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Vorwort

Beckenboden-Check für Frauen

Beckenboden-Check für Männer

Auswertung der Checklisten

Wie aus der Bauchwand ein Bauchboden wurde

Menschen und Schränke: ein bisschen Beckenanatomie

»Wie ich mein Tigerfeeling fand«

Erfahrungsberichte – für Frauen

Das Becken der Frau

Becken und Beckenbodenschichten

Powerzentrum Levator Ani: die innere Schicht

Folgen eines erschlafften Beckenbodens

Freundschaftsdienst Kompensation

Schwache Blase ganz stark

Den Puls des Lebens spüren – nicht nur beim Sex …

Dammschnitt oder Dammriss, Kaiserschnitt

Menstruation und Schwangerschaft

Ein solides Fundament schaffen

Vom Kampfsport zum Tigerfeeling

»Wie ich mein Tigerfeeling fand«

Erfahrungsberichte – Für Männer

Das Becken des Mannes

Strammsteher, Hänger, Tiefschlurfer: Männerhaltungen

Becken und Beckenbodenschichten

Entlastung für die Prostata

Muskeln ja, aber …

Für Männer und Frauen

Übungsteil

Prinzipien des Trainings und Grundpositionen

Stehen

Sitzen

Liegen

Knien

Atmung

Den Beckenboden finden
Grundprogramm 20 Minuten

Kontakt aufnehmen

Beckenstand wahrnehmen

Bauchnabel auf Reisen

Atem als Infotaxi

Brustwirbeldreh

Fußglück mit V im V

Hockergrätsche

Tigerfeeling intensiv
Intensivprogramm 45 Minuten

Rückenlang

Rückenschmeichler mit Schielepuls

Bauchwunder

Fußsohlenfrosch

Pedalo

Pedalo bewegt

Kleine Brücke

Große Brücke

Beinschere

Kniestand mit Organrutsche

Vierfüßler bewegt

Pyramide aus der Superhocke

Schneidersitz

Sitzlauf mit Überkreuzdehnung

Steilhang mit Schikanen

Wandgrätsche

Wand-Pliés hüftschmal

Aufrecht mit Schielepuls

Tigerfeeling für jeden Tag
Kurzprogramme 7 Minuten

Ausrichten

Sitzlauf

Hüftdehnung

Fersenstupse

Sitzlauf mit Brustwirbeldreh

Ausrichten und aufspannen

Schielende Sitzbeinhöcker

Beine federleicht

Bein-in-die-Luft

Wandstand

Bauchnabeltanz

Freiheit für die Schultern

Und losgelaufen!

Abspann

Das Glossar der CANTIENICA®-evidenten Anatomie

Das Becken

Schambein

Sitzbeinhöcker

Steißbein

Beckenbodenmuskulatur

Die drei Schichten des Beckenbodens

1. Die äußere Schicht

2. Die mittlere Schicht

3. Die innere Schicht

Hüftmuskeln

Pyramidenmuskel

Vernetzung der Tiefenmuskulatur

Wirbelsäule, 24-Stunden-Aufspannung

Autochthone Rückenmuskulatur

Kopf hoch, Kronenpunkt

Kopfträger, Atlas/Axis

Brustkorb aufrichten

Zwerchfell

Arme

Schultern

Beine

Beinachse, Verschraubung

Scharniergelenk Knie

Fußhaltung

Längsgewölbe und Quergewölbe des Fußes

Testimonials

Sportlich und doch schlaff

Angst vor dem eigenen Mut?

Leidensgeschichte nach Operationen

Ein neues Körpergefühl

Senkung spurlos verschwunden

Schöner singen dank Tigerfeeling

Register

Impressum

Bildnachweis

Anmerkungen

Auswertung der Checklisten

Wenn Sie auch nur eine Frage mit Ja beantworten mussten, so werden Sie von diesem Buch profitieren. Denn der »Beckenboden« bildet zusammen mit dem Zwerchfell das Zentrum der Tiefenmuskulatur. Der »Beckenboden« ist die sprichwörtliche Mitte, von der aus sich alle Muskeln vernetzen lassen, die das Skelett zusammenhalten. Von dieser Mitte aus werden die Knochen optimal zusammen gehalten und bewegt.

Ich setze den »Beckenboden« bewusst in Anführungszeichen. Er ist zwar inzwischen in aller Munde, und wer sich fit hält, meint heutzutage, er trainiere auch den »Beckenboden«. Jedes Sportstudio, jedes Fitnesstraining, jeder Turnverein, neuerdings auch die Studios für Kraftsport – alle bieten sie Beckenbodentraining an oder behaupten, die Muskeln des Beckenbodens würden mittrainiert. Und dann werden doch wieder nur Pobacken angespannt oder Schließmuskeln strapaziert.

Kurz: Der Beckenboden boomt zwar. Doch ist sehr selten Beckenboden drin, wenn Beckenboden draufsteht. Immer noch.

Wenn Sie beim Wasserlassen den Strahl anhalten können: Schon recht heiß, die Spur. Nett, hat mit Beckenboden aber nichts zu tun. Wenn Sie die Schließmuskeln richtig toll anspannen können: nett, hat mit Beckenboden aber nichts zu tun. Wenn Sie als Frau in der Vagina imaginär Lift fahren können: nett, hat mit Beckenboden aber nichts zu tun. Wenn Sie den Bauchnabel einziehen und die queren Bauchmuskeln anspannen können: nett, hat mit Beckenboden aber nichts zu tun. Wenn Sie als Mann das Gesäß anspannen können, bis der Anus schmerzt: definitiv nicht nett. Und hat mit Beckenboden nichts zu tun.

Der eigentliche Beckenboden, der wirklich und wahrhaftig den Unterboden des Beckens bildet, ausgerechnet den hat die Medizin ganz ungeschickt getauft: Er heißt offiziell Anusheber, Levator Ani. Ich hätte ihn Organheber getauft. Oder Rumpfboden. Oder Beckenboss. Der Anusheber wird gebildet aus zweimal fünf fächerartig und symmetrisch angelegten Muskeln, 3 die vorne und hinten und zu den Seiten hin verlaufen, die alle Knochen des Beckens verbinden, halten, schützen, stützen und beweglich machen. Dieser Muskelverbund, der unter anderem auch den Anus hebt, ist der eigentliche Boden des Torsos. Er liegt im sogenannten kleinen Becken wie eine Schale. Er erfüllt mindestens acht Aufgaben, und zwar grandios:

Wie aus der Bauchwand ein Bauchboden wurde

Die Bauchwand musste sich in einen Bauchboden verwandeln, als und weil sich der Mensch auf zwei Beinen aufrichtete. Da musste aus dem, was bis dahin hinten war, ein Unten werden. Wo sich vorher das Gewicht an der langen Mittelachse, der Wirbelsäule verteilte, musste plötzlich ein kleiner Boden den aufgerichteten Rumpf halten. Die Evolution hat diese Aufgabe meisterhaft gelöst: Der Bauchboden besteht aus einer soliden, mehrschichtigen Muskelkonstruktion. Sie wird in der anatomischen Fachsprache in drei Lagen (Schichten, Etagen) unterschieden, die sich für drei unterschiedliche Aufgaben spezialisiert haben.

Die äußerste Schicht bilden die Schließ- und Schwellmuskeln.

Die Schließmuskeln haben die Aufgabe, sich zu öffnen und zu schließen. Nicht mehr und nicht weniger.

Die vordere Schlinge umhüllt bei der Frau den Scheidenausgang und den Blasensphinkter. Sie wird aus den Schwellmuskeln gebildet (Musculus Bulbospongiosus). 4 Beim Mann liegt die vordere Schlinge um die Peniswurzel, besteht ebenfalls aus Schwellmuskelfasern (Musculus Bulbospongiosus) und unterstützt den Harnleiter, den Samenleiter und die Erektion. Der hintere Schließmuskel ist bei Mann und Frau für die Entleerung des Darmes zuständig.

Die mittlere Schicht erstreckt sich vom Schambein bis zu den Sitzbeinhöckern und bildet die Wand des Unterbauches. Bei der Frau umbettet die mittlere Schicht die Vagina (Scheidenvorhof), beim Mann die Öffnung für die Harnröhre und die Blutzufuhr zum Penis.

Diese beiden äußeren Schichten sind am Damm mit der innersten, flächengrößten und wichtigsten Beckenbodenschicht verbunden, dem Levator Ani. Er ist bei Frauen und Männern identisch angelegt. Die CANTIENICA®-Methode konzentriert sich auf diese innerste Schicht, denn wenn dieser Levator Ani kräftig und trainiert ist, sind die beiden anderen Schichten entlastet und können ihre Aufgaben perfekt erfüllen.

Der Levator Ani liegt wie eine Muskelschale im kleinen Becken. Er ist an der Vorderseite des Körpers mit der Bauchmuskulatur verbunden, seitlich mit den Hüftmuskeln, hinten mit den Rückenmuskeln. Ist der Levator Ani fit, so bildet er ein regelrechtes Zwischenstockwerk im Hochhaus Mensch. Die Wirbelsäule hat ein Fundament, sie hat Halt, von hier aus kann sie sich nach oben aufspannen. Dieses Aufspannen aktiviert wertvolle Tiefenmuskeln.

Die Hüften und Beine werden entlastet und gewinnen jene Leichtigkeit, die auch die Formen schön macht. Der Levator Ani ist Heimat der Sexualnerven, der Pudendusnerv mit seinen feinen Verästelungen wird durch die vermehrte Muskelaktivität ebenfalls fitter und leitfähiger, mit dem Resultat, dass die sexuelle Lust überhaupt wächst oder, nach Entbindungen oder Operationen, wieder zurück kehrt.

Menschen und Schränke: ein bisschen Beckenanatomie

Stellen Sie sich Ihren Körper einmal als Schrank vor. Damit die Regalbretter und Dinge darin halten, braucht er einen Boden. Nun stellen Sie sich vor, dass dieser Schrank sich von Ort zu Ort bewegen, auf seinen Beinen gehen kann. Dafür ist die Mobilität des Bodens besonders wichtig.

Ich bleibe noch einen Moment beim Bild mit dem Schrank: Der Inhalt des Schrankes ist variabel, er dehnt sich aus und zieht sich zurück. Er füllt und leert sich im Laufe des Tages selbstständig, Neues kommt rein, Altes geht raus. Für so einen Schrank wäre es ideal, wenn sein Boden elastisch wäre, also nachgeben könnte.

Manchmal benimmt sich der Schrank eigenartig, er atmet nach unten. Er niest. Er hustet. Der perfekte Schrankboden hätte auch noch die Fähigkeit, Erschütterungen entgegenzuwirken, sie abzupuffern.

Exakt so einen Boden hat unser Rumpf. Wir Menschen haben den perfekten Unterboden!

Er hat einen einzigen Nachteil: Er »muss« gewartet, sprich gebraucht und trainiert werden, um lebenslänglich perfekt zu funktionieren. Muss steht in Anführungszeichen, weil ich Ihnen zeigen und beweisen möchte, dass es kein Muss und kein Müssen ist, sondern Spaß macht und dass es sich vom ersten Moment an so gut anfühlt, dass der Körper mehr davon will.

Das Becken ist eine sehr flexible Konstruktion. Sie besteht aus sieben Knochen. Je drei dieser Knochen wachsen beim heranwachsenden Kind zusammen zu je einer Beckenschaufel – der linken und der rechten. Verbunden werden die beiden Schaufeln durch das Kreuzbein. Es ist ausgestattet mit je einer Gelenkfläche, an der die Beckenhälften (Beckenschaufeln) entlanggleiten können.

So. Jetzt trennen sich die Geschlechter für zwei Kapitel, denn das männliche Becken und sein Beckenboden sehen anders aus als die beiden weiblichen Pendants.

Ein glücklicher Muskelschrank.

»Wie ich mein
Tigerfeeling
fand«

Sind Sie noch unsicher, ob sich der Aufwand für Sie lohnt? Haben Sie das eine oder andere „Ja, aber ...“ auf Lager? Zu alt, zu krank, zu unfit? Lassen Sie sich von den folgenden Lebensgeschichten motivieren. Ihr Tigerfeeling wartet darauf, geweckt zu werden.

Eine Heilung in fünf Tagen

»Fallbeispiel Dana. Dana (Name geändert) ist eine Freundin aus der Kindheit. Schon als Zehnjährige war sie sehr groß und extrem sportlich. Ein Naturtalent. Unsere Wege gingen auseinander, als ihre Eltern sie auf ein renommiertes Sportgymnasium schickten. Ihr Schwerpunkt: Volleyball. Später spielte sie jahrelang in der Profiliga in Wien. Bis eine Verletzung ihre Karriere beendete. Dana hörte mit dem Hochleistungssport auf, arbeitete für einen Sporttextilhersteller. Mit 39 Jahren brachte sie ihr Töchterchen zur Welt.

Als ich Dana nach vielen Jahren wieder traf, war sie 41. Sie war immer noch groß und schlank, doch irgendwie anders, da war nichts mehr von ihrer sportlichen Dynamik zu sehen. Gekrümmt, hager und steif wirkte sie in ihrem braunen Hosenanzug. Dana erzählte von ihren gesundheitlichen Problemen, sie erlitt einen Gebärmutterprolaps 5 kurze Zeit nach der Entbindung, ein operativer Eingriff erfolgte. Die Operation lag gerade mal drei Monate zurück, doch der Gebärmutterhals rutschte schon wieder durch die Scheide. Ich erzählte ihr von der CANTIENICA®-Methode, Dana war sehr interessiert. Sie griff nach jedem Strohhalm, denn sie hatte keine Lebensqualität mehr. Sie durfte ihre Kleine nicht mehr heben. Sie konnte mit ihr nicht mehr toben, denn alles fiel in diesen Momenten ›unten durch‹. Sie hatte keinen Lebenspartner, an Zärtlichkeiten war ja gar nicht zu denken. Sie traute sich kaum unter Menschen, denn jeder Toilettengang war eine Herausforderung.

Ich lud sie ein, mich für ein paar Tage in München zu besuchen, um mit mir zu trainieren. Dana sagte sofort zu und kam wenige Tage später. Sie war sehr offen und für alles bereit. Gute Voraussetzungen. Ich bat Dana, einen Bikini anzuziehen. Wir machten eine knallharte Bestandsaufnahme, bei welcher mir das eigentliche Ausmaß ihrer selbstgemachten und antrainierten Körperschäden bewusst wurde. Es ging bei ihren deformierten Füßen (Hallux valgus, Senk-/Spreizfuß) los. Käsig-weißes, diffuses, lebloses Gewebe an Füßen, Waden und Oberschenkeln, übersät mit lilafarbenen Krampfadern. Ausgeprägte Cellulite. O-Beine. Das Becken steif und gekippt. Brustkorb eingesunken. Rippen deformiert. Brustbein gestaucht. Die Wirbelsäule verformt zu einem echten Buckel. Die Schultern hochgezogen und festbetoniert. Kopf im Nacken. Truthahnhals. Kinn verschwunden.

Zähne deformiert. Die gesamte Mimikmuskulatur Richtung Boden hängend. Wie außen, so innen: Dana konnte kaum essen, sie nahm nur vier bis fünf Esslöffel Nahrung zu sich, dafür fast jede Stunde. Es ging nicht anders. Sie litt an Reflux und Gastritis, wohl durch die verkürzte Thoraxmuskulatur verursacht. Voller Vertrauen zog Dana plötzlich ihre Bikinihose aus und zeigte ›Es‹ mir, das Ding, das aus ihrer Scheide rutschte. Ich schluckte. In meiner Verlegenheit schlug ich vor, dem ›Es‹ einen Namen zu geben. Da Dana schon lange ohne einen Partner lebte, entschieden wir uns für eine männliche Form: ›der Kumpel‹.

Wir fingen sofort an zu trainieren, um dem Kumpel seinen richtigen Platz wieder geben zu können. Dana blieb fünf Tage. Wir trainierten von morgens bis spätabends, mit kleinen Pausen dazwischen. Wir richteten aus und auf, aktivierten Muskeln, dehnten Knochen, mobilisierten Gelenke, massierten und streichelten, pulsierten und rotierten, atmeten und visualisierten überall am und im Körper. Es war sehr anstrengend, für Dana und für mich, doch die ersten Erfolge kamen schnell. Schon am nächsten Tag war der Reflux wie weggeblasen, Dana aß normale Portionen mit einem Megaappetit. Der kluge Körper erinnerte sich an die früheren sportlichen Zeiten, trotz ausgewachsenen Muskelkaters arbeitete Dana weiter, ihr Körper lernte schnell und veränderte sich dankbar in die neue Leichtigkeit.

Am fünften Tag, als Dana ging, war sie aufgespannt, gerade und ganze fünf Zentimeter größer. Ihre Bewegungen waren weich, geschmeidig, eben tigerfeelingmäßig. Und ... der Kumpel blieb drin.«

Dana, Wien, 41 Jahre, ein Kind
Aufgezeichnet von JuditSchmidt, München,
CANTIENICA®-Instruktorin
www.gesunde-linie.de

Schmerzfrei nach sechsfachem Beckenbruch

Durch einen schweren Autounfall im März 1995 erlitt ich einen sechsfachen Beckenbruch. In der Folge war das Becken völlig verschoben, das linke Bein um zweieinhalb Zentimeter kürzer. Nach einem halben Jahr wurde festgestellt, dass das Becken instabil ist. Mein Physiotherapeut gab mich auf. Mir blieb noch die Selbsthilfe. Die Eigentherapie-Odyssee begann ich mit New Callanetics bei Bärbel Brauchli, ergänzt durch Yoga und Akkupunkturmassagen. Mein Körper musste sich wieder völlig neu zusammenstellen. Ich funktionierte mit Schmerztabletten, nicht täglich, aber doch sehr oft. Tendenz steigend.

Dann stellte Bärbel Brauchli auf die CANTIENICA®-Methode um, von da an ging es mit meinem Becken aufwärts. Ich lernte, wie ich meine Knochen neu sortieren konnte, mit subtilen Übungen, manches geschah nur durch den Atem. Ich eroberte in den Becken- und Hüftgelenken Geschmeidigkeit zurück. Die Beckenknochen veränderten ihre Lage, mein Becken fand weitgehend zurück zur ursprünglichen Form. Im Jahr 2003 startete ich mit der ersten Ausbildung. Seit ich selber unterrichte, brauche ich praktisch nie mehr Schmerztabletten. Ich kann jede Sportart sicher und mit einem guten Körpergefühl ausführen. Die Beinlängendifferenz beträgt nur noch anderthalb Zentimeter. Ich bin Benita Cantieni unendlich dankbar für die wunderbare Methode, sie ist für mich wahrhaft Anleitung zur Selbstheilung. Ich weiß, dass ich noch viel erreichen kann mit dieser Körperarbeit durch Selbstwahrnehmung.«

Margrit Locher, Dießenhofen, Schweiz,
CANTIENICA®-Instruktorin
www.lochers-centrum.ch

Von der Entdeckung ganz neuer Muskeln

»Ich bin von Natur aus eine Romantikerin und Skeptikerin. Wie das zusammenpasst, wissen nur die Sterne. Ich komme ursprünglich aus dem Fitnessbereich und habe Sportwissenschaft in Heidelberg studiert. Fächer wie Funktionsgymnastik, Krafttraining, Anatomie bei den Medizinern, Prävention und Rehabilitation und so weiter habe ich mit Vergnügen belegt. Später habe ich mehrere zusätzliche Ausbildungen absolviert, unter anderem die Rückenschule-Ausbildung bei der IFAA.

Mein erster Kontakt mit der CANTIENICA®-Methode für Körperform & Haltung war vor sechs Jahren. Der Grund, warum ich mich auf die Suche machte, war eine voluminöse Rectusdiastase 6 nach Geburt meines ersten Sohnes. Ich war vom Fach, betrieb qualifiziertes Training - wie konnte das sein?! Gespräch mit meiner Frauenärztin. Sie sagte: ›Ja, das geht mit Bauchmuskeltraining weg, bitte nur die Schrägen trainieren.‹Aha, das ist ja das, was ich die ganze Zeit präventiv und nach der Schwangerschaft brav gemacht hatte! Ich fragte sie: ›Und wie ist es, wenn die gar nicht mehr weg geht? Ich habe das Gefühl, je intensiver ich die schrägen Bauchmuskeln trainiere, desto schlimmer wird es.‹ Für die Antwort bin ich meiner Ärztin ewig dankbar, sie versetzte mir den Schock, den ich brauchte: ›Liebe Frau Mari, dann ist eine Operation fällig.‹ Bums! Kreisch! Nein, danke. Ich und operieren - grrr. Ich begann zu suchen - und fand die CANTIENICA®- Methode. Liebe auf den ersten Blick. Die Präzision, Exaktheit und Intelligenz, die diese Methode von Mann und Frau verlangt, die trafen mich mitten ins Herz. Ich versprach meinem Körper, dass er das ab sofort bekommt, und ich entschuldigte mich bei ihm, weil ich so ›unartgerecht‹ und so brutal mit ihm umgegangen war, auch wenn die Absicht immer gut war.

Nach konsequenter Umstellung auf die ›neue‹ Körperaufrichtung im Alltag und gezieltem Üben zu Hause war meine Rectusdiastase innerhalb von drei Wochen fast weg, mittlerweile ist sie total geschlossen.

Ich wollte, musste mehr wissen. Während der ersten CANTIENICA®-Ausbildung wurde meine Körperwahrnehmung komplett auf dem Kopf gestellt. Weil ich zum ersten Mal eine ganz andere Muskelwelt wahrnahm, die mir zuvor vollkommen unbekannt war. Und ich meine wirklich vollkommen unbekannt! Nicht nur der Zugang zu dieser Muskelschicht, auch zu den Knochen ...

Es geht einzig um den guten Gebrauch der Muskeln und Knochen ... klar und logisch. Mein Beckenschiefstand hat sich begradigt. Meine Erfahrung mit der Schädelknochenarbeit ist auch erstaunlich. Die Methode kann viel, viel, viel. Hätte man mir damals gesagt: ›Üben Sie mit der Methode, sie korrigiert alles, was nicht stimmt‹, so hätte sich meine Skepsis eingeschaltet. Doch es ist so, und heute erscheint es mir logisch: Verwende und behandle den Körper artgerecht, so kommt alles ins Lot. Das Gleichgewicht. Die Beweglichkeit. Die neue Kraft. Es sind Worte, die ich früher im Yogaunterricht, im Sport und in vielen Büchern gelesen und gehört hatte. Die CANTIENICA®- Methode hält diese Versprechen. Es ist ein Privileg, dieses Körperbewusstsein zu besitzen, spüren und genießen.

Nun unterrichte ich die Methode seit sechs Jahren und gebe das den Teilnehmern und Teilnehmerinnen meiner Kurse weiter: diese Leichtigkeit voller Kraft. Dieses Recht, den eigenen Körper in seiner Vollkommenheit (wieder) zu entdecken und zu spüren.

Schicht für Schicht habe ich mich auf die Reise näher zu meiner Körpermitte gemacht, und sie geht immer weiter. Näher gekommen bin ich dabei nicht nur meinen inneren Muskeln ...«

Gemma Mari Gurt, Neckargemünd,
38 Jahre, CANTIENICA®-Instruktorin
www.cantienica-heidelberg.de

Becken und Beckenbodenschichten

Weibliches Becken

Das weibliche Becken ist so konstruiert, dass darin ein kleiner Mensch heranwachsen und nach neun Monaten geboren werden kann. Das heißt, es ist breiter und kürzer als das männliche Becken und gewinnt dadurch an Volumen und Beweglichkeit.

Der eigentliche Beckenboden besteht aus der Muskelgruppe, die den Levator Ani bildet. Die beiden anderen Schichten sind zusätzliche Verstärkungen dieses Bodens. Die mittlere Schicht bildet ein Stück Bauchwand 7 zwischen den Ästen der Sitzbeinhöcker gleich unter dem Rand des Schambeines. Sie ist Wand, nicht Boden. Die sogenannte äußerste Schicht ist eine schmale Schlaufe mit Schließ- und Schwellmuskeln. Bei der Frau sind das der Schließ- und Schwellmuskel für die Vagina und die Schließmuskeln für den Anus – er besteht aus drei Muskelringen, die übereinander liegen.

Schließmuskeln sind zum Öffnen da

Für Schließmuskeln ist das Schließen wichtig, das ist uns allen klar. Doch ist das Öffnen genauso wichtig. Zum Wasserlassen, für den Stuhlgang, zum Empfangen von Kindern und zum Entbinden. Falsch verstandenes Beckenbodentraining bearbeitet leider fast immer diese äußerste Schicht und schadet ihr auf Dauer mehr, als es nützt.

Wird nur die äußerste Schicht für den Beckenboden gehalten, so kann das zu Beschwerden führen.

Werden Muskeln trainiert, so werden sie dicker und kräftiger. Der Schwellmuskel, der den Scheidenausgang umgibt, kann durch zu viel Anspannen die Vagina so eng machen, dass sogar das Einführen eines Tampons schmerzt, von einem Penis ganz zu schweigen. Im Extremfall kommt es zu Scheidenkrämpfen. Tritt ein Scheidenkrampf während der Penetration auf, so ist er außerordentlich unangenehm. Ich kenne Frauen, die sich vor »klassischem« Sex mit dem Liebsten jahrelang nur noch fürchteten, weil sie immer mit einem Krampf 8 rechnen mussten. Durch das Tigerfeeling-Beckenbodentraining lernten diese Frauen, wie sie die Schließ- und Schwellmuskeln und die Muskeln der mittleren Schicht bewusst entspannen können. Der Krampfspuk ging vorbei, der Sex machte wieder Spaß.

Weibliche Schwell-Schließmuskeln Mittlere Muskelschicht Levator Ani: die innere Schicht

Es berichten auch immer wieder Frauen, dass ihnen herkömmliches Beckenbodentraining Entzündungen der Harnröhre und der Blase einbrachte. Durch die hausgemachte, übertriebene Enge durch zu viel Training entsteht am Sphinkter der Harnröhre Reibung, diese arbeitet die Bakterien regelrecht in die Harnröhre, wo sie Entzündungen auslösen. Manchmal verkrampfen sich auch die Müskelchen des kleinen Schwellmuskels der Harnröhre. Das verursacht den betroffenen Frauen Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen, oft ohne nachweisbare Entzündung. Oder der Muskel klemmt den Strahl mittendrin ab, muss bewusst wieder entspannt werden, damit sich die Blase vollständig leeren kann.

Manche Menschen mühen sich mit den abschließenden Muskeln so verbissen ab, dass sich die ganze Rumpfmuskulatur verkürzt und das Becken in eine unangenehme und physiologisch unsinnige Kippung schnellt. Resultat ist ein verspannter Unterbauch, der oft auch kugelig hervorsteht. Das kann auf Dauer zu Spannungen, Spannungsschmerzen im Unterbauch führen. Auch Schmerzen während der Periode rühren oft von der Beckenhaltung und der Beschaffenheit des Beckenbodens her. Beckenkippen, egal in welche Richtung, zwingt manche Muskeln in die Verkürzung, andere in eine Überdehnung. Die Bänder und Sehnen müssen alles mitmachen, was die Muskeln ausbaden müssen. Die Gebärmutter ist zum Rücken hin mit Bändern vernetzt. Durch die hormonellen Schwankungen im Zyklus ändert sich die Durchblutung im Unterbauch. Ein Blutstau in diesen Bändern kann schmerzhafte Sensationen auszulösen.

Hämorrhoiden entstehen, wenn, Zitat Solveig Hoffmann, »der Abfluss der Venengeflechte um den Darmausgang durch Druck von oben oder durch einen zu hohen Tonus der Schließmuskeln gestört ist«. Salopp übersetzt: Die überspannten Schließmuskeln drücken Krampfadern aus dem eigenen Enddarm. Die betroffenen Frauen spüren, dass etwas nicht gut schließt und meinen, sie müssten den After (Schließmuskel, Anus) noch mehr anziehen. Dadurch verschlimmern sich die Hämorrhoiden, sie stehen immer kräftiger hervor, schmerzen, bluten. An Sauberwischen nach dem Stuhlgang ist nicht mehr zu denken. Für viele klingt es zu Anfang paradox, wenn sie hören, dass sie lernen müssen, den Anus zu entspannen. Ich versuch’s noch mal mit dem Beispiel des Schrankes: Wer möchte, dass der Schrank den Inhalt trägt, achtet darauf, dass Wände, Zwischenwände und Boden solide sind und den Inhalt tragen. Die Schranktüre steht in diesem Bild für die abschließenden Muskeln. Die Türe gibt den Inhalt frei oder hält ihn drin. Sie trägt ihn nicht.

Zu enge Schrankwände klemmen den Beckenboden ein.

Knochen im Schraubstock: die mittlere Schicht