Hector Hugh Munro

 

Als Wilhelm kam

 

Science-Fiction-Classics – Band 1

Hector-Hugh-Munro – Als Wilhelm kam

1. Auflage – Juli 2018

© vss-verlag Hermann Schladt

Titelbild: Armin Bappert unter Verwendung eines Fotos von pixabay.de

Übersetzung von Dr. Heinrich Schönfeldt

Neubearbeitung: Sarah Schmidt

Kapitel II - Die Heimkehr

 

Murrey Yeovil stieg an der Victoria Station aus dem Zug, der ihn von der Fähre nach London gebracht hatte, und stand wartend da, mit einer Miene, die irgendetwas zwischen Missmut und Ungeduld ausdrückte, während ein Träger sein leichtes Reisegepäck aus dem Waggon hob und sich mit einem Handwagen auf die Suche nach seinen schwereren Koffern machte. Yeovil war ein junger Mann mit grauem Gesicht, ruhelosen Augen, einem wehmütigen Zug um den Mund und einer Haltung, die Abgeschlagenheit ausdrückte, was aber offensichtlich nur eine vorübergehende Eigenschaft an ihm war. Der stickige, schmutzige Bahnhof mit seinem Gewimmel von sowohl müßig herumschlendernden als auch geschäftig hastenden Leuten, den kleinen Strömen von Vorstadtpassagieren, die sich in kurzen Abständen über diesen oder jenen Bahnsteig ergossen wie Ameisen, die über einen Gartenweg ausschwärmten, bildete den anstrengenden Höhepunkt einer anstrengenden Reise. Yeovil blickte sich schnell, fast gehetzt, in alle Richtungen um, so wie jemand, der von einer krankhaften Neugier gezwungen wird, nach Dingen Ausschau zu halten, die er eigentlich gar nicht sehen möchte. Sein Blick streifte kurz hintereinander die Anzeigen über dem Fahrkartenschalter, dem Gepäckaufbewahrungsschalter, dem Erfrischungsstand und so weiter, die jeweils in Deutsch und Englisch abgefasst waren, sowie den gekrönten Adler und das Monogramm auf den Briefkästen.

Er wandte sich um, half dem Träger beim Verstauen seiner Gepäckstücke auf dem Handwagen und folgte ihm hinaus auf den Bahnhofsvorplatz, wo eine Reihe von Taxis nach und nach von einer herausströmenden Flut von Reisenden weggeschwemmt wurde.

Handgepäck, Reisetaschen und einige Koffer mit vielen Aufklebern und deutlichen Abnutzungsspuren wurden in ein Taxi verfrachtet, und Yeovil wandte sich an den Fahrer, um das Fahrziel anzugeben.

„Nummer achtundzwanzig, Berkshire Street.“

„Berkschirestraße acht-und-zwanzig“, wiederholte der Mann auf Deutsch, eine bullige, bebrillte Erscheinung von unverkennbar germanischem Typ.

„Nummer achtundzwanzig, Berkshire Street“, wiederholte Yeovil und stieg in das Taxi, ohne den Fahrer weiter zu beachten, der die Adresse noch einmal in seine Sprache übersetzte.

Ein ganze Reihe Taxis, die gleichzeitig vom Bahnhof aus losfuhren, versperrten einen Moment lang die Straße, und Yeovil hatte Zeit, die Tatsache zu bemerken, dass die Worte „Viktoria-Straße“ neben dem vertrauten englischen Straßennamen angebracht waren. Ein Hinweisschild, das der Allgemeinheit die Richtung zum nicht weit entfernten Schwimmbad wies, war ebenfalls in beiden Sprachen beschriftet. London war eine zweisprachige Stadt geworden, vergleichbar mit Warschau.

Das Taxi bahnte sich geschwind einen Weg über die Buckingham Palace Road in Richtung der Mall. Als sie an der langen Palastfront vorüberfuhren, drehte der Fahrgast energisch den Kopf weg, um die fremden Uniformen an den Toren und die Adlerstandarte, die im Sonnenlicht flatterte, nicht sehen zu müssen. Der Taxifahrer, der anscheinend streitlustige Triebe hegte, verlangsamte die Geschwindigkeit, als er in die Mall einbog, und deutete auf die weiße Säule der Gedenkstatue vor den Palasttoren.

„Großmutter-Denkmal, jawohl“, verkündete er und nahm seine schnelle Fahrt wieder auf.

Als er an seinem Ziel angekommen war, stand Yeovil auf den Stufen seines Hauses und drückte mit einem seltsamen Gefühl der Verlorenheit den Klingelknopf, wie ein Fremder, den es aus dem Nirgendwo in ein Land verschlagen hatte, in dem ihn niemand kannte. Kurz darauf stand er in seiner Eingangshalle und war das Objekt achtungsvoller Fürsorge und Aufmerksamkeit. Adrett gekleidete und herausgeputzte Lakaien mit beflissenen Gesichtern machten sich emsig an seinen von der Reise arg mitgenommenen Gepäckstücken zu schaffen; die Tür wurde geschlossen, und somit waren der Taxifahrer mit der kehlig klingenden Stimme und die grelle Julisonne ausgesperrt. Die anstrengende Reise war überstanden.

„Mein Armer, wie schrecklich erschöpft du aussiehst“, sagte Cicely, nachdem die ersten Begrüßungsworte ausgetauscht worden waren.

„Es ist ein langwieriges Unterfangen, wieder völlig gesund zu werden“, sagte Yeovil. „Und ich habe erst drei Viertel des Weges dorthin geschafft.“

Er betrachtete sein Spiegelbild und lachte trübsinnig.

„Du hättest erleben sollen, wie ich vor fünf oder sechs Wochen ausgesehen habe“, fügte er hinzu.

„Du hättest mich zu dir kommen und dich pflegen lassen sollen“, sagte Cicely. „Du weißt, dass ich das wollte.“

„Oh, man hat mich recht gut versorgt“, sagte Yeovil, „und es wäre eine Schande gewesen, dich in diese Ödnis zu zerren. Ein kleiner finnischer Kurort außerhalb der Saison ist kein sehr unterhaltsamer Ort, und es wäre noch schlimmer für jemanden gewesen, der nicht russisch spricht.“

„Du musst dort ja lebendig begraben gewesen sein“, sagte Cicely mitfühlend.

„Ich wollte lebendig begraben sein“, sagte Yeovil. „Die Nachrichten von der Welt draußen waren nicht von der Art, die einem mutlosen Kranken zur Genesung verhelfen. Man erzählte mir so wenig wie möglich von den Ereignissen, und ich war dir dankbar für deine Briefe, weil aus ihnen auch sehr wenig hervorging. Wenn man sich im Ausland aufhält, unter Fremden, trifft einen das Unglück des eigenen Landes härter, bereitet einem größeren Kummer, als es selbst bei den Menschen in der Heimat der Fall ist.“

„Nun, jedenfalls bist du jetzt zu Hause“, sagte Cicely, „und du kannst die Strecke bis zur vollständigen Genesung in der dir angenehmen Gangart zurücklegen. Ein bisschen geruhsames Jagen in diesem Herbst, ein bisschen Schießen, nur eben so viel, um dir Bewegung zu verschaffen und dich nicht zu ermüden; du darfst deine Kräfte nicht überschätzen.“

„Meine Kräfte kehren bereits zurück“, sagte Yeovil. „Die Reise hat mich nicht halb so sehr erschöpft, wie man hätte erwarten können. Es ist dieser abscheuliche Zustand der Lustlosigkeit, geistig und körperlich, worin die schlimmste Nachwirkung der Malaria besteht; durch die Krankheit wird die Energie eimerweise aus einem herausgeschöpft, und sie tröpfelt nur teelöffelweise nach. Und gerade jetzt benötige ich unermüdliche Energie, mehr noch als Stärke; ich möchte mich nicht in einen Schlappschwanz verwandeln.“

„Hör mal, Murrey“, sagte Cicely, „nachdem wir zusammen gegessen haben, werde ich etwas tun, das sich augenscheinlich für eine gute Gattin nicht gehört. Ich werde ausgehen und dich mit einem alten Freund alleine lassen. Doktor Holham wird vorbeikommen, um mit dir Kaffee zu trinken und Zigarren zu rauchen. Ich habe das in die Wege geleitet, weil ich wusste, dass dir das gefallen würde. Männer können am besten miteinander reden, wenn sie unter sich sind, und Holham kann dir alles berichten, was sich seit deiner Abreise ereignet hat. Es wird wohl eine düstere Geschichte werden, fürchte ich, aber du wirst sicher alles hören wollen. Die Zeit war der reinste Alptraum, aber inzwischen sieht man die Dinge aus einer etwas anderen Perspektive, mit mehr Gelassenheit.“

„Ich komme mir immer noch vor wie in einem Alptraum“, sagte Yeovil.

„Wir alle sind uns so vorgekommen“, sagte Cicely mit dem Tonfall einer älteren Person, die einem Kind erklärt, dass es die Dinge besser verstehen wird, wenn es erst einmal erwachsen ist. „Die Zeit wirkt immer wie eine Art Betäubungsmittel, weißt du. Die Dinge erscheinen unerträglich, und dann merken wir nach und nach, dass wir sie doch ertragen. Und jetzt, mein Liebling, werde ich dein Meldeformular ausfüllen und es dir überlassen, das Auspacken deiner Sachen zu beaufsichtigen. Robert wird dir für jegliche Hilfe zur Verfügung stehen.“

„Was für ein Meldeformular?“

„Oh, nur ein dummes Dokument, das ausgefüllt werden muss, wenn jemand hier einreist; man muss angeben, woher derjenige kommt, seinen Beruf, die Nationalität und Religion und solche Sachen. Wir sind hier jetzt etwas bürokratischer geworden als früher, weißt du.“

Yeovil sagte nichts, doch in das fahle Grau seines Gesichts mischte sich eine dunkle Röte, die jedoch sofort wieder verschwand und ihn noch grauer und blutleerer als zuvor erscheinen ließ.

Seine Reise schien auf einmal wieder von neuem begonnen zu haben. Er befand sich unter seinem eigenen Dach, seine Diener machten ihm ihre Aufwartung, seine ihm vertrauten Besitztümer waren deutlich erkennbar um ihn herum - aber das Gefühl, zu Hause zu sein, war verschwunden. Ihm war, als ob er in irgendeinem Hotel angekommen wäre, wo man ihn darum bat, seinen Namen, seinen Stand und sein Ziel anzugeben. Auf andere widerwärtige und irritierende Dinge, die er in London antreffen würde, war er gefasst gewesen - die Veränderungen auf Briefmarken und Münzen, das aufdringliche germanische Wesen, die fremden Uniformen, die überall auftauchten, die neue Ausrichtung des gesellschaftlichen Lebens. Auf derartige Dinge war er vorbereitet gewesen, doch dieses persönliche Indiz für seinen Status als Untertan traf ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel, und das in einem Moment, in dem er sozusagen seine Rüstung beiseitegelegt hatte. Cicely sprach gleichmütig über die verabscheuungswürdigen Formalitäten, die man ihnen aufgezwungen hatte; würde auch er irgendwann diese Dinge mit solch einer Ergebenheit betrachten können?

 

Kapitel III - Der „Metzki-Zar

 

„Ich befand mich im Anfangsstadium meiner Krankheit, als ich die erste Ahnung davon bekam, was vor sich ging“, sagte Yeovil zu dem Doktor, während sie in einer Nische des großen Raucherzimmers beim Kaffee saßen. „Ich war gerade einmal in der Lage, während des Tages ein wenig herumzuwerkeln und hatte ständig gegen Depressionen und Antriebslosigkeit zu kämpfen; gegen Abend kam das Fieber, und die Nächte verbrachte ich im Delirium. Mein Jagdgehilfe und mein Kammerdiener waren beide Burjaten und des Russischen kaum mächtig, doch das war leider die einzige Sprache, in der wir uns gemeinsam unterhalten konnten. Wenn es ums Essen und den Jagdsport ging, konnten wir uns recht bald verständigen, aber über andere Themen war ein Gedankenaustausch ziemlich schwierig.

Eines Tages begab sich mein Jagdgehilfe zu einem weit abgelegenen Handelsposten, um einige Dinge zu besorgen, die wir brauchten; der Laden lag achtzig Meilen vom nächsten Eisenbahnanschluss entfernt, achtzig Meilen lang unglaublich schlechte Straßen, doch in gewisser Weise war er ein Knotenpunkt und Umschlagplatz für Neuigkeiten von der Welt da draußen. Der Jagdgehilfe kam mit ungenauen Nachrichten über irgendeinen Konflikt zwischen dem ‚Metskie Zar‘ und dem ‚Angliski Zar‘ zurück und wiederholte ständig das russische Wort für Niederlage. Ich erkannte natürlich, dass mit dem ‚Angliski Zar‘ der König von England gemeint war, doch mein Geist war zu sehr von der Krankheit angegriffen und geschwächt, als dass ich mir auf das weitere unablässige Kauderwelsch des Mannes einen Reim hätte machen können.

Zu diesem Zeitpunkt verschlimmerte sich mein Zustand so sehr, dass ich den Kampf gegen das Fieber aufgeben und mich, so gut ich eben konnte, auf den Weg zum nächsten Ort machen musste, wo ich medizinisch betreut und versorgt werden konnte. Es geschah eines Abends, in einer einsamen Hütte am Rande eines großen Waldes. Während ich auf meinen Diener wartete, der mir das Essen bringen sollte - welchem ich im wahrsten Sinne des Wortes ungeduldig entgegenfieberte und das mir, wie ich wusste, zuwider sein würde, sobald es aufgetragen wäre - traf mich die Erkenntnis über die Bedeutung des Wortes ‚Metzki‘ wie ein Blitz. Ich hatte geglaubt, dass es sich auf irgendeinen orientalischen Herrscher beziehen würde, auf einen aufständischen Radscha vielleicht, der Scherereien machte und dessen Anhänger einer isolierten britischen Truppe in irgendeinem hinterwäldlerischen Winkel des Reiches möglicherweise Schwierigkeiten bereitet hatten. Doch mit einem Mal wusste ich, dass der Begriff, den der Mann versucht hatte, mir zu vermitteln, ‚Nemetzki Zar‘ war – deutscher Kaiser. Ich rief nach dem Jagdgehilfen und unterzog ihn einem atemlosen Kreuzverhör; er bestätigte meine Befürchtungen. Der ‚Metzki Zar‘ war ein großer europäischer Herrscher, der mit dem ‚Angliski Zar‘ in Konflikt geraten war, und letzterer war vernichtet und hinweggefegt worden. Der Mann sagte das Wort ‚Schiffe‘ in seiner Sprache, und vollführte eine schwungvolle pantomimische Geste, um das Sinken einer Flotte darzustellen. Holham, mir blieb nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass es sich bei dem Ganzen um ein erfundenes, unbegründetes Gerücht handelte, das irgendwie bis in die Randbezirke der Zivilisation vorgedrungen war. Während meiner etwas klareren Momente war es mir möglich, nicht daran zu glauben, doch wer schon einmal ein Delirium durchgemacht hat, weiß, welche wahnsinnigen Todesqualen ich während der Nacht durchlitten habe, und wie mein Gehirn immer und immer wieder gegen dieses gemunkelte Unheil angekämpft hat.“

Der Doktor murmelte ein paar mitfühlende, verständnisvolle Worte.

 „Dann“, fuhr Yeovil fort, „erreichte ich endlich die kleine sibirische Stadt, die das Ziel meiner mühevollen Reise war. Dort gab es eine kleine russische Kolonie: Händler, Beamte, einen oder zwei Ärzte und einige Offiziere der Armee. Ich mietete mich in dem primitiven Hotel-Restaurant ein, welches als allgemeiner Treffpunkt der Gemeinde diente. Ich erfuhr sehr bald, dass die Nachricht wahr war. Die Russen sind das feinfühligste aller europäischen Völker, das ich je getroffen habe; sie starrten mich nicht mit anmaßender und mitleidsvoller Neugier an, aber etwas in ihrer Einstellung hatte sich verändert, was mir zeigte, dass der reisende Brite in ihren Augen nicht mehr die interessante, Respekt erfordernde Persönlichkeit war wie in der Vergangenheit. Ich begab mich auf mein Zimmer, wo der Samowar seine vertraute Melodie blubberte und ein lächelnder, rot gekleideter russischer Bursche meinem burjatischen Diener beim Auspacken meiner Kleidung half, und erkundigte mich, ob auf die Schnelle irgendwelche Zeitungen der vergangenen Wochen aufgetrieben werden könnten. Ich bekam ein Bündel reichlich abgegriffener Blätter, einzelne Seiten der Nowoje Wremja, der Moskowskije Wedomosti sowie ein oder zwei vollständige Exemplare von Lokalzeitungen aus Perm und Tobolsk. Ich kann Russisch nicht besonders gut lesen, obwohl ich es ziemlich flüssig spreche, doch aus den zusammenhanglosen Bruchstücken konnte ich mir genug zusammenreimen, um einen Eindruck von dem Ausmaß der Tragödie zu bekommen, die sich innerhalb weniger betriebsamer Stunden in einer Ecke Nordwesteuropas abgespielt hatte. Ich suchte aufgeregt nach Berichten neueren Datums, die die Sache in einem anderen Licht darstellen und diese Tragödie etwas hätten abschwächen können.

Schließlich stieß ich auf eine Seite der bebilderten Beilage der Nowoje Wremja, die einmal wöchentlich erscheint. Darauf zu sehen war ein Foto eines Gebäudes mit einer langgestreckten Front, über dem eine Fahne flatterte, und die Unterschrift lautete: ‚Die neue Standarte weht über dem Buckingham Palace‘. Das Bild war kaum mehr als ein Schmutzfleck, doch die Fahne, vermutlich retuschiert, war unverkennbar. Es war der Adler des Nemetzki Zars. Mir ist dieser schlicht möblierte kleine Raum mit der unver­meidlichen vergoldeten Ikone in der Ecke, dem zischenden und gurgelnden Samowar auf dem Tisch, sowie der klimpernden Musik des Balalaika-Orchesters aus dem Restaurant unter mir noch sehr lebhaft in Erinnerung. Die nächste bewusste Sache, an die ich mich erinnere, ereignete sich viele Wochen später, wo mit mir auf sachliche und gleichgültige Weise darüber diskutiert wurde, ob ich wohl kräftig genug sei, die lange Zugreise nach Finnland zu überstehen.

Seitdem, Holham, wurde mir immer wieder geraten, meinen Geist so wenig wie möglich mit dem Krieg und der politischen Entwicklung zu belasten, und ich folgte diesem Rat nur zu gern. Das Schlimmste wusste ich bereits, und es hatte wenig Sinn, meine Besorgnis noch zu vertiefen, indem ich weitere Einzelheiten ans Tageslicht zerrte. Doch jetzt bin ich mehr oder weniger wieder ins Leben zurückgekehrt, und ich möchte gerne die Lücken in meinem Wissen um die Ereignisse schließen. Sie wissen jetzt, wie viel und wie wenig ich weiß; diese Ausschnitte aus russischen Zeitungen waren so ziemlich die einzige Informationsquelle, die mir zur Verfügung stand. Ich weiß nicht einmal genau, wie das Ganze anfing.“

Yeovil lehnte sich in seinem Sessel zurück und nahm eine Haltung an, die zu verstehen gab, dass er gesagt hatte, was nötig war, und dass er nun die Rolle des Zuhörers übernehmen wollte. „Es begann“, sagte der Doktor, „mit einer vollkommen unbedeutenden Meinungsverschiedenheit über irgendwelche Grenzangelegenheiten in Ostafrika; es gab eine kleine Panikattacke an der Börse, und dann sah es so aus, als ob die Geschichte in absehbarer Zeit mehr oder weniger zufriedenstellend ausgestanden wäre. Doch die Verhandlungen über die Angelegenheit zogen sich übermäßig lange hin, und es kam zu einem weiteren Nervenflattern in der Finanzwelt. Eines Morgens berichteten dann die Zeitungen über eine höchst bedrohliche Rede eines deutschen Ministers, und tatsächlich begann die Lage ziemlich düster auszusehen. ‚Er wird schon in seine Schranken gewiesen werden‘, hieß es hierzulande allgemein, doch binnen weniger als vierundzwanzig Stunden wussten diejenigen, die auch nur den Hauch einer Ahnung hatten, dass wir mitten in einer Krise steckten — doch ihre Erkenntnis kam zu spät. ‚Ein Krieg zwischen zwei so zivilisierten und aufgeklärten Nationen ist eine Unmöglichkeit‘, hatte einer unserer Wortführer der öffentlichen Meinung am Samstag erklärt; bis zum darauffolgenden Freitag war der Krieg tatsächlich eine Unmöglichkeit geworden, weil wir nicht mehr in der Lage waren, ihn fortzusetzen. Er war mit wohlberechneter Plötzlichkeit über uns hereingebrochen, und wir waren einfach nicht stark genug an all den Stellen, an denen Druck ausgeübt wurde. Unsere Schiffe waren ihren Schiffen mindestens ebenbürtig, unsere Seeleute waren tüchtiger als ihre Seeleute, aber unsere Schiffe waren nicht in der Lage, es mit ihren Schiffen plus ihrer Überlegenheit in der Luft aufzunehmen. Unsere ausgebildeten Soldaten konnten es locker mit ihren ausgebildeten Soldaten aufnehmen, aber sie konnten nicht an verschiedenen Stellen gleichzeitig sein, während der Feind das offenbar konnte. Unsere nur unzureichend ausgebildeten und nicht ausgebildeten Männer konnten die Kunst der Kriegsführung nicht von heute auf morgen erlernen; mehr Zeit hatten sie aber leider nicht. Der Feind bestand aus einer ganzen Nation, die im Umgang mit Waffen ausgebildet war; wir waren nicht mehr als ein nutzloser Lehrjunge: Wir dachten immer, dass eine Ausbildung in dieser Richtung die Mühe nicht wert wäre. Durch das Land tobte ein Sturm des Mutes, doch er war wie ungesteuerte Elektrizität; er kontrollierte weder Truppen, noch konnte er dem Feind einen Schlag versetzen. Die Zeit reichte nicht aus für den Heldenmut und die Hingabe, die eine langwierige Schlacht, wie hoffnungslos sie auch sein mochte, zu Tage bringen kann; der Krieg war fast so schnell zu Ende, wie er begonnen hatte. Nach den Niederlagen, die wir während der ersten drei Tage des Kriegsgeschehens mit blitzartiger Geschwindigkeit einstecken mussten, gaben sich die Zeitungen keine Mühe mehr, so zu tun, als ob die Situation noch gerettet werden könnte. Redakteure und Öffentlichkeit hatten gleichermaßen erkannt, dass uns die Schläge des Feindes direkt ins Herz trafen und dass es nur noch eine Frage von kürzester Zeit wäre, bis wir ausgezählt werden würden. Man könnte das Ganze mit einem überraschenden Matt gleich am Anfang eines Schachspiels vergleichen; die eine Seite hatte sich die Züge ausgedacht und die Figuren ihrem Plan gemäß ins Spiel gebracht, während die andere Seite gehemmt und hilflos zusehen musste, ohne genügend Mittel und mit einer von vornherein zum Scheitern verurteilten Strategie. Das ist im Kern die Geschichte dieses Krieges.“

Yeovil schwieg eine Weile, dann fragte er: „Und das Nachspiel, die Friedensverhandlungen?“

„Der Zusammenbruch war so vollständig, dass meiner Ansicht nach nicht einmal der Feind so richtig auf die Folgen seines Sieges vorbereitet gewesen war. Niemand war sich so ganz im Klaren darüber gewesen, was ein derartig verheerender Feldzug für eine Inselnation mit einer enormen Bevölkerungsdichte bedeuten würde. Die Sieger waren in der Position, alle Bedingungen zu ihrem Vorteil bestimmen zu können, und es war kein Wunder, dass ihre Vorstellung von Ausbreitung in der Stunde der Intoxikation gipfelte. Es gab keine europäische Vereinigung, die ihnen Einhalt geboten hätte, und mit Sicherheit war keine Macht so tollkühn, sich zu erdreisten und sich gegen die Bedingungen des Vertrages aufzulehnen, die die Sieger den Besiegten aufzwangen. An eine Annektierung hatte vor dem Krieg wahrscheinlich niemand auch nur im Traum gedacht; nach dem Krieg war der Gedanke auf einmal verlockend zweckmäßig. ‚Warum nicht?‘, wurde der Lieblingsausspruch der führenden Schreiber in der deutschen Presse. Sie wiesen darauf hin, dass Großbritannien, geschlagen und gedemütigt, jedoch mit einem gewaltigen Kräftepotential für eine Wiedererstehung ausgestattet, ein gefährlicher und unumgänglicher Feind des Deutschland von morgen sein würde, wohingegen ein Großbritannien, das dem Hohenzollern-Reich einverleibt wäre, nur eine unzufriedene Provinz wäre, ohne Kriegsflotte, die ihre Unzufriedenheit zu einer ernsten Bedrohung machen könnte, dafür aber mit hohen steuerzahlenden Ressourcen, durch die man die Belastung der anderen Reichsstaaten lindern könnte. Warum also nicht annektieren? Die Warum-Nicht-Stimmen überwogen. Unser König hat sich bekanntermaßen mit seinem Hofstaat nach Delhi zurückgezogen, als Herrscher im Osten, dem die meisten seiner Übersee-Gebiete immer noch untertan sind. Die britischen Inseln wurden als Reichsland der deutschen Krone unterstellt, eine Art Elsass-Lothringen, das von der Nordsee umspült wird anstatt vom Rhein. Wir haben immer noch unser Parlament, aber es ist nur ein gestutzter und stark verkleinerter Abklatsch dessen, was es einmal war, und wurde fast all seiner Funktionen beraubt. Als die Wahlen anstanden, hatte man Mühe, brauchbare Kandidaten zu überreden, sich aufstellen zu lassen, und die Leute zu bewegen, an die Wahlurnen zu gehen. Es entlockt einem ein bitteres Lächeln, wenn man bedenkt, dass wir noch vor einem oder zwei Jahren darüber diskutiert haben, wem man seine Stimme geben sollte. Und natürlich haben sich die alten Partei-Sparten mehr oder weniger aufgelöst. Über den Liberalen schwebt natürlich die dunkelste aller Wolken, weil sie das Land angeblich in die Katastrophe gesteuert haben, aber um ihnen gerecht zu werden, muss man sagen, dass sie keine größere Schuld trifft als alle anderen Parteien. In einer Demokratie wie der unseren muss die jeweils gegenwärtige Regierung mehr oder weniger die Vorstellungen und die Mentalität der Nation in allen Lebensbereichen widerspiegeln, und die britische Nation wollte sich damals einfach nicht von der dringenden Notwendigkeit, eine ausgebildete Armee zu besitzen, und von der tödlichen Gefahr, die von dieser Tatsache ausging, überzeugen lassen. Sie war hin und wieder gewillt, halbherzig verängstigt zu sein und halbherzige Gegenmaßnahmen zu treffen, oder besser gesagt, viertelherzige Maßnahmen, und die Regierung jener Tage war einverstanden, solche zu ergreifen. Doch jede politische Partei oder Gruppierung oder jeder Staatsmann, der gesagt hätte: ‚Die Gefahr ist gewaltig und unmittelbar, also müssen auch die zu bringenden Opfer gewaltig und unmittelbar sein‘, hätte eine beträchtliche Einbuße an Stimmen bei der nächsten Wahl hinnehmen müssen. Trotzdem mussten die Liberalen als die Partei, die seit fast einem Jahrzehnt an der Regierung gewesen war, die Beschimpfungen der Leute über sich ergehen lassen, die durch die Niederlage und Demütigung wie von Sinnen waren. Ein Minister, der so gut wie gar nichts mit militärischen Belangen zu tun gehabt hatte, wurde in Newcastle angegriffen und beinahe umgebracht; ein anderer hat sich drei Tage lang in Exmoor versteckt und konnte schließlich unerkannt flüchten.“

„Und die Konservativen?“

„Die sind ebenfalls in der Versenkung verschwunden, in ihrem Fall jedoch mehr oder weniger freiwillig. Seit Generationen hatten sie sich als Unterstützer des Throns und der Verfassung verstanden, und als plötzlich die Verfassung aufgehoben und der Thron von einer fremden Herrscherdynastie besetzt worden war, hatte sich ihre politische Orientierung in Luft aufgelöst. Sie befinden sich so ziemlich in der gleichen Lage wie die Jakobiten nach der Thronbesteigung der Hannoveraner. Viele der führenden Tory-Familien sind in die britischen Übersee-Länder ausgewandert; andere haben sich in ihre Landhäuser zurückgezogen, ihren Lebensstil drastisch eingeschränkt, ihren Landbesitz verkauft und Geld im Ausland investiert. Die Fraktion der Labour Party wiederum ist beinahe ebenso in Verruf geraten wie die Liberalen, weil sie am Vorabend des Krieges zu überschwänglich und demonstrativ mit den deutschen demokratischen Parteien einen auf Freundschaft gemacht und ein Evangelium der weltweiten Bruderschaft ausgenutzt haben, das kein einziges germanisches Bajonett hat stumpf werden lassen, als die Stunde gekommen war. Ich nehme an, dass sich mit der Zeit die einzelnen Parteirichtungen in der einen oder anderen Form neu manifestieren werden; es wird eine Sozialistische Partei geben, aus den Interessen der Kaufleute und Fabrikanten wird sich eine Art bürgerliche Partei entwickeln, und die unterschiedlichen religiösen Einrichtungen werden sich repräsentiert sehen wollen…“

Yeovil regte sich ungeduldig.

„All diese Entwicklungen, die Sie prophezeien“, sagte er, „brauchen Zeit, beträchtliche Zeit; soll dieser Alptraum also ewig so weitergehen?“

„Es ist leider kein Alptraum“, entgegnete der Doktor, „es ist die Realität.“

„Aber es kann doch wohl nicht sein, dass eine Nation wie die unsere, eine mannhafte, hoch zivilisierte Nation mit einer uralten Herrschertradition, bis in alle Ewigkeit von ein paar tausend Bajonetten und Maschinengewehren unterdrückt wird. Wir werden uns doch sicherlich eines Tages erheben und sie vertreiben.“

„Guter Mann“, sagte der Doktor, „natürlich kann es sein, dass wir in einem günstigen Moment die hier errichtete Garnison überwältigen und die Kastelle einnehmen könnten, und vielleicht gelänge es uns sogar, die Häfen mit Minen in die Luft zu jagen, aber was dann? Nach spätestens vierzehn Tagen wird uns der Hunger wieder dazu bringen, uns bedingungslos zu unterwerfen. Sie müssen bedenken, dass all die Vorteile, die unsere isolierte Lage mit sich brachte, solange wir die Seeherrschaft innehatten, sich jetzt, da die Seeherrschaft bei jemand anderem liegt, gegen uns wenden. Der Feind müsste nicht eine einzige Bodentruppe mobilisieren oder ein einziges Schlachtschiff auslaufen lassen; eine Flotte wendiger Kreuzer und Zerstörer, die um unsere Küste kreist, würde vollkommen genügen, um uns von jeglicher Lebensmittelversorgung abzuschneiden.“

„Wollen Sie mir damit sagen, dass dies eine endgültige Sache ist?“, fragte Yeovil mit bebender Stimme. „Sollen wir jetzt für immer eine Untertanennation bleiben, wie die Polen?“

„Wir wollen die Hoffnung auf ein besseres Schicksal nicht aufgeben“, sagte der Doktor. „Unsere Chance kommt vielleicht, wenn die uns beherrschende Macht in einen erfolglosen Seekrieg mit irgendeiner anderen Na­tion verwickelt wird, oder vielleicht wird es im Falle einer gesamteuropäischen Krise, wenn alles aus dem Gleich­gewicht gerät, erforderlich, dass unsere unterschwellige Feindseligkeit durch das Zugeständnis der Unabhängig­keit beschwichtigt werden muss. Auf so etwas müssen wir hoffen und warten. Andererseits müssen die Eroberer damit rechnen, dass im Laufe der Zeit die alten Nationalgefühle schwächer und schließlich in Vergessenheit geraten wer­den; die heutigen Menschen mittleren Alters werden zu Greisen, die sich mit der Veränderung abfinden; die jungen Generationen werden heranwachsen, ohne je etwas anderes gekannt zu haben. Man muss weit rufen, um in Delhi gehört zu werden, wie ein altes indisches Sprich­wort sagt, und der sonderbare halbeuropäische, halb­asiatische Hofstaat dort in der Ferne wird mehr und mehr wie etwas Exotisches und Unwirkliches erscheinen. ‚Der Kö­nig auf der anderen Seite des Wassers‘ war einst in unse­rer Geschichte ein Schlachtruf, aber ein König auf der anderen Seite des Indischen Ozeans ist nur ein schemenhafter Rivale für jemanden, der zwischen Potsdam und Windsor hin- und herpendelt.“

„Ich möchte, dass Sie mir alles erzählen“, sagte Yeovil nach einer weiteren Pause. „Sagen Sie mir, Holham, wie weit ist dieser vernichtende Prozess, ‚der Lauf der Zeit‘, bereits fortgeschritten? Mir scheint es so, als hätte er bereits begonnen. Ich habe gleich, als ich ankam, eine Zeitung gekauft und während der Zugfahrt hierher gelesen. Ich las Dinge, die mich verwirrten und empörten. Es gab An­kündigungen von Konzerten und Theaterstücken und Premieren und Vernissagen; sogar auf kleine Tanzveranstaltungen wurde hingewiesen. Es gab An­zeigen, in denen Hausboote und Wochenendhäuschen und Streichergruppen für Gartenfeste angeboten wurden. Mir kam das alles so vor, als würde man ausgelassen feiern, wäh­rend man eine Leiche im Haus liegen hat.“

„Yeovil“, sagte der Doktor, „Sie dürfen zwei Dinge nicht außer Acht lassen. Erstens: Die Notwendigkeit, dass das Leben im Land so weitergeht, als ob nichts geschehen wäre. Es stimmt, dass mehrere Tausend unserer arbeitenden Männer und Frauen und auch Tausende der Ober- und Mittelschicht ausgewandert sind; dabei handelte es sich um Leute, die nicht geschäftlich gebunden waren oder die es sich leisten konnten, diese Verbindungen zu kappen. Doch sie repräsentieren vergleichsweise nur einen kleinen Teil der Gesamtheit. Die kleinen und die großen Ge­schäfte müssen fortgeführt werden, die Menschen müs­sen ernährt, eingekleidet, untergebracht und medizinisch versorgt werden, und ihre tausend­undein Bedürfnisse müssen befriedigt werden. Neh­men Sie mich zum Beispiel; so sehr es mir zuwider ist, un­ter einer fremden Herrschaft zu leben und meine Steu­ern einer fremden Regierung zu zahlen, kann ich meine Praxis und meine Patienten doch nicht im Stich lassen und eine neue Existenz in Toronto oder Allahabad anfan­gen, und selbst wenn ich es könnte, müsste ein anderer Doktor meinen Platz hier einnehmen. Ich oder dieser andere Doktor, wir brauchen Personal und Geräte und Essen und Möbel und Zeitungen und auch unseren Sport. Die Golfplätze und Jagdgebiete sind seit dem Krieg nahezu verwaist, doch allmählich kommen ihre Verehrer zurück, weil die körperliche Er­tüchtigung im Freien zu einer Notwendigkeit geworden ist, zu einer sehr vernünftigen Notwendigkeit sogar, da viele Menschen ansonsten unter unnatürli­chen und anspruchsvollen Bedingungen arbeiten müssen. Das ist einer der Faktoren für diese Situation. Der andere betrifft zwar hauptsächlich Lon­don, beeinflusst dadurch jedoch auch zu einem gewissen Grad den Rest des Landes. Sie werden vieles um sich herum bemerken, das Ihnen wie ein Zeichen herzloser Gleichgültigkeit gegenüber den Schwierigkei­ten, in die unsere Nation geraten ist, vorkommen wird. Nun, Sie dürfen nicht vergessen, dass viele Errungen­schaften des modernen Lebens, vor allem in den Groß­städten, nicht nationaler, sondern internationaler Natur sind. In der Welt der Musik und der Kunst und des Thea­ters zum Beispiel gibt es unzählige ausländische Namen, die einem auf Schritt und Tritt begegnen, und einigen unserer britischen Anbeter dieser Künste ist der Lebensstil von München oder Moskau vertrauter als der von - sagen wir mal - Stirling oder York. Jahre­lang schon leben und denken und unterhalten sie sich in einer Atmosphäre und einem Jargon von nichtnationaler Kultur - selbst dieje­nigen, die nie über die Grenzen dieses Landes hinausge­kommen sind. Sie würden alles Mögliche auf sich neh­men, um etwas über das Privatleben und die Lebenseinstellungen eines galicischen Zigeunerdichters zu erfahren, und sie würden mit vollem Ernst seine Ansichten über Schul­den und Mätressen und die Kochkunst zitieren und ausdiskutieren, während sie bei dem Lied ‚D’ye ken John Peel?‘ vor lauter grober Grausamkeit erschaudern. Sie können nicht erwar­ten, dass eine so geartete Welt auf Dauer bedrückt und nie­dergeschlagen sein wird, weil die Krone von Karl dem Großen jetzt den Platz oben auf der königlichen Loge in den Theatern einnimmt oder den Kopf von Theater- und Konzertprogrammen ziert. Und dann wären da ja auch noch die Juden.“

„Es gibt viele davon hierzulande, oder zumindest in London“, sagte Yeovil.

„Es gibt jetzt sogar noch mehr als früher“, sagte Holham. „Ich selbst hege eine große Abneigung gegen die Juden, aber ich will gerecht bleiben und muss zugeben, dass jene unter ihnen, die im echten Sinne bri­tisch waren, auch britisch geblieben sind und in unserem Unglück zu uns gehalten haben; dafür gebührt ihnen Eh­re. Aber was die anderen wird, was diese Menschen unter Leben verstehen.“