Das Buch

Er ist Autor und in Kürze auch Hotelerbe. Für letzteres ist vor allem eine ausgeprägte Schwäche für reifere Damen mit Gewichtsproblemen verantwortlich.Max Sturm ist Ende dreißig. Und alt genug, um zu wissen, dass "Freund" nicht das bloße Gegenteil von Feind bedeutet. Na ja, zumindest sollte er das wissen, denn ausgerechnet seine beiden besten Freunde wollen, dass er mit einer 60-jährigen Bankerin schläft. Und weil die Karten am Spieltisch des Lebens in aller Regel gezinkt sind, wäre da noch ein Blind Date, mit dem irgend etwas nicht stimmt und ein verschwitzter, dicker Fremder, der im Verdacht steht, den Dreien die einzige und vielleicht letzte Chance auf eine unbekümmerte Zeit zu versauen.

Eine schräge Story über drei Künstler,
die Geld brauchen und Sex bekommen.

Der Autor

Oliver Kukulka wurde am 28. August 1969 in einer rauen Vollmondnacht geboren. Na ja, eigentlich war es an einem sonnigen Nachmittag vor einer ganz normalen Vollmondnacht. Er lebt - je nachdem, wie es die gegebenen Umstände zulassen - mal mehr, mal weniger glücklich im südlichen Teil Deutschlands und verarbeitet bis heute seine eher unfreiwillige Geburt.

Eine abgebrochene plus eine erstaunlicherweise beendete Ausbildung, ein Schauspielstudium, diverse Jobs, nervige Mitmenschen und als ob das alles noch nicht genug wäre, auch noch die eine oder andere unlöschbare Begegnung mit der Frau an sich, bereiteten letztendlich den Humus für eine gepeinigte Künstlerseele. Er erinnert stets gern daran, dass ein gewisser Johann Wolfgang von Goethe ebenfalls am 28. August geboren wurde. Dass Jack Black, ein zu Übergewicht neigender amerikanischer Schauspieler, nicht nur am gleichen Tag, sondern auch noch im gleichen Jahr wie Herr K. geboren wurde, verschweigt er hingegen lieber. Mit der IRA-Bombe in Brüssel, genau 10 Jahre später, hatte er allerdings nichts zutun. Das schwört er.

UNDINE

Natürlich waren Mickey und Tom einverstanden. Aber das stellt mich jetzt vor die Aufgabe, Monstermaid auf direktem Wege in die Kissen zu bugsieren und sie damit dahin zu bringen, wo wir sie haben wollen. Ein wirklich gutes Gefühl habe ich ja nicht bei der Sache. Frauen und Geld. Ganz schlechte Kombination. Wie Bombe und Zünder. Jedes für sich ist wohl durchaus angsteinflößend, aber meist ungefährlich. Aber wehe, die beiden tun sich zusammen, dann fliegt einem die Kacke schneller um die Ohren, als man "Leb wohl" sagen kann! Oder anders gesagt: Wenn man zuviel zündelt, kommt der Scheiß gebündelt! Das reimt sich nicht nur, es stimmt auch.

Bevor ich mich jedoch dieser Herausforderung stelle, muss ich mich erst noch einer anderen Angelegenheit widmen, nämlich dem Artikel über Blind Dates, zu dessen Zweck ich im Hades der Neuzeit, dem Internet, eine Dame mittleren Alters aufgerissen habe. Undine wäre ihr Name und sie sei geschieden. Inzwischen weiß ich, dass Frauen, die im Web einen meist seltsam anmutenden und in der Regel gefälschten Namen angeben, im Kontaktanzeigenmarkt des Internets bereits eine feste Größe sind und dadurch einfach zu vermeiden versuchen, von dem einen oder anderen gescheiterten Date wiedererkannt zu werden.

Undine sei Sternzeichen Löwe und ihr Beruf ein medizinischer. Im Herzen sei sie aber Künstlerin. Sie male und schreibe gern. Das wäre eigentlich der Punkt, an dem es für mich uninteressant wird, denn Künstler bin ich selber und weiß um die neurotisch bedingten Ausnahmezustände dieses Berufsstandes. Ich sag nur: zwei Minus ergeben normalerweise kein Plus! Es gab da aber noch eine Spalte in ihrer Anzeige, die meine Aufmerksamkeit erregte. In diesem Teil der Annoncen findet man häufig so intellektuell als auch tiefgründiges, wie z.B.: "Lass die Sonne in dein Herz"; "Lebe jeden Tag, als wäre es dein letzter!" oder auch immer wieder gern: "Carpe Diem". Und bei letzterem wissen sie auch bloß, was das heißt, weil sie den "Club der toten Dichter" gesehen haben. Soviel zur Fraktion der hirnfreien Poeten. Die meisten von denen müssten sich sowieso eher "Carpe Noctem" auf ihre Fahnen schreiben, denn wenn sie ihren Anblick bei Tageslicht feilbieten, werden ihnen ruckzuck die Opfer ausgehen! Und dann sind da noch die Autistischen. Äh, 'tschuldigung, die Authentischen. Die schreiben: "Krasse Dompteuse sucht wilden, aber zähmbaren Tiger!". Wild, aber zähmbar??? Ansehnlich, aber nicht schön??? Gebildet, aber kein Besserwisser??? Vielleicht kann mir das bei Gelegenheit mal jemand erklären. Das Beste war aber "Nimmersatter Rubensbrocken (!!!) sucht literaturbewandertenSexgott". Wäre ich auf der Suche nach der Frau für`s Leben, wäre die meine erste Wahl, keine Frage. Aber für meine Zwecke schien mir Undine besser geeignet. Ah, Stichwort. Der Grund, warum ich beim Lesen von Undines Anzeige nicht gleich zur nächsten weitergeklickt habe, lag an ihrem Statement: "Allem Anfang wohnt ein Zauber inne". Das ist gut. Schlicht und gerade deshalb gut. Und alles, was wir an Schlichtem und Gutem kriegen können, brauchen wir dringend! Im Ãœbrigen weiß der Kenner, dass es sich hierbei um ein Zitat aus dem Gedicht "Stufen" von Hesse handelt. Könnte sich lohnen oder aber zumindest interessant werden, eine Frau kennenzulernen, die einem derart literarisch daherkommt. Wer nun bei der ersten (und in der Regel auch letzten) persönlichen Begegnung nur das Allerschlimmste erwarten würde, dem ginge es wie mir. Aber ich bin lernfähig, denn diesmal war ich vorbereitet. Will sagen, Tränengas für mein körperliches Wohlbefinden und der Beibehaltung von ebendiesem, meinen 175 PS starken schwarzen Mini Cooper für die schnelle und zielgerichtete Flucht, bei der man in diesem Wagen übrigens verdammt gut aussieht. Und gäbe es den Unsichtbarkeits-Tarnumhang von Harry Potter tatsächlich, hätte ich den auch noch mitgenommen. Ich fühlte mich also ganz Herr der Lage. Bereit dem Feind ins Auge zu blicken, und ihn, würde er auch nur einmal auf eine Art blinzeln, die mir missfiele, ohne eine Spur von Mitleid oder gar Reue zu vernichten! Man merkt mir kaum an, dass ich schon das eine oder andere Mal eine unschöne Erfahrung gemacht habe, nicht wahr? Natürlich erhascht auch mich dann und wann ein Fünkchen Optimismus, aber unterm Strich ... wer glaubt denn schon an Märchen? Oder gar an wahre Liebe? Ok, ok, Romeo und Julia vielleicht, aber hey, die waren beide dreizehn. Da glaubt man doch noch jeden Scheiß!

Auf dem Weg zu meiner Verabredung mit "Undine" hörte ich einen Bericht im Autoradio: Eine Frau meldete bei der Polizei, sie habe ihren Mann erschlagen. Mit einem Nudelholz. Die Polizei fuhr hin und fand den Mann. Jetzt lebte der aber noch und hatte lediglich eine Platzwunde am Kopf. Die Frau wurde wieder freigelassen, allerdings mit der Auflage, die gemeinsame Wohnung in den nächsten 24 Stunden nicht zu betreten. Die Frau hielt sich aber nicht daran, ging früher zurück und erneut auf ihren Mann los. Letzterer überlebte laut Nachrichteninformationen auch diesen Angriff. Was dort allerdings niemand erklärte: Wie blöd kann man eigentlich sein??? Mal abgesehen davon, dass Justitia uns hier den Ray Charles macht, welcher Typ, der sich von seiner Alten über den Haufen kloppen lässt, sitzt denn nach so ‘ner Nummer gemütlich zu Hause und wartet, bis Mörder-Else zum zweiten Angriff bläst??? Und was istdas für ‘ne Braut, die glaubt, sie hätte ihren Egon umgebracht, sich dann von den Hütern des Gesetzes aber erklären lassen muss, dass ihr Mann eine gewisse Fähigkeit hat, in außergewöhnlichen bis brenzligen Situationen am Leben zu bleiben? Und welche Trulla geht dann heim und versucht es gleich noch mal??? Was hätte sie diesmal zu den Bullen gesagt? "So! Jetzt aber wirklich!" ??? Haben wir das jetzt davon, dass wir die Nachmittags-Talkshows aus dem Programm genommen haben? Können Männer und Frauen denn gar nicht mehr miteinander? Was ist mit Liebe, Mitgefühl und Zärtlichkeit? Gut, dies sind Eigenschaften, die dem einen oder anderen lediglich vom Hörensagen bekannt sein mögen, aber egal. Da hört man so etwas im Radio und ist gerade auf dem Weg zu einem Date mit einer Unbekannten. Ich meine, ich hatte schon so einiges, eine Schlägerin aber noch nicht. Wer weiß, was Undine für eine ist? Vielleicht ist sie krank im Kopf und verfolgt ebenfalls einen Plan? Nur einen viel perfideren als ich. Kennt noch jemand "Misery" von Stephen King? Wie die Alte den berühmten Schriftsteller einsperrt und nie mehr rauslassen will? Gut, ich bin nicht berühmt und wer mich einsperrt, wird mich bald darum bitten, endlich wieder zu gehen, aber trotzdem. Scheiße, ich hatte gleich so ein komisches Gefühl bei dieser Undine. Nachdem wir zwei-, dreimal hinund her gemailt hatten, beschloss ich, mir ein anderes Testobjekt zu suchen. Nicht weil ich sie für eine Psychopathin hielt, nein, diese Variante kam mir bis zu diesem Radiobericht gar nicht in den Sinn, sondern einfach, weil mir die Vorstadt-Kulisse bereits allzu plastisch erschien. Ich sah mich bereits am Samstagnachmittag auf Undines Couch liegen und vor dem Fernseher darauf warten, dass es endlich Montag wird und ich wieder in meine Wohnung darf, in der niemand steht, sitzt oder liegt, der mich auf meinem Weg in die Küche fragt, ob alles ok mit mir ist. Oder woran ich gerade denke. Und bis es soweit ist, würde ich sie auch zwei-, dreimal ordentlich bumsen müssen. Gut, es mag jetzt Männer geben, die meine letztere Befürchtung nicht ganz nachvollziehen können. Nun zählt meine Wohnung aber eben nicht zu den Etablissements, in denen keine Frauen verkehren und so bedarf es schon ein wenig mehr, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. Nach einer Woche Funkstille schrieb Undine, sie wolle sich einfach mal kurz melden, sie wüsste ja nicht, ob ich Stress hätte oder einfach keine Lust mehr, mit ihr zu mailen. Sie erzählte noch was von Yoga-Kursen und diversen anderen Zeitvertreibungs-Maßnahmen. Und dann erwähnte sie ganz beiläufig, dass sie gleich noch mal los muss, weil sie bei ihrem morgendlichen Einkauf vergessen hätte, Strumpfhosen zu besorgen.

Ok, ich sag's besser gleich, ich steh auf Strumpfhosen! Oder besser gesagt, auf Nylon generell. Ob jetzt Halterlose, mit Strapsen oder eben eine Strumpfhose, mir egal. Nichts aufgedonnertes, kein Fischnetz oder irgendwelchen Scheiß. Auch nicht rot oder andere experimentelle Farben. Nein, hautfarben. Schlicht und ergreifend. Das ist, als ob bei mir ein Motor anspringt. Es gibt Tage, da kann ich auf der Straße eine Frau sehen, mein Blick fällt auf ihre Füße, verhüllt von zartem, hellbraunem Nylon und ich möchte hingehen und sagen: "Ich möchte Sie wirklich gerne ficken. Jetzt sofort." Und dabei ist es egal, wie sie aussieht. Das kann dann auch die Bäckerin von nebenan sein. Ok, da gibt es natürlich Grenzen, aber meine Freunde würden sagen, dass sie nicht wüssten, wo die bei mir sein sollten. Von Fetischismus wollen wir hier allerdings noch nicht sprechen, denn das würde bedeuten, dass "es" ohne die Strümpfe überhaupt nicht mehr geht. Und das, nein, das ist nun wirklich nicht der Fall. Undine brauchte also Strumpfhosen und bei mir war der Wille erwacht. Der Anstifter all meiner Schandtaten und die Brandfackel aller Feuer, die ich bisher so gelegt habe. Ich erwähnte gespielt beiläufig, dass mir da gerade einfiele, dass ich auch noch ein paar Sachen besorgen müsse. Worauf sie meinte: "Mensch, da könnten wir uns bei der Gelegenheit gleich auf einen Kaffee treffen!" Natürlich nur, wennmir das nicht zu schnell ginge! Ach, wo denkst du hin, Frau!

Irgendein Café. Undine sitzt mir gegenüber und ist gar nicht mal so hässlich. Auf eine langweilige Art nett anzusehen. So der Typ unbedeutende Vorstadt- Tussi, die einen silbernen Audi A3 fährt. Der die Strumpfhosen offenbar noch nicht ausgegangen sind, denn sie hatte eine an. Ansonsten: Knielanger beigefarbener Rock, enge weiße Bluse, pralle Titten, weißgraue Haare. Aber jetzt nicht wie Tante Emma, sondern eher wie die Lady aus der Nivea-Werbung für Reife. Nur irgendwie geiler. Der Fall war also klar: Ich muss mit der ins Bett. Und zwar schnellstens! Jetzt bin ich ja eher der höfliche Typ, was einfach bedeutet, dass ich zur Durchsetzung meiner Ziele nicht immer sofort rohe Gewalt anwende. Ich war also witzig, charmant und zuvorkommend. Aber immer noch so distanziert, dass sich Undine nicht sicher sein konnte, ob ich tatsächlich an ihr interessiert wäre. Und weil sie genau der Typ Frau war, der das aber wissen wollte, bot sie mir an, noch am selben Abend gemeinsam essen zu gehen.

Dazu später leider mehr, der Spannung wegen komm ich aber gleich mal zu dem Teil, als wir nach dem Essen zackzack und noch völlig angezogen auf meinem Bett lagen. Wir stießen unsere Schuhe ab undknutschten heftig. Ich schob ihr den Rock hoch und fasste zwischen ihre Beine. Mit leichtem Druck rieb ich hin und her. Sie war heiß und feucht zwischen den Beinen. Sie wollte sich die Strumpfhose herunterziehen, aber ich bedeutete ihr, still zu halten. Ich fasste mit meinem Daumen und meinem Zeigefinger ein Stück Stoff in ihrem Schritt und zog daran. Der Stoff riss krachend auseinander und legte ihren Schlüpfer bloß. Undine schien die Luft anzuhalten, ihr Blick war erschrocken und doch irgendwie - sagen wir mal - interessiert. Gierig. Sie ließ es sich gefallen. Mit meiner linken Hand schob ich ihren Schlüpfer beiseite, während ich mit der rechten meine Hose öffnete und meinem mehr als aufrechten Freund da unten den Weg in eine ziemlich feuchte Höhle bereitete. Das hier war mal was ganz was Neues. Die Frau war nicht einfach bloß erregt. Stünde sie aufrecht, würde sie tropfen wie ein Kieslaster. Der schien das nicht einfach nur zu gefallen, sie stöhnte so laut und heftig, dass ich mich einen Moment lang versicherte, ob die Fenster geschlossen sind. Ihre Schweißdrüsen öffneten die Schleusen und entwickelten einen Duft, der sich mit ihrem Parfum vermischte und mich erst mal nur noch geiler machte. Mit einem seltsam irren Blick sah sie mich an, dann schrie sie: "Ja, weh tun ... komm ... mehr weh tun ... jaaaahhhhhhhh!"Sie zuckte wie verrückt, ich packte mit beiden Händen ihren Arsch unter mir und gab ihr, wonach sie verlangte ... ... bis ich wie ein toter Käfer von ihr abfiel. Wir lagen erschöpft zusammengesunken auf meinem Bett. Sie kauerte unter meinem Arm, ihren Kopf auf meine Brust gelegt. "Wow, da hast du mir aber eine Ladung verpasst!" stöhnte sie wohlig. Sie roch auch immer noch nach Schweiß. Und dabei immer weniger nach Parfum. Genau genommen stank sie allmählich wie ein Eber. Die Realität war wieder im Anmarsch. Was mir spätestens klar wurde, als sie sagte: "Du, ich muss dir noch was gestehen. Ich bin gar nicht geschieden." Oh je. Wären wir jetzt bei ihr gewesen, hätte ich vermutlich über den Balkon türmen müssen. "Ich bin eine Witwe. Mir war das einfach peinlich. Das klingt so alt und abgestempelt. Ich dachte, einer "Geschiedenen" würde eher jemand schreiben ..." Ihren Worten lauschend kam mir der eingangs erwähnte Radiobericht in den Sinn. Und eine Regel, die man bei potentiellen Dates niemals außer Acht lassen sollte: Man bumst keine Witwe, ohne zu wissen, wie und warum ihr Alter ins Gras gebissen hat. Es sei denn, man hat Todessehnsucht. Ich aber nicht und deshalbbeschloss ich, immer noch neben ihr liegend, diese Angelegenheit, gleich wenn sie gegangen wäre, per Email zu beenden. Was ja aber nicht zwingend bedeutet, dass man eine ausgesprochen willige Witwe trotz eher trüber Aussichten auf so was wie einen regelmäßigen Kontakt, gleich aus dem Bett schmeißen muss. Das Problem ist nur, dass mir manchmal einfach der Weitblick fehlt. Wäre ich einfach bloß mit ihr ins Bett gegangen, wäre alles in Butter gewesen. Aber nein, wir mussten ja vorher noch essen gehen. Angefangen damit, dass sie im Restaurant nach dem Essen Fragen aufwerfend lange auf der Toilette verweilte. Oder, dass sie mich die Rechnung übernehmen ließ, es aber für vollkommen unangebracht hielt, sich dafür zu bedanken. Und der Kellner an sich scheint für sie so eine Art Fußabstreifer für Besserverdienende zu sein. Ich bin wirklich nicht kleinlich, aber Manieren sind wichtig. Und wenn es schon nicht in unserer Natur liegt, so liegt es doch zumindest in unseren Fähigkeiten, freundlich zueinander zu sein, also sollte man davon Gebrauch machen. Undine lag neben mir und spürte nichts von meinem Ungemach. Als nächstes fiel mir der Weg vom Restaurant zu meinem Wagen ein. Oder vielmehr das, was sich einmal ein gewiefter Drehbuchautor einfallen ließ: "Wenn du das erste Mal mit einer Frau ausgehst, dann öffne ihr die Wagentür, warte bis sie sich hineingesetzt hat, und schließe die Tür. Wenn sie dir,während du um dein Auto herumgehst, deine Türe von innen öffnet, dann läge es im Bereich des Möglichen, dass es sich hierbei um die Richtige handelt. Tut sie es nicht, kümmert sie sich nur um sich selbst. Dann geh mit ihr was trinken und ruf sie nie wieder an." Der wusste, wovon er redet und aussprechen durfte diese Generationen übergreifende Weisheit dann übrigens irgendein Mafiosi in dem Film "Good Fellas". Jetzt steht die Mafia ja auch nicht gerade im Rufe, Opfer neumodischer Zeiten zu sein ... könnte also nicht schaden, Tipps wie diesen einfach mal hier und da ins eigene Leben mit einfließen zu lassen. Wenn man nur die in der Regel unerfreulichen Ergebnisse nicht so rigoros ignorieren würde. Ich öffnete ihr die Wagentür, wartete bis sie saß, schloss die Tür, ging auf die Fahrerseite und, oh Wunder, öffnete meine Tür selbst. Von solcherlei Tests gibt es übrigens viele. Ein weiterer wäre zum Beispiel, dass man mit der Dame seiner Wahl zum nächstgelegenen McDrive fährt. Als Beifahrer, versteht sich. Dann sagt man der Dame kurz vor dem Schalter, was sie für einen bestellen soll. 30 Sekunden später hört Mann dann entweder die Frage "Was wolltest du noch mal?", oder aber man erhält Dinge, die man nie bestellt hat. Diese Testvariante ist insofern nicht unbedingt ratsam, weil man es dann niemals zu einer festen Freundin bringen wird. Von daher gilt auch beiMcDonalds: Bestellt selbst oder geht mit einem Mann hin!

Undine lag neben mir und fing plötzlich an, irgendwas von Gefühlen zu brabbeln. Ich fühlte allerdings gar nichts. Was bei mir soviel heißt wie, da kommt auch nichts mehr. Ist so. Entweder brenne ich wie Zunder oder gar nicht. Und überhaupt, erstens galt es hier, einen Job zu erledigen und zweitens, hey, wenn ich mit dem Sex jedes Mal warten würde, bis der kleine Spacko Amor endlich das Zielen gelernt hat, dann hätte ich bis heute noch nicht oft gebumst. Was man über Undine aber auf jeden Fall sagen kann, natürlich ganz ohne zu werten, ist, dass sie einen vollkommen neuen Standard setzte. Schon allein der Moment, in dem wir nach dem Essen in meine Wohnung kamen und diese, noch nicht gänzlich als solche zu erkennende, höllische Plage neben mir stand, macht klar, was damit gemeint ist: Undine ging - beinahe torkelnd - in mein Wohnzimmer und blickte benommen umher. Auf meine Frage, ob alles ok sei, meinte sie: "Ja ja, ich brauch nur immer eine Weile, um die Eindrücke zu verarbeiten, wenn ich an einen neuen Ort komme." Hey, ist meine Wohnung eine Scheiß- Sehenswürdigkeit, oder was? Echt, die gestörtesten Weiber sind doch immer hinter mir her! Da fragt man sich schon, ob die eigene Wohnung vielleicht so eineArt Unter- Unterwelt ist. Ein Ort, an den es diejenigen Kreaturen verschlägt, zu denen sogar Luzifer sagt: "Nee du, lass mal ...!". Und der scheint sie dann offenbar zu mir zu schicken. Wie nett. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass Luzi nur der Ober-Dunkle- Fürsten-Fuzzi ist und in der Hierarchie von diesem Saftladen unter ihm noch jede Menge Unter-hey-passbloss-auf-ich-bin-halt-voll-böse-Spackos sitzen, wie zum Beispiel Satan (Ja ja, er und Luzi sind nicht derselbe!), Leviathan, Belial und noch so ein paar andere Tripperkönige. Und wenn das dann so aussieht, dass diese Sackratten-Combo bei allen Weibern, die sich bei mir so die Klinke in die Hand geben, die Dukommst-hier-net-rein-Nummer abziehen und ich die deshalb an der Backe habe, dann schwenkt mein Verständnis die weiße Fahne. Sollte ich also später mal in die Hölle kommen, werde ich diese Pfeifen einzeln unter dem gleißenden Licht von mindestens 78 Schreibtischlampen verhörtechnisch auseinandernehmen!