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GÄRTEN INSPIRIERT
VON DER NATUR
GÄRTEN INSPIRIERT
VON DER NATUR
Piet Oudolf & Henk Gerritsen
Überarbeitet von Noel Kingsbury
Inhalt
Einführung
6
TEIL I
PFLANZENPORTRÄTS
Stauden
20
Ziergräser
152
TEIL II
VERWENDUNGSMÖGLICHKEITEN
Einführung
174
Sengend
180
Üppig
186
Luftig
192
Beruhigend
198
Überschäumend
204
Silbrig
210
Grasig
216
Düster?
222
Herbstlich
228
Strukturpflanzen
234
Streupflanzen
240
Außergewöhnliche
Pflanzeneigenschaften
244
TEIL III
PFLANZPLÄNE
& PFLANZENKOMBINATIONEN
Pflanzpläne
258
Gute Nachbarn
266
Pflanzenzahl pro Quadratmeter
274
Register der Pflanzennamen
276
Adressen
286
Literatur
287
Einführung
Stauden. Ohne Frage bilden sie das
Rückgrat des modernen Gartens. Das
Angebot ist riesig – von Gartenmärkten
über Onlineanbieter bis hin zu kleinen
Spezialgärtnereien. Aber das war nicht
immer so.
Als das Buch 1990 erstmals auf den
Markt kam, mussten die Autoren Henk
Gerritsen und Piet Oudolf noch mit
Engelszungen für Stauden werben.
Droomplanten
(»Traumpflanzen«) hieß
das Buch ursprünglich auf Niederlän-
disch – und Pflanzen wie aus einem
Traum, das waren für die Autoren vor
allem ausdauernde Pflanzen, noch
dazu ganz besondere, die damals kaum
jemand kannte.
Liatris spicata
‘Alba‘ im Lurie Garden, Chicago
Blicken wir also zurück auf die Situation in den
1980er- und 1990er-Jahren und erkunden, wie
weit wir inzwischen gekommen sind. Wir be-
trachten die unterschiedlichen Entwicklungen,
die jene damals von uns empfohlenen Pflanzen
vorangebracht haben, und wir schauen, wie
sich das Angebot an mehrjährigen Pflanzen
für Gärten und öffentliche Räume positiv ent-
wickelt hat. Ebenso wollen wir unsere Kriterien
überdenken, nach denen wir Pflanzen auswäh±
len – ein neuer Ansatz also, wie und warum wir
Gärten anlegen und Pflanzen kultivieren.
Bei der Neuauflage unseres Buches verzich±
teten wir auf einige Pflanzen – meist, weil es
inzwischen verwandte Arten oder Sorten gibt,
die sich besser eignen. Viele neue Pflanzen
nahmen wir auf, um den 30 Jahren seit der
Erstauflage Rechnung zu tragen, in denen
reihenweise Staudenneuzüchtungen auf den
Markt kamen. Diese Neuzugänge spiegeln
auch die Veränderungen, die Piets Arbeit
kennzeichnen, wider. 1990 war er der New-
comer im Gartenbau, der mit seiner Frau Anja
eine kleine Gärtnerei betrieb, um in erster
Linie Pflanzen für die eigene Arbeit zu ziehen.
Außerhalb der Niederlande hatte niemand
von ihm gehört. Heute ist er weltweit an-
erkannt und gestaltet neben Privatgärten auch
Parks und öffentliche Räume. Das wirkt sich
unweigerlich auf die Auswahl der Pflanzen aus,
vor allem hinsichtlich robuster Arten, die mit
8
9
Echinacea purpurea
‘Vintage Wine‘
wenig Pflege auskommen. Wir wollen aber
auch an Henk Gerritsen erinnern, den Künst-
ler, Gartengestalter und Umweltaktivisten, der
mit seinem Partner, dem Fotografen Anton
Schlepers, in den relativ abgelegenen Osten
der Niederlande gezogen war. 1978 legten
die beiden dort einen Garten an, bekannt als
Priona Gardens: sehr experimentell im Cha-
rakter und zum Großteil inspiriert durch die
Wildpflanzengesellschaften, die sie auf ihren
Reisen durch Mitteleuropa fasziniert hatten.
Zusammen beschrieben sie in ihrem Buch
Spelen met de natuur
(»Spielen mit der Na-
tur«) ihre Suche nach geeigneten Wildpflanzen
und die Bemühungen, Neuentdeckungen im
Garten zu etablieren.
Als Henk die Pflanzenliste von Piets Gärtnerei
sah, führte das zu vielen weiteren Entdeckun-
gen: »Weil ich versuchte, die Gärten so natur-
nah und wild wie möglich zu halten, passten
diese Pflanzen perfekt dazu.« Die Beziehung
zwischen Henk und Piet fruchtete auf beiden
Seiten. So war es Henk, der Piet auf die Idee
brachte, dass Samenstände das herbstliche
Erscheinungsbild von Stauden überaus be-
reichern. »Durch Henk«, so Piet, »lernte ich,
dass es um mehr geht als nur ums Pflanzen:
Ambiente, Jahreszeitlichkeit, Emotion – all das
ist wichtig. Durch Henk entdeckten wir Pflan
-
zen, die auch außerhalb der Blütezeit wunder-
schön sind. Immer wieder wies er mich darauf
hin, und wir schauten uns bewusst Pflanzen
an, wenn sie nicht blühten.«
Als der Terra-Verlag 1989 Piet um ein Buch
bat, wurde ihm bewusst, dass ihm das Schrei-
ben alles andere als leichtfallen würde. Des-
halb bat er Henk um Hilfe, und so entstand
die Erstausgabe von
Droomplanten
. Anton
steuerte den Großteil der Fotos bei, und Henk
schrieb im kalten Winter 1989/90, über einen
10
Priona, der Garten von Henk Gerritsen
Heizstrahler gekauert, den Text. Mit dem Er-
scheinen von
Droomplanten
1990 kam eine
neuartige und bis dahin ungekannte Auswahl
an Gartenstauden in die Welt. Erstaunlich
schnell folgten eine schwedische Ausgabe
und neun Jahre später ein weiteres Buch mit
noch mehr Pflanzen wie aus einem Traum:
Meer Droomplanten
. Auf Englisch erschien
es 2000 unter dem Namen
Dream Plants
for the Natural Garden
, während das erste
Droomplanten
-Buch 2003 als
Planting the
Natural Garden
herauskam.
Anton starb 1993, und Henk kümmerte sich
bis zu seinem Tod 2008 um Priona. Er hielt
den provokant unkonventionellen Garten für
Besucher geöffnet. »Nicht jeder versteht es«,
beklagte sich Henk mir gegenüber öfters.
Nach ein paar Jahren der Schließung ist der
Garten nun wieder der Öffentlichkeit zugäng-
lich, er bildet den Hintergrund für ein moder-
nes Restaurant. Henks kreative und leicht
exzentrische Vorstellung von Gartenbau ist
also noch immer erlebbar. Man sieht deut-
lich die Liebe zu allem Wilden und zur Natur.
Dennoch verdeutlichen Hecken und Rahmen-
pflanzungen auch, dass man sich letzten
Endes doch in einem Garten in den Nieder-
landen befindet. Dass Henk die Eiben wie ein
»abstrakter Expressionist« verschnitt, lässt uns
sehr stark an der eigenen Kreativität in dieser
Frage zweifeln. Hennen und Küken aus Buchs
auf der großen Wiese lassen uns hingegen
schmunzeln – Henk nahm das Leben mit tro-
ckenem Humor, besonders wenn er über Stau-
den schrieb. Deshalb stehen ein paar seiner
11
Henk Gerritsen, Anja und Piet Oudolf an einem der Tage der offenen Gartentür in Hummelo
Lieblingspflanzen in der Liste, auch wenn sie
für Piets Arbeit keine Rolle spielen.
Staudengärtnern im Wandel der Zeit
Blickt man auf die letzten Jahrzehnte des
20. Jahrhunderts zurück, als das erste Buch
mit unseren Traumpflanzen entstand, interes
-
sierte sich damals kaum jemand für Stauden.
Der Gartenmarkt hatte die kleine Gärtnerei um
die Ecke und die traditionellen Versandgärt-
nereien abgelöst, und was da verkauft wur-
de, waren in erster Linie Sträucher. Stauden
tauchten im Frühjahr auf, mit kahlen Wurzeln
in kleinen Plastikbeuteln – in Großbritannien
zumindest. In den Niederlanden sah es kaum
besser aus, da die äußerst produktive Gärt-
nereibranche auch hier auf Sträucher fixiert
war. Schwedens reiche Gartentradition Anfang
und Mitte des 20. Jahrhunderts war nahezu
vergessen. In den USA hatte die Staudengärt-
nerei – vor allem was die reiche einheimische
Flora angeht – in den 1920er-Jahren eine
kurze Blüte erlebt. Doch nach dem Krieg
wurden jegliche alternative gartenbauliche
Ausdrucksversuche allem Anschein nach durch
den erdrückenden Konformismus gemähter
Rasenflächen im Keim erstickt. Deutschland
war den Stauden wohl noch am ehesten zu-
geneigt, doch selbst hier war das Angebot
bestenfalls »traditionell«.
Hier lohnt ein Blick auf das, was als »klassi-
sche« Staude gilt. Ende des 19. und Anfang
des 20. Jahrhunderts hatte die Staudengärt-
nerei in ganz Nordeuropa einen regelrechten
Boom erlebt. Aber der Fokus lag auf einer
relativ begrenzten Anzahl an Arten, wenn
auch in einer verblüffenden Sortenvielfalt.
Man denke an Phlox, Glattblatt-Astern
(Aster
novi-belgii)
,
Bart-Iris und Rittersporn. Die
machten oft viel Arbeit, mussten alle paar
Jahre verjüngt, geteilt und umgesetzt werden,
brauchten eine Stütze und Spezialdünger.
12
Der wilde Garten vor dem Arbeitszimmer von Piet und Anja in Hummelo
Grandios waren allerdings die imposanten
Farben, in denen sie leuchteten.
Ab ca. 1950 bis in die 1970er-Jahre kam man
von diesen sehr farb± und pflegeintensiven
Pflanzen etwas ab. Die innovative englische
Gärtnereibetreiberin Beth Chatto sagte ein-
mal zu mir, dass der Trend zu Blumenarrange-
ments in den 1950er-Jahren ihrer Meinung
nach dabei eine wichtige Rolle gespielt habe,
weil Hobbyfloristen nun nach Pflanzen mit
interessanten Formen, subtilen Farben und
reizvollem Blattwerk Ausschau hielten. Andere
erwärmten sich für die Verwendung einheimi-
scher Wildblumen im Garten, wie Henk in der
Einführung zur Erstausgabe bemerkte. Seit
Ende der 1960er-Jahre sei überall deutlich
zu bemerken, dass unsere Wildblumen rapide
im Rückgang begriffen sind. Er sei Anfang
der Sechziger mit dem Fahrrad durch Utrecht
gefahren – überall Gräben voller Sumpf-
Läusekraut
(Pedicularis palustris)
und Felder
überwuchert von Sonnwend-Wolfsmilch
(Euphorbia helioscopia)
und Acker-Gauchheil
(Anagallis arvensis)
, schrieb er.
In den 1980er-Jahren experimentierten im-
mer mehr Gärtner mit Wildblumen, die schon
immer kultiviert wurden, allerdings kaum
außerhalb botanischer Gärten und Pflan
-
zensammlungen: Funkien,
Geranium
-
Arten
(Storchschnabel),
Astrantia
und
Sedum
. Sie
waren meist nur in kleinen Spezialgärtnereien
erhältlich – oft als Hobby im Nebenerwerb
betrieben. Was also hat denn nun den großen
Staudenboom ausgelöst?
Das Gärtnern erfreute sich ab dem Ende der
1980er-Jahre größter Beliebtheit. Zum Teil
hing das mit steigenden Einkommen zusam-
men, aber auch das von Henk erwähnte wach-
sende Umweltbewusstsein spielte eine Rolle.
Die neue naturbewusste Generation hatte
meist nur eine kleine Fläche zur Verfügung,
aus der man das Beste machen wollte. »Wil-
dere« Stauden galten dafür als ideal.
13
Exemplare der Erstausgabe dieses Buches wollen signiert werden.
Als nun, wie Henk in der Erstausgabe be-
merkt, im Herbst 1982 der erste Katalog der
Gärtnerei von Oudolf und van der Kaa (Anja
übernahm 1986) im Briefkasten steckte, waren
die Würfel gefallen. Henk schreibt, wie er mit
wachsendem Erstaunen den Katalog gelesen
habe, da er kaum eine der Pflanzen kannte.
Und obwohl es sich um alle möglichen inter-
essanten Pflanzen für Freunde wilder Gärten
zu drehen schien, bezweifelte er, dass sie win-
terhart genug und im Garten zu verwenden
seien. Er rief in der Gärtnerei an und bedankte
sich für den Katalog. Das sei ja alles gut und
schön, aber im Frühjahr werde er vorbeikom-
men und nachschauen, welche Pflanzen den
Winter überstanden hätten. Natürlich haben
alle überlebt.
Die Gärtnerei von Piet und Anja trug zur
neuerlich einsetzenden Staudenzucht ebenso
bei wie eine Reihe weiterer Gärtnereien und
sogar Gartengestalter, vorwiegend in Groß-
britannien, den Niederlanden, Deutschland
und in zunehmendem Maß auch in den USA.
Ihre Beliebtheit bekam einen gewaltigen
Schub durch mehrere Faktoren, durch die
wir auch verstehen, warum wir diese Pflanzen
mögen und wonach wir suchen bei Pflanzen,
die wir gern im Garten hätten.
Zunächst ist da die Vorstellung vom Garten
als Naturraum, als geschütztem Ort, vom
Gärtnern um der Natur willen – ein weites
Feld. Befördert durch Autoren, Funk und
Fernsehen, durch Einrichtungen wie die nie-
derländische Oase-Stiftung und mächtige
Akteure wie die britische Royal Horticultural
Society. Hier werden Stauden oft »ganzheit-
lich« betrachtet. Der alte Ansatz sah Stauden
nur als Farbtupfer, kaum mehr. Im naturnahen
Garten hingegen sind Stauden auch als Le-
bensraum und Nahrungsquelle zu sehen, als
14
Herbst im Garten in Hummelo
Beitrag zur Biodiversität. Lässt man Samen-
stände für die Vögel stehen, wie Henk
es tat, wird man bald auch ihre Schönheit
und ihren Nutzen sehen. Das Bewusstsein
für den Einfluss des Menschen auf die Natur
wächst – und auch wir tragen dazu bei. So
haben wir hinten im Buch Pflanzen aufge-
listet, die von Schmetterlingen und Bienen
bevorzugt werden.
Wir lernen auch Neues über die Ökologie
der Stauden, ihre Lebenszyklen und ihre Rolle
als ökologische Akteure. Manche Arten sind
von Natur aus kurzlebig und müssen sich
kontinuierlich reproduzieren. Diese Erkenntnis
führte bei den Gärtnern dazu, Pflanzen schät-
zen zu lernen, die sich selbst aussamen. Tat-
sächlich erschien vor ein paar Jahren ein Buch
von drei deutschen Kollegen zu diesem The-
ma. Es trägt den Titel
Blackbox-Gardening –
Mit versamenden Pflanzen Gärten gestalten
.
Das Wissen, warum manche Stauden lang-
lebiger sind als andere und wie sie sich am
jeweiligen Standort halten, hat zu einer der
bemerkenswertesten Entwicklungen innovati-
ver Staudenkonzepte in Deutschland und der
Schweiz beigetragen: Mischpflanzungen als
komplexe selbstregulierende Systeme – ein
konzeptioneller Ansatz, der Landschaftsarchi-
tekten die Planung, Anlage und Pflanzenver-
wendung erleichtert.
Mischpflanzungen sind nur ein Aspekt der
regen Staudennutzung in Deutschland, doch
überrascht uns das kaum, da das Land auf
eine lange Geschichte findiger Staudenkultur
zurückblickt. Der Gärtnereibetreiber, Züchter
und Autor Karl Foerster (1874 bis 1970) war
als Gärtner unglaublich kreativ, ihm haben
wir die wachsende Bedeutung von Gräsern
in Gärten zu verdanken. Mit der Wende zum
21. Jahrhundert haben auch deutsche Stau-
dengärtner die »Traumpflanzen« für sich
entdeckt. Namentlich die vielen Garten-
schauen haben das neue Staudengärtnern
populär gemacht.
15
Asclepias incarnata
‘Ice Ballet‘
Als nach dem Ende des Sozialismus die Wirt-
schaft in Osteuropa in Schwung kam, schoss
das Interesse an Stauden in die Höhe. Die
Osteuropäer mit ihrer tiefen Naturverbunden-
heit wussten sofort etwas damit anzufangen.
Immer mehr Stauden sprossen in privaten
Gärten, Städte wie Warschau und Moskau
investierten in Staudenpflanzungen im öffent-
lichen Raum. Die imposanteste Entwicklung
gab es jedoch in den USA zu bestaunen.
Wenn man Anfang der 1990er-Jahre die Ost-
küste entlangfuhr, sah man kaum Stauden in
den Gärten, höchstens ab und zu ein Beet von
einem Quadratmeter, meist voller rosa Phlox.
Heute gedeihen Echinaceen, Rudbeckien und
Waldlilien überall in den Gärten. Der große
Schub kam durch das plötzliche Interesse
an einheimischen Pflanzen. Angesichts der
Tatsache, dass sich viele nicht einheimische
Pflanzen über Gartengrenzen hinweg aus-
breiteten und zu problematisch-invasiven
Neophyten wurden, und des weitverbreiteten
Wunschs, einheimische Ökosysteme zu stär-
ken, sieht man den Anbau einheimischer
Stauden geradezu als moralische Pflicht an.
Da Piet an mehreren legendären Projekten
in den USA gearbeitet hat, sah er sich in
einer Schlüsselposition, um an dieser Bewe-
gung teilzuhaben. Er kooperierte mit Pflan-
zenzüchtern wie Roy Diblik, suchte Rat bei
Spezialisten für einheimische Flora wie Rick
Darke, Patrick Cullina und Neil Diboll und ent-
wickelte daraufhin ein paar äußerst erfolgrei-
che Zusammenstellungen einheimischer und
fremder Arten. Piet hat bei seiner Arbeit in
Europa schon immer viele nordamerikanische
Arten verwendet, aber seine Begeisterung für
Baptisia-, Eupatorium-
und
Vernonia
-Arten,
um nur drei zu nennen, hat nun dazu geführt,
dass er sie noch stärker einsetzt. Europäische
Stauden wurden schon immer gern mit nord-
amerikanischen kombiniert – der große Boom
der Staudenrabatten in Großbritannien und
Deutschland Anfang des 20. Jahrhunderts
lässt sich schwer ohne sie vorstellen. Henk
und Piet trugen mit ihren »Traumpflanzen«
zur Belebung dieser Verbindung bei. Zudem
hatte Henk in Priona eine Amerika-Stauden-
rabatte angelegt.
Gärtner in Kanada und den USA entdecken
nun den Wert ihrer eigenen Flora. Ständig
kommen entsprechende Neuzüchtungen
auf den Markt. Die Staudenindustrie steht
inzwischen auf eigenen Füßen. Einige dieser
Neuerscheinungen schaffen den Sprung über
den Atlantik, wie es gute Gartenpflanzen
schon immer taten. Was haben wir davon?
Eine vielfältigere Staudengartenflora als je
zuvor! Henk wäre sehr glücklich darüber.
Noel Kingsbury
16
Die leuchtend orangerote Herbstfärbung von
Rhus typhina
inmitten von
Calamagrostis
acutiflora
‘Karl Foerster‘ ist ein wunderschöner Blickfang.
17
18
19
Pflanzenporträts
TEIL I
Stauden
ERKLÄRUNG DER SYMBOLE
SONNE
im Sommer mindestens sieben Stunden
Sonneneinstrahlung pro Tag
HALBSCHATTEN
diffuses Sonnenlicht, lichter Schatten oder
maximal drei bis fünf Stunden Sonne
SCHATTEN
weniger als drei Stunden Sonne
im Sommer
HÖHE
in Zentimeter (cm)
BLÜTEZEIT
1 = Januar; 2 = Februar; etc.
21
22
Achillea
‘Walther Funcke‘
Achillea
‘Hella Glashoff‘
Achillea filipendulina
‘Parker‘s Variety‘
23
_________________________________________________________________________________________________
_________________________________________________________________________________________________
Achillea,
Asteraceae, Schafgarbe
Eine wichtige Gattung für den Garten, vor
allem wegen des ungewöhnlichen Blüten-
stands: Die breiten, flachen Schirme, die an
Pfannkuchen erinnern, sollten als Kontrast zu
den vielen langen schmalen und den büsche-
ligen Blütenständen in keinem Garten fehlen.
A. filipendulina
‘Parker‘s Variety‘
120
6–9
Kräftig gebaut mit großen dichten goldgel-
ben Blütentellern, der
‘Cloth of Gold‘
sehr
ähnlich. Mag trockene Böden, in aller Regel
langlebig.
A. ptarmica
‘Xana‘
50
6–9
Verbesserte Form einer alten Bauerngarten-
Pflanze, unkompliziert und wuchsfreudig.
Statt der großen Scheindolden anderer
Schafgarben hier nur locker gruppierte weiße
Blütenstände.
ACHILLEA
-HYBRIDEN
60–120
6–9
Manch Gärtner kennt die rosa Formen der
sehr häufig vorkommenden
A. millefolium
,
die mitunter spontan auftreten. Aus deren
Kreuzung mit gelb blühenden Arten aus dem
südlichen Europa sind Hybriden in allen Far-
ben des Regenbogens hervorgegangen. Die
»Pfannkuchenform« lässt sich also in fast jeder
Farbkombination unterbringen. Leider neigen
die Hybriden zu Unzuverlässigkeit und ver-
schwinden oft nach ein paar Jahren, beson-
ders auf schwereren Böden. Da hilft nur eins:
alle zwei Jahre ausgraben und verjüngen.
‘Anthea‘
Hellgelbe Blüten an langsam wachsender
Pflanze.
‘Coronation Gold‘
Hochwüchsig (bis 100 cm), goldgelb und in
der Regel langlebiger als viele andere.
‘Credo‘
Ebenfalls hochwüchsig, schwefelgelbe Blüten.
‘Hella Glashoff‘
Attraktive Sorte mit hellgelben Blüten, die
nicht sehr hoch wird.
‘Moonshine‘
Bezaubernde hellgelbe Blüten und silbrige
Blätter. Scheint als Gartenpflanze verläss
-
licher als viele andere zu sein, dafür eher
etwas niedriger im Wuchs.
‘Terracotta‘
Die sehr kräftige Blütenfarbe verblasst auf
bezaubernd schöne Weise, was im Spätsom-
mer den Effekt von Mehrfarbigkeit erzeugt.
‘Walther Funcke‘
Derb-rustikal mit grauen Blättern. Wuchs-
höhe nur ca. 70 cm. Blüten leuchtend rot um
einen gelben Fleck in der Mitte, wie es sich
für die Züchtung eines Kommunisten gehört.
Funcke war ein angesehener Garten- und
Landschaftsarchitekt in der DDR.
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_________________________________________________________________________________________________
Aconitum,
Ranunculaceae, Eisenhut
Reich blühende Pflanzen, die zu den Hahnen
-
fußgewächsen gehören wie auch Ranunkeln,
Anemonen, Rittersporn, Clematis, Christ-
rosen, Wiesenrauten und Akelei, um nur ein
paar zu nennen. Und doch gilt diese faszinie-
rende Pflanzenfamilie, die so große Vielfalt
aufweist, als eine der ältesten und damit pri-
mitivsten. Alle Eisenhut-Arten zeichnen sich
durch ansprechende, oft glänzende, mehr
oder weniger gefingerte Blätter und seltsam
geformte Blüten aus, die mit ein wenig Fan-
tasie an einen eisernen Helm erinnern. Die
Blüten werden nur von Hummeln bestäubt.
A. carmichaelii
var.
wilsonii
180
9–10
Eine der Stauden, die im Frühjahr als erste
austreiben, aber fast immer erst im Spät-
sommer und Herbst blühen. Wunderschöne
blauviolette Blüten, im Herbst etwas Außer-
gewöhnliches. Kräftige Staude, absolut
standsicher.
24
A. henryi
‘Spark‘s Variety‘
150
6–8
A. lamarckii
90
7–8
Relativ kräftige Form des gelben Eisenhuts
mit hohen schwefelgelben Blüten. Relativ
deshalb, weil keine der gelben Eisenhut-
Arten sonderlich standfest ist. Anstatt sie
anzubinden (hässlich), pflanzt man sie zwi
-
schen robuste Stauden oder kleine Sträu-
cher, an die sie sich anlehnen kann.
A. napellus
120–140
6–7
Die als Blauer Eisenhut allseits bekannte
blauviolette Gartenpflanze hat es in dieses
Buch geschafft wegen der wunderschönen
weißen
(‘Grandiflorum Album‘)
, rosa
(‘Rosea‘)
und hellblauen
(‘Stainless Steel‘)
Sorten, die inzwischen erhältlich sind.
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_________________________________________________________________________________________________
Aconogonon,
Polygonaceae, Bergknöterich
A.
‘Johanniswolke‘
250
6–9
Syn.
Persicaria polymorpha.
Riesige Pflanze
mit dichtem Laub, die sich im Gegensatz zu
vielen großen Knöterichen nicht aggressiv
ausbreitet. Blüht den ganzen Sommer über.
Große cremefarbene Rispen, die allmählich
eine rot-braune Tönung annehmen. Taug-
licher Lückenfüller, doch werden die Blüten
von allen Insekten konsequent ignoriert.
_________________________________________________________________________________________________
_________________________________________________________________________________________________
Actaea,
Ranunculaceae,
Christophskraut, Silberkerze
Unverzichtbar für schattige Stellen. Zusammen-
gesetzte gefiederte oder doppelt gefiederte
Blätter, Blüten klein und weiß oder gelblich in
kurzen (Christophskraut) oder länglichen (Sil-
berkerze) Ähren. Wild wachsen diese Pflanzen
in feuchten Wäldern oder Schluchten, wo die
Sonne selten hinkommt. Im Garten tolerieren
sie einiges Sonnenlicht, solange der Boden
nicht austrocknet. Wenn doch, verkümmert
die Pflanze. Der Zierwert des Christophskrauts
liegt in den auffallenden Sommerbeeren, der
der Silberkerze, besser bekannt unter ihrem
alten wissenschaftlichen Namen
Cimicifuga
,
im gesamten Habitus und dem imposanten
Blütenstand im Spätsommer. Der Einfachheit
halber haben wir hier nach Christophskraut-
und Silberkerzen-Arten sortiert.
CHRISTOPHSKRAUT
A. pachypoda
90
5–6
Weiße Beeren an dicken dunkelroten Stielen.
A. rubra
40
5–6
Glänzend rote Beeren an roten Stielen.
Actaea rubra f. neglecta
wird erheblich grö-
ßer (80 cm) und trägt weiße Beeren. Eine
weitere Form mit durchscheinenden orange-
roten Beeren wird gelegentlich als
A. rubra
‘Neglecta‘
angeboten.
A. spicata
50
5–6
Trägt schwarze Beeren.
SILBERKERZEN
A. cordifolia
140
8–9
Gefingerte Blätter, nicht etwa herzförmige,
wie der wissenschaftliche Name suggeriert,
und attraktive gelblich-grüne Blütenähren.
A. heracleifolia
180
10–11
Die kräftigen Blütenstiele, die sich oben
verzweigen, tragen gegen Jahresende
mehrere nach oben gerichtete, geschweifte
Blütenähren.
25
Aconitum henryi
‘Spark‘s Variety‘
Aconitum napellus
‘Rosea‘
Aconitum carmichaelii
var.
wilsonii
Aconitum lamarckii
Aconitum napellus
‘Stainless Steel‘
26
Agastache rugosa
‘Blue Fortune‘
Agastache nepetoides
Actaea heracleifolia
Actaea
‘Queen of Sheba‘
Actaea simplex
var.
simplex
‘Scimitar‘
27
A. japonica
100
8–9
Die niedrigste Silberkerze, mit metallisch
schimmerndem, glänzendem Blattwerk und
kurzen, kerzenartigen Blütenähren.
A. mairei
140
9–10
Die Blütenähren leicht überhängend. Blüten
gelblich mit einem Hauch Orange auf den
Blütenblättern. Höchst elegant.
A.
‘Queen of Sheba‘
180
9–10
Dunkle Blätter und eher hängende weiße
Blütenähren, die kürzer sind und in größerer
Zahl als bei den meisten hochwüchsigeren
Actaea
-Arten – wirkt wie ein Feuerwerk.
A. simplex
var.
matsumurae
‘White Pearl‘
120
10
Eine der Silberkerzen, die zuletzt blühen.
Kompakte, strahlend weiße, halb hängende
Blütenähren.
A. simplex
var.
simplex
‘Atropurpurea‘
200
9–10
Riesige Pflanze mit purpurrotem Laub und
langen schmalen weißen Blüten»kerzen«, die
durch purpurrote Kelche und Blütenstiele
auffallen. Sehr kräftige Staude, standfest. Bei
Vollsonne leuchtet das rote Laub besonders
intensiv. Der Boden sollte nicht austrocknen.
‘James
Compton‘
Etwas niedriger (180 cm) als ‘Atropurpurea‘,
mit dunklem Laub und harmonisch angeord-
neten Blütenstängeln.
‘Prichard‘s Giant‘
Ein immenser Gigant (220 cm) mit mattgrü-
nem Laub. Weit über den Blättern scheinen
die Blütenähren im Wind dahinzutreiben.
‘Scimitar‘
Ähnlich wie ‘Prichard‘s Giant‘, aber etwas
niedriger (200 cm). Graziös gebogene Blü-
tenähren.
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_________________________________________________________________________________________________
Adelocaryum
siehe
Lindelofia
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_________________________________________________________________________________________________
Agastache,
Lamiaceae, Duftnessel
Wunderbare Gartenpflanzen, an ihnen ist
alles einfach nur perfekt. Äußerst kräftige
Stängel, die Stauden können praktisch weder
um- noch auseinanderfallen, selbst wenn
man das wollte. Blätter erinnern an die der
Brennnessel
(Urtica dioica)
, unterscheiden
sich aber dreifach davon: Sie brennen nicht,
sie sind mit einem violetten Schleier überzo-
gen (besonders die jungen) und sie riechen
exquisit nach Anis. Die Pflanzen blühen über
einen langen Zeitraum, aus hohen grauen
Ähren lugen kleine Blüten hervor, die Bienen
und Schmetterlinge anziehen. Auch im Win-
ter erfreuen sie mit einer schönen Silhouette.
Blaumeisen und Gimpel picken den ganzen
Winter über an den Samenständen – ein
Grund, sie nicht abzuschneiden. Ein weiterer
besteht darin, dass die Pflanze oft kurzlebig
ist und eine Möglichkeit bekommen sollte,
sich auszusamen.
A. nepetoides
160
7–9
Hochwachsende, schlanke Art mit grünen
Blütenähren. Ein »Ausrufezeichen« im Gar-
ten – den ganzen Winter über. Zweijährig,
aber oft selbstaussamend.
A. rugosa
80
7–9
Hochwachsende Art aus Korea. Lange grüne
Blütenähren voller kleiner violetter Blüten.
‘Alabaster‘
hat weiße Blüten.
‘Blue Fortune‘
mit glänzenden Blättern und dunklen Blüten-
ähren, die Blüten tendieren ins Blaue. Sie ist
steril, samt sich also nicht selbst aus, dafür
aber langlebiger.
28
_________________________________________________________________________________________________
_________________________________________________________________________________________________
Alcea,
Malvaceae, Stockrose
Die Stockrose zu beschreiben scheint un-
nötig: Jeder kennt die unverzweigt hoch-
gewachsenen Blütenstängel, an denen rund-
herum regelmäßig geformte Blüten mit fünf
Kronblättern sitzen. Die Blätter sind breit und
gelappt. Stockrosen sind kurzlebig: zwei oder
drei Jahre, maximal vier bis fünf, dann ist‘s
vorbei. Zwischen Steinen und Schotter samen
sie sich meist besser aus als auf gewöhnlicher
Gartenerde. Die Pflanzen, die wir heute in
Kultur haben, sind das Ergebnis vieler Jahr-
hunderte des Kreuzens diverser Arten.
A. ficifolia
180
7–9
Tief eingekerbte Blätter und blassgelbe
Blüten.
A.
‘Parkallee‘
150
7–9
Eine alte, lange vergessene Hybride,
gekreuzt aus Stockrose und Malve, die in
Deutschland nach dem Mauerfall plötzlich
wieder auftauchte. Sieht eher wie eine Stock-
rose aus: grauflaumige dreieckige Blätter
und cremefarbene halb gefüllte Blüten mit
pfirsichfarbener Mitte. Breitet sich mehr aus
als für Stockrosen typisch.
Eine ähnliche Pflanze ist
A. ‘Parkrondell‘
,
mit halb gefüllten Blüten in klarem Rosa.
Blüht sehr lange. Beide Sorten sind robuster
und langlebiger als »die normalen« Stock-
rosen, müssen aber dennoch alle paar Jahre
durch Stecklinge verjüngt werden.
A. rosea
‘Nigra‘
180
7–9
Die Blüten der »schwarzen« Stockrose
glänzen ganz tiefdunkelrot.
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Alchemilla,
Rosaceae, Frauenmantel
Niedrigwachsende Pflanzen mit markanten
gräulich grünen Blättern und grünlich gelben
Blütenzweigen. Die Blüten bringen keinen
fruchtbaren Pollen hervor, sie pflanzen sich
apomiktisch (ungeschlechtlich) fort. Das re-
sultierte in der Beschreibung Hunderter von
Arten, die ein normaler Mensch kaum ausei-
nanderhalten kann: Jede leicht abweichende
Elternpflanze erzeugt Nachkommen, die die
-
selbe Abweichung aufweisen.
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Allium,
Alliaceae, Lauch (Zierlauch)
A.
‘Summer Beauty‘
40
7–8
Wir alle kennen, vielleicht nur zu gut, den
Zierlauch, der im späten Frühjahr mit viel
Drama den Garten »mit einem Paukenschlag«
überzieht. Wie Tulpen blüht er oft nur ein-
mal. Dieser Zierlauch hier, dessen Ursprünge
etwas im Dunkeln liegen, bietet vielleicht
weniger Drama, benimmt sich aber eher wie
eine Staude. Er blüht später und zuverlässig
und bildet eine dichte Laubmasse, aus der
beständig rosa Blütenköpfe ragen.
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Amorpha,
Fabaceae, Bleibusch
A. canescens
90
7–8
Eine ungewöhnliche Präriepflanze mit gefie
-
derten graugrünen Blättern und dunkelmatt-
violetten Blütenständen, die gut zu rosa oder
blauen Nachbarn passen. Genau genommen
ein Strauch, aber viele Gärtner erachten
diese Art ähnlich wie
Perovskia
im Winter als
unansehnlich und schneiden sie deshalb wie
eine Staude zurück.
29
Amorpha canescens
Alchemilla mollis
Alcea rosea
‘Nigra‘
Alcea
‘Parkrondell‘
Allium
‘Summer Beauty‘
30
Anemone leveillei
Anemone cylindrica
Amsonia tabernaemontana
var.
salicifolia
Amsonia orientalis
Amsonia hubrichtii
31
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Amsonia,
Apocynaceae,
Amsonie
Langlebige Pflanze mit schmalen unbehaarten
Blättern und Rispen voll blassblauer stern-
förmiger Blüten, die ihre Verwandtschaft zum
Immergrün
(Vinca minor)
kaum verleugnen.
Bis auf eine Art sind alle aus Nordamerika.
A.
‘Blue Ice‘
50
6–7
Kompakte Sorte mit dunkellavendelblauen
Blüten. Wie die folgende eine der auffällige-
ren Stauden im Herbst. Ähnelt
A. orientalis.
A. hubrichtii
70
6–7
Der Schauwert liegt vor allem in den nadel-
förmigen Blättern, die im Herbst eine wun-
derbar gelbe und orange Färbung annehmen.
Im Frühsommer bieten die kleinen Rispen
blassblauer Blüten einen zusätzlichen Reiz.
A. orientalis
40
6–8
Syn.
Rhazya orientalis
. Stammt aus Thrakien
im Nordwesten der Türkei. Wächst leicht wu-
chernd, wird aber nie zur Plage. In warmen
Sommern in sonniger Lage blüht die Pflanze
über einen langen Zeitraum überschwänglich
mit winzigen stahlblauen Sternen, die aus
dunkelblauen Knospen sprießen. Nach Re-
genschauern, die die Pflanze offenbar nicht
mag, fällt sie liederlich auseinander, richtet
sich aber immer wieder auf.
A. tabernaemontana
var.
salicifolia
70
6–7
Eine kräftige, langsam wachsende, dafür be-
sonders langlebige und duldsame Pflanze,
die irgendwann eine dichte Masse bildet. Im
Frühjahr treiben violette Stängel aus dem
Boden, die später auffällige Blütenrispen
tragen. Eine wunderschöne Herbstfärbung
bekommt man überdies dazu. Mit anderen
Worten: eine hervorragende Gartenpflanze.
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Anemone
,
Ranunculaceae, Anemone, Windröschen
Eine weitere faszinierende Gattung aus der
Familie der Hahnenfußgewächse. Im Lauf
der Zeit sind viele Arten aufgetaucht. Zwei
davon sind
A. coronaria
, die Gartenanemo-
ne, und
A. nemorosa
, das unvergleichliche
Buschwindröschen, das uns den Frühling
ankündigt. Alle Arten mit schön geformtem,
oft flaumigem Laub und Blüten, »wie es sich
gehört«: fünf oder sechs Blütenblätter, in der
Mitte markant die Staubblätter.
FRÜH BLÜHENDE ANEMONEN
Die niedrigen früh blühenden Arten haben
alle gefiedertes, behaartes Laub und bilden
nach der Blüte auffallende flauschige Samen
-
stände aus. Sie sind nicht spektakulär, be-
eindrucken aber mit ihrer Zartheit. Manche
blühen ein zweites Mal im Sommer.
A. leveillei
60
4–6
Waldpflanze mit zusammengesetzten Blättern
und reinweißen Blüten. Auffallend die blau-
violette Farbe der vielen Staubbeutel in der
Mitte. Eine verblüffende Kombination.
A. multifida
30
5–6
Syn.
A. magellanica
. Die Blüten sind schwe-
felgelb.
A. sylvestris
30
5–6
Cremefarben. Im wissenschaftlichen Namen
steckt zwar
sylva
– der Wald –, aber bei
dieser Art handelt es sich im Gegensatz zur
vorherigen um eine Steppenpflanze, die tro
-
ckene, sonnige Standorte liebt. Dort neigt sie
sogar zum Wuchern. Die Sorte ‘Macrantha‘
bringt größere Blüten hervor.
32
SOMMERBLÜHENDE ANEMONEN
Diese Arten sind größer und nicht ganz so
zart wie ihre früh blühenden Verwandten,
faszinieren uns aber nicht minder.
A. cylindrica
120
7–8
Eine außergewöhnliche Art mit starren auf-
rechten Stängeln. Die langstieligen grün-
lich-weißen Blüten mit den hohen grünen
Staubblättern in der Mitte sind an sich schon
hübsch anzusehen, und nach der Blüte ver-
wandeln sich Letztere in längliche Samen-
stände voll silbrigem Flaum.
HERBST-ANEMONEN
Diese Arten, die aus China und Japan stam-
men, blühen zuletzt und werden am höchs-
ten. Laub stark gegliedert, relativ große
Blüten in luftigen Dolden mit langen Stielen.
Alle herbstblühenden Anemonen brauchen
im ersten Winter einen Frostschutz. Aufgrund
der Sortenvielzahl beschreiben wir nur die in
unseren Augen hübschesten.
A. hupehensis
80–100
8–9
Wird nicht allzu hoch, Blätter dreiteilig gefie
-
dert. Warmrosa Blüten.
‘Crispa‘
Syn.
A.
hybrida
‘Lady Gilmour‘. Ungewöhn-
liche zusammengerollte Blätter. Sehr reich
blühend.
‘Hadspen Abundance‘
Kompakter Wuchs, Blüten sattrosa bis pink.
A.
hybrida
Eine Gruppe Hybriden gemischter Abstam-
mung.
‘Honorine Jobert‘
130
8–10
Die schönste weiße Herbst- bzw. Japan-
Anemone.
‘Königin Charlotte‘
120
8–10
Halb gefüllte zartrosa Blüten mit Unterseite
in satterem Rosa.
‘Pamina‘
80
9–10
Stark wachsend, blüht über mehrere Monate
hinweg. Die sattkarminrosa Blüten sind nicht
im herkömmlichen Sinne gefüllt, sondern be-
stehen aus zwei Lagen Blütenblättern, was
ihnen zusätzliche Substanz verleiht.
‘Whirlwind‘
100
8–10
Halb gefüllte weiße Blüten. Wächst langsam,
aber das Warten lohnt sich.
A. tomentosa
120
7–9
Blätter groß und weniger tief eingeschnitten.
‘Albadura‘
Rosa Blüten sehr hell, Knospen dunkler.
‘Robustissima‘
Hochwachsend (150 cm), blassrosa Blüten.
Auf fruchtbarem Boden üppig wuchernd.
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Angelica,
Apiaceae, Engelwurz
Robuste Doldenblütler, ähnlich eindrucksvoll
wie Bärenklau (
Heracleum
-Arten), nur ohne
die unangenehme Angewohnheit, Hautirrita-
tionen hervorzurufen. Erkennbar an den ge-
wölbten statt flachen Dolden. Kurzlebig, samt
sich aber meist gut selbst aus, besonders auf
nährstoffreichen, die Feuchtigkeit speichern-
den Böden.
A. gigas
140
7–8
Prächtige Art aus Korea mit dunkelroten
Blüten. Der Hingucker in jeder Rabatte,
nur als Selbstaussamer leider unzuverlässig.
Also was tun? Neue Pflanzen kaufen!
33
Aquilegia
hybrida
‘Nora Barlow‘
Aquilegia
Anemone tomentosa
‘Robustissima‘
Anemone
hybrida
‘Honorine Jobert‘
Anemone
hybrida
‘Pamina‘
Angelica gigas
34
Artemisia lactiflora
neben
Helenium
‘Kupferzwerg‘
und
Sanguisorba officinalis
Artemisia lactiflora
Guizhou Group
Artemisia ludoviciana
var.
latiloba
35
A. sylvestris
‘Vicar‘s Mead‘
140
7–8
Eine Form der Gewöhnlichen Wald-Engel-
wurz mit graublauen Blättern. Stängel und
Blattbasis stellenweise violett getönt, Blüten
blassrosa. Samt sich selten selbst aus.
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Aquilegia,
Ranunculaceae, Akelei
Akeleien sind ein wahres Wunder an Formen.
Jan van Eyck und Albrecht Dürer empfanden
das zu ihrer Zeit schon so, und wir tun es
auch: markant dreizählige, gelappte Blätter,
oft mit einem bläulichen Schleier, und nicken-
de Blüten mit fünf farbigen Kelchblättern
und fünf Kronblättern, Letztere mit einem
nach oben gerichteten Sporn. Überdauern
meist nur ein paar Jahre, samen sich aber gut
selbst aus, für Nachschub ist also gesorgt.
Mögen humose Böden und lichten Schatten.
A.
hybrida
‘Nora Barlow‘
70
5–6
Gefüllte weiße Blüten mit weißen, roten und
rosa Stellen – überaus entzückend. An dieser
gefüllten Sorte ist nichts Wildes, und doch
wirkt sie auch in den wildesten Gärten. Ver-