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Nr. 824

 

Brennpunkt Vergangenheit

 

Den Zeitchirurgen auf der Spur

 

von Harvey Patton

 

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Nach der großen Wende in Manam-Turu haben sich Atlan und seine engsten Gefährten, die Vorkämpfer dieser positiven Entwicklung, anderen Zielen zuwenden können, die sie letztlich in die Galaxis Alkordoom führen. Fartuloon, Atlans alter Lehrmeister, findet sich nach seinem plötzlichen Verschwinden noch vor der Wende nicht nur räumlich, sondern auch körperlich versetzt. Er verwandelt sich erneut in Colemayn, den Sternentramp, und gelangt ebenfalls nach Alkordoom, wo er mit Geselle, seinem robotischen Gefährten, bald in Gefangenschaft gerät.

Jetzt, im Dezember 3820, sind die Gefangenen längst wieder in Freiheit. Doch ihr Schicksal bleibt weiterhin wechselhaft, solange sie sich mit ihrem Raumschiff, der HORNISSE, in der Nähe des Zentrums von Alkordoom bewegen.

Indessen sind Atlan und Co. auf seltsame Art und Weise wieder in den Besitz der STERNSCHNUPPE gelangt, woraufhin unsere Freunde beschließen, das Schicksal des Sternentramps aufzuklären.

Als sie aber ihre Absicht verwirklichen wollen, kommt alles ganz anders als geplant. Unsere Freunde landen tief im »Keller der Zeit«. Dabei kommen sie den ominösen Zeitchirurgen auf die Spur am BRENNPUNKT VERGANGENHEIT ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Arkonide im Internkosmos der Zeitfestung.

Anima, Chipol und Neithadl-Off – Atlans Begleiter in der STERNSCHNUPPE.

Goman-Largo – Der Tigganoi unternimmt eine folgenschwere Extratour.

Dartfur – Der Blitzmonteur bewährt sich erneut.

Tuschkan – Der Hathor setzt seinen Rachefeldzug fort.

1.

Atlan

 

Wann hatte ich eigentlich zuletzt so richtig herzhaft gelacht? Ich wusste es nicht mehr, denn in letzter Zeit hatten wir alle an Bord der STERNSCHNUPPE wirklich nichts mehr zu lachen gehabt. Diesmal hatte es uns ganz besonders prächtig erwischt – jetzt befanden wir uns in einer tiefen Vergangenheit!

Zusammen mit der RANIKI waren wir auf die Suche nach Colemayn gegangen, der mit seiner HORNISSE verschollen war. Wir hatten sie bereits geortet, doch dann hatte uns ein fremder Einfluss erfasst und bis in den Internkosmos der Zeitfestung gebracht. Dort hatten wir vergebens nach Raanaks Plattform RA-perfekt gesucht, und stellare Anomalien hatten uns dann auf die unerfreuliche Wahrheit gebracht.

Wir saßen sozusagen im Keller der Zeit fest – und was nun ...?

Immerhin besaß die SCHNUPPE die Koordinaten des Systems, in dem in unserer Realzeit die Tschirpen lebten, und so hatten wir dieses angeflogen. Wir hatten ihren Planeten Mystery getauft, sie selbst nannten ihn Temoau und seinen riesigen Mond die »Fremde Mutter«. Ihrer Überlieferung nach war irgendwann der ursprüngliche Trabant verschwunden und dieser dann an seiner Stelle aufgetaucht.

Jetzt vermutete ich allerdings, dass es umgekehrt gewesen war, dass man also ihre Welt hierher versetzt hatte. Auf ihrem Platz hier in der Vergangenheit befand sich nämlich ein Planet mit einer hochstehenden Technik und riesigen Städten, von den Tschirpen gab es nicht die geringste Spur! Trotz dieser Überraschung hatten wir auf ihm landen wollen – doch dann hatten Energieblitze, die aus plötzlich entstehenden Transmissionsfeldern zuckten, unsere beiden Schiffe beschädigt und zum Absturz gebracht ...

Wir hatten überlebt, aber danach war es weiter recht turbulent zugegangen. Die nächste Überraschung für uns war gewesen, dass auf diesem Mystery die Metagyrrus lebten, die Ebenbilder und vermutlich auch Vorfahren des Einhorns Nussel von Mohenn! Im Gegensatz zu ihm besaßen sie aber noch ihre volle Intelligenz und lagen zur Zeit im Kampf gegen einen Unbekannten mit großen Machtmitteln, der dabei war, hier große Zerstörungen anzurichten. Dies war auch der Grund für den unfreundlichen Empfang unserer Schiffe gewesen.

Von einem sterbenden Metagyrru hatte Goman-Largo erfahren, dass seinem Volk die Zeitchirurgen entstammten! Ihr Stützpunkt lag auf dem Mond, der bei ihnen Torwagg hieß. Der Fremde hatte sich als ein Hathor entpuppt, ich hielt ihn zuerst für Tengri Lethos, den »Hüter des Lichts« – doch er war ein anderer alter Bekannter:

Tuschkan, der Mann der vielen Masken ...!

Dass er ein Hathor sein sollte, war schon die nächste und für mich persönlich recht unerfreuliche Überraschung gewesen. Hatte ich doch die letzten Überlebenden dieses uralten Volkes aus der Andromedagalaxis ganz anders in der Erinnerung, sein Handeln hier war ausgesprochen atypisch für sie.

Sicher, er war schon immer eigenwillig bis exzentrisch gewesen, aber nicht eigentlich bösartig, und zuletzt waren wir zu einem Modus vivendi mit ihm gelangt. Hier jedoch hatte er, im Besitz weit überlegener Mittel, Zerstörungen angerichtet und mindestens einen Metagyrru getötet – wie vertrug sich das?

Dann war er verschwunden, hatte allerdings eine Planetenbombe hinterlassen, die Torwagg und all seine Bewohner vernichten sollte. Es war mir gelungen, sie zu entdecken und unter Lebensgefahr noch rechtzeitig zu entschärfen, und das hatte mir gereicht.

Nein, einen Grund zum Lachen hatte ich wirklich nicht!

Die Metagyrrus aber erst recht nicht, sie waren in helle Panik geraten. Ein großer Teil von ihnen hatte Torwagg fluchtartig mit einem ganzen Pulk von Raumschiffen verlassen – aber Tuschkan war plötzlich wieder dagewesen und ihnen in einer leuchtenden Sphäre aus Energie hinterhergesaust.

Ich kannte die Motive nicht, die ihn zum schonungslosen Kampf gegen den Orden der Zeitchirurgen veranlassen mochten, wenn mir diese Organisation auch höchst suspekt war. Seine Ziele deckten sich jedoch mit denen Goman-Largos, und deshalb war dieser auch sofort dafür gewesen, ihm zu folgen.

Dem stand eigentlich nichts mehr im Wege, denn der Blitzmonteur Dartfur hatte die Schäden an der STERNSCHNUPPE inzwischen behoben. Ich teilte aber die Manie des Tigganoi nicht, und zudem bezweifelte ich, dass die Zeitchirurgen unsere Versetzung in die Vergangenheit bewerkstelligt hatten. Meiner Ansicht nach mussten da ganz andere Faktoren im Spiel sein, die direkt mit dem zusammenhingen, was in unserer Realzeit in Manam-Turu und Alkordoom geschah.

Eine Annahme mit hohem Wahrscheinlichkeitswert – aber Tuschkan weiß zweifellos auch darüber Bescheid!, hatte mein Extrasinn dazu gesagt. Nicht umsonst hat er in irgendeiner Maske stets dann die Finger dazwischen gehabt, sobald es irgendwo gebrannt hat.

Das stimmte, und mir lag natürlich viel daran, den ganzen Spuk zu beenden und in die Realgegenwart zurückkehren zu können. Also hatte ich Goman-Largo schließlich zugestimmt, und er war mehr als zufrieden gewesen. Unsere Übereinstimmung basierte jedoch nur auf einem sehr kleinen Nenner, weil unsere Motive grundverschieden waren.

Er brannte darauf, alle Zeitchirurgen auszuschalten und falls nötig auch zu töten, wie es ihm in der Zeitschule von Rhuf einst aufoktroyiert worden war. Ähnlich impulsiv war ich seinerzeit als junger Kristallprinz von Arkon auch gewesen, doch seitdem hatte ich eine Menge dazugelernt. Der Devise zuerst schießen, und dann fragen huldigte ich längst nicht mehr.

Für mich waren Informationen weit wichtiger, die Erhellung der Tatsachen hinter sekundären vordergründigen Dingen. Und Tote sagen bekanntlich nichts mehr, sondern nehmen ihre Geheimnisse mit ins Grab oder sonst eine Ruhestätte!

Mir kam es folglich darauf an, jedes vorschnelle Handeln nach Möglichkeit zu verhindern. Das Wirken der Zeitchirurgen ließ sich bestimmt auch auf eine andere Weise unterbinden, sobald wir erst genug über sie wussten. Diese Meinung hatte ich klar und deutlich geäußert, und Anima und Chipol hatten mir zugestimmt.

Dartfur dagegen stand auf der Seite des Zeitspezialisten, denn dessen nüchtern-pragmatische Denkweise kam der eines Roboters doch sehr nahe. Neithadl-Off teilte sie nicht, dafür war sie unter der Schale ihrer »erfundenen Wahrheiten« eben doch eine eher sensible Natur, die nichts von solcher Gefühlskälte hielt.

Täusche dich darin nur nicht, Arkonidenhäuptling!, warnte mich jedoch der Extrasinn. Im Ernstfall wird sie vermutlich trotzdem zu ihm halten, denn Liebe macht bekanntlich blind.

Dass die Zeitprinzessin ihren Modulmann liebte, hatten wir alle längst durchschaut, selbst der jetzt knapp sechzehnjährige Chipol. Nur der Tigganoi schien es noch nicht gemerkt zu haben – oder er wollte es nicht wahrhaben, aber das war allein seine Sache.

Die Diskussion war nur sehr kurz gewesen, wir mussten uns sehr beeilen, wenn wir den Anschluss an die Schiffe und Tuschkans Sphäre nicht verpassen wollten. Von den restlichen Metagyrrus hatte sich niemand mehr bei uns sehen lassen, also verzichteten wir auf einen Abschied von ihnen und begaben uns sofort an Bord.

Die STERNSCHNUPPE startete, aber unsere Stimmung blieb irgendwie zwiespältig und gespannt. Zum einen wegen des aktuellen Geschehens, zum anderen durch das Wissen bedingt, dass wir Jahrtausende von unserer Realzeit entfernt waren. Ob, wie oder wann wir wieder in sie zurückfinden würden, ahnte keiner von uns!

Nun waren wir bereits eine halbe Stunde unterwegs, Torwagg war nur noch ein ferner Lichtpunkt neben seinem Planeten. Die Sterne und Gasnebel des Internkosmos funkelten vor uns, die STERNSCHNUPPE beschleunigte mit allem, was ihr Impulsantrieb hergab. Er lief so ruhig, wie wir es gewohnt waren, Dartfur hatte in der kurzen Zeit eine Menge geleistet.

Er hatte der Bezeichnung Blitzmonteur wirklich Ehre gemacht, mit mangelhaften Hilfsmitteln noch dazu. Außerdem musste er dazu Zugang zu jenen Anlagen bekommen haben, die von der »Seele« meines Fahrzeugs sonst behütet wurden, wie ein krankes Kind von seiner Mutter. Und das wollte schon etwas heißen, denn eben das hatte sie selbst mir bisher strikt verweigert.

Die Energieechos der Flüchtenden wurden stärker, wir holten allmählich auf, und schließlich brachten die Ortungen auch erste brauchbare Bilder herein. Bis dahin hatten wir noch nicht einmal eine Ahnung, wie die Schiffe der Metagyrrus eigentlich aussahen. Sie waren in einiger Entfernung von uns gestartet und nicht mehr als feurige Schemen am Himmel gewesen.

Es waren insgesamt vierunddreißig Raumer, und ich wies die STERNSCHNUPPE an, möglichst bald eine Computerzeichnung dieses Typs zu erstellen. Sie kam nach weiteren fünf Minuten zusammen mit der Angabe, dass alle Fahrzeuge gleich groß waren.

Nun erkannten wir, dass sie ovale Form besaßen, ihre Länge betrug hundertachtzig Meter, der größte Durchmesser sechzig Meter. Aus dem hinteren Drittel ragten große, weit ausladende »Flügel« hervor, Stabilisierungsflossen für Flüge in einer Atmosphäre. Dazwischen befanden sich sechs nach hinten offene Buckel, und darin saßen die Impulstriebwerke.

»Dann muss sich der Überlichtantrieb in der Mitte befinden, im abgestumpften Heck«, urteilte Anima. »Sonst sind die Körper allseits glatt, von einer Bewaffnung ist nichts zu sehen.«

»Das braucht nicht viel zu besagen, mein Mädchen«, erklärte ich. »Diese Prä-Nussels verfügen über eine sehr hochstehende Technik, und Geschütztürme lassen sich in Sekundenschnelle ausfahren.«

»Ich gehe jede Wette ein, dass sie schwer bewaffnet sind«, kam es argwöhnisch von Goman-Largo. »Denen vom Orden der Zeitchirurgen traue ich alles zu, nur nichts Gutes.«

Er pflegte seine Vorurteile also weiter, aber vielleicht hatte er in diesem Fall nicht so ganz Unrecht. Ich ging nicht näher darauf ein, denn mich interessierte etwas anderes mehr, und so wandte ich mich wieder an die STERNSCHNUPPE.

»Wie steht es um Tuschkans Sphäre?«, erkundigte ich mich. »Wo befindet sie sich jetzt, und aus welcher Energieform besteht sie?«

Die Computerzeichnung verschwand, und an ihrer Stelle erschien ein zwar blendend heller, trotzdem aber irgendwie unscharf und verwaschen wirkender Leuchtreflex.

»Ihr Abstand zum letzten Schiff der Metagyrrus beträgt exakt dreißig Lichtsekunden«, bemerkte das Schiff. »Mehr kann ich dir aber leider nicht sagen, ich kann nicht einmal ihre Größe genau feststellen, weil die Messwerte ständig schwanken. Auch die dort verwendete Hüllenenergie ist mir unbekannt.«

»Das sieht diesem Fiesling wieder einmal ähnlich«, pfiff die Vigpanderin missmutig. »Er war schon immer ein heimtückischer Geheimniskrämer, auch meinen Modulmann und mich hat er damals schwer hereingelegt! Wenn ich nur daran denke, wie er uns mit seiner verdammten Zwingfessel willenlos gemacht und in die Sternenfalle gehetzt hat, schließen meine Synapsen beinahe kurz.«

»Dann solltest du ihnen wieder einmal die entsprechende Portion Alkohol zukommen lassen«, warf Chipol trocken ein. »So ein guter Schluck zur rechten Zeit vertreibt Sorgen und schafft Heiterkeit.«

»Was verstehst du denn schon davon, du Grünschnabel?«, empörte sich Neithadl-Off, um dann beleidigt zu schweigen. Über Animas Gesicht flog ein verräterisches Zucken, doch sie beherrschte sich, und auch ich hielt meine Züge im Zaum. Dies war eine der seltenen Gelegenheiten, wo es wirklich einmal Anlass zum Lachen gab – doch ich musste es mir leider verkneifen, um unsere Zeitprinzessin nicht zu beleidigen. Für sie war Alkohol lediglich ein Stärkungsmittel, selbst ein ganzer Liter davon machte sie nicht betrunken.

Diese Phase einer gewissen Entspannung blieb jedoch nur kurz, denn schon Sekunden später meldete sich die STERNSCHNUPPE wieder.

»Verstärkte Energieentfaltung in den Raumern der Metagyrrus!«, erklärte sie. »Sie weist darauf hin, dass sie schon bald in den Linearflug übergehen werden – soll ich ihnen folgen?«

»Unbedingt!«, gab ich knapp zurück und richtete mich unwillkürlich in meinem Sitz auf. Die harte Realität forderte wieder ihren Tribut, so leid mir das auch tat.

»Verstanden, Atlan«, sagte das Schiff. »Gut, dann werde ich die Energiefahnen ihrer Triebwerke beim Verlassen des normalen Raumes genau anmessen. Ihre Intensität verrät mir ziemlich genau, welche Richtung sie im Linearraum einschlagen werden, und das ist wichtig, weil wir nicht synchron mit überwechseln können. Das schaffe ich auch beim besten Willen nicht, es wird eine Verzögerung von etwa einer halben Sekunde geben. Mit Hilfe des Linearraumspürers werde ich sie aber wiederfinden, dessen bin ich sicher.«

»Okay, wir verlassen uns ganz auf dich«, versicherte ich.

Mehr blieb uns auch nicht übrig.

Die Verfolgung von fremden Schiffen bis in die Librationszone zwischen normalem Universum und Hyperraum war stets eine Rechnung mit mehreren Unbekannten! Wenn man nicht wusste, welche Leistung ihre Lineartriebwerke brachten, blieb auch der Überlichtfaktor ihrer Fortbewegung im Zwischenraum immer ungewiss. Nur der Ausstoß ihrer Normaltriebwerke zum Zeitpunkt des Übergangs war hier eine gewisse Hilfe.

Nur eine gewisse, aber durchaus nicht zuverlässige, das wusste ich aus meiner langen Erfahrung.

Im Linearraum stimmte keiner der im normalen Universum gültigen Vektoren mehr! Dort konnte es einen abrupten Richtungswechsel um beliebig viele Grade geben, und menschliche Sinne versagten in dieser Hinsicht restlos. Nur speziell programmierte Computer waren imstande, in dieser Hinsicht etwas auszurichten ...

»Übergang in etwa zwei Sekunden – ab jetzt!«, verkündete die STERNSCHNUPPE und riss mich aus meinen Gedanken.

Ich fixierte den Ortungsschirm vor mir und sah darauf noch die grünlichen Echopunkte der nun bereits mit gut zweidrittel LG vor uns dahinrasenden Schiffe der Metagyrrus. Dicht hinter ihnen, etwa in der Mitte ihres Pulks, zeichnete sich das grelle Leuchten von Tuschkans Energiesphäre ab.

Dann verblassten sie jedoch alle zugleich, nur verglimmende Reflexe blieben für einen Moment auf den Netzhäuten meiner Augen zurück. Sie waren noch nicht vergangen, da sagte die STERNSCHNUPPE auch schon: »Alles klar – wir folgen ihnen nach!«

Bereits vor dem zweiten Halbsatz verschwanden die Sterne des Internkosmos von allen Bildschirmen. Das typische wallende Grau, das charakteristisch für den Aufenthalt im Linearraum war, löste sie ab, und nun drang auch das leise Singen des Überlichtantriebs bis zu meinen Ohren durch.

Wir waren also ebenfalls in die Librationszone eingetaucht – waren wir aber auch auf dem richtigen Weg darin ...?

Die Sekunden schienen sich, wie immer in solchen Situationen, zu halben Ewigkeiten zu dehnen und qualvoll langsam zu vergehen. Ich hatte solches schon oft genug erlebt und wartete geduldig ab, aber die neben mir stehende Anima krallte ihre rechte Hand um meine Schulter.

»Atlan, Liebster – ich habe Angst!«, raunte sie verstört.

Darin zeigte sich wieder einmal deutlich, wie sehr sie sich doch seit Barquass verändert hatte. Das, was ihr damals abhanden gekommen war, hatte ihr früher jene Sicherheit gegeben, die ihr nun fehlte. Damit hatte sie dafür bezahlen müssen, dass sie jetzt »nur noch« eine normale Frau war, und ebenso auch Furcht empfand.

Ich strich ihr beruhigend über den Arm, im selben Moment begann es auf dem großen Ortungsschirm zu flackern, und das Schiff sagte: »Wir sind auf dem richtigen Kurs – ich habe sämtliche Raumer der Metas im Spürer! Tuschkans Sphäre kann ich dagegen nicht orten, sie scheint spurlos verschwunden zu sein.«

»Vielleicht hat er eine Abkürzung genommen«, witzelte Chipol, ich grinste flüchtig und bewirkte damit, dass auch in Animas Zügen ein schwaches Lächeln erschien. Das hatte ich erreichen wollen, und nun sah ich auf die leuchtenden Reflexe der Schiffe vor mir.

Lange konnte dieser Flug nicht dauern, obwohl der Überlichtfaktor relativ hoch war. Dazu war der Internkosmos zu klein, und verlassen konnte man ihn nur durch Adaptionsschleusen, nicht auf dem normalen Weg im Linearraum. Mich interessierte es sehr, wohin uns diese Reise wohl führen würde – vielleicht kamen wir dort erneut zu einem Stützpunkt der Zeitchirurgen und weiteren Geheimnissen des Ordens auf die Spur!

2.

 

Tatsächlich glitten die vierunddreißig ovalen Raumer schon nach wenigen Minuten wieder ins Normalkontinuum zurück.

Die Instrumente der STERNSCHNUPPE hatten die charakteristischen Änderungen in ihrem Energieausstoß rechtzeitig registriert, und so konnten wir ihnen unmittelbar folgen. Die Schirme der Normalortung blendeten sofort wieder auf und zeigten, dass sich der Pulk etwa zwanzig Millionen Kilometer vor uns befand.

Orten konnten uns die Metagyrrus nicht, unser Fahrzeug hatte sich – wie schon im ersten Stadium der Verfolgung –