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Nr. 819

 

Endstation Jarkadaan

 

Ein Machtzentrum im Nukleus von Alkordoom

 

von Harvey Patton

 

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Nach der großen Wende in Manam-Turu, die sich im August 3820 vollzog, haben sich Atlan, Anima und Chipol, die Vorkämpfer ebendieser positiven Entwicklung, anderen Zielen zuwenden können.

Fartuloon jedoch, Atlans alter Lehrmeister, findet sich nach seinem plötzlichen Verschwinden noch vor der Wende nicht nur räumlich, sondern auch körperlich versetzt. Er verwandelt sich erneut in Colemayn, den Sternentramp, und gelangt wieder in die Galaxis Alkordoom, wo er mit Geselle, seinem robotischen Gefährten, bald in Gefangenschaft gerät.

Jetzt, Anfang Dezember 3820, sind die Gefangenen längst wieder in Freiheit. Doch ihr Schicksal bleibt weiterhin wechselhaft, solange sie sich mit ihrem Raumschiff, der HORNISSE, in der Nähe des Zentrums von Alkordoom bewegen.

Atlan und Co., die inzwischen ebenfalls in Alkordoom zugange sind, ergeht es ähnlich. Sie müssen sich mit Unbekannten herumschlagen, wobei Erfolge und Misserfolge einander abwechseln.

Gegenwärtig steuert Atlan mit seinen Gefährten das Grenzgebiet zwischen Sonnensteppe und Nukleus an. Plötzlich gibt es eine Riesenüberraschung, ein Tausch wird vorgenommen – und auf das Tauschobjekt wartet die ENDSTATION JARKADAAN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Arkonide erhält seine STERNSCHNUPPE zurück.

Geselle – Ein Roboter bekommt einen neuen Herrn.

Breckcrown – Ein Unsichtbarer.

Arien Richardson – Der Celester in Gefangenschaft.

Blatz, Werra Talan und Torr Brok – Drei von Ariens Mitgefangenen.

1.

 

»Habt ihr euch inzwischen geeinigt, Freunde?«, erkundigte sich der Roboter Geselle, als er nach einem Inspektionsgang wieder die Schiffszentrale betrat. Die Frage galt Atlan und seinem Team, das aus Anima, Chipol, Neithadl-Off und Goman-Largo bestand. Dazu kam noch der »Blitzmonteur« Dartfur, ein Robot der Paddler von der Plattform RA-perfekt.

»Wie kommst du auf den kühnen Gedanken, wir könnten so etwas wie deine Freunde sein?«, bemerkte nun Chipol vorlaut. »Bilde dir nur nicht zuviel darauf ein, dass wir dich befreit haben, du Witz- und Lügenbold, das haben wir nur Colemayn zu Gefallen getan.«

Der »Sohn« des Sternentramps, in dessen Positronengehirn die Komponenten Blödel – Schwiegermutter – Traykon – Don Quotte vereinigt waren, verneigte sich mit unbewegter Miene.

»Es soll keineswegs eine Schande sein, kühn zu denken, soviel ich weiß«, gab er gemessen zurück. »In diese Kategorie fallen nur ausgesprochen dumme Gedanken, wie sie gewisse Lebewesen zuweilen haben sollen. Die meisten sind aber immerhin so klug, sie nicht auch auszusprechen, deshalb erfährt niemand davon.«

Neithadl-Off stieß einen amüsierten Pfiff aus.

»Nimm dir ein Beispiel an mir, Junge, ich sage stets nur Worte voller glasklarer Weisheit«, behauptete sie unverfroren. Chipol schwieg verlegen, Atlan legte ihm die Hand auf die Schulter und lächelte leicht.

»Mach dir nichts draus«, tröstete er den halbwüchsigen Daila, »bei Disputen dieser Art wird dir ein Roboter immer überlegen sein. Geselle ganz besonders, er ist im Lauf der Zeit durch weit mehr Schulen gegangen, als du nur von außen gesehen hast, und für mich ist er wirklich ein Freund, schon von der alten SOL her.«

»Dies alles ist doch jetzt unwichtig«, warf Goman-Largo ein, über sein asketisches Gesicht flog ein unwilliges Zucken. »Wir müssen endlich einen Entschluss darüber fassen, wie es nun mit uns weitergehen soll, meine ich.«

Sie alle hatten schwere Stunden hinter sich, dachte Atlan.

Auf der »Testwelt« Läveress waren sie in schwere Kämpfe gegen weit überlegene Feinde verwickelt worden und wären diesen auch zweifellos bald unterlegen. Doch dann hatten die Angriffe plötzlich aufgehört, die sie dirigierenden Kerniktors waren innerhalb kurzer Zeit sämtlich sterbend zusammengebrochen.

Sie waren Opfer von Erregern geworden, die ein Unbekannter in der Zeitfestung Atlan »angehängt« haben musste, um dadurch ihn und seine Gefährten zu töten. Den Arkoniden hatte allerdings sein Zellaktivator gegen sie geschützt, die anderen waren infolge ihres abweichenden Metabolismus immun dagegen gewesen.

Sie hatten also überlebt, danach jedoch keine Möglichkeit mehr gehabt, den Planeten wieder zu verlassen. Ganz überraschend war dann aber die RANIKI über Läveress aufgetaucht, gesteuert von dem Roboter Dartfur.

Der Blitzmonteur Raanaks hatte Atlan und seinen Gefährten bei der Flucht aus dem APSIDION geholfen und sich anschließend in das Schiff zurückbegeben. Dieses war bald darauf von Kerniktors in einen Orbit um die Testwelt gebracht worden, aber diese Wesen und die sie beherrschenden Parasiten waren ebenfalls mit den fremden Erregern infiziert gewesen. Auch sie waren dann schnell gestorben.

Der Arkonide wandte sich nach den kurzen Reminiszenzen den gegenwärtigen Problemen zu.

»Also zur Sache, Goman-Largo. Du hast darauf gedrängt, dass bald etwas geschehen soll; welche Vorschläge hast du zu machen?«

Das eiförmige Paddlerschiff hatte das System des Testplaneten längst verlassen, driftete nun aber im freien Fall dahin. Die kleine Dunkelwolke rings um die blaue Sonne Cinnamon war nur noch als apfelgroßer lichtloser Fleck auf den Ortungsschirmen zu sehen, vor der RANIKI erstreckte sich das Gebiet der »Sonnensteppe« von Alkordoom. Dahinter begann der kompakte, etwa 28.000 Lichtjahre umfassende Nukleus dieser Galaxis, und aus ihm stieg wie eine düsterrote Drohung der »Apfelstiel« genannte Jetstrom empor.

Der Zeitspezialist strich überlegend durch seine bis auf die Schultern fallenden fuchsroten Locken.

»Eine Möglichkeit, mit diesem Schiff wieder die Zeitfestung zu erreichen, gibt es leider nicht«, stellte er resigniert fest. »Wir müssen also statt dessen versuchen, wenigstens ins DOMIUM zu gelangen, und von dort aus dann eventuell bis in das APSIDION.«

»Die große Frage dabei ist allerdings, wo sich diese Gebilde befinden mögen«, wandte nun Anima ein. »Die Fehlschaltung des Transmitters durch eine unbekannte Kraft hat uns hier in eine vollkommen fremde Gegend von Alkordoom gebracht, der Weg zurück dürfte nicht so einfach zu finden sein!«

»Wir sollten die Datenspeicher der RANIKI abfragen«, schlug Chipol vor, und Atlan lächelte ihm anerkennend zu.

»Vollkommen richtig, mein Sohn, diese Idee ist gar nicht dumm. Das muss allerdings Dartfur besorgen, wir kennen uns leider mit den Anlagen hier an Bord nicht aus. Die Paddler stammen aus einer so fernen Vergangenheit, dass ...«

Er unterbrach sich, denn das Schott der Zentrale glitt auf, und Dartfur erschien. Er gab dem Blitzmonteur den entsprechenden Auftrag, dieser schaltete und fragte mehrere Aufzeichnungsgeräte ab. Nach einer halben Minute legte er sie wieder still und erklärte in bedauerndem Ton:

»Da ist leider nichts zu machen, Atlan. Die Kerniktors haben das Schiff offenbar in Manuellsteuerung geflogen, denn weder im Steuercomputer noch anderswo sind die Kursdaten gespeichert. Ich kann anhand des Energieverbrauchs höchstens die zurückgelegte Entfernung ermitteln, mehr aber auch nicht.«

»Das nützt uns gar nichts, wenn wir nicht auch die Richtung kennen«, resümierte der Tigganoi missmutig. »Damit sind wir jetzt nicht weiter als zuvor auch – aber irgend etwas müssen wir doch tun! Hat niemand einen brauchbaren Vorschlag?«

Nachdenkliches Schweigen folgte, und dann sagte Anima: »Das beste dürfte sein, wenn wir zunächst eine Ruhepause einlegen, wir haben sie wohl alle nötig. Jetzt sind wir viel zu abgespannt, in einem solchen Zustand fällt das Denken schwer. Nach einer guten Mahlzeit und ein paar Stunden Schlaf sieht vielleicht alles viel besser aus.«

»Das hat etwas für sich«, gab Atlan zu, »du hast mich schon überredet, mein Mädchen. Bezähme deine Ungeduld also noch etwas, Goman, wenn es dir auch schwerfallen mag.«

»Nichtstun ist immer noch besser, als vielleicht etwas verkehrt zu machen, wie mein Meister Colemayn zu sagen pflegt«, bemerkte Geselle dazu ungefragt. Chipol bedachte ihn mit einem schrägen Blick, sagte diesmal jedoch nichts, aber dafür bestimmte dann der Arkonide:

»Nun, zumindest ihr beide werdet etwas tun müssen, Dartfur und du altkluger Geselle. Haltet Wache hier in der Zentrale, solange wir pausieren, und versucht, so viele Daten wie möglich über die Umgebung zu erlangen. Die RANIKI bleibt vorerst im freien Fall auf dem bisherigen Kurs.«

Die beiden Roboter bestätigten, und dann leerte sich der Raum sehr schnell.

Die Mahlzeit wurde fast wortlos eingenommen, selbst Neithadl-Off hielt ihre Mundleiste auffallend im Zaum. Das war ein deutliches Zeichen dafür, dass alle wirklich müde waren, die Reaktion auf die Ereignisse von Läveress stellte sich jetzt ein. Bald waren alle in den Kabinen verschwunden und schliefen schnell ein, nur der Extrasinn hielt Atlan noch eine Weile wach.

Es ist so, wie ich schon früher vermutet habe, erklärte er. Irgendwie muss es eine enge Verbindung zwischen dem Geschehen hier in Alkordoom und Manam-Turu geben! Das haben die letzten Ereignisse meiner Ansicht nach bestätigt.

»Das mag schon sein«, murmelte der Arkonide mit geschlossenen Augen, »aber leider ist diese weise Erkenntnis zugleich auch ohne jeden praktischen Nutzen für uns. Wir sind zwar noch mit einem blauen Auge davongekommen, haben jedoch sonst kaum etwas erreicht, sondern mehr die Rolle von Marionetten gespielt. Wer mag aber wohl der Drahtzieher sein, der hier so freigebig mit den angeblichen Zellaktivatoren um sich wirft und den Testpersonen das ›ewige Leben‹ verspricht ...?«

Darauf erhielt Atlan keine Antwort. Er entspannte sich nun ganz und glitt hinüber in einen festen und traumlosen Schlaf.

 

*

 

Irgendwann gellte das Alarmsignal auf und riss die organischen Insassen der RANIKI abrupt aus ihrem Schlummer.

Atlan fuhr hoch, musste jedoch in der ungewohnten Umgebung erst nach dem Lichtschalter suchen. Dann wurde es hell, eilig tastete er den Interkom ein und fragte: »Was ist geschehen?«

»Wir haben ein fremdes Objekt geortet, das uns aus Richtung des galaktischen Zentrums entgegenkommt!«, klang die Stimme des Roboters Geselle aus der Membrane. »Eine Identifizierung ist uns nicht möglich, es ist nicht nur von einem Schutzschirm umgeben, sondern zusätzlich auch noch mit einer Art von Tarnungsfeld.«

»Ich komme!«, gab der Arkonide zurück, warf sich förmlich in seine Kleidung und stürmte dann in Richtung Zentrale los.

Er hatte im Lauf seines langen Lebens oft genug Alarme dieser Art erlebt, und das gab ihm einen Vorsprung gegenüber seinen Gefährten. Lange vor ihnen erreichte er den Steuerraum, eilte zur Konsole mit den Ortungsanlagen vor und warf sich in den Sitz, den Dartfur für ihn räumte.

Dann starrte er angestrengt auf den Hauptbildschirm, konnte darauf jedoch auch nur einen vagen nebelhaften Schemen entdecken, der sich kaum gegen das Dunkel des Weltraums abzeichnete. Die beiden Roboter schalteten emsig im Bestreben, ein Computerbild des unbekannten Körpers zu erstellen, doch auch das wollte ihnen nicht gelingen.

»Geschätzte Entfernung jetzt noch etwa einhundert Millionen Kilometer«, erklärte Dartfur schließlich. »Die Geschwindigkeit des Objekts scheint sich nun zu verringern, was darauf schließen lässt, dass man uns ebenfalls geortet hat. Was sollen wir tun?«

Das Schott der Zentrale glitt wieder auf, Goman-Largo erschien, dichtauf von Anima und Chipol gefolgt. Atlan achtete aber nicht darauf, er überlegte intensiv und bestimmte dann:

»Wir verhalten uns vorerst passiv und warten ab. Alles hängt dann davon ab, als was sich diese Dinge entpuppen. Versucht also weiter, das herauszufinden. Es müsste eigentlich ein Schiff sein, für einen kosmischen Körper ist es nicht groß genug.«

»Dann sollten wir beizeiten Maßnahmen treffen, uns notfalls gegen es wehren zu können«, warf Goman-Largo ein. »Ein Fahrzeug, das aus Richtung des Nukleus kommt, dürfte auf jeden Fall nur mit Vorsicht zu genießen sein.«

»Seit wann genießt man denn Fahrzeuge?«, erkundigte sich die Vigpanderin verwundert, die inzwischen auch eingetroffen war. Sie kannte diese Redewendung nicht, und normalerweise wäre ihr Einwurf Grund genug für eine zumindest unterdrückte Belustigung gewesen. Jetzt reagierte jedoch niemand darauf, alle Aufmerksamkeit war auf das unidentifizierbare Objekt gerichtet. Es beschleunigte nun offenbar wieder, denn der Schemen auf den Schirmen wurde relativ rasch immer größer.

»Entfernung jetzt nur noch rund vierzig Millionen Kilometer«, gab Geselle dann bekannt, »geschätzte Geschwindigkeit beträgt etwa 50.000 Sekundenkilometer. Mithin dürfte es unsere Position in knapp dreizehn Minuten erreichen, unsere gegensätzliche Bewegung eingerechnet. Sofern es seine jetzige Richtung beibehält, ist es fast genau auf Kollisionskurs.«

Eine bildliche Darstellung war noch immer nicht möglich, das Tarnfeld verzerrte alle Konturen zu vollkommener Unkenntlichkeit. Das war bedenklich, ein normales harmloses Schiff besaß keine derartigen Anlagen. Sollten sich darin etwa Wesen befinden, die bereits ihre Tests absolviert hatten und nun von der »Welt des Ewigen Lebens« kamen?

Unmöglich war das nicht, und in diesem Fall mochte mit seinen Insassen nicht gerade gut Kirschen essen sein!

Dieses alte irdische Wort kam Atlan in den Sinn, er zögerte aber trotzdem noch, dem Verlangen des Zeitspezialisten zu folgen. Das Expeditionsfahrzeug der Paddler besaß auch eine Bewaffnung, sie war in vier Auslegern angebracht, die aus dem Unterteil der RANIKI ragten. In diesen ebenfalls eiförmigen Gondeln von 3,5 Meter Länge saßen so genannte PIQDIM-Strahler, sie emittierten eine »pseudopsionische Intervallenergie« auf Quintadim-Basis. Diese Energieform durchdrang jeden normalen Schutzschirm und richtete ähnliche Zerstörungen wie ein Desintegrator an.

»Was überlegst du gerade?«, fragte Anima leise, sie stand hinter dem Arkoniden und sah ihm über die Schulter.

Atlan antwortete ihr indirekt und wandte sich an die Roboter. »Geselle, berechne einen Ausweichkurs für den Fall, dass das Objekt nicht seinerseits beizeiten die Richtung ändert. Dartfur, bereite die PIQDIM-Strahler zum Einsatz vor, geschossen wird jedoch nur auf meinen ausdrücklichen Befehl hin! Sofern uns dieses Ding zu folgen versucht und Angriffsabsichten zeigt, heißt das – klar?«

Beide Roboter bestätigten und begannen mit der zugewiesenen Tätigkeit. Dann trat vollkommene Stille in der Schiffszentrale ein; nicht einmal Neithadl-Off sagte etwas, und das war eine mehr als ungewöhnliche Situation.

2.

 

So vergingen fast zehn Minuten, das Schweigen begann allmählich drückend zu werden. Die Distanz zwischen der RANIKI und dem fremden Körper betrug nun bereits weniger als zehn Millionen Kilometer, aber dieser ließ sich von den Ortungen noch immer nicht besser erfassen als im Anfang. Der nebelhafte Schemen schien nun einen Durchmesser von fast fünfhundert Meter zu besitzen, doch sicher war nicht einmal das. Nur die charakteristischen Emissionen eines starken Schutzschirms drangen deutlich aus dem Tarnfeld hervor.

»Warum funken wir das Ding nicht einfach einmal an?«, platzte Chipol plötzlich heraus. »Die Leute darin können schließlich auch nicht ahnen, wer wir sind! Kein Wunder also, wenn sie sich so lange wie möglich tarnen – vielleicht müssen sie das sogar, weil sie keine Waffen haben, das kann doch sein.«

Atlan schlug sich vor die Stirn und murmelte etwas, das wie »ein Brett vor dem Kopf« klang, und dann nickte er.

»Geselle, aktiviere sofort den Funk! Hyperwelle natürlich, damit es keine Verzögerungen gibt, strahle einen neutralen Text ab, aus dem nichts über unsere Identität hervorgeht. Danach sehen wir weiter, sofern darauf eine Antwort erfolgt.«

»Es ist mir ein Vergnügen, dir zu gehorchen, Atlan, wie einst in der SOL«, versicherte der Roboter und begann zu schalten.

Der Arkonide verzog das Gesicht, denn seine Erinnerungen an die Zeit in dem Generationenschiff sahen um einiges anders aus. Damals hatte die Grundkomponente Blödel nur ausgesprochen selten auf irgendwelche Befehle gehört, sondern meist sehr eigenwillig und skurril reagiert, basierend auf der Programmierung durch den etwas verschrobenen Hage Nockemann ...

Doch das lag nun schon wieder lange zurück, die vielfältigen neuen Eindrücke mochten die positronischen Erinnerungen in so mancher Hinsicht überlagert haben. Es musste direkt frustrierend gewesen sein, dass dieses hochwertige Roboterhirn einst im Körper von Schwiegermutter Gehilfe eines Käsehändlers gewesen war!

»Kontakt hergestellt«, verkündete Geselle, ehe Atlan an das denken konnte, was dem Gehirn später noch widerfahren war. »Die Rückmeldung des Geräts ist zumindest positiv, wenn es auch bis jetzt noch keine Antwort gibt. Vielleicht hat man da vorn noch Schwierigkeiten mit meinem Text, wer weiß.«

Vermutlich ist er ähnlich verdreht gewesen wie der Absender, bemerkte der Extrasinn, und der Arkonide grinste unwillkürlich. Allerdings nur für einen Moment, denn nun meldete Dartfur: »Das fremde Objekt verringert seine Geschwindigkeit stark, offenbar als Reaktion auf den Funkanruf. Entfernung jetzt noch acht Millionen Kilometer, Tendenz verändert sich kaum noch weiter.«

Das klang zwar gut, besagte aber noch nicht allzu viel. Nach wie vor verblieb der fremde Körper im Schutz des Tarnfeldes als verwaschener Nebelfleck. Dann begannen jedoch die Membranen des Funklautsprechers leise zu rauschen, und gleich darauf klang aus ihnen eine laute Stimme auf:

»Nachricht empfangen und Inhalt entschlüsselt, trotzdem aber in vieler Hinsicht noch weiter unklar. Die verlangten Auskünfte können nicht gegeben werden, solange nicht feststeht, dass euer Schiff keine feindlichen Absichten verfolgt. Der Name RANIKI sagt nichts darüber aus, ich bestehe auf einer genauen Identifikation in Bezug auf Herkunft und Besatzung!«

Schon bei den ersten Worten zuckte Atlan zusammen, und seine rötlichen Augen weiteten sich. Dann begannen sie zu tränen, denn eine heftige Erregung überkam ihn, ausgelöst durch das Idiom, das der unbekannte Sprecher benutzte.

Es war Interkosmo ...!

Eine Sprache also, die in der heimatlichen Milchstraße verwendet wurde, in Alkordoom jedoch unbekannt war. Der Arkonide wusste genau, dass sie in dieser Galaxis kein Lebewesen außer ihm selbst beherrschen konnte, und das machte die ganze Sache für ihn mehr als nur rätselhaft.