Die Fahrradtour

Monika M.

Heinrich bedachte mich mit eben dem sarkastischen Lächeln, das ich so sehr verachtete, als er die Fahrräder von dem Dachständer seines großen Mercedes herunterhob, und mein Entschluß festigte sich. Heute endlich, auf unserer schon ewig geplanten Fahrradtour, würde ich die Beziehung zu ihm beenden. Eine Beziehung, die ohnehin schon viel zu lange dauerte und die von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen war. Heinrich war nun einmal Leiter unserer norddeutschen Niederlassung, und ich war seine Assistentin. Seine Assistentin und Geliebte.

Als das ganze vor einem halben Jahr begonnen hatte, hatte ich keine der Warnungen meiner Freunde und Eltern ernstgenommen, die mir allesamt mitzuteilen versuchten, daß eine Affaire mit einem verheirateten Mann, der zudem mein Chef und darüber hinaus doppelt so alt war wie ich, keinen Bestand haben könnte und nur mit Nachteilen auf meiner Seite bestückt sein würde. Ich hatte sie alle in den Wind geschlagen. Damals, nachdem ich mein erstes intimes Wochenende mit Heinrich verbracht hatte.

Heute wußte ich, wie recht sie alle hatten und wie blind ich selbst gewesen war. Heinrich würde sich nie von seiner Frau trennen — allein die zwei Kinder, die die beiden hatten, waren ausreichender Grund gegen eine Scheidung. Auch im Büro kam es immer häufiger zum Streit, wenn ich mit meiner Doppelrolle als Geliebte und als seine rechte Hand nicht zurechtkam und mir anmaßte, seine Entscheidungen zu kritisieren. Zuletzt war da noch der Altersunterschied. Heinrich war ein erfolgreicher, gefestigter Mann mit starkem Charakter und hatte eine derart hohe Meinung von sich, daß es unmöglich war, mich, meine Wünsche und meine Bedürfnisse in die Beziehung mit einzubringen.

Es hatte die vollen sechs Monate gedauert, bis ich endlich akzeptierte, daß er mich im Grunde gar nicht brauchte. Für ihn war ich lediglich eine angenehme Bereicherung seines Alltags. Bei mir suchte er keine Konflikte oder Auseinandersetzungen. Alles, was er von mir wollte, war Sex! Und damit sind wir auch schon bei dem Hauptproblem angelangt.

Sex mit Heinrich war traumhaft, erfüllend und immer wieder sensationell. Er kannte sie alle, die zahllosen Tricks und Wege, mit denen man eine Frau um den Verstand bringt. Er war der erste Mann, der mir zeigte, wie erfüllend es sein konnte, sich total fallenzulassen, sich dem Rausch der eigenen Gier hinzugeben. Wenn ich ehrlich bin, war der Sex mit Heinrich von Anfang an das einzige, was wir miteinander genossen. Gemeinsame Unternehmungen gab es sehr selten, außer wenn ich gnadenlos darauf insistierte. So wie diese Fahrradtour, um die er sich so lange gedrückt hatte, bis der Sommer ohnehin fast vorbei war.

Aber endlich hatte er sich breitschlagen lassen, und heute War es dann soweit. Wir würden ein Fahrradpicknick machen. Was mich betraf, unsere letzte gemeinsame Unternehmung, denn das ganze Spiel kostete mich zuviel Kraft. Kraft, die aufzubringen ich einfach nicht mehr willens war. Erst recht nicht, wenn ich sah, wie er mich angrinste, so als ob das Picknick seine Idee gewesen wäre.

Ich haßte ihn in dieser Sekunde, und mein Entschluß festigte sich. Dies war unser letztes Rendezvous. Auch wenn ich wußte, daß ich mir direkt danach einen neuen Job suchen konnte. Meine Eltern hatten recht behalten. Laß dich nie mit deinem Chef ein! Aber für Bedauern war es nun zu spät. Wir fuhren los.

Durch die Laubdecke der hohen Bäume schimmerten die vereinzelten Sonnenstrahlen, die sich auf den Waldboden hinabstahlen, smaragdgrün. Gemütlich fuhren wir mit unseren Rädern den schmalen Weg entlang. Keiner von uns sagte auch nur ein Wort. Da fiel mir erst auf, daß das schon immer so gewesen war. Wir redeten außerhalb des Büros kaum miteinander. Heinrich war nicht sehr gesprächig. Dafür zeichnete sich aber heute dasselbe vorfreudige Lächeln auf sein Gesicht, das er jedesmal lächelte, wenn feststand, daß wir miteinander ins Bett gehen würden. Aber heute würde es anders sein. Unabhängig davon, daß es hier überhaupt kein Bett gab. Meine Entscheidung stand fest, und trotzdem spürte ich den unangenehmen Kloß in meinem Hals, der Meter für Meter, den wir zurücklegten, immer größer wurde.

Für unser Picknick hatte ich mir absichtlich keine verlassene Lichtung irgendwo in der Mitte des Waldes ausgesucht, sondern eine Wiese direkt am Rand des Weges. Ich wollte mit Heinrich nicht völlig alleine sein, weil ich nicht wußte, wie er auf meine Entscheidung reagieren würde. Mit Wanderern und Spaziergängern in unserer Nähe war mir da viel wohler zumute. So zumindest hatte ich es geplant, aber jetzt, da wir die Wiese erreichten, fiel mir auf, daß kaum jemand unterwegs war. In den letzten zehn Minuten hatten wir ganze zwei Menschen gesehen, und die waren uns auch noch aus dem Wald entgegengekommen.

Der Kloß in meinem Hals wuchs noch ein Stück, als ich den Korb vom Gepäckträger schnallte und Heinrich dabei zusah, wie er die große Decke auf dem warmen Gras ausbreitete.

„Vergiß das Essen!“ Seine Stimme zerriß die Stille der Umgebung wie chinesisches Reispapier, und ich fuhr erschrocken herum. Fast als hätte mich jemand bei etwas Verbotenem ertappt. Ich starrte ihn mit offenem Mund an und mußte wohl in diesem Moment ein ziemlich blödes Gesicht gemacht haben, denn er schaute mich an und wiederholte seine Worte.

„Vergiß das Essen. Dafür ist danach immer noch Zeit.“

Mit einem Schritt war er bei mir und fuhr mit seiner Rechten durch mein Haar. Sofort wollte ich einen Schritt nach hinten machen, um mich seiner Berührung zu entziehen, doch meine Füße gehorchten mir nicht. Ich hatte es verpatzt. Ich hätte nicht zulassen dürfen, daß er mich berührte! Kleine, angenehm kitzelnde Wellen schossen über meine Kopfhaut in meinen Nacken. So war es jedesmal, wenn ich seinen Körper spürte, und plötzlich fühlte ich mich wie die Fliege im Spinnennetz. Ein Teil in mir schrie verzweifelt auf und drängte mich, ihm zu sagen, daß alles aus sei, daß wir uns nie wieder treffen würden und ich die Nase voll davon hätte, von ihm nur als Spielzeug mißbraucht zu werden. Aber ein anderer Teil in mir erinnerte sich an all das Schöne, das Heinrich und ich miteinander erlebt hatten, und zwang mich, noch einen kleinen Schritt nach vorne zu gehen, direkt in seine Arme, die er zärtlich um mich schloß. Hilfesuchend sah ich auf den Weg, in der wagen Hoffnung, dort einen Spaziergänger zu sehen. Ich wußte, daß ich mich wehren könnte, wenn jemand vorbei käme. Aber es kam niemand, und tief in mir erkannte ich, daß ich mich nicht wirklich wehren wollte. Ich begann zu zittern. Es war nicht nur Heinrichs Berührung, die mich — wie immer — stark erregte, sondern auch der verzweifelte Kampf, der in mir tobte. Ich durfte es einfach nicht zulassen! Doch schon senkten sich Heinrichs Lippen auf meinen Mund, und mit einem Schlag war die Entscheidung gefallen. Der Tumult in mir löste sich explosionsartig auf. Es war, als würden Ketten gesprengt, und ich erwiderte seinen Kuß in wilder Leidenschaft, die mich selbst in einen Rausch versetzte, der mich meine momentane Situation vergessen ließ. Vielleicht wollte ich sie ja in dieser Sekunde vergessen. Ganz bestimmt sogar, denn meine Hände packten seinen Rücken, und ich zog ihn noch näher zu mir.

Dann fiel er wie ein ausgehungertes Raubtier über mich her. Seine Hände waren überall. Streichelten, massierten, kneteten meinen sich immer mehr vor Lust windenden Körper. Nach wenigen Sekunden war ich nackt und lag neben der Decke im Gras. Die Grashalme kitzelten meine Haut am Rücken, an den Beinen und ganz besonders an meinem Po. Heinrich hatte sich über mich gebeugt und küßte ausgiebig meinen Hals und meine Schultern, während seine Hände meinen Bauch und meine Schenkel streichelten. Die kostbarsten Stellen hob er sich für später auf. Er wußte, wie er mich um den Verstand brachte. Alles in mir schrie danach, daß er endlich meine Brüste berührte. Sie streichelte, mit seinen Lippen daran knabberte, aber noch wurde dieses Begehren nicht erfüllt, wodurch es nur noch größer wurde.

Ich öffnete sein Hemd, versuchte, seine nackte Brust zu küssen, aber auch das ließ er nicht zu. Statt dessen drückte er mich noch fester ins Gras und fuhr mit seinen heißen

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Küssen fort — ich verdrehte die Augen und nahm jeden seiner Küsse dankbar entgegen. Küsse, die sich nun nicht länger auf meinen Hals und mein Gesicht beschränkten, aber immer noch nicht dort waren, wo ich sie am sehnlichsten wünschte. Hin und wieder aber streifte er versehentlich mit seinen Armen oder seiner Wange die Spitzen meiner Brüste, die sich schnell unter der irren Berührung aufrichteten und mehr wollten. Sie brannten förmlich vor innerer Hitze, die Heinrich geschickt immer weiter hochtrieb. Ich stöhnte. Seine Nase kitzelte meinen Bauchnabel, als seine Zunge an meinem Bauch hinab nach unten glitt. Freudig öffnete ich meine Schenkel, zitterte vor Lust und Vorfreude auf das, was jetzt kommen würde. Aber auch jetzt hob er sich das Beste für später auf. Nicht mein schon lange bereites Kätzchen war sein Ziel, sondern meine Beine. Meine Oberschenkel, meine Waden und meine Fesseln. Unendlich viel Zeit ließ er sich dabei, und immer lauter wurde mein Stöhnen, das ihn dazu bringen sollte, mich endlich da zu berühren, wo es am schönsten war: an meinen großen, schweren Brüsten und zwischen meinen Beinen.

Und endlich war es soweit. Ohne Vorwarnung packte er mit beiden Händen schnell und mit festem Druck meine Brüste. Die heftige Berührung kam so unerwartet, war gleichzeitig aber auch so gnadenlos geil, daß es mich wie ein gewaltiger Blitz durchzuckte und ich unwillkürlich einen Lustschrei ausstieß. Heftig stieß ich den Atem aus und schnappte vergeblich nach neuer, frischer Luft. Heinrich schien vier Hände und mindestens zwanzig Finger zu haben, mit denen er meine leicht erregbaren Brüste auf die geschickteste Weise stimulierte. Virtuos ließ er gleichzeitig seinen Mund erneut über meinen Bauch tanzen, versetzte ihm kleine, sanfte Bisse und rutschte mit seinen Lippen endlich zwischen meine Schenkel, wo seine Zunge sofort den richtigen Punkt erwischte und mir damit einen weiteren Schrei entlockte. Sollten doch Spaziergänger vorbeikommen und uns sehen! Vorhin, als ich sie brauchte, waren sie nicht da, und jetzt war es mir egal. Mein Verstand war ausgeschaltet. Mein Wunsch, mich von Heinrich zu trennen, war umgewandelt in den Willen, nun hemmungslos von ihm genommen zu werden.

Und dieser Wille wurde wahr!

Wild und ungestüm arbeitete seine Zunge an und in mir. Ohne Rhythmus leckte er mich naß und hörig, seine Hände dabei immer fester meine inzwischen vor Geilheit hart gewordenen Brüste knetend. Meine Bauchdecke spannte sich zum Zerreißen, meine Beine waren hoch in die Luft gestreckt, und jedesmal wenn ich es schaffte, im mitreißenden Strudel der Lust meine Augen zu öffnen, konnte ich seine breite Schultern und seinen stoßenden Kopf zwischen meinen weit gespreizten Schenkeln sehen. Er spielte mit mir wie ein Puppenspieler mit seiner Marionette, dirigierte die Fäden, an denen ich hing, und bewirkte, daß ich mich auf dem köstlich warmen Waldboden voller Lust unter seinen Berührungen wand und meine Erregung von Sekunde zu Sekunde höher gepeitscht wurde, bis sich ein roter Schleier vor meine Augen legte und ich nichts weiter wahrnahm als die heißen Blitze, die von seinem Körper auf den meinen übersprangen.

Dann schlug die Welle des ersten Höhepunktes völlig unerwartet über mir zusammen. Meine Füße stemmten sich fest in den Boden, drückten meinen Unterleib nach oben, noch fester in sein Gesicht, mein Becken zuckte, und meine Zähne mahlten, in wilder Ekstase knirschend, aufeinander, bevor sie sich zu einem letzten brünstigen Stöhnen öffneten und ich vor Erschöpfung regelrecht zusammenbrach und leise Heinrichs Namen flüsterte. Einzelne Muskelpartien zuckten unkontrolliert, wenn er mich jetzt noch berührte, und ich versuchte, von ihm loszukommen, um mich ein wenig zu erholen.

Doch dazu gab mir Heinrich keine Gelegenheit. Mit einer fließenden Bewegung rutschte er auf mich, ohne daß seine Hände dabei von meinen Brüsten abließen. Sein Becken drängte meine Schenkel noch weiter auseinander, und plötzlich — ansatzlos — war er tief in mir, mich mit seinem pochenden Schaft fast zum Wahnsinn treibend. Das Gewicht seines ganzen Oberkörpers ruhte nur auf seinen fest zupackenden Händen, die meine Brüste fest umklammerten, und diesmal war mein Schrei nicht hell und spitz, sondern tief und langanhaltend. Wieder peitschte eine Orgasmuswelle meinen Körper, und was ich bis dahin für unmöglich gehalten hatte, geschah: Im Rhythmus seiner wilden Stöße erlebte ich einen Orgasmus nach dem anderen — ich war nicht in der Lage, sie zu zählen, aber es waren viele. Sehr viele.

Nie fühlte ich mich mehr als Frau, mehr als Weib als in diesen Minuten, in denen mein Körper wie von unbarmherzigen Hieben geschüttelt und gestoßen wurde. Ich war die Geilheit selbst, die bedingungslose Hingabe. Tief in mir arbeitete sein pochender Stab, füllte mich aus, drohte mich zu sprengen, und seine gierigen Hände kneteten meine Brüste unnachgiebig, zerrten daran und drückten sie hart zusammen. Verschwommen sah ich sein angespanntes Gesicht über mir und spürte seinen heißen Atem auf der Haut meiner Wangen, die innerlich zu brennen schienen.

Ich wußte, wenn ich irgendwann einmal sterben mußte, dann in einer solchen Situation. Mir war alles egal. Nur sein schier unstillbarer Hunger auf meinen Körper zählte. Seine scheinbar endlose Ausdauer, mit der er mich nahm.

Als ich schließlich unter seinem Gewicht zu ersticken drohte und meine Schenkel alle Kraft verließ, drehte er mich einfach auf den Bauch und stieß nun von hinten auf mich ein. War mir das Gras vorher noch warm erschienen, fühlte es sich jetzt im Vergleich zu seinen Händen auf meinen Brüsten erfrischend kühl an, und neue Lebensgeister ließen meinen Appetit wieder auferstehen. Mein Po hob sich Heinrich wie von selbst entgegen, der nun noch wilder wurde. Seine Finger packten meine Schultern, und ich merkte, daß er nun auch bald kommen würde. Dieses Wissen steigerte meine Lust, ja meine Besessenheit noch ein weiteres Stück, und ich biß haltlos in die Grasnarbe vor meinem Gesicht.

Dann, in einem heftigen Blitzschlag, so als wären alle Sturmgeister dieser Erde im gleichen Augenblick aus ihren Kerkern entlassen worden, schoß er seinen brennend heißen Saft in mich und preßte seinen zitternden Körper so fest an mich, daß ich seinen harten Stab an meinem Magen zu spüren glaubte. Mein ganzer Körper verkrampfte sich unter einer letzten, in einer solchen Heftigkeit nie erlebten Woge von alles beherrschenden Orgasmen, und wieder flüsterte ich atemlos Heinrichs Namen.

In dieser Sekunde wußte ich, daß ich mich niemals aus eigenem Antrieb von ihm würde trennen können.

Anruf genügt

Eva K.

Der dritte Wodka fließt durch meine Kehle wie Wasser, benebelt meine Sinne und läßt mich vergessen, daß ich es wieder getan habe. Wenn mein Mann dahinterkommt, setzt er mich vor die Tür. Aber er wird nicht dahinterkommen. Wie so oft ist er auf Geschäftsreise, läßt mich mit meinem jungen, hungrigen Körper alleine zurück. Zurück in unserer komfortablen Villa, wo ich ausgezogen vor dem Kamin liege und damit kämpfe, ihn nicht zu hintergehen.

Oh, wie einfach wäre es, ihn zu betrügen. Ich bräuchte nur Tommi anzurufen, seinen besten Freund, der mir schon so lange Avancen macht, wie wir uns kennen. Fast unverhohlen, als würde er vergessen, daß ich einem anderen gehöre. Tommi würde sofort kommen, und er würde mich mit seinen großen Händen packen, mich noch tiefer in den weichen Teppich drücken und zwischen meinen heißen Schenkeln seine Gier in mich hämmern, bis ich meine Ekstase und meine Seele hinausbrüllen würde, begleitet vom harten Stakkato seiner wilden, unbändigen Stöße. Genau das ist es, was ich jetzt brauche. Aber mich mit Tommi einzulassen, wäre fatal, auch wenn mich sein muskelbepackter Körper schon lange reizt. Doch Tommi ist der beste Freund meines Mannes. Es wäre nur eine Frage der Zeit, wann es herauskäme, wann mein Mann alles erfahren und mich hinauswerfen würde. Und aufgrund meiner jugendlichen Geilheit hätte ich dann alles verloren. Das Geld, die Villa, die Privilegien einer Dame der Gesellschaft. Soweit würde es nie kommen. Auch wenn ich mir nur zu gut vorstellen kann, mich von Tommi nehmen zu lassen, bis mir der Schweiß in Bächen über den Körper fließt und meine großen, runden Brüste durch das brutale Kneten seiner unbeherrschten Hände feuerrot von meinem schlanken Körper abstehen.

Bei dem Gedanken daran verlieren meine Hände sich in meinem Schoß, finden dort eine feuchte, warme Stelle, die pulsiert und Hunger hat. Vorsichtig taucht meine Fingerspitze hinein. Ich wäre bereit — ich bin bereit, denn ich habe es wieder getan.

Zum fünftenmal in diesem Monat habe ich die Telefonnummer gewählt, die ich aus der Tageszeitung habe. Die Telefonnummer, die ich nun auswendig kenne, weil der Mann, der sich hinter der kurzen Anzeige versteckt, alles ist, was sich meine erotischen Phantasien jemals gewünscht hatten. Sicher, er ist nur ein Callboy, der für Geld alles tut, was man von ihm verlangt, aber wenn er bei mir ist, habe ich nicht das Gefühl, meinen Mann zu betrügen, kann danach ohne schlechtes Gewissen einschlafen. Und vor allem ohne die ständige Angst, daß mein Mann jemals etwas davon erfährt. Für eine Beziehung ist ein Geliebter eine ständige Bedrohung, ein Callboy hingegen ist nichts anderes als eine willkommene Abwechslung.

Aber stimmt das auch, was Gerhard betrifft? Seit ich ihn zum erstenmal bestellt habe, bin ich ihm verfallen, kann es kaum noch abwarten, bis mein Mann wieder auf Geschäftsreise geht, damit ich mit Gerhard meine Phantasien ausleben kann. Der Sex mit meinem Mann wird immer einfallsloser. Immer seltener habe ich Lust, mit ihm ins Bett zu gehen, weil ich von Gerhard träume, obwohl ich meinen Mann wirklich liebe. Aber er hat mich noch nie mit derselben Natürlichkeit genommen, wie es Gerhards Art ist. Ohne falsche Rücksichtnahme, fordernd, ohne zu fragen, ob es mir Spaß macht. Gerhard braucht mich nicht zu fragen, ob mir das, was er mit mir anstellt, gefällt. Ich bin mir sicher, daß er es weiß und daß er auch weiß, wie nervend es ist, eine Frau zu fragen: „Ist das schön für dich, Liebling?“ Ein Mann muß das einfach selbst herausfinden. Er muß es spüren.

Und Gerhard spürt es. Deshalb habe ich ihn schließlich wieder angerufen und ihn zu mir bestellt, auch wenn ich weiß, daß er meiner Beziehung ebenso gefährlich werden kann wie ein Geliebter, und zwar nicht, weil mein Mann etwas davon erfahren könnte — bei Gerhards Diskretion käme das nie in Frage —, sondern weil mein Körper nicht mehr ohne ihn leben will.

Und nun liege ich hier — erregt, jede Faser meines Körpers zum Zerreißen angespannt — und warte darauf, daß die Türglocke sein Kommen ankündigt. Vier Stricke hängen über der Sessellehne neben mir, und der dünne Bambusstab steht bereit ... Bis mein Mann zurückkehrt, werden sie Striemen wahrscheinlich verheilt sein. Aber auch wenn nicht, will ich das Risiko eingehen, denn heute nacht werde ich Gerhards Sklavin sein, sein williges, ihm ausgeliefertes Opfer.

Wodka Nummer vier verschwindet zwischen meinen vor Erregung bebenden Lippen. Ich richte mich auf, nehme die halbdurchsichtige Seidentoga vom Sofa, werfe sie über und binde mein Haar mit einem dünnen ledernen Stirnband zusammen. Der leichte Stoff der Toga berührt mich streichelnd am ganzen Körper, steigert meine Lust um ein vielfaches. Dann lege ich noch eine goldene Armspange und einen bronzenen Halsreif an. Aus dem Spiegel über dem Kamin lächelt mir nun eine devote griechische Sklavin entgegen, deren dunklen Warzenhöfe sich fordernd unter der Seide abzeichnen.

Die Wodkaflasche wird durch einen Ziegenlederschlauch voll süßem Rotwein ausgetauscht, und daneben stelle ich zwei Kelche aus Bronze.

Und endlich klingelt es.

Mit geschlossenen Augen atme ich noch einmal tief ein, sammle mich und spüre die Wärme in meinem Körper, die ganz sicher nicht nur von dem prasselnden Kaminfeuer herrührt. Mit bescheiden kleinen Schritten und gesenktem Kopf gehe ich zur Tür, drehe mit leicht zittrigen Fingern den Knauf und trete zwei Schritte zurück in den Flur, wo ich unterwürfig auf die Knie sinke und mit meiner Stirn ehrerbietig den Boden berühre.

„Steh auf!“ herrscht mich seine Stimme an.

Eine Stimme voller Männlichkeit und Durchsetzungsvermögen. Meine Wangen werden heiß vor gespannter Erwartung, als ich mich aufrichte. Seinen Mantel hat er bereits weggehängt, und nun kann ich erkennen, daß auch er eine Toga trägt, nur ist sie im Gegensatz zu meinem schlichten Gewand reich verziert mit Goldornamenten, und wo ich eine schmales Lederband um die Stirn trage, werden seine dunklen Locken von einem Goldreif gehalten. Seine dichten Brauen sind im Zorn zusammengezogen, treffen sich fast in der Mitte, und auf seinem Gesicht liegt ein harter Zug, der sich auch an seinen Mundwinkeln wiederfindet, die ganz deutlich verachtend nach unten zeigen.

„Warum hat das Öffnen so lange gedauert?!“ sagt er, und seine Augen halten meinen Blick hypnotisch fest.

„Ich ... äh ...“ stottere ich ohne mein eigenes Zutun, „ich hatte mich noch angekleidet, als es klingelte.”

„Wozu?“ fragt er knapp.

„Um für meinen Herren schön zu sein“, antworte ich, wobei sich meine Wangen noch mehr röten und mein Blick sich wieder nach unten senkt.

„Schön?“ lacht er, doch sein Lachen klingt abfällig. „Du glaubst doch nicht etwa, daß du jemals schön sein könntest, und wenn du dich mit noch so viel Tand umgibst.“

Die Antwort, die ich ihm geben will, schneidet er mit einer befehlenden Geste hart ab.

„Schweig jetzt. Ich habe genug von deinem weibischen Flennen!“

Er geht an mir vorüber ins Kaminzimmer. Von hinten kleben meine Augen an seinem athletischen Körper, dessen Konturen sich vor dem Kaminfeuer ganz genau abzeichnen. Mein Atem geht schneller, als ich das Muskelspiel seiner kräftigen Schenkel beobachte, die nach oben in einen kleinen und harten Hintern übergehen. Von dort aus richtete sich sein Rücken V-förmig bis zu den breiten Schultern auf, von denen aus sehnige Arme vor Kraft strotzend von seinem Körper gespreizt sind. Sein Gang ist aufrecht und bestimmt wie der eines Gottes, dennoch sind seine Bewegungen geschmeidig, zielstrebig.

„Gib mir Wein!“ befiehlt er.

Eilig schreite ich neben ihn, hebe Kelch und Schlauch, um die tiefrote Flüssigkeit in ‚weitem glänzenden Bogen einzuschenken. Mit zittriger Hand reiche ich ihm den Kelch. Ich schenke auch meinen voll und hebe ihn an die trockenen Lippen. Plötzlich wird mein Wein mit einem kräftigen Ruck zur Seite geschleudert, der Kelch fliegt im hohen Bogen quer durch den Raum mitten in das Feuer, wo der Rotwein zischend auf den heißen Holzscheiten verdampft und nur einen beißenden Gerbsäureduft hinterläßt. Im nächsten Moment landet seine flache Hand schallend auf meiner Wange, und mein Kopf fliegt durch die Wucht des Aufpralls zur Seite. Mein ganzes Gesicht brennt höllisch von dem harten Schlag, und ich höre seine Worte wie durch ein dickes Vlies aus Schafswolle.

„Wer hat dir erlaubt, ebenfalls zu trinken?“ fährt er mich an.

Tränen schießen, ohne daß ich sie zurückhalten kann, in meine Augen.

„Aber ... „

Eine zweite Ohrfeige bringt mich sofort zum Schweigen. Sofort packt mich seine linke Hand bei der Kehle, drückt sie zu und reißt mich direkt vor sein Gesicht, das wutverzerrt ganz dicht vor meinem schwebt wie ein Greifvogel, der zum Zuschlagen bereit ist.

„Schweig!“

Das Wort trifft mich wie ein Peitschenschlag.

„Ich werde dich lehren, so anmaßend zu sein, Sklavin!“

Mit Schwung wirft er mich zu Boden, wo ich regungslos liegenbleibe, um seine Wut nicht noch mehr anzustacheln. Er tritt zwischen die beiden Marmorsäulen, die den Kamin links und rechts begrenzen, und leert den prall gefüllten Ziegenschlauch über den brennenden Holzscheiten aus, um die Flammen zu ersticken. Schwelender Rauch steigt auf — zuviel für den Kamin —, und dicke Schwaden treiben in den Raum, als das Feuer erlischt. Die beiden Wandkerzen, die den Raum nun noch erhellen, dringen mit ihrem schwachen Licht kaum noch durch den dichten Dunst. Ich kann meinen Herren, der sich jetzt bedrohlich vor mir aufbaut, kaum noch sehen. Lediglich die Umrisse seiner gewaltigen Gestalt sind noch erkennbar, wie sie sich die Stricke greifen und die Entfernung zu mir mit einem einzigen riesigen Schritt zurücklegen. Etwas packt mich bei den Armgelenken, reißt mich empor und führt mich mit brachialer Gewalt zu den Marmorsäulen. Ich bin viel zu erschrocken, um mich zu wehren, weiß auch gar nicht, ob ich das überhaupt will. Der erste Strick schlingt sich um meinen Unterarm und wird mit schnellen Bewegungen an der Säule festgezurrt. Bevor ich genau registriere, was da eben mit mir geschieht, ist auch schon meine zweite Hand gefesselt, und ich kann an der Situation ohnehin nichts mehr ändern. Mit dem Gesicht zur Wand warte ich ergeben darauf, daß er nun auch meine Beine festbindet, was nicht lange ausbleibt.

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Als sich seine Hand im Orgasmus um meinen erregten Kitzler festkrallt, werde ich ohnmächtig und ...

Ich liege jetzt wieder alleine auf meinem Teppich. Gerhard ist gegangen, bevor ich wieder zu Bewußtsein kam. Das Geld auf der Kommode ist verschwunden, der Lohn für seine Herrendienste. Das Kaminfeuer brennt wieder. Ruhiger diesmal, kleiner. An meinen Hand und Fußgelenken entdecke ich Striemen, die die Stricke zurückließen, welche jetzt nichtssagend wieder über der Sessellehne hängen, genau neben dem dünnen Bambusrohr. Ich möchte gar nicht wissen, wie mein Rücken und mein Hintern jetzt aussehen. Fast schäme ich mich für das, was ich getan habe, oder vielmehr für das, was ich mit mir habe tun lassen. Und ein schlechtes Gewissen befällt mich.

Nicht weil ich meinen Mann betrogen habe, sondern weil ich weiß, daß ich Gerhard wieder anrufen werde.

Und immer wieder ...