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Klaus Roos
Es leuchtet die Welt der Weihnacht entgegen

topos taschenbücher, Band 1068
Eine Produktion des Matthias Grünewald Verlags

Klaus Roos

Es leuchtet die Welt der
Weihnacht entgegen

Geschichten, Gedichte , Gedanken

topos taschenbücher

Verlagsgemeinschaft topos plus

Butzon & Bercker, Kevelaer

Don Bosco, München

Echter, Würzburg

Matthias Grünewald Verlag, Ostfildern

Paulusverlag, Freiburg (Schweiz)

Verlag Friedrich Pustet, Regensburg

Tyrolia, Innsbruck

Eine Initiative der
Verlagsgruppe engagement

www.topos-taschenbuecher.de

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-8367-1068-8

Ebook (PDF): 978-3-8367-5067-7

ePub: 978-3-8367-6067-6

2016 Verlagsgemeinschaft topos plus, Kevelaer

Das © und die inhaltliche Verantwortung liegen beim

Matthias Grünewald Verlag, Ostfildern

Umschlagabbildung: © iStock.com/joannatkaczuk

Einband- und Reihengestaltung: Finken & Bumiller, Stuttgart

Herstellung: Friedrich Pustet, Regensburg

Inhalt

Vorwort

Rund um den Kranz welch ein Schimmer

Winter-Zeit

Alle Jahre wieder

Von Menschen und Mäusen

Eine Nikolausgeschichte

Weiße Weihnacht

Winterlandschaft

… und ein wenig ein schlechtes Gewissen

Seht, neuer Morgen in unsrer Nacht

Morgenglanz der Ewigkeit

Adventsbilder

Manchmal kann ein Wunder geschehn

Aufbrechen

Er kommt

Aufwachen

Wenn Du kommst

Warten

Sehnsucht

Erwartung

Warten auf Gott

Zukunft

Gabriels große Stunde

Warte-Zeit

Längst erwartet

… und so leuchten auch wir

Im Schatten deiner Flügel

Auf der Suche nach dem Größten

Und so leuchten auch wir

Sende, Herr, dein Licht

„… als zöge die Landschaft und wir ständen fest“

Adam

Doch wir sehen schon den Stern

Dem Licht entgegen

Sternenlicht

Nachtgedanken

Ruf aus der Nacht

Wie der Aufschein einer anderen Welt

Weihnachtsbeleuchtung

Du fehlst

Wir sehen seinen Stern

Vom Geheimnis der Weihnacht

Weihnachtsabend

Leons Weihnachtsfest

Damals in Betlehem

Vom Licht, das in die Welt kam

Falsche Frage

Sich auf den Weg machen

Ist der Messias schon angekommen?

Nebenbei bemerkt

Wir sind Betlehem

Du bist

„… und das Wort war Gott“

Und das war erst der Anfang

Du aber bleibst

Bilanz

Gerade die

Auf der Suche nach dem Glück

Neujahrssegen

Vorsätze

Leben speichern

Dreikönigsgedanken

Der Jesus-Film – Fortsetzung folgt

Vorwort

Es ist merkwürdig: Weihnachten berührt unser Herz. Schon im Advent erfolgt ein Stimmungsumschwung. Man sieht es, man hört es, man riecht es. Lichter in den Straßen und in den Häusern, adventliche Lieder, weihnachtliche Düfte. Zugegeben: Kaufhäuser machen Kasse, Kommerz und Kitsch, wohin man schaut, Stress und Trubel sind nicht zu übersehen. Mag sein, dass es die Kindheitserinnerungen sind, die unsere Gefühle in Schwingung bringen. Vielleicht ein wenig romantische Sehnsucht nach Wärme und Frieden. Vielleicht die Hoffnung, dass die Welt anders sein könnte, als sie ist.

Mir liegt es fern, darüber verächtlich die Theologennase zu rümpfen. Ist es doch schließlich Er, an den ich glaube, der einen solchen Rummel auslöst – alle Jahre wieder. Und hinter Glitzer und Glimmer, Geschäften und Geschenken kann sich die Ahnung verbergen von einem Geheimnis, das wir „Gott“ nennen.

Nie greifen die Menschen so oft zu spirituellen und religiösen Büchern wie in der Weihnachtszeit. Zu ihr gehören die Poesie und die Musik. Es ist, als entfalte sich in dieser Zeit eine neue Empfänglichkeit in uns. Was da alles aufbrechen kann, beschreibt die Bibel in alten Bildern, die Friedrich Dörr zu einem Kirchenlied verdichtet hat:

Aus Gestein und Wüstensand
werden frische Wasser fließen;
Quellen tränken dürres Land,
überreich die Saaten sprießen.

Blinde schaun zum Licht empor,
Stumme werden Hymnen singen,
Tauben öffnet sich das Ohr,
wie ein Hirsch die Lahmen springen.

Manchen mag durch diese alten Bilder und die kirchliche Sprache der Zugang zu Weihnachten eher verstellt sein. Deshalb suche ich in diesem Buch verschiedene Zugänge zu Advent und Weihnachten, manchmal auch durch die Hintertür. Gedichte und Gedanken, Geschichten und Gebete begleiten den Weg durch die Advents- und Weihnachtszeit. Sie sind heiter oder fromm, kommen leichtfüßig daher oder gehen in die Tiefe. Denn aus vielen Anlässen sind sie entstanden und so eignen sie sich als persönliche Wegbegleiter genauso wie als Impulsgeber für andere. Allerdings gehen sie nicht immer glatt ins Ohr oder ins Herz, sind manchmal hintergründig, reizen zu einem zweiten Blick. Und doch sind die Texte auch auf eine altmodische Weise „fromm“. Sie verraten etwas vom Glauben meiner Kindheit an das Geheimnis von Weihnachten und lassen gleichzeitig etwas ahnen von der lebenslangen Suche danach.

Dieses Buch ist eine Einladung, das eigene Herz berühren zu lassen. Wenn Gott einen Menschen berührt, dann erzählt das die Bibel so: Er schickt einen Engel. Von Maria wird das erzählt und von Jesus, und auch in Betlehem spricht die Stimme des Engels. Wo die schwerfälligen Worte dieses Buchs längst am Ende sind, da kann Sie, liebe Leserin, lieber Leser, der leichte Flügel des Weihnachtsengels immer noch streifen.

Klaus Roos

Rund um den Kranz
welch ein Schimmer

Winter-Zeit

Viele Menschen mögen den Winter nicht. Zu kalt, zu dunkel, zu erstarrt, sagen sie. Keine Blumen, keine Vögel, kein Leben. Aber der Schein trügt. Unter der Schneedecke keimt schon die neue Saat. Tief im Boden, in den Wurzeln der Bäume regt sich bereits die Lebenskraft für den kommenden Frühling. Die Natur hat sich in sich selbst zurückgezogen, um in der Ruhe neue Kräfte zu sammeln.

Auch wir brauchen manchmal solche Zeiten der Ruhe, in denen still wachsen kann, was später lebendig werden soll. Sich eine Weile „bedeckt halten“, reifen lassen, sich zurückziehen und auf die eigene Mitte besinnen. Atem holen und Energien sammeln und in der Verborgenheit abwarten, welche neuen Knospen das Leben hervorbringen will.

Wir verlieren etwas, wenn wir den Winter verdrängen; wenn wir die Abende hell beleuchten wie die Sommernächte und unsere Geschäfte fortführen im gewohnten Tempo; wenn unsere Wege sich nach außen verlieren und die Tür verschlossen bleibt, die nach innen führt.

Wenn uns die Grünkraft des Frühlings am Herzen liegt, sollten wir uns die Winterzeit gönnen. Sie wird uns guttun.

Alle Jahre wieder

Die Weihnachtszeit ist die Zeit der Kindheitserinnerungen. Die Kerzen am Adventskranz anzünden, Plätzchen backen, den Wunschzettel schreiben für das Christkind – der Zauber vergangener Tage wird wieder wach. Bilder, Klänge, Düfte – aus einer Welt, die wir noch mit Kinderaugen gesehen haben.

Vielleicht berührt deshalb die Romantik der Weihnachtsmärkte und die adventliche Stimmung in den Straßen unser Herz, weil darin die Sehnsucht mitschwingt nach einer vergangenen Zeit, nach einer verlorenen Welt: als das Leben noch so einfach war, voller Geborgenheit und Wärme, als wir noch Träume hatten und an das Christkind glaubten.

Längst sind wir aufgewacht. Wir wissen, dass der Alltag nicht aus „O du fröhliche …“ besteht. Wir kennen die Nachrichten. Wir sind zu realistisch für Familienidylle und heile Welt.

Und trotzdem: Alle Jahre wieder holt sie uns ein, die Sehnsucht unserer Kindertage. Und auch wenn wir schon alt sind, halten wir Ausschau nach dem Stern, träumen von der Liebe und hoffen auf den Frieden, von dem die Engel gesungen haben in jener Nacht.

Es ist ein Schimmer des Paradieses, der aufleuchtet an Weihnachten, eine Ahnung von jener heilen Welt, die Gott seit den Tagen der Schöpfung uns zugedacht hat. „Wir essen Brot, aber wir leben vom Glanz“, sagt die Dichterin Hilde Domin. Es ist gut, dass uns die Adventszeit alle Jahre wieder daran erinnert, wer wir sein könnten und was die Welt sein könnte. In den Lichtern all der Weihnachtsbäume spiegelt sich ein Abglanz der Herrlichkeit Gottes und jenes „Licht aus der Höhe“, das an Weihnachten in die Welt gekommen ist.

Von Menschen und Mäusen

Ein bekanntes Bilderbuch erzählt von der kleinen Maus Frederick. Während die anderen Mäuse im Sommer Vorräte sammeln für den Winter, liegt Frederick in der Sonne, genießt das Leben und träumt. Als ihm seine Freunde vorwerfen, er sei ein Faulpelz, antwortet Frederick: „Ich sammle auch etwas. Ich sammle Farben, ich sammle Worte und ich sammle Sonnenstrahlen, denn der Winter wird grau und kalt.“

Bald ist der Sommer vorbei. Im Winterquartier der Mäuse gibt es genug zu essen – man hatte ja reichlich Vorräte gesammelt –, doch trotzdem breitet sich Niedergeschlagenheit aus. Es ist düster und frostig, und eintönig verrinnen die Tage. Da teilt Frederick seine gesammelten Worte. Er erzählt vom Sommer, von seinen Erlebnissen und Begegnungen, und es ist, als kehrten in die Höhle der Mäuse Farben und Sonnenstrahlen zurück.

Natürlich wäre Frederick verhungert ohne die gesammelte Nahrung der anderen, aber auch er hat etwas Wichtiges beizusteuern für das Leben der Gemeinschaft. Die anderen arbeiten, er lebt. Und er sammelt dabei Erfahrungen, saugt sich voll mit den Farben dieser Welt, speichert in seinem Herzen die Strahlen der Sonne. Die Maus lebt nicht vom Käse allein, das zeigt sich, als der Winter kommt.

Bei uns Menschen ist das nicht anders. Wer über der Arbeit vergisst zu leben, findet sich bald in der grauen Höhle der Freudlosigkeit. Vergiss die Farben nicht, vergiss die Wärme nicht, sonst ist dir bald kalt ums Herz. Wenn dir die Worte abhandenkommen, wenn du keine Geschichten mehr zu erzählen hast, dann wird es Zeit, neue Vorräte zu suchen. Dann wird es Zeit, dass du Begegnungen und Gesprächen wieder mehr Raum gibst, dass du dir das Herz wärmen lässt und Farbe in dein Leben bringst.

Es gibt Phasen im Leben, da ist es wichtig, sich selbst etwas Gutes zu tun. Ausgebrannt und ausgelaugt dienen wir niemandem. Nicht „Schaffe, schaffe, Häusle baue …“ ist unser erster Auftrag. Die Welt soll farbiger werden und wärmer durch uns, und die Hoffnung soll ein kleines Stück wachsen dürfen. Der Advent ist eine gute Zeit dafür.

Eine Nikolausgeschichte

In der Adventszeit herrscht gewöhnlich Hochbetrieb im Himmel. Es ist selbst für Engel ein gewisser Stress, alles vorzubereiten für den Nikolausabend und den Weihnachtstag.

Dieses Jahr aber war alles anders. Eine merkwürdig depressive Stimmung hing in der Luft. „Mit Sankt Nikolaus stimmt etwas nicht“, so raunten sich die Engel vielsagend zu und durch die Scharen der Heiligen ging ein aufgeregtes Wispern.

Der Erzengel Gabriel machte sich nicht viel aus Gerüchten und beteiligte sich grundsätzlich nicht an den himmlischen Tratschgeschichten, aber auch ihm konnte nicht entgehen, dass der heilige Nikolaus trübsinnig auf der Kante seines Schlittens hockte und gedankenverloren die Rentiere mit Rüben fütterte. Gabriel war besorgt. Majestätisch schwebte er heran: „Was ist dir, ehrwürdiger Bruder?“ Die Stimme des Erzengels stand wie ein heller Glockenton im Raum. „Der Nikolausabend naht, und du machst keine Anstalten, deine üblichen Vorbereitungen zu treffen. Was ist es, das dein Herz beschwert?“