Eva Hochrath

 

Parallelwelt 520

Der Flügelschlag des Schmetterlings

 

 

17. End-Station

02 Der superschlaue Kasten

 

"Ja, ja... Der, äh, Check..." seufzte Sirrah, auffällig bedeutungsvoll. Er wechselte Blicke mit Rhyan und Deane. Die grinsten schief und feixten...

"Juckt euch was?!" erkundigte sich Sunyard.

"Naja..." Drucksen.

"Also gut! — Wo wir schonmal beim Controller-Test sind..." fing Rhyan schließlich an.

"Ja? Was?" Sunyards Braue ging hoch. Und er schien null Ahnung zu haben, wovon die Rede war...

"Naja... Es ist wegen... Cracks..."

"Ja?"

"Ouh Mann, Sunyard! Nu tu doch nicht so unschuldig!" kam Deane Rhyan zu Hilfe. "Du weißt doch, was er meint! — Wir wollen Cracks... ich mein', Reafer... in unserer Gang haben!"

"Ah ja?" Um Sunyards Mund zuckte es wieder. "Habt ihr das immer noch vor? — Jetzt, wo ihr wisst, wer sie ist..."

Alle drei nickten heftig. "Das, äh, hat damit überhaupt nichts zu tun!"

"Aha... Und du, Reafer? — Beruht eure 'Liebschaft' wenigstens auf Gegenseitigkeit?"

Reafer lächelte ihre Spezis an. Und dann nickte sie.

Erwartungsvolle Blicke auf Sunyard, auch von den 'Vierern'. — Der SC machte es mal wieder spannend. Er qualmte in aller Gemütsruhe vor sich hin und warf gelassene, völlig nichtssagende Blicke in die Runde.

Die andern warteten — nicht gerade geduldig, aber man konnte ja doch nichts machen! Sunyard redete dann, wann er reden wollte, nicht eher!

Endlich wollte er. "Also... Da ist was... was ich absolut nicht gut finde!" begann er.

Vier Herzen sackten in die Hosen.

"Eure Denk- und Analysierfähigkeiten scheinen komplett auf den Hund gekommen zu sein! — Neuerdings scheint ihr das völlig in Ordnung zu finden, wenn jemand ganz Neues und Fremdes gleich als allererstes 'n Dreier-Info-Standard verpasst kriegt! Ohne auch nur in der Aufnahme-Station gewesen zu sein! Und als Draufgabe dann auch noch 'n Einser-Deblock!"

"Ich, äh, verstehe nicht..."

Shelley half nach. "Eindeutig total verblödet! — Wissen nichtmal mehr, wer hier 'n Einser kriegt, und wer nicht! — Man sollte e u c h    e u r e  entziehen!"

"Ker', Shelley! Halt' bloß die Luft an! Wir wissen ganz genau, dass nur Controller Einser-Deblocks kriegen! Hmpfh!"

"Ah ja?! Wirklich?!" machte Sunyard.

Aber dann endlich kapierten sie! Das große Juchhu brach los.

Die 'Vierer' schickten genervte Blicke gen Himmel.

"Ouh Mann, Sunyard! Du kannst einen schon was nerven!!" beschwerte sich Deane, glücklich lachend. "Redet da so quer rum... und hat dabei in Wirklichkeit schon längst vor, Cracks in unsere Gang zu holen!"

Sunyard grinste lässig. "Sogar schon länger, als ihr selbst!" eröffnete er.

"Sunyard!! Echt?!!"

Sunyard nickte. "Seit ich weiß, dass es Reafer ist! — Die muss man nämlich irgendwohin stecken, wo sie unter Aufsicht ist! Und wo sie so schuften muss, dass sie zum Quatschmachen keine Puste mehr über hat! — Und da ist der Kontrollrat ja wohl am besten geeignet!"

Reafer schnitt ihm eine Grimasse.

"Ja, Cracks! Da, äh, ist durchaus etwas dran, was er sagt!" freute sich Sirrah.

Die 'Vierer' hatten dem Geplänkel stumm, aber neugierig zugehört. Jetzt aber meldete Akin sich zu Wort. "Glaubst du denn, dass sie das packt, Sunyard?!"

Wieder mal ging Sunyards Braue hoch, und sein Gesicht zeigte offene Heiterkeit. "Das wird sie wohl müssen! — Und wenn sie sich dusselig anstellt, kriegt sie eben 'ne Tracht Prügel! Das wirkt bei ihr ziemlich intelligenzfördernd!"

"Hä hä!" Die Cats feixten den alten Schwarzseher triumphierend an. Bis auf Reafer, die das mit der Tracht Prügel nicht so gut fand. Auch Kees, und selbst Shelley lachten.

Aber Akin ließ sich seinen Pessimismus so leicht nicht vermiesen. "Und was ist mit dem Test?!" beharrte er. "Den muss sie ja nun erstmal bestehen!"

"Ja, das muss sie wohl!" Sunyard zuckte die Achseln. Es war offensichtlich, dass er in Reafers Fähigkeiten keine Probleme sah.

"Was ist das denn nun eigentlich für'n Test?!" suchte Reafer in Erfahrung zu bringen.

"Einmal darfst du raten!"

"Du meinst... Ich darf an den Computer?!!"

Aus Kees' Qualmwolke dröhnte ein amüsierter Lacher. "Das 'darfst' du! Und wie! — Deine Spezis brauchen ja nicht... Aber Neuzugängen im ZR bleibt das leider nicht erspart!"

Reafer zuckte unbeeindruckt die Achseln. "Ich hab gar nix dagegen! Ganz im Gegenteil: Ich freu mich schon drauf, diesen superschlauen Kasten kennenzulernen!"

Akin schüttelte befremdet und missbilligend den Kopf. "Glaub nur nicht, dass dieser Test ganz einfach ist! Der prüft voll deine Grenzen ab! — Und wenn der Kasten nicht mit dir zufrieden ist... dann wird's nix mit dem Controller-Job!"

Bevor Reafer etwas antworten konnte, war Shelley schon dazwischen. "Jetzt hör endlich auf, sie so bange zu machen! Sie kann's schließlich probieren, oder?!"

"Ich mein' ja bloß!"

"Notfalls", gluckste Kees, "kann Sunyard vorher ja noch 'ne Tracht Kloppe spendieren! — Wenn das der Intelligenz auf die Beine hilft..." PAFF!

Reafer zog eine fatalistische Schnute.

Sunyard, als er ihre Miene sah, legte den Kopf schief und lächelte sie an. "Na? Tut dir wohl schon leid, dass du jetzt doch noch bei mir gelandet bist, was?!"

Sie kriegte einen grimmig-humorigen Ausdruck. "Jaaaa... Eigentlich sollte ich mir das nochmal überlegen... Im Grunde ist das doch sowieso Beschiss: Eigentlich wollte ich mit Sirrah, Rhyan und Deana zusammen... Und jetzt... hab ich wieder dich als Aufpasser am Hals! Kaum ist man den einen Schinder los... da schikaniert und nervt einen der andere!"

"Tja... was 'n Pech auch! Man kommt überhaupt nicht mehr dazu, Unsinn anzustellen, was?!"

"Hoffentlich, äh, bist du da nicht zu optimistisch, Sunyard! Immerhin haben wir jetzt, äh, zwei 'Pforzheimer' in Schach zu halten: den Dicken  u n d  Cracks!"

Reafer und der 'Dicke' schickten verachtungsvolle Blicke in die Runde.

 

03 Rumpelkammer

Impressum

 

Eva Hochrath – End-Station

Parallelwelt 520 – Band 17

1. eBook-Auflage – April 2018

© vss-verlag, Frankfurt

vssinternet@googlemail.com

Titelbild: Agentur Pjuta (www.pjuta.de) unter Verwendung eines Fotos von Pixabay

Lektorat: Armin Bappert

 

01 Um eine Viertelstunde!

 

Carter steckte misstrauisch seinen Kopf durch die Tür, konnte aber zu seiner Beruhigung feststellen, dass sie offenbar alle wieder normal waren — bis auf die Tatsache, dass der SC immer noch ein heiteres Gesicht machte!

"Will noch jemand Kaffee?"

Reafer wollte "Hier!" schreien, aber Sunyard vermasselte ihr die Tour. "Nee, danke, Carter! Jetzt nicht mehr!" Und den anderen erklärte er: "Wir werden unsere Zelte hier nämlich jetzt abbrechen! — Den Rest können wir auch in aller Ruhe in SaS durchhecheln."

"Na, endlich!" brummte Rhyan.

"Warum haste uns eigentlich überhaupt hierher expediert?!" wollte Deane wissen. "Wollt'st du uns hier nur großartig vorführ'n... oder hatte das auch noch 'n tieferen Sinn?!"

"Tust du so minderbemittelt oder hast du echt etwas gelitten?!" erkundigte Shelley sich mit boshaftem Interesse.

Und Kees ließ wissen: "Mein lieber Knabe! Wir haben bis vor 'ner Stunde im Keller gesessen und den Scheiß-Chipshaufen beruhigt!" PAFF!

"Und weil 'er' das so schön findet, dürfen Sunyard und ich gleich sogar nochmal runter und nachsitzen!" stieß Shelley hinterher. "Alles wegen euch!"

"Ist ja gut! Hätt' ich bloß nix gesagt!"

"Ach ja: euer Computer!" erkannte Reafer.

Sunyards Braue ging hoch. "Habt ihr ihr das schon erzählt?"

"Ja! — Oder hätten wir nicht sollen?!"

"Aber ja!"

"Das heißt," ergänzte Sirrah, "wir haben ihr erzählt, dass es sich um eine, äh, zentrale Datenverwaltungs- und Kontrolleinheit handelt... Von deinem, äh, perversen Verhältnis zu diesem Apparat haben wir natürlich nichts gesagt!"

"Wieso 'perverses Verhältnis'?!" war Reafer sofort neugierig. Aber sie hatte gleich eine Vorstellung. "Ach so! Bist du mit dem Ding vielleicht in so 'nem mutualen Feedback-Clinch?"

Kees röhrte los. "Madam!! So langsam wirste mir unheimlich! — Du weißt ja wohl überall Bescheid!"

"Sunyard! Stimmt das?!" drängelte Reafer.

Sunyard lächelte schief. Dann nickte er und fuhr sich seufzend durch seine schwarze Mähne. "Der olle 'Ottokar' ist der Alptraum meiner schlaflosen Nächte!"

"Ach ja?!" Shelleys Stimme triefte vor Hohn. "In einer von diesen 'schlaflosen Nächten' haste das Monstrum ja selbst ausgebrütet!"

"'Ausgebrütet'?!" Reafer lachte los. "Sunyard! Sag bloß, das ist wirklich so'n Ding, wovon ihr beide, du und 'Æ', immer gesponnen habt! — So 'ne Überwachungseinheit... Damit Leute, die das Kommando schwingen, 'ne Instanz haben, die auf sie aufpasst!"

Sunyard nickte nur.

"Ich krieg die Tür nicht mehr zu!!! Man kann also tatsächlich so 'ne Maschine bauen, die sich mit biologischen Einheiten austauschen kann?!! — Und du hast auch noch den Nerv gehabt, dich wirklich anschließen zu lassen?!! Freiwillig?!!" Sie wusste offenbar genau, wovon die Rede war.

"Nicht nur Sunyard!" grummelte Shelley.

Sunyard grinste. "Das System funktioniert sogar noch besser, als wir uns das damals vorgestellt haben! — Leider! Das Biest nervt nämlich nicht schlecht rum! Alle paar Monate müssen wir antreten und uns durchchecken lassen: ob man nicht inzwischen größenwahnsinnig geworden ist, oder schizophren, oder schwindsüchtig, oder was-weiß-ich! Und, vor allem, ob man noch Eins und Eins zusammenzählen kann! — Alles von der Einheit selbst entwickelt!"

"Also lernfähig?!"