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DIETMAR BARTZ,

geb. 1957, war mehrere Jahre Chef vom Dienst der Meereszeitschrift »mare«, arbeitete für die »taz«, »Wochenpost«, »Le Monde diplomatique«, »Vanity Fair« und »Interview« und ist Autor von Nachschlagewerken und Atlanten.

ZUM BUCH

»MAN LERNT DAS MATROSENLEBEN NICHT DURCH ÜBUNGEN IN EINER PFÜTZE.«

FRANZ KAFKA

Es ist überraschend, wie sehr die Seemannssprache längst vergangener Zeiten bis heute die deutsche Sprache prägt. Grund genug, ihr ein Wörterbuch zu widmen, das die Herkunft und ursprüngliche Bedeutung maritimer Begriffe erläutert. Vom »Surfen« über den »Smutje« und den »Want« bis zum »Ahoi!« versammelt dieses Buch mehr als 500 nautische Begriffe für alle von der See Faszinierten – und das ist kein »Seemannsgarn«.

Dietmar Bartz setzt sich in diesem etymologischen Wörterbuch mit der Bedeutung und dem Einfluss nautischer Termini auf die deutsche Alltagssprache auseinander und erläutert darüber hinaus Begriffe der modernen Nautik. Zahlreiche historische Abbildungen bereichern Bartz’ detaillierte Ausführungen zu Ausdrücken aus historischer Seefahrt und gegenwärtigem Segelsport.

Die hier vorliegende 3. erweiterte Auflage enthält zusätzlich den Essay »Ahoi!«.

image3. ERWEITERTE AUFLAGE

Dietmar Bartz

Tampen, Pütz und Wanten

Dietmar Bartz

TAMPEN, PÜTZ UND
WANTEN

Seemannssprache

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
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Alle Rechte vorbehalten

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Der Text basiert auf der Ausgabe marixverlag, Wiesbaden 2014
Covergestaltung: Groothuis. Gesellschaft der Ideen und Passionen mbH
Hamburg Berlin
Bildnachweis: © Black-Crow
eBook-Bearbeitung: Bookwire GmbH, Frankfurt am Main

ISBN: 978-3-8438-0444-8

www.marixverlag.de

Inhalt

Vorwort

Einleitung und Hinweise zur Benutzung

Die Stichwörter nach Sachgruppen

Wörterbuch

Quellennachweis

Literaturnachweis

Abbildungsnachweis

Statt eines Nachwortes: Ahoi! Ein Wort geht um die Welt

Vorwort zur 1. Auflage

»und wie das sonst Nahmen haben mag«
(aus einer Quelle von 1617 zum Stichwort →Havarie)

Obwohl Sprachforscher seit 150 Jahren die Geschichte der Wörter untersuchen und darüber ein enormes Wissen zusammengetragen haben, streiten sie bis heute über die Herkunft vieler Begriffe. Die maritimen Fachausdrücke bilden keine Ausnahme. Wer die etymologischen Standardwerke vergleicht, wird auf erstaunliche viele unterschiedliche Erklärungen stoßen, woher »Brackwasser« und »Reuse« stammen, »Pier« und »Heck«, »Dalbe« und »Pütz«.

Noch bis vor wenigen Jahrzehnten schien dies weiter niemanden zu stören, denn die Sprache der Seeleute galt als aussterbend. Längst war die Zeit der Großsegler mit ihren zahllosen Spezialwörtern vorbei. Technisches Englisch hielt Einzug in die Kommunikation auf See. Und an Bord wie in den Häfen wurden immer weniger Menschen gebraucht, die für ihre Arbeit auf ein Fachvokabular angewiesen waren. Kein Wunder, dass das letzte große einschlägige Wörterbuch mit etymologischen Erklärungen, Friedrich Kluges Seemannssprache, im Jahre 1911 erschien.

Aber diese Fachsprache ist nicht ausgestorben. Gerettet hat sie die seit vierzig Jahren anhaltende Begeisterung für den Wassersport. Vor allem die Freizeitsegler haben viel für den Erhalt seltener Wörter getan. Zudem wächst der Welthandel mit der Globalisierung; damit nimmt auch die Bedeutung der Hafenwirtschaft wieder zu. Schließlich steigt auch das Interesse an den Ozeanen, was vor allem den Umweltschützern und Marinebiologen zu verdanken ist.

Seemannssprache ist also keine Berufssprache mehr, sondern stellt heute ein Konglomerat dar, aus dem sich Seeleute und Marinesoldaten, Wassersportler und Bootsverkäufer, Hightech-Designer und Regatta-Besucher nach Gutdünken bedienen. Die Wörterbuch-Forscherin Undine Kramer hat darauf hingewiesen, dass es den Seemann als prototypischen Träger der Seemannssprache möglicherweise nicht einmal im Mittelalter, in der Anfangsphase ihres Bestehens, gegeben hat. Heutzutage ist sie eine lebendige Gruppensprache – für die im Übrigen eine weniger berufsorientierte und auch geschlechtsneutrale Bezeichnung angemessen wäre. Aber wie sollte sie lauten?

So erscheint – unter dem eingeführten Titel – nun zum ersten Mal seit fast hundert Jahren wieder ein ausführliches maritimes etymologisches Wörterbuch. Friedrich Kluge konzentrierte sich in seiner monumentalen Seemannssprache auf ein möglichst vollständiges Vokabular aus Seefahrt und Schiffbau seiner Zeit. Für das vorliegende Buch sind daraus die Stichwörter ausgewählt, die in der deutschen Umgangssprache und im Segelsport auch heute noch gebräuchlich sind. Hinzu kommen moderne Bezeichnungen von der »Genua« bis zum »Surfen« und vom »Radar« bis zum »Trimaran«. Zusätzlich sind Begriffe aus Topographie und Klimakunde aufgenommen – und rund 70 Namen bekannter Meeresbewohner vom »Aal« bis zum »Wal«. Viele neue Erkenntnisse der Wortforschung mussten eingearbeitet und irrige Ableitungen korrigiert werden.

Für ihre Hilfe bin ich zwei Experten zu besonderem Dank verpflichtet. Der Meeresbiologe Dr. Frank J. Jochem, Assistant Professor an der Florida International University in Miami (USA), hat die Stichwörter zu Biologie und Klimakunde geprüft. Dr. Anne Breitbarth, Linguistin an der Universität Cambridge, hat die sprachwissenschaftlichen Angaben durchgesehen.

Trotz aller Bemühungen lassen sich in einem Nachschlagewerk Fehler nicht vermeiden. Ebenso mag es Klagen darüber geben, dass Stichwörter fehlen oder unvollständig behandelt sind. Hinweise auf Korrekturbedürftiges und Anregungen nehme ich gern über die E-Mail-Adresse expertensprechen@gmx.net entgegen.

Vorwort zur 2. Auflage

Die erfreulich positive Resonanz unter den maritim Interessierten hat dazu geführt, dass in weniger als einem Jahr eine neue Auflage der Seemannssprache möglich wurde. Den Zuschriften von Leserinnen und Lesern ist zu verdanken, dass Fehler korrigiert und Erklärungen verbessert werden konnten. Für Hinweise ist der Autor auch weiterhin dankbar.

Vorwort zur 3. Auflage

Die neue Auflage der Seemannssprache hat an Umfang deutlich zugenommen. Der Anhang enthält nun einen ausführlichen Beitrag über die bekannte maritime Anrufung ahoi, mit ihren Wurzeln in der Seefahrts-, Technik-, Literatur- und politischen Geschichte. Verbunden ist dies mit der Schilderung, wie eine kleine Unaufmerksamkeit die jahrelange Beschäftigung mit diesem Wörtchen ausgelöst hat. Und dass – entgegen allgemeiner Ansicht – das Internet Fehler auch vergessen kann.

Dietmar Bartz

Einleitung und Hinweise zur Benutzung

Lesbarkeit

Dieses Buch wendet sich an alle sprachinteressierten Seeleute und Landratten, Freizeit-skipper und Meeresfreunde. Es beruht auf wissenschaftlichen Arbeiten. Der Verständlichkeit zuliebe wurde weitgehend auf grammatische Fachbegriffe verzichtet.

In den etymologischen Fachbüchern ist es wegen der Platzersparnis üblich, die Sprachenbezeichnungen abzukürzen, etwa mit ndd., ndl., ndn. oder nwfr. Das hemmt den Lesefluss und erzwingt lästiges Nachschlagen, weil die Kürzel nicht standardisiert sind. Deswegen sind solche Abkürzungen hier weitgehend aufgelöst, etwa als niederdt., niederländ., neudän., neuwestfries. Wo keine Abgrenzung nötig war, ist auch die Bezeichnung »neu-« vor den lebenden Sprachen weggelassen.

Die Stichwörter

Die Wörterbucheinträge sind einheitlich gestaltet. Jeder Begriff wird zunächst knapp definiert. Dann wird seine sprachliche Herkunft zurück zu den Wurzeln verfolgt. Berücksichtigt sind auch die Wörter in den Nachbarsprachen und der Bedeutungswandel, dem viele Begriffe unterlagen. Generell blieben die unplausibelsten Deutungen zur Wortgeschichte unberücksichtigt. Aber wenn gut nachvollziehbare Differenzen auftraten, sind beide – oder drei, manchmal gar vier – Erklärungen berücksichtigt und vorsichtig bewertet.

Den Abschluss machen sorgfältig ausgesuchte historische Zitate, die das Stichwort im Originalton der letzten Jahrhunderte vorstellen. Viele sind der enormen Sammelfreude von Friedrich Kluge zu verdanken und nach dem Erstabdruck in seiner Seemannssprache jetzt wieder greifbar. Aber die Belegstellen sind auch aus dem Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm sowie aus vielen anderen alten und modernen Nachschlagewerken zusammengetragen. Die Übersetzungen aus dem Englischen, Niederländischen und Niederdeutschen sowie aus dem Alt- und Mittelhochdeutschen zielen weniger auf hochsprachliche Genauigkeit als auf die Wiedergabe möglichst vieler Begriffe aus dem zitierten Satz.

Aktualität und Quellenlage

Die meisten Angaben beruhen auf den deutschen und internationalen Standardwerken der Etymologie und den europäischen Großwörterbüchern, die restlichen überwiegend auf Beiträgen in Fachzeitschriften. Der Stand der Forschung ist so aktuell wie möglich dargestellt; viele Lieferungen neuer Nachschlagewerke konnten noch bis in dieses Jahr hinein berücksichtigt werden. Andererseits war eine knappe Darstellung geboten, die gelegentlich den »Mut zur Lücke« erforderte.

Gut ist zu erkennen, wie uneins sich manchmal die Fachleute sind. Deswegen ist es für einen einzelnen Autor auch ausgeschlossen, in allen Debatten Partei zu ergreifen. Dies gilt insbesondere für die vielen Differenzen zwischen den (westdeutschen) Bearbeitern des Etymologischen Wörterbuchs der deutschen Sprache, zuerst von Friedrich Kluge herausgegeben und in der 24. Auflage (2002) von Elmar Seebold bearbeitet, sowie den (ostdeutschen) Autoren um Wolfgang Pfeifer, die 1989 das Etymologische Wörterbuch des Deutschen vorgelegt haben; Pfeifer hat die 2. Auflage 1993 durchgesehen und ergänzt. Die Spuren beider Gruppen finden sich auch in der Neubearbeitung von Grimms Deutschem Wörterbuch, je nachdem, ob die Einträge von den Arbeitsstellen in Göttingen oder Berlin stammen. Vielleicht ist die gemeinsame Arbeit am »Grimm« auch der Grund, warum sich »Kluge« und »Pfeifer« kaum kritisch miteinander beschäftigt haben. Bedauerlich ist ferner, dass sich die deutschen Standardwerke so wenig mit ausländischen Erklärungen auseinandersetzen, wie sie etwa im Oxford English Dictionary oder in Alain Reys Dictionnaire historique in seinen Auflagen seit 1992 nachgelesen werden können.

Von einigen Rückgriffen auf die Online-Enzyklopädie Wikipedia abgesehen, wurden Internet-Veröffentlichungen nur benutzt, wenn sie von wissenschaftlichen Stellen stammten. So sind bereits viele Verbesserungen für eine Neuauflage des Oxford English Dictionary eingearbeitet, die von dessen Redaktion alle drei Monate auf einer gebührenpflichtigen Website bekannt gegeben werden.

Wer sich für Etymologie interessiert und weiterlesen will, wird über die genau belegten Quellen weitere Auskünfte finden. Bedauerlicherweise sparen manche Autoren an weiterführenden Hinweisen, einige haben ganz auf Literaturangaben verzichtet. Deswegen musste insbesondere die Herkunft aller Zitate aus Friedrich Kluges Seemannssprache über teilweise sehr spärliche Angaben rekonstruiert und manchmal korrigiert werden.

»Indogermanisch« oder »indoeuropäisch«?

Unter Sprachforschern herrschen auch unterschiedliche Ansichten über die Frage, ob die gemeinsame Ausgangssprache für die meisten Europäer und viele Asiaten »Indogermanisch« oder »Indoeuropäisch« heißen soll. »Indogermanisch« ist der klassische deutsche wissenschaftliche Begriff, der den östlichen und westlichen Rand dieses Sprachraums benennt. Aber vielerorts wird »Indoeuropäisch« bevorzugt, weil der Begriff die Weite des Sprachraums besser darstellt. Der Akzent auf dem Germanischen schiebt außerdem die anderen Sprachfamilien in den Hintergrund, vor allem die romanische und die slawische. Ferner ist das Wort durch den Sprachgebrauch der NS-Zeit verdorben. Aus diesen Gründen wird im vorliegenden Band durchgehend »indoeurop.« verwendet.

Sonderschreibweisen, Sonderzeichen

Einige Sonderzeichen konnten nicht vermieden werden. Das mit Abstand wichtigste, der Asterisk *, kennzeichnet »erschlossene Formen«: Wörter, die nicht belegt sind. Etymologen mussten sie aus dem vorhandenen Sprachmaterial konstruieren, weil eine sprachliche oder schriftliche Überlieferung fehlt. Der gesamte Bereich des Indoeuropäischen gehört dazu, aber auch viele Formen im Übergang vom Lateinischen zu seinen romanischen Nachfolgern.

Auf die in den letzten Jahren häufiger gewordene Schreibweise indoeuropäischer Wörter mit hochgestellten Buchstaben (etwa bh statt bh, wenn es sich um einen Laut, nicht um zwei handelt) wurde hier verzichtet. Auch eine Vereinheitlichung der indoeuropäischen Wörter ist unterblieben, wenn sie in den Quellen unterschiedlich geschrieben wurden (etwa *uer- und *wer-). Maßgeblich war immer die zitierte Vorlage, auch hinsichtlich der gewählten grammatischen Form (Wurzel, Verb, Substantiv usw.).

Als die Gebrüder Grimm ihr Deutsches Wörterbuch verfassten, verwandelten sie alle ß in sz, selbst in Zitaten. Im Interesse der Lesbarkeit wurde dies hier rückgängig gemacht. Auch die zweite Auflage des Deutschen Wörterbuchs hat das ß (in amtlicher Rechtschreibung) wieder aufgenommen. Die durchgehende Kleinschreibung in beiden Auflagen ist in den hier ausgewählten Zitaten beibehalten worden.

Die häufig verwendeten altnordischen Zeichen ð und þ, verwandt mit den deutschen Zeichen d und t, konnten nicht in das einfacher lesbare th aufgelöst werden. Andernfalls wären die Belegstellen nicht mehr eindeutig gewesen: In vielen Fachwörterbüchern werden ð und þ als extra Buchstaben geführt. Folgende Sonderzeichen wurden für Schrift und Laut benutzt:

ā

langes a

á

in verschiedenen Sprachen ein langes a oder eine betonte Silbe

â

französisches langes a vor weggefallenem s

ã

portugiesisches nasaliertes a in Doppelvokalen

å

nordisches langes o (wie in engl. morning)

æ

altenglisches und skandinavisches ä

à

italienische endbetonte Silbe, auf a endend

ç

französisches c mit Cédille, c als ss gesprochen (wie in façon)

č

slawisches tsch

ð

germanischer stimmhafter Reibelaut (wie in engl. the)

ē

langes e

é

in verschiedenen Sprachen ein langes e oder eine betonte Silbe

è

französisches ä

ê

französisches ä vor weggefallenem s

ě

slawisches langes e

ə

unbetontes e (wie in Türe)

ë

getrennt gesprochenes e nach anderem Vokal

ĝ

indoeuropäischer Vordergaumenlaut g

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indoeuropäischer Kehlkopflaut

ī

langes i

ì

litauisches i mit niedriger Tonhöhe

î

französisches i vor weggefallenem s

ij

niederländisches, fast getrennt gesprochenes ei

ï

getrennt gesprochenes i nach anderem Vokal

ñ

spanisches nj

ō

langes o

ò

italienische endbetonte Silbe, auf o endend

ó

mit o betonte Silbe

ô

französisches o vor weggefallenem s

nordisches offenes o

ø

nordisches geschlossenes ö wie in Öre.

œ

französisches offenes ö wie in manœvre

š

in verschiedenen Sprachen sch

þ

germanischer stimmloser Reibelaut (wie in engl. thing)

ū

langes u

ú

in verschiedenen Sprachen ein langes u oder eine betonte Silbe

ù

litauisches u mit niedriger Tonhöhe

ů

mittelhochdeutsch uo, wird neuhochdeutsch ū; auch tschechisch uo

ý

in verschiedenen Sprachen ein langes i oder eine betonte Silbe

ž

stimmhaftes sch wie in Gelee

* erschlossene (rekonstruierte) Form

Die Stichwörter nach Sachgruppen

Menschen an Bord:

Admiral. Albatross. Badegast. Bootsmann. Buddel/Buddelschiffe. Bukanier. Crew. Filibuster. Freibeuter. Gang. Gast. Grog. Heuer. Kapitän. Klabautermann. Kommandant. Kommodore. Korsar. Labskaus. Lotse. Maat. Malamok. Matrose. Meerschaum. Meuterei. Mollymauk. Moses. Musterung. Passagier. Pilot. Pirat. Proviant. pulen. shanghaien/schanghaien. Skipper. Skorbut. Smutje. Steward.

Boote und Schiffe:

Arche. Armada. Bark. Barkasse. Barke. Boot. Brigantine/Brigg. Bulk carrier. Dampfer/Dampfschiff. Dingi. Ewer. Fähre. Feeder. Floß. Flotte. Fregatte. Galeasse. Galeere. Galeone. Galion. Galiot. Geschwader. Gig. Jolle. Kahn. Kajak. Kanu. Karavelle/Kraweel. Katamaran. Klipper. Kogge. Konvoi. Korvette. Kreuzer. Kutter. Leichter. Linienschiff. Logger. Moses. Pinasse. Piroge. Prahm. Schaluppe. Schiff. Schlepper. Schoner. Schute. Tanker. Tender. Trawler. Trimaran. Windjammer. Yacht/Jacht.

Das Schiff und seine Teile:

achtern. Anker. Auge. back. Back. Backbord. Balje. Ballast. Baum. belegen. bergen. Besan. Bilge. Block. Bord. Bram. Brasse. Brücke. Bug. Bugspriet. Bullauge. Bunker. Davit. Deck. Dolle. Ducht. dümpeln. Elmsfeuer. entern. Fall. Fallreep. Fender. fieren. Fittings. Fock. Gaffel. Galionsfigur. Gang. Gangspill. Gangway. Gatt. Genua. Geschirr. Gräting. Gut. Hängematte. Harpune. Heck. hieven. hissen/heißen. Jakobsleiter. Kabel. Kabine. Kajüte. kalfatern. kapern. kappen. Kasko. Kausch. kentern. Kiel. Klampe. Klüse. Klüver. Knoten. Koje. Kombüse. Korb. Krähennest. kraweel. Lee. Leine. lensen/lenzen. lichten. Liek. Luk. Luv. Mars. Mast. Messe. Netz. Nock. ösen. Paddel. paddeln. Pall. Palstek. Pantry. Persenning. Pinne. Planke. Plicht. pullen. Pütz. Rah. Ree! Reep. reffen. Reling. Reuse. Riemen. Rigg. rojen. rollen. Ruder. Schäkel. schamfielen. Schanzkleid. Scheibe. Schlag. schlingern. Schot. Schott. Schwert. schwimmen. Segel. Seil. Skull. Spake. Spant. Speigatt. Spiere. Spill. Spinnaker. spleißen. Spriet. Stag. stampfen. stechen. Stek. Stenge. Steuer. Steuerbord. Steven. Stich. Stropp. Takelage/Takel. Talje. Tamp. Tau. Topp. Torpedo. trimmen. Trosse. Want. wenden. Winsch. wricken/wriggen. zurren.

Navigation und Kommunikation:

achtern. ahoi. Äquator. Atlas. back. Backbord. Bake. Boje. bugsieren. dippen. dwars. Echolot. Etmal. Faden. fahren/Fahrt. flott. Glas. Halse. Kabel. klar. Knoten. Kompass. kreuzen. Kurs. lavieren. Leuchtturm. Linie. Log. Logbuch. Lot. Lotse. manövrieren. Nautik. Navigation. Nord. Oktant. Ost. Pegel. peilen. Pilot. Pol. Portolan/Portulan. Pricke. Radar. Ree! Ruder. Seemeile. Sextant. staken. Steuer. Steuerbord. Süd. Tonne. Verklicker. Wache. wahrschauen. Wende. West. Wimpel.

Hafen, Werft und Wasserbau:

Baas. Ballast. Buhne. bulk. Charter. Container. Dalbe. Deich. Dock. Duckdalben. Embargo. Fracht. Gut. Hafen. Hanse. Helling/Helgen. Kai/Kaje. Kargo/Cargo. Konterbande. Ladung. Last. Linie. löschen. Marina. Marine. Mole. Mooring/Muring. Passage/Passagier. Pier. Poller. Quarantäne. Reede. Reeder. Salz. Schauermann/Schauerleute. Schleuse. schmuggeln. Siel. Slip. Stapel/Stapellauf. stauen. Tallymann. Tonnage. Ultramarin. Werft.

Sport und Freizeit:

Dingi. Genua. Jolle. Kajak. Kanu. Katamaran. Korsar. Marina. paddeln. Pirat. Regatta. rudern. Skipper. Spinnaker. stechen. Surfen. Tauchen. Törn. Trimaran. Yacht/Jacht.

Unglück und Unrecht:

Bukanier. Filibuster. Freibeuter. Grund. Havarie. Hurrikan. Klabautermann. Konterbande. Korsar. krängen/überkrängen. leck/Leck/Leckage. Mahlstrom. Meerfräulein/-jungfrau/Mermaid. Meuterei. Nixe. Orkan. Panne. Pirat. Prise. Schlagseite. schmuggeln. shanghaien/schanghaien. sinken. Sintflut. Sog. Strudel. Sturm. Tsunami. Untiefe. Wache. wahrschauen. Zyklon.

Wasser, Wind und Wetter:

Auge. Beaufort. Bö. Brackwasser. Brandung. Brecher. Brise. Doldrums. Drift/Trift. Dünung. Ebbe. Eis. Flaute/flau. Flut. Gezeiten. Gischt. Hurrikan. kabbeln. Kalmen. klar. Mahlstrom. Meer. Mist. Monsun. Orkan. Passat. Rossbreiten. Salz. Sintflut. Sog. Strömung/Strom. Strudel. Sturm. Taifun. Tide/Tidenhub. Tsunami. Wasser. Welle. Wetter/Witterung. Wind. Woge. Zyklon. Zyklone.

Meere und Küsten:

Antarktis. Archipel. Arktis. Ärmelkanal. Atlantik. Atoll. Bai. Barre. Bodden. Bucht. Busen. Delta. Düne. Eiland. Fjord. Förde. Gatt. Gestade. Golf. Haff. Hallig. Insel. Kanal. Kap. Kliff. Klippe. Küste. Lagune. maritim. Meer. Meerbusen. Nehrung. offshore. Ozean. Pazifik. Polder. Priel. Riff. Sand. Schäre. Schelf. Schlick. See. Sieben Meere. Strand. Sund. Tropen. Ufer. Untiefe. Watt.

Tiere und Pflanzen:

Aal. Albatros. Alge. Alk. Anchovis. Auster. Barsch. Bernstein. Butt. Calamaris. Delfin. Dorsch. Finne. Fisch. Flosse. Flunder. Garnele. Gräte. Hai. Hering. Heuler. Hummer. Kabeljau. Kalmar. Kelp. Kieme. Klippfisch. Koralle. Krabbe/Krabben. Krake. Krebs. Laberdan. Lachs/Salm. Languste. Langustine. Makrele. Malamok. Manta. marin. Meduse. Meerkatze. Meerrettich. Meerschwein. Meerschweinchen. Meerstein. Meerwolf. Mollymauk. Möwe. Muschel/Miesmuschel. Oktopus. Perle. Pinguin. Plankton. Plattfisch. Polyp. Qualle. Robbe. Rochen. Sardellen. Sardine. Scampo. Schellfisch. Scholle. Schuppe. Seehund. Shrimp. Sprotte. Stockfisch. Stör. Tang. Thunfisch. Tintenfisch. Tran. Tümmler. Wal. Walross.

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A

Aak, die, »flachbodiges Lastschiff« auf dem Rhein und an der friesischen Wattenseeküste.

Niederdt., niederländ. verkürzte Nebenform zu Nachen, fries. āk »Nachen mit flachem Boden«, but-āk »Nachen für den Butt-Fang«. Die Grundform geht mit althochdt. nahho, altsächs. nako, altengl. naca »Nachen, Einbaum«, altnord. nọkkvi »Boot« zurück auf german. *nakwōn, *nakwan und ist vielleicht verbunden mit altind. nágah »Baum«, wahrscheinlicher aber als german. Weiterentwicklung der indoeurop. Wurzel *nāuNautik.

Wigardus à Winschooten, Seeman (1681): »een soort van Lastscheepen, die met Wijnen van Keulen koomen afdrijven, en daarom Keulseaaken, ook van sommige Haaken, werden genaamd.«

Aal, der, »schlangenförmiger Speisefisch«, »Angehöriger der Familie der Anguillidae«; namengebend ist der Europäische Aal (Anguilla anguilla).

Mittel-, althochdt. āl, niederländ. aal, altengl. æl, engl. eel, altnord. áll, norw., dän. aal, schwed. ål, isländ. áll gehen alle auf german. *æla- zurück; keine außergermanischen Verwandten. Herkunft ungewiss: image wie altnordisch áll »Rinne im Fluss« aus german. *āl- »Streifen, Strich« im Sinne von »Aalstrich, Streifen längs des Rückens von Tieren« aus altind. āli »Streifen, Linie«, doch diese Bezeichnung ist eher vom Aal auf das Pferd übergegangen als umgekehrt, image als »der sich Windende« zu german. *alīnō, indoeurop. *el(ə)- oder *hel(ə) »biegen, krümmen« wie in Elle, Ellenbogen, image aus vorgerman. *ēlaz zu indoeurop. *wēl-os »Wurm, Schlange«, Tocharisch B yel, Balutschi wal »Wurm«. Dazu passt auch hethit. illuyankaš »ein mythisches Ungeheuer, wörtl. Aalschlange«; danach ist der erste Wortteil illu(y)- als »Aal-« zu lesen und die Wurzel des zweiten, -ank-, als »-schlange« wie in lat. anguis »Schlange« zu verstehen; damit wäre die Komposition entgegengesetzt zu lat. anguilla wörtl. »Schlangenaal«, dies aus ang- »Schlange-« und -ill- »-Aal«. Die Hethiter dürften den Aal gekannt haben, denn ihr Reich, heute etwa in der Türkei, grenzte sowohl an die Ägäis als auch an das östlichste Mittelmeer, von wo Aale in die Flüsse aufstiegen. Unklar bleibt, warum die Hethiter den Aal mythisch überhöht haben sollen. Die romanischen Formen, italien. anguilla, katal., port., span. anguila, port. enguila, französ. anguille gehen mit lat. anguilla und griech. egchelys, litauisch ungury, russ. ugor über lat. anguis »Schlange« auf indoeurop. *ang- »biegen, krümmen« zurück; verwandt mit →Anker. Im dt. Marinejargon seit Ende der 1930er-Jahre ist Aal die Bezeichnung für einen →Torpedo; eine engl. Verwendung in diesem Sinn ist schon für 1683 belegt.

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Europäischer Aal (Anguilla anguilla).

Der Aal ist der erste Fisch, der in der antiken Literatur mit Namen genannt wird, obwohl er noch nicht als Fisch erkannt und fälschlich als Aasfresser dargestellt wird; Homer, Ilias (8. Jahrh. v. Chr.): »Ihn dann ließ er daselbst, nachdem er den Geist ihm genommen, / Hingestreckt auf dem Sande, bespült vom dunklen Gewässer. / Ringsher schlängelten Aal’ und wimmelnde Fisch’ um den Leichnam; / Gierig das weiße Fett, das die Nieren umwuchs, ihm benagend.«

Heinrich von Neustadt, Appolonius (13. Jahrh.): »ain al, was sechtzig schuch [Schuh] lang«.

Albrecht von Eyb, Spiegel der Sitten (ca. 1475): »ain pöße zunge … ist schlüpfferig als eine ale.«

Johann Wolfgang von Goethe, Brief des Pastors zu … an den neuen Pastor zu … (1773): »Man hält [eher] einen Aal am Schwanze fester, als einen Lacher mit Gründen.«

Aap, der, »Besanstagsegel«, »Kreuzstagsegel«, ein kleines Segel.

Niederdt., niederländ. aap »Affe«, althochdt. affo, altengl. apa, könnte auf einem german. Grundwort *ap- beruhen, Affen waren aber im german. Sprachraum lange unbekannt. Unklar ist, ob eine Analogiebildung zum Englischen vorliegt. Dort sind Bildungen mit monkey »Affe« häufig und bedeuten »klein, eng«: monkey gaff »kleines Segel am oberen Vordermast«, monkey island »Schiffsbrücke«, monkey jacket »enge Jacke der Matrosen«, monkey march »Marsch des US Marine Corps in dichter Formation«. Monkey hieß im 16. und 17. Jahrh. ein Einmaster für den Frachtverkehr entlang der Küsten. Das mittelengl. Wort Monekin mit Diminutivendung -kin »-chen« könnte auf frühneufranzös. monne, italien. mona »weibl. Affe«, verkleinernd monnino zurückgehen. Ein lateinisches Ausgangswort ist unbekannt. Ein diminutiver Gehalt klingt auch im Deutschen beim Adjektiv »affig« (nicht ernst zu nehmen, klein) an.

Friedrich Gerstäcker, Reise um die Welt (1847): »das schiff legte übrigens, so weit das bei diesem Winde möglich war, bei, und lag jetzt einzig und allein unter dem halbgereeften Vormarssegel und dem Aap.«

achtern, »hinten«, als achter- Bestandteil vieler nautischer Begriffe.

Niederdt. Form, die seit dem 18. Jahrh. hochdt. after »hinter« ersetzt hat, weil die Nähe zu dessen Substantiv After »Anus« anstößig wurde. Mittelhochdt. after, althochdt. afta, altnord. eptir, got. aftaro, geht auf german. *after zurück. Herkunft umstritten: image von indoeurop. *apo »ab, weg, zurück, hinter« und damit verwandt mit aber; image von indoeurop. *opter »(von) hinten, hinterher« zu indoeurop. *epi/*opi »hinter«. Vermittelnd Lloyd/Springer, Althochdeutsches Wörterbuch (1988, gekürzt): »Der alte Streit darüber wird wohl kaum zu schlichten sein. Am wahrscheinlichsten sind die verschiedenen germanischen Bildungen als eine nicht mehr aufzulösende Mischung von ap(o)- und op(i) zu erklären.«

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Achterschiff. Römischer Segler beim Ablegen, mit Steuermann, Matrosen und sitzendem Fahrgast. Ende des 19. Jahrh. von einem römischen Mosaik abgezeichnet.

Johann von der Behr, Diarium einer neunjaehrigen Reise (1668): »Weiln es still Wetter war, liesse der Admiral seine weisse bescharr Flagge von Achtern abwehen, auch einen Schuß aus einem Stücke [Geschütz] hören.«

Wigardus à Winschooten, Seeman (1681): »agterschip, dat deel van een Schip, dat van de Besaansmast af, tot het end toe, naa agteren staat«, »Achterschiff, der Teil eines Schiffes, der vom Besanmast ab bis zum Ende nach achtern geht«.

Johann Hinrich Röding, Allgemeines Wörterbuch der Marine (1794/96): »auf Schiffen versteht man unter agter die Weite vom besahnmast bis an den hackebord.«

→Kajüte (1864), →Spinnaker (1905)

Admiral, der, »Oberbefehlshaber einer Flotte, General zur See«.

Den ältesten Beleg bietet der Hofgelehrte Einhard in seiner Vita Karls des Großen (801), der den nordafrikanischen Herrscher Ibrahim ibn Ahmad amiratus nennt, abgeleitet von amīr »Befehlshaber, Emir«. Die Bedeutung verengt sich auf den Rang in der Marine und orientiert sich an arab. amir-al-ma, amir-al-bahr etwa »Befehlshaber zur See«, amir-ar-rahl »Befehlshaber der (Transport-) Flotte«. Das Wort amiratus erscheint in Sizilien im 12. Jahrh. in lateinischen Urkunden als Statthalter von Palermo und ist am Normannenhof der Titel einiger Würdenträger, seit 1178 für den Befehlshaber der normannisch-sizilianischen Flotte, seit Friedrich II. (1210–1250) als ammiratus nur noch hierfür. Über aus Genua stammende Inhaber dieses Amtes gelangt der Titel schon 1195 nach Genua selbst und mit der Übernahme genuesischer Schiffe bzw. der Berufung von Genuesen als Kommandanten bald nach Frankreich, wo admiratus 1248 für einen Genuesen, 1271 für einen Franzosen nachweisbar ist. Um 1300 trägt der Genuese Rainier Grimaldi den Titel amiral. Die schon davor allgemeiner verstandene altfranzös. Form amiral entwickelt sich unter dem Einfluss von lat. admirari »bewundern« (wegen der herausgehobenen Stellung des Titelinhabers) zu admiral. Daher stammen erste dt. Entlehnungen ab dem 12. Jahrh. wie amiral (Rolandslied, 1170), ammiralt, zunächst in der allgemeinen Bedeutung »Oberbefehlshaber, Fürst (der Sarazenen)«. Seit dem 16. Jahrh. verdrängt die Neuentlehnung admiral aus dem Französischen die frühen dt. Formen. Admiral war auch die Kurzbezeichnung für das Admiralsschiff.

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Admirale der französischen, österreichischen, deutschen und englischen Marine, um 1900. Österreich war über seine Besitzungen an der Adria mit dem Kriegshafen Triest zeitweilig Seemacht.

Erasmus Francisci, Historisches Rauchfaß (1673): »wobey dieser Portugisische Admiral, nach einem sehr tapffrem Streit, beydes das Leben, und die See einbüßte.«

Carl Günther Ludovici, Eröffnete Akademie der Kaufleute oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon (1767): »admiral … also wird bisweilen auch sowohl das Hauptschiff bey einer flotte, als auch das vornehmste schiff von einer kauffahrteyflotte … genennet.«

Johann Christoph Adelung, Grammatisch-Kritisches Wörterbuch (1811) über Admirale: »Der Plural, die Admiräle, ist eine Unart der Niedersachsen, welche auch Generäle, Herzöge, u.s.f. haben«. Adelung erwähnt auch, dass der Name für die Kegelschnecke Conus ammiralis an die prächtige Uniform des Admirals anknüpft: »Eine Art seltener und theurer Meerschnecken, welche unter allen Schalthieren die schönsten Farben zeiget.«

→Kiel (1598), →Mast (1618), →Matrose (1629), Admiralität →Bram (1627)

Ahm, Ahming, die, »Tiefgangsmarke am Schiff«.

Mittelniederdt., -länd. ame, mittelhochdt. āme, ōme »Ohm«, ein Flüssigkeitsmaß oft zu 150 Litern; auch »das bei der Obrigkeit aufbewahrte Richtmaß, nach dem die Maßgefäße geprüft und geeicht werden«. Das Wort ist verwandt mit nachahmen (ursprüngl. »nachmessen«) und geht zurück über spätlat. ama »Gefäß, Weinmaß« auf lat. hama »Feuereimer« und griech. ámē »Eimer«. Eimer ist mit Ahm aber nicht sprachverwandt, sondern geht über althochdt. eimbar auf lat. amphora und griech. amphoréus zurück. →Pütz

Johann Hinrich Röding, Allgemeines Wörterbuch der Marine (1794/96): »das in Fuß eingeteilte Maß, welches sich an den Seites der Vorder- und Hinterstevens befindet, und woran man siehet, wie tief das Schiff ins Wasser geht«.

Heinrich Paasch, Vom Kiel zum Flaggenknopf (1901): »Das in Fuss oder Decimeter eingetheilte Maas am Vor- und Hintersteven, welches den Tiefgang des Schiffes anzeigt«.

ahoi, »Anruf eines Schiffes«, mit vor- oder nachgestelltem Adressaten.

Im 19. Jahrh. aus engl., niederländ. ahoy entlehnt. Die Silbe a- dient der Schallverstärkung; die Herkunft des zweiten Wortteils ist zurückzuführen auf das seit dem 14. Jahrh. belegte engl. hoy, einem Befehl für Tiere ähnlich, dt. , in maritimer Verwendung als hoay 1769 belegt. Für eine Ableitung von niederländ. hoie, einem Fracht- und Passagiersegler der Nordsee, fehlen Belege.

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Eine Hoy, vielleicht Namensgeber für die Anrufung »ahoi«.

William Falconer, An universal dictionary of the Marine (1769): »If the master intends to give any order to the people in the main-top, he calls, Main-top, hoay! To which they answer, Holloa!«, »Wenn der Kapitän den Matrosen oben im Großmast Befehle zu geben beabsichtigt, ruft er: ›Main-top, hoay!‹ Worauf sie antworten: ›Holloa!‹«

Heinrich Smidt, Michael de Ruiter (1846): »bestieg herr van W. mit dem sprachrohr die galerie und rief mit starker stimme: ›schiff ahoi!‹ nicht lange darauf erschien auf der hütte jenes schiffes ein mann.«

Franz Reuleaux, Buch der Erfindungen (1889): »so ertönte … durch ein sprachrohr eine brüllende stimme: ›schiff ahoi!‹ der obersteuermann ergreift das sprachrohr und antwortet ›halloi!‹ passagiere und mannschaften eilen auf deck, in der meinung, es solle mit einem vorbeikommenden schiffe gesprochen werden.«

Albatros, der, »Angehöriger einer Familie der Sturmvögel, Diomediidae«, mit drei Gattungen und 13 Arten.

Entlehnt aus engl. albatross, albitross, niederländ. albatros, dies aus französ. alcatrace, span., port. alcatraz, in Europa zuerst andalus.-arab. al-gattas, entweder von al-gattas »Taucher, ein Wasservogel, der unterzutauchen pflegt, der Seeadler Haliaëtus albicilla« oder al-kadus »Krug« wegen der Schnabelform des Vogels. Vielleicht nannten die Araber in Spanien zuerst den Pelikan so, der in seinem großen Schnabel Wasser aufnimmt und seinen Jungen in der Wüste bringt; das Wort wurde auch auf andere große Meeresvögel übertragen, etwa auf Seemöwen. Wohl in England beginnt, um den Fregattvogel alcatras abzugrenzen, ab der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts die Umbildung in albatross unter dem Einfluss von lat. albus »weiß«. Seeleute haben den Schwarzbrauenalbatros (Diomedea melanophris) und weitere Formen Mollymauk getauft, von niederländ. malemok »närrische Möwe«, auch: →Mallemucke. Albatros ist ein Ehrenname für den Kapitän eines Segelfrachtschiffs, der auf Ost-West-Kurs um Kap Horn gesegelt ist, Malamok/Mollymauk für die anderen Seeleute an Bord.

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Wander-Albatros (Diomedea exulans).

George Forster, Reise um die Welt (1778): »fiengen wir bey schönem gemäßigten wetter, nach vorhergegangenem harten sturm, neun albatrosse an schnur und angeln.«

Lorenz Oken, Allgemeine Naturgeschichte für alle Stände (1833): »es sind sehr große vögel auf der südlichen erdhälfte, welche, wegen ihres weißen gefieders, albatros heißen.«

Alge, die, »Angehörige einer Gruppe niederer Pflanzen mit rund 40 000 Arten«, besonders »Seetang«.

Lat. alga galt bis zur Neuzeit als allgemeine Bezeichnung für Salz- und Süßwasserpflanzen. Der Naturforscher Carl von Linné führte 1737 alga »Tang« als botanische Bezeichnung ein. Im 18. Jahrh. entstand aus algae verdeutscht Algen, woraus als Singularform Alge rückgebildet wurde. Die engl. Bezeichnung lautet bis heute alga, algae. Verwandt sind norw. ølke »anhaftender Schleim nach Überschwemmungen«, dort dialektal ulka »Schimmel, Schleim«, dän. ulk »Frosch«, aus indoeurop. *el-/*ol- »modern, faulen«. Lateinisch hießen die größeren Meeresalgen und Seegräser fucus, griech. phykos. Daraus ist die taxonomische Endung -phyceae für die Algenklassen abgeleitet. In Homers Ilias (8. Jahrh. v. Chr.) ist Phykos, oft mit »Meertang« oder dem nur fern verwandten »Seegras« übersetzt, eine Meerespflanze, die einen roten Farbstoff für Schminke liefert; damit verwandt ist hebr. pūk »Augenschminke«. Im Meerwasser kommen vor allem Braun-, Rot- und Grünalgen vor. Blaualgen sind keine Pflanzen, sondern Cyanobakterien. Passiv treibende Algen gehören zum →Plankton. Tang »größere und derbere Formen der Braun- und Rotalgen«, mittelniederdt. dank, ist eine Entlehnung des 18. Jahrh. aus Skandinavien, norw. dän. tang, schwed. tång, isländ. þang, auch zu engl. tang, französ. tangue, aus altnord. þang »Tang«, wohl zu german. *þeng- »dichte, verfilzte Masse« und indoeurop. *tenk- »(sich) zusammenziehen, fest werden«, dann verwandt mit dicht, gedeihen. Größere Arten der Braunalgen heißen Kelp, von engl. kelp, mittelengl. culp unbekannter Herkunft.

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Blasentang (Fucus vesiculosus), eine Braunalge.

Lorenz Diefenbach, Glossarium Latino-Germanicum (1857, Beleg von 1440): »alga, schum der uff dem mere lit«.

Johann Spreng, Ilias (1610): »die wällen … treiben an das land zu hauff / algam das meerkraut wohlbekant.«

Adelbert von Chamisso, Uebersicht der nutzbarsten und der schädlichsten Gewächse (1827): »pilze, … wasseralgen und … flechten. alle drei werden auch unter dem gemeinsamen namen algen im weiteren sinne des wortes begriffen.«

Alexander von Humboldt, Kosmos, Entwurf einer physischen Weltbeschreibung (1845): »Dort liegt die große fucus-Bank, welche Oviedo die tang-wiesen … nennt.«

AlkPinguin

Alte, der, »Kapitän«.

Niederdt. Olle, engl. Old, eine informelle Respektbezeigung. Das Ausgangswort alt ist ähnlich in vielen german. Sprachen belegt und von german. *al-a- »wachsen, nähren« abgeleitet, dies von indoeurop. *al- »nähren«. Die Bezeichnung für den Schiffsbefehlshaber ist also der Urbedeutung »gewachsen, erwachsen« nahe. Verwandt mit Eltern, Alter, lat. altus »hoch«.

Friedrich Gerstäcker, Ausgewählte Erzählungen [o.J.]: »ändern kannst du nichts an der Sache, so viel solltest du vernünftigerweise einsehen, denn wir sind schon aus Sicht vom Land, und daß der alte nicht wegen dir noch einmal umdreht.«

Hans Parlow, Die Kaptaube (1902): »dein Geschäft ist an Deck zu bleiben; wir werden schon ohne Dir fertig werden; wenn der Alte ruft, muß einer an Deck sein.«

AnchovisSardine

anfahren, »landen«, Anfurt, die, »Landungsstelle«.

Niederländ. aanvaren. Heute ungebräuchlich. →fahren

Luther, Biblia, Apg 27, 26 (1545): »wir müsen aber anfaren an eine Insulen.«

Nicolaus Federmann, Indianische Historia (1557): »vom widerwindt [Gegenwind], so uns die nachfolgendt nacht ergriffe, zu einer Insel, Lamona geheissen, anzufaren getrungen [gedrängt] wurden, daselbst wir biß an den andern tag, das was den sibenten tag gemelts [gemeldeten] monats, bliben.«

Jürgen Andersen, Orientalische Reise-Beschreibungen (1669): »als wir auff das Land getreten, giengen wir geschwinde zu einem Rivir [Fluß], welches nicht ferne von unser Anfuhrt, labeten und erquicketen unsere matte durstige Seele.«

Daniel Defoe, Robinson Crusoe, übersetzt von Ludwig Friedrich Vischer (1720): »Ich beorderte Freytag und den Steuermann, gegen Westen über die kleine Anfuhrt nach dem Platz, wo die Wilden ehmals … gelandet, hinzugehen.«

Anker, der, »hakenförmiges Gerät zum Festmachen von Schiffen auf dem Meeresgrund«.

Mittelhochdt. anker, althochdt. ankar, altengl. ancor, engl. anchor, altnord. akkeri (daraus entlehnt finn. ankkuri), französ. ancre, span. ancla, áncora, ital. ancora gehen zurück auf lat. ancora, griech. agkyra »Anker mit gekrümmten Eisenhaken«, zu indoeurop. *ang- »krümmen, biegen«. Mit der Übernahme dieses Gerätes von den Römern geraten die am Rhein, an Nord- und Ostsee üblichen Ankersteine außer Gebrauch, die althochdt. senkil, senkilstein hießen. Verwandt mit Angel, Unke, lat. anguilla (→Aal).

Pfaffe Lamprecht, Alexander (um 1170): »grōz was ir nōt … sō wurfen si ūz ir anker.«

Jürgen Andersen, Orientalische Reise-Beschreibungen (1669): »in der mitten der Flotte steht der Mastbaum, welches Seegel von Coquer [Kokos] Nuß Bast gemachet, führet an jedem Ende Holtzerne Anckers, durch welche sie zur Nacht am Lande befestiget.«

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Stockanker, zweiarmig mit hölzernem Stock und Ankerleine.

Ludwig Theobul Kosegarten, Rhapsodieen (1794): »frisch Bursche! den Buganker ausgebracht! Aber das kostete Künste, den Buganker auszubringen; binnen den wenigen Minuten, da die gantze Mannschaft mit dem Ausbringen des mächtigen Eisenblocks beschäfftigt war, trieben wir der Spitze von Wittmund so nahe, daß wir jeden Augenblick zu scheitern fürchten mußten.«

→lichten (15. Jahrh.), →Rah (1430), →fieren (1564), →Boje (1665), →Bootsmann (1720)

Antarktika, AntarktisArktis

Antenne, die, »Vorrichtung zum Senden und Empfangen elektromagnetischer Wellen«.

In ursprüngl. maritimer Bedeutung lat. antenna »Segelstange«, ital. antenna »Rah« von lat. ante »vor« als »das Vorstehende, das davor Befindliche«. Seit dem 16. Jahrh. auch als Bezeichnung für die Fühler von Insekten verwendet, geht die heutige funktechnische Bedeutung auf den Radiopionier Marconi (1895) zurück.

Johann Heinrich Zedler, Universal-Lexikon (1733): »Antenna, ist das Creutz woran die Seegel hiengen, welche Daedalus erfunden haben soll.«

Johann Heinrich Zedler, Universal-Lexikon (1740): »Nock, Extremitas antennae, ist auf einem Schiffe der äußerste Theil der grossen Raa, an welchen die peinlichen Hals-Gerichte; als Hencken, Kielholen u.s.w. geschehen.«

Äquator, der, »größter Breitenkreis auf der Erde; der Kreis, der sie in eine Nord- und eine Südhalbkugel teilt«.

In der neuzeitlichen Astronomie seit dem frühen 16. Jahrh. zunächst eine Bezeichnung für den Himmeläquator, entwickelt aus lat. aequator »Münz-Eicher, Gleichmacher der Münze« zu »Gleichmacher von Tag und Nacht«, von lat. aequāre »gleichmachen« zu aequus »gleich«, weil die Sonne, wenn sie im Himmelsäquator steht, Tag- und Nachtgleiche bedeutet. Diese →Linie wurde Anfang des 17. Jahrh. auf die Erde übertragen und zum 0. Breitengrad gemacht. Analoge Bildungen in vielen europäischen Sprachen.

Als »Himmelsäquator« bei Gualtherus H. Rivius, Vitruvius (um 1543): »warhafftige / ab vn zu nemung des tagleng diser vn jener seid des Aequators / vnter welchem der tag vnd die nacht allezeit in gleicher lenge / nemlich jedes zwelff stund / darum ist von nöten gewesen das man zu beyder seid solchs Aequators zirckels sonderliche ander Circkel in gleicher weit vom selben hat ziehen müssen.«

Als »Erdäquator« frühe dt. Nennung bei Levinus Hulsius, Schiffart (1606): »seynd wir [mit dem Schiff] den Äquatorem passirt«.

Monatlicher Auszug aus allerhand neu-herausgegebenen nützlichen und artigen Büchern (August 1700): »Die alten Weltbeschreiber können nicht begreiffen / wie der Nil sich ins Mittel-Ländische Meer ergiessen könne / da er jenseits des Aequatoris entspringe / und die Erde kugelrund sey.«

Äquinoctialische Linien →Atlantik (1599), →Ost, West (1794/96)

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Äquator, Pole, Polar- und Wendekreise und der Nullgrad-Merian auf einer Erdkugelhälfte mit Gradnetz; Stich vom Anfang des 19. Jahrhunderts.

Arche, die, »Schiff Noahs, in dem Menschen und Tiere die →Sintflut überlebten«.

Mittelhochdt. arche, arke, althochdt. arka, archa, mittelniederdt., -länd. arke, niederländ. ark, franz. arche, altengl. earc, ærc, engl. ark, altnord. ọrk, schwed. ark, got. arka aus lat. arca »Verschluss, Kasten, Lade«, zu arcanus »verschlossen, geheim« und arcēre »verschließen«. Hebräisch hieß die Arche tēbāh »Kasten« wie das Rohrkästchen, in das Moses gelegt wurde. Nicht verwandt mit griech. archáios »alt« wie in archaisch oder der griech. Vorsilbe arch- »Haupt-« wie in →Archipel, Archetyp.

Früh im Althochdeutschen Tatian (um 830): »then tag tho do ingieng in thia arca Noe.«

Als »Kahn« bei Herbert Helbig, Quellen zur älteren Wirtschaftgeschichte Mitteldeutschlands (vor 1440): »die van Meideborch van yslicker [jeder] arcke dry Brandemborghische schillinghe synt sy plichtich.«

Johann Heinrich Zedler, Universal-Lexikon (1732): »sodann heisst das wort arche ein schiffs gefäß mittler grösse mit einem platten boden, forne spitzig, hinten breit und stumpf.«

Übertragen als »Schutzversprechen« bei Abraham a Santa Clara, Geistlicher Kramer-Laden (1710/19): »Oesterreich … ist … eine archen der scienz und wissenschaft.«

Archipel, der, »Inselgruppe«.

Entlehnt im 16. Jahrh. von italien. arcipelago, als Kunstwort aus arc- »haupt-« und pelago »Gewässer« etwa als »Große See« für das Ägäische Meer, gebildet aus gleichbed. griech. arch- und pelagos, vielleicht auch direkt verballhornt als Aigaiisches Meer nach der Insel Aigai; diese Bezeichnung ist im 13. Jahrh. in Venedig belegt. Im dt. Sprachraum zunächst nur für die Inselwelt zwischen Griechenland und Kleinasien geltend, wird das Wort seit dem frühen 18. Jahrh. auch allgemeiner für »Inselgruppe mit umgebendem Meer« gebraucht. Die italienische Form wird in dt. Quellen zunächst zu archipelagus latinisiert und seit dem 19. Jahrh. unter französischem Einfluss gekürzt, französ., niederländ. archipel, engl. Archipelago, span. archipiélago. Nicht verwandt mit →Arche.

Die italienische Form bei Jobst Ruchamer, Newe vnbekanthe Landte (1508): »nanthen dises orthe Arcipelago, umb der menge willen der selbigen so vil inseln, das ist ein Ertzmere.«

Die latinisierte Form bei Johann Hübner, Reales Staats- und Zeitungs-Lexicon (1704): »archipelagus heisst eine gegend im meer, wo viele insulen nahe bey einander liegen.«

Die gekürzte Form bei Johann Hinrich Röding, Allgemeines Wörterbuch der Marine (1794/96): »Archipel, eine ansehnliche Strecke des Meeres, welche mit Inseln gleichsam besäet ist.«

→Galeasse (1694)

Arktis, die, »Gebiet um den Nordpol«;

Antarktis, die, »Gebiet um den Südpol«.

Die Bezeichnungen der beiden Polargegenden wurden im 18. Jahrh. gelehrt gebildet und sind abgeleitet aus lat. arcticus, griech. arktikos »nördlich« bzw. mit griech. anti »gegen« als antarcticus, antarktikos »dem Norden gegenüber, südlich«. Zugrunde liegt griech. arktos »Bär, Sternbild des großen/kleinen Bären«. Der lat. Begriff ist in dt. Texten seit dem Mittelalter belegt. Ähnliche Entlehnungen in vielen europäischen Sprachen. Der südpolare Kontinent trägt die geographische Bezeichnung Antarktika.

Hl. Elisabeth (um 1300): »orizon unde … der polus arcticus, des firmamentes ummeganc«.

Lorenz von Westenrieder, Erdbeschreibung der baierisch-pfälzischen Staaten (1784): »der nördliche oder arktische polarzirkel.«

Theoretisch über den Südpol bereits Wolfram von Eschenbach, Willehalm (ca. 1217): »der pōlus antarcticus / unt den anderen sternen«.

Johann von Würzburg (1314): »von polis antartico biz durch daz firmamente«.

John Maundeville, Travels (1366): »In Lybye men seen first the sterre antartyk«, »in Libyen sieht man den Stern Antarktis zuerst.«

Paracelsus, Schriften zur Meteorologie (1931, Quelle von 1530/31): »die region arcticam oder antarcticam«.

Spekulativ noch bei Ioannes Mayr, Epitome Cronicorum (1604): »dz die wilden thier, so wol von dem arctico als antarctico polo in Americā (welches sich zu bemelten beden polis erstreckt) … kom[m]en mögen.«

Armada, die, »bewaffnete Streitmacht zu Wasser«.

Zugrunde liegt entweder eine direkte Entlehnung aus span. armada »Kriegsflotte, -heer« oder über eine Zwischenform armat(a), armad(e) eine ältere Übernahme aus italien. armata, venezian. armada; beides von lat. armatus »bewaffnet« zu armare »bewaffnen, ausrüsten«, arma »Kriegsgerät, Waffen«. Zugrunde liegt indoeurop. *ar- »(an-)fügen« wohl in der ursprünglichen Bedeutung »den Arm mit einer Waffe verlängern«, wie lat. arma »Oberarm, Schulter«; auch german. *armoz, althochdt. ar(a)m, altnord. armr, got. arms »Arm«, altengl., engl. arm auch »Waffe«. Verwandt mit Armee, Gendarm, Alarm, Armatur. Das Wort Armada war sowohl für See- als auch für Landstreitkräfte in Gebrauch und wurde weithin bekannt, nachdem die britische Flotte 1588 der spanische Armada eine vernichtende Niederlage zugefügt hatte.

Pilgerbüchlein (1444): »do kam die armat der hoden [Wächter] von Rodis gefarn.«

Wolder, New Türckenbüchlin (1558): »die Johanniter von Rodis oder Malta sollen auch jre höchste macht mit Galleiden vnd Schiffen auffbringen, vnd die Italianische oder Teutsche Armada stercken helffen.«

Leonhart Frönsberger, Kriegssbuch (1571): »erstlich erfordert ein Armada vor allem zu dem wenigsten ein groß gewaltigs Schiff.«

→Brigantine (1521), →Wimpel (1627), →Barre (1672)

ÄrmelkanalKanal

Arsenal, das, »Gebäude oder Gelände mit Werkstätten zur Ausrüstung und Instandhaltung von Kriegsschiffen«.

In Deutschland seit dem Ende des 15. Jahrh. zunächst nur auf die große Anlage für Kriegsschiffbau und Kanonenherstellung in Venedig bezogen, seit dem Ende des 16. Jahrh. verallgemeinert. Italien. arsenale »Zeughaus« geht zurück auf arab. dār assinā’a »Haus, wo etwas hergestellt wird, Fabrik, Werft«.

Petrus Apherdianus, Tyrocinium latinae linguae [1581]: »Navalia, loca in quibus stant naves, vel fiunt Arcynaal, dar man die schiff machet oder haltet.«

Kaspar von Stieler, Zeitungs Lust und Nutz (1695): »Arsenal, Zeughauß und Schiffstand«.

August Moritz von Thümmel, Sämmtliche Werke, Bd. 5 [o.J.]: »Ich will nicht zweifeln, daß selbst ein Preuße dieses Gefühl mit ihm theilen kann, wenn er die Docke zum Schiffbau, den Waffensaal, die ungeheuern Vorräthe in den Magazinen an Tauen, Ankern und Segeln, die Werkstätte des Schreckens in voller Arbeit, das viele kostbare Geschütz und mehrere andere Wunder dieses Arsenals zu Gesicht bekommt.«

→Dock (1774)

Atlantik, der, »Ozean zwischen Europa und Afrika im Osten sowie Amerika im Westen«.