Originaltitel: Djävulen och Gud © Hezekiel Henshaw

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Die Übersetzung wurde vom Swedish Arts Council gefördert.

 

© der deutschen Ausgabe: 2014, Septime Verlag, Wien

Alle Rechte vorbehalten

 

 

Lektorat: Christie Jagenteufel

Umschlag: Jürgen Schütz

Umschlagfoto: © Claudia Hantschel

EPUB-Konvertierung: Esther Unterhofer

ISBN: 978-3-903061-16-3

 

Printausgabe: Hardcover, Schutzumschlag, Lesebändchen

ISBN: 978-3-902711-27-4

 

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Mare Kandre

(1962–2005) begann ihre schriftstellerische Karriere im Alter von 22 Jahren. Ihr erster Roman erschien 1984, danach folgten in dichter Abfolge zehn weitere Werke, die die Aufmerksamkeit der schwedischen Literaturkritiker weckten, die sie als großes literarisches Talent priesen. Sie wurde mit mehreren schwedischen Literaturpreisen ausgezeichnet und ist heute weder aus den Bibliotheken noch aus der Schulliteratur wegzudenken. Die Maßstäbe, die Mare Kandre setzte, prägen ihre schriftstellerischen Erben bist heute. 2014 erschien im Septime Verlag der Roman »Der Teufel und Gott«, 2016 folgte der Roman »Aliide, Aliide«. im Frühjahrsprogramm 2017 schien der Roman »Bübins Kind«.

 

Klappentext

Der Teufel, ein kleines, abschreckendes und von allen verstoßenes Kind, wird von den Menschen gejagt und man bekreuzigt sich, wenn er aufgrund seiner Sehnsucht nach Gemeinschaft mit ihnen Kontakt aufzunehmen versucht.

Ihm gegenüber steht Gott, ein kleiner dicker, verzogener Bengel, der es vorzieht, sich seiner mangelhaften Schöpfung durch einen langen Schlaf zu entziehen.

Mit dem Erwachsenwerden erkennt der Teufel die wahre Natur der Menschen, sie sind bösartig, und wendet sich dem Handwerk des Feuerschürens zu.

 

Währenddessen regiert der Mensch und ist mit Ausbeutung und Zerstörung beschäftigt. Die Welt steuert einer alles umfassenden Umweltkatastrophe entgegen.

 

»… doch im Laufe der Zeit zeigte sich in den Sündern eine neue Art von Durchtriebenheit und es wurde immer schlimmer, es hatte den Anschein, als würden sie ihre Taten aus reiner Bosheit und nicht aus Verzweiflung begehen. Und der Teufel musste nun bei Tag und Nacht arbeiten, ohne Unterlass.
Kaum hatte er einen Neuankömmling ins Feuer geschickt, kam schon der nächste Sünder durch den Gang angekrochen…«

 

Bis eines Tages Ini, seine bucklige Freundin aus Kindertagen auftaucht, um als Sünderin den Flammen übergeben zu werden. Der Teufel beginnt die Sinnhaftigkeit seines Handelns und die grundsätzliche Schuldfrage erneut zu überdenken.

 

Gott scheint in der Zwischenzeit längst vergessen zu haben, warum er die Welt erschaffen hatte, als er zu spät erkennt, dass die Menschheit die Natur und somit sich selbst restlos vernichtet hat und sich eine Apokalypse anbahnt.

 

Mare Kandre

Der Teufel und Gott

Roman | Septime Verlag

 

Aus dem Schwedischen von Charlotte Karlsson-Hager

 

 

 

 

Es war also zu der Zeit, als die ganze frühere Welt und die ganze Erde neu waren, aber,

im Verhältnis zum Menschen,

dennoch sehr alt.

Sterne gab es nur sieben an der Zahl, und der Mond war, wie wir es kennen, ein einziger,

wie auch die Sonne.

Man wohnte in Häusern aus Holz, wie hier

(doch der kleine Waldsee war voller tiefschwarzem Wasser, dessen Spiegel durch die Schwere und Nässe des Mooses und der umliegenden Steine niedrig blieb).

Der Wald, der dem See seine Form und seine Tiefe gab, war ein einziger und unberührt.

Er bedeckte noch große Teile der Erdoberfläche, und der Waldsee und alle anderen Gewässer waren unterirdisch miteinander verbunden.

Und die frühere Welt, von der ich hier erzähle

(die wir jetzt die obere Welt nennen und an die wir uns mit Schrecken erinnern),

war damals schon ziemlich düster, weil die Menschen sich ihrer bedient hatten.

Vielleicht nicht über die Maßen,

aber doch so sehr, dass man es an der Luft und in den Nächten merkte.

Ja, sie hatten die Erde rücksichtslos und gedankenlos aufgebrochen und als Acker benutzt,

die Bäume hatten sie gefällt, ohne sich zu bedanken, und in ihrem Egoismus zu Häusern gezimmert, zu Eimern, Zäunen, Särgen, und Tiere schossen und fingen sie, wie es ihnen beliebte,

und aßen sie,

ohne dafür Dankbarkeit oder Ehrfurcht zu empfinden, dass diese ihr Leben opfern mussten.

Ja, es war zu der Zeit, als der Teufel und Gott noch kleine Kinder waren,

zwei Buben,

beide sehr einsam

(jeder auf seine eigene Art).

Damals war alles noch aufgeteilt in Teufel, Mensch und Gott,

die alle drei in ihrer eigenen Welt lebten,

was,

wie wir ja alle erfahren mussten,

mit der Zeit folgenschwere Konsequenzen nach sich zog für das Leben auf der Welt, die uns der Himmel hier nun verdeckt.

 

 

Und am einsamsten von allen war der, den man Teufel nannte.

Ein kränkliches, sehr schwermütiges, unterernährtes, haariges und in seinem Äußeren höchst abstoßendes Geschöpf, das,

soweit es sich selbst erinnern konnte,

im großen Wald umhergezogen war, wo das Moos noch meterhoch wuchs und die vor Kurzem entstandenen Granitsteine noch von den Gasen schwelten, die sie bei ihrer Entstehung umhüllt hatten,

im Augenblick ihres Emporsteigens.

Bekleidet mit einem schlecht sitzenden, engen schwarzen Anzug, den er in einer dunklen Nacht aus einem Garten der Menschen gestohlen hatte, wo er nach dem langen Winter zum Auslüften auf einen Baum gehängt worden war,

mit einem Paar viel zu großer, ausgetretener Damenstiefeln an den Füßen,

saß er oft ganz allein auf einem Baumstumpf oder einem Stein und dachte nach, philosophierte, weinte oder wartete auf nichts Bestimmtes,

den Blick träumerisch auf einen der sieben Sterne gerichtet, die man über den Wipfeln der Kiefern glänzen sah.

Ja, auf den ersten Blick war er vielleicht abstoßend,

aber wenn man genauer hinsah, entdeckte man ziemlich bald, dass die schräg gestellten, dunklen Augen in Wirklichkeit sehr schön waren, beseelt, gefühlvoll und klar,

dass er reine, fast edle Gesichtszüge unter der stacheligen Gesichtsbehaarung besaß, die in Wirbeln seine darunterliegende, ziemlich dunkle Haut bedeckte.

Eine gerade geformte, kleine Nase hatte er auch,

und einen empfindsamen Mund.

Seine Hände und Finger waren zart wie bei einem kleinen Mädchen und hätten sich gut zum Geigenspiel geeignet.

Anstelle von Fingernägeln hatte er spitze, feine kleine Klauen,

seine verfaulten Zähne bereiteten ihm oft Schmerzen

(vor allem bei feuchtem Wetter),

und ein langer, behaarter Schwanz, wie ein Kalbsschwanz,

schaute aus einem Loch seiner sackförmigen Hose heraus.

Auf dem Kopf, nahe der Schläfen,

hatten die Hörner begonnen herauszuwachsen

(was ihn während des Tages oft nicht schlafen ließ, weil es auf der umliegenden Haut fürchterlich juckte).

Und obwohl er schon seit ewigen Zeiten im Wald gelebt hatte, war er noch ein sehr junger Teufel, der sich oft schlapp, leer, verbraucht und einsam fühlte.

Wie er dorthin gekommen war, wusste er nicht.

Er wusste auch nicht, wo er ursprünglich hergekommen war.

An seine Eltern konnte er sich überhaupt nicht erinnern.

Er hatte auch nicht die blasseste Erinnerung an Geschwister.

Und ständig wurde er von einem Husten geplagt, bei dem eine bitterschwarze Staubwolke aus seinen Lungen hervordrängte.

Und die Brust schmerzte, die Gelenke taten weh,

sein ganzer, hundertfünfzehn Zentimeter kurzer, behaarter Körper war von diesen Schmerzen bereits schwer mitgenommen.

Dauernd hatte er Schnupfen und die Augen rannen, weil er das Licht nicht vertrug.

Er litt auch an einem chronisch auftretenden Frösteln, das ihn abwechselnd frieren oder schwitzen ließ,

ein Leiden, das er sich zugezogen hatte, weil er gezwungen war, die Tage zusammengerollt in einem eiskalten, äußerst unbequemen Kindergrab, das gleich außerhalb des Menschendorfes zwischen anderen Menschengräbern lag, zu verbringen,

Gräber, die wild durcheinander verstreut lagen

(denn es war lange vor der Zeit der Friedhöfe),

jedes davon nur durch eine einfache Steinplatte gekennzeichnet, in die man den Namen des Toten geritzt hatte,

nicht mehr,

kein Todesdatum, kein Geburtsdatum und keine Namen der Hinterbliebenen.

Dieses Grab hatte er an einem späten Winterabend vor unendlich langer Zeit,

als ihn die Kälte an die Grenze der Verzweiflung getrieben hatte,

aufgebrochen und die kleine Kinderleiche herausgehoben.

Es hatte ihm sehr leidgetan und war ihm zutiefst zuwider gewesen,

denn die Leiche hatte sich noch frisch angefühlt und war noch kaum verwest.

Sie war in ein weißes, sauberes Tuch gehüllt, und das Gesicht des Kindes war totenbleich,

seine Augen traten hervor, groß, unter geschlossenen Lidern,

und auf der Haut rund um die Lippen zeigte sich eine bläuliche, krankhafte Verfärbung.

Er hatte die Leiche vorsichtig zu einer Bergschlucht gebracht und sie dort mit verdorrtem Laub und Schnee bedeckt und im Frühjahr war er wiedergekommen,

und als der Boden frostfrei wurde, hatte er sie ordentlich begraben,

im Moos,

im Wald,

an einem besonderen, heimlichen Ort.

Das Grab hatte er im Laufe der Jahre,

so gut er konnte,

mit Laub und Moos und allem, was er im Wald finden konnte, aufgefüllt,

aber es war trotzdem immer sehr kalt, besonders im Winter,

und das bedeutete für den Teufel eine unvorstellbare Qual.

Was das Essen anbelangte, ernährte er sich in der Regel von Hasenkot und anderem Mist, den die Tiere auf den Waldwegen oder im Preiselbeergestrüpp hinterließen,

denn das war das einzige, was er vertrug.

Einmal hatte er jedoch, als sich die Gelegenheit bot, eine alte Kuh, die allein auf einer Weide stand, gemolken,

mitten in der Nacht,

und von der weißen, wohlriechenden Flüssigkeit, die aus dem Euter heraussickerte, getrunken

(wie er es bei den Menschen gesehen hatte),

doch schon nach ein paar Schlucken war ihm fürchterlich übel und schwindelig geworden,

danach hatte er alles erbrochen und die Milch war bereits sauer und schwarz wie Galle geworden.

Seit dieser Zeit rührte er selten an Dingen, von denen sich die Menschen ernährten.

Manchmal kam es vor, dass er im Wald auf ein von Fliegen übersätes Aas stieß,

einen Hasen oder eine Wühlmaus, dann entfernte er zunächst alle Würmer, Eier und Ameisen, um es sich dann,

mit zusammengekniffenen Augen,

auf einem Baumstumpf sitzend,

schnell einzuverleiben

(denn ihn schauderte bei dem Gedanken, dass das kleine Tier einmal gelebt hatte).

Und er war überhaupt nicht böse, der Teufel.

Nicht von Anfang an.

Er war im Gegenteil ein sehr empfindsames kleines Wesen, das leicht zu Tränen gerührt war und kein Leid sehen konnte.

Wenn er im Wald ein Tier fand, das sich in einer der Fallen der Menschen verfangen hatte,

wenn das arme Tier noch am Leben war und ihn mit flehenden schwarzen Augen ansah und eindeutig erkennbar war, dass es keine Rettung mehr gab,

wenn er es mit seinen bloßen Händen von seinem Leiden befreien musste,

war es ihm ein großes Anliegen, es danach gewissenhaft zu begraben.

Essen konnte er es nicht,

und oft war er auch tief betroffen,

mehrere Tage danach sah er immer wieder den gequälten, dunklen, flehenden Blick des Tieres,

und manchmal weinte er wegen des Leides, das er mitansehen hatte müssen,

und über das schreckliche Schicksal des unschuldigen, armen, gefangenen Tieres.

 

 

Die Menschen,

diese eigenartigen Wesen, die ihm ähnlich waren und auch wieder nicht,

verwirrten den Teufel unsäglich.

Er hatte manchmal versucht, sich ihnen zu nähern, war aber nie weiter als bis zum Waldesrand gekommen,

denn sobald er sich gezeigt hatte, gab es immer ein überempfindliches Individuum, das erstarrte, den Kopf hob, misstrauisch um sich blickte, sich umdrehte und beim Anblick des verwirrten, kostümierten Wesens auf ihn zeigte und einen Schrei ausstieß, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Panik und Chaos brachen aus,

man griff nach der erstbesten Waffe,

und er konnte nur noch davonlaufen.

Bisher war es ihm immer gelungen, sich in letzter Minute in Sicherheit zu bringen,

sodass ihn nie mehr als ein Mensch auf einmal zu Gesicht bekommen hatte,

und das Wissen um seine Existenz war daher noch nicht weit verbreitet.

Trotzdem hatte der Teufel nicht aufgehört, von den Menschen zu träumen.

Nein, er nährte eine grenzenlose Hoffnung, eines Tages in die menschliche Gemeinschaft aufgenommen zu werden,

sie brauchten nur etwas mehr Zeit,

es war in seinen Augen ganz verständlich, dass sie sich vor seiner haarigen Erscheinung fürchteten, denn selbst hatten sie eine glatte und weiße Haut,

waren hochgewachsen und in der Regel,

abgesehen von der einen oder anderen eigenartig geformten Nase,

von schöner Gestalt.

Ja, sie entsprachen all dem, was er sein und erreichen wollte, sie waren in allem sein krasser Gegensatz.

Er liebte es, an den Abenden zusammengekrümmt am Waldesrand zu sitzen, nachdem er gerade aus seinem kühlen kleinen Grab gekrochen war.

Er liebte es, zuzusehen, wie sie in ihren kleinen Häusern ein und aus gingen,

wie sie Betttücher und Kleider in großen Eisentrögen kochten, unter denen kleine lodernde Feuer aus Gras, Spänen und Laub brannten.

Er liebte es, zu sehen, wie der weiße Dampf aus den Trögen quoll, in den Himmel aufstieg und sich dort auflöste,

er fantasierte davon, dass er selbst neben einer dieser Frauen stünde und ihr beim Waschen hülfe,

er sah sich selbst an den Beschäftigungen der Menschen teilnehmen,

beim Spielen, Waschen, Lieben, Trauern.

An manchen Abenden, besonders im Sommer,

saßen sie in den Gärten und aßen dort an den Holztischen ihre Mahlzeiten.

Da tranken sie und sprachen sehr laut und lachten,

und ein buckeliger kleiner alter Mann kramte vielleicht ein eigenhändig angefertigtes Instrument hervor, auf dem er dann spielte, während die Dunkelheit hereinbrach. Und Männer und Frauen tanzten berauscht unter den Zweigen der Bäume, und die Kinder schliefen in den Armen ihrer Mütter ein.

Sie sahen immer sehr glücklich aus.

Ja, das Leben der Menschen erschien dem Teufel geradezu wie ein paradiesisches Traumdasein.

Natürlich war er nie in einer menschlichen Behausung gewesen, und doch hatte er sich ein klares Bild gemacht, wie es dort aussah;

nur Freude!

Nur Zusammengehörigkeit und Güte und ewiges Glück!

Dort gab es alles, was er selbst,

einsam, ausgestoßen, ohne Eltern und Geschwister,

immer vermisst hatte.

Aber meistens schien das Leben der Menschen aus harter, monotoner Arbeit zu bestehen.

Sie werkten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf den Feldern, auf ihren Ackerfurchen unten beim Schotterweg, bis eine neue Nacht die Welt verdunkelte.

Sie säten Samen oder Kartoffeln, die der Teufel des Nachts,

im Schutz der Dunkelheit, ausgrub

(denn wenn sie ausreichend verfault und schleimig waren, konnte er sie einigermaßen vertragen).

Manchmal, wenn sie annahmen, dass niemand sie sah,

saßen sie allein auf einem Baumstumpf im Wald und sangen so eigentümlich schön, dass der Teufel,

der sich hinter einem Stein oder einer großen Wurzel versteckt hielt,

in seinem tiefsten Inneren vor Verzückung erschauerte.

Manchmal sah er auch einen von jeder Sorte,

einen Mann und eine Frau,

eng umschlungen auf einem Waldsteig gehen,

beide ganz still.

Und auch dieser Anblick berührte sein Inneres so sehr, dass er es bis in die Hörner spürte,

denn das war schön und gleichzeitig voller Wehmut anzusehen;

eine Quelle tiefer Trauer und Betrübnis.

Denn er wusste ja, dass derart Wunderbares ihm nie widerfahren würde,

der Anblick der zwei zärtlich Umschlungenen machte ihm schmerzlich bewusst, wie tief seine Einsamkeit in Wirklichkeit war,

wie unerhört öde dieser Wald war,

wie schweigsam die Steine, die Stümpfe und das Moos waren,

ja, dass er niemals die zarten Berührungen eines anderen Wesens in der eiskalten Winternacht erfahren hatte,

niemals die Liebe und Zuwendung eines anderen gefühlt hatte.

Und so lebte der Teufel,

außerhalb der menschlichen Gemeinschaft,

und träumte davon, dass er eines Tages in sie aufgenommen würde.

 

 

Eines späten Abends jedoch befand er sich zufällig am Waldesrand.

Gelangweilt, schlaftrunken und hungrig schlenderte er im tiefen Preiselbeergestrüpp auf der Suche nach Hasenkot oder anderem Essbaren umher.

Während des ganzen Tages hatte er sich im Grab herumgewälzt,

geplagt von eigenartigen und irgendwie ahnungsvollen Träumen.

In einem von ihnen hatte er sich allein in einem Menschenhaus vorgefunden und dort,

in dessen Mitte,

im Lehmboden,

hatte sich ein großer, tiefer Brunnen befunden, aus dessen Wasser Licht erstrahlte, dessen Schein das dunkle Innere des Hauses erleuchtet hatte.

Sonderbar war ihm das erschienen,

ja, bemerkenswert, wie ein Albtraum,

und jetzt ging er im Gestrüpp umher, mit gesenktem Kopf, und grübelte über die Bedeutung dieses Traumes

(ob es in den Häusern der Menschen tatsächlich so aussah,

mit Brunnen, aus denen Lichter erstrahlten und all dem).

Ja, so streunte er umher, ganz in seine Gedanken versunken,

als er plötzlich, wie vom Blitz getroffen,

aufblickte und zwischen den Baumstämmen eine kleine, eigentümlich lichtumstrahlte Gestalt mutterseelenallein im hohen, hellgrünen Gras sitzen sah.

Das intensive Licht der Abenddämmerung, das noch über der Wiese lag

(auf die er übrigens noch nie seinen Fuß gesetzt hatte),

trieb ihm sogleich Tränen in seine empfindlichen Augen und seine Nase begann zu rinnen.

Er konnte seine übergroße Neugierde jedoch nicht bändigen, sodass er sich trotz aller Bedenken näherschlich,

und versteckt hinter einem der schuppigen Baumstämme sah und hörte er nun das kleine Wesen viel deutlicher.

Na ja, ein gewöhnlicher Mensch war das jedenfalls nicht, so viel war einmal sicher,

denn so unverschämt benahm sich kein menschliches Wesen,

nicht einmal in völliger Abgeschiedenheit.

Die Gestalt saß dort allein und sang sehr laut und sehr falsch vor sich hin.

Und zwischendurch, ganz plötzlich, schrie sie lauthals auf,

völlig enthemmt,

ohne den geringsten Anlass,

und versank danach in ein unverhofftes, grübelndes, etwas verdrießliches Schweigen.

Von widersprüchlichen Gefühlen erfasst, sah der Teufel jetzt, dass es sich bei dem laut schreienden Wesen um einen dicklichen Jungen handelte, der ungefähr dieselbe Größe wie er selbst hatte.

Auf seinem lichtumfluteten Kopf hatte er einen Schopf rot-weißer Locken und bekleidet war er mit einem einfachen, kreideweißen Umhang, der ihm bis zu den Knöcheln reichte.

An den Füßen trug er ein Paar leichter Goldsandalen, und neben ihm im Gras lag ein wunderschönes Zepter,

das ebenfalls aus Gold war.

Der Teufel konnte das Gesicht des feisten Jungen nur im Profil sehen,

aber die Wangen und die Stupsnase waren mit safrangelben Sommersprossen übersät,

darunter war die Haut milchig weiß und die Augen sahen sehr hellblau aus,

umrandet von kleinen, hellen, dichten, geschwungenen Wimpern,

und als der Teufel seinen Blick weiterwandern ließ, fiel er vor Staunen und Schreck fast um,

denn nur einige Meter hinter dem Jungen,

ein Stück weiter oben, bei einem üppig blühenden Fliederbusch,

saßen drei immens große, beflügelte, menschenähnliche Wesen in einer Reihe im Gras,

drei Engel,

und alle hatten sie schulterlanges, roggenblondes Haar,

alle drei waren in lange Umhänge gekleidet, die in ein Blau gingen, das der Teufel noch niemals zuvor gesehen hatte

(wie ein Stück aus dem Himmel, das in einen Stoff verwandelt worden war).

Darüber trugen sie blutrote Mäntel, die mit eigentüm-lichen kleinen, glänzenden Steinen verziert waren,

und alle drei sahen gleichermaßen gelangweilt aus,

wie sie Seite an Seite,

mit mürrischem Gesichtsausdruck,

den dicken kleinen Jungen im Gras betrachteten.

Bisweilen, in regelmäßigen Abständen,

seufzten sie tief, einer nach dem anderen,

und der Teufel roch, wie die starken Schwefel-, Eier-, Gas- und Federgerüche vom Wind in seine Richtung getragen wurden,

hinein in den Wald.

Er stand lange hinter einem Baum versteckt und beobachtete,

mit rinnenden Augen und klopfendem Herzen,

den dicken kleinen Jungen und er begriff jetzt instinktiv, dass er es sein musste –

Gott.

Wie er darauf gekommen war, wusste er nicht,

aber er war sich seiner Sache noch nie so sicher gewesen;

das war Gott,

dieser dralle kleine, lauthals schreiende kleine Junge war Gott,

der Schöpfer des Weltalls.

Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken und am ganzen Körper stellten sich seine Haare auf.

Denn wie er dort im Gras saß,

als einsame Majestät,

mit der Nase im Wind und den drei ins Nichts starrenden Engeln hinter sich aufgereiht,

strahlte er eine unglaubliche Selbstgefälligkeit aus.

Ja, er saß dort und sang und schrie, als ob alles ihm gehörte,

und als ob er sich selbst als Herrscher der ganzen Welt und allen Lebens fühlte,

und sah dabei gleichzeitig hochnäsig, unausstehlich und selbstherrlich aus.

Und als er sich nach einer Weile erhob, sein Zepter ergriff und das Gras von seinem Umhang abputzte,

und auch die drei Engel es ihm mit einem tiefen Seufzer gleichtaten

(wobei der Teufel erkennen konnte, dass sie wohl zumindest drei Meter hoch waren und einen eigenartigen Eindruck erweckten, wie sie feierlich hinter dem dicken kleinen Gott einherschritten, der sich nun hinunter zum See am Wiesengrund begab),

da machte der Teufel augenblicklich kehrt und lief so schnell er konnte davon.

Denn diesem Individuum wollte er um keinen Preis über den Weg laufen.

 

 

Zu dieser Zeit war Gott also ein unerträglicher, kleiner dicker Junge,

von seinem Wesen und seiner Art her ganz unterschiedlich zu der Person, zu der er im späteren Alter heranreifen sollte.

Wie auch der Teufel lebte er allein, in der Nähe der Menschen,

aber er mischte sich nicht in ihre Angelegenheiten, sofern er dies vermeiden konnte.

Seine einzige Gesellschaft bestand aus den drei Engeln,

mit denen er jedoch nie sprach

(genauso wenig wie die Menschen mit ihrem Schatten sprechen oder mit ihm Umgang pflegen).

Er bediente sich ihrer nur in äußerst seltenen Fällen, wenn ein Wunder vollbracht werden sollte,

oder einem Menschen eine Botschaft überbracht werden musste.

Er hatte auch keine Erinnerung an Eltern oder Geschwister,

aber im Gegensatz zum Teufel,

der ja sehr unter seiner unfreiwilligen Einsamkeit litt,

empfand Gott sie als nicht besonders störend.

Er saß nie auf einem Baumstumpf und weinte,

oh nein, es wäre ihm nie eingefallen, sich derart zu erniedrigen!

Und wenn schon?, war seine Ansicht im Hinblick auf seine Einsamkeit.

Er hatte immerhin alles erschaffen!

– Wer sollte da ihn erschaffen haben?

Wer hätte den Schöpfer des ganzen Weltalls erschaffen können?

Er schnaubte verachtungsvoll, denn seiner Meinung nach war dieser Gedanke teils unsinnig, teils widerlich,

Gott,

der das Resultat einer Vereinigung sein sollte,

sodass er wie die Menschen zuerst in jemandes dunklem Inneren herangewachsen und dann auf brutalste Weise geboren worden wäre,

unter Schmerzen, Schreien und Leiden!

Nein, er erschauerte vor Ekel, wenn er nur daran dachte;

so hatte es sich ganz bestimmt nicht zugetragen!

Er hegte auch keine,

wie es ja der Teufel tat,

besonders hohen Gedanken dem Menschen gegenüber.

Er betrachtete ihn, von allem, was er erschaffen hatte, als den misslungensten Teil.

Sogar die Steine

(die in ihrer einfachen, runden, zweckdienlichen Form vollendet waren und deren Gewicht ungewöhnlich gut zu ihrer einfachen Form passte),

sogar die Regenwürmer

(die schweigend und ohne zu klagen ihr Geschäft in der satten Erde ausführten),

sogar diese verhältnismäßig einfachen Geschöpfe waren ihm besser gelungen,

nur die Menschen machten ihm fortwährend das Leben schwer.

Sie gingen immer ihrer eigenen Wege,

aßen, was sie nicht essen sollten und fühlten, lebten, kopulierten, sündigten

(wobei Gott nicht umhin konnte, sie um dieses offensichtlich lusterfüllte Leben zu beneiden,

doch dieses Gefühl verbarg er unter einer mit den Jahren zunehmenden inneren Einsamkeit).

Sie beteten auch nicht laut genug, sodass sein Verlangen nach ihrer Bewunderung erfüllt worden wäre.

Ganz allein, in seinen weißen Umhang gehüllt, mit erhobenem Goldzepter und den gelangweilten Engeln im Schlepptau,

wandelte er den ganzen Tag draußen auf seiner Wiese umher.

Mit lauter, piepsiger Stimme schrie er,

indem er gleichzeitig mit seinem drallen kleinen Finger auf alles zeigte, was ihn umgab

(den er auch auf den Menschen richtete, wenn er Wunder bewirken wollte):

– Das dort gehört mir!

– Und das dort!

– Und die auch!

(Damit war die Sonne gemeint.)

– Die Steine gehören mir, alle!

– Alles habe ich erschaffen!

Ja, so konnte es erschallen, bis ins Unendliche,

obwohl es keinen Menschen in der Nähe gab

(und die Engel hatten es schon bis zum Überdruss gehört).

Er brüllte, als wollte er sich selbst überzeugen, dass wirklich alles ihm gehörte und er der Urgrund all dieser Schönheit war.

Aber in seiner vollkommenen Größe und Einsamkeit war er oft zutiefst gelangweilt.

Denn es gab niemanden, der ihm gleich war,

niemanden, zu dem er sich hätte gesellen können

(und nicht einmal Gott kann in alle Ewigkeit in dieser Höhe leben, ohne dass sich daraus mit der Zeit Konsequenzen ergeben).

Oft saß er nur am Ufer des Sees, der sich,

spiegelblank und noch unverschmutzt,

über dem Wiesengrund ausbreitete, und schmollte vor sich hin.

Er saß dort, warf kleine Steine und betrachtete unverdrossen die Spiegelung seines eigenen bleichen, drallen Gesichts im dunklen Wasser.

Manchmal geschah es jedoch, dass er während einer seiner Spaziergänge auf dem Waldweg, wo halbschlafende Männer Holz oder Ähnliches in einfachen Holzkarren transportierten,

eine alte Frau traf, die, mit einem großen Bund Reisig am Rücken,

daherwankte.

Und wenn das Weiblein den lichtumstrahlten dicken Jungen Gott mit den drei dreimeterhohen, beflügelten Engeln hinter ihm erblickte,

mitten im Wald,

in der Abenddämmerung,

warf es sich seufzend vor seine sandalenbeschuhten kleinen Füße und verharrte zitternd in dieser Stellung.

Das gefiel der Eitelkeit Gottes sehr.

Einen Menschen knien zu sehen,

vor Schreck völlig gelähmt vor seiner kleinen Gestalt!

Er beugte sich dann vor und berührte ihn mit dem goldenen Zepter am Kopf, indem er mit gellender Stimme schrie:

– Was sagst du, ich höre dich nicht, bete etwas lauter, Mensch!

Woraufhin das Weiblein noch lauter und eifriger betete, Gott leicht angewidert zuhörte und dann noch einmal brüllte:

– Bete lauter, sage ich, lauter, lauter, lauter!

Aber bald hatte er auch davon genug.

Er ging dann einfach seines Weges, gefolgt von den Engeln,

und ließ die Frau kniend am Waldesweg zurück.

Dort betete sie mit sich überschlagender Stimme um ihr Leben

und konnte mehrere Tage dort knien bleiben,

ohne den Kopf zu heben oder sich zu bewegen,

während der Regen oder der Schnee auf sie fiel,

und die Sonne auf- und unterging,

und die Elche im Wald sie erstaunt beobachteten,

bis endlich ein kleines Kind auf dem Weg daherkam und sie fand,

sich ihr näherte und sie fortführte.

Ja, solcherart waren,

zu dieser Zeit,

in der früheren Welt,

die Begegnungen Gottes mit den Menschen,

die mit der Zeit natürlich einen äußerst verständlichen Respekt ihm gegenüber entwickelten und viel Zeit für Gebete und Opfer aufbrachten, um seine Begierde nach menschlicher Unterwerfung und Bewunderung zu stillen.

 

 

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen des Teufels sollte es nicht ausbleiben, dass er und Gott sich eines düsteren Abends,

völlig unerwartet,

auf einem Pfad draußen im Wald,

von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden.

Der Teufel hatte Gott ja schon einmal gesehen und wusste von seiner Existenz,

aber Gott erlitt durch das plötzliche Auftauchen des Teufels einen schweren Schock.

Niemals zuvor hatte er ein so widerliches kleines Geschöpf gesehen!

Behaart, eine Handbreit hoch, krumm und übelriechend!

Der Teufel war gerade im Begriff, ein verblasstes Hasenkotstück auf seine spitze, schwarzbeschuppte kleine Zunge zu legen,

aber nachdem er Gott erblickt hatte, erzitterte seine behaarte linke Hand, der Hasenkot fiel auf den Pfad und rollte langsam auf die Füße Gottes zu, wo er dann liegen blieb.

Hinter Gott türmten sich die drei Engel auf.

Auch jetzt verzogen sie keine Miene.

Sie seufzten nur, schwiegen,

blickten gelangweilt oder fast ein wenig einfältig drein,

als ob sie lieber woanders wären.

Auf dem Pfad im dunkel werdenden Wald standen sich Gott und der Teufel,

zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit,

von Angesicht zu Angesicht gegenüber.

Es war ein besonders rauer, kalter Abend,

Regen lag schon den ganzen Tag in der Luft,

geradewegs, als wäre dieser Augenblick vom Schicksal bestimmt gewesen.

Blauviolette Wolken zogen über die Landschaft und bauschten sich über Berge und Seen auf,

über der ganzen Welt lag eine bedrohliche Erwartung,

und beide hatten sie Angst,

die Luft zwischen ihnen, um sie herum und über ihnen schien vor Spannung zu erzittern,

keiner wagte es, sich zu bewegen.

Der Teufel, der mit dem Schlimmsten rechnete, hielt den Atem an,

aber am ängstlichsten von beiden war dennoch der sonst so hochmütige kleine Junge Gott.

Denn das Erscheinen dieses ekeligen kleinen, haarigen Wesens hatte bisher unbekannte Gefühle in seinem Inneren ausgelöst.

Für den Teufel war diese Begegnung eigentlich etwas, was er lange befürchtet hatte.

Er hatte keine Ahnung, wie er sich Gott gegenüber verhalten sollte,

am liebsten hätte er sich umgedreht und wäre davongelaufen, um ins Kindergrab zu kriechen, den Steinblock darüberzuziehen und nie wieder herauszukommen,

aber er stand wie angewurzelt am Waldesweg,

die linke Hand immer noch zum offenen Mund erhoben.

Und Gott blickte in die leicht schräg gestellten, wunderschönen schwarzen Augen des Teufels,

und der Teufel in die hellblauen Gottes.

Und in ihnen sah er sein Spiegelbild,

wie auch Gott sein eigenes Abbild im Teufel erkannte.

Und in Gottes bald festem, bald flackerndem Blick sah der Teufel Zeichen von Angst, aber auch von Härte, mit der er seine Angst überspielen wollte

(denn Angst war für Gott ein völlig neues, unbekanntes Gefühl).

Der Teufel war sich bewusst, dass Gott den Gestank von Dreck und Verwesung, der ihn umgab, riechen konnte,

denn er hatte seine sommersprossenübersäte kleine Stupsnase hochgereckt und sah mit offenkundiger Geringschätzung, aber doch ein wenig verunsichert auf den Teufel herab

(der eine Spur kleiner als Gott war).

Und so standen sie noch ein Weilchen,

während sich die Wolken über der Welt zusammenzogen,

und der eiskalte Wind, der durch die Wipfel der Nadelbäume heulte, ließ die Umhänge der Engel in der sonst vollkommenen Stille flattern.

Dann, plötzlich,

ohne die geringste Vorwarnung,

explodierte etwas in Gott.

Wild brüllend schleuderte er das Goldzepter von sich und warf sich über den Teufel, der umfiel und wehrlos im Preiselbeergestrüpp neben dem Weg landete und dort am Rücken liegen blieb,

unbeweglich,

mit Gottes bleichem, sommersprossigem Gesicht über sich.

Der Teufel war jedoch nicht völlig verdutzt, sondern behielt zumindest teilweise seine Fassung bei.

Er packte Gott an seinem rotblonden, lockigen Haar und riss daran so fest er konnte,

er riss knurrend eine ganze Faust voll Haare aus, sodass Gott vor Schmerz aufschrie,

ergriff dann Gottes Umhang und versuchte ihn zu zerreißen, aber der weiße, glitzernde Stoff war zu robust.

Doch Gott war freilich viel stärker und wohlgenährter als der schmerzgeplagte und ausgehungerte kleine Teufel.

Daher bekam er bald die Oberhand, rang die zerbrechlichen Arme des Teufels zu Boden und spuckte ihm mehrmals ins Gesicht.

Die Spucke brannte und ätzte, als sie mit der lichtempfindlichen Haut des Teufels in Kontakt kam.

Dieser zischte, schrie und versuchte sich zu befreien,

aber Gott saß rittlings auf ihm,

er hatte seinen ganzen kleinen, drallen Körper auf dem asthmatischen Brustkorb des Teufels platziert,

und der Teufel glaubte unter dem Gewicht Gottes zerdrückt zu werden.

Die Dunkelheit um sie brach nun schnell herein.

Die Wolken zogen unaufhörlich über die Baumkronen, in den Bauernhöfen stampften die Tiere unruhig in ihren Verschlägen, und in den Häusern wälzten sich die Menschen in ihren Betten von einer Seite zur anderen, unruhig im Schlaf murmelnd,

nicht ahnend, dass der Teufel und Gott gerade im Preiselbeergestrüpp lagen,

im Wald,

und rauften,

beobachtet von den drei stummen Engeln,

und schließlich, nach vielem Hin- und Hergerangel,

als der Teufel so viel von Gottes Spucke in seine Augen bekommen hatte, dass er kaum noch sehen konnte,

biss Gott ihn in die Nase, auf eine unbeschreiblich gemeine Art,

und gemeinsam mit dem Brennen im Gesicht wurde der Schmerz unerträglich.

Denn Gottes Zähne waren,

im Gegensatz zu den verfaulten Stümpfen des Teufels,

hart, gesund und messerscharf,

und der Teufel schrie herzzerreißend.

Er warf Gott von seiner Brust ab, sprang hoch und lief weinend, mit der Hand die Nase bedeckend,

hinein in den pechschwarzen Wald.

Das Blut tropfte hinunter ins Gestrüpp, während er rannte,

und im selben Augenblick, als die Wolken dem Regen freie Bahn ließen und der erste Donnerknall in der Ferne erschallte,

hörte er, hinter sich,

Gott mit seiner piepsigen, kläglichen Stimme schreien:

– Jetzt habe ich es dir gezeigt!

Und Gottes kaltes, selbstgefälliges Siegesgelächter schallte durch die Nacht, über die ganze Welt,

es weckte sogar ein altes Weiblein in einem Haus außerhalb des Dorfes.

Der Regen stürzte herunter

(tagelang sollte er den Wald, die Erde, die Welt verdüstern, und in manchen Teilen der Welt wurden ganze Häuser, Dörfer und Felder weggespült).

Und der Teufel hatte das Gelächter noch mehrere Tage danach in seinen Ohren,

es verfolgte ihn, was er auch tat und wohin er auch ging,

er hörte es, wenn er im Dämmerschlaf in seinem Kindergrab lag,

er hörte es im Schlaf, in seinen Träumen,

er erwachte, gebadet in kaltem Schweiß, von Gottes Gelächter,

und die Nase schwoll an, sie tat so höllisch weh,

sie brannte und hitzte und wurde danach nie wieder so, wie sie einmal gewesen war,

er bekam eine Narbe von Gottes messerscharfen Zähnen,

und er schwor sich, nie wieder in die Nähe dieses abstoßenden kleinen Wesens zu kommen,

koste es, was es wolle.

 

 

Zutiefst erschüttert gingen nun der Teufel und Gott ihrer eigenen Wege und begründeten einer die Existenz des anderen.

Der Teufel wollte um alles in der Welt eine Begegnung mit Gott vermeiden und traf daher alle möglichen Vorsichtsmaßnahmen,

er war außergewöhnlich wachsam und lebte in ständiger Anspannung, wodurch die chronischen Gliederschmerzen durch plötzlich auftretende Migräneanfälle verschlimmert wurden, die ihn mitten in der Nacht in sein Kindergrab zwangen.

Und in Gottes kleinem dicken Kopf entstanden die eigenartigsten Gedanken.

Er grübelte bei Tag und bei Nacht,

auf der Wiese oder unten am See sitzend,

über die Existenz des Teufels.

Hatte er tatsächlich auch ihn erschaffen?

Diese widerwärtige kleine, haarige, stinkende, Hasenkot essende Kreatur?

Er hatte nicht die blasseste Erinnerung daran.

Andererseits konnte er sich auch nicht mehr erinnern, dass er einst, am Anfang aller Zeiten, alles andere erschaffen hatte

(und er hob den Kopf und betrachtete alles um ihn herum, die Landschaft und den See, die Bäume, das Gras und den Weltenwald).

Der Augenblick der Schöpfung lag so weit zurück, dass ihm nur eine sehr diffuse Erinnerung geblieben war,

abgesehen von einigen wenigen Erinnerungsfetzen an einen Garten, einen Baum und eine Schlange, die sich um diesen Baum geschlungen hatte, war alles in Nebel und Dunkelheit gehüllt.

Gott konnte sich nicht einmal daran erinnern, dass er den Säbelzahntiger erschaffen hatte, die Dronte und die gesprenkelten Eier der gewöhnlichen Vögel, so wie der Mensch sich nicht an seine eigene Geburt erinnern kann,

das Hervordrängen aus dem Mutterleib und den ersten Anblick des Lichts in der Außenwelt.

Und dennoch;

genauso wie der Mensch mit Sicherheit weiß, dass er geboren wurde, so wusste auch Gott, dass er alles erschaffen hatte,

dass die Erde, die Steine, der nervenaufreibende Mensch, das Laub und die Blätter der Bäume alles sein Werk war.

Dessen war er sich absolut sicher,

aber mit dem Teufel war es anders!

Wo, zum Kuckuck, konnte er hergekommen sein?

War er womöglich hervorgeschlüpft, als die Vulkane entstanden?

Oder als Gott die Nacht erschuf, die Schatten, das Wildschwein,

oder etwas anderes Dunkles, Mystisches und nicht Voraussagbares.

Aber er konnte sich nicht daran erinnern, so sehr er sich auch anstrengte.

Und die Tatsache, dass er sich nicht erinnern konnte, brachte seinen ganzen Körper zum Kribbeln.

Der Gedanke, dass der Teufel einfach so in dem noch nicht gefällten Wald umherlief, beunruhigte ihn und verdarb ihm seine Laune.

Und wenn nun schon der Mensch in Gottes Augen misslungen war, was war da erst der Teufel?

Bei Tag und Nacht wurde Gott nun von der kleinen Erscheinung des Teufels verfolgt;

durch die Erinnerung an ihn,

und das Gefühl, das er in ihm ausgelöst hatte.

Das Gesicht und die behaarte Gestalt des Teufels tauchte ständig in seiner Vorstellung auf und erfüllte ihn mit unbehaglichen, unbestimmten Gefühlen,

und in Gottes Fantasie nahm er bald schreckliche Proportionen an.

Ganz sicher war dieses widerliche, hässliche kleine Wesen auch zu bösen Dingen fähig.

Ja, bestimmt war er es, der die Menschen dazu brachte, ihrer eigenen Wege zu gehen, so wie es ihnen beliebte

(wie das zusammenpasste, wusste Gott nicht, aber er war plötzlich vollends überzeugt, dass es sich so verhalten musste).

Und obwohl Gott sich vor dem Teufel fürchtete und ekelte, konnte er nicht umhin, ihn noch einmal aufzusuchen,

er war erfüllt von einem unwiderstehlichen Drang, den Teufel zu ärgern und zu peinigen,

er war wie besessen,

alle seine Gedanken

(die zu dieser Zeit weder besonders zahlreich noch besonders tief waren)

kreisten um den Teufel.

Er konnte ihn nicht aus seinem Kopf verbannen.

Es war wie verhext!

Er vergaß dadurch fast vollständig auf die Menschen und den Rest der Welt,

es war, als hätte sein sonst leeres und ereignisloses Leben durch die Begegnung mit dem Teufel zumindest für den Augenblick eine Art Sinn bekommen

(wenn auch einen dunklen, behaarten und gehörnten).

Es zog ihn unwiderruflich in den Wald, wo er jetzt einen großen Teil seiner Zeit damit verbrachte, nach dem Teufel zu suchen, der ja seinerseits eine neuerliche Konfrontation um jeden Preis vermeiden wollte,

aber was nützte das schon, wenn Gott auf dem Kriegspfad war,

erfasst von unsagbarer Rachgier und Blutdurst.

Immer wieder stand der Teufel dem unausstehlichen kleinen Jungen von Angesicht zu Angesicht gegenüber,

und jedes Mal war er wie gelähmt.

Es war, als ob jede Kraft ihn verließe,

er wagte sich nicht zu bewegen,

er konnte nicht einmal einen Finger rühren, um sich zu verteidigen.

Er hoffte inständig, wenn er sich nicht bewegte und abwartete, würde Gott aufgeben und seines Weges ziehen,

aber die Begegnungen im Wald endeten immer damit, dass Gott auf ihn zukam und ihn brutal niederstieß.

Und er sah keinen Sinn darin, sich zur Wehr zu setzen.

Und Gott bewegte sich dann erhobenen Hauptes auf ihn zu und berührte ihn an verschiedenen Stellen mit seinem goldenen Zepter.

Danach stellte er seinen sandalenbekleideten rechten Fuß auf den asthmatischen Brustkorb des Teufels, drückte zu, bis sich der Schmerz in beide Arme des Teufels ausbreitete und schleuderte ihm voll Verachtung ins Gesicht:

– Du stinkst!

– Und hässlich wie die Nacht bist du auch, hörst du!

Und dagegen hatte der Teufel ja keine Einwände vorzubringen.

Denn er war sich allzu schmerzhaft bewusst, dass er so abstoßend hässlich war, dass niemand seinen Anblick ertrug,

dass er durch sein bloßes Erscheinen die Menschen in die Flucht trieb oder zur Waffe greifen ließ.

Und manchmal, wenn es Gott gerade gefiel,

was leider allzu oft der Fall war,

schlug er den Teufel mit dem goldenen Zepter am ganzen Körper,

genauso wie er es mit den Menschen machte,

aber fester und brutaler,

denn da der Mensch immerhin seine eigene Schöpfung war, galt es, sie zu schonen.

Und er trat den Teufel mit den Füßen,

der fette kleine, weiß gekleidete Junge hatte dann etwas Hasserfülltes an sich,

seine sonst so milden blauen Augen verdunkelten sich völlig durch den in ihm aufsteigenden Hass und seine Verachtung,

sein ganzes Inneres kochte vor Ekel gegenüber diesem abscheulichen kleinen Wesen, das nicht einmal den Mut hatte, Widerstand zu leisten oder sich zu verteidigen.

Aber der Teufel zweifelte keinen Augenblick daran, dass Gott ihn mit seinen bloßen Händen hätte erschlagen können, wenn er es gewollt hätte,

deshalb lag er immer ganz unbeweglich zusammengerollt

und hoffte, dass Gott bald genug haben würde,

dass die Tritte und Schläge ein Ende fänden, sodass er, voller Schmerzen und beschämt,

sich davonschleichen könnte,

ins Kindergrab kriechen,

den Steindeckel über sich ziehen,

und weinend seine Wunden lecken könnte.

 

 

Diese Verfolgung durch Gott vergiftete das tägliche Leben des Teufels, das ja schon vorher hart genug gewesen war, mit all den Entbehrungen, die er durch die Jahrhunderte hatte erleiden müssen.

Und in seiner tiefen Trübsal wandte er seine zerbrechliche Hoffnung wieder den Menschen zu.

Wie gewöhnlich saß er abends lange Zeit zusammengesunken zwischen den Bäumen am Waldesrand

und betrachtete heimlich die kleinen menschlichen Behausungen und das Leben, das sich in und um sie herum abspielte.

Er fühlte eine starke Zuneigung zu den Kindern der Menschen,

denn diese waren gleich groß wie er, aber mit weißer Haut,

mit schwarzem, hellem, gelocktem, geflochtenem, glattem oder krausem Haar und gesunden Zähnen.

Sie spielten miteinander in den blühenden Gärten der Menschen,

unter den Bäumen,

im saftigen Gras,

sie hatten selbstgefertigte Bälle, die sie einander unter fröhlichen Zurufen und Lachen zuwarfen.

Sie weinten manchmal, waren manchmal still,

trugen reine, weiße oder geblümte Kleidchen,

hatten passende Schuhe oder Stiefel ohne Löcher an den Füßen und sahen nicht aus, als litten sie Not.

Ach, wenn er nur einer von ihnen sein könnte!

Manchmal balgten sie sich, so wie er und Gott sich gebalgt hatten, am Anfang

(bevor Gott die Oberhand bekommen hatte und der Teufel vor Schreck wie gelähmt gewesen war),

aber nicht auf solch gemeine Art,

und danach vertrugen sie sich wieder.

Manchmal ging ein Erwachsener unter ihnen umher und stocherte zerstreut in der Erde oder deckte den Holztisch mit Tellern, Krügen, Gläsern, Besteck und Essen vor der Mahlzeit, die sie am Abend einnehmen sollten, beobachtet

(ohne dass die Essenden es ahnten),

von dem kleinen ausgehungerten Teufel am Waldesrand. Manchmal rief ein Erwachsener aus dem Inneren des Hauses:

– Moomit!

– Esau!

– Kyrill!

– Tido!

Und der Teufel wurde bis in die Hörner und Fingerspitzen und den äußersten Zipfel seines Schwanzes mit seinen braunen Zotteln von Entzückung erfasst.

Er schloss die Augen und hörte, wie diese Namen in den stillen Sommernächten verklangen,

über der grünen Landschaft,

im Wald,

denn Namen, die aus dem Inneren einer menschlichen Behausung gerufen wurden,

gehörten zum Schönsten, was er sich vorstellen konnte

(tagelang konnte er zusammengerollt in seinem Kindergrab liegen und sich in einer Art Sinnenrausch Namen ausdenken, die zu ihm passen würden,

Keit oder Soofi,

oder warum nicht Meimeni?

Ja, Meimeni, wenn er nur so hieße,

und so gerufen würde, in der warmen Sommernacht,

bei seinem richtigen Namen …).

Ja, so lebten die Menschen.

Sie wuschen die Wäsche und hängten sie auf lange Seile, die sie von einem Baum zum nächsten spannten, und die Kinder liefen dann lachend zwischen den nassen Umhängen und Bettlaken umher.

Der Teufel war besonders fasziniert von ihren Schatten,

die klein und grau waren,

er fragte sich, wie es sich anfühlte, einen Schatten zu haben,

ob dieser sehr schwer wog,

ob es wehtat, wenn er am Körper festsaß,

denn selbst hatte er ja keinen.

Wie er auch presste und drückte und auf beiden Füßen hüpfte, kam doch nie der geringste Anflug eines schwarzen Schattens aus seinem Körper.

Und hin und wieder,

bei manchen Häusern,

saßen zwei schwarz gekleidete Weiblein auf ihren Schemeln vor der Hintertür und häkelten.

Zerbrechlich wie Raureifflecken oder steifgefrorenes Spinnennetz, das man an einem kühlen Herbstmorgen direkt von den Zweigen der Bäume pflückt, wuchsen die Spitzensterne aus ihren schwieligen, groben Händen.

Die eigenartigsten Dinge taten die Menschen

(lachten, sangen, wiesen einander zurecht, starben und kehrten als neugeborene Kinder auf die Erde zurück),

und eines Abends konnte der Teufel der Verlockung nicht mehr widerstehen.

So lau war die Abendluft,

so leicht fielen die letzten Strahlen des Abendlichts über die hohen Disteln und Iresinen, das Senfkraut und die Todeswurzel, dass er sich mit klopfendem Herzen,

außer sich vor Angst und trotzdem voller Hoffnung,

vorsichtig aus dem Gras erhob und mit leisen Schritten und nassem, herabhängendem Hosenboden auf den Garten eines niedrigen, kleinen Hauses zuging.

Dort spielten gerade drei kleine Menschenkinder.

Bezaubert von dem Ball, den die Kinder sich lachend zuwarfen, schlich er sich lautlos durch das taunasse Gras und schob mit einer Hand die Stängel der Disteln behutsam beiseite.

Die Augen tränten vom Licht, die Nase rann,

es pfiff eigentümlich in seinem Kopf,

er befürchtete, jeden Augenblick das Bewusstsein zu verlieren oder zu niesen und zu erbrechen, aber trotzdem ging er weiter,

erfüllt von der Hoffnung, dass er jetzt, endlich,

in die Gemeinschaft der Menschen eintreten und das einsame Leben im Wald hinter sich lassen könnte,

ein für alle Mal.

Er sah nun, dass es zwei Buben und ein Mädchen waren,

alle drei so groß wie er selbst.

Kein Erwachsener war zu sehen, aber die Tür des Hauses,

dessen Dach mit Moos und Torf bedeckt war,

stand offen,

und aus den Räumen hörte man Geklapper und gedämpfte Frauenstimmen.

So stand der Teufel schließlich vor der niedrigen Gattertür des Gartens,

atemlos, gespannt,

vor Erwartung nahe einer Ohnmacht.

Nichts konnte ihn mehr zurückhalten,

kein Schrecken der Welt konnte ihn nun davon abhalten! Sachte schob er die Gattertür auf, schlüpfte hindurch und blieb einige Schritte vor den spielenden Kindern stehen, und eines davon,

das kleine Mädchen,

erblickte ihn sofort, den zutiefst verschüchterten, völlig verängstigten Teufel.

Das Spiel geriet ins Stocken.

Auch die beiden Jungen richteten nun ihre Blicke auf ihn.

Sie musterten ihn,

ernst, anfangs etwas beunruhigt, mit gerunzelter Stirn,

und der Teufel lächelte sie unsicher an.

Er wartete nur darauf, dass das Mädchen, das gerade den Ball in seiner Hand hielt, unvermittelt zu schreien beginnen würde,

wie er es bei seinem Erscheinen von den erwachsenen Menschen gewohnt war,

aber zu seinem Erstaunen geschah nichts dergleichen.

Und nach einem Moment der Unsicherheit lächelte sie schüchtern zurück und warf dem Teufel den Ball zu, der ihn blitzschnell mit der rechten Hand auffing und dann,

völlig fassungslos,

beglückt durch eine schier grenzenlose Wonne,

den Ball stumm betrachtete

(niemals zuvor hatte er ein solch wunderbares Ding in seinen Händen gehalten!).

Er war gerade dabei, den Ball zu einem der Jungen zu werfen, als eine großgewachsene Frau sich plötzlich an der Hausecke zeigte.

Sie war mit einem langen dunklen Rock bekleidet, dessen Saum mit getrocknetem Lehm beschmutzt war, und mit einem schmuddeligen, alten, ärmellosen Hemd.

Ihr farbloses Haar war unordentlich zu einem losen Knoten zusammengefasst und sie trug einen großen Korb, der bis zum Rand mit halbfaulen Äpfeln gefüllt war, aus denen sie Apfelwein machen wollte.

Aber als sie den Teufel persönlich dort im Garten stehen sah,

gerade einmal wenige Schritte von ihren Kindern entfernt,

mit dem Ball, den ihr verstorbener Vater einst für sie mit seinen behaarten Händen aus einer übrig gebliebenen Schweineblase angefertigt hatte,

weiteten sich ihre Augen vor Schreck und sie warf den Apfelkorb von sich, brüllte wie eine Furie und erfasste instinktiv eine Heugabel, die an die Hauswand gelehnt war.

Schreiend, völlig außer sich, mit hochgestemmter Heugabel,

stürzte sie auf den Teufel zu.

Im selben Augenblick begannen auch die dem Teufel soeben noch wohlgesinnten Kinder zu schreien.

Ihre Gleichmütigkeit verwandelte sich in Panik,

sie schlugen die Hände vor das Gesicht, drehten sich blitzschnell um, liefen weinend in das dunkle Haus und schlugen die Tür hinter sich zu.

Alarmiert durch die Schreie der Frau kamen nun Menschen aus allen Ecken und Winkeln gelaufen.

Sie zeigten auf ihn und riefen,

mit hysterisch erregten Stimmen:

– Schaut dort!

– Der Satan!

– Der Böse!

– Luzifer!

Der Teufel hatte zunächst keine Ahnung, wen sie eigentlich meinten.

Er stand noch immer mit dem Ball in der Hand,

vollkommen entzückt von der Wonne des Augenblicks,

überzeugt, dass seine einsamen Tage im Wald nun ein Ende fänden,

und erst als sich die Frau vor ihm aufgetürmt hatte,

als ihr riesiger, nach Schweiß riechender Schatten über ihn fiel und sie gerade die Heugabel in seinen Körper rammen wollte,

ließ er endlich den Ball fallen, drehte sich um und rannte aus dem Garten hinaus.