Originaltitel: Jan Kjærstad, Berge

© 2017 H. Aschehoug & Co. (W. Nygaard) AS, Oslo, Norway

 

 

Die Veröffentlichung dieser Übersetzung wurde ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung von NORLA, Norwegian Literature Abroad

 

 

© 2019, Septime Verlag, Wien

Alle Rechte vorbehalten.

 

 

Lektorat der Übersetzung: Rowena Körber

Korrektorat: Evelyn Bubich

Cover und Satz: Jürgen Schütz

Umschlagbild: © fotolia.com – Negro Elkha

EPUB-Konvertierung: Esther Unterhofer

ISBN: 978-3-903061-71-2

 

Printversion: Hardcover, Schutzumschlag, Lesebändchen

ISBN: 978-3-902711-84-7

 

www.septime-verlag.at

www.facebook.com/septimeverlag

www.twitter.com/septimeverlag

 

Jan Kjærstad

 

zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen Autoren Norwegens. Der 1953 in Oslo geborene Schriftsteller studierte Theologie, war Pastor und Jazzpianist, später Redakteur der norwegischen Literaturzeitschrift Vinduet. Er lebt in Oslo. 

Jan Kjærstad ist einer der bedeutendsten skandinavischen Schriftsteller der Gegenwart. Der Träger der wichtigsten literarischen Auszeichnung Skandinaviens, des »Literaturpreises des Nordischen Rates« zeichnet sich durch ein umfassendes Werk aus. Unter seinen Publikationen finden sich Essays, Kurzgeschichten, Artikel sowie Bilder- und Kinderbücher. Außerdem war er Herausgeber der wichtigen norwegischen Literaturzeitschrift Vinduet. Berühmtheit erlangte Jan Kjærstad jedoch durch seine Romane, von denen seit 1982 zwölf erschienen sind. Seine Bücher sind vor allem eines: großartige Literatur. Und spannend. Wie in einem Krimi wird man durch Erzählungen geleitet, die einen immer auf das große Ziel hinzuführen – zu der Antwort auf die einfache Frage: Warum? Die Ausgangssituationen sind dabei genauso mannigfaltig wie die überwachsenen Denkpfade, die uns Jan Kjærstad dabei literarisch freischlägt. 
Auch wenn sich der Autor dem Begriff der Postmoderne verwehrt, so ist er brandaktuell in seinen Themen und virtuos in den Spielarten seiner Romane. Jan Bürger meinte dazu 2004 in Literaturen: »Im Laufe der Jahre hat sich Kjærstad Formen erschrieben, in denen die unterschiedlichsten Themen und Stilebenen wie Zahnräder ineinandergreifen.« 

2013 erschien im Septime Verlag der Roman Ich bin die Walker Brüder, 2016 Der König von Europa, ein Jahr danach Das Norman-Areal.
2019, Norwegen ist zu Gast auf der Frankfurter Buchmesse, erscheint sein neuster Roman Berge..

 

 

Klappentext

 

An einem Augusttag 2008 werden der Abgeordnete der Arbeiterpartei, Arve Storefjeld, und vier weitere Mitglieder seiner Familie tot in einer Hütte am Blankvann-See aufgefunden. Allen fünf Opfern wurden die Kehlen durchgeschnitten. Ganz Norwegen steht still. Alle glauben, Terroristen würden hinter der Gräueltat stecken. Auch die übrige Welt blickt in der Zeit danach auf das Land im Norden. Das, wovon niemand geglaubt hätte, dass es im idyllischen Norwegen geschehen könnte – jetzt ist es geschehen. 
Erzählt wird die Geschichte aus drei unterschiedlichen Blickwinkeln. Die Journalistin Ine Wang hat sich lange Zeit wie auf dem Abstellgleis gefühlt, doch die Morde an der Familie Storefjeld ändern alles. Amtsrichter Peter Malm zieht ein anonymes Leben vor, mit Spaziergängen durch die Stadt und ruhigen Stunden in der Bar des Grand Hotel. Aufgrund dieser schrecklichen Untat sieht er sich gezwungen, ins Licht der Öffentlichkeit zu treten.
Zuletzt kommt Nicolai Berge zu Wort. Er war lange in einer Beziehung mit Gry, der Tochter Arve Storefjelds. Es kam zur Trennung. Jetzt ist sie tot, und Berge wird von Ine Wang um ein Interview gebeten. Eine Journalistin, ein Richter, ein ehemaliger Geliebter – alle mit ihrer Geschichte.
 

Nach einer schrecklichen Mordserie erfährt die Karriere der Journalistin Ine Wang einen plötzlichen Aufschwung. Ihre Biografie über Arve Storefjeld, eine zentrale Figur der norwegischen Arbeiterpartei, steht in den Startlöchern, doch nun wurde der bekannte und bei der Bevölkerung beliebte Politiker, zusammen mit vier Familienmitgliedern, tot in einer Hütte im Wald aufgefunden. Schockiert über die Ereignisse, gelingt es Ine Wang dennoch nicht ganz, ein gewisses Hochgefühl über ihr unvermutetes Comeback zu verleugnen. Eine ähnliche Stimmung macht sich auch im Verlag breit, es herrscht Betroffenheit über die »Terror-Anschläge«, genau wie im ganzen Land, doch währenddessen werden bereits Pläne geschmiedet, wie sich das Buch am besten vermarkten lässt.
 
Selbst im medialen Rampenlicht stehend, beschließt die Journalistin, ein Porträt für ein Zeitungsmagazin zu schreiben: über Nicolai Berge, einen gescheiterten Schriftsteller und Blogger, ehemaliges Mitglied der Jugendorganisation der Arbeiterpartei und früherer Geliebter eines der Opfer. Nach den Interviews, die sie mit Berge führt, wird sich Ine Wang der Tatsache bewusst, dass dieser Mann mehr ist als nur ein Ex-Geliebter und dass er definitiv mehr über die Vorfälle weiß, als er zu erzählen bereit ist.
 

Jan Kjærstad zählt seit 40 Jahren zu den wichtigsten literarischen Stimmen Norwegens.

Jan Kjærstad

Berge

Roman | Septime Verlag

 

Aus dem Norwegischen von Bernhard Strobel

 

 

INE WANG

 

 

 

Es sollte sich als ein Verbrechen herausstellen, das jedes Begriffsvermögen überstieg. Ein Wanderer hatte bei der Zeitung angerufen. Mehrere Menschen lagen ermordet in einer Hütte irgendwo tief in den Wäldern der Nordmarka. Abgeschlachtet, wie der Hinweisgeber sagte. Auf bestialische Weise. Unter den Toten befanden sich angeblich berühmte Personen. Sehr berühmte.

Terror, durchfährt es mich. Schließlich ist er auch hier angelangt.

Ich stehe da, das Handy in der Hand. Zittere. Sollte dies trotz allem mein Glückstag werden?

Der Gedanke lässt mich zusammenzucken, ich will ihn aufhalten, aber der Gedanke lässt sich nicht aufhalten, ich spüre einen Kick, denn ich bin an einem Tiefpunkt angelangt, nicht nur in meinem Leben, sondern auch hier, gestrandet auf einer Insel. Die längste Zeit schon bin ich mir fehl am Platz vorgekommen, herausgeputzt, verschwitzt, wie ich hier stehe und junge Paare nur in Unterwäsche am Strand herumlaufen sehe, der Party zusehe, die bereits auszuarten beginnt, ich lese mir die lange Textnachricht erneut durch, wie zur Bestätigung, dass ich mich nicht verlesen habe, und lasse das Handy zurück in die Tasche gleiten, wie eine Waffe ins Holster, denke ich, während Marie mir zuwinkt, mir deutet, ich solle herunterkommen, mich auf die Decke setzen, sie schneidet lustige Grimassen, ich lächle, gebe ihr mit einem Zeichen zu verstehen, dass es mir gut geht an meinem Platz hier, hebe das Glas, wobei ich gleichzeitig eine verächtliche Fratze verberge, weil ich schon bereue, dass ich so dämlich sein konnte, diese Hochzeitseinladung anzunehmen, ausgerechnet auf Hovedøya, ein Brautpaar in Weiß, die Gäste in Weiß, auch ich in Weiß, wie es die Einladung verlangte, und sie hatten Glück, bei dem Wetter an diesem Tag Ende August sehnte man sich nach einem Sonnenschirm, und alles war so unerträglich romantisch, die Trauung in den Klosterruinen mit allem Drum und Dran, das Wort Gottes und das Vogelgezwitscher und die Freudentränen, eine hippe, wahrscheinlich lesbische Pfarrerin, große, viel zu große Worte über die Liebe, das Größte von allem, und lauter solches Geschwätz, eine endlose Suada, wenn auch ein bisschen ergreifend, das Ganze hatte etwas von einem keltischen Ritual, ein Hauch von Tolkien mit den hohen Laubbäumen rundherum, der Schar weißgekleideter Menschen zwischen all dem schimmernden Grün, Gedichtvorträge, Küssen, ungehemmtes Küssen, Champagner in Plastikgläsern, in rauen Mengen Champagner, auch die Pfarrerin trank gierig, ich stand inmitten lautstarker Gespräche, die dadurch, dass sie ineinander übergingen, nur noch sinnloser wurden. Skål auf das Brautpaar, grölte ich, nur um mitzumachen, die Leute fingen schon an, über die Steinstufen der Ruinen zu stolpern, brüllten vor Lachen, ich hätte nie herkommen sollen, Marie war eine viel jüngere Kollegin bei der Zeitung, ermordet, obendrein schwanger, wie sie mir gestanden hatte, auf bestialische Weise, ich fühlte mich wie ein altes Weib unter Maries gleichaltrigen Freunden, Glückspilze, scheiß doch auf die, und alles war so bemüht informell und improvisiert und ausgelassen, Hippies im Jahr 2008, vierzig Jahre zu spät, keine Rede natürlich von einem förmlichen Hochzeitsmahl, sondern es wurde ein Picknick veranstaltet, viele Tote, man hatte Decken und Körbe mitgebracht, besetzte die Wiese hinab zum nördlichsten Strand, den, der auf Lindøya hinausging, und es wurden Garnelen kredenzt, Weißbrot, Zitronen, Salate, Wein aus Kühltaschen, jemand grillte auf den dafür angelegten Plätzen, so dass bald ein Duft von gebratenem Fleisch, vermischt mit dem Geruch von gegrilltem Hummer, über die Klippen und den Hügel zum Wald hinaufzog, es wurde geschlemmt, getrunken, geprostet, es wurden spontane Reden gehalten, eine Floskel löste die andere ab, man hatte natürlich Gitarren mitgebracht, es wurde gesungen, grölend gesungen, All you need is love, scheiß auf die Glückspilze, alle diese unverschämt jungen und schönen Menschen, denen das Leben noch bevorstand, berühmte Personen; einige tanzten, andere rauchten, und nicht nur normale Zigaretten, es gab Küsse noch und nöcher, die Leute knutschten noch und nöcher, mehrere Paare verschwanden kichernd in den Wald, bald wird hier nackt gebadet werden, denke ich, wie ich hier stehe, ich erkenne die Atmosphäre wieder, vor fünfzehn Jahren noch wäre ich selbst nackt baden gegangen, jetzt deprimiert mich dieses Glück nur umso mehr, ein echtes Glück, wie ich mir widerwillig eingestehen muss, während ich nach einer Ausrede suche, um mich nach Hause davonstehlen zu können.

Deshalb sehe ich in Ulriks Nachricht einen Rettungsanker, eine Chance, von hier wegzukommen. Diese Morde. Zahlreiche Menschen getötet im Wald. Ich wittere etwas, wittere einen gottgegebenen Stoff. Wer hätte gedacht, dass an einem der schönsten Spätsommertage … In der Stadt wusste niemand, dass im Wald ganz in der Nähe … Einmal musste es auch hier passieren …

Ich spüre es. Es liegt in der Luft. Etwas geschieht. Alles wendet sich.

Ich ziehe mich zurück, keiner merkt etwas, ich nehme den Steilweg hinauf zur Vestre Kanonenbatterie, der Anhöhe mit Aussicht auf Bygdøy, auf das Fram- und das Kon-Tiki-Museum, auf die Stadt und den wuchtigen Bergrücken im Norden. Was ist vorgefallen in dem Fichtenwald dahinter? Auf bestialische Weise.

Das Gegröle unten am Strand ertönt immer lauter. Flüchtig kann ich Marie sehen, die sich dreht wie ein Derwisch, rundherum und rundherum. Sollte sie es nicht ein bisschen ruhiger angehen? Die Düsternis kehrt zurück. Woher diese Melancholie? Ist es, weil die Insel Heggholmen direkt nebenan liegt – Heggholmen, wo ich in einer tropisch heißen Johannisnacht Anfang der 90er Jahre Martin begegnet bin? Auf diesem Fest damals war ich weit davon entfernt, mich unpässlich zu fühlen, ein Saufgelage, das in einem großen, laubgeschmückten Schuppen neben einigen Sommerhäusern nahe am Wasser abgehalten wurde. Blumenkränze im Haar, Lampions unterm Dach, Parmaschinken mit Melone, Lammkoteletts, Schüsseln mit Erdbeeren, Fässchen mit Wein, zwei Gitarren und gemeinschaftliches Singen – wenn ich darüber nachdenke, war das Fest damals gar nicht viel anders als die Hochzeitsfeier, von der ich gerade flüchten möchte. Der Unterschied war Martin. Und dass ich jung war, jünger, mitten in der Ausbildung zur Journalistin, Martin war gerade fertig geworden, hatte einen Job bei einer Zeitung bekommen, ich dagegen hatte zu zweifeln begonnen, überlegte, ob ich das Studium abbrechen, etwas anderes machen sollte, aber Martin spornte mich an, meinen Abschluss zu machen, sagte, das sei der wichtigste Beruf der Welt, wir seien die vierte Staatsmacht, verdammt, er brannte vor Eifer, steckte mir eine Erdbeere zwischen die Lippen, und ich hatte nichts dagegen, zum Knutschen in die Büsche zu schleichen, besaß dieselbe Unbekümmertheit, Verrücktheit, wie ich sie jetzt bei den Hochzeitsgästen unten am Strand sehe; Martins Augen hatten etwas an sich, einen Blick, der Funken erzeugte, es machte mich nicht zwingend geil, wenn ich in diese Augen sah, aber sie brachten etwas in mir zum Entfachen, und später an dem Abend gab es eine Führung auf dem Künstlergrundstück, das auf dem südlichen Felsvorsprung der Insel lag, wo wir noch mehr Wein bekamen, einen exklusiven Wein, in einem Ateliergebäude unten am Ufer, und dort saßen wir zwischen ausgefallenen Gemälden und Skulpturen und tranken, aber das schönste Kunstwerk hier, flüsterte Martin, das sei ich, und wir waren baden gegangen, nackt baden gegangen am ersten Abend unseres Kennenlernens, wir hatten uns geküsst, wir hatten all das gemacht, was man eben so macht, wenn man sich in einer warmen Mittsommernacht am Fjord kennenlernt und sofort verliebt ist. Ich war nicht berauscht, ich war entfacht.

Das Feuer spüren. Das war lange her. Und verloren.

Abgeschlachtet?

Ich rufe in der Redaktion an, werde an Jakob vermittelt, der diesen Samstag die Zügel in der Hand hält, er sagt, er wisse auch nicht viel mehr, aber es sei Blaulicht zu sehen, sagt er, Chefsache, die Leute seien gerade auf dem Weg dorthin. Wohin?, frage ich. Blankvann, nicht weit von der Kobberhaughytta, sagt er. Scheiße, stimmte das? Ich war dort mal auf einer Skitour, rauf zum Kikut. Mit Martin. Dem Saftsack Martin. Nach dem, was wir von der Polizei aufgeschnappt haben, stimmt der Hinweis, sagt Jakob. Jemand soll die Ermordeten am Nachmittag gefunden haben. Wie viele?, frage ich. Fünf, sagt er, vielleicht mehr.

Mein Blick bleibt an einem der Hochzeitsgäste hängen, der sein Hemd abstreift und sich vom gegrillten Hummer bedient. Ich fühle mich beduselt, und das nicht von dem Champagner, dem Wein, dem Geruch nach angebranntem Fleisch. Terror?, frage ich. Allem Anschein nach, sagt Jakob. Fünf Tote?, wiederhole ich. Ja, mindestens, es soll die Hölle sein, sagt er. Wer?, sage ich. Weiß nicht, sagt er, mit anderer Stimme als sonst. Ich glaube, das ist was Sensationelles. Etwas, das wir nie zuvor gesehen haben.

Wieder durchzuckt mich dieser Schauder, und das nicht vor Schreck. Lange Zeit bin ich von einem Gefühl begleitet worden, dass nie etwas passiert. Oder dass immer wieder dasselbe passiert. Nicht nur in meinem Leben, sondern in ganz Norwegen. Für Journalisten ist es nicht immer nur ein Segen, in einer leidenschaftslosen Wohlstandsgesellschaft zu leben, die ein so verdammt begrenztes Ereignisregister aufweist. Aber jetzt. Jetzt geschieht etwas. Etwas, das anders ist. Sonntagmorgen erwachte ein friedliches Land mit der Nachricht, dass …

Der Holmenkollås ist sonderbar dunkel geworden in dem schönen Wetter. Rechts der Masten steht der Fernsehturm Tryvannstårnet – wie eine Rakete, die man nie abzuschießen geschafft hat. Und dahinter. Sieben, acht Kilometer im Waldesinneren. Mindestens fünf getötete Menschen. Plötzlich ist es, als ob der Bergrücken eine schwarze Bösartigkeit hinter sich abschirmte.

Ich halte es nicht länger aus, ich muss nach Hause, weiß nicht, ob es an der Nachricht liegt, an der Aufregung, die ich empfinde, oder ob es damit zu tun hat, dass die Gäste am Strand aufgestanden sind und mit erhobenen Gläsern »Love Is All Around« singen, begleitet von Gitarren, ziemlich sauber gespielt eigentlich, sogar ein bisschen ergreifend eigentlich, und weil ich einen Schmerz, eine Wehmütigkeit fühle, ohne dass ich recht verstehe, woher das kommt. Martin, die ganze Sache mit Martin. Ich schicke der Braut eine Nachricht – der schwangeren Braut –, die bestenfalls am nächsten Tag einen Blick auf ihr Handy werfen wird, dann verlasse ich die Bastion, spaziere an den Klosterruinen vorbei zum Anleger hinunter, wo ich auf die kleine Fähre warte; nur ich und ein paar Badegäste, niemand sonst von der Hochzeit, sie haben ein eigenes Boot bestellt, um irgendwo in der Stadt weiterzufeiern. Ich versuche, den Blick auf Aker Brygge verweilen zu lassen, doch meine Augen werden unweigerlich nach oben gezogen, bleiben wieder am Holmenkollås und am Vettakollen hängen, blauschwarz in der Dämmerung, als hoffte ich, etwas zu erblicken, etwas weiter drinnen, dahinter. Bestialisch? Wurden sie erschossen, erhängt, zerstückelt? Als ich an Bord der Fähre gehe, ist es, als hätte der Abendhimmel einen apokalyptischen Schimmer angenommen.

Ist dies ein solcher Tag? Ist heute einer dieser Tage, der eine oft wiederholte Frage gebiert: Wo warst du am 23. August 2008?

 

Aus dem Zugfenster, vom Abhang über dem Mosseveien aus, sehe ich die Insel Hovedøya aus einem neuen Blickwinkel, irgendwas ist da mit ihrem Umriss, das sie zu einer fremden, einer unheimlichen Insel macht, einer Insel, von der mir die Flucht gelungen ist, und doch ist das kein Trost, denn ich bin auf dem Weg aus der Stadt in ein Leben, das keines ist, ein Leben aus gleichförmigen Tagen und Schlaf, ein Leben auf Sparflamme. Der Zug ist fast leer, keiner fährt jetzt nach Hause, bei diesem Wetter und zu dieser frühen Abendstunde, man bleibt in der Stadt, feiert, leistet sich ein Taxi heim, wie ich es früher auch getan habe. Jemand hat ein Taschenbuch auf dem Sitz gegenüber vergessen oder absichtlich liegen lassen, einen Roman, ich habe keine Lust, ihn mir anzusehen, wer braucht schon Romane in unserer Zeit, stattdessen klaube ich eine Zeitung auf, die allerdings dünn ist, dünn im doppelten Wortsinn, es steht nichts drin, die Seiten sind voller Schrift, aber sie könnten genauso gut leer sein. Die vierte Staatsmacht, was für ein Schwachsinn. Ich starre aus dem Fenster. Eine graue Wirklichkeit mit einem Mal von Blut rot gefärbt … Norwegen, aus dem Winterschlaf gerissen … Für fünf Menschen hat der Sommer ein jähes Ende genommen …

Der Fjord verschwindet, als der Zug in die Landschaft vor Hauketo biegt. Wieder rufe ich Jakob in der Redaktion an. Ob sie schon mehr wüssten? Einige Sekunden vergehen, ehe er einen Namen nennt, und bei der Erwähnung dieses Namens richte ich mich im Sitz auf. Stimmte das? Es fällt mir schwer, das Handy ans Ohr zu halten. Jakob wiederholt den Namen, es ist schon bestätigt, sagt er, ich stelle noch mehr Fragen, doch alles andere geht unter in der Gewissheit, dass Arve Storefjeld tot ist, ermordet – abgeschlachtet –, in seiner Hütte am Blankvann-See in der Nordmarka. Ich bin gleichzeitig erschüttert und ruhig, denke, weiß aber nicht, was ich denke, erinnere mich nicht, woran ich gedacht habe, und es ist allein die Gewohnheit, die mich an der richtigen Haltestelle aussteigen lässt, Vevelstad, und von dort aus gehe ich in Richtung der Reihenhaussiedlung westlich des Bahnhofs, ich gehe an Dreirädern und an in Sandkästen vergessenem Spielzeug vorbei, an gegen Schuppenwände gelehnten Gartenwerkzeugen, ich habe bereits Hassgefühle gegen diese Gegend entwickelt, nicht weil etwas falsch daran wäre, objektiv betrachtet ist es eine nette Siedlung, einheitliche Reihenhäuser mit kleinen Gärten davor und dahinter, dazwischen Gehwege, ich bin auch kein Snob, ich bin in einem riesigen Wohnblock in Etterstad aufgewachsen, ich bin in vielerlei Hinsicht ein Ostrandmädchen, aber es ist, als wäre ich verlassen hier draußen in Ski, einer Gemeinde, die sich für mich in den letzten Jahren immer mehr wie eine Abwärtsspirale ausnimmt, zumindest wie eine existentielle Abwärtsspirale, es hatte nur etwas Vorübergehendes sein sollen, bevor Martin und ich es uns hätten leisten können, in eine Villa zu ziehen, gern in Stadtnähe, Kolbotn vielleicht, Nordstrand, mit Kindern und allem, was dazugehört, danach vielleicht ein Townhouse im Zentrum, nicht mehr und nicht weniger. Dann kam die Scheidung. Keine Kinder. Zum Glück. Leider. Ich bin hiergeblieben, im Reihenhaus. Die ganze Zeit über mit dem Plan, in die Stadt zu ziehen. Ich bin trotzdem hiergeblieben. Wohne hier immer noch. Abgekoppelt. Auf dem Abstellgleis.

Ich gehe heimwärts im dunkelblauen Abendlicht. Der Politiker Arve Storefjeld, tot. Der Minister. Eine Straßenwalze hat für alle Zeit eingeparkt. Es will mir nicht in den Kopf, ich bekomme Atemprobleme, ich muss stehen bleiben, gehe langsam weiter.

Vor drei Wochen habe ich bei einem Verlag ein Manuskript eingereicht, ein Buch über Arve Storefjeld. Es ist bereits angenommen worden.

Wieder stehe ich still, oder richtiger, meine Beine bleiben von allein stehen, als könnte ich nicht glauben, dass es wahr ist. Dass mir ein solches … Glück zuteilwerden kann. Das Wort ist einfach da, ich will es streichen, aber es ist da. Natürlich muss jetzt alles ein wenig umgeschrieben werden. Das Vorwort. Und das Buch braucht ein neues Schlusskapitel. Das Vermächtnis des Arve Storefjeld. Aber was für ein … Glücksfall. Ich kann nichts dagegen tun, das Wort steigt einfach in mir hoch. Ich bin stehen geblieben und starre auf ein Trampolin. In jedem zweiten Garten steht ein Trampolin. Sie sehen aus wie … Ich muss irgendwann mal was darüber schreiben. Diese ganzen Trampoline als Symbol für etwas. Arve Storefjeld. Guter Gott. Was für ein Timing. Wieder schäme ich mich meiner Gedanken, aber sie nicht zu denken ist unmöglich. Das heißt, ich bin sicher genauso schockiert wie alle anderen, genauso voller Mitgefühl, aber wenn ich ehrlich bin, spüre ich auch diesen berauschenden Taktwechsel im Körper angesichts der Möglichkeiten, die sich plötzlich vor mir auftun. Und gleichzeitig die Ungeduld, die Neugier: Was jetzt? Was wird passieren? Mir fällt auf, dass ich den Kopf schüttle, als könnte ich es noch immer nicht glauben. Was für ein Zufall.

Eine Zündkerze.

Alles wird sich wenden. Der Herbst gehört mir.

Es konnte nicht immer so weitergehen … Eines Tages musste die Idylle Risse bekommen. Letzteres streichen. Klischee. Ich muss neue Wörter finden.

Martin wird blau im Gesicht werden. Nein, falscher Gedanke. Das hier ist zu groß für solche Belanglosigkeiten, Erinnerungen an eine schmerzvolle Scheidung.

Es war ein Glück, dass ich früh nach Hause gefahren bin. Ich fühle mich verhältnismäßig nüchtern. Irgendwas sollte ich jetzt noch schreiben, was Langes. Mich hervortun. Für die Sonntagsausgabe ist es zu spät. Aber für Montag. Ein Überblick. Eine Analyse über die Bedeutung von Arve Storefjeld. Storen, »der Große«. Bekannteste Persönlichkeit der Arbeiterpartei und genannt wie der dritthöchste Berg Norwegens. Größer, wichtiger für die Partei als der Ministerpräsident selbst.

Kein Journalist in diesem Land weiß mehr über Arve Storefjeld als ich.

 

Ich bewege mich durch die Küche, verschließe die Augen vor den herumliegenden Kleidungsstücken, vor Tellern und Tassen, die nicht in den Geschirrspüler geräumt wurden. Dem Staub. Den Flecken auf dem Fußboden. Scheiße, muss ich trotzdem denken, was für ein trostloses Dasein. Die Reihenhaussiedlung ist wie Hovedøya, ein abgeschiedenes Kloster, in dem ich wie eine gottlose Nonne lebe und den Routinen, der Eintönigkeit fröne. Zur vollen Stunde schalte ich das Radio neben der Mikrowelle ein. Nichts über die Morde, kein Wort, wahrscheinlich ist es noch zu früh, die Nachricht ist noch nicht bis zu den Breaking News durchgedrungen. Ich stelle mich ans Fenster im Obergeschoss, sehe zu den Fassaden auf der gegenüberliegenden Seite des Gehwegs, eine Häuserreihe, die sich bergauf schlängelt und endlos wirkt, länger als die Chinesische Mauer. Auf einem Rasen läuft eine Sprinkleranlage, jemand muss sie abzustellen vergessen haben. Im ersten Jahr meines Alleinwohnens habe ich mich mit dem Gedanken getröstet, dass ich Beobachterin sein könnte, habe viele schneidige, ziemlich amüsante und selbstironische Glossen verfasst über das Leben im Mittelschichtsmekka, in dieser Häuschenidylle, die sich von der Stadt Kardemomme nur dadurch unterschied, dass nicht das Räuberhaus, sondern ein Einkaufszentrum, im Übrigen eines der größten des Landes, direkt davor liegt. Auch über meine Expeditionen in die »Höhle des Löwen«, in das Geschäftslabyrinth des Skier Großeinkaufszentrums, über meine Kaufsucht, eine Unterbrechung der Einförmigkeit, hatte ich köstliche Kolumnen für die Zeitung geschrieben, später dann fürs Magazin – selbstverständlich gewürzt mit einer kritischen Betrachtung über den Weg vom Dasein als Bürger zum Dasein als Konsument –, doch je länger ich wohnen blieb, desto blasser und armseliger gestaltete sich die Satire, ich schrieb nichts über meine aufdämmernde Verzweiflung, und der Gedanke an diese Zeit ruft mir einen peinlichen Vorfall vom vergangenen Samstagabend in Erinnerung: Es war heiß und ich schlief bei offenem Fenster, und ich wurde von Lärm geweckt, der Nachbar hatte Gäste geladen, sie saßen im Garten um den Grill herum, ein festliches Gelage, farbige Glühbirnen hingen zwischen den Bäumen, der Anblick machte mich niedergeschlagen, auch der Anblick meines eigenen Gartens machte mich niedergeschlagen, oder richtiger, der dürre Rasen, denn als wir hierhergezogen waren, hatte ich den Traum gehabt, den kleinen Garten zu einer Art Meditationsstätte umzugestalten, etwas Japanisches, mit einem kleinen, künstlichen Springbrunnen zwischen akribisch ausgewählten Steinen, Kirschbäume und ein Beet mit Sträuchern, die zu unterschiedlichen Zeiten blühten, aber daraus war nie etwas geworden, und obwohl das bloße Hinauslehnen aus dem Fenster und das Erinnertwerden an meinen eigenen Garten mich verdrießlich stimmten, gelang es mir dennoch, höflich zu fragen, ob sie ein wenig leiser sein, die schreckliche Hitparadenmusik herunterdrehen könnten, aber sie lachten nur, boten mir an, rüberzukommen und mitzufeiern, sie meinten das nicht böse, aber da war ich bereits auf dem Weg die Treppe hinunter, raus, dann rein durch das kleine Scheißtor im Zaun, und ohne groß nachzudenken, hatte ich den Grill umgestoßen – ein gezielter Tritt –, ihn mitsamt dem Fleisch und der Glut umgestoßen, jemand war sofort mit einem Gartenschlauch zur Stelle, um die Glut auszulöschen, ich selbst besaß nicht einmal einen Gartenschlauch, doch anstatt wütend zu werden, lachten sie einfach weiter, fragten, ob ich Kampfsport betriebe, ich hatte einen viel zu großen Pyjama an, sie machten mir Komplimente für den prächtigen Fußtritt, stellten einen Stuhl für mich hin, boten mir einen Drink an, ich sah, dass sich Schirmchen darin befanden, aber ich war so wütend und gleichzeitig so peinlich berührt, dass ich zurückrannte, und hinterher dachte ich mir, dass ich das getan, dem Grill einen Tritt versetzt hatte, weil ich ausbrechen wollte, ich war keine Nonne, die freiwillig hier Zuflucht gesucht hatte, ich, früher eine Rebellin, war eine Gefangene zwischen einem gelbversengten Rasen, einem staudenlosen Beet und den ewigen nachbarlichen Grillereien und Rasenmähergeräuschen.

Alles Wichtige im Leben lag hinter mir.

Einige Stunden bevor ich zur Hochzeitsfeier aufgebrochen war, war ich in dem kleinen Zimmer, das ich Büro nannte, am Schreibtisch gesessen und hatte in meinem elektronischen Kalender geblättert. Leer. Nichts als nackte Felder. Ein Beweis meiner Antriebslosigkeit. Früher war der Kalender voller Erinnerungen gewesen, nicht nur an Lunchs, Abendessen, Treffen mit Freundinnen, nein, sondern da waren Arbeitstermine, Reisen, namhafte Aufträge, einführende Worte zu Debatten, Diskussionsleitungen, Vorträge, Frauenkonferenzen, Moderationen. Erfreuliche Dinge. Da traf mich die Erkenntnis – und legte sich schwer auf meinen Körper: Alles Wichtige lag hinter mir. Meine Mondlandung, sofern ich das Wort verwenden kann, hatte vor langer Zeit stattgefunden, ich war in die norwegische Pressewelt, in die Wohnzimmer der Leser hineingefegt wie ein Wirbelwind und sofort für meinen »jugendlichen Ton« gelobt worden, für eine nie zuvor gehörte Sprache, man hatte Vertrauen in mich gesetzt, ich hatte nach und nach immer mehr Enthüllungsreportagen verfasst, die Himmel und Erde in Bewegung setzten, zumindest norwegischen Himmel und norwegische Erde, später dann Porträts, die schöpferisch genannt wurden und bei den Tischgesellschaften Gesprächsstoff waren, aber dann, ehe ich überhaupt wusste, dass ich den Gipfel erreicht hatte, erkannte ich, dass der Gipfel bereits überschritten war.

Ein ereignisloses Leben.

In einem ereignislosen Land.

Ich hatte den Blick von den leeren Kalenderfeldern abgewandt und aus dem Fenster gesehen. In jedem zweiten Garten waren Sprinkleranlagen aufgedreht, warfen Pfauenschweife aus Tropfen in die Luft. Auf einem Spielplatz weiter weg veranstalteten zwei Kinder einen Wettbewerb, wer höher schaukeln konnte. Ich weiß nicht, ob es etwas mit den Wassertropfen in der Luft oder den Kindern auf den Schaukeln zu tun hatte, doch genau in dem Moment wurde mir klar, dass ich nie Chefredakteurin sein würde oder mir eine Leitungsfunktion würde sichern können. Und ich wollte nicht, wie ich es mir lange erträumt hatte, beim Norwegischen Rundfunk arbeiten. Das Problem war die Ideenlosigkeit. Ich dachte an die Redaktionssitzungen, an die vernichtende Tatsache, dass die schlechten Ideen der Jüngeren immer noch besser waren als meine – aus dem einfachen Grund, weil ich keine Ideen hatte. Mir wurde schwindlig, obwohl ich bloß eine Mauer aus Reihenhausfassaden anstarrte, ich wusste, ich steckte in einer gewaltigen Negativspirale. Alles, was mir blieb, waren immer nur mehr Kreise, immer weiter abwärts. Bis zur Abfindung. Zum Tod. Alles, was ich schrieb, waren Wiederholungen, im besten Fall Variationen meiner besten Arbeiten – selten einmal war es vielleicht besser geschrieben, aber es war immer lascher gedacht. Nehmen wir beispielsweise meinen letzten Artikel fürs Magazin, über Harriet Fett, die Frau des berühmten Kunsthistorikers und Vorsitzenden der Denkmalschutzbehörde, diese merkwürdige Frau, die sich in den damals rein männlichen Kulturkreisen so wenig zurechtgefunden hatte. Interessant, vielleicht. Und mit schönen Illustrationen, einem schicken Layout. Aber absolut unbedeutend. Wieso stand ich hier in einem Reihenhaus, in einer Gegend ganz ohne jede Eigenart, wieso nicht in einer Villa in Kolbotn, einem Townhouse in Homansbyen? Wieso war es so lange her, dass ich etwas Entscheidendes beigetragen hatte?

Alles Wichtige im Leben. Hinter mir.

Lange war ich so dort gestanden, halb hypnotisiert von den Sprinkleranlagen und den im Takt schaukelnden Kindern, und doch war es mir gleichzeitig gelungen, mich darauf zu besinnen, dass ich meinen Geist schärfen musste, bevor ich in einen katatonischen Zustand verfiele, bevor es gefährlich wurde; ich spielte mit dem Gedanken, meinen Hausarzt zu konsultieren, ihn zu fragen, ob er mir Antidepressiva oder wenigstens etwas Stimmungsaufhellendes verschreiben könnte. Habe ich nicht, wenn ich darüber nachdenke, sogar ein bisschen geflennt? Hatte ich, Gott bewahre, vor Selbstmitleid nicht sogar einen Kloß im Hals?

 

Doch jetzt, nur wenige Stunden später, stehe ich an einem anderen Fenster im selben Haus und wiederhole vor mir selbst, als könnte ich es noch immer nicht ganz glauben: Arve Storefjeld ist tot. Und nicht nur tot – ermordet. Das war … das ist Norwegens Olof-Palme-Schock. Ein rotes Kreuzchen auf der Zeitleiste der Nation, wie man es in Lehrbüchern eingezeichnet findet. Der Vorfall wird einen Aufruhr auslösen, der seinesgleichen sucht. Wenn große Bäume fallen. Die Kompetenz einer Ine Wang wird gefragt sein. Alles liegt fertig angerichtet für ein Comeback der seltenen Art. Eine neue Mondlandung. Nein, kein Comeback, Ine Wang ist nie weg gewesen.

Bis dato gehörte der Begriff ins Fremdwörterbuch … Terror ist etwas, das anderswo geschieht … Ich bin vor Schreck wie gefroren. Ich jubiliere.

Ich suche die Flasche Jack Daniel’s heraus, die ich zum 39. Geburtstag von Rachel bekommen habe, »Noch 1 Jahr Rebellentum«, nehme einen Schluck, nicht zu groß, es geht mir hauptsächlich um den Geschmack, um die Schieflage in den Eingeweiden, um das Wiederauffinden dieses Gefühls eines Außenseiterdaseins aus einer Zeit, als Bourbon Teil meines Alltags war, und es wirkt, ich öffne einen Schrank, den ich seit vielen Jahren nicht mehr geöffnet habe, und fische eine LP heraus, lege sie auf den Plattenspieler und führe den Tonabnehmer so weit nach innen, bis die Nadel über dem glatten Kreis vor dem dritten Lied auf der B-Seite schwebt, und so bleibe ich stehen und starre hinunter auf die schwarze Scheibe, die sich dreht und dreht, so dass ich in einen Mahlstrom aus Erinnerungen hineingezogen werde, bevor ich die Nadel zu »Brass in Pocket« hinabsinken lasse und die Lautstärke hochdrehe, und sowie das Gitarrenriff, der Bass gegen meine Rippen klopfen, fange ich an zu tanzen, als wäre dies das einzig Natürliche, ich tanze mit der Jack-Daniel’s-Flasche in der Hand und singe das Lied mit, einen Text, den ich seit meinem zwölften Lebensjahr auswendig kenne, ein Text, der mich nie verlassen hat, der dank Chrissie Hynde und den Pretenders die Nationalhymne meiner Jugend war, denn ich hatte ebenfalls brass in pocket, ich war special, so special, und ich würde, verdammt noch mal, alles und jeden überwinden, ich würde meine Arme benutzen, meine Beine benutzen, I’m gonna use my, my, my imagination, ich würde einen Erfolg erleben, der seinesgleichen suchte, denn ich war besonders, verflucht noch eins, ich war einfach so special, ich war Ine Wang aus dem Etterstadslottet, ich würde mir ganz sicher nicht von irgendwelchen Scheißtypen den Weg versperren lassen, nicht jetzt, nicht später, ich singe mit, singe aus vollem Halse, wie man sagt, und obwohl mich der Whiskeygeschmack an viele verkaterte Morgen erinnert, nehme ich zur Sicherheit noch einen Schluck, wobei ich es mit Absicht unterlasse, zu den Fenstern, den Reflexionen hinzusehen, die mir offenbaren würden, wie ich hier tanze, wie ich hier tanzend Rebellin spiele im weißen Sommerkleid in einem erzkonventionell eingerichteten Wohnzimmer in einem erzkonventionellen Reihenhaus in einer erzkonventionellen Siedlung, in einer Gegend, bevölkert von Menschen, denen zum Zeitvertreib nichts anderes in den Sinn kommt, als in so kurzer Zeit wie möglich so viel Fleisch wie möglich zu grillen und so viel Pappkarton-Wein wie möglich zu trinken, ehe sie ihre Rastlosigkeit in dem riesigen Skier Einkaufszentrum wieder betäuben; gerade heute Abend möchte ich nicht daran erinnert werden, dass ich, obwohl ich besonders bin oder jedenfalls geglaubt habe, dass ich es wäre, nicht weiter gekommen bin als bis hierher.

 

*

 

Der Whiskey hat mich hungrig gemacht, ich habe auf Hovedøya fast nichts gegessen, und so suche ich mir heraus, was ich als Einziges esse, wenn ich zu Hause bin, Brot und Aufschnitt, gutes Brot wohlgemerkt, zwei dünne Scheiben mit viel Belag dazwischen, dazu jetzt Butter und Pastrami und Senf und eine Sorte kleiner Gurken, die wie ein Feuerwerk zwischen den Zähnen knallen, und daraus mache ich mir ein Sandwich, meine Spezialität, das ich von einem kleinen Teller esse, während ich vergeblich im Fernsehen nach Nachrichten suche; ich gehe zum Rechner im Arbeitszimmer, sehe, dass die Nettavisen es als Topthema bringt, es wird berichtet, dass mindestens fünf Menschen in einer Hütte in der Nordmarka tot aufgefunden wurden und dass die Polizei von Mord ausgeht, aber ärgerlicherweise steht sonst wenig darüber, es herrscht offenbar Ungewissheit darüber, was vorgefallen ist. Keine Namen. Als wolle man Vorsicht walten lassen. Keine Panik auslösen. Aber ich weiß, dass Jakobs Quellen vertrauenswürdig sind. Es sehe aus, als seien sie hingerichtet worden, hat Jakob gesagt. Ich gehe zurück zum Fernseher im Wohnzimmer, zappe weiter, schaue im Stehen irgendeine nichtssagende Sendung und esse währenddessen das restliche Sandwich. Ich zappe weiter. Lauter nichtssagende Sendungen. Ich schalte ab, sehe meine Gestalt auf dem glatten, schwarzen Bildschirm.

Arve Storefjeld ist tot. Was für ein Unglück. Was für eine Chance. Was für ein abenteuerliches Glück.

Mein Leben hatte einen Tiefstand erreicht. Und dann das.

Du glaubst, du suchst dir dein Leben aus, aber wenn du dich umdrehst, siehst du nur eine lange Reihe von Zufällen.

Ich bin Zufällen gegenüber immer aufgeschlossen gewesen. Ich nenne sie Zündkerzen. Kleine Begebenheiten, die etwas zum Stillstand oder etwas anderes zum Laufen bringen können.

 

Ich hatte meinen ersten richtigen Freund mit siebzehn, und wir hatten sehr bald eine Phase so heftigen Knutschens erreicht, dass unsere Gesichter rot und geschwollen waren. Ich sehnte mich danach, noch weiter zu gehen, aber Christian zögerte. An einem Wochenende waren mein Vater und meine Mutter mit meiner kleinen Schwester in die Hütte nach Lyseren gefahren, und ich durfte allein bleiben in unserer Wohnung in dem majestätischen Gebäude, das nur unter dem Namen Etterstadslottet bekannt war. Am Samstagabend lagen Christian und ich so lange auf dem Sofa und knutschten, küssten und betatschten einander, dass ich kurz vor dem Zerplatzen war. Ich fand, dass wir alt genug waren, um die Grenzen noch weiter auszudehnen, und schlug vor, wir sollten miteinander ins Bett gehen, aber Christian wollte nicht, und als er am Ende nach Hause musste, er wohnte in Årvoll, und ich ihn zu seinem Motorroller hinausbegleitete, da wollte der Roller nicht anspringen, es müsse die Zündkerze sein, sagte Christian. Dann kannst du jetzt also doch bis morgen bleiben?, sagte ich, und er gab nach, blieb über Nacht, und so hatte ich nun also meine Unschuld verloren, wegen einer Zündkerze, wie ich später dachte. Am nächsten Morgen kam einer von Christians Freunden aus Årvoll mit einer neuen Zündkerze, worauf Christian mir die alte schenkte, die ich aufhob und überallhin mitnahm. Auch nachdem wir Schluss gemacht hatten und ich mein Publizistikstudium anfing, kam es vor, dass ich sie beim Schreiben vor mich hinlegte, wenn ich etwas schreiben musste. Such nach der Zündkerze, sagte ich mir, und diese Devise half mir, in meinen Reportagen und Porträts überraschende Blickwinkel zu finden.

Und nun hatte ich also ein Buch über den Polterer und Häuptling der Arbeiterpartei Arve Storefjeld geschrieben. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, fällt mir ein, dass ich bei der Abgabe des Buchs ein wenig unsicher gewesen bin, es war mein erstes Buch und ich hatte etwas Neues, Gewagtes ausprobieren wollen, hatte mich zwingen wollen, einer Karriere auf die Sprünge zu helfen, die am Stagnieren bin, es war zu spät, um ins Ausland zu gehen, mich in ein Kriegsgebiet zu stürzen, mit kugelsicherer Weste durch die Gegend zu fahren, eine neue Lise Lindbæk zu werden, aus deren Buch Brennende Erde Martin mir laut im Bett vorgelesen hatte, wenn ich durchgefickt neben ihm lag, damals, als ich noch auf der Hochschule war; auch der Verlag hatte seine Zweifel gehabt, allerdings vielleicht hauptsächlich wegen der Form, und das ärgerte mich, da mein größter Stolz gerade der Form galt, der von mir angewandten Methode, denn das Buch folgte Storen nicht sklavisch Jahr für Jahr durch sein Leben, sondern es gab Sprünge hierhin und dorthin, und obwohl alles mit seinem Leben zu tun hatte, berührte es doch auch viele verschiedene andere Phänomene, ich hatte im Verlauf meiner Arbeit sogar einen Anflug von Inspiration verspürt – ein fast schon vergessenes Phänomen –, und jetzt, mit dem Tod Storens, »des Großen«, erkenne ich plötzlich, dass es ein gutes Buch ist, auch der Verlag wird das so sehen, es ist perfekt so, wie es ist, ein Buch, das zu lesen vielen, sehr vielen gerade jetzt ein Bedürfnis sein wird. Vielleicht wird es sogar Trost spenden können, denke ich. Diesem Buch verleihen wir keine Note, sondern wir geben unsere wärmsten Empfehlungen ab: Lesen!

 

Das Erste, worauf meine Augen Sonntagmorgen fallen, ist die grüne Tapete, deren Muster so surreal hässlich ist, dass es im Laufe der Jahre jeden Kater verschlimmert hat. Beim Einzug hatten wir beschlossen, die Tapete zu tauschen, aber das hatten wir nie, auch als ich wieder allein wohnte, hatte ich sie nie gewechselt, sondern mich mit dem Gedanken getröstet, dass es in Ordnung sei, die geschmacklose Tapete zu behalten, weil ich durch sie jeden Morgen beim Aufwachen daran erinnert würde, dass ich von hier fort musste.

Dann fällt mir der gestrige Tag ein und ich bin sofort wach, und nicht nur wach, sondern ich spüre einen neuen motorischen Willen im Körper, eine Ungeduld, die dazu führt, dass ich nur wenige Minuten später in der Küche stehe und Kaffee koche. Vor vierundzwanzig Stunden noch habe ich mich im Stillstand befunden. Jetzt bin ich in Bewegung, oder freiheraus gesagt, voll in Fahrt, ich habe ein Buch über Arve Storefjeld, die »Dampfwalze aus Bjølsen«, geschrieben, ein Buch, in das ich womöglich keine allzu großen Hoffnungen gesetzt hatte, bis dann plötzlich Storen – ich kann den Gedanken nicht unterdrücken: wie auf Bestellung – unter den dramatischsten Umständen ums Leben kommt.

Die Morgenzeitung konnte den Vorfall noch auf die Titelseite bringen. Zusammen mit der Nachricht, dass Verkehrsminister Arve Storefjeld unter den Ermordeten sei. Im Zeitungsinneren jedoch steht fast nichts. Ich schaue die Onlineausgaben durch. Auch die haben nicht mehr Stoff anzubieten. Man weiß noch immer wenig. Oder will nichts sagen. Ich finde kurze Resümees von Storens Karriere, finde die ersten Reaktionen, Parteispitzen der Ap, die ihrer Fassungslosigkeit Ausdruck verleihen. Was für ein Verlust das für die Partei sei. Nichts über Terrorismus, nichts über die Tötungsart. Ich kehre zurück in die Küche und zu der Titelseite. Ein düsteres Bild des Bergkamms nördlich des Blankvanns. »Was ist hier vorgefallen?«, lautet die Schlagzeile.

Plötzlich kommen mir Zweifel. Vielleicht verstehe ich die Düsternis in diesem Bild als Warnung. Soll ich mich wirklich in diesen Vorfall hineinstürzen, einen Kommentar schreiben? Könnte das dem Buch schaden? Oder würde es sich für die Aufmerksamkeit, den Verkauf, eher als vorteilhaft erweisen, wenn ich mich als schlagkräftige Kommentatorin zeigte? Ich bin eine schlagkräftige Kommentatorin, jedenfalls war ich das früher.

Nicht unerwartet erhalte ich schon am Vormittag einen Anruf vom Verlag, nicht von meinem Lektor, sondern vom Verlagschef, er bittet um Verzeihung, er wisse, dass Sonntag sei, bla, bla, bla, der ganze Vorfall sei natürlich schrecklich, eine unbeschreibliche Tragödie, bla, bla, bla, aber er wolle nur sagen, müsse nur sagen, dass er das Manuskript gelesen habe, ja, selbstverständlich, sagt er, als er mein Stutzen vernimmt, wiewohl auch dieses »Selbstverständlich« mich nicht davon überzeugt, dass er es tatsächlich gelesen hat, jedenfalls sagt er, der Verlag werde jetzt, aufgrund der äußerst traurigen Umstände, bla, bla, bla, aufgrund des dringenden Bedürfnisses, etwas über die Opfer zu erfahren, bla, bla, bla, alle Hebel in Bewegung setzen, damit das Buch so rasch wie möglich vorliege, was bedeute, in drei Wochen, maximal vier, wie er hinzufügt, wobei er seine Begeisterung durchaus nicht verhehlen kann, er lobt meine spitze Feder, ehe er anmerkt, und auch das hat er von meinem Lektor, dass ich natürlich gewisse Einzelheiten anpassen müsse, keine Sorge, alles Kleinigkeiten, außerdem müsse das Vorwort überarbeitet und ein neues Schlusskapitel geschrieben werden, worauf ich ihm antworte, ihm faktisch ins Worte fahre – denn ich bin Ine Wang, von neuem Selbstvertrauen erfüllt –, dass ich schon mittendrin sei, und ohne zu wissen, warum, wie ein Verkaufsargument, einen guten Klappentext, füge ich die Bemerkung hinzu, dass Arve Storefjeld – egal wie man seine politische Bedeutung einschätze – für die Arbeiterpartei tot mehr wert sein werde als lebendig, woraufhin es still wird am anderen Ende, lange, und dann, ja, aber das sollten Sie vielleicht lieber nicht schreiben, sagt der Verlagschef, Sie wissen schon, das könnte bei manchen nicht so gut ankommen, wir müssen Rücksicht nehmen, Sie verstehen, was ich meine, und ich sage, ja, natürlich, das war nur so ein Gedanke, der mir gerade gekommen ist, und nach Beendigung des Gesprächs habe ich schon alles im Kopf, ganze Passagen, ich bin inspiriert, ich bin entfacht, ich bin imstande, fünfzig Seiten an einem Tag, in ein paar Stunden hinzufetzen, es kribbelt in meinen Fingerspitzen, und noch ehe der Vormittag um ist, habe ich bereits zehn Seiten mit Stichworten per Hand hingekritzelt, Sätze, ganze Fragmente, die direkt ins Manuskript übernommen werden können, Formulierungen, die plötzlich, vollständig, mit einem Knall aus meinem Unterbewusstsein auftauchen. Ich liebe es, habe es immer geliebt, zu schreiben, Wort um Wort zusammenzuführen, Satz an Satz aneinanderzuketten, erkenntnisreiche Zusammenhänge herzustellen, den Stoff aus anderen Winkeln anzugreifen als alle anderen, und wenn ich es nicht schon vorher gewusst habe, so sehe ich spätestens jetzt klar, dass es sich bei meinem Buch über Arve Storefjeld um ein ehrgeiziges und würdiges Projekt handelt, denn ich hatte über die Wirklichkeit, die norwegische Wirklichkeit schreiben wollen, und Storen ist die norwegische Wirklichkeit, das heißt, er war es. Jetzt lag die norwegische Wirklichkeit ohne Puls tief im Waldesinneren, »hingerichtet«, wie Jakob gesagt hat.

Als ich den Füller weglege, spüre ich die Erregung, sie holt mich ein wie die eigenen Wellen das Boot, wenn man die Fahrt verringert, ich sitze da und habe Herzklopfen und genieße den Zustand, genieße den Anblick der dicht beschriebenen Seiten, der Pfeile zu noch mehr Schrift am Seitenrand, genieße das Gefühl, aus einem Winterschlaf erwacht zu sein, mich im Vollbesitz meiner Kräfte zu befinden.

Aber wer waren die anderen Getöteten?

Ich habe das Essen vergessen, mache mir ein dickes Sandwich, ein klassisches Club Sandwich, mit dem Unterschied, dass ich nur zwei Toastscheiben verwende, nicht drei, fülle es mit Pute, Speck, Tomaten, Mayonnaise, Salat, ich esse gierig, während ich das Wasser für eine Tasse Tee aufsetze. Heute muss es grüner Tee sein, denke ich. Dies ist entschieden ein Tag für grünen Tee. Und für dicke Sandwiches mit Pute und Speck.

 

Den ganzen restlichen Sonntag sitze ich im Reihenhaus in Ski und schreibe an der Analyse, dem Überblick, den ich für die Montagausgabe geplant habe, das heißt, ich muss sehen, ob mir eine Idee kommt, die gut genug ist. Der Tag, an dem der norwegischen Naivität das Rückgrat gebrochen wurde … Ich blättere in meinen Notizen über Arve Storefjeld, suche nach etwas Verwertbarem, einem Aspekt, einem Gedanken, der nicht ins Buch Eingang gefunden hat, ich lese mir alle diese Seiten durch mit ihren Pointen, zugespitzten Formulierungen, Zitaten, kurzen Erzählungen, die ich bei Gesprächen aufgeschrieben habe, die ich mit anderen über Storen geführt habe, über seine Zeit in der Bjølsen-Volksschule, der Realschule in Sandaker, beim Militär – er hatte seinen Wehrdienst in der Finnmark geleistet, was auch seine Liebe zu Nord-Norwegen erklärte und somit seine Beliebtheit in diesem Landesteil: »Wir brauchen eine bessere Verbindung zwischen dem verwöhnten Süden und dem heldenmutigen Norden!« Während der Ölpreiskrise in den 70er Jahren, vor seiner Zeit als Parlamentsabgeordneter, hatte Storen über Nacht Berühmtheit erlangt, als er sich in einer Fernsehdebatte seinen riesigen Gürtel herunterriss, dass es in den Kulissen krachte – der Gürtel war mit einer so soliden Schnalle ausgestattet, dass man glauben mochte, sein Träger sei Vorsitzender der Metallergewerkschaft. »Für den normalen Arbeiter darf es jetzt nicht heißen, den Gürtel enger zu schnallen, sondern es ist verdammt noch mal an der Zeit, ihn ein bisschen lockerer zu machen!«, rief er. »Zum Henker, für die Schwankungen in dem dreckigen Spiel des Großkapitals werden wir nicht die Bürde tragen.« Als Kleidung bevorzugte er auch alte Lotsenjacken und abgetragene Schiffermützen, wie um die Wähler an seinen Großvater aus Østfold zu erinnern, einen Mann, der im Lotsenwesen tätig gewesen war, ehe er in seinen älteren Tagen Fischer wurde. Ein politischer Lotse ist über Bord gegangen … Ich sitze am Schreibtisch und blättere in meinen Aufzeichnungen, lese über Storens Zeit als internationaler Sekretär des Gewerkschaftsbunds, über Auslandsreisen, besonders nach Südafrika, bevor Nelson Mandela aus dem Gefängnis entlassen wurde. Unser internationales Gewissen wurde zum Schweigen gebracht … Ich lese über seine Ehefrau, Mosse, ebenfalls im Gewerkschaftsbund tätig, später dann in der ehemals gewerkschaftlichen Forschungsstiftung FaFo, über ihr allzu frühes Ausscheiden, ich habe ein ganzes kleines Archiv angelegt über Storen und seine Familie, Recherchenotizen und Zeitungsausschnitte thematisch aufgeteilt, alle in ihrer eigenen Klarsichtfolie.

Das Buch ist durch einen Zufall entstanden. Eine Zündkerze.