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NEW YORK TIMES UND USA TODAY BESTSELLER AUTORIN

AURORA ROSE REYNOLDS

UNTIL YOU

ASHLYN

Contemporary Romance

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Aus dem Amerikanischen von Friedericke Bruhn

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UNTIL YOU : ASHLYN

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Aurora Rose Reynolds

Die Originalausgabe wurde 2016 unter dem
Titel UNTIL ASHLYN von Aurora Rose Reynolds
veröffentlicht.

© 2018 Romance Edition Verlagsgesellschaft mbH
8712 Niklasdorf, Austria

Covergestaltung: © Sturmmöwen
Titelabbildung: 4pmphoto@gmail.com
Korrektorat: Stefanie Bösel

ISBN-Taschenbuch: 978-3-903130-66-1
ISBN-EPUB: 978-3-903130-67-8

www.romance-edition.com

Für alle, die an den BOOM-Effekt glauben

Inhalt

Prolog

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

Epilog

Danksagung

Die Autorin

Prolog

»Einen großen Eiskaffee mit Sahne und zwei Stück Zucker.« Ich lächle Melissa hinter dem Tresen meines Lieblingscafés an und hole etwas Geld aus meinem Portemonnaie, während sie meine Bestellung in den Computer eingibt.

»Möchtest du sonst noch etwas, Ash?« Sie sieht auf.

Ich versuche, gegen meine Gelüste anzukämpfen, schaffe es aber nicht. »Zwei Cake-Pops, beide mit Schokolade. Und einen Cranberry-Scone.«

»Alles klar.« Melissa grinst. Sie kennt mich schon, denn ich komme fast jeden Tag in den Laden und bestelle dasselbe – es sei denn, es ist Herbst, dann nehme ich lieber etwas mit Kürbis. »Du kannst es dir am Ende des Tresens abholen.«

»Danke.« Ich lächle sie noch einmal an und stecke das Wechselgeld in die Trinkgeldbüchse vor mir, ehe ich auf meine Bestellung warte. Anschließend hole ich mein Handy aus der Tasche und lasse meinen Vater mit einer Nachricht wissen, dass ich nach der Arbeit noch vorbeikomme.

»Kaffee, schwarz, ein Stück Zucker.« Eine tiefe, männliche Stimme umschmeichelt meine Sinne und lässt mich aufblicken.

Sobald ich den Besitzer dieser Stimme ausmachen kann, erstarre ich. Ich habe bereits Tausende gut aussehende Männer in meinem Leben gesehen, aber mit den langen dunkelblonden Haaren, der sonnengeküssten Haut, den breiten, in einem Maßanzug steckenden Schultern, den schmalen Hüften und den langen, muskulösen Beinen ist er definitiv der spektakulärste.

»Ash… Ashlyn?«, sagt jemand und reißt mich aus meiner Benommenheit. Dane, Melissas Ehemann, steht mit meiner Bestellung vor mir und sieht mich besorgt an. »Alles okay bei dir?«

Oh Gott. Ich wirke wahrscheinlich wie eine Idiotin. »Ja, entschuldige, ich war kurz weggetreten.« Lächelnd nehme ich mein Getränk und die Tüte mit meiner Bestellung entgegen, ehe ich nach einem Strohhalm greife.

»Kein Problem.« Er grinst.

Plötzlich spüre ich jemanden neben mir. Mein Blick wandert immer weiter nach oben, bis ich erkenne, dass das Objekt meiner Faszination aus kristallklaren blauen Augen auf mich herabsieht. »Hi«, hauche ich und lehne mich dabei unfreiwillig in seine Richtung.

Sein Blick wandert über mein Gesicht, ehe er mir kurz zunickt und sich dann wieder dem Tresen zuwendet.

Mich wie ein kompletter Idiot fühlend, verlasse ich das Café und mache mich auf den kurzen Weg zur Zahnarztpraxis, in der ich arbeite und die nur wenige Schritte entfernt ist. Ich öffne die Tür und schalte das Licht ein, als ich eintrete. Am Empfangstresen stelle ich meinen Kaffee, die Tüte mit dem Gebäck sowie meine Handtasche ab und starte den Computer.

»Hey«, begrüße ich Gregory, als die Türklingel läutet und er die Praxis betritt.

»Hi, Darling.« Er lächelt und legt Hut und Jackett ab. »Wir müssen uns kurz unterhalten.«

»Klar«, stimme ich zu, während er an mir vorbei in Richtung seines Büros geht.

Ich folge ihm und stopfe mir dabei einen ganzen Cake-Pop in den Mund, den ich so schnell wie möglich verputze.

»Ich habe Neuigkeiten.«

»Okay.« Ich setze mich und beobachte, wie er seinen Mantel weghängt und sich einen Arztkittel anzieht, der dringend wieder einmal gebügelt werden müsste.

»Ich habe jemanden gefunden, der meine Praxis übernimmt.«

»Das ist toll.« Ich lächle erleichtert. Gregory ist nicht mehr so jung und fit, wie er einmal war, und wir verlieren immer mehr Patienten. Die Leute haben Angst vor dem Kerl mit den dicken Brillengläsern, den zittrigen Händen und seiner antiquierten Ansicht, dass niemand vor einer Behandlung eine Betäubung brauchte.

»Er wird bald hier sein, ich wollte dir nur schon mal Bescheid sagen.«

»Danke, Greg.«

»Du weißt, dass ich dich unglaublich gernhabe, Darling.«

»Das weiß ich«, bestätige ich. »Das Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit.« Wir lächeln uns an, ehe er beim Klang der Türglocke aufsieht.

»Vermutlich wird er das sein«, sagt er leise und knöpft den Arztkittel zu.

»Möchtest du, dass ich ihn zu dir schicke?«

»Ja. Ich kann mit ihm reden, während ich hier alles vorbereite.«

Ich nicke und gehe nach vorn in die Praxis. Sobald ich den Empfangstresen erreicht habe, rutscht mir das Lächeln aus dem Gesicht und meine Schritte verlangsamen sich automatisch. Der Typ aus dem Café steht dort, die Hände in die Seiten gestemmt, und sieht sich den Empfangsbereich an. Seine Miene verrät, dass der Raum nicht seinen Ansprüchen entspricht. Ich kann ihn für seine Abneigung nicht verurteilen. Die Farbe blättert hier und da ab, die Möbel sind abgewetzt und alt. Der ganze Bereich müsste dringend mal erneuert werden.

»Hallo, kann ich Ihnen helfen?«, frage ich, woraufhin er sich zu mir umdreht.

Kaum haben sich unsere Blicke getroffen, sehe ich, wie etwas in seinen Augen aufblitzt, aber es ist bereits wieder verschwunden, ehe ich es analysieren kann. »Ich bin hier, um mich mit Gregory zu treffen. Er sollte mich bereits erwarten.«

Oh Gott, das hier kann nicht wirklich wahr sein.

»Er ist hinten. Ich bringe Sie gern zu ihm.«

»Und Sie sind?«, fragt er, eine Augenbraue nach oben gezogen.

»Oh.« Ein kurzes, nervöses Lachen kommt über meine Lippen. »Ashlyn.« Ich halte ihm meine Hand hin, die er zunächst mustert, ehe er sie ergreift. Bei unserer Berührung durchzuckt es mich wie ein Blitz und ich erstarre.

»Dillon.«

»Wie bitte?«, hauche ich und blicke ihn wieder unverwandt an.

»Ich bin Dillon.«

»Richtig.« Ich entziehe Dillon meine Hand, schüttle sie aus und mache auf dem Absatz kehrt, in der Hoffnung, dass er mir folgt. Ich traue mich nicht, das zu überprüfen.

Sobald ich Gregorys Büro erreicht habe, deute ich hinein. »Er ist dort drinnen.« Ich warte, bis Dillon eingetreten ist, dann schließe ich die Tür hinter ihm und frage mich, was zur Hölle gerade mit mir falsch läuft.

»Darling, Dillon würde gern mit dir sprechen«, sagt Gregory.

Ich löse meinen Blick von Jane, die gerade eine Zahnreinigung von mir bekommt, ziehe meine Schutzmaske hinunter und sehe hinüber zu Gregory, der im Türrahmen steht.

»Jetzt?«

»Es wird nicht lange dauern. Ich mache hier weiter, bis du wieder da bist.«

»Alles klar.« Ich drücke Jane ermutigend die Schulter, als sie die Augen aufreißt und mich ängstlich ansieht. »Bin gleich zurück.« Ich entledige mich meiner Handschuhe, werfe sie in den Mülleimer und nehme dann die Schutzmaske ganz ab, ehe ich an Gregory vorbei den Flur hinunter zu seinem Büro eile, wo ich Dillon gegen den Schreibtisch gelehnt vorfinde.

»Gregory sagte mir, dass Sie mit mir sprechen wollen?«

»Das stimmt. Setzen Sie sich.« Er nickt zu einem der Stühle hinüber.

Ich möchte mich darüber beschweren, wie herrisch er sich verhält, setze mich stattdessen aber wie aufgefordert auf einen der Stühle und lege die Hände in den Schoß.

»Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie bereits eine ganze Weile hier arbeiten.«

»Stimmt«, bestätige ich, während er die Arme vor seiner breiten Brust verschränkt.

»Wenn ich die Praxis übernehme, werden sich einige Dinge ändern.«

»Gut«, erwidere ich und meine das ernst. Die Praxis braucht Veränderungen, wenn es sie noch länger geben soll. Ständig eröffnet irgendwo eine neue Zahnarztpraxis, die uns die Kundschaft abspenstig macht.

»Wenn Sie Ihre aktuelle Position behalten wollen, werde ich Sie erneut einem Vorstellungsgespräch unterziehen müssen.«

»Das ist in Ordnung.«

Er mustert mich langsam von oben bis unten, was dazu führt, dass sich meine Haut plötzlich zu heiß und zu eng anfühlt. »Ich brauche keine hübschen Dinge zum Angucken um mich herum. Ich brauche jemanden, der weiß, was er tut, wenn er mit mir zusammenarbeitet. Und ich muss sichergehen, dass Sie das verstehen.« Überrascht kneife ich die Augen zusammen und überlege, ob ich mich gerade verhört habe. »Ich bin diese Woche in der Stadt. Hoffentlich reicht Ihnen das zeitlich aus, um einen Lebenslauf zusammenzustellen.«

»Aber natürlich«, stoße ich hervor und setze ein Lächeln auf, das deutlich sagt, dass ich ihm eigentlich am liebsten den Kopf abreißen und meine High Heels als Stollenschuhe zum Einsatz bringen würde.

»Sehr gut, ich rufe an und werde einen Termin ausmachen.«

»Sehr gut«, erwidere ich und erhebe mich. »Sonst noch etwas?«

»Aktuell nicht«, antwortet er und betrachtet mich eingehend.

»Es war schön, Sie kennenzulernen«, lüge ich, während ich in Gedanken seinen zeitnahen Tod plane.

»Gleichfalls.« Er nickt mir zu.

Ich drehe mich um und verlasse den Raum. Dabei frage ich mich, wie ich diesen Kerl jemals für attraktiv halten konnte, während er offensichtlich ein riesiges Arschloch ist.

1. Kapitel

Ashlyn

»Hey, Mom«, begrüße ich sie, klemme mir das Handy zwischen Ohr und Schulter und stopfe ein weiteres Kleid sowie die dazu passenden High Heels in meinen Koffer. Ich kann nicht anders, als zu lächeln. Dillon wird wahrscheinlich ziemlich blöd aus der Wäsche schauen, sobald er meine Garderobe für das Wochenende sieht. Da wir jedoch nicht im Büro sind, kann er nichts dagegen unternehmen. Technisch gesehen zählen seine blöden Regeln in diesem Fall nicht.

»Bist du fertig mit Packen?«

»Fast.« Ich seufze und werfe einen Blick auf die Uhr, nur um festzustellen, dass ich bloß noch zehn Minuten habe, bis mein Taxi kommt. Ich hatte nicht vorgehabt, nach Vegas zur Messe für Zahnmedizin zu fahren, aber Dillon bestand darauf, mich dabeizuhaben, also habe ich idiotischerweise zugesagt und muss jetzt auf den letzten Drücker noch alles packen.

»Holt Dillon dich ab?«

»Nein, ich treffe ihn dort. Sein Flug ging bereits heute Nachmittag.«

»Oh.« Sie stößt einen enttäuschten Seufzer aus und verdreht die Augen. Meine Mom ist davon überzeugt, dass Dillon und ich füreinander bestimmt sind. Als ob. »Geht nur ihr beiden da hin?«

»Ich hoffe es. Wenn diese olle Hexe auftaucht, verschachere ich sie auf dem Strip an den Höchstbietenden oder bezahle jemanden dafür, dass er sie in die Wüste fährt und dort aussetzt«, grummle ich und suche unter dem Bett nach meinem vibrierenden Freund; nur für den Notfall.

»Ruf mich an, wenn du ein Alibi brauchst«, sagt Mom und bringt mich damit zum Lächeln.

Ich schüttle den Kopf und lasse meinen Vibrator in den Koffer fallen. »Das werde ich machen«, erwidere ich, während ich ins Bad gehe, um meine Duschsachen zusammenzusammeln.

»Er ist so nett, ich verstehe nicht, warum er mit dieser Frau zusammen ist.«

Ich beiße die Zähne zusammen. Dillon ist nervig, bevormundet und – okay, manchmal kann er auch nett sein und er ist megaheiß – ich hasse ihn. Okay, ich hasse ihn nicht wirklich, aber ich würde es gern. »Ich weiß es nicht, Mom.«

»Na gut, wie lang werdet ihr weg sein?«

»Nur das Wochenende über. Mein Flug zurück geht am Montag gegen sieben.«

»Versprich mir, dass du dich jeden Tag melden wirst.«

»Ich werde anrufen oder schreiben«, stimme ich zu und greife nach meiner Make-up-Box, die unterhalb des Badezimmerschranks steht.

»Bitte versuch, etwas Spaß zu haben, während du dort bist. Lass dich von Dillon zum Essen oder Tanzen ausführen.«

Bei ihren Worten muss ich schnauben. »Natürlich, Mom. Ich hab dich lieb. Ich melde mich, wenn ich gelandet bin.«

»Okay, Honey.«

»Sag Dad, dass ich ihn lieb habe.«

»Das mache ich«, erwidert sie, ehe ich auflege und mein Handy in die Tasche meiner Jeans schiebe.

Ich blicke auf die Uhr und fluche, bevor ich mich zusammenreiße und fertig packe, damit ich meinen Flug nicht verpasse.

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Ich ziehe meinen Koffer hinter mir her zur Rezeption und bin überrascht, wie viele Menschen wegen der Messe für Zahnmedizin hier sind; sie alle tragen Namensschilder. Dillon hatte erwähnt, dass diese Veranstaltung eine der größten Versammlungen von Zahnärzten in den Vereinigten Staaten wäre, aber wooow. Das hier ist verrückt.

Als ich es endlich ans Ende der Warteschlange geschafft habe, lächle ich den süßen Typen hinter der Rezeption an und schiebe mir die Sonnenbrille ins Haar.

»Wie ich kann ich Ihnen helfen, schöne Frau?«, fragt er, als ich näher trete.

Ich stelle meine Handtasche auf dem Empfangstresen ab und reiche ihm meinen Ausweis, den ich zuvor aus der Tasche gezogen habe. »Ich habe eine Reservierung«, sage ich gähnend, während ich mir die Hand vor den Mund halte und den Geräuschen der Glücksspielautomaten im Hintergrund lausche. Ich liebe die Spielautomaten. Oder genauer gesagt die Münzautomaten, da ich zu viel Schiss habe, an den richtigen Spieltischen zu spielen.

»Es tut mir leid«, sagt er und gibt mir meinen Ausweis zurück, »aber auf Ihren Namen ist leider keine Reservierung gebucht. Sind Sie sicher, dass Sie bei uns richtig sind?«

»Ich bin mir absolut sicher. Vielleicht läuft die Reservierung auf den Namen meines Chefs, Dillon Keck. Er hat sich um die Reservierungen gekümmert«, antworte ich.

Der Rezeptionist überprüft den Namen und beginnt zu lächeln. »Hier haben wir die Reservierung. Wie ich sehen kann, hat Herr Keck schon eingecheckt und darum gebeten, dass Sie nach Ihrer Ankunft einen eigenen Schlüssel zur Suite erhalten.«

»Ähm, wie bitte?«, frage ich nach und spüre, wie sich etwas, das sich verdächtig nach Panik anfühlt, in meinem Magen breitmacht. »Wollen Sie damit sagen, dass er im selben Zimmer übernachtet?«

»Ja, dabei handelt es sich um eine Suite mit zwei Kingsize-Betten und Blick auf den Strip.«

»Es ist mir egal, welche Aussicht das Zimmer hat und wie viele Betten in dem Raum sind – es ist ein Raum«, erwidere ich aufgewühlt und lehne mich halb über den Tresen, um einen Blick auf den Computer dahinter zu erhaschen. »Bitte sagen Sie mir, dass Sie noch ein weiteres freies Zimmer haben.«

»Tut mir leid, aber wir sind komplett ausgebucht. Das hier ist eins der betriebsreichsten Wochenenden im ganzen Jahr.«

»Natürlich ist es das.« Ich schüttle den Kopf und flehe: »Können Sie mir ein anderes Hotel empfehlen?«

»Tut mir leid.« Er verneint. »Ich bezweifele, dass irgendwo noch etwas frei ist, die meisten buchen ihr Zimmer für dieses Wochenende ein Jahr im Voraus.«

»Ein Jahr im Voraus, natürlich, das macht völlig Sinn.«

»Es tut mir leid.«

»Schon okay, absolut okay.« Ich kneife die Augen zu und lasse meinen Kopf auf den Tresen sinken. »Das ist keine große Sache. Ich kann mir ein Zimmer mit ihm teilen, wir sind beide erwachsen. Erwachsene teilen sich Zimmer, es wird wie eine Übernachtungsparty«, flüstere ich und balle die Hände zu Fäusten.

»Ähm, also soll ich Ihnen den Schlüssel holen?«

Ich öffne die Augen wieder und plötzlich platzt es aus mir hinaus: »Ich mag ihn nicht.«

»Ähm.« Der Rezeptionist sieht mich an, als wäre ich verrückt, und vielleicht bin ich das auch.

»Und ich fühle mich ganz sicher nicht zu ihm hingezogen«, fahre ich fort, woraufhin der Ausdruck auf seinem Gesicht weicher wird.

»Rufen Sie an und fragen Sie noch mal nach. Manchmal sagen die Leute Ihre Reservierung in der letzten Minute ab.« Er hält mir den schmalen Umschlag mit dem Zimmerschlüssel darin hin. »Man kann nie wissen, vielleicht wird noch etwas frei.«

»Klar, ich werde anrufen«, erwidere ich und frage mich, womit zur Hölle ich diese Art von Karma verdient habe.

Zehn Minuten später stehe ich vor der Tür zu unserem Zimmer, die Schlüsselkarte in der Hand, und überlege, ob ich klopfen oder einfach eintreten soll. Ich kann immer noch nicht glauben, dass Dillon uns tatsächlich ein gemeinsames Zimmer gebucht hat. Wobei, eigentlich doch, da ich denke, dass es ihm Spaß macht, mich zu ärgern.

»Scheiß drauf, das hier ist auch mein Zimmer«, murmle ich vor mich hin, schiebe die Schlüsselkarte ins Lesegerät und warte, bis die Lampe grün wird. Dann drücke ich die Klinke nach unten, drehe mich um und halte die Tür mit der Schulter auf, während ich meinen Koffer hinter mir her ins Zimmer zu zerren versuche. Ich kämpfe noch mit dem Gewicht des Koffers, als die Tür hinter mir zufällt und mein Gepäck zur Hälfte einklemmt.

»Scheiße!«

Beim Klang dieses Wortes werfe ich einen Blick über meine Schulter und setze mich fast auf den Allerwertesten. Dillon steht mitten im Raum, komplett nackt, ein Paar Boxershorts in der Hand – sein einst langes Haar nun kurz und nass und ein Tattoo auf Höhe seiner muskelbepackten Rippen, von dem ich nicht wusste, dass er es hat.

»Oh mein Gott«, keuche ich, drehe mich schleunigst um und versuche, meinen Koffer aus dem Raum zu bugsieren. Ich hätte wirklich nicht wissen müssen, dass Dillon ohne Kleidung noch heißer aussieht, als ich es mir in meinem Kopf ausgemalt habe – und glaubt mir, mein Hirn hat mich unglücklicherweise schon oft mit dem Gedanken an seinen nackten Körper gequält.

»Verdammt, du bist ja völlig durch den Wind«, höre ich ihn hinter mir sagen, während sich ein sehr starker Arm um meine Mitte schließt und mich hochhebt. Gleichzeitig nimmt er mir den Koffer aus der Hand. Ehe ich mich versehe, befinden sowohl mein Koffer als auch ich mich im Zimmer und die Tür fällt mit einem leisen Geräusch hinter uns ins Schloss.

Jetzt sitze ich in der Falle.

»Bitte sag mir, dass du nicht noch immer nackt bist«, wimmere ich und kneife die Augen fest zusammen, als er mich loslässt, und ich seine Körperwärme nicht länger an meinem Rücken spüre.

»Ich bin nicht nackt.«

Ich schlage kurz die Lider auf, nur um sie gleich wieder zuzumachen. Außer engen Boxershorts trägt er nichts am Leib. »Zieh dir ein paar Klamotten an.«

»Erzähl mir nicht, du hättest zuvor noch nie einen nackten Mann gesehen.« Er lacht in sich hinein, was mich dazu bringt, mit den Zähnen zu knirschen.

»Ich will dich nicht nackt sehen.« Ich funkle ihn verärgert an, während er die Knöpfe seiner dunklen Hose schließt, die ihm außerordentlich gut passt.

»Du hättest all das verhindern können, wenn du geklopft hättest.«

»Ernsthaft?« Ich ziehe eine Braue in die Höhe. »Du hättest all das verhindern können, wenn du mir ein eigenes Zimmer gebucht hättest.«

»Sie haben die Reservierungen durcheinandergebracht.« Er zuckt mit den Schultern, als wäre das keine große Sache, und ich sehe ihn noch finsterer an.

»Du hättest mich anrufen und mir davon berichten sollen, damit ich …«

»Dann wärst du nicht gekommen«, unterbricht er mich. »Hättest du gewusst, dass wir uns ein Zimmer teilen, hättest du eine Entschuldigung erfunden, um nicht zu kommen. Aber ich brauche dich dieses Wochenende hier bei mir.«

»Wie auch immer«, grummele ich, da mir bewusst ist, dass er recht hat. Ich hätte den Trip gecancelt, wenn ich gewusst hätte, dass wir uns ein Hotelzimmer teilen würden, obwohl mir klar ist, dass unsere Anwesenheit hier eine tolle Möglichkeit bietet, Connections mit anderen Zahnärzten aufzubauen. Was wichtig ist, wenn ich in Zukunft einmal eine eigene Praxis aufmachen möchte. »Wir müssen ein paar Grundregeln aufstellen.« Ich verschränke die Arme vor der Brust, während er durch den Raum zum Bett nahe des Fensters geht.

»Später.« Er greift nach einem dunkelblauen, fast schwarzen Hemd und beginnt, es anzuziehen. Leider. Denn nun, wo ich ihn ohne Hemd gesehen habe, denke ich, dass er sich niemals wieder etwas anziehen sollte.

»Nein, jetzt«, knurre ich, da ich mich ärgere, dass ich mich zu dem Idioten hingezogen fühle.

»Später.« Er weicht meinem Blick nicht aus. »Jetzt musst du dich erst einmal umziehen. Wir haben in vierzig Minuten eine Reservierung.« Er setzt sich aufs Bett und schlüpft in seine Schuhe.

»Wie bitte?« Ich schaue zur Uhr an der Wand. Es ist nach sieben Uhr abends, und ich bin erschöpft. Ich möchte nur noch ins Bett krabbeln, Roomservice ordern und schlechte Fernsehsendungen schauen.

»Wir haben in vierzig Minuten eine Reservierung«, wiederholt er und steht auf. »Das Restaurant ist zwanzig Minuten entfernt, du hast also zwanzig Minuten Zeit, um dich umzuziehen, es sei denn, du willst das tragen.« Er deutet auf meine Sweathose, meine Flipflops und meinen Hoodie. »Ich schlage vor, du ziehst dich um.«

»Ich hasse dich.«

»Sagst du zumindest«, erwidert er, gerade laut genug, dass ich es hören kann, als er hinüber zur Kommode geht, seine Uhr zur Hand nimmt und sie umlegt.

»Was habe ich nur getan, um das zu verdienen?« Ich schüttle den Kopf, löse meinen Zopf aus dem Haargummi und fahre mir mit der Hand durch meine verknoteten Haare.

»Du solltest dich vielleicht beeilen.«

Ich starre ihn eine Minute an, gebe dann aber auf, ziehe meinen Koffer in die Mitte des Raumes und öffne ihn. Nachdem ich eines meiner Lieblingsausgehoutfits und meine Make-up-Tasche herausgeholt habe, gehe ich ins Bad und versuche, die Tür zuzuschlagen, aber sie ist so eine, bei der das nicht möglich ist, was mich nur noch wütender macht. »Blöde Tür. Blöder Idiot«, murmle ich, sobald ich die Tür geschlossen habe, und mache mich daran, mich halbwegs präsentabel herzurichten.

Zwanzig Minuten später betrachte ich mein Spiegelbild und beuge mich vor, um meinen dunkelroten Lippenstift aufzutragen. Damit verleihe ich meinem dramatischen Make-up den letzten Schliff. Da ich keine Zeit mehr hatte, etwas mit meinen Haaren zu machen, habe ich sie durchgebürstet und zu einem Knoten auf dem Kopf zusammengebunden, ehe ich ein paar Strähnen herauszog, die nun mein Gesicht umrahmen. Angesichts meines mittlerweile blonden Haars muss ich lächeln. Ich war mir nicht sicher, ob es mir gefallen würde, blonde Haare zu haben, aber Kim überzeugte mich und sie hatte recht.

Ich lehne mich zurück, stemme die Hände in die Hüften und betrachte mich. Mein schwarzes trägerloses Top mit dreieckigen Ausschnitten vorn und an den Seiten ist sexy, aber elegant, und mein roter, eng anliegender Bleistiftrock mit seinem seitlichen Schlitz zeigt gerade genug Haut, um Aufmerksamkeit zu erregen, aber dennoch alles der Fantasie zu überlassen.

Nachdem ich meine schwarzen spitzen, hochhackigen Pumps angezogen habe, öffne ich die Badezimmertür und sage in Richtung Dillon: »Lass mich nur noch schnell meine Handtasche tauschen und dann können wir los.«

»Das wirst du nicht anziehen.«

»Wie bitte?«, frage ich und halte in meiner gebückten Position vor meinem geöffneten Koffer inne.

»Du wirst dieses Outfit nicht tragen. Zieh dich um.«

»Das werde ich mit Sicherheit nicht tun.« Ich richte mich auf und gehe zum Tisch hinüber, um alles, was ich brauche, von meiner Tasche in meine Clutch zu befördern.

Als er nicht antwortet, sehe ich ihn an. Meine Haut beginnt zu glühen und Schmetterlinge breiten sich in meinem Bauch aus, als sich unsere Blicke treffen und sich seine Augen verdunkeln.

Ich lecke mir über meine plötzlich ganz trockenen Lippen. Sein Blick wandert zu meinem Mund und sein Kiefer beginnt zu mahlen. »Ich treffe dich gleich unten.« Abrupt steht er auf, geht eilig an mir vorbei aus dem Zimmer und lässt ohne ein weiteres Wort die Tür hinter sich ins Schloss fallen.

»Was zur Hölle war das denn?«, frage ich die Tür, aber erhalte natürlich keine Antwort – nicht dass ich eine brauchte. Ich weiß genau, was das war, habe allerdings keine Ahnung, was ich damit anstellen soll.

Dillon hat sich mir gegenüber immer professionell verhalten. Es gab nie einen Moment, in dem ich bemerkt hätte, dass er Interesse an mir haben könnte, aber der Blick, mit dem er mich eben angesehen hat, war animalisch und keiner, den jemals ein verlobter Mann einer anderen Frau oder ein Vorgesetzter seiner Angestellten zuwerfen sollte.

Ich schüttle das komische Gefühl ab, das sich in meiner Magengrube breitgemacht hat, beende das Umräumen meiner Handtasche, verlasse den Raum und mache mich auf den Weg durchs Casino zur Hotellobby. Da ich Dillon dort nicht vorfinde, eile ich nach draußen, wo die Taxis und Limousinen halten und abfahren. Dort entdecke ich ihn bei einer Gruppe Leute stehen. Ich bin nicht überrascht, dass er von einer Traube an Frauen und einigen Männern umgeben ist. Er neigt dazu, überall wo er hinkommt, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Etwas, das mich ebenfalls nervt. Ich stehe ungern im Mittelpunkt des Interesses und mag keine Menschen, die das brauchen, um sich wichtig zu fühlen. Weil ich ein paar Minuten benötige, um einen klaren Kopf zu bekommen, bleibe ich stehen und klemme mir meine Clutch unter den Arm.

»Wohin willst du, Schönheit? Ganz egal, ich bin da«, lallt ein Betrunkener, der kaum älter als einundzwanzig sein kann, und stolpert auf mich zu. Seine Klamotten sind verknittert und seine Haare ein absolutes Durcheinander. Wäre er nicht so durch den Wind, wäre er süß. Aber leider hat für lotterig betrunken niemand etwas übrig.

Ihn ignorierend, nehme ich meine Tasche wieder in die Hand, mache sie auf und hole mein Handy hervor. Mir ist klar, dass ich mich mit Männern wie ihm in seinem aktuellen Zustand besser gar nicht erst einlasse.

»Du bist dir also zu gut für mich, ja?«, sagt er mit schwerer Stimme und nimmt mir mein Handy weg, woraufhin mein Blick hochschnellt.

»Gib mir mein Handy wieder«, fordere ich ruhig und strecke die Hand aus.

Er mustert mich von oben bis unten und verzieht das Gesicht. »Die Schlampe hier denkt, sie sei zu gut für mich.«

»Mike, komm schon. Gib ihr das Handy und lass uns weiterziehen«, meint jemand neben uns, den ich jedoch nicht beachte, da ich weiterhin Mike ansehe und ihm meine Hand entgegenhalte. Mein Dad bestand darauf, dass ich zusammen mit Jax eine Kampfkunst erlernte, als ich klein war. Ich habe es gehasst. Ich wollte eine Ballerina und kein verdammter Ninja sein, aber er bestand darauf, dass ich mich verteidigen können müsse. Über die Jahre haben sich die Fähigkeiten, die ich diesbezüglich erworben habe, bezahlt gemacht, so wie jetzt. Am liebsten würde ich Mike einen vernichtenden Tritt verpassen, weiß es aber besser. Mich zu kontrollieren, war eines der ersten Dinge, die ich lernen musste. Niemals mein Temperament mit mir durchgehen zu lassen. Als Zweites habe ich gelernt, meinen Feind niemals aus den Augen zu lassen. Ich war zwar nie besonders gut in beiden Sachen, habe es am Ende aber doch zu einem schwarzen Gürtel gebracht.

»Mike«, sage ich sanft und mache einen Schritt auf ihn zu. »Ich bitte dich noch einmal freundlich, mir mein Handy wiederzugeben. Wenn nicht, dann schwöre ich bei Gott, dass ich das Biest in mir von der Leine lasse, dir vor deinen Freunden in den Arsch treten und dich heulend nach Hause zu deiner Mutti schicken werde.«

Lachend blickt er sich um, ehe seine Augen riesengroß werden, als er etwas hinter mir wahrnimmt. Ich möchte unbedingt wissen, was er dort sieht, aber ich gebe diesem Bedürfnis nicht nach.

»Gib ihr das Handy.« Die tiefe Stimme von Dillon sendet einen kalten Schauer meine Wirbelsäule hinab. Ich habe ihn erst wenige Male erlebt, als er wütend war, aber dass er jetzt sauer ist, weiß ich auch ohne ihn anzugucken.

»I… I… hab nur Spaß gemacht«, stottert Mike und wirft mir das Telefon zu. Er verfehlt meine Hände und das Handy fällt scheppernd zu Boden. Meine Nasenflügel beben vor Zorn, als es zu meinen Füßen kaputtgeht.

»Oh Scheiße. Oh verdammt. Es tut mir leid.« Er kniet sich hin und beginnt die Teile, die noch von meinem Handy übrig sind, aufzusammeln, ehe er versucht, wieder aufzustehen, stattdessen aber mit dem Gesicht vornüber in Richtung meines Schritts kippt und mich zurücktaumeln lässt.

»Ich kann diesen Mist nicht glauben«, grummelt Dillon und fängt mich auf, bevor ich falle. Dann zieht er mich aus der Schusslinie, als Mikes Freunde endlich beschließen, einzugreifen und ihm hochzuhelfen. »Du musstest ja dieses Outfit anziehen.«

»Das ist gerade nicht dein Ernst, oder?«, fauche ich, drehe ihm meinen Kopf zu und sehe, wie er zu mir hinunterstarrt.

»Das meine ich todernst.«

»Lass mich los.« Ich versuche, mich von ihm loszumachen, aber sein Griff um meine Taille verstärkt sich nur noch, während er den Blick von mir löst.

Ich sehe zur Seite und erkenne einen von Mikes Freunden, der mit den Resten meines Handys in der Hand dasteht und überall hinguckt, außer zu uns, während Mike daneben in einen Müllcontainer kotzt.

»Lass mich los«, wiederhole ich. Kurz umfasst Dillon mich fester, ehe er mich freigibt. Ich möchte wahnsinnig gern herumschreien oder ausrasten, aber stattdessen nehme ich besonnen meine Clutch zur Hand, öffne sie, halte sie dem anderen Typen entgegen und lasse ihn die jetzt nutzlosen Teile meines Handys hineinwerfen. »Du solltest ihm etwas Isotonisches zu trinken und etwas Toast besorgen«, rate ich ihm und nicke zu Mike hinüber.

»Ähm. Ja, sicher. Dann …« Er spricht nicht zu Ende und das Lächeln, das seine Lippen umspielte, löst sich in Wohlgefallen auf, als er einen Blick hinter mich wirft. Ich verdrehe die Augen. Dann beobachte ich, wie er sich rasch umdreht und zu Mike geht, um dabei zu helfen, ihn fortzuschaffen.

Dillon nähert sich mir wieder. »Die Limo wartet«, sagt er leise und platziert seine Hand an meinem unteren Rücken, was dazu führt, dass ich mich verspanne.

»Ich werde nicht gehen.« Ich versuche, mich ihm zu entziehen, aber er umfasst meine Taille und platziert mich an seiner Seite.

»Doch, das wirst du.«

»Nein.«

»Und ob du das wirst«, knurrt er und beugt sich vor, nah an mich heran … viel zu nah.

»Also gut, du willst, dass ich dabei bin? Dann komme ich mit, aber nur damit du es weißt, ich werde mich heute Abend komplett abfüllen, daher bist du soeben zu meinem Anstandswauwau geworden.«

»Du wirst dich nicht betrinken.«

»Nicht betrinken, komplett abfüllen, und du passt besser auf, dass ich keinen Unsinn mache.« Ich tätschle ihm die Brust und beachte das gefährliche Aufblitzen in seinen Augen nicht weiter. Mit diesen Worten befreie ich mich aus seinem Griff und gehe auf die Reihe mit Limos zu. Da ich nicht weiß, welche unsere ist, muss ich ihn über die Schulter hinweg ansehen.

Schmunzelnd verschränkt er die Arme vor der Brust und zieht eine Braue in die Höhe. »Was ist los, Blondie? Verwirrt?« Sein spöttischer Tonfall und der Triumph in seiner Miene sind zu viel. Ich mache auf dem Absatz kehrt und gehe auf eine der Limos zu, deren Fahrer gegen das Fahrzeug gelehnt davorsteht.

»Kann ich Ihnen behilflich sein?«

»Ashlyn Mason, schwing deinen Hintern wieder hierher«, faucht Dillon hinter mir, wofür ich ihn am liebsten ohrfeigen würde.

»Tut mir leid, Geliebter, ich dachte, du hättest gesagt, dies hier sei unsere Limousine.« Ich setze einen falschen Schmollmund auf, drehe mich zu ihm um und werfe theatralisch mein Haar zur Seite, um die Szene perfekt zu machen.

»Herrgott noch mal, du machst mich wahnsinnig.« Er kommt zu mir herüber, nimmt meine Hand und zieht mich mit sich, während er die ganze Zeit kaum hörbar vor sich hin schimpft.

»Alles, was ich auf dieser ganzen weiten Welt möchte, ist, dich glücklich zu machen, Pumpernickel«, jammere ich und klimpere mit den Wimpern, während ich zusehe, wie ein Muskel an seinem Kinn zu zucken beginnt.

Er führt mich zu einem anderen Wagen, dessen Fahrer uns die Hintertür aufhält. »Benimm dich«, grummelt er.

»Ich verspreche, dass ich ab jetzt dein gutes Mädchen sein werde, wenn du mir nicht den Hintern versohlst«, flüstere ich deutlich hörbar, woraufhin sich seine Hand um meine verkrampft und sich ein Schmunzeln auf seine Gesichtszüge stiehlt.

»Wenn du dich nicht benimmst, leg ich dich übers Knie und versohle dir gleich hier den Hintern.« Seine Worte klingeln in meinen Ohren und verwandeln mein Innerstes in Pudding. Ein männliches Lachen dringt an meine Ohren, als ich schließlich sanft, aber bestimmt auf den Rücksitz der dunklen Limousine geschoben werde.

»Du bist so ein Idiot«, fauche ich und rücke meinen Rock zurecht, nachdem ich auf meinen Sitz gerutscht bin.

»Du hast mit der Show begonnen, ich habe sie nur beendet«, murmelt er, setzt sich mir gegenüber und knöpft sein Jackett auf.

»Du hast die ganze Sache mit dem Blondie-Müll angezettelt.« Ich verschränke die Arme vor der Brust und sehe ihn finster an.

»Können wir das heute Abend sein lassen? Können wir nicht zumindest einen verdammten Abend lang friedlich zueinander sein?«

»Sag du es mir, ich bin nicht diejenige, die die ganze Zeit über herrschsüchtig und irritierend ist.«

»Nein, du bist nur verrückt.«

»Verrückt?«, schnaube ich, woraufhin er die Mundwinkel ganz leicht nach oben zieht. »Ich bin nicht verrückt.«

»Babe, du hast dem Typen gesagt, du würdest das Biest in dir von der Leine lassen, nur um seinen Freunden anschließend zu sagen, dass sie ihn mit einem isotonischen Getränk und Toast versorgen sollen. Das ist der Inbegriff von verrückt.«

Da hat er vielleicht recht, aber anstatt ihm zuzustimmen, wende ich mich einfach ab, sehe aus dem Fenster und betrachte das vorbeiziehende Las Vegas.

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»Mach es aus. Mach es aus«, flehe ich müde, während ich mit der Hand in Richtung des Weckers ziele, ihn aber ein ums andere Mal nicht erreiche, während das Klingeln mich immer weiter quält.

»Verdammt noch mal, schalt das ab.« Ein Arm wird unter mir hervorgezogen. Dann tritt Stille ein, während ich erstarre und die Augen aufreiße, nur um sie dann wieder zu schließen, weil der Raum sich zu drehen beginnt.

»Oh Gott, warum bist du in meinem Bett?«, fauche ich und versuche, meinen Magen zu beruhigen, der sich so anfühlt, als würde er sich gleich entleeren wollen.

»Du bist in meinem Bett«, grummelt Dillon, ehe er seinen Arm um mich schlingt und mich zurück an seinen Körper zieht.

»Warum bin ich in deinem Bett?« hauche ich, als Bruchstücke von gestern Nacht meine Erinnerung fluten. Keine guten. Wirklich absolut keine.

»Du wolltest kuscheln.« Er vergräbt sein Gesicht in meiner Halsbeuge und umfasst meine Brust. Als die Haare seiner Beine meine kitzeln, und er mit den Fingern meinen Nippel umspielt, wird mir bewusst, dass ich nichts anhabe.

Oh Gott. Mir schießt eine Erinnerung durch den Kopf. Ich erzähle ihm, wie viel wir gemeinsam hätten, während wir uns beide fürs Bett ausziehen.

Und gleich darauf eine andere. Ich hebe meine Finger hoch zu meinem Gesicht. Zwinge mich, die Augen zu öffnen. Versuche, mich zu konzentrieren. Und dann sehe ich ihn an meinem Finger – den schmalen, schlichten Weißgoldring, den Dillon mir in meiner Erinnerung angesteckt hat. »Wir haben geheiratet?«, schreie ich und entferne seine Hand von meiner Brust.

»Wir haben geheiratet«, bestätigt er und klingt dabei nicht aufgebracht, sondern fast stolz.

»Oh Scheiße«, fluche ich, springe aus dem Bett und stolpere über unsere Klamotten, die auf dem Boden verteilt sind. Ehe ich auf die Nase fallen kann, werde ich aufgefangen.

»Ash, beruhige dich.«

»Mich beruhigen? Ich soll mich beruhigen? Du bist verrückt. Wir haben letzte Nacht geheiratet. Geheiratet, Dillon. Ich habe einen Mann geheiratet, der mit einer anderen Frau verlobt ist!«, rufe ich und bedecke dann meinen Mund. »Oh Gott, dafür komme ich in die Hölle. Aber so was von.«

»Ich bin nicht verlobt«, erwidert er ruhig und schüttelt mich.

»Ich kenne deine Verlobte«, kreische ich und versuche, mich von ihm loszumachen, aber er hält mich nur noch fester.

»Ich schlafe nicht mit Isla und jetzt hör auf, abzudrehen.«

»Du bist nicht mit ihr zusammen?« Ich halte inne, und er fährt sich mit der Hand durchs Haar.

»Nein«, bestätigt er und hält meinem Blick stand, woraufhin die Anspannung in meinem Körper etwas nachlässt.

»Na gut, dann komme ich eben nicht in die Hölle.« Ich entziehe mich ihm und beginne, wieder auf und ab zu gehen. »Wir müssen einen Anwalt finden. Auf dem Strip habe ich jede Menge Werbung für welche gesehen. Wir nehmen uns einen und klären das Ganze. Das ist keine große Sache. Jeden Tag heiraten Leute in Las Vegas und lassen sich dann wieder scheiden. Wir gehören eben einfach zu den neunzig Prozent, die Letzteres machen«, rede ich vor mich hin, ohne im Herumlaufen innezuhalten.

»Wir werden keine Annullierung vornehmen.«

»Annullierung, genau.« Ich schnipse mit den Fingern. »Das ist sogar noch besser. Niemand braucht davon zu erfahren.«

»Hör mir zu.« Er umfasst meine Schultern und schüttelt mich noch einmal, sodass sich meine Aufmerksamkeit auf ihn richtet. »Wir werden keine Annullierung vornehmen und uns auch nicht scheiden lassen. Wir haben geheiratet und wir werden auch verheiratet bleiben.«

»Oh mein Gott, du wurdest unter Drogen gesetzt.« Ich stemme meine Hände gegen Dillons Brust und lasse meine Stimme tiefer werden. »Keine Sorge, wir bringen dich ins Krankenhaus und dort werden sie dir etwas dagegen geben. Sobald es dir wieder besser geht, wird all das hier geklärt sein.«

»Heiliger.« Er reibt sich mit den Händen übers Gesicht und sieht zur Decke hinauf. »Ich bin mit einer Verrückten verheiratet.«

»Hey, das ist aber nicht nett.« Ich stemme die Hände in die Hüften. Sein Blick wandert nach unten, und ich realisiere, dass ich komplett nackt bin … Dass wir es beide sind. »Dillon.« Ich mache einen Schritt rückwärts, als sich unsere Blicke treffen, und er seine Arme nach mir ausstreckt.

»Was machst du da?«, quietsche ich und trete zur Seite, nur um aufs Bett zurückzufallen, von dem ich mich sogleich hinunterzurollen versuche. Aber er dreht mich auf den Rücken, bewegt seinen riesigen Körper zwischen meine Beine und drückt meine Hände über meinem Kopf fest in die Matratze. Keuchend sehe ich in seine hübschen blauen Augen hinauf.

»Wir werden uns nicht scheiden lassen«, knurrt er und beugt sich vor, bis sein Gesicht nur noch Zentimeter von meinem entfernt ist.

»Sei vernünftig.« Ich hebe mein Becken und meine Arme an, in dem Versuch, ihn von mir runterzuwerfen. »Du bist offensichtlich auf …«

Ehe ich noch etwas sagen kann, bedeckt er meinen Mund mit seinem und stiehlt mir dabei nicht nur meinen Atem, sondern auch meine Seele. Das Gefühl seiner Lippen und sein Geschmack auf meiner Zunge entfachen etwas tief in meinem Inneren, und ich erwidere den Kuss mit allem, was ich bin.

Ich unterbreche den Kuss. »Bitte lass mich los.«

»Nein.« Das Wort klingt fast schon animalisch.

Ich lehne mich ihm entgegen, drücke meinen Mund wieder auf seinen. »Bitte, ich möchte dich anfassen.«

Stöhnend lässt er meine Handgelenke los. Sofort lasse ich meine Hände zu seiner Brust, über seine Schultern wandern und ziehe ihn enger an mich, während ich meine Beine um ihn schließe. Er küsst mich noch einmal und benutzt dieses Mal seine Zunge und seine Zähne, um mich auf die schönste Art und Weise zu foltern.

»Wie ist es möglich, dass du genauso gut schmeckst, wie du aussiehst?«, fragt er und zieht sich etwas zurück.

Ich habe keine Antwort für ihn. Denn er schmeckt ebenfalls fantastisch und ihn auf mir und seine Härte gegen meinen Körper gepresst zu spüren, sorgt für einen Kurzschluss in meinem Gehirn. Er umfasst meine Brüste, streichelt mit dem Daumen über meinen Nippel und bringt mich dazu, dass ich ihm mein Becken entgegenrecke. Dann rollt er uns herum und rückt mich auf sich zurecht. Er umschließt wieder meine Brüste und lehnt sich vor, um an einer meiner Spitzen zu saugen und sie dann wieder geräuschvoll aus seinen Mund zu entlassen.

»Wann hast du die hier bekommen?«, fragt er und tippt mit der Zunge dagegen.

»Als ich dreizehn war.« Ich lächle, was er erwidert, ehe er sich meiner anderen Brust widmet und an deren Nippel saugt, nur härter dieses Mal, fast schon strafend.

»Wann?«, fragt er erneut, als mir klar wird, dass er meine Nippelpiercings meint.

Ich habe sie mir zusammen mit meiner Cousine April vor ein paar Jahren stechen lassen. Ich wollte gern ein Piercing haben, musste aber nach außen hin professionell wirken können, also habe ich mir beide Nippel piercen und sie mit einfachen, elegant wirkenden goldenen Barbells versehen lassen.

»Vor drei Jahren«, keuche ich, als er in meinen Nippel zwickt.

»Also vor mir.«

»Was?« Ich versuche, mich zu konzentrieren, aber jedes Mal, wenn er mich berührt, wird mir heißer und mein Fokus löst sich in Wohlgefallen auf.

Dillon packt mich an den Hüften und zieht mich nach vorn, lässt meine feuchte Mitte über seine lange Härte gleiten. »Ganz nass.« Er knabbert an meinem Nippel und vergräbt die Hand in meinem Haar. Als wäre es völlig normal, übernimmt er die Kontrolle über meine Bewegungen, zieht mich zu sich und stößt seine Zunge zwischen meine Lippen.

Verloren in seinem Kuss und dem Gefühl zwischen meinen Beinen, wo er mich berührt, quietsche ich auf, als er uns ein weiteres Mal herumrollt, meinen Körper hinunterwandert und mir keine Chance zum Nachdenken gibt, ehe er mit seinem Mund mein Lustzentrum bedeckt.

»Dillon.« Mit beiden Händen fahre ich durch sein dunkelblondes Haar und wölbe ihm mein Becken entgegen, biete mich ihm an, ohne an etwas anderes zu denken als daran, wie sich seine Zunge, seine Lippen und seine Zähne anfühlen, als er es mir mit dem Mund besorgt. »Oh Gott, oh Gott, ich komme gleich«, stöhne ich, grabe die Zehen in die Matratze. Sein Finger, der nur ganz wenig in mich eindringt, sendet mich schließlich über den Abgrund. Ich komme und schreie dabei seinen Namen.

Seine Küsse an meinem Bein, meinem Bauch, dann meiner Brust und meiner Schulter spürend, komme ich langsam wieder zu mir.

»Sag mir, dass du mich willst.« Er sieht mir in die Augen, während er mich zwischen den Beinen streichelt. Ich weiß, dass ich ihm in diesem Augenblick alles geben würde. »Sag mir, dass du mich genauso sehr willst wie ich dich.«

»Ich will dich«, keuche ich, als ich bereits die verdammt große Spitze seines Schwanzes an meinem Eingang spüre. Er sieht nach unten, und ich folge seinem Blick. Mir wird klar, dass ich es ihm erzählen muss. »Ich …«

Oh Gott, es ist zu spät … viel zu spät. Er füllt mich aus, dehnt mich.

»Eng, so verdammt eng.« Er dringt tiefer in mich ein und beißt die Zähne zusammen.

»Warte einen Moment. Bitte, einen kleinen Moment«, hauche ich, und er wird ganz still, während seine Augen mich fragend ansehen.

»Was ist los?«

»Ich brauche nur kurz eine Minute.« Ich schließe die Augen und fühle mich wie eine Idiotin.

»Baby.« Seine Finger streichen mein Kinn entlang, über meine Wange bis in mein Haar. »Möchtest du aufhören?«, fragt er sanft, woraufhin Tränen in meiner Nase zu brennen beginnen.

»Heiliger, nein.« Er fühlt sich gut an, so verdammt gut. Aber er ist riesig, viel größer als alle meine Spielzeuge. »Du bist einfach nur groß, verdammt groß.« Ich bewege meine Hüften.

Dillon stößt scharf den Atem aus und packt mein Becken. »Sag so etwas nicht, wenn ich in dir bin«, stöhnt er und lässt seine Stirn gegen meine sinken.

»Ich muss dir etwas sagen, aber sei bitte nicht böse.«

»Verdammt, was denn?« Er zieht sich zurück und beißt erneut die Zähne zusammen.

»Hör auf, ein Idiot zu sein, und lass mich reden.« Ich boxe ihm gegen die Schulter, was er mit einem Blick und einem Zustoßen seiner Lenden quittiert.

»Schon gut. Ich will es nicht wissen.«

»Wie bitte?«, keuche ich und umschlinge mit den Beinen seine Hüften, als er noch etwas tiefer in mich eindringt.

»Wenn es mich wütend macht, will ich es nicht wissen.« Er zieht sich aus mir zurück, nur um dann wieder in mich einzudringen. Mein Rücken biegt sich ihm entgegen, als sein Schwanz mich komplett ausfüllt.

»Du bist so gemein«, schreie ich auf, als er mein Bein über seine Schulter legt und somit seinen Stoßwinkel verändert.

»Das kümmert mich ebenfalls kein bisschen.« Er küsst mich und beraubt mich damit einer Antwort – nicht, dass ich Zeit hätte, darüber nachzudenken. Langsam lässt er seinen Mund meinen Hals hinunter zu meinen Brüsten wandern, wo er an den Spitzen zieht und saugt, bis ich erneut seinen Namen schreie und er meinen stöhnt, als wir beide zum Höhepunkt kommen.

»Ash, wir müssen aufstehen. Wir haben bereits die erste Konferenz dieses Morgens verpasst und ich muss in zwei Stunden auf der nächsten sprechen.«

»Du musst dort sprechen, nicht ich.« Ich ziehe mir das Kissen über den Kopf, in dem Versuch, seine Stimme auszusperren, zusammen mit der Tatsache, dass ich ihn geheiratet, mit ihm geschlafen und dann die letzten beiden Stunden wie ein kleiner Welpe an seine Brust gekuschelt verbracht habe.

»Du kommst mit.«

»Nein, werde ich nicht.« Ich rolle mich auf den Bauch.

»Und ob du das wirst.« Er entzieht mir mein Kissen und rollt mich auf den Rücken, ehe er sich über mir aufbaut. »Was willst du zum Frühstück? Ich bestelle uns was aufs Zimmer und dann essen wir, bevor wir runtergehen.«

Okay, das hier wird langsam echt verrückt und ich beginne, mich zu fragen, ob er gestern Nacht nicht vielleicht eine kleine Gehirnerschütterung davongetragen hat. »Ich glaube, wir sollten darüber reden, was passiert ist und was wir deswegen tun werden.«

»Nicht das schon wieder.« Er seufzt und starrt Richtung Decke.

»Das ist irgendwie schon eine verdammt große Sache«, rufe ich.

Er lässt seine Hand zwischen meine Beine gleiten und umfasst besitzergreifend meine Weiblichkeit. »Wir haben geheiratet, die Ehe vollzogen und jetzt müssen wir zur Arbeit. Wenn wir uns nicht mit dem Arbeitsmist beschäftigen müssten, würden wir den Rest des Wochenendes in diesem Bett verbringen.«

Bei seinen Worten werden meine Augen riesengroß. »Du hast sie nicht mehr alle, du bist komplett verrückt.«

»Sag mir, dass du diese Anziehung zwischen uns nicht gespürt hast. Sag mir, dass es nur mir so geht und ich stehe auf und gehe. Ich rufe sogar selbst einen Anwalt an und lasse unsere Ehe bis morgen auflösen.«

Oh Gott, ich möchte ihm sagen, dass ich es nicht gefühlt habe, dass ich keine Ahnung habe, wovon er redet, aber das stimmt nicht. Ich habe es seit dem Moment gespürt, in dem wir uns zum ersten Mal getroffen haben. Eine Anziehung, als hätte das Universum ein Band zwischen uns gespannt, das uns verbindet. Mir war nur nie klar, dass er das auch fühlt.

»Das kannst du nicht, das weiß ich, da sie von Beginn an da war«, sagt er.

»Wir haben geheiratet. Geheiratet. Das ist deutlich mehr, als sich zu treffen und zu schauen, wo die Dinge hinführen, Dillon.«

»Ja, und daher wird es jetzt deutlich mehr brauchen als deinen Rückzug, um mich loszuwerden.«

»Was soll das bedeuten?« Ich runzle die Stirn.

»Du datest die ganze Zeit über, Baby. Ich hab gesehen, wie du Männer in den Wind geschossen hast, weil sie nicht die richtigen Socken anhatten oder sich die Haare in die falsche Richtung gescheitelt haben.«

»Entschuldige mal?« So etwas habe ich nie getan. Niemals. Okay, ja, ich bin ein wenig wählerisch, aber welche Frau ist das nicht?

»Ich will damit nur sagen, dass es für dich jetzt deutlich schwieriger wird, mich loszuwerden, da du meinen Nachnamen trägst.«

»Du bist verrückt«, hauche ich.

Er kommt mir mit seinem Gesicht so nahe, dass seine Lippen meine berühren. »Nein, ich habe dich jetzt nur endlich da, wo ich dich haben wollte.« Er grinst und meine Herzfrequenz schießt in ungeahnte Höhen.

»Na gut, wenn du sehen willst, wo diese Sache mit uns hinführt, werde ich so tun, als seien wir nicht verheiratet und würden uns nur daten.«

»Aber wir sind verheiratet.«

»Nicht in meinem Kopf«, nörgele ich und sehe, wie seine Nasenflügel zu beben beginnen. »Ich möchte dich daran erinnern, dass du mich für verrückt hältst und mich nicht einmal richtig magst.« Ich weiß, dass ich ihn in den Wahnsinn treibe und er die meiste Zeit denkt, ich hätte nicht mehr alle Tassen im Schrank, daher kann ich nicht verstehen, warum er verheiratet bleiben will oder warum er mich überhaupt erst geheiratet hat. Die Erinnerung ist noch immer etwas verschwommen, aber ich bin mir sicher, dass er derjenige war, der darauf bestand, dass wir heiraten sollten, nachdem ich einen entsprechenden Witz gerissen hatte.

»Oh, ich mag dich definitiv.« Seine Finger schnippen gehen meine Klit, als sein Mund den meinen berührt. »Also, was willst du jetzt zum Frühstück?«

Frustriert reibe ich mir mit den Händen übers Gesicht. »Pancakes, Bacon und Eier. Und Kaffee, den größten Pott, den sie haben.«

»Verstanden.« Er nimmt seine Finger weg und streift mit dem Mund meine Schulter, ehe er aus dem Bett steigt.

Ich nehme die Hände vom Gesicht und beobachte, wie er durch den Raum zum Telefon hinüberläuft und unsere Bestellung aufgibt, ehe er zur Kommode geht und Boxershorts hervorzieht.

»Niemand nutzt diese Kommoden wirklich«, informiere ich ihn, setze mich auf und bemerke, dass sein Koffer nirgendwo zu sehen ist. Meiner hingegen liegt noch immer offen auf dem Boden in der Mitte des Zimmers, und zig meiner Sachen sind darum verteilt.