Dawit Kldiaschwili

Samanischwilis Stiefmutter

Roman

Aus dem Georgischen übersetzt und
mit einem Nachwort versehen
von Rachel Gratzfeld

DÖRLEMANN

Die Übersetzung folgt der Ausgabe Dawit Kldiaschwili. Samanischwilis dedinazwali. Kartuli prosis sagandsuri. Bd. 10, Palitra, Tbilissi 2010.
Die Arbeit der Übersetzerin an diesem Werk wurde vom Deutschen Übersetzerfonds gefördert.
Die Übersetzung wurde vom Georgian National Book Center unterstützt.



eBook-Ausgabe 2018
Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten
© 2018 Dörlemann Verlag AG, Zürich
Umschlag: Mike Bierwolf unter Verwendung eines Gemäldes
von Niko Pirosmani
eBook-Erstellung: Dörlemann Satz, Lemförde
ISBN 978-3-03820-960-7
www.doerlemann.com

Autorenbild

Dawit Kldiaschwili

I

Bekina Samanischwili war, wen wundert’s!, ein mittelloser Landadeliger, ein ziemlich mittelloser sogar. Denn was für Reichtümer verhießen schon die dreißig Fuder Mais, die vierzig Tschapi1 Wein und die kaum zwei Zentner Bohnen, die sein Boden hergab und mit denen seine Familie jahrein, jahraus auskommen musste? Doch Bekina gab sich, als wäre er reich, und keiner hätte ihm je ein Wort über seine Armut entlockt. Unser Bekina war, wie die Imeretier sagen, reichlich dünkelhaft.

Wenn er im Kreis der Familie die Rede auf seinen unerschöpflichen Boden, auf das sichere täglich Brot brachte, widersprach sein einziger Sohn Platon, selbst Familienvater, ihm nicht, obwohl er die Ausdrucksweise seines betagten Vaters aufschneiderisch fand; er schlug das Kreuz und sagte nur:

»Danke Dir, Allmächtiger! Danke!«

Mit diesem Ausruf sprach Platon dem himmlischen Vater seinen eigenen, tiefempfundenen Dank aus, dass niemand ihm das karge täglich Brot streitig machte. Froh über das bisschen und glücklich mit dem Wenigen, das er sein Eigen nannte, bearbeitete er mit Hacke und Spaten fleißig sein Fleckchen Erde, und in seiner Familie herrschte vollkommene Zufriedenheit.

Wenn sich diese Familie um irgendetwas zu sorgen hatte, dann waren es die häufigen Kindbetten von Platons Frau Melano. Denn die im Haushalt überaus tüchtige Melano ließ ihre Tüchtigkeit auch beim Kinderkriegen nicht beiseite und hatte kurz hintereinander bereits vier Kinder geboren. Bekina pflegte seiner Schwiegertochter gegenüber oft darüber zu witzeln und lächelnd zu ihr zu sagen:

»Hör mal, Tochter, in manchen Dingen schadet Tüchtigkeit eher, als sie nützt. Hab doch Erbarmen mit deinem Mann, meine Gute!« Und er brach dann immer in herzhaftes Gelächter aus. »Nun, mach dir nichts draus … Gräm dich nicht. Gott ist gnädig, Er lässt seine Geschöpfe nicht im Stich, gesegnet sei mir Seine Allmacht, alles geschieht nach Seinem Willen. Vielleicht will Er ja, dass sich die Samanischwilis vermehren, will nur Auserwählte auf dieser Welt haben! Hahaha!«

Natürlich hatte Platon nicht zu seinem Vergnügen so viele Kinder, aber was sollte er tun? Wenn sein Blick auf sie fiel, konnte er nur den Kopf schütteln. Von alldem abgesehen, schätzten sich die Samanischwilis sonst recht glücklich. Die Zeiten waren nämlich so, dass ihr spärliches Eigentum gar als Wohlstand galt; sie waren deshalb nicht bloß zufrieden, sondern sich ihres Glücks durchaus bewusst und von Dankbarkeit gegenüber dem Allmächtigen erfüllt.

Wer hätte ihnen eine Zufriedenheit und ein Glück, die auf so wenig gründeten, neiden können? Was hätte es Begehrenswertes gegeben an einem Seelenfrieden, erworben durch Genügsamkeit? Und andererseits, wer hat je gehört, dass Glück, welcher Art auch immer, irgendwem lebenslang treu war, es somit auch bei den Samanischwilis dauerhaft Fuß hätte fassen können? Leicht auszudenken, dass das mit so wenig herbeigelockte Glück aus nichtigstem Anlass den Händen entgleiten und die auf dürftigen Fundamenten ruhende Zufriedenheit in sich zusammenfallen würde!

Das Unglück begann, als das Schicksal dem Leben der armen Marika, Bekinas Frau, ein Ende setzte.

Für den Sohn war der Tod der Mutter bitter genug, doch machte ihm noch etwas ganz anderes Kummer: Bekina war ein sehr rüstiger Alter, und es stand zu befürchten, dass er den absonderlichen Wunsch hegen könnte, ein zweites Mal zu heiraten. Die Angst, sich einer Stiefmutter gegenüberzusehen, und vor den mit einer Stiefmutter verbundenen »Begleiterscheinungen« erschütterte den jungen Edelmann, der bisher friedlich vor sich hin gelebt hatte, aufs tiefste. Jawohl, ob Glück, ob Leid, ’s wird alles brüderlich geteilt, hieße es dann buchstäblich.

Sohn wie Schwiegertochter begannen dem Alten doppelte Ehrerbietung und Fürsorge entgegenzubringen; beide kümmerten sich mit höchstem Eifer um den verwitweten Bekina und bedienten ihn mit Hingabe, lasen ihm jeden Wunsch und jedes Begehr von den Augen ab, um sie, noch bevor er sie äußern konnte, sofort zu erfüllen. Kurz, sowohl Platon wie Melano trachteten Tag und Nacht danach, das Herz des Alten zu gewinnen und ihm so lieb wie möglich zu werden. Das gelang ihnen tatsächlich. Bekina schätzte die Aufmerksamkeit, die ihm Sohn und Schwiegertochter entgegenbrachten, sie rührte ihn, und er war ihnen dankbar; noch und noch sagte er in ihrer und anderer Gegenwart:

»Ach, könnte meine Marika nur die Fürsorge solch lieber Kinder noch erleben!« Und jedes Mal ließ er diesen Worten ein paar Seufzer folgen.

Dies gab dem Ehepaar die Hoffnung, dass Bekina nichts ferner lag, als ihnen Verdruss zu bereiten, und sie beruhigten sich schließlich ganz und gar. Aber neben der Liebe zu den Kindern barg Bekinas Herz trotz aller Zufriedenheit und Behaglichkeit doch noch eine ganz anders geartete Sehnsucht, die sich mit der Zeit verstärkte und immer hartnäckiger wurde: Das angenehme Leben, das ihm vergönnt war, würde sich noch viel angenehmer, süßer anfühlen, wenn er eine passende Gefährtin hätte – so dachte Bekina bei sich. Der Gedanke wurde bald zum Wunsch und schließlich zu einem dringenden Verlangen; könnte er es nur in die Tat umsetzen, dachte er, und er wäre der Glücklichste aller Glücklichen. Seiner Meinung nach gab es auch überhaupt keinen Grund, warum dieser Wunsch seinen ihm zugetanen Kindern hätte missfallen sollen.

»Liegt ihnen etwa nicht an meinem Wohlergehen?! Ganz sicher werden sie’s mir nicht übelnehmen!«, redete sich Bekina ein. »Warum sollten sie? Bin ich ihnen etwa ein schlechter Vater gewesen? Habe ich ihnen nicht Haus und Hof überlassen? Ich kann mich doch nicht vollends für sie aufopfern, auch wenn ich sie, Gott sei mein Zeuge, sehr liebe? Nein, sie werden’s mir nicht übelnehmen … Sie dürfen’s mir nicht übelnehmen! Sie lieben mich doch!«

So überlegte Bekina und ließ dem Sohn seinen Heiratswunsch schließlich durch einen Mittelsmann überbringen.

Unschwer, sich vorzustellen, mit welcher Heftigkeit Platon die Mitteilung aufnahm.

»Willst du mich ruinieren, Vater? Willst du mich umbringen? Mir das Messer in die Kehle stoßen? Verschon mich um Gottes willen!« Er war sofort zu seinem Vater geeilt und brachte die Worte nur mit erstickter Stimme und händeringend hervor.

»Dich ruinieren?! Wieso, mein Sohn, wieso denn? Wie könnte ein Vater einen Sohn wie dich zugrunde richten!«

»Nun, was denn sonst –?« Wieder blieben Platon die Worte im Halse stecken.

»Schon gut, schon gut! Ich bitte dich!«, rief Bekina heiter aus. »Warum sollte dich das ruinieren, du liebe Zeit, ich will ja bloß eine Alte anschleppen. Was wird dich das zugrunde richten? Ich bitte dich!«

»Du wirst Kinder mit ihr haben –«

»Hahaha!« Bekinas Gelächter schnitt Platon das Wort ab. »›Du wirst Kinder mit ihr haben …‹ Hahaha! Kinder in meinem Alter! Du liebe Zeit! Hahaha!«

»Vater, hoch und heilig: Was du vorhast, bringt mich so gut wie um!«

»Jetzt aber! Wie störrisch du heut daherredest, Platon! Was schreckt dich eine alte Frau, du Dummkopf? Was machst du dir für Sorgen? Deine Angst ist völlig unbegründet, so wahr ich dein Vater bin und du mein Sohn bist. Ihr werdet keinen Schaden davon haben, nein, glaub mir, sondern Nutzen: Die arme Melano wird wenigstens ein bisschen Entlastung bekommen, von der Frau ist ja sonst bald nichts mehr übrig! Eine so große Familie am Hals zu haben ist zu viel für eine allein.«

»Was geht dich, Vater, Melanos Schufterei an, misch dich nicht –«

»Warum mich das was angeht?!«, unterbrach ihn Bekina. »Warum sollte mich das nichts angehen? Ist sie nicht auch meine Tochter?«

»Vater, erbarm dich unser lieber anderweitig und kümmere dich nicht um unsere Arbeit, mach dir deswegen keine Sorgen. Gott hat uns für die Arbeit geschaffen«, erwiderte Platon. »Aber bitte verzichte auf die Heirat, und du kannst von mir verlangen, was du willst!«

»Sei nicht so stur, mein Junge!«, gab Bekina zurück. »Der Mensch darf nicht immer nur an sich selbst denken.«

Diese letzten Worte kränkten Platon, und er erwiderte unwirsch:

»Vater, du bist ja wohl nicht mehr in dem Alter, wo man heiratet!«

Bekina richtete sich zu voller Größe auf und musterte seinen Sohn mit Habichtsaugen.

»Na so was!«, rief er aus. »Na so was, für wie hinfällig hältst du mich?! Was Gesundheit, Elan, Äußeres und männliche Haltung angeht, kann ich es mit zehn von euch jungen Leuten zusammen aufnehmen! Nein, Junge, das ist einfach nicht wahr, ganz und gar nicht wahr! Wo siehst du hier Verfall, hm?« Und Bekina zupfte an seinem langen graumelierten Bart herum und zwirbelte dann selbstgefällig den Schnurrbart auf. »Nein, nein, Junge!« Er rückte näher an seinen Sohn und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Lass dieses Gerede jetzt. Gott möge meine Seele so lieb sein, wie ihr mir lieb seid, ich habe euch gegenüber weiß Gott nichts Böses im Sinn. Euch wird wegen mir nicht der kleinste Nachteil, geschweige denn irgendein Verdruss erwachsen, nicht einmal denken dürft ihr das! Aber sträubt euch nicht, Kinder! Gott weiß, und jeder sieht’s, dass es euch an nichts fehlt: Ihr habt genügend Boden, wenn auch nicht mehr als andere. Wasser auch, Haus und Hof … Felder und Wälder!« (Letzteres entfuhr ihm einfach so, denn Wald besaß er überhaupt nicht.) »Was müsst ihr euch sorgen? Gott wird euch noch gnädiger sein, euch noch mehr leiten, wenn ihr euch auch um mich sorgt, für mich sorgt und es nicht darauf anlegt, mir meine letzten Tage zu vergällen. Was soll ich denn tun, mein Junge, auch ich bin ein Mann, auch ich bin ein Mensch! Wenn deine Mutter noch lebte, ach, Junge, es gäbe keinen Glücklicheren auf Erden. Aber was kann man machen? Der Allmächtige hat’s so gewollt, also nun widersetzt euch nicht, streitet nicht mit mir! Niemand soll sagen können, ihr hättet dem alten Vater Kummer bereitet – wo ihr beide doch so patent seid. Verhaltet euch so, wie ihr seid: gute, liebende Kinder! Gott wird’s euch vergelten, euch belohnen und jede Unbill von euch fernhalten. Denn Gott ist den Guten gnädig, mein Sohn. Stell dich nicht gegen mich! Ich verspreche dir, gebe dir mein Ehrenwort, ihr werdet keinen Schaden haben und nichts verlieren, wenn ich eine Frau fortgeschrittenen Alters nach Hause führe. Wir werden eine kurze Zeit süßen Zusammenlebens genießen, und dann möge Gott euch den Besitz, dieses Haus, diesen Hof, alles, was wir haben, zu Nutz und Frommen gereichen lassen.«

»Aber wenn du nun einen Sohn bekommst, Vater, einen Sohn … was dann?« Platon ließ nicht locker.

»Heut kann man mit dir nicht reden, Junge, du bist ja völlig aus dem Häuschen!«, erwiderte Bekina verärgert. »Wenn du nicht verstehen willst, ja, was soll ich dann mit dir? Mehr als dich überzeugen kann ich nicht, den Frieden möge Gott dir geben. Ein sturer Kerl ist schon nichts Angenehmes, aber wenn er noch dazu dein Sohn ist …!«

II

Platon war es nicht gelungen, Bekina umzustimmen, und er war sehr aufgebracht deswegen. Er schickte andere Leute zu seinem Vater, die ihn von dem Heiratswunsch abbringen sollten, aber Bekina fasste dies nur als eine weitere Verbohrtheit seines Sohnes auf und nahm nicht Abstand von seinem Vorhaben. Allen versicherte er voller Überzeugung, dass die Frau von ihm kein Kind empfinge, dass Gott es seinen lieben Kindern nicht nur an nichts fehlen lassen, sondern ihnen im Gegenteil sicherlich noch etwas hinzugeben würde. Platon lehnte diese Zugabe entschieden ab, stattdessen wollte er eisern festhalten, was sein eigen war. Aber Bekina wiederholte sein Ansinnen und blieb unbeirrt dabei.

Kurzum, Platon stand auf unwiderruflich verlorenem Posten. Was nun nottat, war eine kluge Taktik, die nicht nur helfen würde, Bekinas Herzenswunsch zu erfüllen, sondern auch Platons Hoffnung aufrechtzuerhalten, dass seine paar Landfetzen als Ganzes bei ihm verblieben und er die wenigen Bissen Brot, die ihn schon jetzt kaum satt machten, nicht würde teilen müssen.

»Ich bin geliefert, reinweg erledigt!«, rief er aus. »Reinweg erledigt, wenn ich nicht eine Lösung finde, mir irgendetwas ausdenke.«

Verzweiflung und Zorn befeuerten den jungen Mann, seine Gedanken drehten sich unermüdlich wie Mühlsteine, er zerbrach sich den Kopf nach einem Ausweg, der verhinderte, dass er seinen »Reichtum« »brüderlich« teilen und den an den jetzigen kargen Bissen gewöhnten Magen an einen noch kleineren Bissen gewöhnen musste.

»Denk doch du auch mal nach, Frau, überleg, vielleicht kommt dir etwas in den Sinn. Mein verfluchter Kopf funktioniert nicht mehr! Mir ist schwindlig von alldem«, sagte er bitter zu Melano.

»Was soll mir in den Sinn kommen, was kann ich dir schon raten?«, erwiderte diese verdrießlich.

»Was dir in den Sinn kommen soll? Aber klar, von dir ist wie gewöhnlich nichts zu erwarten!«, stieß Platon wütend hervor und versank dann wieder in seinen eigenen Gedanken.

Ein georgisches Sprichwort sagt: Für jede Not gibt es einen Ausweg. Platon Samanischwili war Georgier und Adeliger dazu.

Einige Tage später sprach er Bekina erneut an. Seine schlechte Stimmung schien er überwunden zu haben. »Vater, da du zu heiraten wünschst und nicht davon abrückst, magst du deinen Willen haben. Wer bin ich, dass ich etwas dagegen sagen könnte? Es ist nun mal dein Wille … Aber eine Bitte habe ich doch, und die wirst du mir hoffentlich nicht abschlagen. Sag nicht nein, Vater!«

»Worum geht’s denn, mein Sohn? Du darfst auch mit mehr als einer Bitte zu mir kommen!«

»Betrau mich mit der Angelegenheit. Ich suche eine Frau für dich.«

Bekina starrte seinen Sohn verblüfft an.

»Bei Gott, verzichte auf den Kuppler und überlass es mir, eine passende Frau für dich zu finden. Ich versprech’s dir hoch und heilig, ich finde dir eine!«

»Menschenskind, noch vor nicht so langer Zeit wolltest du mich um keinen Preis heiraten lassen, und jetzt bietest du dich sogar als Heiratsvermittler an?«, fragte Bekina lächelnd und musterte ihn dann argwöhnisch. »Wie erklärt sich das, Platon?«

»Was soll’s da zu erklären geben?«

»Trotzdem, trotzdem … Tu mir die Liebe und erklär’s mir!«, beharrte Bekina. Seine Neugier war geweckt.

»Was tut das zur Sache, Vater, wenn sich dein Herzenswunsch erfüllt!«

»Ja, aber trotzdem, mir zuliebe erklär’s mir! Ich bitte dich, im Namen deiner Familie! Was hast du dir da ausgedacht?«

»Nichts, hoch und heilig, nichts, was dir einen Nachteil bringen könnte.«

»Gut!«

»Ich suche dir eine Frau, an der du nichts auszusetzen haben wirst und die für mich zugleich keine Gefahr darstellt.«

»Gut, gut«, spornte ihn Bekina frohgemut an. »Klingt gut!«

»Natürlich kannst du keine junge, jugendliche Frau erwarten.«

»Natürlich, mein Freund, aber ein zahnloses altes Weib taugt auch nichts«, sagte Bekina lachend.

»Wer spricht denn von einem zahnlosen alten Weib! Sagen wir, eine ältere Frau … Eine, die uns nicht zum Gespött werden lässt.«

»Gut, gut«, pflichtete Bekina bei.

»Eine Witwe …«

»Eine Witwe ist auch nicht schlecht!«

»Eine Witwe … eine zweifache Witwe!«

Hier hielt Platon inne und schaute zu seinem Vater hoch. Der starrte ihn überrascht an.

»Ja, eine zweifache Witwe«, wiederholte Platon mit Nachdruck. »Was soll schlecht daran sein? Nichts, hoch und heilig, überhaupt nichts!«

»Was heckst du da aus, Freundchen?« Bekina hielt Platons Blick fest. »Was heckst du aus, du Schelm?«

»Hoch und heilig, ich würde nie was aushecken oder dich anlügen. Du wirst nichts dabei verlieren, das schwör ich beim Andenken meiner Mutter! Im Gegenteil, du kannst nur gewinnen. Auf mich wird deswegen mehr Arbeit zukommen, aber du wirst es mir sogar noch einmal danken. Denn sag, Vater, würdest du dich freuen, wenn du dir wegen deiner Frau Kindergeschrei anhören müsstest?«

»Jetzt fängst du schon wieder damit an!«

»Wer weiß, Vater, wer weiß … Ist ein Mensch, auf den Verlass ist, nicht besser?«

»Was hat eine zweifache Witwe mit Verlässlichkeit zu tun?«