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A++ und systemnahe Programmiersprachen

Georg P. Loczewski

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A++ und systemnahe Programmiersprachen

Funktional programmieren in C/C++

Mit einer Einführung in das Lambda-Kalkül

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IMPRESSUM

Copyright c 2018 Georg P. Loczewski

A++ und systemnahe Programmiersprachen

1. Auflage 2018 –Hamburg

Verlag & Druck: tredition GmbH

2. Auflage 2018 –Hamburg

Verlag & Druck: tredition GmbH

ISBN

978-3-7469-3599-7 (Paperback)

978-3-7469-3600-0 (Hardcover)

978-3-7469-3601-7 (e-Book)

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Meiner Frau Ursula
und meinen Söhnen Thomas und Johannes
in Liebe gewidmet

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

I Grundlagen

1 Einführung

1.1 Konstitutive Prinzipien in A++

Abstraktion
Referenz
Synthese
Closure
Lexical Scope

2 Sprachdefinition

2.1 Syntax und Semantik von A++

Anmerkungen zur Syntax:

2.2 Beispiele zur Syntax von A++

Beispiele zur Abstraktion 1. Alternative in 2.2
Beispiele zur Abstraktion 2. Alternative in 2.2
Beispiele zur Referenz 2.3
Beispiele zur Synthese 2.4

2.3 A++ Erweiterung

Syntax von A++ mit vorgegebenen Primitiv-Abstraktionen
Beispiele zu den Erweiterungen in A++

3 Erste Entfaltung von A++

3.1 Programmierstil in A++

3.2 Grundlegende Logische Abstraktionen

Abstraktionen ‘true’ und ‘false’
Abstraktionen ‘lif’

3.3 Erweiterte Logische Abstraktionen

3.4 Numerische Abstraktionen

Abstraktion für die Zahl ‘0’
Abstraktion für die Zahl ‘1’
Abstraktion für die Zahl ‘2’
Abstraktion für das Prädikat ‘zerop’
Abstraktion für die Zahl ‘3’
Utility-Abstraktion ‘compose’
Abstraktion für die Addition
Abstraktion für die Inkrementierung
Abstraktion für die Multiplikation

3.5 Abstraktionen für Listen

Abstraktion für den Konstruktor
Abstraktion für den Selektor ‘lcar’
Abstraktion für den Selektor ‘lcdr’
Anwendung der grundlegenden Operationen für Listen
Abstraktion für das Ende einer Liste
Abstraktion für das Prädikat ‘nullp’
Abstraktion für die Längenabfrage
Abstraktion zum Entfernen eines Objektes aus einer Liste

3.6 Erweiterte Arithmetische Abstraktionen

Abstraktion für ‘zeropair’
Abstraktion für die Dekrementierung
Abstraktion für die Subtraktion

3.7 Relationale Abstraktionen

Abstraktion für das Prädikat ‘gleich’
Abstraktion für das Prädikat ‘größer als’
Abstraktion für das Prädikat ‘kleiner als’
Abstraktion für das Prädikat ‘größer gleich’

3.8 Funktionen Höherer Ordnung

Abstraktion ‘compose’
Abstraktion für die ‘curry’-Funktion
Abstraktion für die Abbildung einer Liste
Abstraktion für die ‘curry map’-Funktion
Abstraktion für die Auswahl aus einer Liste
Abstraktion für die Suche nach einem Objekt in einer Liste

3.9 Mengen-Operationen

Abstraktion für das Prädikat ‘memberp’
Abstraktion für das Hinzufügen eines Elementes
Abstraktion für die Vereinigung von Mengen

4 Erste Anwendung von A++

4.1 Utility-Abstraktionen

Abstraktion für das sortierte Einfügen in eine Liste
Abstraktion für die Sortierung

4.2 Rekursion

Abstraktion für die Berechnung der Fakultät
Abstraktion für die Summation
Abstraktion für den Zugriff auf ein Element einer Liste
Abstraktion für die Iteration über die Elemente einer Liste

4.3 Imperative Programmierung in A++

Die Abstraktion ’while’ in A++

5 Objekt-Orientierte Anwendung von A++

5.1 Einleitung

Bildung von Klassen
Instanzen von Klassen
Beispiele für Objekt-orientierung in A++

5.2 Erstes Beispiel zur Objektorientierung in A++ .

Konstruktor für Objekte der Klasse “account”
Erzeugung des Objektes “acc1” durch Aufruf von “make-account”
Senden der Botschaft “deposit” an das Objekt “acc1”
Ausführen der Funktion “deposit”
Detaillierter Code in A++
Anmerkungen zu dem ersten Beispiel zur Objektorientierung
Anmerkungen zum Aufruf der Funktion ‘konto’

5.3 Zweites Beispiel zur Objektorientierung in A++ .

Anmerkung zu den einzelnen Klassen
Beziehungen zwischen den Klassen
Zusammenfassung

5.4 Drittes Beispiel zur Objektorientierung in A++ .

Anmerkung zu den einzelnen Klassen

6 Abstraktion, Referenz und Synthese im Detail

6.1 Addition der zwei Zahlen ‘two’ und ‘three’

Synthese von ‘add’ und ‘two three’ (1)
Abstraktion von ‘add’ (1)
Auflösung der Referenz von ‘add’ in [1]
Synthese von (lambda(m n) . ) und ‘two three’ in [3]
Abstraktion von ‘compose’
Auflösung der Referenz von ‘compose’ in [4]
Synthese von (lambda(f g) .) und ‘(two f) (three f)’ in [6]
Abstraktion von three:
Auflösung der Referenz von ‘three’ in [7]
Synthese von (lambda(f) .) und ‘f’ in [9]
Synthese von (lambda(x) .) und ‘x’ in [10]
Abstraktion von two:
Auflösung der Referenz von ‘two’ in [11]
Synthese von (lambda(f) .) und ‘f’ in [13]
Synthese vom inneren (lambda(x) .) und ‘(f (f (f x)))’ in [14]

6.2 Multiplikation der zwei Zahlen ‘two’ und ‘three’

Synthese von mult und ‘two three’
Abstraktion von mult:
Auflösung der Referenz von ‘mult’ in [17]
Synthese von (lambda(m n) . ) und ‘two three’ in [19]
Abstraktion von compose:
Auflösung der Referenz von ‘compose’ in [20]
Synthese von (lambda(f g) .) und ‘two three’ in [22]
Abstraktion von two:
Abstraktion von three:
Auflösung der Referenz von ‘two’ und ‘three’ in [23]
Synthese vom inneren (lambda(f) .) und ‘x’ in [26]
Synthese von (lambda(f) .) und ‘(lambda(x0) .)’ in [28]
Synthese vom inneren (lambda(x0) .) und ‘x1’
Synthese von (lambda(x0) .) und ‘(x(x(x x1)))’
Umbenennung der Variablen: x –> f und x1 –> x.

7 Infrastruktur für A++

7.1 Support-Funktionen

Abstraktion für die Ausgabe einer Zahl
Abstraktion für die Ausgabe eines boole’schen Wertes
Abstraktion für die Ausgabe von Listen

7.2 A++ Interpreter

Linux
MS-Windows
Programmbeendigung

7.3 Initialisierungsdatei für den ARS-Interperter

7.4 WWW-Adressen

8 Erweiterung von A++

8.1 ARS++

8.2 ARSAPI

II ARS und C++

9 Einleitung

9.1 ’Garbage Collection’ in C++

9.2 Kurzeinführung in C++

Modularisierung
Variable, Zeiger und Referenzen
Definition von Klassen in C++
Erzeugung von Objekten
Kommunikation mit Objekten
Überladen von Operatoren
Zeiger auf das implizite Objekt
Operator zur Festlegung des Namensraumes

9.3 Einführung zum ARS-Interpreter in C++

9.4 Klassen-Hierarchie

9.5 Klasse LObject

9.6 Klasse Object

9.7 Klasse Integer

9.8 Klasse Symbol

9.9 Klasse String

9.10 Klasse List

9.11 Globale Funktionen

9.12 Klasse Null

9.13 Klasse Assoc

9.14 Klasse ARSParser

9.15 Klasse ARSClosure

9.16 Klasse ARSEval

9.17 Klasse LCar

9.18 Klasse LCadr

9.19 Klasse LIncr

9.20 Klasse LLoad

9.21 Klasse LPrint

9.22 ARS-Fehlerbehandlung

9.23 Hauptprogramm

9.24 Prozedur für die Erzeugung des ausführbaren Programmes

10 Direkte Umsetzung von ARS in C++

10.1 Schlüssel für die Umsetzung von ARS in C++

10.2 Datentypen für die Umsetzung von ARS in C++

10.3 Klasse ‘Env’ im Detail

10.4 Klasse ‘Clam’ im Detail

10.5 Anwendung der ARS-Klassen in C++

Abstraktion
Referenz
Synthese
Einfaches Beispiel

10.6 Testprogramm

Hauptprogramm
Test des funktionalen Programmierstils
Test des objekt-orientierten Programmierstils
Externe Hilfsmittel

10.7 Listen des Quell-Codes

III ARS und C

11 Einleitung

11.1 Sprachliche Hilfsmittel in C

typedef
enum
struct
union
setjmp/longjmp

11.2 Datenstrukturen im ARS-Interpreter

NAME
PRIM
VTYPE
EXPTYPE
ABS
SYN
EXP
ELIST
NLIST
VLIST
ENV
LFUN
CLAM
ACL
THUNK
VALUE

11.3 Beschreibung der Funktionen

Konstruktoren
Der Umgang mit Variablennamen
Variable und Umgebungen
Auswertung von Ausdrücken
Schnittstellen für die Eingabe
Einlesen von ARS-Code durch den ARS-Parser

12 Direkte Umsetzung von ARS in C

Datentypen
Anwendung
Beispiel

12.1 Steuerungs- und Testprogramm

Hauptprogramm
Test des objekt-orientierten Programmierstils
Test des funktionalen Programmierstils

12.2 Externe Hilfsmittel

12.3 Quellcode des ARS-Interpreters

Modul ARSC: Datentypen und Prototypen
Modul ARSC: Implementierung
Modul ARSParser
Testmodul: Funktionsprototypen
Hauptsteuerung und Testmodul
Prozedur zur Erstellung des Programms

12.4 Performance-Vergleich der ARS-Interpreter

Anhänge

A Das Lambda-Kalkül

A.1 Syntax eines Lambda-Ausdrucks

A.2 Begriffe und Regeln des Lambda-Kalküls .

Assoziativitätsregeln
Gebundene und freie Variable.
Alpha-Konvertierung
Beta-Reduktion
Eta-Reduktion
Y-Kombinator

A.3 Beispiele für Beta-Reduktion

Lambda-Kalkül-Programmierung in Scheme-Codierung
Auszuwertende Lambda-Ausdrücke in Scheme-Codierung
Basis-Abstraktionen in Scheme-Codierung
Anwendung mit Beta-Reduktion

B Gültigkeitsbereich von Namen

B.1 Interpretation von Namen

Dynamic Scope
Static Scope
Global Scope
Local Scope

B.2 Auswirkung der Art der Symbolinterpretation auf die Programmierung

Auswirkung von ”Dynamic Scope“ auf die Programmierung
Auswirkung von ”Static Scope“ auf die Programmierung
Verdeutlichung der Unterschiede von ”dynamic scope“ und ”lexical scope“ anhand von Beispielen

Schlusswort

Biographische Daten zur Person des Autors

Verzeichnis der Fundamentalbegriffe

Abbildungsverzeichnis

Listings

Literaturverzeichnis

Index

Vorwort

Einleitung

Dieses Buch ist basiert auf dem 1032-sepitigen Buch ‘Programmierung pur’, das in der 2. erweiterten Auflage von demselben Autor im Verlag S.Toeche-Mittler in Darmstadt im Jahre 2003 veröffentlicht wurde. Die 1. Auflage erschien im Jahre 2002. (Siehe [8].), [7]).

Die Eigenschaften von A++ werden in verschiedenen Büchern in dieser Reihe vorgestellt, jedesmal mit einem anderen Schwerpunkt. Das vorliegende Buch wird unter Punkt 3 in der folgenden Liste beschrieben.

1. In A++ Die kleinste Programmiersprache der Welt[10] geht es darum, die theoretischen Grundlage dieser Sprache zu präsentieren und die Mächtigkeit von A++ aufzuzeigen.

2. In dem 2. Buch Programmieren lernen mit A++[13] ist auch eine Einführung in A++ enthalten, der Fokus des Buches liegt aber darauf zu zeigen, wie in den anwendungsorientierten Programmiersprachen Python und Java A++-orientiert programmiert werden kann.

In der englischsprachigen Ausgabe A++ The Smallest Programming Language in the World wird außerdem die Programmiersprache Perl und die A++-orientierte Programmierung in dieser Sprache erläutert. Siehe: [11]!

3. In dem 3. Buch A++ und systemnahe Programmiersprachen[12] liegt der Schwerpunkt darauf, aufzuzeigen, wie auch in den Programmiersprachen C und C++ A++orientiert programmiert werden kann.

4. In dem 4. Buch Von A++ nach ARS++[14] wird schließlich eine Erweiterung von A++ vorgestellt, die einer neuen Programmiersprache entspricht (mit Compiler und virtueller Maschine) in der die Funktionalität von Python, Java, C++ und C enthalten ist. Dies ist mglich, da in ARS++ eine Schnittstelle zu den anderen Sprachen namens ARSAPI eingebaut ist.

Die Werkzeuge und Hilfsmittel zu diesem Buch werden in einem Download-Verzeichnis im Internet bereitgestellt. Siehe: 7.4 auf Seite 85.

Theoretische Grundlagen von A++

Zweck des Buches

In diesem kleinen Büchlein, geht es primär darum an der Programmierung interessierten Leserinnen und Lesern ein Instrument vorzustellen, mit dem sie sehr schnell und sehr effizient Programmieren lernen können, ohne sich schon für eine der populären, voll-ausgebauten Programmiersprachen entscheiden zu müssen und ohne einen großen Kostenaufwand zu haben.

Dass es möglich ist, mit den Denkmustern von A++ in anderen Programmiersprachen produktiv sein zu können wird in diesem Buch gezeigt, indem nach einer Einführung in die Programmiersprachen C++ und C die A++-orientierte Programmierung in diesen zwei Sprachen vorgestellt wird.

Diese zwei ausgewählten Programmiersprachen gehören zu der Gruppe der systemnahen Programmiersprachen, die meistens benutzt werden fr die Programmierung von Betriebssystemen (z.B. Linux) und Systemhilfsprogramme.

Im Unterschied dazu gibt es die Programmiersprachen für die anwendungsorientierte Programmierun, wie z.B. Python, Perl und Java. Diesen Programmiersprachen im Zusammenhang mit A++ widmet sich das Buch Programmieren lernen mit A++. (Siehe:[13]).

Thematik des Buches

Das Wesentliche der Programmierung

A++ ist die kleinste Programmiersprache der Welt, deren Sinn es ist einzig das Wesentliche der Programmierung darzustellen, und zwar in einer Form dass damit gearbeitet werden kann, dass man es einüben kann. So soll A++ hilfreich sein beim Erlernen des Programmierens ganz allgemein, aber auch beim Erlernen von konkreten Programmiersprachen.

Elementarteilchen der Programmierung

In A++ werden die Elementarteilchen der Programmierung in reinster Form sichtbar gemacht. Man kann diese gründlich studieren, den richtigen Umgang mit ihnen einüben und sich so die wichtigsten Rüstzeuge der Programmierung aneignen.

Vereinfachung der Programmierung

In dem Bemühen, Programmierung auf das Wesentliche zu reduzieren, geht es darum, Lernende zu bewahren, sich von einer Unzahl von Vorschriften und Regeln einer bestimmten Programmiersprache die Programmierung an sich vergraulen zu lassen.

Energien, die in den meisten Sprachen für die Beherrschung und das Einhalten der Syntax aufgebracht werden müssen, kommen in A++ der wichtigeren Aufgabe der logischen Bewältigung des zu lösenden Problems zugute.

Einfache, umfassende und m ächtige Denkmuster

Es wird hier dank des Lambda-Kalküls eine Sicht der Programmierung gewonnen, die eine befreiende Wirkung hat. Das Denken wird aus den Niederungen des komplexen Regelwerks einer bestimmten Programmiersprache herausgeholt und heraufgehoben auf die Höhen eines einfacheren, umfassenderen und deshalb mächtigeren Denkens. Das Lambda-Kalkül bietet die theoretische Grundlage für eine solche Sicht.

Verallgemeinerung des Lambda-Kalküls

Der Name A++ ist eine Abkürzung von Abstraktion plus Referenz plus Synthese. Hiermit werden die drei Prinzipien von A++ benannt, die gleichzeitig ihr einziger Inhalt sind. Diese Prinzipien stellen eine Verallgemeinerung der Grundoperationen des Lambda-Kalküls von Alonzo Church dar. Das Lambda-Kalkül ist ein mathematisch-logisches System, das 1941 von dem Logiger Alonzo Church in seinem Buch: ‘The Calculi of Lambda Conversion’ der Welt vorgestellt wurde. Siehe hierzu unsere kurze Zusammenfassung im Anhang A auf Seite 247.

Während das Lambda-Kalkül der Funktionalen Programmierung ihre theoretische Grundlage liefert, ist A++ in der Lage eine theoretische Grundlage für die drei bekanntesten Paradigmen der Programmierung zu liefern, d.h. für die funktionale, die objekt-orientierte und die imperative Programmierung.

Verallgemeinerung der Grundoperationen des Lambda-Kalküls:

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Abstraktion: Etwas einen Namen geben

Referenz: Auf etwas mit seinem Namen Bezug nehmen

Synthese: Aus zwei oder mehr Dingen etwas Neues erzeugen

Die Primitiv-Operationen von A++ gehen inhaltsmäßig über die Grundoperationen des Lambda-Kalküls hinaus, indem ihnen in der Anwendung in einem Programm jedwede Einschränkung genommen wird.

Die Verallgemeinerung besteht darin, dass der Begriff der Abstraktion allgemeiner als im Lambda-Kalkül definiert wird, nämlich als ’etwas einen Namen geben’. Hinter dem Namen verbergen sich alle Details des Definierten. Eine solche Namensvergabe setzt eine explizite Namensdefinition voraus.

Im Lambda-Kalkül dagegen ist eine explizite Vergabe eines Namens für eine Lambda-Abstraktion bei deren Bildung nicht vorgesehen. Dort erfolgt sie lediglich implizit bei einer Synthese von Lambda-Ausdrücken.

Die Auswirkungen dieses zunächst als klein erscheinenden Unterschiedes sind gewaltig: Während ein Ausbau des Lambda-Kalküls immer in die Funktionalen Programmiersprachen mündet, können in A++ allgmeine Muster der Programmierung definiert werden, die sowohl auf die Funktionale Programmierung als auch auf die Objekt-orientierte und die Imperative Programmierung angewandt werden können.

Wer sich in seinem Programmieren von den Prinzipien in A++ leiten lässt, wird Programme erstellen, die nicht nur funktionieren, sondern die auch schön sind, Programme, bei denen Leser und Leserinnen mit Bewunderung die Abstraktionen und Synthesen nachempfinden und genießen können.

Erlernen von neuen Programmiersprachen

In ‘Programmierung pur’ wird erstmalig der Versuch unternommen, den Weg zum Erlernen der Programmiersprachen Scheme, Java, Python, C und C++ anhand der mittles A++ erarbeiteten Denkmuster aufzuzeigen. ‘Programmierung pur’ behandelt diese Thematik nicht nur theoretisch, sondern präsentiert umfangreiche Fallstudien, um den Bezug zur Programmierpraxis zu gewährleisten.

Adressatenkreis

Dieses Buch wendet sich ebenso wie ‘Programmierung pur’ an Programmierer und solche, die es werden wollen. Es möchte ihnen mit der speziellen Denkweise die Programmierung erleichtern, besonders auch das Erlernen neuer Sprachen. Mit der nahegelegten Sicht der Programmierung wird eine Sprachenunabhängigkeit gewonnen, ja man ist sogar offen für verschiedene Paradigmen der Programmierung. Mit der Erfahrung der gewonnenen Flexibilität ausgerüstet wird ein Programmierer oder eine Programmiererin mit mehr Freude und größerer Effizienz die Probleme der Programmierung meistern.

Das Buch wendet sich auch an Anfänger der Programmierung. Jedoch sollte ein großes Interesse für die Programmierung aufgrund einer persönlichen Eignung und Neigung vorhanden sein.

Zusammenfassend kann Zielgruppe des Buches wie folgt beschrieben werden:

Das Buch ist gedacht für Menschen, die einen Ausbildungsbedarf in den Grundlagen der Programmierung besitzen.

Dies sind Studenten aller Fachrichtungen der Informatik sowie Studenten der Mathematik und Physik.

Dies sind Lehrer und Schüler an Gymnasien, die in der Oberstufe Informatikunterrich gestalten oder an ihm teilnehmen.

Dies sind ferner alle Angestellten in der Industrie, die sich, aus welchen Gründen auch immer, mit der Programmierung auseinandersetzen müssen.

Programmierer, die bereits programmieren können, sich aber nicht scheuen, etwas Neues kennen zu lernen, kommen als potentielle Nutznießer dieses Büchleins gewiss ebenfalls in Betracht.

Danksagung

Danken möchte ich vor allem den Vielen, die in uneigennütziger Weise durch die Bereitstellung ihrer Software zur kostenlosen Nutzung zum Zustandekommen dieses Buches beigetragen haben.

Zu dieser frei verfügbaren Software gehört natürlich TEX, LATEX, teTeX, Linux, XFree86, vim, psutils, ghostview und die vielen Scheme-Implementierungen, ganz besonders GambitC und libscheme.

Dann gilt mein Dank natürlich ganz besonders Alonzo Church, dem wir das Lambda-Kalkül verdanken und Guy L. Steele mit Gerald J. Sussman, die dieses Lambda-Kalkül als Ausgangsbasis für die Entwicklung ihrer Programmiersprache Scheme genommen haben.

Der Dank erstreckt sich auch auf die im Literaturverzeichnis aufgeführten Autoren, die uns das Lambda-Kalkül näher gebracht haben.

Georg P. Loczewski

Groß-Zimmern, im Dezember 2002 bzw. im Mai 2018

Teil I

Grundlagen

Kapitel 1

Einführung

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1.1 Konstitutive Prinzipien in A++

A++ steht für Abstraktion plus Referenz plus Synthese. Diese drei Begriffe entsprechen den sprachlichen Strukturelementen und den Grundoperationen in A++ und werden deshalb im nächsten Kapitel im Zusammenhang mit der Syntax der Sprache noch ausführlich behandelt.

Zu den konstitutiven Prinzipien, d.h. den Prinzipien, die A++ wesentlich zu dem machen, was es ist, gehören außerdem noch die Begriffe ‘Closure’ und ‘Lexical Scope’. Wir werden sie der Reihe nach definieren und beschreiben.

Abstraktion

FUNDAMENTALBEGRIFF 1 (ABSTRAKTION)

Abstrahieren bedeutet: Etwas einen Namen geben. Es besteht darin, etwas Komplexes zu behandeln, als wäre es etwas Einfacheres, indem Details ignoriert werden.

Eine solche Abstraktion wird auch als Lambda-Abstraktion bezeichnet, wenn mit ihr die Definition einer Funktion verbunden ist, die zwangsläufig zur Erzeugung einer ‘Closure’ mündet. Bezüglich des letzteren Punktes siehe weiter unten die Definition des vierten konstitutiven Prinzips.

Referenz

FUNDAMENTALBEGRIFF 2 (REFERENZ)

Auf etwas, das einen Namen erhalten hat, kann jederzeit mit diesem Namen Bezug genommen werden. Diese Bezugnahme nennen wir Referenz.

Im Zusammenhang mit der Referenz ist von großer Bedeutung auf welche Namen Bezug genommen werden kann. Dies führt zum letzten konstitutiven Prinzip von A++, dem Begriff des ‘Lexical Scope’.

Synthese

FUNDAMENTALBEGRIFF 3 (SYNTHESE)

Eine Synthese zu bilden bedeutet: Zwei oder mehrere Dinge (die selbst Ergebnis einer Abstraktion sind!) miteinander zu verknüpfen um etwas Neues (Komplexes) zu schaffen.

Der Begriff der Synthese entspricht weitgehend dem des Aufrufs einer Funktion oder der Abbildung, bzw. der Applikation.

Closure

Die Bildung einer Abstraktion ist in A++ nicht ein absolutes, von Allem losgelöstes Ereignis. Eine Abstraktion erfolgt immer in einem bestimmten Kontext