atlantischen Ozeans und des Lake-Worth-Kanals. Pinien gab es keine; die Bulldozer hatten sie weggeräumt, als das Viertel gebaut wurde. Terrassen gab es auch keine; das Gelände war nicht nur flach, sondern lag auch nicht mehr als einen Meter über dem Meeresspiegel, und für alle mit Hypotheken belasteten Häuser waren Hochwasserversicherungen verbindlich vorgeschrieben. Manchmal, während der Regenzeit, traten die Kanäle über die Ufer, und dann war die Gegend tagelang überschwemmt.

Stanley war einundsiebzig Jahre alt, aber er sah älter aus. Maya war sechsundsechzig, und sie sah noch älter aus als Stanley. Er hatte bei der Ford Motor Company gearbeitet und war fünf Jahre zuvor Rentner geworden; den größten Teil seines Lebens war er Streifer am Fließband gewesen. Während der letzten drei Jahre vor dem Ruhestand hatte er im Lackmagazin gearbeitet. Aufgrund der jahrelangen einseitigen Tätigkeit am Fließband war Stanleys rechte Schulter sieben Zentimeter tiefer als seine linke (er war Rechtshänder), und wenn er ging, schritt das rechte Bein ungefähr sieben Zentimeter weiter aus als das linke, was ihm einen gleitenden Gang verlieh. Als Streifer hatte Stanley mit einem langborstigen Streifenpinsel den einzelnen Streifen auf die Autos zu malen, wenn sie auf ihrem Weg durch das Werk an ihm vorbeikamen. Diese Ringsumstreifen wurden mit der Hand und nicht mit mechanischen Apparaten gemalt, weil eine mit dem Lineal gezogene Linie eine »tote« Linie ist; einem perfekten, mit dem Lineal gezogenen Streifen mangelte es an der flotten Rasanz, die ein mit der Hand gezogener Streifen dem fertigen Automobil verleiht. Stanleys freihändig gezogene Linien waren so gerade, daß sie für das ungeübte Auge aussahen, als wären sie mit dem Lineal gezogen, aber der Unterschied war da. Zu Henry Fords Lebzeiten hatten die fertigen schwarzen Fords natürlich keine Streifen. Niemand konnte sich entsinnen, wann diese Praxis begonnen hatte, aber Stanley hatte den Job als Streifer an seinem ersten Arbeitstag bekommen und bis auf die letzten drei Jahre vor dem Ruhestand behalten. Ins Lacklager war er versetzt worden, als jemand entschieden hatte, man könne ein Klebeband um die Autos legen; wenn man das Klebeband dann abriß, war der Streifen da, wie durch Zauberei. Natürlich war es jetzt ein toter Streifen, aber am Fließband waren ein paar Sekunden eingespart.

Stanley und Maya hatten in Hamtramck gewohnt, und sie hatten ihr kleines Haus mit zwei Schlafzimmern in dieser weitgehend polnischen Gemeinde abgezahlt. Während eines Floridaurlaubs hatten sie einmal zwei Wochen in einem Motel auf Singer Island verbracht. Dabei hatten sie die Sonne so sehr genossen, daß sie den Entschluß gefaßt hatten, sich in Riviera Beach zur Ruhe zu setzen, wenn es soweit wäre. Die Erschließung von Ocean Pines Terraces hatte sich im Planungsstadium befunden, und weil die Preise vor der Bauphase so niedrig gewesen waren, hatte Stanley eine Anzahlung für ein Haus mit zwei Schlafzimmern geleistet und fast zwei Jahre lang keine weiteren Tilgungsraten zu zahlen brauchen. Als Stanley in Rente ging, transportierten er und Maya ihre alten Möbel von Hamtramck hinunter in das neue Haus und zogen ein. Das Haus, das Stanley sechs Jahre zuvor für fünfzigtausend Dollar erworben hatte, war jetzt dreiundachtzigtausend wert. Mit seiner Gewerkschaftspension und der Rente aus der Sozialversicherung verfügte Stanley über ein Einkommen von mehr als zwölftausend Dollar im Jahr; dazu kamen drei Spareinlagen über zehntausend Dollar. Ihr Sohn, Stanley jr., wohnte jetzt mit seiner Frau und den beiden halbwüchsigen Kindern in dem alten Haus in Hamtramck, und Junior zahlte monatlich zweihundert Dollar Miete an seinen Vater. Maya, die hin und wieder halbtags in einer chemischen Reinigung in der Nähe ihres Hauses in Hamtramck gearbeitet hatte, bezog ebenfalls eine Rente, und in der staatlichen Krankenversicherung waren beide auch.

Obwohl sie den amerikanischen Traum wahrgemacht hatten, war Maya in Florida nicht glücklich. Sie vermißte ihren Sohn, ihre Enkelkinder und die Nachbarn oben in Michigan. Sie vermißte sogar die Kälte und den Schnee der matschigen Winter von Detroit. Es gefiel ihr auch nicht, Stanley die ganze Zeit über im Hause zu haben, und so hatten sie schließlich einen Kompromiß ge schlossen. Jeden Morgen um acht mußte er das Haus verlassen, und er durfte nicht vor Mittag zurückkommen. Seine Abwesenheit gab Maya Zeit, vormittags das Haus zu putzen, die Wäsche zu waschen, allein fernzusehen oder zu tun, wozu sie sonst Lust hatte, während Stanley den Vormittag über ihren Ford Escort benutzen konnte.

Wenn Stanley zu Hause sein Mittagessen, das Maya ihm zurechtmachte, zu sich genommen hatte, machte er für gewöhnlich ein Nickerchen. Maya fuhr dann mit dem Escort zur International Shopping Mall am U. S. 1 oder zum Supermarkt oder zu beidem, und sie kam erst nach drei wieder zurück. Manchmal, wenn es in einem der sechs Multikinos in der International Mall einen Disney-Film oder einen jugendfreien Film gab, schaute sie sich die Matineevorstellung für anderthalb Dollar an und kam nicht vor fünf Uhr nach Hause.

Während der ersten Zeit in Florida hatte Maya zwei- oder dreimal wöchentlich ein R-Gespräch bei Junior angemeldet, um sich zu erkundigen, wie es ihm und seiner Frau und den Enkelkindern ging, aber nach ein paar Wochen, als nie jemand die Gespräche annahm, hatte sie nur noch einmal pro Woche, sonntags abends, direkt angerufen. Da hatte sie herausgefunden, daß Junior sehr wohl da war, um mit ihr zu sprechen – drei Minuten lang, manchmal auch fünf. Ihre Schwiegertochter war sonntags abends nie daheim, aber manchmal konnte Maya mit ihren Enkelkindern sprechen, mit Geoffrey und Terri, einem Jungen von sechzehn und einem Mädchen von vierzehn Jahren.

Stanley war ein sauberer alter Mann von sehr adretter Erscheinung. Meist trug er eine graue oder khakifarbene Popelinehose, Hush-Puppies aus grauem Wildleder und weiße Sokken, und dazu ein weißes, kurzärmeliges Hemd mit einer vorgeknoteten Krawatte aus schwarzem Leder, die mittels eines weißen Plastikhakens am Kragenknopf befestigt wurde. Die Krawatte auf dem weißen Hemd ließ Stanley aussehen wie einen pensionierten Vorarbeiter (und nicht wie einen Streifer) von der Ford Motor Company, und er behauptete stets, er sei ein pensionierter Vorarbeiter, wenn ihn jemand nach seinem Beruf fragte. Es war ihm nicht gelungen, in Florida neue Freunde zu finden, obwohl er es anfangs versucht hatte. Ein paar Wochen lang war Stanley freundlich zu Mr. Agnew gewesen, dem Nachbarn von nebenan, einem Metzger, der bei Publix arbeitete, aber als Mr. Agnew sich einen Datsun kaufte, nachdem Stanley ihm erklärt hatte, der Escort sei ein viel besseres Auto und ein amerikanisches Auto obendrein, sprach er nicht mehr mit Mr. Agnew, auch wenn Maya immer noch freundlich zu Agnews Frau war.

Wenn Stanley morgens das Haus verließ, trug er eine Anglermütze mit langem grünem Schirm. Er hatte stets einen Spazierstock bei sich, obwohl er keinen brauchte. Die Mütze trug er, weil er eine Glatze hatte und weil er keinen Sonnenbrand oben auf dem Kopf bekommen wollte, aber den Stock hatte er, um sich der Hunde zu erwehren. Der knorrige Holzstock hatte eine Gummispitze und einen Messingknauf in Form eines Hundekopfs. Der Knauf ließ sich abschrauben, und Stanley bewahrte ein Glasröhrchen mit einem Dutzend Zyanidtabletten verborgen im ausgehöhlten Schaft des hölzernen Spazierstocks auf. Stanley hatte diese Zyanidtabletten im Lacklager bei Ford entwendet, weil er fand, daß sie geeignet waren, in Hamtramck und später in Florida bösartige Hunde zu vergiften. Stanley hatte Angst vor Hunden. Als Junge war er von einem roten Chow-Chow in Detroit böse zugerichtet worden, und er hatte nicht die Absicht, sich noch einmal beißen zu lassen. Im Laufe der letzten drei Jahre hatte er drei Tabletten dazu benutzt, in seiner Nachbarschaft in Ocean Pines Terraces Hunde zu vergiften, und er war bereit, wieder einen zu vergiften, wenn sich die Gelegenheit ergab. Stanley hatte eine narrensichere Methode. Er formte ein Hackfleischbällchen von etwa drei bis vier Zentimeter Durchmesser mit der Zyanidpille in der Mitte. Dann wälzte er das Bällchen in Salz und steckte es in einen Plastikbeutel. Wenn er beim Spazierengehen an dem Haus vorbeikam, in dem der angepeilte Hund lebte, warf er das Fleischbällchen verstohlen auf den Rasen oder ließ es neben einer Hecke oder einem Baum fallen und ging weiter den Bürgersteig entlang. Wenn der Hund im Garten frei herumlief, witterte er unweigerlich das Fleisch, leckte ein- oder zweimal an dem Salz und verschlang den tödlichen Brocken. Dank Stanleys Geschicklichkeit war die Nachbarschaft um einen Boxer, einen Dobermann und einen Pekinesen ärmer.