Der Autor

Knut Hamsun – Foto © Ullstein Buchverlage GmbH

Knut Hamsun wurde am 4. August 1859 in Gudbrandsdalen als Knud Pedersen geboren und gilt neben Henrik Ibsen als bedeutendster Schriftsteller Norwegens. Seine Schulausbildung war dürftig, eine Universität besuchte er nie und schlug sich zunächst mit Gelegenheitsarbeiten durch, bis ihm 1890 mit seinem Debütroman Hunger sogleich ein großer literarischer Erfolg gelang. 1920 erhielt er für sein Werk Segen der Erde den Literaturnobelpreis. Der wegen seiner Sympathien für den Nationalsozialismus politisch hoch umstrittene Hamsun starb 1952 in Nørholm.
Von Knut Hamsun sind in unserem Hause bereits erschienen: Mysterien · Hunger · Victoria · Auf überwachsenen Pfaden

Das Buch

In Nordnorwegen, fernab der Zivilisation, lässt sich etwa 1870 Isak nieder. Wo er herkommt, ist unklar. Er errichtet eine Torfhütte und betreibt in der Einöde Landwirtschaft. Im darauffolgenden Frühjahr stößt Inger zu ihm. Sie bleibt bei Isak. Gemeinsam bestellen sie die Felder und züchten Vieh. Bald kommen zwei Söhne auf die Welt.
Hamsun erzählt die Geschichte des Bauern und seiner Frau, die in der Einsamkeit des Nordlandes die Natur durch harte körperliche Arbeit zu ihrer Heimat machen.

Knut Hamsun

Segen der Erde

Roman

Aus dem Norwegischen
von Alken Bruns

Ullstein

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Mit einem Nachwort von Peter Urban-Halle

Ungekürzte Neuausgabe im Ullstein Taschenbuch
1. Auflage Oktober 2019
© für die deutsche Ausgabe
Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2019
© der deutschen Ausgabe Verlagshaus
Goethestraße GmbH & Co. KG, München 1999
© Gyldendal Norsk Forlag, Oslo 1917
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel
Markens Grøde 1917 im Gyldendal Norsk Forlag, Oslo.
Textgrundlage der Neuübersetzung ist die Ausgabe letzter Hand
der Samlede værker (Bd. II, Oslo, 1934).
Die deutsche Erstausgabe erschien 1899 im
Albert Langen Verlag, Paris – Leipzig – München
Die Übersetzung wurde durchgesehen von
Prof. Dr. Walter Baumgartner.
Umschlaggestaltung: zero-media.net, München
Titelabbildung: Light and Warmth, 1976 / © Masabikh
Akhunov (1928-2008) / Bridgeman Images
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Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-8437-2122-6

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ERSTER TEIL

I

Den langen, langen Pfad durch die Moore und in die Wälder, wer hat ihn ausgetreten? Der Mann, der Mensch, der Erste, der hier war. Vor ihm gab es keinen Pfad. Später folgte das eine und andere Tier den schwachen Spuren über Heide und Moor und machte sie deutlicher, und noch später spürte der eine oder andere Lappe den Pfad auf und benutzte ihn, wenn er von diesen Bergen zu den nächsten wollte, um nach seinen Rentieren zu sehen. So entstand der Pfad durch die große gemeine Mark, die niemandem gehörte, das herrenlose Land.

Der Mann ist unterwegs nach Norden. Er trägt einen Sack, den ersten Sack, darin sind Mundvorrat und einiges Werkzeug. Der Mann ist stark und grob, er hat einen Eisenbart und kleine Narben im Gesicht und an den Händen – diese Wundmale, stammen sie von der Arbeit oder vom Kampf? Vielleicht kommt er aus dem Gefängnis und will sich verstecken, vielleicht ist er Philosoph und sucht Frieden, dort jedenfalls geht er, ein Mensch inmitten dieser ungeheuren Einsamkeit. Er geht und geht, ringsumher kein Laut von Vögeln oder Tieren, manchmal spricht er mit sich selbst: Ach ja, mein Gott!, sagt er. Kommt er von den Mooren zu einem freundlichen Platz im Wald mit einer offenen Lichtung, stellt er den Sack ab und beginnt die Verhältnisse ringsumher zu untersuchen, nach einer Weile kehrt er zurück, nimmt den Sack auf den Rücken und geht weiter. Das dauert den ganzen Tag, er befragt die Sonne nach der Tageszeit, es wird Nacht, und er wirft sich ins Heidekraut, den Arm unterm Kopf.

Nach ein paar Stunden macht er sich wieder auf den Weg, ach ja, mein Gott! Geht wieder schnurstracks nach Norden, befragt die Sonne nach der Tageszeit, hält Rast mit einem Stück Flachbrot und Ziegenkäse, trinkt Wasser aus einem Bach, geht weiter. Auch dieser Tag geht mit Wandern hin, er muss so viele freundliche Plätze im Wald untersuchen. Was sucht er?

Land, Boden? Vielleicht ist er ein Auswanderer aus den Dörfern, er hält die Augen offen und späht, manchmal ersteigt er einen Hügel und späht. Jetzt sinkt die Sonne wieder.

Er geht auf der Westseite eines Tals mit Mischwald entlang, es gibt auch Laubwälder mit Grasboden, das dauert Stunden, es dämmert, er hört aber das leise Rauschen eines Bachs, und das muntert ihn auf wie etwas Lebendiges. Als er auf die Höhe kommt, sieht er das Tal unten im Halbdunkel und weit hinten im Süden den Himmel. Er legt sich schlafen.

Am Morgen liegt eine Landschaft mit Wald und Weidemark vor ihm, er steigt hinab, hier ist ein grüner Talhang, weit unten erkennt er den Fluss und einen Hasen, der hinüberspringt. Der Mann nickt, als passte es gerade gut, dass der Fluss nur einen Sprung breit ist. Ein brütendes Schneehuhn flattert plötzlich vor seinen Füßen auf und zischt ihn wild an, und der Mann nickt wieder, hier sind Tiere und Vögel, auch das passt gut! Er geht durch Blaubeer- und Preiselbeergebüsch, durch gezackten Siebenstern und niedrigen Farn; wenn er hier und dort stehen bleibt, um mit einem Eisen in der Erde zu graben, findet er hier Muttererde und dort Moor, seit Jahrtausenden gedüngt mit Laubfall und verfaulten Zweigen. Der Mann nickt, ja, hier lässt er sich nieder, hier wird er sich ansiedeln. Zwei Tage lang durchstreift er die Gegend, kehrt aber abends an den Talhang zurück. Nachts schläft er auf einem Lager aus Tannenästen, ja, er ist hier schon so zu Hause, er hat ein Lager aus Tannenästen unter einem Felsvorsprung.

Das Schwierigste war es gewesen, den Ort zu finden, diesen niemandes Ort, seinen; jetzt waren die Tage mit Arbeit ausgefüllt. Er begann sofort, in den entfernteren Wäldern Birkenrinde zu schälen, solange die Bäume im Saft standen, er presste die Rinde und trocknete sie, und wenn er eine große Last beisammenhatte, trug er sie die vielen Meilen zum Dorf und verkaufte sie als Baumaterial. Nach Hause zum Talhang trug er noch mehr Säcke, Säcke mit Lebensmitteln und Werkzeug, mit Mehl und Speck, mit einem Kochtopf, einem Spaten, er ging den Pfad hin und zurück und trug und trug. Ein geborener Träger, ein Prahm in den Wäldern, ach, es war, als sähe er eine Berufung darin, viel zu gehen und viel zu tragen, als wäre ein Rücken, der nichts trug, ein faules Dasein und nichts für ihn.

Eines Tages kam er mit seiner schweren Last gegangen und hatte auch noch zwei Ziegen und einen Jungbock an der Leine. Er freute sich über seine Ziegen, als wären es Kühe, und war gut zu ihnen. Der erste Fremde kam vorbei, ein wandernder Lappe, er sah die Ziegen und verstand, dass er zu einem Mann gekommen war, der hierbleiben wollte, er sagte:

Willst du hierbleiben? – Ja, antwortete der Mann. – Wie heißt du? – Isak. Ich brauche eine Hilfe, kennst du eine? – Nein, aber ich will’s erwähnen, wo ich hinkomme. – Tu das! Dass ich Tiere hab und keine, die sie versorgt.

Isak also, auch das wollte der Lappe erwähnen, der Mann in der Ödmark war kein Flüchtling, er nannte seinen Namen. Er ein Flüchtling? Dann wäre er ja jetzt gefunden. Er war nur ein unverdrossener Arbeiter, mähte Winterfutter für seine Ziegen, begann zu roden, einen Acker umzubrechen, Steine wegzutragen, Zäune aus Steinen zu bauen. Im Herbst stellte er ein Haus auf, eine Hütte aus Torf, dicht und warm, sie knarrte nicht im Sturm, konnte nicht abbrennen. Er konnte ins Haus gehen und die Tür zumachen und drinnen sein, er konnte draußen auf der Schwelle stehen und das ganze Bauwerk besitzen, falls jemand vorbeikäme. Die Hütte war geteilt, auf der einen Seite wohnte er selbst, auf der anderen die Tiere, ganz hinten am Felsen hatte er sein Heuhaus untergebracht. Alles war da.

Wieder kommen zwei Lappen vorbei, Vater und Sohn, sie stützen sich mit beiden Händen auf ihre langen Stäbe und betrachten die Hütte und die Rodung und hören die Ziegenglocken oben am Talhang.

Guten Tag, guten Tag, sagen sie, vornehme Leute hier in der Ödmark! Die Lappen müssen immer schmeicheln.

Wisst ihr nicht eine Hilfe für mich?, fragt Isak. Denn er hat nur das im Kopf.

– Hilfe? Nein. Aber wir wollen es erwähnen.

– Ja, seid so gut! Sagt, dass ich Haus und Land und Tiere habe, aber keine Hilfe.

Ach, nach dieser Hilfe hatte er jedes Mal Ausschau gehalten, wenn er mit seiner Birkenrinde unten im Dorf gewesen war, aber er hatte keine gefunden. Sie hatten ihn angeschaut, eine Witwe, ein paar ältere Mädchen, und hatten nicht gewagt, ihm Hilfe zu versprechen, was immer der Grund sein mochte, Isak verstand es nicht. Verstand er es nicht? Wer wollte bei einem Mann in der Ödmark dienen, meilenweit von Menschen entfernt, ja, eine Tagesreise bis zur nächsten menschlichen Behausung! Und der Mann selbst, an ihm war so gar nichts Schönes oder Prächtiges, im Gegenteil, und wenn er sprach, war er kein Tenor mit himmelwärts gewandten Augen, sondern hatte eine etwas tierische und grobe Stimme.

Dann musste man eben allein bleiben.

Im Winter machte er große Holztröge und verkaufte sie im Dorf und trug Säcke mit Lebensmitteln und Werkzeugen durch den Schnee nach Hause, es waren harte Tage, er war an eine Last gebunden. Da er Tiere hatte und sie selbst versorgen musste, konnte er sie nicht längere Zeit allein lassen, und was machte er jetzt? Not macht erfinderisch, sein Gehirn war stark und unverbraucht, er übte es mehr und mehr. Ehe er ging, ließ er die Ziegen hinaus, damit sie sich an den Zweigen im Wald satt fraßen. Doch er hatte sich noch mehr einfallen lassen: Er hängte ein Holzgefäß, einen großen Trog, am Fluss auf und lenkte ein Rinnsal hinein, es dauerte vierzehn Stunden, bis es voll war. War es randvoll, dann hatte es genau das richtige Gewicht und sank herunter, und im Sinken zog es an einem Tau, das mit dem Heuhaus verbunden war, eine Luke öffnete sich, und Futter für drei Ziegen fiel herab: Die Tiere hatten zu fressen.

So machte er es.

Ein sinnreicher Einfall, eine Eingebung Gottes vielleicht, der Mann half sich selbst. Bis zum Spätherbst ging es gut, dann fiel Schnee, dann Regen, dann wieder Schnee, der liegen blieb, die Mechanik funktionierte nicht recht, das Gefäß füllte sich mit Regen und betätigte die Luke zu früh. Der Mann deckte es zu, und wieder ging es eine Zeit lang gut, aber als der Winter kam, gefror das Rinnsal, und die Mechanik stand endgültig still.

Da mussten sich seine Ziegen in Entbehrung üben, wie er selbst.

Harte Tage, der Mann brauchte Hilfe, hatte aber keine und war doch nicht hilflos. Er arbeitete und machte das Haus fertig, setzte Fenster in die Hütte ein, zwei Glasscheiben, es war ein bemerkenswerter und heller Tag in seinem Leben, er brauchte kein Feuer in der Grube anzufachen, um sehen zu können, er konnte drinnen sein und bei Tageslicht Holztröge machen. Es klarte auf und wurde heller, ach ja, mein Gott! Er las nie in einem Buch, war aber mit den Gedanken oft bei Gott, das ließ sich nicht vermeiden, es war Treuherzigkeit und Beben. Der Sternenhimmel, das Rauschen im Wald, die Einsamkeit, der viele Schnee, die Pracht auf der Erde und über der Erde machten ihn mehrmals am Tag tiefsinnig und andächtig, er war sündig und gottesfürchtig, sonntags wusch er sich zu Ehren des Feiertags, arbeitete aber wie sonst.

Der Frühling kam, er bestellte sein Stückchen Land und pflanzte Kartoffeln. Das Vieh hatte sich vermehrt, jede Ziege hatte Zwillinge bekommen, sieben Ziegen waren jetzt draußen in der Weidemark, Groß und Klein zusammengerechnet. Er dachte an die Zukunft und vergrößerte den Stall, setzte auch bei den Tieren ein paar Scheiben ein. Es klarte auf, es wurde in jeder Hinsicht licht.

Eines Tages kam dann die Hilfe. Sie kreuzte lange oben am Waldhang hin und her, ehe sie sich vorwagte, es wurde Abend, bis sie sich überwand, dann aber kam sie – ein großes Mädchen mit braunen Augen, stark und grob, mit schweren, guten Händen, Lappenschuhen an den Füßen, obwohl sie keine Lappin war, und mit einem Sack aus Kalbsleder auf dem Rücken. Sie war wohl schon etwas bei Jahren, höflich gesagt an die dreißig.

Was hatte sie zu befürchten, aber sie grüßte und sagte eilig: Ich will nur übers Gebirge, deshalb bin ich diesen Weg gegangen. – Ach, sagte der Mann. Er verstand sie kaum, sie sprach undeutlich und wandte auch das Gesicht ab. – Ja, sagte sie. Und es ist ein langer, langer Weg! – Ja, antwortete er. Übers Gebirge willst du? – Ja. – Was willst du dort? – Da wohnen meine Leute. – Ach, deine Leute. Wie heißt du? – Inger. Und du? – Isak. – So, Isak. Und du lebst hier? – Ja, hier leb ich, so wie du’s jetzt siehst. – Nicht unschön!, sagte sie lobend.

Er war ein kolossaler Denker geworden, und ihm kam der Gedanke, dass sie hergeschickt worden war, ja, sie war vorgestern zu Hause losgegangen und wollte gar nicht weiter als bis hierher. Vielleicht hatte sie gehört, dass er eine Hilfe brauchte.

Geh rein und ruh deine Füße aus, sagte er.

Sie gingen in die Hütte und aßen von ihrem Mundvorrat und tranken von seiner Ziegenmilch, dann kochten sie Kaffee, den sie in einer Blase bei sich hatte. Sie machten es sich mit ihrem Kaffee gemütlich, ehe sie schlafen gingen. Nachts war er gierig nach ihr und bekam sie.

Am Morgen ging sie nicht fort, und sie ging den ganzen Tag nicht, sondern machte sich nützlich und melkte die Ziegen und scheuerte Holztröge mit feinem Sand und säuberte sie. Sie ging überhaupt nicht wieder weg. Inger hieß sie. Er hieß Isak.

Nun begann ein anderes Leben für den einsamen Mann. Es war zwar so, dass seine Frau undeutlich sprach und sich wegen der Hasenscharte in ihrem Gesicht immerzu von den Leuten abwandte, aber das war kein Grund, sich zu beklagen. Ohne diesen entstellten Mund wäre sie wohl nie zu ihm gekommen, die Hasenscharte war sein Glück. Und er selbst, war er ohne Makel? Isak mit dem Eisenbart und dem allzu knorrigen Körper, er war wie ein grässlicher Mühlstein, ja, er war, als wenn man ihn durch einen Wirbel im Fensterglas sah. Und wer sonst hatte so was von Gesichtsausdruck! Es war, als könnte er jeden Augenblick eine Art von Barabbas aus sich herauslassen. Es war schon viel, dass Inger nicht davonlief.

Sie lief nicht davon. Wenn er fort gewesen war und nach Hause kam, war Inger bei der Hütte, die beiden waren eins, die Hütte und sie.

Er hatte einen Menschen mehr zu versorgen, aber es lohnte sich, er kam leichter fort, konnte sich rühren. Da war der Fluss, ein gemütlicher Fluss, und abgesehen davon, dass er gemütlich aussah, war er auch tief und reißend, es war durchaus kein unbedeutender Fluss, er musste aus einem großen See oben in den Bergen kommen. Er beschaffte sich Angelgerät und suchte nach diesem See, am Abend kam er mit einer Last Forellen und Saiblinge zurück. Inger empfing ihn verwundert und war überwältigt und war es nicht besser gewohnt, sie schlug die Hände zusammen und sagte: Herr im Himmel! Sie merkte wohl, dass ihr Lob ihm gefiel und ihn stolz machte, sie sagte noch mehr gute Worte: Dass ihr so was noch nie vorgekommen sei, dass sie nicht verstehe, wie er das geschafft habe!

Auch in anderer Hinsicht war Inger ein Segen. Sie hatte zwar nicht so wunderbar viel Verstand im Kopf, hatte aber doch zwei Schafe mit Lämmern bei irgendeinem ihrer Verwandten, und die holte sie. Etwas Notwendigeres hätte man jetzt nicht zur Hütte bringen können als Schafe mit Wolle und Lämmern, vier Lebewesen, das Vieh vermehrte sich in großem Maße, und es war eine Rechenaufgabe und ein Mirakel, wie es sich vermehrte. Außerdem holte Inger Kleider und andere Kleinigkeiten, die sie besaß, einen Spiegel, einen Faden mit ein paar schönen Glasperlen darauf, Wollkämme und Spinnrad. Wenn sie so weitermachte, würde sich bald alles bis unter die Decke stapeln, und in der Hütte wäre nicht genug Platz für alles! Isak war natürlich bewegt bei so viel irdischem Reichtum, aber schweigsam, wie er immer war, fiel es ihm schwer, sich dazu zu äußern, er tappte zur Tür und sah nach dem Wetter und tappte wieder hinein. Gewiss hatte er großes Glück gehabt, und er spürte mehr und mehr Verliebtheit in sich, Anziehung oder wie man es nennen sollte.

Mach dir nicht so viel Mühe!, sagte er. – Ich hab auch ’n Onkel, Onkel Sivert, hast du von dem gehört? – Nein. – Ja, der ist reich. Er ist Bezirkskassierer im Dorf.

Verliebtheit macht den Klugen dumm, Isak wollte sich seinerseits angenehm zeigen und tat des Guten zu viel. Was ich sagen wollte, sagte er: Du brauchst die Kartoffeln nicht zu häufeln. Ich tu’s, wenn ich heut Abend zurückkomme.

Damit nahm er die Axt und ging zum Wald.

Sie hörte ihn Holz schlagen, es war nicht weit entfernt, am Krachen hörte sie, dass er große Bäume fällte. Als sie eine Weile zugehört hatte, ging sie aufs Feld und begann die Kartoffeln zu häufeln. Verliebtheit macht den Dummen klug.

Er kam am Abend heim und schleppte einen mächtigen Stamm am Seil hinter sich her. Ach, dieser vollkommen grobe und treuherzige Isak, er machte mit seinem Stamm so viel Lärm wie möglich und räusperte sich und hustete, damit sie herauskam und so richtig über ihn staunte.

Ich glaub, du hast den Verstand verloren!, sagte sie denn auch, als sie kam. Bist du denn kein Mensch!, sagte sie. – Der Mann antwortete nicht. Fiel ihm nicht ein. Einem Baumstamm gegenüber etwas mehr als ein Mensch zu sein, das war nicht der Rede wert.

Wofür brauchst du den Stamm?, fragte sie. – Weiß nicht, antwortete er und tat geheimnisvoll.

Jetzt aber sah er, dass sie die Kartoffeln schon gehäufelt hatte, und das machte sie fast ebenso tüchtig, wie er es war. Das ging ihm gegen den Strich, er machte das Seil los und nahm es mit. – Gehst du wieder weg?, fragte sie. – Ja, antwortete er beleidigt.

Er kam mit einem zweiten Stamm, schnob nicht und lärmte nicht, sondern zog ihn nur wie ein Ochse zur Hütte und legte ihn ab.

Er zog im Laufe des Sommers viele Baumstämme zur Hütte.

II

Eines Tages packte Inger wieder etwas zu essen in ihren kalbsledernen Sack und sagte: Ich geh noch mal schnell zu meinen Leuten rüber. – So, sagte Isak. – Ja, ich muss kurz mal mit ihnen sprechen.

Isak ging nicht sofort mit hinaus, sondern zögerte lange. Als er schließlich zur Tür tappte und so tat, als wäre er ganz und gar nicht neugierig und nicht voll böser Ahnungen, verschwand Inger gerade am Waldrand. – Hm. Kommst du wieder?, rief er, er konnte es nicht lassen. – Was denn sonst!, antwortete sie. Was denkst du denn! – Ach so.

Nun war er wieder allein, ja, ja, mein Gott! Bei seiner Arbeitskraft und seiner Arbeitslust konnte er nicht immer nur raus- und reingehen und sich selbst im Weg stehen, er tat was, fällte Bäume, machte die Stämme an zwei Seiten flach. Er schaffte bis zum Abend, dann melkte er die Ziegen und ging schlafen.

In der Hütte war es leer und still, ein schweres Schweigen von Torfwänden und Erdboden, er war tief und ernsthaft allein. Spinnrad und Wollkämme aber waren da, und die Perlen am Faden lagen wohlverwahrt in einem Beutel unter dem Dach, Inger hatte nichts mitgenommen. Aber Isak war so entsetzlich dumm, dass er in der hellen Sommernacht Angst vorm Dunkel bekam und an den Fenstern alles Mögliche vorbeischleichen sah. Als es dem Licht nach etwa zwei Uhr sein mochte, stand er kurz entschlossen wieder auf und frühstückte, aß eine riesige Schüssel Grütze für den ganzen Tag, damit er sich nicht noch einmal mit Kochen aufzuhalten brauchte. Er rodete Neuland bis zum Abend, ein neues Stück Kartoffelacker.

Drei Tage lang schlug er abwechselnd Holz und rodete Neuland – morgen würde dann wohl Inger kommen. Es wäre sicher nicht übertrieben, wenn er bei ihrer Ankunft Fisch für sie hätte, aber ihr im Gebirge begegnen, das wollte er nicht, er machte einen Umweg zum See mit den Fischen. Er kam in eine unbekannte Gegend, da gab es grauen Fels und braunen Fels und Gesteinsbrocken, die so schwer waren, dass sie aus Blei oder Kupfer sein konnten. In diesen braunen Steinen konnte vieles stecken, vielleicht sogar Gold und Silber, er verstand sich nicht darauf, und es konnte ihm gleich sein. Er kam zum See, die Fische bissen bei der Witterung in dieser Nacht mit den vielen Mücken gut an, wieder kamen eine Menge Saiblinge und Forellen zusammen, Inger würde Augen machen! Als er morgens auf dem gleichen Umweg, den er gekommen war, nach Hause ging, hatte er den Einfall, ein paar dieser schweren Gesteinsbrocken aus den Bergen mitzunehmen, sie waren braun mit dunkelblauen Flecken darin und mächtig schwer.

Inger war nicht gekommen und kam nicht. Dies war der vierte Tag. Er melkte die Ziegen wie in der Zeit, als er allein mit ihnen gewesen war und niemanden für diese Arbeit gehabt hatte, dann ging er zu einem Steinbruch und trug große Haufen passender Steine für eine Mauer zum Hof. Er hatte tausend verschiedene Dinge zu tun.

Am fünften Abend ging er mit leichtem Misstrauen im Herzen schlafen, im Übrigen waren aber das Spinnrad und die Wollkämme da, und dort lagen die Perlen. Die gleiche Leere in der Hütte und kein Laut, es waren lange Stunden, und als er draußen endlich so was wie ein Trampeln hörte, begriff er, dass es ihm nur so vorkam. Ach ja, mein Gott!, sagte er in seiner Verlassenheit, und so was brachte Isak nicht vor, ohne dass es ihm ernst war. Dort hörte er nun wieder das Trampeln, und kurz darauf sah er etwas an den Scheiben vorübergleiten, was immer es sein mochte, etwas mit Hörnern, lebendig. Er sprang auf, raus auf die Schwelle, und sah eine Erscheinung. Gott oder Satan!, murmelte er, und so was sagte Isak nicht, ohne dazu genötigt zu sein. Er sah eine Kuh, Inger und eine Kuh, sie verschwanden im Stall.

Hätte er Inger nicht leise mit der Kuh im Stall sprechen hören, er hätte sich selbst nicht geglaubt, aber es war so. Im selben Augenblick hatte er eine böse Ahnung: Gott segne sie, natürlich, sie war einmalig, eine fabelhafte Frau, aber zu viel war zu viel. Das Spinnrad und die Wollkämme, na gut, und die Perlen waren bedenklich fein, aber – gut! Aber eine Kuh, gefunden vielleicht auf einem Weg oder der Hausweide eines Hofs, die würde vom Besitzer vermisst und aufgespürt werden.

Inger kam aus dem Stall und sagte, stolz lächelnd: Ich hab nur meine Kuh mitgebracht! – Ach, antwortete er. – Es hat so lange gedauert, weil ich mit ihr nicht so schnell übers Gebirge gehen konnte. Sie ist trächtig. – Eine Kuh hast du mitgebracht?, sagte er. – Ja, sagte sie und hätte vor lauter irdischem Reichtum platzen können. Oder denkst du, das ist nur Spaß!, sagte sie. – Isak befürchtete das Schlimmste, hielt aber an sich und sagte nur: Komm rein, essen.

Hast du die Kuh gesehen? Ist sie nicht schön? – Wunderbar. Wo hast du sie her?, fragte er so gleichgültig wie möglich. – Sie heißt Goldhorn. Was hast du mit der Mauer vor, die du da aufgebaut hast? Du wirst dich noch totarbeiten. Nein, komm und schau dir die Kuh an.

Sie gingen, und Isak war in Unterwäsche, aber das machte nichts. Sie untersuchten die Kuh mit all ihren Zeichen haargenau, am Kopf, Euter, im Kreuz, an den Lenden; rot und weiß, leicht zu füttern.

Isak fragte vorsichtig: Wie alt wird sie sein, was glaubst du? – Glauben?, sagte Inger. Sie ist ganz genau im vierten Futterjahr. Ich hab sie aufgezogen, und alle haben gesagt, sie ist das liebste Kalb, das sie je gesehen haben. Was meinst du, haben wir Futter für sie? – Isak begann zu glauben, was er gern glauben wollte, und erklärte: Futter? Es wird schon genug für sie da sein!

Dann gingen sie hinein und aßen und tranken und gingen zur Ruhe. Sie lagen da und sprachen von der Kuh, dem Ereignis: Ist sie nicht schön? Jetzt kriegt sie ihr zweites Kalb. Sie heißt Goldhorn. Schläfst du, Isak? – Nein. – Und übrigens, sie hat mich gleich wiedererkannt und ist gestern mit mir gegangen wie ein Lamm. In der Nacht haben wir in den Bergen eine Weile ausgeruht. – So. – Wir müssen sie im Sommer anbinden, sonst reißt sie aus, Kuh ist Kuh. – Wo ist sie vorher gewesen?, fragte Isak endlich. – Bei meinen Leuten, da war sie. Sie wollten sie nicht hergeben, und die Kinder haben geweint, als ich sie mitnahm.

War Inger imstande, so wundersam zu lügen? Sie sagte natürlich die Wahrheit, und die Kuh gehörte ihr. Jetzt wurde es prächtig hier auf dem Hof, wohnlich, es fehlte fast gar nichts mehr! Ach, diese Inger, er liebte sie, und sie liebte ihn, sie waren genügsam, lebten im Zeitalter des Holzlöffels und hatten es gut. Schlafen wir!, dachten sie. Und dann schliefen sie. Am Morgen erwachten sie für einen neuen Tag, wieder gab es dies und das zu tun, ja, ja, Arbeit und Freude, wie das Leben so ist.

Zum Beispiel diese Baumstämme, sollte er versuchen, sie richtig zu legen? Isak hatte die Augen offen gehalten, wenn er im Dorf gewesen war, und hatte die Bauweise ergründet, er konnte eine Eckzinke schlagen. Und war das etwa nicht ganz einfach nötig? Auf dem Hof gab es Schafe, gab es eine Kuh, die Ziegen hatten sich stark vermehrt und würden noch mehr werden, der Viehbestand sprengte seinen Teil der Hütte, Isak musste einen Ausweg finden. Jetzt, während die Kartoffeln blühten und die Heuernte noch nicht begonnen hatte, bot es sich an anzufangen. Inger musste ihm hier und da zur Hand gehen.

Isak erwacht in der Nacht und steht auf, Inger schläft wie ein Stein nach ihrer Wanderung. Er geht noch mal zum Viehstall. Er sagt zwar nichts zu der Kuh, was wie schleimige Schmeichelei klingen könnte, tätschelt sie aber freundlich und untersucht sie noch mal von allen Seiten nach einer Marke, dem Zeichen eines fremden Besitzers. Er findet keine Marke und geht erleichtert raus.

Da liegt das Bauholz. Er beginnt es hin und her zu rollen, es im Viereck auf der Mauer auszurichten, ein großes Viereck für das Wohnzimmer und ein kleines für die Kammer. Das machte richtig Spaß, es beschäftigte ihn ganz und gar, sodass er die Zeit vergaß. Jetzt stieg Rauch aus dem Dachloch der Hütte, und Inger kam und rief zum Frühstück. Was machst du da?, fragte sie. – Bist du aufgestanden?, erwiderte Isak.

Dieser Isak, er war so geheimnisvoll, aber es gefiel ihm offenbar, dass sie fragte und neugierig war und Aufhebens von seinem Vorhaben machte. Als er gegessen hatte, blieb er ziemlich lange in der Hütte sitzen, ehe er wieder rausging. Worauf wartete er?

Nein, ich sitz hier rum!, sagte er und stand auf. Wo ich so viel zu tun habe!, sagte er. – Baust du?, fragte sie. Kannst du nicht antworten? – Er antwortete gnädigst, ja, er war so ungeheuer bedeutend, weil er baute und der Meister des Ganzen war, deshalb antwortete er: Du siehst doch, dass ich baue. – Ach so. Ja, ja. – Was soll ich tun?, sagte Isak. Du kommst mit einer ganzen Kuh auf den Hof, die muss doch einen Stall haben.

Die arme Inger, sie war nicht so ungeheuer klug wie er, Isak, der Herr der Schöpfung. Und sie kannte ihn noch nicht, verstand noch nicht seine Sprechweise. Inger sagte: Aber das ist doch kein Stall, was du baust? – Na ja, sagte er. – Ist das dein Ernst? Es wär viel besser, wenn du ein Wohnhaus baust. – Meinst du?, sagte er und sah sie mit einem gespielt leeren Gesichtsausdruck an, als wäre er von ihrer Idee überrascht. – Ja. Dann können die Tiere die Hütte haben. – Er dachte darüber nach: Ich glaub wirklich, das wär das Beste! – Siehst du!, sagte die siegreiche Inger, ich bin auch nicht von gestern! – Nein, und was meinst du zu einer Kammer im Haus? – Eine Kammer? Dann ist es wie bei andern Leuten. Ach, wenn uns das vergönnt wäre!

Es war ihnen vergönnt, Isak baute und schlug Eckzinken und setzte seine Außenwände, zugleich mauerte er eine Feuerstelle aus passenden Steinen, aber diese Arbeit gelang ihm am wenigsten, und er war zeitweise unzufrieden mit sich. Als die Heuernte begann, musste er den Bau ruhen lassen und mit der Sense weit weg zu den Talhängen und mähen, er trug das Heu in ungeheuren Lasten nach Haus. An einem Regentag sagte Isak, er müsse ins Dorf. – Was willst du da? – Nein, weiß ich nicht genau.

Er ging und blieb zwei Tage und Nächte fort, kam zurück, beladen mit einem Herd – der Prahm kam mit einem Herd auf dem Rücken durch den Wald geschaukelt. Du bist ein Unmensch gegen dich selbst!, sagte Inger. Nun riss Isak die Feuerstelle wieder ein, die sich in dem neuen Haus so schlecht ausnahm, und stellte dafür den Herd auf. Einen Herd hat nicht jeder, sagte Inger. Großer Gott!, sagte sie.

Die Heuernte ging weiter, Isak barg Heu in großer Menge, denn Waldgras ist nicht wie Wiesengras, es ist viel schlechter. Er konnte jetzt nur an Regentagen an dem Haus bauen, es ging schleppend voran, und im August, als alles Heu herangeschafft und unter dem Felsvorsprung untergebracht war, war das neue Haus immer noch nicht mehr als halbhoch. Im September sagte Isak, so geht’s nicht, ich glaub, sagte er zu Inger, du musst laufen und mir einen Mann holen, der mit anfassen kann. Inger war in der letzten Zeit ein wenig kraftlos und konnte nicht mehr springen, aber sie machte sich natürlich bereit.

Jetzt aber hatte der Mann sich anders besonnen, er wurde wieder hochmütig und wollte alles allein machen. Mit solchen Kleinigkeiten soll man die Leute nicht behelligen, sagte er, ich schaff es allein! – Du hältst es nicht durch. – Hilf mir nur, die Stämme hinaufzuschaffen.

Als es Oktober wurde, erklärte Inger: Ich kann nicht mehr! Das war gar nicht gut, die Dachbalken mussten unbedingt hinauf, damit er das Dach decken konnte, ehe der Herbstregen kam, es war höchste Zeit. Was war mit Inger los? Sie wurde doch nicht krank? Manchmal machte sie Ziegenkäse, aber sonst taugte sie fast nur noch dazu, Goldhorn ein paarmal am Tag umzupflocken. – Bring einen großen Korb oder Kasten oder so was mit, wenn du wieder im Dorf bist!, hatte Inger gesagt. – Was willst du damit?, fragte Isak. – Ich brauch ihn, sagte sie.

Er zog die Dachbalken mit einem Tau hinauf, und Inger schob mit einer Hand nach, irgendwie half schon ihre Anwesenheit. Es ging Stück für Stück weiter, das Dach war ja nicht sehr hoch, aber die Balken waren ungeheuer groß und dick für das kleine Haus.

Das gute Herbstwetter hielt leidlich an, Inger nahm alle Kartoffeln allein auf, und Isak konnte das Dach decken, bevor es richtig nass wurde. Die Ziegen kamen nachts schon zu den Menschen in die Hütte, auch das ging, alles ging, die Menschen klagten nicht. Isak machte sich wieder fertig, um ins Dorf zu gehen.

Sieh zu, ob du einen großen Korb oder Kasten für mich kriegen kannst!, wünschte Inger wieder demütig. – Ich hab zwei Glasfenster bestellt, die muss ich abholen, antwortete Isak, und ich hab zwei bemalte Türen bestellt, erwiderte er und war überlegen. – Ach so, na ja, dann muss der Korb wohl warten. – Was willst du damit? – Was ich damit will? Hast du keine Augen im Kopf?

Isak ging tief in Gedanken fort und kam nach zwei Tagen zurück, mit einem Fenster und einer Tür fürs Haus und einer Tür für die Kammer, und dann hatte er noch diesen Kasten für Inger vor der Brust hängen, und darin waren verschiedene Lebensmittel. Inger sagte: Du wirst dich noch mal totschleppen. – Ho, tot? Isak war zurzeit so unendlich weit davon entfernt, fast tot zu sein, dass er eine Medizinflasche mit Alkohol aus der Tasche zog und sie Inger gab, mit der Anweisung, tüchtig davon zu trinken, damit sie wieder zu Kräften komme. Und hier waren nun die Fenster und gemalten Türen, mit denen er sich auch noch brüsten konnte, er begann sofort, sie einzusetzen. Ach, wie klein sie waren, die Türen, und gebraucht waren sie auch, aber mit weißer und roter Farbe neu und schön angemalt, sie schmückten das Haus wie Gemälde.

Nun zogen sie ins neue Haus ein, und das Vieh wurde in der ganzen Hütte verteilt; ein Schaf mit einem Lamm blieb bei der Kuh, damit sie sich nicht einsam fühlte.

Die Menschen in der Ödmark waren weit gekommen, wunderbar weit.