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BERND UDO SCHWENZFEIER

Einladung zum Mord

Den Kollegen der 4. Mordkommission in Berlin gewidmet

Inhalt

Vorwort

Einladung zum Mord

Nicht nur im Wein, auch im Müll liegt Wahrheit

Vater, was hast Du mir angetan?

Der letzte Tango

Ein mörderischer Hinterhalt

Anhang

Erläuterung polizeiinterner Begriffe

Polizeidienstgrade

Impressum

E-Books von Bernd Udo Schwenzfeier

True Crime

Krimi

VORWORT

In der Kriminologie .(Lehre von den Ursachen des Verbrechens) nimmt die Viktimologie einen breiten Raum ein. Sie erforscht als Teil der Kriminologie die Beziehungen zwischen dem Rechtsbrecher und seinem Opfer. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse über das Opferverhalten werden in besonderem Maße bei der Aufklärung von Tötungsdelikten verwendet.

Inwiefern hat das bewusste oder unbewusste Verhalten des Opfers zur Begehung einer Straftat beigetragen? Der Umstand, dass sich das spätere Opfer unbewusst in eine kriminogene Situation begibt, entschuldigt natürlich nicht die Tat, erklärt aber oftmals, warum es eigentlich dazu kommen konnte. In diesem Zusammenhang spielt der Begriff des »prädestinierten« oder auch »potentiellen« Opfers eine wesentliche Rolle.

So leuchtet es jedermann ein, dass eine Prostituierte auf dem »Straßenstrich« besonders gefährdet ist und jederzeit Opfer eines Raubes oder einer Vergewaltigung werden kann. Das Gleiche gilt entsprechend auch für einen Taxifahrer, der immer damit rechnen muss, dass sein Fahrgast unter Umständen Übles im Schilde führt und ihn wegen seiner Einnahmen überfallen könnte.

Aber nicht nur Angehörige besonders gefährdeter Berufsgruppen können Opfer werden, sondern jeder »normale« Mensch, sei es ein unaufmerksames Kind im Straßenverkehr oder eine zu gutgläubige alte Frau, die auf einen Schwindler an der Wohnungstür hereinfällt oder ein angetrunkener Lokalgast, der leichtsinnigerweise sein »volles« Portmonee zeigt.

Ein geradezu klassisches Beispiel für ein »potentielles Opferverhalten« zeigt im vierten Fall eine angetrunkene junge Frau, die sich in tödliche Gefahr begibt, als sie arglos einem Mann in dessen Wohnung folgt, den sie gerade erst vor wenigen Stunden in einem Tanzlokal kennen gelernt hatte.

Dass aber auch Straftäter gelegentlich einem Tötungsdelikt zum Opfer fallen können, beweisen zwei der hier dargestellten Fälle. In diesem Zusammenhang werden im ersten und im fünften Fall die Schicksale zweier einschlägiger Straftäter beschrieben, die sich durch ihr provokantes Verhalten selbst in Gefahr brachten und getötet wurden.

Eine bisher einmalige Straftatenserie in der deutschen Kriminalgeschichte macht deutlich, dass auch ein Täter gleichzeitig Opfer werden kann, wie es der dritte Fall in dramatischer Weise aufzeigt. Begünstigt durch eine Chromosomenanomalie, die Folge einer Entwicklungsstörung war, entwickelte der Täter durch die menschenverachtende Behandlung seines Vaters einen inneren Hang, Straftaten zu begehen. Gerade die entscheidende Phase der Sozialisation in den ersten Lebensjahren war hier durch seinen Vater sträflich vernachlässigt worden, und damit hatte er unbewusst und unabsichtlich den Grundstein für die abscheulichen Straftaten seines Sohnes gelegt. Ein besonders tragischer Fall eines jungen Mannes, dem erst durch die psychiatrische Behandlung während seiner Inhaftierung entscheidend geholfen werden konnte, später ein normales Leben zu führen.

Die in diesem Buch beschriebenen Fälle haben sich zwischen 1968 und 1999 in Berlin zugetragen. Die Darstellung der Taten orientiert sich eng an den wesentlichen Fakten und Abläufen der Ereignisse. Um die Authentizität der Beschreibung zu erhöhen, wurden einzelne Passagen der Vernehmungen, medizinischer Gutachten und Gerichtsurteile zum Teil wörtlich übernommen und andere, literarisch gestaltet, eingefügt. Die Namen aller beteiligten Personen wurden verändert. Übereinstimmungen mit tatsächlichen Namen wären rein zufällig und sind nicht beabsichtigt.

Mein besonderer Dank gilt meinen beiden Kollegen, Erster Kriminalhauptkommissar a. D. Manfred Vogt, ehemaliger und langjähriger Leiter der 4. Mordkommission, und seinem Nachfolger, Kriminalhauptkommissar Lutz Wieczorek, die mir bei meinen Recherchen behilflich waren und damit wesentlich dazu beigetragen haben, dass dieses Buch entstehen konnte.

Bernd Udo Schwenzfeier
Berlin, Dezember 2005