Peitsch mich - Küss mich!

 

Vanessa Haßler

 

Peitsch mich – Küss mich!

Spanking- & SM-Geschichten

 

ISBN 978-3-94596-775-1

 

(c) 2019 Schwarze-Zeilen Verlag

www.schwarze-zeilen.de

 

Alle Rechte vorbehalten.

Hinweis

 

Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind nicht beabsichtigt und rein zufällig. Dieses Buch ist ein Fantasieprodukt und die Äußerungen der Erzählerin dienen dem Fortgang der Geschichten. Sie stellen keine Meinungsäußerungen des Verlages oder der Autorin dar. Im wirklichen Leben lehnen wir Gewalt in jeglichen Formen ab!

 

Dieses Buch ist nur für Erwachsene geeignet, bitte achten Sie darauf, dass das Buch Minderjährigen nicht zugänglich gemacht wird.

 

1. Peitsch mich, küss mich!

 

In dieser Story geht es um Kerstin, eine 26-jährige Biologiestudentin. Sie kam wegen eines kleinen Eingriffs im Analbereich zu uns in die Klinik, in der ich als Krankenschwester tätig bin. Die Assistenz bei der ambulanten OP hatte ich übernommen, es war kurze Zeit nach meiner Abschlussprüfung vor der Ärztekammer. Bereits bei Kerstins Voruntersuchung hatte ich Stockstriemen auf ihrem Hinterteil bemerkt; diese waren zwar weitgehend verblasst, für mich als Fachfrau aber noch gut zu sehen.

Bevor sie die Praxis verließ, gab ich ihr einen Zettel mit meiner Telefonnummer und der schriftlichen Bitte, mich am Abend anzurufen. Dieser Bitte kam sie nach, und wir verabredeten für den nächsten Tag ein Treffen in einem Café. Dort führten wir bei Kaffee und Kuchen ein langes Gespräch, und es kam zu einem ausführlichen Erfahrungsaustausch. Natürlich fragte ich sie auch nach den Striemen, und sie erzählte von ihrer SM-Beziehung zu einem Musiker. Ich sprach dann von meiner eigenen masochistischen Neigung und wir stellten fest, dass wir vieles gemeinsam haben: Ähnliche Charakterzüge und Interessen, die Liebe zur Musik – ich spiele Flöte, sie hat einmal Klavier gelernt, beide schreiben wir gerne, Kerstin hat einen ähnlichen Schreibstil wie ich. Sie lässt sich gerne von ihrem Partner den nackten Hintern versohlen, und was sie dabei empfindet, ist mir nur allzu vertraut!

    In manchen Punkten sind wir aber sehr gegensätzlich eingestellt, vieles von dem, was sie im Folgenden schildert, wäre für mich undenkbar. Sie wusste anfänglich nicht viel über SM und Spanking - entsprechende Literatur, wie der Maso-Klassiker »Geschichte der O«, war ihr fremd. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass sich flagellantische Fantasien und Sehnsüchte oft früh im Leben zu Wort melden. Kerstin konnte nichts Derartiges vorweisen und hatte – im Gegensatz zu mir – auch keine diesbezüglichen Jugenderlebnisse gehabt.

Ich bat sie, ihre Erfahrungen zu Papier zu bringen, ich erzählte ihr von meiner Arbeit am Manuskript für ein Buch und sagte ihr zudem, dass ich noch auf der Suche nach geeigneten Erfahrungsberichten dafür sei. Sie war nach unserem Gespräch hoch motiviert, bat sich jedoch Bedenkzeit aus und wollte wohl auch erst die Erlaubnis ihres Freundes einholen. Sie versprach mir aber, dass ich davon ausgehen könne, ihr Einverständnis zu bekommen. So geschah es dann auch, und zwei Wochen später erhielt ich ihren Bericht. Ich gebe den Text nun ungekürzt und unkommentiert, auch ohne Änderungen oder Umformulierungen wieder.

 

Kerstin schrieb:

 

Ich sah ihn zum ersten Mal vor gut einem Jahr in dem Bistro, wo ich an zwei Tagen in der Woche nachmittags als Kellnerin jobbe. Er kam an einem Montagnachmittag und bestellte Spaghetti, die es bei uns immer mit hausgemachten, sehr leckeren Soßen gibt − dazu ein Glas Rotwein. Er trug Jeans, Baumwollpulli und Turnschuhe – ich schätzte ihn auf Anfang vierzig. Er musste irgendetwas mit Musik zu tun haben, denn er hatte ein entsprechendes Fachbuch und Klaviernoten bei sich. Bereits beim ersten Blickkontakt entstand eine seltsame Spannung, die ich überhaupt nicht einordnen konnte: Fand ich ihn nett, oder sah ich in ihm einen arroganten Blödmann? Immer wieder schauten wir uns an – fragend, forschend und beunruhigt. Als ich ihm den Wein brachte, lächelte er mich an, ich lächelte zurück und fühlte mich erleichtert, ich wusste ja zunächst nicht, ob er mich sympathisch fand, oder meine ernste Miene als unfreundlich deutete. Nie zuvor war mir so eindrucksvoll bewusst geworden, welche Wirkung Blicke oder ein Lächeln haben können. Ein ums andere Mal suchten sich unsere Augen, er sah mich mit freundlich an und ließ dann seinen Blick an meinem Körper auf und ab gleiten – das empfand ich bei anderen Gästen oft als unangenehm – von ihm aber ließ ich mich gerne auf diese Weise betrachten. Es gab wenig zu tun, deshalb hatten wir Gelegenheit, ein paar Worte zu wechseln. Ich ging zu seinem Tisch und deutete auf das Notenbuch, es war die Klaviersonate Appassionata von Ludwig van Beethoven. 

»Spielen Sie Klavier? Üben Sie das gerade?«, wollte ich wissen.

    »Ja«, antwortete er, »ich bin Klavierlehrer und bereite gerade eine Schülerin auf einen Wettbewerb vor, sie wird dieses Stück spielen, deshalb muss ich es jetzt selber wieder durcharbeiten und auffrischen.«

    »Wie schön!«, sagte ich und gestand ihm, dass ich auch einmal Klavierschülerin gewesen war, mit der Lehrerin aber nicht klarkam und deshalb aufgehört hatte. Er wollte noch wissen, was ich beruflich machte, und ich erzählte von meinem Studium und meinen Zukunftsplänen.

    »Können wir uns einmal privat treffen?«, fragte er dann.

    »He, da könnte ja jeder kommen!«, gab ich zurück.

    »Es kommt aber nicht jeder!«

    »Das können Sie doch gar nicht wissen!«

    »Doch! Sie sind nicht der Typ, der sich mit jedem einlässt. Also?«

    Bevor wir weiterreden konnten, erklang ein Glockensignal aus der Küche, ich ging seine Spaghetti holen und wusste schon, dass ich zusagen würde. Mein Puls war deutlich erhöht, ob vor Nervosität, Angst oder Freude – ich weiß es nicht mehr.

    »Bekomme ich eine Antwort?«, fragte er, nachdem ich den gut gefüllten Teller und das Schälchen mit geriebenem Parmesankäse serviert hatte.

    »Ja. Ich bin hier um halb sechs fertig. Wir können uns zehn Minuten später in dem Eiscafé dort gegenüber treffen.«

    »Schön!«, sagte er.

    »Das finde ich auch, also bis später!«

Er verabschiedete sich von mir, wieder lächelten wir uns an, und ein freudiger Schauer fuhr durch meinen Körper.

Nach Dienstschluss begab ich mich mit einem nie gekannten Gefühl der Aufgeregtheit zum vereinbarten Treffpunkt. Was passierte da mit mir? War ich verliebt – so plötzlich? Ich hatte natürlich schon Beziehungen mit Männern gehabt, doch so richtig mit dem Herzen war ich nie dabei gewesen. Irgendetwas war in meinem Leben anders geworden – von jetzt auf gleich. Ich ahnte, dass dieses Andere eine Weichenstellung bedeutete, dass es Konsequenzen für meine Zukunft haben würde.

»Vielleicht sollten wir uns erst einmal einander vorstellen«, eröffnete der Verursacher meines inneren Aufruhrs das Gespräch, nachdem wir in einer Nische des Cafés Platz genommen hatten, »also, ich heiße Holger.«

»Freut mich, ich bin Kerstin.«

    »Schöner Name. Aber lassen Sie uns ›du‹ zueinander sagen.«

    »Ist gut.«

Wir bestellten beide heiße Schokolade mit Sahne, dann fragte ich: »Sag mal, Holger, machst du oft Kellnerinnen auf diese Art und Weise an?«

    »Nein, Kerstin, das tue ich nicht. Ich bin sogar ziemlich schüchtern.«

    »Davon habe ich aber nichts gemerkt!«

    »Dein Lächeln hat mich ermutigt. Aber das ist nicht das Einzige, was ich an dir mag.«

    »Nur weiter! Was magst du noch?«

    »Deinen Gang. Und deinen Po. In den Jeans kommt der wunderschön zur Geltung! Ich kann mich nicht daran sattsehen!«

    »Vielen Dank! Deine Ehrlichkeit ist erfrischend! Aber das hättest du mir gar nicht zu sagen brauchen. Das habe ich deutlich gemerkt.«

    »Was hast du gemerkt?«

    »Dass du mir jedes Mal auf den Hintern gestarrt hast, wenn ich von deinem Tisch zurück zum Tresen ging.«

    »Ihr Frauen habt einen speziellen Sensor dafür, nicht wahr?«

    »Durchaus! Eine Frau spürt es, wenn sie von einem Mann angesehen wird, auch wenn sie ihm den Rücken zukehrt. Weißt du, als Kellnerin ist man es gewohnt, ständig mit Blicken bombardiert zu werden, auch von Frauen. Wer das nicht aushält, kann den Job nicht machen. Und man muss ein bisschen hübsch und flott und sexy rüberkommen, es gehört einfach dazu und steigert letztlich den Umsatz.«

    Wir plänkelten und witzelten noch eine Weile, wohl wissend, dass dies bereits das Vorspiel zu dem war, was unweigerlich folgen musste: Noch am selben Abend gab ich mich ihm hin. Ich hätte keinen Tag länger auf seine Küsse und Liebkosungen warten können, ich wollte so rasch wie nur möglich von ihm genommen werden und dabei seine Hände auf meinem Hintern spüren. Meine Sehnsucht danach war so stark, dass es mich fast schmerzte. Und es war wunderschön, erstmalig brachte mich ein Mann zum Höhepunkt – ich schrie dabei vor Lust – auch das kannte ich nicht von mir. Wir liebten uns noch zweimal in dieser Nacht, und als es schon Morgen wurde, war unser Verlangen immer noch nicht gestillt, wir konnten einfach nicht voneinander lassen.

 

Ziemlich müde, aber unendlich glücklich schwebte ich dann auf Wolke sieben durch den nächsten Tag. Am Abend spazierten Holger und ich durch einen Park, er mit einer Hand in der Gesäßtasche meiner Jeans, und ich – eng an ihn geschmiegt – hatte beide Arme um ihn geschlungen.

    »Magst du meinen Körper?«, fragte ich ihn.

    »Ich mag alles an dir, Kerstin!«, antwortete er mir. »Und du inspirierst mich in ganz besonderer Weise.«

    »Inwiefern?«

    »Ich habe Lust, dich übers Knie zu legen und dir deinen geilen Arsch zu versohlen!«

    Meine Wangen begannen zu glühen und meine Stimme bebte, als ich sagte: »Dann tu das! Und wir wollen es nicht auf die lange Bank schieben! Lass uns gleich zu dir gehen!«

Bei ihm zu Hause angekommen, fragte er mich: »Hast du denn schon mal Dresche bezogen?«

   »Nein. Aber ich hätte mir etwas mehr Strenge bei meiner Erziehung gewünscht, vor allem von meinem Vater, er war viel zu weich und nachgiebig. Mal ab und zu was hinten drauf wäre bestimmt nicht verkehrt gewesen.«

    »Dann werden wir das jetzt nachholen«, sagte Holger, »mich wundert nur, dass du, so mir nichts dir nichts dazu bereit bist.«

    »Als du das vorhin im Park zu mir gesagt hast, habe ich gespürt, wie sehr du es wolltest und wie erregt du warst. Das hat mich so angemacht, dass ich es spontan auch wollte!«

    »Leg dich über meinen Schoß!«, befahl er mir.

    »Muss ich mich nicht ausziehen?«

    »Erst mal nicht!«

Ich gehorchte, und Holger rückte mich zurecht, bis ich mich in der für die Züchtigung geeigneten Position befand. Wieder spürte ich die Hitze in meinem Gesicht, das war mir ja schon vertraut, aber es kam noch etwas hinzu: Ein köstliches Kribbeln und Vibrieren im Bereich des Beckenbodens, das sich von dort durch den ganzen Unterkörper zog. Holger zwängte seine linke Hand unter meine stramm sitzende Jeans, packte meinen Slip, und riss ihn mit einem kräftigen Ruck nach oben, sodass der Stoff scharf in meine Schamlippen einschnitt und vollständig in die Pospalte rutschte.

»Au!«, schrie ich auf, doch der Schmerz konnte meiner Erregung nichts anhaben, sondern heizte sie noch zusätzlich an. Holger zog die Geldbörse aus meiner Gesäßtasche, warf sie auf den Tisch und knetete dann mit beiden Händen kräftig meine Kehrseite durch, die erwartungsvoll zu beben begann.

    »Los, hau mich jetzt!«, schrie ich schließlich, »ich will es, ich brauche es!«

    Mit grellem Knall landete seine Hand auf meiner rechten Pobacke.

»Auuuhh!«, entfuhr es mir wieder, und der unerwartete Schmerz machte mir klar, dass es nun vorbei war mit dem verspielten Vorgeplänkel. Dann ging es richtig los: Gut Zwanzigmal drosch er mir kräftig auf den herausgespannten Jeanspo. Ich spürte den heftigen Schmerz, und doch empfand ich eine solche Lust, dass ich nach jedem Schlag einen eigenartigen Laut von mir gab, eine Mischung aus Schrei und wonnigem Aufseufzen.

Holger öffnete dann Gürtel, Knopf und Reißverschluss meiner Jeans, die er mir ruckartig bis zu den Knien abstreifte, um ihm das zu erleichtern, stellte ich mich auf die Zehen und hob mein Becken an. Wieder zog er mir den Slip stramm, zugleich streichelte und knetete er meinen bereits stark erhitzten Po.

    »Bitte«, presste ich heraus, »wenn du so weitermachst, dann komme ich ... aber ich will noch nicht ... schlag mich erst noch einmal tüchtig, ja?«

    Holger ließ mich los und befahl: »Auf!«

Ich rappelte mich hoch, und weil meine Beine durch die heruntergezogene Jeans gefesselt waren, taumelte ich und wäre zu Boden gestürzt, wenn er mich nicht aufgefangen hätte.

    »Zieh dich ganz aus!«, lautete sein nächster Befehl.

Ich gehorchte, und als ich splitternackt war, zog er mich wieder über seinen Schoß. Und dann ging es erst richtig los: Wieder und wieder schlug er nun mit vehementer Wucht zu – zum ersten Mal in meinem Leben bekam ich nach Strich und Faden den nackten Hintern versohlt. Es tat jetzt höllisch weh, und doch war es ein köstliches Gefühl: Jeder Hieb fuhr mir als Lustimpuls durch den Unterleib, meine Ekstase steigerte sich kontinuierlich, bis ich den Schmerz auf dem fast taub geklatschten Po kaum noch spürte – und dann passierte es tatsächlich: Ich kam unter den Hieben wild stöhnend zum Orgasmus!

    Holger hielt sofort inne, streichelte zärtlich mein brennendes Hinterteil, gleichzeitig beruhigte er mich mit sanften Worten und schob langsam einen Finger in meine Vagina. Erst, als die Konvulsionen abgeklungen waren und meine Atmung ruhiger wurde, gab er mich frei, ich rutschte auf den Boden und blieb dort liegen wie ein erlegtes Tier.

    Was war geschehen? War ich das überhaupt noch selber? War es ein Traum, aus dem ich gleich kopfschüttelnd erwachen würde? Aber meine glühende Kehrseite fühlte sich nicht nach Traum an! Hatte ich mich nicht danach gesehnt, Holgers Hände auf meinem Hintern zu spüren? Dass mein Wunsch auch auf diese Weise in Erfüllung gehen würde, daran hatte ich zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht gedacht! Und noch vor zwei Tagen hätte ich jeden für wahnsinnig erklärt, der mir das prophezeit hätte.

    Ich richtete mich auf, kniete mich vor den Stuhl und blickte Holger fragend an. Er lächelte mich an, und dieses Lächeln, das Wärme und Herzlichkeit ausdrückte, verursachte mir einmal mehr den bereits heiß geliebten, wohligen Schauer. Ich öffnete seine Hose, streifte sie nebst Unterhose bis auf seine Füße, liebkoste seinen Penis, ließ ihn tief in meinen Mund gleiten, kraulte ihm die Hoden und reizte den Penisschaft geschickt mit der Zunge. Ich stieg dann rittlings auf ihn, er glitt in mich hinein, krallte seine Finger in meine glühenden Pobacken und presste sein Gesicht an meine Brüste. Die Berührung mit seinen stoppelbärtigen Wangen ließ meine Brustwarzen steif und hart werden. Unter heftigem Keuchen im Rhythmus meiner Beckenbewegungen kam ich wieder – vor ihm – zum Höhepunkt.

Als wir später erschöpft auf seinem Bett lagen, durchlief ein Zittern meinen Körper. Mir wurde plötzlich bewusst, welche Macht Holger bereits über mich hatte und in welchem Ausmaß ich ihm emotionell ausgeliefert war. Nachdem wir uns eine Weile ausgeruht hatten, erwachte unsere Lust aufs Neue und es hieß »da capo«.

Wir aßen noch eine noch eine Kleinigkeit, dann brachte er mich nach Hause – wieder war es sehr spät geworden. Vor dem Schlafengehen betrachtete ich meinen Hintern im Spiegel: Die Rötung und das Hitzegefühl waren weitgehend verschwunden, doch ich war hoch erfreut, dass Holgers Finger an einigen Stellen noch deutlich abgemalt zu sehen waren. Aufgewühlt, aber auch wunderbar gelöst und glücklich schlief ich in dieser Nacht zu höchst vorgerückter Stunde ein.

Am nächsten Tag gingen wir abends wieder im Park spazieren, und ich genoss das Gefühl der Geborgenheit und Vertrautheit in Holgers Gegenwart.

»Wie fühlst du dich heute?«, fragte er mich.

»Ich habe heute Morgen zuerst geglaubt, ich hätte alles nur geträumt«, erwiderte ich, »aber als ich dann meinen Hintern im Spiegel betrachtet habe, war ich eines Besseren belehrt. Es war herrlich, Holger, ich bin immer noch hin und weg! Ich hatte nie zuvor einen Orgasmus mit einem Mann erlebt, darauf kannst du dir was einbilden!«

»Seit wann weißt du eigentlich von dieser Neigung?«, fragte Holger, »ich meine, dass du dich gerne schlagen lässt?«

Ich antwortete ihm: »Noch gar nicht lange. Vor ein paar Wochen lief im Fernsehen eine amerikanische Serie, sie heißt Roots, darin geht es um die Geschichte mehrerer Generationen von Sklaven – hast du sie dir angesehen?«

»Nein.«

    »Also, eine Szene handelt von einer weißen Herrin, sie ist die Frau eines Plantagenbesitzers. Sie betrügt ihren Mann mit dessen Bruder, die beiden treffen sich heimlich auf einer Waldwiese. Während sie sich liebkosen und dabei entkleiden, erzählt sie ihm einen Traum: Darin war sie seine schwarze Sklavin, die er wegen ihrer Schönheit ausgewählt und gekauft hatte. Dann sei sie weggelaufen, aber nur, um wieder eingefangen und bestraft zu werden. Das hat mich ganz schön angemacht, verstehst du? Ich musste dann immer daran denken. Ich fantasierte, ich sei die Sklavin, die wegen Fluchtversuchs nackt ausgepeitscht wird, vor den anderen Sklaven – zur Warnung und Abschreckung. Während ich mir das ausmalte, habe ich’s mir selbst besorgt. Und das passierte nicht nur einmal, sondern fast jeden Tag! Ich will das erleben, Holger, ich will eine Sklavin sein – deine Sklavin! Ich will dir ganz gehören, ich will, dass du mich nach deinem Willen formst und knetest, dass du mich erziehst und bestrafst!«

    »Ich hoffe, dass du das ernst meinst!«, sagte Holger.

    »Ich meine das ernst! Und solltest du mich je bei einer Lüge ertappen, kann die Strafe dafür gar nicht hart genug sein!«

 

Am Freitag aßen wir bei mir zu Mittag, ich hatte einen spanischen Cocido, ein Eintopfgericht mit viel Gemüse und reichlicher Fleischeinlage zubereitet, dazu gab es Roggenbrot und wir genehmigten uns ein Bier. Im Anschluss daran machten wir den nun schon obligaten Parkspaziergang. Ich fragte Holger: »Hast du eigentlich über unser Gespräch nachgedacht? Ich meine, was ich dir anvertraut habe, und was ich mir von dir wünsche?«

»Ja, Kerstin, das habe ich. Auch ich wünsche mir eine solche Beziehung, schon sehr lange, das hast du richtig erkannt. Aber bevor wir uns voll und ganz darauf einlassen, möchte ich, dass du am eigenen Leibe erfährst, wie sich so etwas in vergangen Zeiten tatsächlich abgespielt hat.«

»Und wie stellst du dir das vor?«, wollte ich wissen.

    Er erklärte mir: »Ich bin seit einigen Jahren Mitglied in einem privaten Herrenclub – ein bisschen in dem Stil, den man aus England kennt. Die meisten Mitglieder sind deutlich älter als ich und verdienen auch wesentlich mehr. Es sind ehemalige Professoren, Chefärzte, Privatdozenten, Richter – und was sonst noch. Viele von ihnen sind über siebzig und längst pensioniert. Dieser Club veranstaltet regelmäßige Treffen in einem Privathaus. Es werden dann ungehorsame Sklavinnen vorgeführt, das sind entweder die Ehefrauen von Clubangehörigen, oder aber außenstehende, masochistisch veranlagte Frauen, die auf der Suche nach einem Meister sind. Auch Männer werden nachgefragt, denn einige der Clubmitglieder sind homosexuell. Die Kontakte ergeben sich durch Inserate in Magazinen oder übers Internet. Die Frauen werden wegen irgendwelcher Verfehlungen angeklagt, verhört, dann bestraft und anschließend verkauft oder für eine gewisse Zeit an andere Mitglieder vermietet. Dabei spielt natürlich das Finanzielle eine wichtige Rolle, die Summen, um die es dabei geht, sind beträchtlich, die Sklavinnen werden zuweilen recht gut bezahlt und viele spielen nicht alleine aufgrund ihrer Maso-Neigung, sondern auch wegen des Geldes mit.«

    »Und was hast du dort verloren?«, fragte ich.

    »Meine Hoffnung ist es gewesen, dort eine Frau zu finden, mit der ich eine SM-Beziehung hätte aufbauen können. Diese Hoffnung hat sich nie erfüllt. Aber jetzt muss ich ja nicht mehr suchen, ich habe ja dich.«

    »Aha. Und was willst du dann noch bei den Herren im Club?«

    »Es sind meine Freunde! Nette, gebildete und normale Menschen. Na ja, und heute Abend findet wieder ein solches Treffen statt.«

    »Oh mein Gott!«, rief ich aus, »mir schwant Entsetzliches: Du willst mich dort vorführen!«

    »Du bist ein kluges Mädchen!«

    »Nein, Holger, das geht mir zu weit, das kannst du nicht von mir verlangen!«, wollte ich protestieren – doch ich brachte nicht heraus. Stattdessen hörte ich mich sagen: »Dann möchte ich wenigstens wissen, was genau mich dort erwartet!«

    »Genau kann ich dir das nicht sagen, Liebes. Es wird Anklagen, Gerichtsverhandlungen, Urteile und anschließend Körperstrafen geben. Im Anschluss daran gibt es eine Auktion, es werden Sklavinnen verkauft oder vermietet.«

»Nein, Holger! Ich will nicht verkauft und auch nicht vermietet werden!«

»Du hast dich entschlossen, meine Sklavin zu sein, Kerstin! Sklavinnen müssen gehorchen! Also steh zu deinem Wort und spiel mit! Du müsstest mir sagen, ob es etwas in deinem vergangenen Leben gibt, wofür du dich jetzt noch schämst und eine Strafe verdient hättest.«

    »Etwas aus meiner Vergangenheit ...«, sinnierte ich, »nun, ich war sechzehn, da hat es mir Spaß gemacht, anderen Mädchen die Freunde auszuspannen. Ich wollte beweisen, dass ich die Attraktivere bin. Wenn ich es geschafft hatte, einen Jungen so richtig scharf auf mich zu machen, ließ ich ihn eiskalt abblitzen. Das war gemein und schäbig, und dafür schäme ich mich heute noch.«

    »Das ist sehr gut!«, meinte Holger, »das lässt sich gut verwenden. Ich werde das an den Richter mailen – er ist übrigens ein echter Richter außer Dienst – er wird dich heute Abend damit konfrontieren. Ich fahre dich jetzt nach Hause und gebe dir Bedenkzeit bis sieben Uhr. Dann rufe ich dich an und du sagst mir, ob du mitmachst oder nicht. Wenn ja, hole ich dich um halb acht ab und wir fahren zu der Veranstaltung.«

    Ich gab keine Antwort. Ich empfand ein eigenartiges Gefühlsgemisch aus Angst, Wut, Neugier und Erregung – nicht zuletzt deshalb, weil ich spürte, welche Bedeutung meine Entscheidung für Holger und damit auch für mich hatte.

    Er fuhr mich dann nach Hause, und während der Fahrt sprachen wir kein Wort. Fast hätte ich ohne Gruß und Kuss sein Auto verlassen, ich spürte meinen schnellen Herzschlag bis in den Hals, doch dann brach ich mein Schweigen: »Ich brauche keine Bedenkzeit, Holger. Du kannst auf mich zählen. Hol mich um halb acht ab!«

    Wir umarmten und küssten uns, und als ich spürte, dass sein Puls kein bisschen langsamer als der meine war, musste ich leise lachen.