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NINA REBELE

KLETTERN
UND BOULDERN
FÜR KIDS

IN DER
HALLE UND
AM FELS

 

 

 

 

 

 

 

Delius Klasing Verlag

 

Fotos

Haftungsausschluss

INHALT

VORWORT

ZUM START

KLETTERN MIT KINDERN

WAS IST KLETTERN UND BOULDERN?

WARUM KLETTERN UND BOULDERN?

AB WELCHEM ALTER?

GESUNDHEITLICHE ASPEKTE

SPORTLICHE ASPEKTE

SPASSFAKTOR

KLETTERN IN DER HALLE

AUSRÜSTUNG

VERHALTENSREGELN

VORBEREITUNG

TOPROPE KLETTERN

SICHERN IM TOPROPE

KLETTERN IM VORSTIEG

BOULDERN IN DER HALLE

AUSRÜSTUNG

VERHALTENSREGELN

BOULDERTECHNIKEN

KLETTERN AM FELS

KLETTERAUSRÜSTUNG AM FELS

BESONDERHEITEN BEIM FELSKLETTERN

KLETTERN UND SICHERN

BOULDERN AM FELS

BOULDERAUSRÜSTUNG

BESONDERHEITEN BEIM BOULDERN AM FELS

GLOSSAR

LITERATURTIPPS

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VORWORT

ES IST UNGLAUBLICH, WIE SEHR SICH DAS KLETTERN IN DEN VERGANGENEN JAHREN VERÄNDERT HAT. ALS JUNGER WETTKAMPFKLETTERER ANFANG DER 1980ER-JAHRE HÄTTE ICH EINIGES FÜR EINE KLETTERHALLE GEGEBEN, UM BEI SCHLECHTEM WETTER TRAINIEREN ZU KÖNNEN. HEUTE FINDET MAN IN JEDER STADT MINDESTENS EINE HALLE.

Wenn ich damals gesagt habe, ich würde klettern gehen, wurde ich oft komisch angeschaut. Es gab nur eine Handvoll Spinner, die Klettern als richtigen Sport betrachteten. Heute gehen Geschäftsleute, Senioren, junge Familien und Studenten klettern! Es gibt keine gesellschaftliche oder soziale Gruppe, in der nicht geklettert wird. Die Kletterhallen haben sich von staubigen Kellern und brüchigen Scheunen in einladende Sporttempel verwandelt. Kaffee gibt’s dort auch.

Es ist schön zu sehen, dass der Sport, den ich mit brennender Leidenschaft betreibe, salonfähig geworden ist. Ich sehe diese Entwicklung allerdings auch mit einigen Sorgen, da es nach wie vor ein Sport ist, der sehr gefährlich sein kann und dessen eigentliches Umfeld, der Fels und seine Natur, äußerst schützenwert ist. Gerade für Familien und Kinder ist Klettern eine unglaublich schöne und lohnende Freizeitbeschäftigung. Aber man sollte sich vorher informieren, ausbilden lassen und ein handfestes Set an Kompetenzen entwickeln, die man zum sicheren Klettern benötigt. Auch Kinder sollten diese Kompetenzen erlernen und anwenden. Der Naturschutz sowie ein angemessenes Verhalten am Fels sollten dabei auf keinen Fall vernachlässigt werden.

Daher freue ich mich sehr, ein Buch in meinen Händen zu halten, das sich mit kletternden Kindern und Familien beschäftigt. Ein solches Werk war längst überfällig, da Kinder ihren Platz in der Gemeinschaft der Kletterer eingenommen haben und vielen Eltern ein Leitfaden für das Klettern mit ihren Kindern fehlt. Ich freue mich umso mehr, dass dieses Buch von einer dreifachen Mutter geschrieben wurde, mit der ich bereits Seil und Crashpad teilen durfte.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Kindern viel Spaß mit diesem Buch und viele schöne und unvergessliche Klettermomente.

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Stefan Glowacz

Abenteurer, Profikletterer, Vater von Drillingen

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ZUM START

NOCH VOR EINIGEN JAHREN DACHTEN DIE MEISTEN MENSCHEN, SOBALD VOM KLETTERN DIE REDE WAR, AN INDIVIDUALISTEN IN KARGEN, AUSGESETZTEN NORDWÄNDEN. HEUTE IST KLETTERN ZUR ABSOLUTEN TRENDSPORTART FÜR JUNG UND ALT GEWORDEN.

Dass Klettern bei Kids große Begeisterung auslöst ist keine Überraschung, denn durch die immer unterschiedlichen Bewegungsabläufe und die abwechslungsreiche Vielfalt an Bewegungsproblemen fördert es den natürlichen Bewegungsdrang und den Spieltrieb der Kinder.

Das Buch, das Sie gerade in Ihren Händen halten, bietet Ihnen eine Einführung in die Welt des Kletterns und Boulderns mit Kindern. Sie finden Informationen zur richtigen Ausrüstung, zu Sicherungstechniken im Vor- und Nachstieg, zu richtigen Verhaltensweisen in der Halle und am Fels sowie allgemeine Informationen zum Bouldern und zur Klettertechnik. Dieses Buch ersetzt jedoch keinen Kletterkurs! Es soll Ihnen als Ergänzung und Gedächtnisstütze dienen, damit Sie die im Kurs erlernten Inhalte und Abläufe nochmals nachsehen und überprüfen können. Es gibt unterschiedliche Herangehensweisen, was die Vermittlung der Informationen in Kletterkursen betrifft. In diesem Buch finden Sie Inhalte und Abläufe, die ich aufgrund meiner eigenen langjährigen Erfahrung für sinnvoll halte. Diese haben sich im Laufe der Jahre sowohl bei den vielen Ausflügen mit meinen drei Kindern am Fels und in die Halle, als auch in zahlreichen Kinderkletterkursen, die ich gehalten habe, bewährt.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß und Freude beim Klettern mit Ihren Kindern und hoffe, dass Sie viele unvergessliche Familienmomente genießen können.

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Nina Rebele

3-fache Mutter, Klettertrainerin

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KLETTERN MIT KINDERN

KINDER LIEBEN ES, ZU KLETTERN! KAUM HABEN SIE GELERNT, SICH AN MÖBELN AUFZURICHTEN, BEGINNEN SIE AUCH SCHON IHRE ERSTEN KLETTERVERSUCHE. STÜHLE, COUCHTISCHE, SOFAS: NICHTS IST SICHER VOR DER ERSTBESTEIGUNG DER KLEINEN. KINDER WOLLEN KLETTERN, NOCH BEVOR SIE LAUFEN LERNEN. BÄUME, KLETTERGERÜSTE, HÜGEL ODER FELSBROCKEN: DIE KLEINEN ERKUNDEN IHRE VERTIKALE WELT MIT VIEL EIFER UND GROSSEM MUT. DAHER IST ES NICHT VERWUNDERLICH, DASS SIE GROSSEN GEFALLEN AM KLETTERN FINDEN UND DABEI JEDE MENGE SPASS HABEN. KLETTERN IST IDEAL GEEIGNET, UM DEN INTENSIVEN BEWEGUNGS- UND SPIELDRANG DER KINDER IN EINE SINNVOLLE RICHTUNG ZU LENKEN.

WAS IST KLETTERN UND BOULDERN?

Klettern hat sich in den vergangenen 40 Jahren von einer Rand- zu einer Breitensportart entwickelt. 2014 wurde Sportklettern in die Shortlist des Internationalen Olympischen Komitees aufgenommen, es finden national und international Wettkämpfe statt und die Weltmeisterschaften im Klettern sind längst mediale Großereignisse. Heute findet man in jeder Stadt Kletterund Boulderhallen, in Schulen wird Klettern im Sportunterricht und in speziellen AGs angeboten, Kletterhallen bieten Kindergeburtstagspartys an, und in Ferienlagern ist Klettern längst ein fester Bestandteil des Programms. Doch was genau versteht man unter Klettern und Bouldern?

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KLETTERN

Eine Geburtsstunde des Kletterns als sportliche Aktivität festzulegen ist sehr schwer. Menschen haben Bergketten überquert und Gipfel bestiegen, lange bevor das Klettern als Sportart deklariert wurde. Ab wann nun das Bergsteigen aus reiner Freude betrieben wurde, aus Spaß daran, auf einem Gipfel zu stehen, lässt sich kaum rekonstruieren. Für das Sportklettern liegt der Ursprung jedoch in der Besteigung des Falkensteins in der Sächsischen Schweiz im Jahre 1864 durch eine dort ansässige Turnergruppe. Die Besteigung war rein sportlich motiviert, denn der Weg war das Ziel. Dies stand im Gegensatz zu den davor gemeisterten Besteigungen unterschiedlicher Berge, denn hier war stets der Gipfel das Ziel.

Zehn Jahre später wurde das sogenannte Freiklettern geboren. Freiklettern bedeutet, auf Hilfsmittel wie Leitern, Bäume oder Seile zum hochziehen zu verzichten und zum Aufsteigen lediglich die am Fels natürlich vorkommenden Strukturen zu verwenden. Beim Freiklettern ist der Kletterer immer mit einem Seil und mobilen oder fest verankerten Sicherungen am Fels gesichert. Diese Disziplin ist nicht zu verwechseln mit dem sogenannten Free-Solo-Klettern, wo der Kletterer vollkommen ungesichert ist. Die Freikletterer teilten ihre Routen bald in Schwierigkeitsgrade ein, wodurch die sportliche Leistung in den Vordergrund gerückt wurde. Seitdem wird Sportklettern in allen Ländern der Welt mit großer Begeisterung betrieben.

Es gibt heute unterschiedliche Spielarten des Kletterns. In den Kletterhallen spricht man generell vom sogenannten Sportklettern. Darunter versteht man das freie Begehen einer Kletterroute ohne Hilfsmittel, außer den dafür vorgesehenen Klettergriffen und -tritten. Zur Sicherung dienen Kletterseil und Haken. Das Ziel des Sportkletterns ist das sturzfreie Durchsteigen der Kletterroute an sich. Der Schwierigkeitsgrad der Route bildet oft die Leistungsgrenze des Kletterers. Die sportliche Motivation steht also im Vordergrund.

Klettern fand zu Beginn nur draußen am Fels statt. Auch die ersten Wettkämpfe wie das berühmte Rock Master in Arco, Italien, wurden 1987 am natürlichen Fels ausgetragen.

In den 1980er-Jahren entstanden die ersten Kletterhallen. Heute gibt es in Deutschland knapp 500 davon. Wettkampfmäßig ist das Sportklettern international etabliert. Seit den 80er-Jahren gibt es Wettkämpfe, 1991 fanden die ersten Weltmeisterschaften im Sportklettern statt.

Neben dem Sportklettern haben sich bis heute mehrere Spielarten des Kletterns etabliert.

Das Ziel beim alpinen Klettern ist meist die Besteigung eines Gipfels, wobei auch hier sportliche Motivation und Leistungsorientierung im Vordergrund stehen.

Beim technischen Klettern hingegen werden Hilfsmittel wie Leitern, Seile und zusätzliche Haken benutzt, um in einer Route voranzukommen. Die Kletterer dürfen sich beim technischen Klettern an diesen Hilfsmitteln festhalten und sich auch an ihnen nach oben ziehen.

Beim Eisklettern werden mithilfe von Steigeisen und sogenannten Eisgeräten – also spezielle zum Eisklettern gefertigte Eispickel – Formationen aus Eis wie beispielsweise gefrorene Wasserfälle geklettert. Der Kletterer ist durch ein Seil gesichert, das durch ins Eis gebohrte Eisschrauben verläuft. Muss man beim Eisklettern auch nicht vereiste Felsstellen überwinden, spricht man vom Mixed-Klettern. Es gibt eigene Wettkämpfe im Eis- und Mixed-Klettern, die sowohl an natürlichen wie auch an künstlichen Wänden stattfinden.

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Sportklettern am Fels.

BOULDERN

Bouldern entstand im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert im englischen Gritstone und im französischen Fontainebleau als Trainingsmöglichkeit für alpines Klettern. Hier wurden an kleineren Felsblöcken Klettersequenzen als Vorbereitung für lange Alpinrouten trainiert. Unter Bouldern versteht man Klettern ohne Seil und Haken in sicherer Absprunghöhe. Deshalb benötigt man zum Bouldern weder einen Klettergurt noch ein Seil.

In Fontainebleau, dem wohl bekanntesten Bouldergebiet der Welt, entstanden sogenannte Parcours als Trainingsmöglichkeit für lange Wände in den Alpen. Ein Parcour besteht aus mehreren Boulderblöcken, die man in einer bestimmten Reihenfolge absolvieren muss. Heute gibt es dort Parcours in allen Schwierigkeitsgraden inklusive speziellen Kinderparcours.

In den 60er-Jahren wurde das Bouldern in den USA vor allem durch den Turner John Gill weiter vorangetrieben. Er war der Erste, der Magnesia oder Chalk benutzte, um seine Hände trocken zu halten und die Reibung am Fels zu verbessern. Kurze, sehr kraftvolle Klettersequenzen, die man sturzfrei absolvieren musste, bestimmten das Bouldern fortan. Die beim Bouldern zu kletternden Sequenzen werden als BoulderproblemeBouldermattenCrash Pads