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Die Dunstein Chroniken

 

Teil 4:

Die Toten von Rabenstein

 

(von Eckhard Bausch)

 

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Deutsche Erstausgabe

2020

 

© Mystic Verlag

 

Text: Eckhard Bausch

Umschlagskonzept: Hans-Martin Knerr

 

Umschlaggestaltung:

Hans-Martin Knerr

Claudia Gornik

 

unter Verwendung von Fotos

Shutterstock / iStock

 

Satz: Helga Sadowski

 

Korrektur: Annika Bausch

 

ISBN: 978-3-947721-19-1

 

Interessierte Leser und Autoren finden weitere Informationen auf unserer Website

www.mysticverlag.de

 

sowie auf der Website des Autors

www.eckhard-bausch.de

 

 

Für Christine,

Annika und Leonard

 

 

Hinweis des Autors

 

 

Dieses Buch ist die Fortsetzung der in den Episoden 1 bis 3 der Dunstein Chroniken („Die Spur der weißen Kreise“, „Das versteinerte Grauen“ und „Die Artefakte der Macht“) begonnenen Geschichte eines kleinen, fiktiven Kontinents während einer schicksalhaften Epoche. Um jederzeit einen schnellen Überblick und den Zugriff auf Namen und Zusammenhänge zu ermöglichen, gibt es im Anhang eine Karte des Kontinents und eine als „Orientierungshilfe“ bezeichnete Kurzbeschreibung der wichtigsten Handlungsorte und Personengruppen mit den ihr jeweils zugehörigen Protagonisten.

 

Ich wünsche den Lesern viel Spaß und Spannung!

Prolog

Kapitel 1 – Vorbereitungen für entscheidende Kämpfe

Kapitel 2 – Dämmerung in Dunculbur

Kapitel 3 – Der Funke von Serfetras’gor

Kapitel 4 – Der verratene Verräter

Kapitel 5 – Die Nachricht aus der Vergangenheit

Kapitel 6 – Ungewöhnliche Lösungen

Kapitel 7 – Das Ende der Wege

Anhang: Orientierungshilfe


Prolog

 

Aus der erhitzten Schale stieg in schleierartigen Schwaden gelber Dampf auf, der sich bis zur Decke emporkräuselte. Die faltigen Hände der Wahrsagerin tasteten über einen bizarr geformten Kristall, der den Hochkönig an eine Eisscholle erinnerte, wie er sie einmal im hohen Norden gesehen hatte.

„Ich sehe, wie ein Vetter Seiner Himmlischen Majestät den Thron der Hochkönige besteigt und einen Mann aus einem fremden Land zum Statthalter von Doinat ernennt“, krächzte die Alte mit den zerzausten Haaren. Ihr abwesender Blick verlor sich in dem gelben Dampf. „Ich sehe den rechtmäßigen Hochkönig nicht mehr!“, rief sie anklagend. „Er ist verschwunden! Schande!“

Nur noch dünne Rauchfähnchen stiegen aus der Schale auf. Dann erstarben auch sie. Der Blick der Seherin klärte sich.

Der Hochkönig schien versteinert. Erst nach einer ganzen Weile bewegte er die Lippen, und sie formten nur ein Wort: „Schredostes.“

Eolyxi, die Wahrsagerin, nahm ihre Hände von dem Kristall weg. „Ich habe die Zukunft gesehen“, bekräftigte sie. „Genau so wird sie eintreten. Niemand kann das ändern.“ Furchtlos blickte sie dem Hochkönig in die dunklen Augen. Diese hielten ihrem Blick nicht stand.

Herundulurk, der sechste Nachfolger des Dynastiegründers Zitaxon, sah zur Decke empor, wo sich die letzten Überbleibsel des gelben Rauchs inzwischen verflüchtigt hatten. Er war ein großer Eroberer, aber er hatte Angst vor der Zukunft.

„Ich werde dafür sorgen, dass diese Dinge nicht zu meinen Lebzeiten eintreten werden“, verkündete er. „Ich werde den Statthalter von Doinat ergreifen lassen und in die Verbannung schicken. Seine Stellung wird aber kein Fremder, sondern mein jüngster Sohn einnehmen.“

Eolyxi durchschaute die Absichten des großen Eroberers. Er würde seinen Vetter Schredostes auf einer winzigen Insel mitten in einem tückischen Sumpf aussetzen lassen. Da das Moor zudem an der Grenze zum Land der feindlichen Ureinwohner lag, war das keine Verbannung, sondern ein Todesurteil. Wenn Schredostes nicht den Tücken des Sumpfes zum Opfer fiel, würden ihn die riesigen Flachschädel erschlagen.

Die Seherin wollte nicht für den Tod eines Mannes die Verantwortung tragen, der als der Gütigste im ganzen Land galt und mit Sicherheit nicht die Absicht hatte, den Hochkönig zu stürzen. So beschloss Eolyxi, die Weiße Göttin aufzusuchen.

 

*

 

Dem Mann mit dem Federbusch auf dem Bronzehelm widerstrebte die Anordnung des Hochkönigs. Als Anführer der zehn Leibgardisten, die Schredostes nach Yacudac gebracht hatten, trug er jedoch die Verantwortung für die Ausführung des königlichen Befehls. Er stand am Rande des Moores und suchte nach einer Möglichkeit, die winzige Insel inmitten des Sumpfes zu erreichen. Die Entscheidung wurde ihm auf eine Weise abgenommen, mit der er nicht gerechnet hatte.

Aus dem Unterholz trat eine zierliche Frau mit blütenweißer Haut und goldenen Locken hervor. Unerschütterlich schritt sie auf die Gruppe der muskulösen, schwer bewaffneten Krieger zu und verlangte, sie sollten ihr den Gefangenen übergeben. Einer der Gardisten stellte sich ihr entgegen. Da ergriff ihn die Frau mit einer schnellen Bewegung und schleuderte ihn in hohem Bogen durch die Luft, dass er weit entfernt auf dem ausgetrockneten Boden hinter den Sümpfen aufschlug. Die anderen Soldaten starrten gebannt zu der Stelle, wo nach dem Aufprall ihres Gefährten eine Staubwolke hochstieg. Die Weiße Frau nahm Schredostes bei der Hand und führte ihn weg. Den restlichen Kriegern fehlte der Mut, die Frau anzugreifen. Später erzählten sie ihrem Hochkönig Herundulurk, dass sie seinen Vetter auf der Insel im Maar von Yacudac abgesetzt hätten.

Schredostes wurde von keinem Sindrier je wiedergesehen. Die Weiße Frau nahm ihn mit in ihr kleines Reich, eine weitläufige Höhle nahe dem See von Yacudac. Dort erfuhr er auch ihren Namen: Larradana.

Larradana verliebte sich in den ruhigen, gütigen, groß gewachsenen Sindrier. Sie zeugte mit ihm im Laufe der Zeit mehrere Kinder, die die schwarzen Augen ihres Vaters hatten, aber in ihren Bewegungen über eine unglaubliche Schnelligkeit verfügten. Schredostes wurde älter, Larradana nicht. Fast auf den Tag vierzig Jahre nachdem sie ihn befreit hatte, starb er in ihren Armen. Sie bestattete seine Gebeine in einer kleinen Felsenkammer. Unendlich traurig verließ sie die Höhlen von Yacudac und kehrte nie mehr zurück. Ihre Nachkommen aber blieben dort. Von den Sindriern wurden sie später „Pylax“ genannt.

 

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Kapitel 1 – Vorbereitungen für entscheidende Kämpfe

 

Für die Verteidiger von Rabenstein begann ein Wettlauf gegen die Zeit. Nur eine Handvoll Menschen hatte bisher erkannt, dass sich in der vorzeitlichen Festung Charak Dun voraussichtlich das weitere Schicksal des Kontinents entscheiden würde. Statt der Artefakte der Macht hatte der unheilschwangere Dunstein den Weg zu dem Ort gefunden, wo seinetwegen schon in der Vergangenheit immer wieder heftige Kämpfe stattgefunden hatten. Drei Mitbegründer des Geheimen Bundes von Dunculbur waren aus ihren Gefängnissen entkommen und richteten nun ihren Blick nach Rabenstein. Erneut stand der altehrwürdigen Stätte eine schicksalhafte Auseinandersetzung bevor. Aber dieses Mal hatten es die Verteidiger mit Feinden zu tun, die aufgrund der ihnen zur Verfügung stehenden Machtmittel unüberwindbar schienen.

Die Wirren der in Obesien tobenden Revolution und die Verfolgungsjagd nach dem Mörder des Herzogs der Höhlen banden zudem Kräfte, die bei der Verteidigung von Rabenstein dringend benötigt worden wären.

 

*

 

„Spürst du das auch?“, fragte der Mann und schaute hinunter zu dem schwarzen, raupenähnlichen Wesen auf seinem Handrücken.

„Es ist meine Stimme, die du hörst.“ Lautlose Worte, die erst im Kopf des Mannes zu einer sinnhaften Nachricht zusammengesetzt wurden. „Aber dennoch bin nicht ich es, was zu dir spricht. Es ist der Baum.“

Der Mann versuchte, die gewaltige Zeder mit seinen Blicken zu erfassen. Es gelang ihm nicht. Die Frühnebel hatten sich noch nicht vollständig gelichtet, und es hatte den Anschein als seien die obersten Äste des riesigen Baumes mit dem diesigen Himmel verwoben.

„Bist du sicher, Schlaan?“, vergewisserte sich der Mann.

Der Mon’ghal reckte den vorderen Teil seines Raupenkörpers in die Höhe. Er wirkte nun wie eine angriffslustige Schlange, was jedoch angesichts seiner geringen Größe irgendwie lächerlich anmutete.

„Ich würde dich nie belügen.“ In den lautlosen Worten lag ein deutlicher Vorwurf. „Aber nun höre die Botschaft: Das Geflecht der alten Wesenheiten braucht einen neuen Vermittler. Es hat dich für diese Aufgabe ausersehen. Sie besteht darin, dass du den Menschen, die draußen in der Welt für das Geflecht handeln, den Willen der alten Wesenheiten übermittelst. Dafür bietet das Geflecht der alten Wesenheiten dir und mir seinen Schutz an. Ein fürchterlicher Sturm wird über Obesien hinwegfegen. Er hat bereits begonnen und könnte mit einer völligen Vernichtung der Mon’ghale enden. Wenn du jedoch die dir zugedachte Aufgabe annimmst, wird er dein Heer und meine Artgenossen jedenfalls hier an diesem Ort verschonen.“

Es entstand eine kurze Pause. Dann vernahm der Mann erneut die Stimme in seinem Kopf: „Bist du bereit für deinen ersten Auftrag?“

„Ja“, bestätigte der Ducarion ohne lange Überlegung.

Der Mon’ghal war wieder auf den Handrücken des Mannes zurückgesunken. Seine unhörbare Stimme erteilte dem neuen Vermittler die Anweisungen für dessen erste Mission: „Der Meister der Todeszeremonie, der bisher für das Geflecht gehandelt hat, kommt seinen Pflichten nicht mehr in dem erforderlichen Umfang nach. Stattdessen versucht er, eine Stätte zu verteidigen, die längst ihre Bedeutung verloren hat. Er muss abgelöst werden. Gehe zu den Höhlen von Tulumath! Dort triffst du einen Weißen Mann namens Tholulh. Er vertritt eine Macht, die noch stärker ist als das Geflecht. Du musst ihn bitten, dass er den alten Wesenheiten erlaubt, den Meister der Todeszeremonie zu ersetzen. Dafür werden aber zwei Personen benötigt.“

 

*

 

Weit mehr als andere Menschen wurde Saradur ständig von einer inneren Unruhe angetrieben. Aber selbst er konnte sich der mystischen Beschaulichkeit dieses Ortes nicht entziehen. Das kristallklare Wasser des Spiegelsees lag wie eine polierte Glasscheibe eingebettet zwischen den umgebenden Hügeln. Zwei riesige Weiden standen eng verflochten am Seeufer; aus der Ferne wirkten sie wie ein einziger Baum. Gleich den Kaskaden eines geronnenen Wasserfalls schmiegten sich die Gebäude des Monasteriums von Bogogrant an eine zum See hinabfallende Bergflanke.

Der Höchste Priester genoss diesen Anblick von einem hölzernen Steg aus, der einige Meter auf den See hinausführte. Bald gewann jedoch seine innere Unruhe wieder die Oberhand. Er schickte sich an, die restliche Wegstrecke zum Monasterium zurückzulegen.

Der gesamte Hang war bedeckt von einem Gewirr terrassenförmiger Gebäude und Gärten, in denen vorwiegend Wein, Obst und Oliven angebaut wurden. Auf seinem Weg durch diese Gärten eröffneten sich Saradur immer wieder Ausblicke auf den in der Sonne glitzernden Spiegelsee, die beiden riesigen Weiden und die verkarsteten Hügel, die in weiter Ferne mit dem Horizont verschmolzen.

In einem lauschigen Steinpavillon an der Hangseite eines winzigen Olivenhains wurde Saradur von Ilmin erwartet, dem Rektor des Monasteriums von Bogogrant. Der Nachfolger der Zwillinge Orhalura und Teralura, ein noch verhältnismäßig junger Mann von knapp über vierzig Jahren, war auf Veranlassung des Höchsten Priesters in dieses Amt eingesetzt worden. Er hatte ein breites, fröhliches Gesicht und einen deutlichen Bauchansatz. Jeder konnte sofort erkennen, dass dieser Mann die schiere Lebensfreude verkörperte. Obwohl Saradur wusste, dass die Vorstellungen und Lebensweise Ilmins deutlich von seinen eigenen abwichen, schien er ihm die richtige Wahl für Bogogrant. Der Höchste Priester hatte erfasst, dass auch eine gewisse Vielfalt für das Überleben des Ordens wichtig war. Vor allem aber versuchte er, Menschen an sich zu binden, die andernfalls zu unliebsamen Gegnern werden konnten. Weit weg von Modonos, dem Zentrum des Ordens, konnte ein Rektor nur wenig bewirken und daher auch nur wenig Schaden anrichten. Diese Einschätzung entsprach jedenfalls der Denkweise Saradurs, der jedoch wie alle anderen Menschen mit seinen Überlegungen auch nicht immer richtig lag.

Das Äußere des dritten Mannes, der zu der Zusammenkunft erschienen war, hätte sich kaum noch markanter von dem Ilmins unterscheiden können: hochgewachsen, mit pechschwarzem, fettigem Haar und unruhig flackernden Augen, unfähig, dem Blick seines Gesprächspartners längere Zeit standzuhalten. Sein olivgrüner Umhang wies ihn als einfachen Priester aus. Die dicke Staubschicht auf der Kleidung verriet, dass er gerade von einer längeren Reise eingetroffen war.

„Seid willkommen in Bogogrant, Bruder Saradur“, begrüßte der Rektor den Höchsten Priester mit nachgerade überbordender Freundlichkeit und drückte ihm beide Hände. Nachdem sich der Höchste Priester artig für den herzlichen Empfang bedankt hatte, stellte der Rektor den anderen Gast vor: „Das ist Bruder Brodolap. Er kommt direkt aus Modonos und bringt leider schlimme Nachrichten.“

Ilmin unterstrich diese Worte mit einer auffordernden Geste in Richtung des einfachen Priesters, woraufhin dieser sich leicht vor Saradur verbeugte und die Geschehnisse in der Hauptstadt zusammenfasste: „Eminenz, das Heer von Tirestunom hat Modonos überfallen und sogar die Akademie abgeriegelt. Dem Ducentron Crescal ist es offenbar gelungen, sich dem Einfluss der Mon’ghale zu entziehen. Modonos ist gefallen. Sowohl die Reste des Heeres als auch die Schildwache sind zu Crescal übergelaufen. Die Garde wurde aufgelöst. Nur das Kollektiv und einige Mitglieder des Kriegsrats konnten fliehen.“

Nachdem er seinen ersten Schreck überwunden hatte, trat Saradur an die Brüstung des Pavillons und schaute nachdenklich auf das Land hinunter. Er ahnte, dass dieser Aufstand die bisherige Ordnung und damit auch den Priesterorden hinwegfegen konnte. Neben seinen persönlichen Kampf um die Unsterblichkeit und seinen weltanschaulichen Kampf gegen das Geflecht der alten Wesenheiten war nun auch noch ein Kampf um das reine Überleben getreten. Seine feingliedrigen Hände strichen über den rauen Sims der Brüstung, während in seinem Kopf ein Plan zu reifen begann.

Er wandte sich an den Rektor.

„Wir können später die Lage und die weiteren Schritte in Ruhe erwägen. Ich werde ein paar Tage hierbleiben. Könnten Sie mir jetzt aber bitte den Mann aus dem Norden schicken?“

„Selbstverständlich“, erwiderte Ilmin und verließ den Pavillon.

„Sie wissen, wo sich unser Äußerer Stützpunkt in Lokhrit befindet?“, fragte der Höchste Priester Brodolap, nachdem der Rektor gegangen war.

„Ja“, bestätigte der Mann aus Modonos.

Saradur nickte zufrieden: „Gut. Sie werden dorthin gehen und dem Rektor, Ulban, über die Lage in der Hauptstadt berichten. Dabei werden Sie aber mit keinem Wort erwähnen, dass dies auf mein Geheiß geschieht. Sagen Sie, Ilmin habe Sie darum gebeten. Der Mann aus dem Norden wird Sie begleiten. Sie werden sich strikt an dessen Anweisungen halten. Kann ich mich darauf verlassen?“ Brodolap ließ sich seine Verwunderung nicht anmerken. Er wusste, dass mit dem Höchsten Priester nicht zu spaßen war. Daher bestätigte er beflissen, dass er den Auftrag wie verlangt ausführen würde.

„Sie werden gleich morgen aufbrechen“, entschied Saradur. „Gehen Sie jetzt und ruhen Sie sich aus!“

Brodolap entfernte sich schleunigst. Der Höchste Priester ließ sich auf der Sitzbank im Pavillon nieder, strich sich eine Haarsträhne aus den Augen und wartete auf den Mann, den er zusammen mit Brodolap nach Lokhrit zu entsenden gedachte.

 

Eine Weile später erschien dieser Mann. Er war untersetzt, stämmig und hatte die blauen Augen eines Mithriers. Saradur bot ihm einen Platz an.

„Wie geht es Ihnen, Zallux?“, erkundigte er sich.

„Die ganze Zeit ging es mir einigermaßen gut“, grantelte der ehemalige Fürst zu Drinh und Hüter der Flammen. „Aber wenn ich Sie sehe, weiß ich, dass es wieder einmal gefährlich für mich wird.“

„Diesmal ist es ein völlig harmloser Auftrag“, wiegelte der Höchste Priester ab. „Sie werden morgen mit einem Priester des Wissens namens Brodolap nach Tal Nakh aufbrechen. Das ist der Äußere Stützpunkt des Ordens in Lokhrit, am Oberlauf des Lokh, nicht allzu weit von hier entfernt.“

„Und was soll ich dort tun?“, wollte Zallux wissen.

„Das was Sie am besten können“, grinste Saradur hämisch. Er griff unter seine weiße Robe mit dem roten Kreis und dem blauen Kubus, zog einen nur fingergroßen Metallbehälter hervor und stellte ihn vor Zallux auf den runden Tisch.

„Das ist ein Extrakt aus Sumpfmohn und dem Gelben Tückling“, erklärte Saradur. „Es handelt sich um eine klare, völlig geruchs- und geschmacksfreie, etwas zähe Flüssigkeit. Sie brauchen nur die Hälfte des Inhalts. Sie wirkt schnell und sicher. Es wird wie der plötzliche Herztod aussehen.“

„Für wen ist das bestimmt?“, fragte Zallux lakonisch.

Der Höchste Priester ließ sich gegen die Lehne der Sitzbank zurücksinken.

„Der Rektor des Äußeren Stützpunkts von Tal Nakh heißt Ulban. Finden Sie heraus, wer die wichtigste Person in seinem Leben ist. Für diese ist es bestimmt.“ Nach einer Weile ergänzte Saradur: „Brodolap darf von alledem nichts bemerken. Sobald der Auftrag erfüllt ist, verlassen Sie mit ihm Tal Nakh und schicken ihn hierher zu mir. Sie selbst reiten nach Dunculbur und warten dort auf mich.“

 

*

 

Tralk, der Rabe, hatte erkannt, dass Tergald im Begriff stand, mit Octora und ihren Gefolgsleuten das Aralt-Gebirge zu verlassen. Damit war für ihn der Zeitpunkt gekommen, sich neu zu orientieren. Er hatte sein ganzes Leben hier im Aralt verbracht und wusste, wo er auch in Notfällen noch Nahrung finden konnte. Deshalb entschied er sich dafür, eine Zeitlang Tritoria und Unitor zu folgen. Diese hatten nach dem Abstieg aus der Schneise von Delamunth am Fuß der Gebirgsausläufer den Weg nach Norden eingeschlagen.

Noch einmal ließ sich der Rabe in wildem Sturzflug auf Tergald herabfallen und krallte sich an seiner Schulter fest. Während seines lauten Gekrächzes zwickte er den Lokhriter plötzlich ins Ohr bevor er sich rasant in die Lüfte erhob, um dem erwarteten Schlag zu entgehen. Aber Tergald lachte nur. Es wäre ihm nicht in den Sinn gekommen, nach dem gefiederten Gefährten zu schlagen, der ihm das Leben gerettet hatte. Dann verstummte sein Lachen, und sein Gesicht bekam einen traurigen Ausdruck. Er hatte verstanden.

Die eleganten Schleifen, die der Vogel nun flog, bedeuteten das Zeichen des Abschieds. Kurz hielt Tergald sein Pferd an und winkte ihm ein letztes Mal zu. Dann beeilte er sich, Octora und ihren Kriegern zu folgen, die bereits vorausgeritten waren.

Unitor bemerkte bald, dass der einsame Rabe nun ihnen folgte. Deshalb zeigte er sich auch nicht verwundert, als Tralk am zweiten Tag der Reise unversehens auf seiner Schulter landete und dort eine Weile ausruhte. Der Eisgraf streichelte durch das Gefieder des Raben, der daraufhin behutsam an seinem Ohr knabberte. Dass Unitor darüber lachen konnte, bestätigte Tralk, dass er sich einen geeigneten Spielgefährten ausgesucht hatte.

„Du scheinst ja eine besondere Anziehungskraft auf hässliche Vögel auszuüben“, bemerkte Tritoria kratzbürstig.

Unitor grinste: „Mit solchen Sprüchen solltest du vorsichtiger umgehen. Schließlich bist du ja auch bei mir.“

„Falsch!“, giftete sie ihn an. „Du bist bei mir. Und ich ertrage dich nur gezwungenermaßen.“

„Ich bin zuversichtlich, dass sich das ändern wird“, gab der Mithrier gleichmütig zurück.

„Vergiss es“, keifte die Herzogin ärgerlich und trieb ihr Pferd so heftig an, dass es einen Satz machte und davonstob. Mit einem erschrockenen Krächzen flog der Rabe auf.

 

Am späten Nachmittag erreichten sie den „Schlund des Zusith“, den Eingang zum Höhlensystem, in dem sich die Schatzkammer der Herzöge befand. Der breite, tunnelartige Stollen führte tief in den Berg hinein. Der Untergrund war derart abgeschliffen, dass dieser Tunnel sogar bequem mit Ochsenkarren befahren werden konnte. Nach einer Viertelstunde beschrieb der Stollen eine Linkskurve. Auf der rechten Seite befand sich ein großer Durchbruch. Bei näherem Hinsehen erwies er sich als das Loch in der Wand eines zylinderförmigen, mehrere Meter durchmessenden Felskamins, dessen Boden etwa fünf Meter unterhalb des Tunnels lag. Einige im Gestein verankerte Metallleitern ermöglichten den Abstieg auf den Grund des Kamins.

„Du bleibst hier!“, kommandierte Tritoria und drückte Unitor die Zügel ihres Pferdes in die Hand. Ohne eine Antwort abzuwarten stieg sie eine der Leitern hinab.

Kaum hatte sie den Boden berührt, da verließen bereits zwei breitschultrige Zogh-Krieger das aus dem Felsen gehauene Wachhaus und eilten auf die Herzogin zu. In respektvoller Entfernung verhielten sie ihre Schritte und deuteten eine leichte Verbeugung an.

„Können wir behilflich sein, Hoheit?“, erkundigte sich einer der beiden.

„War Zobirek hier?“, fragte Tritoria, obgleich sie die Antwort bereits kannte. Ein kaum wahrnehmbares Blinken am Boden hatte ihre Aufmerksamkeit erregt, ein kleiner Ring mit einem geschliffenen Edelstein.

„Ja, Hoheit“, bestätigte der Wächter. „Er sagte, es gebe Krieg und er müsse den Schatz der Herzöge in Sicherheit bringen.“ Zornig sah die Herzogin die beiden Krieger an und schlug sich zweimal mit der rechten Faust gegen die Stirn. Dabei wusste sie aber, dass sie den Wächtern keinen Vorwurf machen konnte. Nach den Gesetzen der Höhlen wäre es ihnen gar nicht möglich gewesen, den Raub durch ein Mitglied der herzoglichen Familie zu verhindern. Mit schnellen Schritten durchquerte sie die Grotte. Durch die Tür neben dem Wachhaus betrat sie die dahinter gelegenen Räume, in denen der Schatz der Herzöge aufbewahrt worden war. Überall auf dem Boden verstreut lagen wertvolle Gegenstände, die der Herzogsmörder und seine Kumpane in ihrer Eile achtlos zurückgelassen hatten. Tritoria wusste indes, dass es sich dabei nur um einen unbedeutenden Bruchteil der Sammlung handelte, die die Herzöge der Höhlen in Tausenden von Jahren zusammengetragen hatten. Wütend trat sie gegen einen silbernen Stirnreif mit einem kleinen Rubin. Während dieser noch klappernd über den Boden rollte, verflüchtigte sich bereits ihr Zorn und machte kühler Überlegung Platz. Nachdenklich folgte sie dem Reif, hob ihn auf und setzte ihn sich auf den Kopf. Dann ging sie zurück zu Unitor.

„Zobirek ist nicht nur ein Mörder und Verräter, sondern auch ein gemeiner Dieb“, verkündete sie. „Er hat tatsächlich den Schatz der Herzöge gestohlen.“

„Den größten Schatz der Herzöge hat er glücklicherweise zurückgelassen“, bemerkte Unitor und deutete auf Tritoria in dem Versuch, sie aufzumuntern. Er erreichte damit jedoch das Gegenteil.

„Es gelingt dir immer wieder, mich mit deinen törichten Sprüchen in die Flucht zu schlagen. Vielleicht solltest du sie öfter bei deinen Feinden anwenden.“ Mit diesen Worten sprang sie in den Sattel und ritt den Tunnel zurück auf dem Weg, den sie gekommen waren. Unitor folgte ihr schnell und hielt sie am Arm fest.

„Hast du darüber nachgedacht, was Zobirek mit dem Schatz vorhaben könnte?“, fragte er.

Tritoria sah ihn an, als ob sie an seinem Verstand zweifelte: „Ist das wirklich so schwierig zu erraten? Er will eine Söldnerarmee aufstellen. Allein mit meinen Soldaten kann er keine offene Feldschlacht gegen die Königin gewinnen. Außerdem werden meine Leute früher oder später erfahren, dass er den Herzog ermordet hat.“

„Genau das wird geschehen, wenn er den Aralt verlässt“, erwiderte Unitor. „Dann werden deine Leute zu dir überlaufen. Gegen die vereinten Heere der Königin, der Höhlen und des Marschalls könnte keine Söldnerarmee des Kontinents bestehen. Und weshalb sollte er überhaupt eine offene Feldschlacht wollen? In den Höhlen ist er sicherer als sonstwo in der Welt. Nein, da steckt etwas anderes dahinter, das wir unbedingt herausfinden müssen.“

Tritoria musste sich wider Willen eingestehen, dass seine Argumente überzeugend klangen.

„Vielleicht hast du recht“, räumte sie zerknirscht ein. „Wenn du nicht gerade dumme Sprüche machst, kommt manchmal auch etwas Vernünftiges heraus.“

Wie ein gewaltiger Torbogen öffnete der „Schlund des Zusith“ die Sicht in die Außenwelt. Dicke weiße und graue Wolken trieben träge am Himmel vorüber. Beim Verlassen des Tunnels fiel Unitors Blick zuerst auf Tralk, der sich auf einem kleinen Felskegel niedergelassen hatte. Tritorias Aufmerksamkeit galt hingegen Prandorak, der in seinen blauen Mantel gehüllt nur ein paar Schritte vom Stollenausgang entfernt wartete.

„Zobirek ist zum Kijanduk geritten“, berichtete der Herold.

„Was will er dort?“, überlegte Tritoria laut. „Es gibt dort keine Höhle, die groß genug wäre, das Heer aufzunehmen.“

„Die Sterzenburg“, erinnerte Prandorak die Herzogin.

„Die Sterzenburg?“, wiederholte sie, zunächst wenig überzeugt. „Die Festung ist ziemlich verfallen. Aber ja, es gibt dort fruchtbare Täler, die nur von der Burg aus zu erreichen sind. Man könnte ein Heer versorgen. Ein geeigneter Platz für eine Verteidigungsanlage. Das haben anscheinend schon die alten Sterzen erkannt.“

„Ich habe vor einigen Wochen gehört, dass an der Burg gebaut wird. Ich habe dieser Nachricht jedoch keine große Bedeutung beigemesssen. Damals schien die Welt noch in Ordnung zu sein“, erklärte Prandorak.

„Wir haben gefunden wonach wir gesucht haben“, stellte Unitor fest und fügte grinsend hinzu: „Und das war kein törichter Spruch.“

 

*

 

Die Menschen jubelten als Mesitaz mit dem Heer von Tirestunom die Hauptstadt verließ. War das die Freude über die Befreiung oder über den Abzug? Corbunt glaubte, die Antwort auf diese Frage zu kennen: Es war die Freude über beides. Und auch Corbunt freute sich. Er fühlte sich nun als unumschränkter Herrscher über Modonos. Dabei konnte der äußere Schein nicht über offensichtliche Schönheitsfehler hinwegtäuschen. Aber die hätte der Milesion gern in einem anderen Licht gesehen.

„Wenn man den Menschen die Freiheit gibt, führt dies eben auch dazu, dass sie ihre Meinung bekunden“, dozierte er.

Die hübsche Frau mit den mandelförmigen Augen ließ diesen Einwand jedoch nicht gelten: „Hier geht es nicht um Meinungen. Eine Minderheit probt den Aufstand. Und wenn Sie das zulassen, werden wir hinweggefegt. Der Zorn des Volkes unterscheidet nicht zwischen Unterdrückern und Befreiern. Sie müssen diesem Zorn die Nahrung entziehen!“ Corbunt wirkte nun doch verunsichert. Seit er Tokon und seine Spießgesellen eingesperrt hatte, riefen die Priester des Wissens immer wieder zu Protestkundgebungen auf. Allmählich bekamen sie auch Zulauf aus den Reihen der Obesier, die sich nach der früheren Ordnung zurücksehnten.

Wie selbstverständlich hatte Tornantha die Stellung als Beraterin des Oberbefehlshabers eingenommen. Schon mit Rücksicht auf das Ansehen ihres ermordeten Gatten, der den Aufstand gegen die Mon’ghale ins Leben gerufen hatte, hätte der Milesion die Frau nicht zurückweisen können. Ehrlich genug gegenüber sich selbst gestand er sich ein, dass er sie aber ohnehin nicht zurückgewiesen hätte. Die attraktive Witwe übte eine fatale Anziehungskraft auf ihn aus. Das einzig Störende an ihr schien ihm dieser unbändige Hass auf die Mörder ihres Gemahls, der immer wieder aufflammte und sie nicht zur Ruhe kommen ließ. Aus diesem Grunde hatte Corbunt auch längst begonnen, darüber nachzudenken, wie er sich dieses Problems entledigen könnte.

„Sobald die Mörder hingerichtet sind, wird in der Stadt und in der Akademie wieder Ruhe einkehren“, beharrte sie. Nach der Ermordung Crescals waren acht Männer festgesetzt worden. Sie alle befanden sich nun im Kerker von Modonos: Tokon und zwei andere Priester des Wissens, Asiligan, ferner die ehemaligen Befehlshaber der Garde und der Schildwache sowie ein Milesion und ein Ducentron des Heeres von Modonos. Sie galten als Köpfe der Verschwörung gegen Crescal. Lediglich der Ducarion der Schildwache hatte mit dem Mordkomplott nichts zu tun. Dafür wurde die Rolle des eigentlichen Vollstreckers, eines gedungenen Mörders aus dem Norden, einfach totgeschwiegen.

„Und wie würden Sie vorgehen?“, fragte der Milesion seine selbsternannte Ratgeberin.

„Ein kurzes Verfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit, jedoch mit drei Vertretern der Akademie und der Schildwache als Beobachter“, antwortete Tornantha sofort. Seit Tagen hatte sie in Gedanken immer wieder verschiedene Szenarien durchgespielt. Das Verfahren musste zu dem gewünschten Ergebnis führen, durfte aber auf keinen Fall großes Aufsehen erregen. Dennoch sollte zur Abschreckung am Ende das Ergebnis allgemein sichtbar sein. Entschlossen fügte sie hinzu: „Öffentliche Hinrichtung im Falle der Verurteilung. Anschließend sollten die Köpfe auf dem Platz der Einkehr zur Schau gestellt werden.“

„Das ist barbarisch“, verwahrte sich Corbunt.

„Aber wirksam“, widersprach die Witwe Crescals leidenschaftlich. „Das Volk muss sehen können, dass sie tot sind. Andernfalls leben sie in den Köpfen weiter. Außerdem haben sie das mit meinem Mann auch gemacht.“

Corbunt dachte lange nach, fand aber keinen Ausweg. „Wahrscheinlich gibt es wirklich keine andere Möglichkeit“, murmelte er wenig überzeugt.

„Ich werde die Vorbereitungen treffen“, erbot sich Tornantha bereitwillig.

Schon am übernächsten Tag fand das Tribunal statt.

Das Gericht bestand aus lediglich drei Personen, nämlich Corbunt und zwei seiner Vertrauten aus der Heeresführung. Die Gefangenen wurden in Ketten aus dem Kerker in das provisorische Verhandlungszimmer des Gefängnisgebäudes geführt. Tornantha trat als Anklägerin auf. Mit Ausnahme Asiligans bestritten alle Angeklagten die ihnen zur Last gelegte Tat. Der ehemalige Befehlshaber der Äußeren Armee versuchte, die anderen Gefangenen zu retten, indem er alle Schuld auf sich nahm und behauptete, den Mord allein geplant und begangen zu haben. Das Gericht nahm sich eine halbe Stunde Zeit, um zu einer Entscheidung zu kommen, die möglichst ausgewogen und überlegt wirken sollte. Einerseits sollte den Beobachtern verdeutlicht werden, dass man sich die Entscheidung nicht leicht machte; andererseits durfte aber auch nicht der Eindruck entstehen, es gebe die geringsten Zweifel an der Verantwortlichkeit der Angeklagten. Sie wurden allesamt schuldig gesprochen, selbst der ehemalige Ducarion der Schildwache, der in den Mord an Crescal nicht verwickelt war. Das Urteil lautete auf Enthauptung und wurde sogleich im Anschluss an die Verhandlung auf dem Gefängnishof vollstreckt. Danach wurden die Köpfe der Hingerichteten aufgespießt und mitten auf dem Platz der Einkehr unter strenger Bewachung durch Soldaten des Heeres von Modonos öffentlich zur Schau gestellt. In allen Winkeln der Stadt verkündeten Corbunts Männer das Urteil und dessen Vollstreckung.

Tornantha hatte ihr Ziel erreicht. Nun stand sie vor einer schwierigen Entscheidung. Sollte sie zu ihren Töchtern nach Surdyrien zurückkehren oder weiterhin an der Seite Corbunts gegen die Mon’ghale kämpfen? Letztlich gab aber weder Mutterliebe noch Freiheitsliebe den Ausschlag. Tornantha erlag der Versuchung der Macht.

 

*

 

„Es ziemt sich, dass ich dem Rektor mein Beileid ausspreche. Sie werden mich dabei begleiten.“

Brodolap fiel es schwer, seinen Ärger zu verbergen. Er hasste den Gedanken, nochmals nach Tal Nakh reiten zu müssen. Nach dem plötzlichen Tod seiner Gemahlin hatte Ulban fürchterlich lamentiert und war nicht mehr ansprechbar gewesen. Brodolap und Zallux hatten daraufhin den Äußeren Stützpunkt in Lokhrit überstürzt verlassen, ohne sich von dem Rektor zu verabschieden. Und jetzt sollte er Saradur dorthin begleiten! Von ehrlicher Trauer war bei dem Höchsten Priester nichts zu spüren. Wozu also diese geschäftsmäßige Beileidsbekundung?

Brodolap hatte jedoch keine andere Wahl. Die Anweisungen des Höchsten Priesters hatten innerhalb des Ordens gewissermaßen Gesetzesrang. Also schlich der Mann mit den fettig glänzenden Haaren unter einigen undeutlich vor sich hin gebrummten Worten aus dem Zimmer Saradurs, begab sich zu den Stallungen oberhalb des Spiegelsees und sattelte sein eigenes Pferd sowie den Rappen des Höchsten Priesters.

Eine Stunde später ritten Saradur und Brodolap auf der Heeresstraße zum Quellgebiet des Lokh. Auf sanften Hügeln hatten sich hier dunkle Tannenwälder ausgebreitet. Es herrschte ein merkwürdiges Zwielicht. Wolken schoben sich immer wieder vor die Sonne, und die Baumwipfel dämpften die verbleibenden Strahlen. Je tiefer die Priester in den Wald vordrangen, desto mehr schien sich die Welt zu verdunkeln.

Auch der Himmel verfinsterte sich zusehends. Schwarze Wolken zogen aus dem Westen heran. Alsbald prasselten kräftige Regenschauer auf die beiden Reiter herab, die die Kapuzen ihrer Gewänder tief ins Gesicht gezogen hatten. Der unstete Blick Brodolaps traf die dunkelrot glühenden Augen des Höchsten Priesters.

„Wir sollten uns einen Unterstand suchen bis das Schlimmste vorüber ist“, schlug Saradur vor. Wie zur Bestätigung zischte ein greller Blitz auf den düsteren Wald herab, dem wenig später ein krachender Donner folgte. Die Schauer gingen in einen heftigen Dauerregen über. Die Straße begann, sich in einen Fluss zu verwandeln.

Ein wenig abseits der Straße überragten einige verkarstete Kalksteinfelsen die hohen Tannenwipfel. Saradur lenkte seinen Rappen durch das Gestrüpp am Wegesrand in den nunmehr etwas lichteren Wald. Als die Priester des Wissens die Felsen fast erreicht hatten, zuckte erneut ein Blitz herab. Nahezu gleichzeitig brandete ein bedrohlich rollender Donner in ohrenbetäubender Lautstärke auf.

Die bizarre Gesteinsformation bot einen kleinen Unterschlupf unterhalb eines mächtigen Felswürfels, der sich in einer Spalte verkeilt hatte. Mühsam zerrten die beiden Priester ihre Pferde in den geschützten Ort hinein. Während das Gewitter tobte, versuchten sie geduldig, die Tiere zu beruhigen, die aufgeregt schnaubten, mit den Hufen scharrten und immer wieder zu steigen versuchten.

Eine halbe Stunde später zeigte sich ein erster Silberstreif am Horizont. Mit der zunehmenden Helligkeit legte sich das Unwetter allmählich. Schließlich klarte der Himmel auf und der Regen ließ nach. Die Blitze blieben aus, und das Donnergrollen war nur noch wenige Male in weiter Ferne zu vernehmen.

Brodolap ging an Saradur vorbei, um einen Blick über den Felsvorsprung hinaus auf die mittlerweile fast vollständig abgezogenen Wolken zu werfen. Als er dem Höchsten Priester den Rücken zuwandte, verspürte er einen stechenden Schmerz im Genick. Das Schwert Saradurs hatte seinen Hals durchbohrt. Röchelnd kippte er vornüber. Sein Blut vermischte sich mit den Regenpfützen, die in dünnen Rinnsalen von dem felsigen Boden abflossen. Stumm bäumte sich der Priester ein letztes Mal auf. Dann sank er auf den Boden zurück und bewegte sich nicht mehr.

Saradur band beide Pferde an einen Baum. Er öffnete das olivgrüne Gewand Brodolaps und zog es von dem leblosen Körper ab. Dann warf er das Gewand in den hinteren, trockenen Teil des Unterstandes und zündete es an. Die Leiche des Priesters zerrte er von der Felsformation weg bis er sandigen Boden erreicht hatte. Dort verscharrte er sie notdürftig und bedeckte die betreffende Stelle mit Steinen, Ästen und Zweigen. Anschließend holte er die Pferde und ritt zur Heeresstraße zurück. Das Tier des toten Priesters trottete bereitwillig an einem Führstrick seitlich neben seinem Rappen her.

Saradur hatte keinen Gedanken daran verschwendet, ob ihn Brodolap tatsächlich mit der Mordtat in Tal Nakh in Verbindung gebracht hatte. Er konnte sich jedenfalls kein Risiko erlauben. Ulban war aufgrund seiner hohen wissenschaftlichen Kompetenz und seines ausgleichenden Wesens im Orden und insbesondere auch im Inneren Zirkel äußerst beliebt. Sich mit ihm und seinen Freunden anzulegen wäre auf keinen Fall ratsam gewesen.

 

Kurz bevor der Höchste Priester die Grenze zu Lokhrit erreichte, hielt er noch einmal an. Er nahm dem Pferd Brodolaps den Sattel ab und jagte es davon. Den Sattel selbst versteckte er im dichten Gebüsch, das sich seitlich entlang der Straße erstreckte.

Die Landschaft hatte sich unmerklich verändert. Laubbäume und hohe Sträucher gesellten sich zu den dunklen Tannen und zeigten an, dass der Lokh nicht mehr weit entfernt war. Hinter der Grenze begann das Flusstal. Die Wiesen zu beiden Seiten des Lokh wurden beständig breiter und bildeten schließlich eine weite Ebene. Dadurch wurde es Saradur möglich, zeitweise in gestrecktem Galopp seinem Ziel entgegen zu streben.

Kurz vor Einbruch der Abenddämmerung erblickte der Höchste Priester in der Ferne das Monasterium von Tal Nakh. Unmittelbar am Ufer des nun schon etwas breiteren Flusses umgab eine niedrige Mauer aus wabenförmigen Elementen eine Ansammlung von Gebäuden in völlig unterschiedlichen Formen und Farben.

Bei seinem Eintreffen fand Saradur das Tor in der Mauer unverschlossen vor. Er öffnete es und befand sich nun auf einer von schmalen Zypressen flankierten Allee, die als Hauptachse quer durch die Ansiedlung verlief. Sein Ziel stellte ein strahlend weißes Gebäude dar, dessen Wände ansatzlos in das kuppelförmige Dach übergingen: der Sitz des Rektors.

Saradur kletterte umständlich von seinem Rappen und band ihn an einer Holzstange fest. Noch wirkte das Monasterium wie ausgestorben, obgleich seine Ankunft nicht unbemerkt geblieben sein konnte. Beinahe körperlich verspürte der Höchste Priester die Ablehnung, die gegen seine Person in der Luft zu liegen schien. Offenbar fiel es Ulban schwer, ihn überhaupt zu empfangen. Sicherlich war dies nicht nur auf den noch nicht verarbeiteten Trauerfall zurückzuführen. Die Priester von Tal Nakh hatten noch nie viel für die hierarchischen Strukturen des Ordens übriggehabt. Seit Saradur zum Höchsten Priester aufgestiegen war, hatte diese Abneigung eher noch zugenommen. Es handelte sich um ein offenes Geheimnis, dass auf die Bewohner dieses Äußeren Stützpunktes die Freizügigkeit abgefärbt hatte, die in ihrem Gastland herrschte.

Saradur wartete geduldig. Er hatte gute Gründe, es nicht auf einen Streit ankommen zu lassen. Nach einer ganzen Weile erschien endlich ein junger Priester, um das Ordensoberhaupt abzuholen. Ulban empfing Saradur in seinem Arbeitszimmer. Der Rektor von Tal Nakh war ein kleiner, rundlicher Mann mit schütterem Haar, das teilweise noch seinen ursprünglichen Braunton bewahrt hatte, an manchen Stellen aber bereits weiße Übergänge aufwies. Die Tränensäcke unter seinen Augen und die kleinen Nasenflügel waren deutlich gerötet. Seine Bewegungen wirkten fahrig und unkonzentriert. Sein gesamtes Auftreten unterschied sich deutlich von demjenigen, das der Höchste Priester in Erinnerung hatte.

Die Strecke von der Tür zum Arbeitstisch des Rektors legte Saradur in wenigen Schritten zurück. Kumpelhaft fasste er Ulban mit dem Arm um die Schultern.

„Ich möchte Sie meines aufrichtigen Beileids versichern, lieber Bruder“, erklärte er in einer für ihn ungewohnten Lautstärke. „Ich hielt mich zufällig gerade in Bogogrant auf und bin sofort hierhergeeilt, als ich von diesem schrecklichen Unglücksfall gehört habe.“

Ulban betrachtete ihn mit einer Mischung aus Unsicherheit und Argwohn. Dann holte ihn die Trauer um seine verstorbene Gattin wieder ein.

„Ich bin nicht sicher, dass es sich um ein Unglück handelte. Alles geschah so plötzlich“, stammelte er mit zittriger Stimme. „Es hat fast ausgesehen wie eine – wie eine Vergiftung.“ Er raufte sich mit beiden Händen die Haare. „Aber setzen Sie sich doch!“

Obgleich Saradur unterstellte, dass diese Aufforderung nur einer erzwungenen Höflichkeit entsprang, griff er sie dankbar auf und ließ sich in einen der gepolsterten Sessel sinken.

„Ich bin soeben nicht ganz ehrlich gewesen“, gestand er.

Trotz der Trauer, die der Rektor empfand, glaubte Saradur, aus seinen Augen die Worte herauslesen zu können: „Etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet.“ Daher redete er schnell weiter: „Ich bin nicht nur hier, um mein Beileid auszusprechen, sondern auch, um zu helfen.“

Nun schien der fragende Blick des Rektors die Worte auszudrücken: „Wie wollen ausgerechnet Sie mir helfen?“ Saradur beugte sich vor, fixierte Ulban wie eine Schlange ihr gelähmtes Opfer und beschwor ihn: „Glauben Sie mir, dass Sie meine Hilfe nicht ablehnen werden, wenn Sie erst einmal wissen, worin diese besteht. Aber zuvor möchte ich sichergehen, dass wir offen miteinander reden können.“ Dem Höchsten Priester war klar, dass diese Andeutung für den Rektor erst einmal ein Rätsel darstellen musste. Deshalb fuhr er fort: „Sie versuchen, ein Geheimnis zu bewahren. Aber im Orden sickert alles durch. Sie haben eine wegweisende Erfindung gemacht. Glauben Sie mir, ich will diese Erfindung nicht für mich. Aber sicherlich haben auch Sie hier in Lokhrit schon davon gehört, was sich derzeit in Modonos abspielt. Nicht nur die Akademie ist in Gefahr, sondern der gesamte Orden.“

Nun wusste Ulban, was der Höchste Priester von ihm verlangen würde.

„Es ist nicht die Aufgabe der Priester des Wissens, Kriege zu führen“, hielt er Saradur vor. „Die Erfindung, von der Sie sprechen, würde den Kontinent verändern, und nicht zum Besseren!“

Für den Höchsten Priester schien nun der Zeitpunkt gekommen, seinen Trumpf auszuspielen. Auf eine andere Weise würde er den Rektor niemals überzeugen können.

„Ich biete Ihnen einen Tausch an“, schlug er vor.

„Einen Tausch?“, echote der Rektor verwirrt.

„Ja, einen Tausch“, bekräftigte Saradur. „Ihre Erfindung gegen das Leben Ihrer Gemahlin.“

Ulban sah ihn befremdet an: „Meine Frau ist tot.“ Dann wurde seine Stimme ungehalten und schrill: „Ich verbiete Ihnen, darüber Scherze zu machen.“

Saradur schüttelte ernst den Kopf und entgegnete: „Das ist kein Scherz, Bruder Ulban.“ Er griff in sein weißes Gewand, zog eine Schriftrolle hervor und warf sie auf den Tisch: „Und das ist die Rezeptur, mit der die Schattenarmee des Hochkönigs von Sindra wiedererweckt wurde.“

Ulban starrte lange auf die Schriftrolle. Ihm dämmerte, dass sie echt sein musste. Einen Betrug von solcher Tragweite hätte sich der Höchste Priester gegenüber einem anderen Mitglied des Inneren Zirkels nicht leisten können. Schließlich fiel ihm nur die Frage ein: „Wie sind Sie an dieses Dokument gekommen? Es heißt, dass es sich im Besitz von Schwester Baradia befand.“

„Sagen wir: Es war auch ein Tausch“, erwiderte der Höchste Priester und stand auf. „Also, wie lautet Ihre Entscheidung? Und bedenken Sie bitte, dass nicht meine eigenen Interessen auf dem Spiel stehen, sondern die des Ordens, dem Sie sich als Mitglied des Inneren Zirkels in besonderer Weise verpflichtet haben.“

„Daran brauchen Sie mich nicht zu erinnern“, gab Ulban verstimmt zurück. „Das, was Sie wollen, wird von uns „Droklorr“ genannt.“

Da wusste Saradur, dass er gewonnen hatte. Schnell erhob er sich aus seinem Sessel. Dabei trieb ihn die Befürchtung, der Rektor könnte sich seine Entscheidung noch einmal anders überlegen.

„Zeigen Sie mir diese Wunderwaffe!“, forderte er Ulban auf. „Das ist eine überragende wissenschaftliche Leistung. Seit ich zum ersten Mal davon gehört habe, konnte ich sie nicht mehr aus meinen Gedanken verdrängen. Seit Jahren kommen die genialsten Erfindungen des Ordens aus Tal Nakh. Wie machen Sie das nur?“

Auch der Rektor stand nun auf, murmelte etwas Unverständliches und ging zur Tür. Auf einem schmalen Weg, der an mehreren farbenprächtigen Gebäuden vorbeiführte, gelangten sie zu einer Grünanlage. An ihrer hinteren Ecke, unmittelbar vor der Außenmauer, stand ein auffallend schlichtes Gebäude mit ungewöhnlich dicken Mauern und einem provisorischen Strohdach. Ulban schob einen gewebten Stoffvorhang an der Vorderseite des Bauwerks zur Seite und betrat das Innere. Saradur folgte ihm.

In dem kaum mit Möbelstücken ausgestatteten Innenraum saß ein junger Priester des Wissens auf einem einfachen Holzschemel, vertieft in die Lektüre eines Buches. Als er aufschaute und das Symbol auf der Brustfläche von Saradurs Gewand erblickte, erhob er sich rasch und verbeugte sich leicht. Der Rektor gab ihm einen Wink, woraufhin der junge Priester sofort den Raum verließ.

Dann trat Ulban zu einer eisernen Truhe und öffnete die Verriegelung. Er brachte eine kleine Kapsel zum Vorschein, die er dem Höchsten Priester vor das Gesicht hielt. Saradur erkannte, dass es sich um eine Metallhülse handelte.

Es ist ein sehr dünnes Metall“, erklärte Ulban. „Droklorr ist eine äußerst instabile Substanz, die sich unter Druck stark ausdehnt. Wenn das Metall verformt wird, explodiert das Droklorr. Diese kleine Hülse reicht aus, um alles in einem Umkreis von vier Metern zu zerstören.“

Saradur war beeindruckt. Er nahm vorsichtig die Kapsel zwischen die Finger und gab sie dann schnell an Ulban zurück.

„Sie haben die Hülse so konstruiert, dass sie mit Hilfe von Stiftladern abgeschossen werden kann“, stellte der Höchste Priester fest.

„Das stimmt“, nickte Ulban. „Man kann natürlich auch größere Behältnisse herstellen und diese beispielsweise mit Hilfe von Katapulten oder Rohren abschießen. Die Sprengkraft ist dann verheerend. Ich hoffe, dass wir damit nicht das Tor zur Gruft der Dämonen geöffnet haben.“ Saradur schüttelte den Kopf.

„Ganz im Gegenteil. Wir werden damit die Dämonen der Vernichtung aufhalten. Sorgen Sie dafür, dass ich die Rezeptur bekomme! Wir müssen die Akademie retten.“

 

*

 

In Brondiks Blick lag eine eisige Kälte. Dieser Blick war auf den schwarzen Mon’ghal gerichtet, der auf der Schulter des anderen Ducarions saß. Zwischen den beiden Männern schwelte schon seit Jahren eine unausgesprochene Feindschaft, obwohl sie beide dem obesischen Kriegsrat angehörten. Diese Feindschaft ging noch wesentlich tiefer als die Abneigung, die den Mitgliedern der Geheimen Schar aufgrund ihrer elitären Stellung üblicherweise von allen anderen Soldaten der obesischen Heere entgegengebracht wurde. Das besondere Problem der beiden Gesprächspartner bestand nämlich darin, dass jeder von ihnen sich selbst für das wichtigste Mitglied der militärischen Führungsriege hielt. Tatsächlich ließen sich für jede der beiden Sichtweisen gewichtige Gründe anführen.

„Sie reden nicht mit Schlaan, sondern mit mir“, stellte der andere Ducarion klar.

„Wer ist Schlaan?“, fragte Brondik, der Ducarion der Geheimen Schar.

„Der Mon’ghal, den Sie die ganze Zeit anstarren“, erwiderte der Mann mit den kurzgeschnittenen, grauen Haaren. „Er unterhält sich gerade mit Ihrem Mon’ghal. Wir sollten deshalb die Gelegenheit nutzen, etwas klarzustellen. Der Aufstand von Tirestunom ist nun auch schon in Modonos angekommen. Ich weiß, dass Sie an meiner Meinung nicht interessiert sind, aber ich werde sie Ihnen trotzdem sagen: Ich bin der Einzige, der verhindern kann, dass die Mon’ghale vollständig ausgerottet werden.“

„Sie?“ Brondik brach in ein gekünsteltes Gelächter aus und schlug sich in affektierter Weise auf die Oberschenkel.

„Natürlich ich“, bekräftigte der Grauhaarige unbewegt. „Sie haben ja bereits versagt. Aber ich habe mächtige Verbündete, deren Möglichkeiten Sie sich nicht einmal vorstellen können.“

Zornig sprang der Ducarion der Geheimen Schar auf und schlug mit der Faust auf den Tisch.

„Ich habe alles im Griff!“, schrie er. „Dieser Aufstand wird niedergeschlagen werden. Die Armeen des Ostens werden das Wolfsheer zermalmen.“

Plötzlich trat ein glasiger Blick in die Augen Brondiks. Seine Erregung legte sich schlagartig. Kraftlos wie ein Kartoffelsack fiel er in seinen Stuhl zurück. Es handelte sich um die untrüglichen Zeichen, dass sein Geist von einem fremden Wesen ausgeschaltet wurde.

Nach einer Weile sagte er ruhig, mit völlig ausdruckslosen Gesichtszügen: „Schlaan behauptet, Sie hätten eine Zusage vom Geflecht der alten Wesenheiten, dass unsere Art erhalten wird. Er konnte aber nicht erklären, worum es sich bei diesem Geflecht der alten Wesenheiten handelt.“

„Das kann ich leider auch nicht“, räumte der Ducarion mit dem Bürstenschnitt ein. „Wir wurden beauftragt, die Höhlen von Tulumath aufzusuchen, die früher die ‚Welt der Belohnunge‘ genannt wurden. Dort sollen wir einem Weißen Mann namens Tholulh eine Botschaft des Geflechts überbringen. Als Gegenleistung hat man mir versprochen, dass Ihre Art zumindest im Bereich meines Heeres vom Geflecht der alten Wesenheiten geschützt wird.“