image
Image

Serena Leigh wurde 1997 in Japan als Tochter einer persischen Mutter und eines niederländischen Vaters geboren. Mit sechs Jahren zog sie nach Deutschland. Sie besuchte ein Gymnasium in Frankfurt und arbeitete währenddessen an ihrem Buch. In ihrem ersten Roman „Manipulation“ geht es um soziale Netzwerke und die Jugendlichen heutzutage.

Für euch.

Serena Leigh

Manipulation

1. Auflage (2016)

Herausgeber: tao.de

Autor: Serena Leigh

Umschlaggestaltung, Illustration: tao.de

Autorenfoto: Nicolas Söhnel-Cordt

Verlag: tao.de in J. Kamphausen Mediengruppe GmbH, Bielefeld, www.tao.de, eMail:info@tao.de

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

ISBN Hardcover:978-3-96051-201-1
ISBN Paperback:978-3-96051-200-4
ISBN e-Book:978-3-96051-202-8

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und sonstige Veröffentlichungen.

Inhaltsverzeichnis

1. Vor den Sommerferien

2. Nach den Sommerferien

3. Alles auf Anfang

4. Trotz dem Daten

5. Zurück zur Gewohnheit

6. Kurz bevor es ernst wird

7. Es war zu schön

8. Freunde mit Hindernissen

9. Botschaft übermitteln

10. Das Eklat

11. Der Tag danach

12. Zusammengefasst

13. Sache der Vorbereitung

14. Alles nach wie vor

15. Neues Schuljahr, andere Gefühle

16. Was machen?

17. Im Vollrausch

18. Letzte Worte

Vorwort

Die Hauptperson dieses Romans ist ein 16-jähriges Mädchen, das in Frankfurt wohnt.

Die Liebesgeschichte, die auf der Handfläche eines sensiblen pubertierenden Mädchens begann, weitete sich unbemerkt von ihren beiden Händen aus und die Geschichte entfaltet sich in eine unvorstellbare Richtung. Im Roman wird eine Szene beschrieben, in der junge Leute sich einander im Internet per Nachricht austauschen, und das perplexe Gefühl des Mädchens, das erwachsen wird, wird fein und objektiv ausgedrückt. Man kann mit großem Interesse erfahren, wie ein 16-jähriges Mädchen sich selbst und wie es seine Freunde, seine Familie und die Welt betrachtet. Für die heutige junge Generation ist ein Leben ohne Smartphone unvorstellbar. Aber die Entwicklung der wissenschaftlichen Technologie macht den Menschen nicht immer glücklich.

Ein starker Geist des Menschen ist unerlässlich, um die eigene große Freiheit zu manipulieren.

Ob die lieben Leser nun wohl denken, dass diese Geschichte nur eine persönliche Erfahrung eines Mädchens sei…

Yuji Otsuka

Vor den Sommerferien

Wie immer wurden vor den Sommerferien neue Bücher für das nächste Schuljahr ausgegeben. Wie jedes Jahr war ich viel zu verpeilt, um auf das Datum zu schauen, wann die Bücherrückgabe ist. Viel zu oft hatte ich solche Fehler begangen, die ich später bereut hatte. Ich stand Schlange. Ich dachte jeden Moment: „Ach, nächstes Jahr kannst du dir die Bücher auch noch abholen“, ich sagte mir, dass ich es nächstes Jahr vor mir herschieben würde, bis ich von den Lehrern gezwungen würde, die Bücher zu holen. Ich war an der Reihe, ein Stapel voller namenloser Bücher, für die ich mich zumindest nach den Ferien interessieren würde. Zu Hause ging ich die Bücher durch. Physik, Chemie, Biologie etc...

Ich zumindest war immer sehr neugierig auf dies: Namen der Schüler, die das Buch vor mir gehabt haben. Ich las die Namen am Anfang des Buches: Sarah Löchner, Leon Kraft und Veto Kenneth Schwartz. Ich ging zum nächsten Buch: Lara Baumeister, Felix Dörff und Veto Kenneth Schwartz.

Ich öffnete das Physikbuch und guckte auf die vorderste Seite. Ich ging die Namen durch: Lorenz Schweig, Anna Fächer und als letzter hatte das Buch gehabt: Veto Kenneth Schwartz.

Was mich am meisten störte war nicht, dass ich alle Bücher von diesem Typen namens Veto Kenneth Schwartz hatte, sondern dieser Fakt, dass ich an Schicksal glaubte.

Ich fühlte es. Ich wollte unbedingt diese Person kennenlernen oder war es die Tatsache, dass mich die Neugierde weckte? Wie auch immer, ich suchte diesen Jungen auf Facebook. Ich guckte in meiner Freundschaftsliste. Ich war überrascht. Ich hatte ihn zu meiner Liste hinzugefügt, obwohl ich ihn nicht kannte. Neu war das nicht.

Ich hatte fast jeden an meiner Schule geadded, auch die, die ich persönlich nicht kannte. Nur, um alle Informationen zu kriegen, die ich von dieser Person haben wollte.

Für welche Dinge er sich interessiert, welche Seiten die- oder derjenige geliked hatte, wie viele Likes man selbst gekriegt hatte. Alles nur um zu wissen, wie beliebt ich auf Facebook war. Schon hatte ich alle Informationen, die ich wollte.

Sein Interesse: Internet-Humor.

Profilbild-Likes: 10 bis 13.

Irgendwelche Gruppenveranstaltungen: Null.

War er in einer Beziehung: Nein.

Alles Anzeichen, dass er nicht beliebt war. Woher ich das wusste? Nach einer Weile hatte man schon ein Gefühl.

Man konnte davon ausgehen, dass er kaum auf Parties war, nicht in Gruppen in die Stadt ging und dies danach postete oder von irgendwelche Videoclips von You-Tube postete. Sich selbst feiern war auch nicht seine Art, was ich ziemlich gut fand. Man konnte eine Unmenge an Leuten finden, die nur Bilder oder einen Status posteten, wo man eigentlich nur dachte: „Bitte verschone uns mit deinem Statement, das sowieso keiner liest!“

Immerhin. Die Tage vergingen wie im Fluge. Die Sommerferien verbrachte ich meistens mit meiner Freundin. Wirklich gelernt, wie ich es mir vorgenommen hatte, hatte ich nicht. Ich dachte nicht einmal eine Sekunde an ihn, keine Ahnung wieso. Ich war einfach viel zu abgelenkt, um mir weitere Gedanken zu machen.

Nach den Sommerferien

Neues Halbjahr, neues Glück, dachte ich mir, wie jedes Jahr. Wenn ich mich recht erinnerte, hatte ich diesen Veto Kenneth noch nie gesehen oder von ihm gehört.

Für mich war das ein Jahr wie immer, doch für ihn ging es in die Oberstufe. In den Mathe-Leistungskurs. Am ersten Schultag dachte ich, ich hätte ihn gesehen, an den Treppen. Er hatte natürlich nicht den blassesten Schimmer, wer ich bin. Tage, Wochen auch Monate vergingen … bis ich ihn endlich anschrieb. Ich duschte mich schnell, ließ mir mögliche Reaktionen im Kopf durchgehen und schrieb am 15. August: Hi.

Er antwortete sehr schnell mit einem: „Tach.“

Sofort wollte er wissen wer ich bin, natürlich.

Ich schrieb: „Joa, ich hab deine ganzen Bücher vom letztem Jahr gekriegt.“

Ich sagte, dass ich ihn sehr witzig fand, weil er lustige Smileys und Zeichnungen in die Bücher gezeichnet hatte.

Er daraufhin: „Nee, eigentlich nicht. Nur manchmal“ …

So kamen wir ins Gespräch.

Ich ging mit einem guten Gefühl ins Bett und wusste von da an, dass ich in kennenlernen und wissen wollte, wer er ist.

Wir schrieben des Öfteren einander.

Mal jeden Tag, mal weniger, aber ich hatte das Gefühl, dass ich ihn interessierte.

Wie auch immer, wir schrieben hauptsächlich über meine Klassenlehrerin. Er hatte zufälligerweise letztes Jahr dieselbe Lehrerin. Wir redeten über ihren Unterricht über Gemeinsamkeiten, Gerüchte an der Schule, über fast alles. Ich entschied mich spontan, ihn zu fragen, ob wir uns treffen können. Er antwortete mit einem „Ja“, was ich natürlich sehr toll fand. Am 30. August vor der Mensa. Ich rechnete nicht damit, dass wir uns sofort verstehen und wir uns die ganze Pause lang unterhalten, aber so schlimm hatte ich es mir auch nicht vorgestellt.

Wir saßen da.

Vor der Mensa auf einer Bank, mitten auf dem Schulhof. Nichts. Ich war wie gelähmt. Mir ging nichts durch den Kopf, was ich ihm sagen wollte. Konnte auch daran gelegen haben, dass ich erkältet war. Stockend fragten wir uns, welche Lehrer wir hatten, ich antwortete nur mit einem Satz, wobei ich später dachte, dass ich zu denen auch etwas hätte sagen können, aber nein.

Ich guckte die ganze Zeit auf die Uhr. Ich versuchte ihn anzuschauen, aber ich konnte es einfach nicht, auch nicht, weil ich viel zu abgelenkt war von seiner Fossil-Uhr oder seinen blauen Lederschuhen. Ich bemerkte, dass er etwas reicher ist. Er hatte Markenklamotten, nicht nur von Galeria oder Esprit, sondern von Burberry bis zu Armani. Ich hätte es wissen müssen. Sich so zu kleiden braucht viel Selbstbewusstsein. In dem Sinne: „Hey, guckt euch meine Markensachen an, ich habe es besser als ihr, also beneidet mich“. Ich fand es am Anfang sehr toll und fand auch Gefallen daran, einen reichen Jungen kennenzulernen. Ich ging nicht davon aus, dass ich so was nicht hatte, sondern, dass ich niemals zuvor so eine Person gesehen hatte. Reiche Männer schon, aber einen 16-jährigen in der Schule? Definitiv nein.