JOE FRIEL
DIE
TRAININGSBIBEL FÜR TRIATHLETEN
3. AUSGABE
Die Originalausgabe dieses Buches erschien unter dem Titel
»The triathlete’s training bible: the world’s most comprehensive training guide.
Fourth edition« bei VeloPress, Boulder/Colorado.
© 2016 Joe Friel
Joe Friel:
Die Trainingsbibel für Triathleten.
Dritte, komplett überarbeitete und aktualisierte deutschsprachige Ausgabe.
Aus dem Amerikanischen von Olaf Bentkämper und Rainer Sprehe
© der deutschsprachigen Ausgabe: Covadonga Verlag – 2017
Covadonga Verlag, Spindelstr. 58, D-33604 Bielefeld
ISBN (Print): 978-3-95726-018-5
ISBN (E-Book): 978-3-95726-022-2
Coverfoto: Nils Nilsen
Illustrationen: Charlie Layton
Grafik und Layout: Vicki Hopewell, Jessica Xavier,
Kevin Roberson, Covadonga Verlag
eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
www.readbox.net
Ironman® ist ein registriertes Markenzeichen der World Triathlon Corporation.
Die Ratschläge in diesem Buch wurden sorgfältig geprüft, ohne dass eine Garantie übernommen werden könnte. Eine Haftung des Autors bzw. der Verlage für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen. Es ist empfehlenswert, sich zuvor ärztlich untersuchen zu lassen, bevor man ein Trainingsprogramm aufnimmt.
Dies gilt auch im Hinblick auf die in diesem Buch vorgestellten Übungen und Abläufe, insbesondere für alle Personen mit Vorerkrankungen.
Alle Rechte vorbehalten. Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlags.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Covadonga ist der Verlag für Radsportliteratur.
Die Reihe »Covadonga Trainingspartner« vereint Klassiker und Standardwerke der Trainingslehre – für Radfahrer, Triathleten, Läufer und Schwimmer.
Besuchen Sie uns im Internet: www.covadonga.de
Für das »Team Friel«:
Joyce, Kim, Keara und Dirk
INHALT
Vorwort
Danksagung
TEIL I KÖRPER UND GEIST
Kapitel 1 Mentale Fitness
Träume, Ziele und Missionen
Training für den Kopf
Ihr Team
Fazit: Mentale Fitness
Kapitel 2 Körperliche Fitness
Ihr Potenzial als Triathlet
Die Trainingsphilosophie
Zielgerichtetes Training
Technische Hilfsmittel
Fazit: Körperliche Fitness
TEIL II GRUNDLAGEN DES TRAININGS
Kapitel 3 Grundlegende Trainingskonzepte
Trainingsprinzipien
Häufigkeit, Dauer und Intensität
Umfang
Dosis und Dichte
Trainingspensum
Superkompensation
Fitness, Erschöpfung und Form
Fazit: Grundlegende Trainingskonzepte
Kapitel 4 Trainingsintensität
Intensität messen
Referenzpunkte der Intensität
Trainingszonen festlegen
Intensitätsverteilung
Fazit: Trainingsintensität
TEIL III ZIELGERICHTETES TRAINING
Kapitel 5 Der Einstieg
Träume, Ziele, Trainingsvorgaben und -zwecke
Standortbestimmung
Trainingsvorbereitung
Fazit: Der Einstieg
Kapitel 6 Fitnessaufbau
Was ist Fitness?
Leistungsfaktoren
Die Begrenzer bestimmen
Leistungsfaktoren und Training
Fazit: Fitnessaufbau
TEIL IV PLANUNG FÜR WETTKÄMPFE
Kapitel 7 Die Saisonplanung
Periodisierung des Trainings
Ihr Jahrestrainingsplan
Fazit: Die Saisonplanung
Kapitel 8 Die Wochenplanung
Planung der wöchentlichen Einheiten
Wöchentliche und tägliche Trainingsabläufe
Besondere Aspekte
Fazit: Die Wochenplanung
Kapitel 9 Planungs-Alternativen
Lineare Alternativen der Periodisierung
Nichtlineare Alternativen
Eine einfache Lösung
Fazit: Planungs-Alternativen
TEIL V BELASTUNG, RUHE UND REGENERATION
Kapitel 10 Trainingsbelastung
Risiko und Ertrag
Übertraining und Overreaching
Verletzung und Krankheit
Fazit: Trainingsbelastung
Kapitel 11 Ruhe und Regeneration
Morgendliche Warnzeichen
Schneller regenerieren
Geplante Regeneration
Ruhe und Regeneration in der Wettkampfwoche
Ruhe und Regeneration in der Übergangsphase
Fazit: Ruhe und Regeneration
TEIL VI DER ENTSCHEIDENDE UNTERSCHIED
Kapitel 12 Schnelligkeit
Effiziente Bewegungen
Arbeit an der Technik
Schwimmtechnik
Radtechnik
Lauftechnik
Fazit: Schnelligkeit
Kapitel 13 Kraft
Neuromuskuläres Training
Die Muskulatur
Plyometrische Übungen
Krafttraining
Periodisierung des neuromuskulären Trainings
Prioritätensetzung beim Krafttraining
Fazit: Kraft
Kapitel 14 Das Trainingstagebuch
Die Planung mit einem Trainingstagebuch
Was Sie aufschreiben sollten
Die Trainingsanalyse
Die Wettkampfanalyse
Fazit: Das Trainingstagebuch
Epilog
Anhang A: Jahrestrainingsplan
Anhang B: Trainingseinheiten Schwimmen
Anhang C: Trainingseinheiten Radfahren
Anhang D: Trainingseinheiten Laufen
Anhang E: Kombinierte Rad/Lauf-Einheiten (»Bricks«)
Literaturverzeichnis
Über den Autor
VORWORT
Dies ist eine Liebesgeschichte. In den Triathlonsport verliebte ich mich bei meinem ersten Wettkampf im Juni 1983. Er war ein wenig kürzer als das, was man später als Olympische Distanz bezeichnen sollte. An jenem Tag schwamm ich 1.000 Meter, fuhr 20 Meilen Rad und lief 10 Kilometer. Es machte mir mehr Spaß, als einen Marathon zu laufen, worum sich meine sportlichen Aktivitäten bis dahin gedreht hatten – bis zu jenem Tag, der mein Leben verändern sollte. In der Tat war das Marathonlaufen sogar das gewesen, was mich überhaupt erst zum Triathlon brachte.
Als Läufer war ich regelmäßig verletzt gewesen. Wann immer eine Achillessehne, ein widerspenstiges Knie, eine schmerzende Hüfte oder irgendein anderer überstrapazierter Körperteil streikte, weil ich zu viel gelaufen war, stieg ich aufs Rad, um meine Fitness zu erhalten. Das passierte viel zu häufig. Eines Tages, während ich mit einer Rennradtour eine weitere Verletzung überbrückte, stürzte ich auf einer schnellen Abfahrt in den Rocky Mountains. Das Ergebnis waren mehrere Knochenbrüche in der Schulter. Na, großartig. Was nun? Mein Arzt sagte, das Beste, was ich für meine Schulter tun könnte, nachdem sie verheilt wäre, sei Schwimmen (so etwas wie Reha-Training gab es damals noch nicht). Ich befolgte seinen Rat, und eines Tages wurde mir bei einem Besuch im Schwimmbad bewusst, dass ich nun also schwamm, Rad fuhr und lief, was doch sehr nach einem seltsamen neuen Sport klang, von dem ich gehört hatte – Triathlon. Also, warum zum Henker sollte ich das nicht einfach mal ausprobieren? Ich tat es, und mein Leben veränderte sich. Ich hatte mich verliebt.
Damals, in den Kindertagen des Triathlons, kamen praktisch alle ganz ähnlich zu diesem Sport wie ich – von einem anderen Sport. Die meisten waren von Haus aus Läufer, aber auch ein paar Radsportler und Schwimmer wechselten zu uns rüber. Heute, da Triathlon ein Teil des sportlichen Mainstreams geworden ist, beginnen die meisten gleich als Triathleten. Der Sport hat sich ebenfalls in vielerlei Hinsicht verändert. Anfangs war das Training willkürlich und planlos. Wir probierten alle möglichen Dinge aus und schauten dann, was zu den besten Ergebnissen führte. Weil ich vom Laufen kam, wandte ich einfach das, was ich über den Laufsport wusste, auf Schwimmen und Radfahren an. Andere, die vom Schwimmen oder Straßenradsport kamen (Mountainbiking gab es noch gar nicht), übertrugen die Trainingsweise ihrer ursprünglichen Sportart auf die beiden anderen. Triathlon war in jenen Anfangstagen ein Schmelztiegel unterschiedlicher Trainingsideen. Es war eine aufregende Zeit.
Aufgrund meines Faibles für Sportwissenschaften war ich fasziniert von dem, was ich von anderen Triathleten lernen konnte, deren Blickwinkel auf ihren neuen Sport sich von meinem oft deutlich unterschied. Ich experimentierte in allen drei Disziplinen mit verschiedenen Arten von Trainingseinheiten. Manchmal funktionierten sie, manchmal nicht. Ich begann, auf Grundlage dessen, was ich lernte, eine persönliche Methodik des Triathlontrainings zu entwickeln.
Ich war damals, zu Beginn der 1980er, auch als Trainer ein Neuling. Ich besaß in einer Kleinstadt in Nordkalifornien einen Laufladen namens Foot of the Rockies und coachte nebenbei viele meiner Kunden – anfangs ausschließlich Läufer. Aber das änderte sich, nachdem ich mich in den Triathlon verliebt hatte. Ich war so vernarrt in meinen neuen Sport, dass ich das Fahrradgeschäft neben meinem Laufladen kaufte und die Wand zwischen den beiden einriss, so dass der vermutlich erste Triathlon-Shop der Welt entstand. (Bald sollte sich herausstellen, dass die Welt 1984 noch nicht bereit war für einen Triathlon-Shop.) Meine Kundschaft, im Laden und als Trainer, verlagerte sich nun mehr und mehr von Läufern auf Triathleten und Radsportler. Auch wurde mir bewusst, dass mir das Coachen mehr Spaß machte als die Arbeit des Kaufmanns. Also verkaufte ich 1987 meinen Laden, suchte mir einen Job und verbrachte die Abende und Wochenenden mit dem, was mir am meisten gefiel – andere trainieren. Es dauerte sechs Jahre, bis ich genug Kunden hatte, um meinen Job zu kündigen und mich ganz auf das Coaching zu konzentrieren.
Mitte der 1990er hatte ich den Eindruck, dass ich herausgefunden hatte, wie man für einen Triathlon trainieren sollte. Und so schrieb ich ein Buch über das, was ich in meinen 15 Jahren in diesem Sport gelernt hatte: Die Trainingsbibel für Triathleten. Ich schrieb das Buch nicht in erster Linie für die Leser. Ich schrieb es für mich selbst. Ich wollte herausfinden, ob ich klar erläutern konnte, was ich nicht nur aus eigener Erfahrung als Athlet und Coach, sondern auch durch meine zweite Liebe, die Sportwissenschaft, gelernt hatte.
Ich erwartete nicht, dass sich das Buch lange auf dem Markt halten würde. Vielleicht würden sich ein paar hundert Exemplare verkaufen. Trotzdem hatte ich das unbedingte Bedürfnis, zu Papier zu bringen, was ich gelernt hatte. Das Ganze diente eigentlich nur dazu, mich als Coach weiterzubringen. Es kam jedoch anders. Die Trainingsbibel wurde zum meistverkauften Buch, das je über das Triathlontraining geschrieben wurde. In den folgenden Jahren lernte ich immer wieder etwas Neues dazu, und so habe ich das Buch zwei Mal aktualisiert.
Es ist nun knapp zwei Jahrzehnte her, dass ich die ursprüngliche Ausgabe schrieb. In den letzten Jahren wurde mir bewusst, dass es mit einer weiteren Überarbeitung nicht getan wäre, um das Buch auf den neuesten Stand zu bringen. Zu viel hatte sich in den 20 Jahren verändert. Das Buch musste komplett neu geschrieben werden. Also verwarf ich das alte Manuskript und fing ganz von vorne an. Das Einzige, was geblieben ist, ist der grundlegende Aufbau. Sollten Sie eine ältere Ausgabe besitzen, werden Sie Ähnlichkeiten erkennen, wenn Sie die Inhaltsverzeichnisse vergleichen. Aber das ist es auch schon. Alles andere in diesem Buch ist neu.
Wenn Sie die alte Trainingsbibel sorgfältig gelesen haben, werden Sie in dieser Ausgabe einige signifikante Änderungen und sogar einige Widersprüche entdecken. Ich habe alles neu durchdacht. Nur wenig ist noch genauso wie vor 20 Jahren. Der Sport hat sich verändert. Die Sportwissenschaft ebenso. Dieses neue Buch spiegelt wider, wo der Sport, die Wissenschaft und ich heute stehen.
Diese Trainingsbibel ist aber nicht nur »komplett neu« – sie wurde auch verbessert. Ich weiß, das mag wie eine hohle Marketingfloskel klingen. Aber es stimmt. Ich glaube, wenn Sie anfangen zu lesen, werden Sie erkennen, was ich meine.
Manchmal mögen Menschen keine Veränderungen. Ich werde immer mal wieder zur Rede gestellt, weil jemand in meinem Blog etwas entdeckt hat, was sich von dem unterscheidet, was ich zwei Jahrzehnte zuvor in der ersten Ausgabe der Trainingsbibel für Triathleten zum selben Thema gesagt hatte. Ich habe damit überhaupt kein Problem. Ich glaube, die Neuerungen, die Sie gerade in Händen halten (oder auf dem Bildschirm lesen), kommen Ihnen zugute. Wenn Sie bisher den Anleitungen aus einer früheren Ausgabe des Buches gefolgt sind, werden Sie gefordert sein, Ihr Wissen zu überdenken. Das ist eine gute Sache. Keine Verbesserung ohne Veränderung.
Dieses Buch dreht sich darum, wie man höchste Leistungen erreicht. Als solches ist es nicht für Anfänger gedacht. Wenn Sie neu im Triathlon sind, empfehle ich Ihnen, ein Buch speziell für Einsteiger zu lesen. Sobald Sie im Training und bei Wettkämpfen gelernt haben, worum es in diesem Sport geht, können Sie dann zur Trainingsbibel greifen. Sie wird Ihnen helfen, bessere Ergebnisse zu erzielen, sobald Sie anfangen, sich selbst als »Höchstleistungstriathleten« zu betrachten.
Training für Höchstleistungen bedeutet, als Triathlet so gut zu werden wie möglich. Aber das drückt sich nicht nur in Wettkampfergebnissen aus. Höchstleistung ist nicht nur eine Frage der Platzierung. Es ist auch eine Einstellung, die darauf gründet, dass man sich immer noch steigern kann. Ich habe nie einen Sportler trainiert, der nicht noch ein höheres Niveau erreichen könnte. Nicht einen. Jeder von uns besitzt eine Menge Spielraum für Verbesserungen, der unser derzeitiges Leistungsniveau von unserem Potenzial trennt.
Sie sind als Triathlet vollauf in der Lage, bessere Zeiten und höhere Ziele zu erreichen. Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel. Was ich Ihnen mit diesem Buch vermitteln möchte, ist, wie Sie es anstellen können, Höchstleistungen im Wettkampf zu erreichen. Sie werden aus der Lektüre vielleicht auch ein paar andere Dinge lernen, aber dieser Punkt ist der Entscheidende. Andererseits wird Sie das Buch womöglich dazu bringen, Ihre Herangehensweise an das Training und die Rennen sowie Ihre Lebensweise als Sportler komplett zu überdenken. Ich habe das bei Athleten erlebt, die ich seit Jahren trainiert habe, und es hat ihnen bessere Resultate beschert.
Aber natürlich werde ich nicht da sein, um Ihre täglichen Trainingsentscheidungen gemeinsam mit Ihnen zu fällen, wie ich es als Coach bei meinen Kunden mache. Sie werden Ihr eigener Coach sein. Wenn Sie sich dazu nicht in der Lage fühlen, rate ich Ihnen dringend, einen cleveren Trainer zu engagieren und mit ihm oder ihr an Ihrem Programm zu arbeiten. Heutzutage gibt es weltweit Tausende kompetenter Fachleute.
Eine der größten Veränderungen für die Arbeit als Coach in den letzten Jahren ist das Aufkommen von Trainings-Websites wie TrainingPeaks (www.trainingpeaks.com). Bei einigen dieser Dienste spielt ist es wirklich keine Rolle mehr, wo Sie und Ihr Trainer leben, und sei es auf der anderen Seite der Erde. Wenn Sie den Sport noch nicht länger als drei Jahre betreiben, rate ich Ihnen dennoch, vorerst auf einen Coach vor Ort zu setzen. Einige Dinge wie das Erlernen neuer technischer Fertigkeiten lassen sich am besten in einer direkten Trainer-Sportler-Beziehung umsetzen. Aber für fortgeschrittene Triathleten – an die sich dieses Buch richtet – gibt es wenige Gründe, ihren Coach von Angesicht zu Angesicht zu sehen.
Was also ist ein »fortgeschrittener« Triathlet? Es ließe sich vermutlich eine lange Liste mit Merkmalen und Eigenschaften erstellen, an denen sich dies festmachen lässt. Aber lassen sie uns vorerst einfach sagen, ein fortgeschrittener Triathlet ist jemand, der mindestens drei Jahre dabei ist. Das ist lange genug, um den Sport, den eigenen Körper und das Training ziemlich gut kennenzulernen.
Dieses Buch richtet sich also an den fortgeschrittenen Triathleten, der hohe Leistungen anstrebt. Es ist in sechs Teile untergliedert. Teil I betrachtet, was mentale und physische Fitness sind. Teil II dreht sich um die Prinzipien des Trainings, mit Schwerpunkt auf grundlegenden Konzepten und der Intensität als wichtigstem Element im physischen Training fortgeschrittener, ambitionierter Athleten. Teil III legt die Basis für ein zielgerichtetes Training. Dies ist der vielleicht schwierigste Aspekt für Sportler, die in Eigenregie trainieren. In Teil IV kommen wir dann endlich zur Vorbereitung auf Wettkämpfe, indem wir uns im Detail anschauen, wie Sie Ihre Saison planen und dies immer weiter verfeinern, bis hin zur Planung der einzelnen Trainingseinheiten. Ich halte dies für den Kern dieses Buches. Ein solider Plan ist essenziell für Höchstleistungen. Teil V geht auf den vielleicht am meisten vernachlässigten Aspekt im Training ambitionierter Triathleten ein: das Gleichgewicht von Belastung und Ruhe. Viele in Eigenregie trainierende Sportler machen dabei Fehler, die dazu führen, dass sie ihrem wahren Potenzial niemals nahe kommen. Und schließlich, in Teil VI, stelle ich Themen vor, die von Triathleten oft übersehen werden, obschon sie einen großen Einfluss auf die Leistungen in diesem Sport haben: die Arbeit an der Technik und Kraft sowie der sinnvolle Einsatz eines Trainingstagebuchs.
Warum machen Sie Triathlon? Was hat Sie dazu gebracht, mit diesem Sport zu beginnen? Wenn Sie wie die meisten Triathleten ticken, haben Sie es ausprobiert, weil es interessant aussah, weil Sie etwas für Ihre Fitness tun wollten oder weil Sie die Herausforderung reizt, sich im Wettkampf zu messen. Womöglich kommen Sie auch, so wie ich, ursprünglich von einem anderen Sport, vom Laufen, Radfahren oder Schwimmen, und sahen im Triathlon die Chance, der Monotonie des Trainings für einen einzigen Sport zu entkommen und neue, andere Dinge auszuprobieren. Dies sind gängige Beweggründe, die ich im Laufe der Jahre häufig von Triathleten gehört habe, und ich nehme an, dass es noch viele andere denkbare Motive gibt. Was immer auch Ihr Grund war, Sie sollten ihn sich regelmäßig wieder vor Augen führen, wenn Sie dieses Buch lesen.
In den folgenden Kapiteln werden wir uns ernsthaft mit der Frage auseinandersetzen, was erforderlich ist, um als Triathlet höchste Leistungen zu erbringen. Und ich meine wirklich ernsthaft. Sie werden Dinge lesen, die nur einem Coach einfallen können. Dieses Buch ist im Grunde ein Fortgeschrittenenkurs in Philosophie und Methodik des Triathlontrainings. Mitunter wird es ganz schön ans Eingemachte gehen. Es kann deshalb sein, dass Sie sich gelegentlich neu »erden« müssen, indem Sie sich die oben genannte Frage stellen: Warum machen Sie eigentlich Triathlon? Einige der Dinge, die Sie in diesem Buch lesen werden, funktionieren am besten für Sportler, die den Ehrgeiz haben, auf hohem Niveau bei Wettkämpfen zu bestehen. Womöglich ist das Ihre Sache nicht. Vielleicht lesen Sie dieses Buch nur, um eine Idee davon zu bekommen, was Sie unternehmen können, um Ihr Training ein klein wenig zu verbessern. Es kann sein, dass es Ihnen nicht darauf ankommt, Ihre Altersklasse zu gewinnen, in ein Auswahlteam berufen zu werden oder sich für den Ironman® Hawaii zu qualifizieren. Gleichwohl haben die meisten Triathleten die Ambition, schneller zu sein als je zuvor, und wenn dies nur bedeutet, die persönliche Bestzeit bei einem kleinen Rennen vor Ort um ein paar Minuten zu unterbieten. Was immer auch Ihre Ziele sind, bleiben Sie immer geerdet, indem Sie sich daran erinnern, warum Sie überhaupt Triathlon machen.
Und seien Sie bereit, der beste Triathlet zu werden, der Sie sein können. Wenn Sie sich die in diesem Buch vermittelten Prinzipien zu eigen machen, ebnen Sie sich selbst den Weg zu individuellen Höchstleistungen in Training und Wettkampf. Lassen Sie uns also loslegen.
— Joe Friel
Boulder, Colorado
DANKSAGUNG
Ein erheblicher Teil der Anerkennung für das, was in diesem Buch zu lesen ist, gebührt den Hunderten von Sportlern, die ich in den vergangenen dreißig Jahren betreut habe. Ihre Kommentare, Fragen, Gedanken und Gefühle waren ein wertvolles Feedback, während sich meine Trainingsphilosophie und Trainingsmethodik im Laufe der Jahre kontinuierlich weiterentwickelt haben. Auch weiterhin stellen mir Athleten immer wieder großartige Fragen, sei es in Trainingslagern, bei Seminaren, in den sozialen Netzwerken, per E-Mail oder auf meinem Blog. Ihre Neugier kennt keine Grenzen und ist ansteckend. Ohne ihr wissbegieriges Interesse und Staunen wären mein Coaching-Ansatz und dieses Buch nicht denkbar gewesen. Ich bin jedem Einzelnen dieser Sportler zu großem Dank verpflichtet.
Ebenso stehe ich in der Schuld etlicher anderer Menschen, die direkt dazu beigetragen haben, dass ich dieses Buch schreiben konnte. In besonderer Weise behilflich waren: Rob Griffiths, Besitzer und Betreiber von Training Bible Coaching in Großbritannien, und seine Rückmeldungen zu Kapitel 1; Nate Koch von Endurance Rehabilitation und seine Hinweise zur medizinischen Untersuchung in Kapitel 5 sowie Josh Sutchar, Chief Experience Officer bei Training Heroic, und seine Einschätzung und seine Anregungen zu Kapitel 13. Ihnen allen vielen Dank.
Wie immer haben die Lektoren und Grafiker des Verlags VeloPress mein Manuskript erheblich lesbarer und leserfreundlicher gemacht. Mein Dank gilt Connie Oehring, Vicki Hopewell und Barbara Gormise. Danke auch an Charlie Layton, die meine groben Skizzen in hervorragende Illustrationen verwandelt hat. Insbesondere möchte ich meinem Verleger Ted Costantino danken, der mich ermutigt hat, meine Gedanken ein weiteres Mal zu Papier zu bringen, und der in den 18 Monaten, die sich das Schreiben in die Länge zog, immer tapfer mit mir durchgehalten hat.
Und schließlich möchte ich meiner Frau Joyce danken, die sich damit arrangierte, dass ich all die Zeit jeden Morgen um vier am Schreibtisch saß, um Dinge zu recherchieren und zu Papier zu bringen, die mich faszinierten. Ohne ihren Zuspruch, ihr Engagement und ihre Unterstützung über mehr als ein halbes Jahrhundert hätte ich meinen Traum nie verfolgen können.
TEIL I
KÖRPER UND GEIST
In Teil 1 lernen Sie die Grundlagen der Fitness von Körper und Geist kennen, indem wir uns mit den mentalen und physischen Komponenten des Triathlontrainings auseinandersetzen. Diese Grundlagen werden letztendlich bestimmen, wie gut es bei Ihnen im Training und in den Wettkämpfen läuft.
Los geht’s mit Kapitel 1, wo ich zunächst erläutern werde, welches nach meiner Erfahrung die drei wichtigsten mentalen Fähigkeiten für Erfolg im Ausdauersport sind: Hingabe, Selbstvertrauen und Geduld. Zusammen bilden diese drei Qualitäten das, was wir üblicherweise als mentale Stärke bezeichnen. Mental starke Athleten sind schwer zu schlagen. Denn sie scheinen immer einen Weg zu finden, auch wenn es nicht rund läuft.
In Kapitel 2 werden Sie dann über die grundlegendsten Elemente des physischen Trainings im Ausdauersport lesen. Hier werden Sie die Trainingsphilosophie kennenlernen, die ich seit mehr als 30 Jahren bei der Arbeit mit Sportlern (aller Leistungsklassen) verfolgt habe. Ebenso werden wir uns den drei Säulen der Ausdauerfitness widmen: aerobe Kapazität, anaerobe Schwelle und Ökonomie. Alle Ihre Trainingseinheiten zielen darauf ab, Sie auf diesen Gebieten zu verbessern. Außerdem werden wir uns mit den technischen Hilfsmitteln befassen, die Sie eventuell bereits besitzen, und mit der Frage, wie diese eingesetzt werden können, um Ihr Training zu optimieren. Und schließlich schauen wir uns an, was ein erfolgreiches Training beinhaltet.