Orks und Helden: Zwei Fantasy Abenteuer

Alfred Bekker

Published by Alfred Bekker präsentiert, 2017.

Inhaltsverzeichnis

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Orks und Helden – Zwei Fantasy Abenteuer

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Die wilden Orks: Überfall der Trolle

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Stadt der Helden: Fantasy Sonder-Edition

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Die Stadt der Magie

Der magische Zeichner

Die veränderte Zeichnung

Dunkelauges Schreckensherrschaft

Verwirrende Träume

Eine seltsame Begegnung

Zauber City braucht Hilfe

Der Schöpfer trifft auf seine Geschöpfe

Gondolas, der Elf

In der geheimen Wohnung

Finn gegen Dunkelauge

In Sicherheit

In der Tiefenstadt

Das Duell am Weltentor

Die Entscheidung

Meine Stadt

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Further Reading: Abenteuer um Lirandil und die Orks von Athranor - Der Wanderer der Elben

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Orks und Helden – Zwei Fantasy Abenteuer

Dieses Buch enthält folgende Fantasy- Abenteuer:

Alfred Bekker: Überfall der Trolle

Alfred Bekker: Stadt der Helden

ÜBERFALL DER TROLLE

Troll-Terror und Elben-Ehre Wilde Trolle springen aus einem magischen Tunnel, mitten im Burghof von Aladar, und entführen Prinz Candric. Der Thronfolger von Beiderland findet sich in einem Kerker im Reich der Trolle wieder. Dort teilt ein alter Bekannter sein Schicksal: Eandorn, der Sohn des Elbenkönigs. Was hat man mit ihnen vor? Doch Candrics Freunde lassen ihn nicht im Stich: Rhomroor, der Anführer der Orks, und Lirandil, der Elbenkrieger. Als die Seemacht der Elben vor der Küste der Trolle auftaucht, droht ein furchtbarer Krieg. Nur wenn sie hinter das Geheimnis des Trollkönigs kommen, können Candric und seine Verbündeten ihn verhindern ...

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STADT DER HELDEN

Der zwölfjährige Finn hat eine Leidenschaft: Er zeichnet Comics und träumt sich nach Zauber City, eine Stadt, in der Magie real ist, die von magischen Wesen bevölkert wird und in der mächtige Superhelden gegen Schurken und Ungeheuer kämpfen. 

Doch da beginnt Finn die Geschichte außer Kontrolle zu geraten. Sein Held Dunkelauge entwickelt sich zu einem Schreckensherrscher. Finn erreicht über den Abgrund der Welten hinweg der Hilferuf des Feenmädchens Aylin. 

Er muss die Welt, die er geschaffen hat vor dem Helden retten, der sie eigentlich beschützen soll und dazu über sich hinaus wachsen... Dazu zeichnet Finn sich selbst in die Geschichte hinein und ist auf einmal in einer fantastischen Welt, die er zu kennen glaubte und die doch mehr Geheimnisse bereit hält, als er für möglich hielt. 

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Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

Titelbild: Michael Sagenhorn

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Ein CassiopeiaPress E-Book

Dieses E-Book wurde im Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius, veröffentlicht.

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© 2015 der Digitalausgabe by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de 

Die wilden Orks: Überfall der Trolle

von Alfred Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 158 Taschenbuchseiten.

Troll-Terror und Elben-Ehre Wilde Trolle springen aus einem magischen Tunnel, mitten im Burghof von Aladar, und entführen Prinz Candric. Der Thronfolger von Beiderland findet sich in einem Kerker im Reich der Trolle wieder. Dort teilt ein alter Bekannter sein Schicksal: Eandorn, der Sohn des Elbenkönigs. Was hat man mit ihnen vor? Doch Candrics Freunde lassen ihn nicht im Stich: Rhomroor, der Anführer der Orks, und Lirandil, der Elbenkrieger. Als die Seemacht der Elben vor der Küste der Trolle auftaucht, droht ein furchtbarer Krieg. Nur wenn sie hinter das Geheimnis des Trollkönigs kommen, können Candric und seine Verbündeten ihn verhindern ...

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

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© dieser Ausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

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Übersicht: Athranor & Zwischenland der Elben

In Alfred Bekker's Athranor und dem Zwischenland der Elben spielende Buchtitel (chronologisch), ungeachtet ihrer jeweiligen Verfügbarkeit als E-Book, Buch, Hörbuch bzw. als Gesamt- oder Teilausgaben.

Die wilden Orks (spielt zur Zeit des Elbenkönigs Péandir in Athranor)

Angriff der Orks

Der Fluch des Zwergengolds

Die Drachen-Attacke

Sturm auf das Elbenreich

Überfall der Trolle

Die Halblinge von Athranor (spielt 360 Jahre später in Athranor)

Der Sohn der Halblinge

Das Erbe der Halblinge

Der Befreier der Halblinge

Elben - Die Trilogie

(beginnt mit der Ankunft der Elben im Zwischenland; entspricht “Elben - Die Serie”, Episode 1-43)

Das Reich der Elben

Die Könige der Elben

Der Krieg der Elben

Elbenkinder 1-7 (beginnt nach dem großen Krieg gegen Xaror)

Das Juwel der Elben

Das Schwert der Elben

Der Zauber der Elben

Die Flammenspeere der Elben

Im Zentaurenwald der Elben

Die Geister der Elben

Die Eisdämonen der Elben

Zwergenkinder (spielt zur Zeit des Elbenkönigs Daron)

Die Magie der Zwerge

Die Zauberaxt der Zwerge

Die Dracheninsel der Zwerge

Der Kristall der Zwerge

Gefährten der Magie

(spielt zur Zeit des Elbenkönigs Daron)

Lirandil - Der Fährtensucher der Elben

(spielt zur Zeit des Elbenkönigs Daron)

Lose mit der Saga um Athranor und das Zwischenland in Verbindung stehende Titel:

Das Schiff der Orks (als John Devlin, spielt in den Ländern südlich von Athranor)

Nebelwelt - Das Buch Whuon (als John Devlin - die Saga um Whuon den Söldner, bekannt aus den Bänden um "Die Halblinge von Athranor")

Gorian-Saga (Spielt viele Zeitalter nach den Athranor- und Zwischenland-Büchern auf dem Kontinent Ost-Erdenrund, zu dem Caladir mit seinem Luftschiff gelangt)

Gorian - Das Vermächtnis der Klingen (mit dem Gargoyle Ar-Don)

Gorian - Die Hüter der Magie (mit Eldamir/ Caladir gründete das Reich der Caladran)

Gorian - Im Reich des Winters (mit Eldamir, dem blinden Schlächter der Elben von Athranor)

DrachenErde-Saga (1-3, Trilogie)

(mit dem zwischen den Welten verschollenen Elbenkrieger Branagorn ab Band 2)

Drachenfluch

Drachenring

Drachenthron

Der Teufel von Münster (Kriminalroman mit dem Elbenkrieger Branagorn als Ermittler)

Die Papiermacherin (als Conny Walden - historischer Roman mit Branagorn )

Der Medicus von Konstantinopel (als Conny Walden - historischer Roman mit Kurzauftritt von Branagorn)

Leonardos Drachen (historisches Jugendbuch - mit Branagorn alias Fra Branaguorno)

Die Herrschaft der Alten (Zukunftsroman - Auftritt von Lirandil, Keandir, Gorian, Ar-Don und anderen als Simulationen)

1

Ein dunkler Abgrund klaffte mitten in der Königsburg von Aladar. Dieser magische Schlund war plötzlich aufgerissen, nachdem die Pflastersteine für einen Augenblick so ausgesehen hatten, als würden sie schwimmen. An seinen Rändern zischten kleinere Blitze – Anzeichen für die Kräfte der Magie, die hier zu wirken begonnen hatten. Dann sprang eine Gestalt aus der bodenlosen Dunkelheit des Schlundes heraus. Ein Geschöpf mit riesigen Füßen und Händen, einem groben Gesicht mit knollenartiger Nase und Bartstoppeln, die fast bis unter die Augen wuchsen. Die Hautfarbe war steingrau und als das Geschöpf kurz verharrte, sah es aus wie aus Granit gehauen. Ein breiter Gürtel hielt eine Lederweste zusammen. Ein stark gebogenes Schwert war über seinen Rücken gegürtet.

Einer der Wächter, die auf den Wehrmauern und Türmen Dienst taten, wurde jetzt auf die Gestalt aufmerksam.

„Seht dort! Ein Troll!“

Schon im nächsten Augenblick sprang ein weiterer Troll aus dem tiefen, dunklen Schlund heraus und es folgten noch ein dritter und vierter. Sie alle waren gut bewaffnet, steinfarben und hatten sehr grobe Gesichter, Hände und Füße. Aber von ihrer Größe waren sie äußerst unterschiedlich. Der kleinste von ihnen war vielleicht so hoch wie eine Katze, der größte hingegen war von dem an ein Büschel aus dunklem Gras erinnernden Haar bis zu den riesigen Füßen doppelt so groß wie ein hochgewachsener Elbenkrieger.

Ein Hornbläser auf der Wehrmauer zum äußeren Burghof blies jetzt Alarm.

Die Trolle wechselten einige Worte in ihrer aus vielen dumpfen Lauten bestehenden Sprache. Inzwischen waren schon beinahe zwanzig von ihnen aus dem Schlund gesprungen und es kamen immer noch mehr. Einige zogen ihre Waffen, Schwerter, Steinäxte und zum Teil auch Keulen. Der Troll, der als Erster aus dem Schlund gesprungen war, trug einen Ring mit einem roten Rubin. Den hielt er in die Höhe und murmelte dazu etwas in der Trollsprache. Der Rubin begann zu leuchten. Ein blutroter Strahl fuhr in den Himmel, drehte sich mehrfach wie eine unruhige Kompassnadel und richtete sich dann auf das hohe Gebäude auf der linken Seite des Burghofs.

Dort war die große königliche Bibliothek von Aladar untergebracht.

Der Troll mit dem Rubinring deutete dorthin, brüllte ein paar Worte in seiner Sprache, woraufhin sich fast ein Dutzend Trolle auf den Weg machten. Sowohl sehr große als auch sehr kleine Trollkrieger waren darunter.

Inzwischen kamen die ersten Wächter der königlichen Leibgarde. Während weitere Trolle aus dem magischen Schlund hervorsprangen, wurden die anderen bereits in einen Kampf verwickelt. Trollschwerter und Keulen trafen auf die Klingen der Ritter von Aladar. Waffengeklirr und Geschrei erfüllten den Innenhof der Burg.

Währenddessen hatte das Dutzend Trolle, das zum Gebäude der Bibliothek geschickt worden war, bereits sein Ziel erreicht. Die ersten von ihnen kletterten schon die Wände empor. Ihre steinfarbenen Hände und Füße hafteten einfach am Gemäuer, wie bei einer Fliege. Mit raumgreifenden Bewegungen schnellten sie hoch – und schon hatte der erste von ihnen das Fenster erreicht, hinter dem sich die Bibliothek befand.

2

Eine Stunde früher...

Prinz Candric liebte Bücher. Der junge Thronfolger des Königreichs Beiderland hatte mit ihnen immer schon am liebsten seine Zeit verbracht. In alten Büchern zu stöbern und Geheimnisse zu entdecken, das gefiel ihm. Geschichten von Helden aus alter Zeit interessierten ihn genauso wie Zaubersprüche oder Bücher, die sich mit dem Lauf der Sterne oder dem Verhalten von Tieren beschäftigten. Der Elb Lirandil hatte ihm geholfen, sich auch in der Sprache und Schrift der Elben zu vervollkommnen, sodass er auch elbische Bücher immer besser zu lesen vermochte. Sie waren besonders selten und kostbar, doch unter den zehntausenden von Büchern in der Bibliothek von Aladar gab es etliche von ihnen, auch wenn sie zwischen all den dicken Bänden nicht immer leicht zu finden waren.

Den ganzen Tag schon war Prinz Candric in den hohen Räumen der Bibliothek gewesen – mit Kara, der Tochter eines Hofbeamten. Kara teilte seine Leidenschaft für Bücher und manchmal blieben sie bis tief in die Nacht in der Bibliothek.

Kara sah sich gerade eine Schriftrolle an. Für Schriftrollen gab es hier besondere, zylinderförmige Behälter.

„Kennst du diese Schrift?“, fragte sie in die Stille hinein – denn sie hatten länger nichts gesagt.

Das fand Candric so angenehm an ihr. Sie war zwar genauso begeistert von den Geheimnissen der Bücher wie er, aber sie konnten zusammen sein, ohne andauernd zu reden.

Candric blickte von dem dicken Band mit Legenden der Elben auf und stellte ihn wieder ins Regal. Lirandil hatte dieses Buch geschrieben – und zwar schon vor vielen Jahren, als Candric noch ganz klein gewesen war. „Der zukünftige König von Beiderland sollte nicht nur die Geschichten der Menschen, sondern auch die der Elben kennen“, hatte er damals gesagt und ein ganzes Jahr lang alle Elbenlegenden aufgeschrieben, die er kannte. Allerdings war ein Jahr für einen Elb letztlich keine besonders lange Zeit, angesichts der Tatsache, dass ihre Lebensspanne normalerweise viele Jahrtausende umfasste. Lirandil war immer wieder an den Hof von Aladar gekommen und hatte den König und die Königin beraten. Aber es hatte ihn auch immer sehr interessiert, wie sich der junge Thronfolger entwickelte.

Candric sah auf die zum Teil entrollte Schriftrolle.

Die Zeichen glichen kleinen Bildern.

„Das könnten Zeichen aus der Schrift des vor langer Zeit untergegangenen Oger-Reichs in Bagorien sein“, vermutete Candric.

„Wie kommst du denn darauf?“, fragte Kara und strich sich dabei eine Strähne ihres langen Haars aus den Augen.

„Na, wegen der vielen grünen Männer, die in den Zeichen zu sehen sind! Die sehen doch aus wie Oger, findest du nicht? Und ich vermute, dass die Oger früher auch in erster Linie über Oger geschrieben haben!“

Kara sah sich die grün angemalten Männer noch einmal genauer an. Breitschultrig, grünhäutig und sehr kräftig – so sahen die Oger aus, das wusste auch Kara. Und dass es früher einmal ein eigenes Oger-Reich im Nordwesten von Bagorien gegeben hatte, davon hatte sie auch schon gehört. Von diesem Reich hatte nur das Grab des unbekannten Oger-Königs bis zum heutigen Tag überdauert.

Aber waren das nun wirklich Oger – oder einfach nur grün angemalte Menschen, deren grüne Farbe irgendeine besondere Bedeutung hatte?

„Ich weiß nicht“, meinte sie. „Vielleicht hatte der Schreiber einfach nur grüne Tinte ...“

„Das könnte natürlich sein.“

„Man müsste die Schrift entschlüsseln, Candric! Sonst wird nie jemand erfahren, was da eigentlich steht!“

Kara rollte die Schriftrolle wieder ein und steckte sie zurück in den zylindrischen Behälter, aus dem sie sie genommen hatte.

„Ich habe auch ein Buch, das ich gerne jemandem zeigen würde“, sagte Candric. „Aber das kommt nicht aus dieser Bibliothek.“

Kara sah ihn überrascht an.

„Wovon sprichst du?“, fragte sie.

Candric griff unter sein Wams und holte ein nur handgroßes Buch heraus. Es war in dunkles Leder gebunden. Mit silbernen Fäden waren geschwungene elbische Schriftzeichen eingearbeitet. „Das ist ein magisches Buch“, sagte Candric. Und wie zur Bestätigung seiner Worte leuchteten die Silberfäden in der Vorderseite des Buches plötzlich auf.

„So ein Buch hat es hier nie gegeben, Candric! Sonst hätte ich es in all den Jahren, die ich hier schon herumstöbere, ganz bestimmt bemerkt!“

„Ich sagte ja, es kommt nicht aus dieser Bibliothek“, erklärte Candric.

„Woher dann?“

„Aus Asanils Turm.“

Asanil, der Magier, war vor einiger Zeit mit seinem Himmelsschiff zu einer langen Entdeckungsreise aufgebrochen, von der er so schnell nicht zurückkehren würde. Zusammen mit Lirandil hatte er Candric helfend zur Seite gestanden, als die Seele des Prinzen immer wieder mit der von Rhomroor, einem wilden Ork, vertauscht worden war. Zusammen hatten sie viele Abenteuer erlebt, waren an Bord von Asanils Himmelsschiff zur Stadt der Spiegel und ins Ferne Elbenreich gereist, um dem Geheimnis des Körpertauschs auf die Spur zu kommen.

Doch in Zukunft würde Asanil dem jungen Thronfolger nicht mehr zur Seite stehen können, denn der Magier war fort. Ein Jahrtausend sollte die Reise dauern. Asanil gehörte zwar auch dem langlebigen Volk der Elben an, aber ein Jahrtausend war selbst für einen Elben keine kurze Zeitspanne mehr.

„Hat Asanil dir dieses magische Buch geschenkt, bevor er seinen Turm mit Magie versiegelt hat und bevor er aufbrach?“, fragte Kara.

Candric schüttelte den Kopf. „Ich habe es einfach mitgenommen“, gestand er. „Deswegen habe ich auch so lange gezögert, irgendjemandem davon zu erzählen.“

„Du meinst, ein Thronfolger von Beiderland tut so etwas nicht!“

„Ich würde jetzt ja gerne sagen, dass ich die Absicht habe, es ihm eines Tages wiederzugeben, wenn er zurückkehrt. Nur fürchte ich, dass ich dazu keine Gelegenheit haben werde ...“

„Es wird niemand mehr von uns leben“, sagte Kara.

„Und wer weiß? Vielleicht ist sogar das Königreich Beiderland schon längst untergegangen.“

„Du meinst wie das Reich des unbekannten Oger-Königs, das es mal in Bagorien gegeben hat?“

„Ja“, nickte Candric. Er öffnete das Buch, und Kara warf einen Blick auf die geraden Zeilen in geschwungener Elbenschrift. „Im Dunkeln leuchten die Buchstaben, Kara. Sie sind mit besonderer Elbentinte geschrieben. Es sind Zaubersprüche, magische Formeln ...“

„Und – hast du diese Magie schon mal angewendet?“

„Ich habe es versucht“, entgegnete Candric.

Kara las aufmerksam einige Zeilen. Auch sie hatte Sprache und Schrift der Elben gut genug gelernt, um sie entziffern zu können. Candric hatte es ihr beigebracht. Zusammen hatten sie oft Stunden damit verbracht, die Zeichen der Elbenschrift aus den Büchern nachzumalen. Sie begann unbewusst etwas zu murmeln.

„Hör auf!“, herrschte Candric sie an. „Wer weiß, was geschieht, wenn du diese Formeln sprichst!“

„Stimmt!“, sagte sie. „Aber können Menschen die Elbenmagie überhaupt anwenden?“

„Asanil hat meinem Großvater einst gesagt, dass das nicht möglich sei. Soweit ich von meinen Eltern gehört habe, wollte dieser nämlich unbedingt die Elbenmagie erlernen. Andererseits – ein Ork wie Moraxx hat ja auch die Elbenmagie erlernen können!“

„... und so dafür gesorgt, dass du mit Rhomroor die Seelen getauscht hast“, erinnerte sich Kara.

Candric lächelte. „Ja, und du bist wohl die erste gewesen, die gemerkt hat, dass ein Ork in meinem Körper steckte, während meine Seele sich im Körper von Rhomroor befand und ich mit anderen Orks gekämpft, mich in der Schlammgrube gewälzt habe und auf dem Rücken von Hornechsen geritten bin.“

„Stehst du eigentlich noch in geistiger Verbindung mit Rhomroor?“, fragte Kara.

„Ja, manchmal“, sagte er. „Aber zurück zu diesem Buch! Was ein Ork lernen kann, kann ich auch lernen!“

„Aber Elben und Orks sind weitläufig miteinander verwandt“, gab Kara zu bedenken.

„Trotzdem!“, beharrte Candric. Er deutete auf die Zeilen, die Kara soeben zu murmeln begonnen hatte. „Das ist übrigens eine Formel zur Abwehr von Magie. Zumindest habe ich den Begleittext so verstanden – die Formel ist ja in der alten Sprache verfasst und die verstehen sogar viele Elben nicht mehr so richtig.“

Die Schrift leuchtete etwas auf. Und dann wurden Bilder sichtbar, die durch das Papier zu schimmern schienen. Bilder, die die Burgen und Städte der Elben zeigten. Manchmal auch elbische Gesichter oder Geschöpfe, die so fremdartig waren, dass Kara sich sicher war, noch nie von ihnen gehört zu haben.

„Ich weiß nicht, wann diese Bilder erscheinen und weshalb sie dann plötzlich wieder verschwinden“, gestand Candric. „Das muss irgendwie mit der Magie der Formeln zusammenhängen.“

„Du könntest Lirandil fragen, wenn er das nächste Mal nach Aladar kommt“, schlug Kara vor. „Er ist zwar kein ausgebildeter Magier, aber immerhin ein Elb und dürfte von daher auf jeden Fall mehr über Elbenmagie wissen als du!“

„Ich glaube, er wäre nicht begeistert, wenn er erführe, dass ich Asanil bestohlen habe“, erwiderte Candric. „Aber die Neugier war einfach zu stark.“

„Sag mal – was ist da draußen eigentlich für ein Lärm, Candric?“

3

In diesem Moment zerbrach das Fensterglas. Ein Troll – nur etwa katzengroß – sprang hindurch, rollte auf dem Boden ab und stand dann sofort wieder auf seinen großen Füßen.

Ein zweiter folgte und brach dabei noch einige Glasstücke aus der Fensteröffnung. Dass sie spitz und scharf waren, schien ihm nichts auszumachen.

Der kleine Troll deutete in Candrics Richtung und rief ein paar Worte in der Trollsprache.

Dann kamen noch ein dritter und ein vierter Troll herein. Einer von ihnen war so groß, dass er nur mit Mühe durch das Fenster passte.

„Weg hier!“, rief Kara.

Aber es war zu spät. Die Trolle waren einfach zu schnell. Der Größte unter ihnen riss einfach ein Bücherregal zur Seite. Candric und Kara versuchten in Richtung der Tür zu entkommen, aber schon hatten sich mehrere Trolle auf den jungen Prinzen gestürzt, ihn gepackt und zu Boden geworfen. Kara wurde von einer Trollpranke einfach zur Seite gestoßen. Sie war für die Trolle offenbar nicht weiter von Interesse.

Candric versuchte sich loszureißen.

Jetzt wäre es gut gewesen, wenn seine Seele im kräftigen, widerstandsfähigen Körper eines Orks gesteckt hätte.

Candric versuchte sich mit ausholenden, kräftigen Bewegungen zu befreien, wie er es als Ork getan hätte, aber gegen die Trolle kam er einfach nicht an. Ihre steinharten Pranken packten ihn an Armen und Beinen.

„Candric!“, rief Kara. Sie war gerade wieder auf den Beinen, als der kleinste unter den Trollen sie mehrere Schritte weit gegen die Tür schleuderte. Sie konnte gerade noch das Buch mit den magischen Formeln festhalten, das Candric dem Magier bei einem der letzten Besuche in dessen Turm entwendet hatte.

Die Trolle hatten Candric inzwischen zum Fenster gebracht.

Kara glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Entsetzt sah sie, wie die Trolle Candric einfach aus dem Fenster schleuderten und sich dann einer nach dem anderen hinter ihm her stürzten.

Das muss ein böser Traum sein!, durchfuhr es sie.

Aber so sehr sie sich das auch gewünscht hätte oder sie sich in die Wange kniff – das, was sie gerade gesehen hatte, war tatsächlich geschehen!

4

Kara war sofort wieder auf den Beinen. Auf ihren schmerzenden Rücken nahm sie dabei keine Rücksicht. Sie kletterte über das umgestürzte Bücherregal und war im nächsten Moment am Fenster. Mach dich auf das schlimmste gefasst!, ging es ihr durch den Kopf.

Bei einem Sturz aus dem Bibliotheksfenster brach sich normalerweise jeder den Hals – es sei denn, man war ein Ork oder ein Troll.

Das Herz schlug ihr bis zum Hals.

Aber als sie dann ins Freie blickte, sah sie, dass Candric nicht einfach auf den Boden gefallen war und sich wie erwartet das Genick gebrochen hatte.

Vielmehr schwebte er noch immer in der Luft und ruderte verzweifelt mit den Armen. Er bewegte sich dabei allerdings viel langsamer als sonst, so als wäre er von einem unsichtbaren Widerstand umgeben. Es wirkte beinahe, als wäre er in Wasser gefallen und müsste nun strampeln, um wieder an die Oberfläche zu kommen.

Er schwebte auf den dunklen Schlund zu, der sich in der Mitte des Burghofes gebildet hatte. Ein bodenloser, schwarzer Abgrund war das, der ins Nichts zu führen schien. Ein magisches Kraftfeld befand sich über diesem Schlund. Überall dort, wo es wirksam war, flimmerte die Luft leicht und so konnte Kara sehen, dass es die Form eines Trichters hatte, der vom Fenster der Bibliothek bis zu dem dunklen Abgrund in der Mitte des Burghofes reichte.

Um diesen Schlund herum standen schwer bewaffnete Trolle unterschiedlichster Größe. Sie hatten einen Kreis gebildet und verteidigten sich gegen die herbeigeeilten Wachen.

König Hadran und Königin Taleena waren inzwischen aus dem Palast geeilt. Sie hatten die Stufen zum Portal dieses königlichen Hauptgebäudes der Burg von Aladar hinter sich gelassen und sahen entsetzt, wie ihr Sohn zusammen mit einigen Trollen in dem magischen Trichter schwebte und kurz davor war, in den dunklen Schlund gesogen zu werden.

Was soll ich nur tun?, dachte Kara. Alle, die Zeuge dieser Szene wurden, waren völlig machtlos. Weder die Wachen und Ritter, noch der König und die Königin konnten irgendetwas tun.

Kara fühlte, wie sich ihre Hand um Asanils magisches Buch geklammert, ja es geradezu zusammengepresst hatte.

Doch das machte dem nach Art der Elben gefertigten und sicherlich mit einem Erhaltungszauber versehenen Buch nichts weiter aus.

Sie erinnerte sich an Candrics Worte. Hatte er nicht davon gesprochen, dass die Formel, die er ihr gezeigt hatte, dazu diente Magie unwirksam zu machen?

Sie hatte nur noch einen einzigen Gedanken.

Ich muss das, was hier und jetzt geschieht, unbedingt stoppen.

Hastig suchte sie nach der Formel und fand sie trotz ihrer alles andere als perfekten Kenntnisse der elbischen Schrift und Sprache auch gleich wieder. Die Formel stand nämlich ziemlich am Anfang des Buches. Aus irgendeinem Grund hatte sie Candric besonders interessiert und deswegen hatte er wohl ein Eselsohr in die Seite gemacht.

Und was, wenn die Wirkung jetzt ganz anders ist, als ich es erhoffe?, fragte sie sich. Aber für diese Bedenken war nun keine Zeit mehr. Schließlich wollte sie nicht, dass Candric in dem dunklen Schlund, auf den er unaufhaltsam zuschwebte, verschwand.

Also murmelte sie einfach die Worte, die sie da entziffern zu können glaubte. Sie sprach sie mit kräftiger Stimme, weil sie mal irgendwo gehört hatte, dass magische Formeln dann besser wirken würden – vor allem, wenn sie von Personen angewendet wurden, die darin völlig ungeübt waren. Ob das stimmte oder nur eine Legende war, wusste sie nicht. Aber sie wollte nichts unversucht lassen, um Candric doch noch zu retten.

Doch in diesem Augenblick sah sie, wie er kopfüber in den magischen Schlund hineinpurzelte, von ihm aufgesogen und verschlungen wurde. Nur einen Augenaufschlag später war von Candric nichts mehr zu sehen – und ebenso wenig von den Trollen, die mit ihm zusammen in den Schlund gestürzt waren.

Von den Trollen, die den Kreis gebildet hatten und gegen die königlichen Wächter kämpften, sprang nun auch einer nach dem anderen dorthin zurück, woher sie vor kurzem gekommen.

Kara hatte die Worte der Formel kaum gesprochen, da spürte sie einen unwiderstehlichen Sog. Es war, als ob die Wirkung der Magie nicht verringert, sondern im Gegenteil verstärkt wurde. Eine Kraft riss an ihren Kleidern und zog sie mit sich. Sie wurde aus dem Fenster geschleudert, drehte sich dabei mehrmals über Kopf und schwebte, umgeben von einem magischen Kraftfeld durch die Luft. Sie ruderte hilflos mit den Armen, dann taumelte sie dem dunklen Schlund immer näher und näher.

Inzwischen waren die meisten Trolle bereits wieder in die Tiefe gesprungen. Und gerade, als Kara in den dunklen Schlund hineinfiel, sprang der letzte dieser wilden Krieger in die Tiefe.

Kara blickte auf. Sie war umgeben von einer ganz eigenartigen Finsternis. Die Kälte die hier herrschte, ging ihr durch Mark und Bein. Steinkalt!, dachte sie. Sie sah noch, wie sich der Ausgang des Schlundes über ihr schloss. Dann umgab sie nur noch Dunkelheit, und sie verlor das Bewusstsein.

5

Im Hof der Königsburg stand unterdessen König Hadran mit gezogenem Schwert vollkommen fassungslos an der Stelle, an der sich gerade noch ein finsterer magischer Tunnel befunden hatte, der geradewegs in eine unbekannte, schwarze Tiefe geführt hatte. Seine Soldaten, die vor kurzem noch mit den Trollkriegern gekämpft hatten, waren ebenso fassungslos – und natürlich Königin Taleena. „Candric“, flüsterte sie nur und schüttelte dann stumm den Kopf. Sie musste schlucken. Dann wandte sie sich an ihren Gemahl. „Was ist nur geschehen?“, fragte sie vollkommen verzweifelt.

Der König legte den Arm um die Schultern seiner Frau.

„Auf jeden Fall muss es mit Magie zu tun haben!“

„Und was sollen wir jetzt tun?“

„Trollheim liegt weit im Norden von Athranor“, gab König Hadran zu bedenken. „Ich nehme an, dass die Trolle von dort gekommen sind und mit Hilfe eines Zaubers einen magischen Tunnel durch die Erde geschaffen haben, sodass sie uns überfallen konnten!“

„Mit Verlaub, Trolle gibt es hin und wieder auch in anderen Gegenden von Athranor, Majestät“, meldete sich einer der Hauptleute der Burgwache zu Wort.

Sein Name war Taraldur und er stammte aus dem fernen Land Ailandia, dessen Ritter dafür bekannt waren, die besten Schwertkämpfer von ganz Athranor zu sein. König Hadran hatte ihn unter anderem auch dafür eingestellt, seine eigenen Soldaten darin zu unterrichten.

„So?“, fragte Hadran.

„In den abgelegenen Gebieten der nördlichen Länder trifft man immer wieder einzelne von ihnen an, wenngleich die meisten natürlich in Trollheim leben.“

„Ihr seid weit gereist und habt viel gehört“, mischte sich nun Königin Taleena ein, die sich einigermaßen gefasst hatte. „Könnt Ihr Euch vorstellen, was Trolle von meinem Sohn wollen? Wieso ziehen sie ihn in ein dunkles Loch und verschwinden in der Erde? Was haben wir ihnen getan?“

„Trolle sind für ihren Eigensinn bekannt“, sagte Taraldur. „Aber dafür, einen Thronfolger zu entführen, gibt es eigentlich nur einen Grund!“

„Und der wäre?“

„Macht! Erpressung! Majestät, jemand der so etwas tut, will Euch seinen Willen aufzwingen. Nur sieht das den Trollen gar nicht ähnlich ...“

„Wieso nicht?“, fragte Taleena. „Nun redet schon! Was wisst Ihr darüber?“

„Leider nicht genug“, gab Taraldur zu.

Der König sah sich unterdessen jene Stelle genauer an, wo sich der dunkle Schlund geöffnet hatte. Er strich mit der Schwertspitze über die Steine, so als könnte er kaum glauben, dass dort jetzt wieder feste Pflastersteine waren, die keineswegs nachgaben oder sich auflösten, wenn man mit der Klinge hindurchzustoßen versuchte.

Doch in diesem Moment geschah etwas Unvorhergesehenes. Ein Blitz zuckte aus dem Boden heraus und tanzte über die Schwertspitze bis zum Griff der Waffe. König Hadran ließ die Klinge vor Schreck zu Boden fallen. Doch der schien plötzlich etwas zu verschwimmen. Das Schwert sank zischend in die Steine hinein, so als wären diese nur ein Spiegelbild auf einem glatten Gewässer.

Im nächsten Moment war das Schwert verschwunden.

Die Magie des magischen Schlundes schien noch ein wenig wirksam zu sein.

Taleena fasste ihn am Arm. „Geht besser ein Stück von hier fort, mein Gemahl! Die Magie ...“

„Fünf Männer sollen herkommen!“, rief der König. „Sie sollen die Pflastersteine abtragen und schauen, was darunter ist! Ich will es einfach wissen!“

6

Der König und die Königin kehrten in den Palast zurück, das prächtige Hauptgebäude der Königsburg inmitten von Aladar, der Hauptstadt des Königreichs Beiderland. Von den Fenstern des großen Thronsaals im Obergeschoss aus konnten sie sehen, was sich im Burghof ereignete. Die Königin seufzte. „Was sollen wir nur tun? Unser Candric in der Hand dieser ... Trolle!“

„Ich will ganz und gar nicht behaupten, das wäre nicht schlimm“, sagte König Hadran, nachdem er einige Augenblicke lang nachgedacht hatte. „Aber andererseits wirst du vielleicht bemerkt haben, dass unser Sohn sich verändert hat.“

„Jedes Kind verändert sich im Laufe der Zeit“, sagte Taleena etwas irritiert. Sie schien nicht so recht zu verstehen, worauf ihr Mann hinauswollte.

„Ich meine damit, dass Candric durch den Zauber von diesem fünfzahnigen Ork namens Moraxx in einen Ork-Körper versetzt wurde – und sich unter diesen wilden Kreaturen gut behaupten konnte, obwohl wir beide ihm das wahrscheinlich nie zugetraut hätten! Vertrauen wir einfach darauf, dass Candric auch mit dieser Situation fertig wird und das Beste daraus zu machen weiß!“

Taleena sah ihren Mann an. „Ich hoffe wirklich, dass du damit recht behältst!“, meinte sie.

Unterdessen hatten die Männer des Königs die Pflastersteine an der Stelle fortgeräumt, an der Hadrans Schwert verschwunden war. Man brachte Hadran eine Probe der Erde, die darunter lag. Sie war magisch verändert, was vor allem daran erkennbar war, dass sie etwas leuchtete, wenn man eine Handvoll von ihr in den Schatten hielt. Der König ordnete daraufhin an, dass auch die darunterliegende Schicht lehmiger Erde auf einer Länge von anderthalb mal anderthalb Schritt abgetragen werden sollte.

„Mein Gemahl, glaubt Ihr so unseren Sohn zu finden?“, fragte Taleena völlig verzweifelt.

„Nein, aber vielleicht hilft es uns das Rätsel zu lösen!“

„Ihr werdet auch Karas Eltern über das unterrichten müssen, was geschehen ist!“, gab Taleena zu bedenken. Karas Vater war zurzeit mit seiner Frau zum Hof des benachbarten Königreichs Ambalor gereist, um dort im Auftrag von Hadran und Taleena Geschenke anlässlich eines Thronjubiläums zu überreichen. Wenn sie zurückkamen und feststellten, dass ihre Tochter zusammen mit Prinz Candric von einem magischen Schlund verschlungen worden war, musste diese Nachricht sie wie ein Schlag treffen.

„Zu dumm, dass unser elbischer Freund Lirandil ausgerechnet jetzt nicht hier in Aladar weilt“, meinte Hadran. Lirandil hatte sich verabschiedet, um zurück ins Ferne Elbenreich zu reisen. Da die langlebigen Elben ein ganz anderes Zeitempfinden hatten als Menschen, konnte man nicht wissen, ob er in einigen Wochen, einigen Jahren oder vielleicht erst einigen Jahrhunderten ins Beiderland zurückkehren würde, obwohl er versichert hatte, gerne wieder Gast in Aladar sein zu wollen.

„Hat Lirandil nicht erklärt, dass er zunächst zum Turm des Asanil reiten wolle, um nachzusehen, ob dort alles in Ordnung ist?“, fragte Taleena.

„Das ist richtig“, bestätigte König Hadran.

„Wer weiß, wie lange er sich dort noch aufhält! Ihr kennt ihn doch! Ein Elb nimmt es mit der Zeit nicht so genau und verweilt gerne schon mal ein paar Tage ...“

„... oder Jahre!“

„... an einem Ort, der ihm gefällt. Also könnte es sein, dass er zumindest die Grenzen unseres Reiches noch nicht verlassen hat!“

„Dann werde ich ihm Boten hinterherschicken und ihn suchen lassen“, schlug König Hadran vor. „Und es gibt noch jemanden, der uns vielleicht helfen könnte.“

Der König und seine Gemahlin wechselten einen kurzen Blick. Königin Taleena verstand sehr wohl, wen ihr Mann damit meinte. „Ihr sprecht von diesem Ork, dessen Seele einst im Körper unseres Sohnes steckte, nicht wahr?“

König Hadran nickte. „Rhomroor! Die beiden sind wohl immer noch geistig stark miteinander verbunden. Wenn jemand weiß, wo Candric jetzt ist, dann ist es gewiss Rhomroor, der Ork!“

In diesem Moment wurde dem König gemeldet, man habe sein Schwert gefunden.

„Warum hast du es dann nicht mitgebracht?“, herrschte Hadran seinen Diener an.

„Weil das nicht möglich ist, Majestät! Ihr müsst das mit eigenen Augen sehen, denn sonst würdet Ihr mir nicht glauben!“

Hadran eilte hinaus auf den Burghof. Sein königlicher, in Purpur gehaltener Mantel wehte hinter ihm her. Wenig später hatte er die Stelle erreicht, an der seine Männer zuerst die Pflastersteine und dann auch noch die darunterliegende Erdschicht abgetragen hatten. Diese Erdschicht war einst beim Bau der Burg aufgetragen worden, damit die Pflastersteine eine Unterlage hatten. Darunter lag der blanke Granit des Felsmassivs, auf dem die Burg von Aladar errichtet worden war.

In diesen Felsen war das Schwert des Königs eingelassen – so als wäre es dort vor Jahrtausenden versteinert worden. Ein rostiger Abdruck im Fels. Mehr war von der königlichen Waffe nicht geblieben.

Tief erschüttert wandte sich Hadran ab. Es blieb nur zu hoffen, dass dasselbe nicht mit Candric und Kara geschehen war!

7

Lirandil, der Fährtensucher, hatte (zumindest seiner Empfindung nach) den Turm des Asanil vor Kurzem verlassen und lenkte nun sein Elbenpferd auf die Grenze zwischen dem Sumpfland und dem Land Rasal zu. Im Osten erhoben sich die mächtigen Felsen des Ork-Gebirges, hinter dem die drei Länder der Orks verborgen lagen: Das West-Orkreich, das Ost-Orkreich und Orkheim. Über die drei Länder herrschte seit kurzem ein noch sehr junger Ork, den Lirandil sehr gut kannte: Rhomroor, jener Ork, der einst dazu verflucht gewesen war, Körper und Seele mit Prinz Candric zu tauschen, dem Thronfolger des Beiderlandes. Es war der Plan von Rhomroors Vorgänger im Amt des Ork-Herrn aller drei Länder gewesen, auf diese Weise die Herrschaft über das Beiderland zu erringen. Eines Tages, wenn Candric den Thron bestieg, sollte es insgeheim von einem Ork beherrscht werden – das war die Absicht gewesen. Doch inzwischen war Moraxx, der Fünfzahnige, abgesetzt und durch Rhomroor ersetzt worden. Es hatte Moraxx nicht genügt, über die Orkländer zu herrschen. Er war stattdessen unentwegt bestrebt gewesen, seine Macht mit Hilfe gestohlener Elbenmagie zu erweitern. Wo er sich jetzt aufhielt, wusste niemand. Als Lirandil Moraxx das letzte Mal begegnet war, hatte dieser mit knapper Not entkommen können. Wahrscheinlich bereitete er an einem geheimen Ort zusammen mit einigen Getreuen, die ihm geblieben waren, die Rückkehr an die Macht vor. So zumindest schätzte der weise Lirandil ihn ein.

Lirandil hielt sein Elbenpferd an. Er drehte sich im Sattel um, denn er hatte etwas gehört. Elben hatten sehr feine Sinne – viel feiner, als es bei allen anderen Geschöpfen der Fall war, die es auf dem Kontinent Athranor gab. Der Elb ließ den Blick über die Landschaft schweifen.

Bis zum Horizont war nichts zu sehen.

Noch nicht!

Aber Lirandil hörte sehr deutlich ein leises Summen. Eine Riesenlibelle!, wusste er sofort. König Hadran hatte eine kleine Garde von Libellenreitern an seinem Hof. Lange Flüge führten bei den Riesenlibellen zu einer völligen Erschöpfung, von der sich manche nicht mehr erholten. Deswegen vermied man dies nach Möglichkeit und setzte sie nur ein, um kürzere Strecken zu fliegen. Vor allem im Grenzgebiet zu den Orkländern waren Libellenreiter stationiert. Sie konnten als Kundschafter auch in die unwegsamen Ork-Berge fliegen und sofort Alarm schlagen, falls eine Horde dieser wilden, kriegerischen Scheusale über die Berge kommen sollte, um zu plündern. Seit einiger Zeit herrschte allerdings Ruhe an der Grenze zwischen den Orkländern und dem Königreich Beiderland, sodass die Libellenreiter nicht mehr ganz so dringend in diesem Teil des Landes gebraucht wurden.

Der Libellenreiter tauchte jetzt am Horizont auf. Er kam aus der Richtung, in der die Trutzburg an der Schlangenbucht lag. Dorthin hatten sich bei Ork-Angriffen alle Bewohner dieser Gegend zurückgezogen.

Das Summen wurde lauter. Die Riesenlibelle – ungefähr so groß wie ein Pferd – landete nur wenige Schritte von Lirandil entfernt.

„Seid gegrüßt!“, rief der Reiter und stieg ab. Die Riesenlibelle wirkte vollkommen zahm. Der Reiter hatte sie anscheinend gut unter Kontrolle.

„Seid ebenfalls gegrüßt!“, sagte Lirandil und ließ sich aus dem Sattel gleiten.

„Ihr müsst Lirandil, der Fährtensucher, sein!“

„Das stimmt.“ Allzu schwer war das nicht zu erraten, denn erstens stachen Lirandils spitze Elbenohren deutlich durch sein langes Haar hindurch, das ihm bis auf die Schulter fiel, und zweitens unterschieden ihn auch die sehr schräg gestellten Augen und die bleiche Haut von den Menschen. Außerdem war Lirandil einer der wenigen Elben, die sich überhaupt für die Reiche der Menschen und Orks interessierten. Die Elben lebten in ihrem eigenen fernen Reich jenseits des Elbengebirges und die meisten von ihnen verließen dieses Reich auch nie.

„König Hadran hat eine Brieftaubenbotschaft zur Trutzburg geschickt, die Euch dringend ausgehändigt werden soll“, erklärte der Libellenreiter.

„Dann habt Ihr aber Glück, mich gefunden zu haben“, sagte Lirandil und deutete zum Horizont. „Nur ein paar Meilen und ich hätte die Grenze nach Rasal überschritten – und Ihr wisst, dass die Reiter von Rasal es nicht schätzen, wenn beiderländische Soldaten ihre Grenze verletzen.“

„Wir haben jeden verfügbaren Libellenreiter mobilisiert, um Euch zu finden, Lirandil!“

Der Libellenreiter händigte Lirandil einen versiegelten Brief aus.

Lirandil brach das königliche Siegel und entrollte den Brief. Auf seiner sonst so glatten Stirn bildete sich schon bald eine tiefe Furche. Von einer Entführung des Königssohns durch Trolle war darin die Rede! König Hadran hatte seinen Schreiber in knappen Worten schildern lassen, was mit Candric und Kara geschehen war.

Der König war verzweifelt.

„Richtet dem Königspaar aus, dass ich mich auf den Weg machen werde!“, erkläre Lirandil nachdenklich, woraufhin ihn der Libellenreiter etwas verwirrt ansah. Offenbar wusste er über die Geschehnisse im Palast gar nicht Bescheid, sondern hatte einfach nur die Aufgabe erfüllt, die man ihm aufgetragen hatte, und Lirandil den Brief ausgehändigt.

„Der König erwartet eine Antwort von Eurer eigenen Hand“, erklärte der Libellenreiter. „Ich habe Schreibzeug, sodass Ihr einen Antwortbrief verfassen könnt. Ich werde ihn anschließend zur Trutzburg bringen und von dort aus erreicht er gewiss schnell die Königsburg von Aladar.“

Lirandil atmete tief durch – eine Angewohnheit der Menschen, wenn sie vor einer schwierigen Situation standen. Lirandil hatte diese Angewohnheit offenbar im Laufe der vielen Reisen, die ihn kreuz und quer durch ganz Athranor geführt hatten, übernommen.

So ließ er sich von dem Libellenreiter Schreibzeug und Papier geben, die dieser aus den Satteltaschen holte.

Gerne hätte er dem Königspaar ausgerichtet, es solle sich keine Sorgen machen. Aber Lirandil war jemand, der gerne bei der Wahrheit blieb – und das wäre auf jeden Fall nicht die Wahrheit gewesen.

8

Candric spürte, wie ihn jemand an der Schulter fasste und rüttelte.

„Candric! Wach doch auf!“

Candric öffnete die Augen und sah in das Gesicht von Kara. Er blinzelte. Sie befanden sich in einer Höhle oder einem Gewölbe, dessen Wände aus Stein waren. Ob das die Natur selbst so hinbekommen hatte oder ob ein Baumeister dafür verantwortlich war, ließ sich auf den ersten Blick nicht sagen. Flackernder Lichtschein erfüllte den Raum. Es war außerdem kalt und roch modrig.

Das Lager, auf dem Candric bis jetzt gelegen hatte, bestand lediglich aus ein paar dahingeworfenen Strohsäcken.

Candric erhob sich. „Wo sind wir hier?“, fragte er Kara, die allerdings ebenso wenig Bescheid wusste.

„Wenn ich das nur wüsste, Candric.“

„Ich bin in diesen magischen Tunnel oder was auch immer das gewesen sein mag, hineingesogen worden“, stellte Candric nachdenklich fest und rieb sich dabei das Kinn. „Aber was machst du hier?“

„Ich bin ebenfalls in den Bann dieser Magie geraten“, sagte sie. „Und außerdem habe ich den Zauber aus Asanils Buch ...“ Sie sprach nicht weiter, sondern sah sich stattdessen um.

„Du hast ihn angewendet?“, fragte Candric und war sogleich auf den Beinen.

„Ja – den Zauber, der Magie abschwächen sollte! Aber irgendwie hat das nicht so gewirkt, wie ich gehofft hatte. Und nun ist es weg!“

„Das Buch? O nein!“

„Die gute Nachricht ist, dass keiner von uns Asanils Zorn noch erleben wird, wenn er in tausend Jahren zurückkehrt und feststellt, dass sein Eigentum nicht nur gestohlen, sondern auch noch verbummelt wurde.“ Kara runzelte die Stirn. „Als ich in den Schlund fiel habe ich es fest umklammert! Aber nun ist es nicht mehr da!“

„Bist du schon lange wieder wach?“

„Nein, gerade erst.“

Candric betastete den Gürtel, der sein Wams an der Hüfte zusammenraffte. „Mein Königsdolch ist auch nicht mehr da“, stellte er fest. „Kara, wir sind Gefangene, es ist kein Wunder, dass man uns diese Gegenstände weggenommen hat.“

„Was passiert, wenn Bücher mit Elbenmagie in falsche Hände geraten, haben wir doch bei Moraxx, dem Fünfzahnigen, erlebt!“, gab Kara zu bedenken. „Ich weiß nicht, ob es wirklich weniger gefährlich ist, wenn jetzt Trolle dieses Buch besitzen, als wenn es dieser bösartige Ork wäre!“

Candric sah sich um. Die Höhlenwände waren hoch und kahl. An den Wänden gab es Stellen, an denen flackerndes, rötliches Licht aus dem Gestein herausschien. „Steinfeuer“, murmelte Candric.

„Du weißt, was das ist?“

„Ich habe davon in einem Buch gelesen, das nach den Berichten eines Seefahrers aus Siebenland geschrieben wurde, der Trollheim und seine Hauptstadt Trollhaven besucht hat“, erklärte Candric. „Das Steinfeuer ist eine besondere Trollmagie, mit der diese Geschöpfe für Helligkeit in ihren Höhlen sorgen.“

„Und du meinst – dort sind wir?“, fragte Kara. „In Trollheim?“

Candric zuckte mit den Schultern. „Jedenfalls habe ich nicht davon gehört, dass irgendjemand außer Trollen Steinfeuer erschaffen kann. Zwerge und Elben benutzen Leuchtsteine, aber die haben nicht so ein flackerndes Licht und sie leuchten zwar sehr lange – manchmal Jahrhunderte – aber nicht aus eigener Kraft, sondern nur, wenn man sie zuvor ins Sonnenlicht gebracht hat. Das Steinfeuer der Trolle soll aber angeblich ganze Zeitalter brennen, ohne zu verlöschen!“

„Eigentlich ist es einleuchtend, dass wir in Trollheim sein müssen“, meinte Kara. „Wo hätten uns die Trolle denn schließlich sonst hin entführen sollen - wo sie doch schon einen magischen Tunnel zur Verfügung hatten, mit dessen Hilfe sie offenbar ohne Weiteres mitten in die Königsburg von Aladar gelangen konnten!“

Candric nickte. „Ja, wohin auch sonst“, murmelte er.

Candric machte ein paar Schritte. Die Höhle, in der sie sich befanden, war recht groß und es gab verwinkelte Ecken und Nischen.

Tropfsteine wuchsen wie Säulen von der Decke bis zum Boden und versperrten manchmal den Blick. Candric entdeckte nun eine schwere eisenbeschlagene Tür auf der anderen Seite des Gewölbes. Er zögerte nicht lange und lief sofort zu ihr. Kara folgte ihm.

Candric versuchte, die Tür zu öffnen, aber sie war fest verschlossen. Es gab nicht einmal, ein Gitterfenster oder etwas Ähnliches, durch das man einen Blick hinaus werfen konnte.

Der Thronfolger von Beiderland hämmerte mit den Fäusten gegen die Tür. „He, ist da jemand?“, rief er. 

Dann lauschten sie beide. In der Ferne glaubten sie murmelnde Stimmen zu hören. Aber wem auch immer diese Stimmen gehören mochten, Candrics Klopfen und sein Rufen schien niemand bemerkt zu haben.

„Nicht so laut bitte!“, meldete sich hinter ihnen plötzlich eine Stimme zu Wort. „Das ist ja unerträglich.“

Die Stimme benutzte die Sprache der Menschen, redete aber mit Akzent. Außerdem kam sie Candric sofort bekannt vor.

Kara und der Prinz drehten sich beide im selben Moment um und ließen suchend den Blick schweifen. Aber sie konnten nirgends jemanden erkennen. Der flackernde Schein des Steinfeuers ließ überall Schatten an den Höhlenwänden tanzen. Es gab Nischen und Ecken, in die kein Licht drang oder die durch Tropfsteinsäulen verdeckt wurden.

„Wer ist da?“, fragte Kara.

„Bedenkt ihr Menschen eigentlich niemals das Echo, das in so einer Höhle entsteht, wenn man so laut herumschreit?“, fragte die Stimme. „Ah, das ist ja unerträglich. Ich weiß gar nicht, wie der arme Lirandil es auf seinen Reisen so lange in den lärmenden Reichen der anderen Völker aushalten konnte.“

Schritte waren jetzt zu hören – oder eher zu ahnen, denn derjenige, der diese Worte gesprochen hatte, ging beinahe lautlos.

Eine Gestalt trat nun aus einer der Schattennischen heraus. Das Steinfeuer fiel in ein bleiches elfenbeinfarbenes Gesicht. Spitze Ohren stachen durch dunkles, bis zu den Schultern herabreichendes Haar hindurch.

Ein Elb!, durchfuhr es Candric - und erkannte ihn.

„Prinz Eandorn!“, entfuhr es Kara.

Zusammen mit Asanil und Lirandil waren Candric, Kara und der Ork Rhomroor vor einiger Zeit im Fernen Elbenreich gewesen, denn Moraxx, der Fünfzahnige, hatte versucht, sich der magischen Kräfte des Großen Elbensteins zu bemächtigen.

Bei dieser Gelegenheit hatten sie auch den jungen Prinzen Eandorn kennengelernt. Er war der Sohn des Elbenkönigs Péandir.

Auch wenn Eandorn so aussah, als wäre er im gleichen Alter wie Candric, so musste das nichts heißen, denn Elbenkinder bestimmten selbst, wie schnell sie wuchsen und wann sie erwachsen wurden. Bei manchen war das viel schneller als bei Menschen der Fall, andere brauchten dafür Jahrhunderte und es gab Gerüchte über einzelne Elbenkinder, die niemals erwachsen wurden.

„Mir ist, als hätten wir uns gerade erst auf der Burg meines Vaters gesehen und miteinander gesprochen“, bekannte Eandorn. „Jedenfalls bin ich froh, dass ich nun Gesellschaft habe, auch wenn ich mein feines Elbengehör wohl etwas abschirmen muss, damit ich euren Krach ertrage!“

„Es ist Monate her, seit wir uns gesehen haben“, stellte Candric fest. Aber da zeigte sich offenbar wieder einmal das völlig unterschiedliche Zeitempfinden von Elben und Menschen. Der junge Elb schloss für einen Moment die Augen, so als müsste er sich auf etwas konzentrieren. Dann murmelte er etwas in elbischer Sprache vor sich hin. Candric vermutete, dass es sich um eine magische Formel handelte, die ihm dabei half, seine Ohren etwas weniger empfindlich zu machen.

Als Eandorn die Augen wieder öffnete, wandte er den Blick Kara zu. „Dein Name ist mir nicht in Erinnerung geblieben“, erklärte er.

„Warum auch – wahrscheinlich hast du ohnehin nicht damit gerechnet, dass wir uns zu Lebzeiten noch mal begegnen könnten“, sagte sie. „Ich bin Kara ...“

„Kara ...“, wiederholte Eandorn nachdenklich. „Candric! Tu mir einen Gefallen, verfüge in deinem Testament, dass dein Sohn und die Söhne deiner Söhne und deren Söhne auch wieder Candric heißen sollen!“

„Wieso das denn?“, fragte Candric etwas überrascht darüber, weshalb der Elbenprinz jetzt auf dieses Thema kam.

„Als wir beide uns das letzte Mal unterhielten, sagte ich dir, dass mein Vater wahrscheinlich noch Jahrtausende auf seinem Thron sitzen wird und es daher wohl noch sehr lange dauern dürfte, bis ich eines Tages seine Nachfolge antrete. Aber falls er mich zwischenzeitlich mal in irgendwelchen Staatsgeschäften in dein Reich schicken sollte, brauche ich mir nicht andauernd neue Königsnamen zu merken!“