CAPSULE
WARDROBE
Nähen Sie Ihre eigene
5 Key-Pieces für Ihren persönlichen Stil
Arianna Cadwallader & Cathy McKinnon
Amanda Thomas (Fotos)
CAPSULE
WARDROBE
Nähen Sie Ihre eigene
5 Key-Pieces für Ihren persönlichen Stil
Für alle Mode- und Stoffbegeisterten, denen das
„gewisse Etwas“ wichtig ist.
Seid gegrüßt.
INHALT
Passform
Maßnehmen
10
Schnittvorlagen und Symbole
15
Schnittgrößen und Schnittkorrekturen
16
Markierungen übertragen
17
Schnittvorlagen abpausen
17
Stoffteile ausschneiden
18
Schnittvorlagen verlängern oder kürzen
19
Abnäher
20
Anpassungen am Oberteil
22
Grundausstattung
25
Nähtechniken
Stiche
34
Nähte
40
Versäubern
41
Saumkanten
44
Verschlüsse
46
Taschen
58
VORBEREITUNG UND TECHNIK
Stoffe
Garne
30
Knöpfe
30
Stoffübersicht
31
Einführung6
Ärmelloses Oberteil
Grundmodell
66
Schnittvorlage und Zuschneideplan
70
Nähanleitung
72
Variante:
Trägershirt
74
Eigene Schnittabwandlung:
Jerseykleid
78
Hose
Grundmodell
122
Schnittvorlage und Zuschneideplan
126
Nähanleitung
128
Variante:
Hoher Bund und weites Bein
133
Eigene Schnittabwandlung:
Hose mit Aufschlag
138
Hose mit engem Bein
140
Culotte
142
Kombinationsmöglichkeiten
166
Glossar
172
Bezugsquellen
174
Dank
175
DIE CAPSULE COLLECTION
Shiftkleid
Grundmodell
100
Schnittvorlage und Zuschneideplan
104
Nähanleitung
106
Variante:
Zeltkleid
110
Eigene Schnittabwandlung:
Anderer Ausschnitt
116
Anderer Kragen
118
Andere Ärmelform
120
Rock
Grundmodell
80
Schnittvorlage und Zuschneideplan
84
Nähanleitung
86
Variante:
Ausgestellter Minirock
92
Eigene Schnittabwandlung:
Maxirock
96
Rock mit abfallendem Saum
98
Bleistiftrock
99
Bluse
Grundmodell
144
Schnittvorlage und Zuschneideplan
148
Nähanleitung
150
Variante:
Freizeitbluse
157
Eigene Schnittabwandlung:
Andere Ärmelform
162
Bluse mit Schleifenkragen
164
wir sind Arianna und
Cathy und wir designen
und nähen Kleidungsstücke. In diesem Buch möchten
wir Ihnen zeigen, wie Sie Ihre eigene Capsule Ward-
robe (Basisgarderobe) nähen können. Das Geniale an
einer Capsule Wardrobe ist, dass sie keinen Trends
unterworfen ist. Sie besteht aus wenigen perfekt sit-
zenden Teilen, die die Grundlage für Ihre restliche
Garderobe bilden. Die Idee der Capsule Wardrobe
wurde in den 1970er-Jahren von Susie Faux entwickelt,
die in London die Boutique „Wardrobe“ betrieb. Mitte
der 1980er-Jahre wurde der Grundgedanke von Donna
Karan aufgegriffen, als sie ihre eigene, aus sieben
perfekt aufeinander abgestimmten Teilen bestehende
Capsule Wardrobe auf den Markt brachte. Seit der Zeit gehört die Capsule Wardrobe als ganz
bewusster Teil zum Lifestyle vieler Frauen. Eine auf wenige Teile beschränkte Garderobe
beschert ein ganz neues Gefühl von Freiheit. Freiheit, weil man sich nicht ständig entscheiden
muss, weil man nicht immer dem neuesten Modetrend folgen muss und weil man sich für den
ganz persönlichen Stil entscheiden kann. Stellen Sie sich vor, wie Sie Ihren Kleiderschrank öff-
nen und vor Ihnen eine kleine, feine Kollektion klassischer Modelle hängt – gut gebügelt und
selbst genäht. Modelle, an denen Sie viele Jahre lang Ihre Freude haben. Modelle, die aus Ihrer
eigenen Kreativität heraus entstanden sind. Stoffe, Schnitte, Farben und Details entsprechen
genau Ihren eigenen Wünschen. Das ist Ihre Capsule Wardrobe.
Und wie fängt man an?
Die schwere Arbeit haben wir schon für Sie erledigt. Wir haben uns von allen möglichen
Modestilen inspirieren lassen, haben uns mit bewährten Schnittmustern beschäftigt und Key-
Pieces entworfen, die die Grundlage Ihrer eigenen Garderobe werden können. Sie müssen nur
noch entscheiden, welche Vorlagen Sie verwenden wollen und mit welchen vorhandenen Klei-
dungsstücken Sie diese Key-Pieces kombinieren möchten.
Wenn Sie Ihre eigene Capsule Wardrobe nähen heißt das nicht, dass Sie Ihren Kleider-
schank leerräumen müssen und nur noch einige wenige Teile dort ihren Platz finden dürfen.
Es geht vielmehr darum, das Vorhandene auf ein sinnvolles Maß zu reduzieren und die aus-
gewählten Teile mit den selbst genähten Modellen zu kombinieren. So erhalten Sie eine Kol-
lektion, bei der Sie alle Teile gerne tragen. Die Grundlage jeder Capsule Wardrobe sind einige
Key-Pieces. Wenn Sie sorgfältig arbeiten, lassen sich alle Einzelteile der Kollektion problemlos
miteinander kombinieren und sie hält (fast) ein Leben lang.
Arianna
&
Cathy
x
HALLO,
Arianna und Cathy
Das Schöne an der
Capsule Wardrobe ist,
dass sie sich nicht nach
Trends richten muss.
NÄHEN SIE IHRE EIGENE CAPSULE WARDROBE EINFÜHRUNG
8
Die fünf Key-Pieces
Für jedes Key-Piece enthält das Buch eine Schnittvorlage für das Grundmodell und
eine weitere für ein Alternativmodell, meist ein etwas weiterer legerer Schnitt. Sie
können sich also für die formelle oder lockere Variante entscheiden – oder für beide.
Eng anliegend
Das enge Oberteil,
das im Rücken einen
Mittelträger hat, ist
alltagstauglich.
Weiter Schnitt
Diese Variante
sitzt lockerer, ist
weiter am Saum
und schmaler im
Rücken.
Figurbetont
Der schmale
Midirock sitzt auf
der Hüfte und fällt
über das Knie.
Ausgestellt
Der hübsche
Minirock wirkt
durch die A-Linie
sehr charmant.
ÄRMELLOSES OBERTEIL
ROCK
Schnittmuster plotten lassen
Die Schnittmuster aus diesem Buch finden Sie als Datei zum Download unter
http://downloads.stiebner.com/Capsule_Wardrobe/Schnittmuster.zip
Sie können die Schnittmusterbögen (Originalformat 60 x 96 cm) dann über einen
Anbieter Ihrer Wahl als Ausdruck plotten lassen.
Klassisch
Das leicht taillierte
Shiftkleid endet
über dem Knie.
Leger
Dieses Shiftkleid
im Zeltschnitt fällt
besonders locker.
Leicht tailliert
Diese Bluse mit
kleinem Kragen und
langen Ärmeln fällt
locker.
Gerader Schnitt
Die Variante hat
einen weiten Aus-
schnitt und Ärmel
mit elastischen
Bündchen.
Gerade
Das Grundmodell
ist ein Klassiker mit
geradem Bein und
halbhohem Bund.
Weit
Durch die besonders
weite Beinform
wirkt dieses Modell
betont lässig.
BLUSE
SHIFTKLEID
HOSE
Maßnehmen
Die wichtigsten Maße sind Brust-, Taillen-
und Hüftweite, denn auf ihnen baut jede
Schnittvorlage auf. Da sich diese Körpermaße
ändern können, empfehlen wir, sie mindes-
tens einmal im Jahr zu überprüfen.
Nur die wenigsten von uns haben Standardmaße.
Achten Sie also darauf, dass Sie alle Maße kor-
rekt erfasst haben, bevor Sie sich mit der Schere
an den Stoff machen. Bei den vorbereitenden
Arbeiten geht es deshalb hauptsächlich um das
Maßnehmen. Es ist zwar etwas mühsam, an
sich selbst Maß zu nehmen, und es dauert auch
einige Zeit, aber die Sorgfalt lohnt sich. Bitten
Sie eine Freundin, Ihnen dabei zu helfen, denn
es besteht die Gefahr, dass sie falsch messen,
sobald Sie sich bücken oder drehen. Zum Maß-
nehmen brauchen Sie ein Maßband, ein Stück
Schnur, einen Stift und ein Blatt Papier.
Die Liste auf Seite 13 ist ziemlich umfangreich,
denn sie enthält viele Maße, die Sie nur dann
wirklich brauchen, wenn Sie selbst Schnittvor-
lagen erstellen möchten. Für die Key-Pieces in
diesem Buch brauchen Sie nicht alle aufgeliste-
ten Maße, doch sie sind nützlich, wenn Sie wei-
tere Nähprojekte planen oder Schnittvorlagen
verändern möchten.
PASSFORM
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12
TIPPS FÜR DAS MASSNEHMEN
Messen Sie immer vom Anfang
des Maßbands aus.
Wechseln Sie nicht zwischen
dem metrischen und dem
angelsächsischen Maßsystem hin
und her.
So messen Sie richtig
1
Tragen Sie gut sitzende
Unterwäsche und ziehen Sie
die Oberbekleidung aus.
2
Stellen Sie sich barfuß und
in einer natürlichen Haltung
hin.
3
Binden Sie ein Stück Schnur
um die Taille. Die Taille ist
dort, wo der Oberkörper
abknickt, wenn Sie sich zur
Seite beugen. Die Taillenlinie
brauchen Sie als Referenzlinie
für einige andere Maße, die
dort beginnen bzw. enden.
4
Messen Sie mit dem Maß-
band alle in der Tabelle ange-
gebenen Bereiche aus. Legen
Sie das Maßband straff, aber
nicht zu eng um den Körper.
Notieren Sie alle ermittelten
Maße.
SCHNITT-KNOW-HOW
Nähen Sie für jedes
Kleidungsstück erst ein
Testmodell, weil die Maße noch
angepasst werden müssen,
nachdem Sie die Schnittvorlage
bearbeitet haben (siehe Seite 18).
.
MASSTABELLE
OBERKÖRPER
BRUSTWEITE (A) Über die stärkste Stelle der Brust
TAILLENWEITE (B) Über die Schnur in der Taille
HÜFTWEITE (C) Über die stärkste Stelle der Hüfte, je nach Körperform etwa 18–23 cm
unterhalb der Taillenlinie
OBERE HÜFTWEITE Über die Hüfte auf Höhe der Hüftknochen, etwa 7,5 cm unterhalb
der Taillenlinie
TAILLE BIS HÜFTE Von der Taillen- bis zur Hüftlinie
BRUSTWEITE Direkt unter den Armen, über die stärkste Erhebung der Brust
UNTERBRUSTWEITE Direkt unterhalb der Brust
BRUSTPUNKT ZU BRUSTPUNKT Von einer Brustspitze zur anderen
OBERBRUSTWEITE VORN MITTE Mitte Armausschnitt bis Mitte Armausschnitt
RÜCKENWEITE HINTEN MITTE Mitte Armausschnitt bis Mitte Armausschnitt
SCHULTERBREITE Vom Halsansatz bis zur Armkugel (wenn Sie den Arm heben, bildet
sich dort ein Grübchen)
BRUSTTIEFE Vom Halsansatz bis zur Brustspitze
VORDERE TAILLENLÄNGE Vom Halsansatz bis zur Taillenlinie
AUSSCHNITT
Der vordere Halsansatz ist der tiefste Punkt am Schlüsselbein. Darüber verläuft der
standardmäßige Halsausschnitt. Der hintere Halsansatz liegt genau auf der Halsmitte
am untersten Halswirbel, der leicht vorsteht.
VORDERER HALSANSATZ BIS BRUSTPUNKT
Vom Halsansatz gerade nach unten bis zum Brustpunkt
VORDERER HALSANSATZ BIS TAILLE
Vom Halsansatz gerade nach unten bis zur Taillenlinie
VORDERER HALSANSATZ BIS BODEN
Vom Halsansatz gerade nach unten bis zum Boden
HINTERER HALSANSATZ BIS TAILLE
Vom Halsansatz gerade nach unten bis zur Taillenlinie
* HINTERER HALSANSATZ BIS BODEN Vom Halsansatz gerade nach unten bis zum
Boden
MEINE
MASSE
MEINE
MASSE
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14
ARME
SCHULTER BIS ELLBOGEN
Vom Schulterpunkt (Grübchen bei gehobenem Arm) bis zur Ellbogenspitze bei
rechtwinkliger Armhaltung
ÄRMELLÄNGE
Vom Schulterpunkt bis zum Handgelenk bei natürlicher Armhaltung (leicht gebeugt)
INNERE ÄRMELLÄNGE
Von der Achselhöhle bis zum Handgelenk bei natürlicher Armhaltung (leicht gebeugt)
OBERARMWEITE
Über die stärkste Stelle des Oberarms bei gebeugtem Ellbogen
ELLBOGENWEITE
Umfang des Ellbogens bei gebeugtem Ellbogen
UNTERARMWEITE
Über die stärkste Stelle des Unterarms
HANDGELENKWEITE
Über die stärkste Stelle des Handgelenks
ARMAUSSCHNITT
Vom Schulterpunkt durch die Achselhöhle bis zurück zum Schulterpunkt
BEINE
* INNERE BEINLÄNGE
Innen am Bein vom obersten Punkt bis zum Boden
* ÄUSSERE BEINLÄNGE
Außen am Bein von der Taillenlinie bis zum Boden
INNERE KNIELÄNGE
Innen am Bein vom obersten Punkt bis zum Knie
OBERSCHENKELWEITE
Über die stärkste Stelle des Oberschenkels – notieren Sie auch den Abstand zur
Taillenlinie und zum obersten Punkt der inneren Beinnaht
UNTERSCHENKELWEITE
Über die stärkste Stelle des Unterschenkels – notieren Sie auch den Abstand zum
obersten Punkt der inneren Beinnaht
KNÖCHELWEITE
Über die stärkste Stelle des Fußknöchels
SITZHÖHE
Bei aufrechter Sitzhaltung von der Taillenlinie bis zur Sitzfläche
SCHRITTLÄNGE
Von der vorderen Taillenlinie durch den Schritt bis zur hinteren Taillenlinie
MEINE
MASSE
MEINE
MASSE
* Hierfür brauchen Sie eine Hilfsperson.
Schnittvorlagen und Symbole
Die Hersteller von Schnittvorlagen verwenden ähnliche Symbole. Hier sind die
wichtigsten. Sie finden Sie auf den Schnittvorlagen in diesem Buch wieder, ebenso
auf den meisten Fertigschnitten.
Sternchen
Sternchen müssen auf den
Stoff übertragen werden,
damit die Schnittvorlagen
korrekt ausgerichtet wer-
den können. Sie können sie
durchschlagen oder mit Kopierpapier bzw. Steck-
nadeln übertragen.
Stoffbruch
Dieses Symbol zeigt, wo die
Kante der Schnittvorlage an
den Stoffbruch gelegt werden
muss. Manche Schnittteile
werden nur als halbe Teile
vorgegeben, weil sie sym-
metrisch sind. Falten Sie den Stoff, legen Sie die
Schnittvorlage entsprechend der Markierung auf
und schneiden Sie das komplette Teil aus.
Fadenlauf
Der Fadenlauf verläuft par-
allel zu den Webkanten.
Der richtige Fadenlauf ist
für den korrekten Falls des
Kleidungsstücks ausschlag-
gebend.
Einsetz- und Passzeichen
Sie helfen, die Stoffteile
richtig zusammenzusetzen.
Als Symbole verwendet man
kleine bzw. doppelte Drei-
ecke. Ist ein kleines Dreieck
angegeben, schneiden Sie
ein kleines Dreieck in die
Nahtzugabe, bei einem Doppeldreieck machen Sie
einen kurzen, geraden Einschnitt, nicht zu nahe
an die Nahtlinie.
Knopfloch
Dieses Symbol gibt die Posi-
tion eines Knopflochs an. Es
wird mit Stecknadeln oder
mittels Durchschlag auf
den Stoff übertragen (siehe
Seite 26). Sind die Knopflöcher fertig, legen Sie
den Stoff auf die Knopfleiste und markieren die
entsprechende Position der Knöpfe.
Einhalten
An welcher Stelle, z. B. an
der Armkugel, Sie den Stoff
einhalten müssen, zeigt die
Einhaltelinie mit Pfeilspitzen
und Sternchen an beiden
Enden. Übertragen Sie die Linie mittels Durch-
schlag oder mit Stecknadeln (siehe Seite 26). Zum
Einhalten nähen Sie zwischen den Sternchen zwei
parallele Heftnähte auf der Nahtzugabe. Ziehen
Sie dann die Unterfaden vorsichtig an, um den
Stoff einzuhalten.
Falten
Faltenposition und -rich-
tung werden durch zwei
parallele Striche und einen
Pfeil angezeigt. Übertragen
Sie die Linie mittels Durch-
schlag oder mit Stecknadeln (siehe Seite 26).
Änderungslinien
Diese parallelen Linien
geben an, wo Sie ein
Schnittteil ggf. verlängern
oder kürzen können. (Eine
detaillierte Anleitung zum
Verlängern und Verkürzen finden Sie auf S. 19.)
✷
✷
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16
Schnittgrößen und Schnittkorrekturen
Alle Schnittvorlagen in diesem Buch sind in sechs Größen verfügbar, die von 1 bis 6 durchnummeriert
sind (sie entsprechen in etwa den Konfektionsgrößen 34 bis 46). Sobald Sie Ihre eigenen Maße erfasst
haben, können Sie sehen, welche Größe Ihnen am ehesten entspricht. Standardmaße passen nur den
wenigsten. Es kann sein, dass Sie am Oberkörper Größe 4 brauchen, an Taille und Hüfte aber Größe 6.
Sie können alle Schnittvorlagen so anpassen, dass Sie Ihren eigenen Maßen perfekt entsprechen.
Eine Schnittvorlage korrigieren bedeutet, sie
genau den eigenen Maßen anzupassen. Des-
halb ist es wichtig, dass Sie Ihre Maße absolut
präzise erfassen. Wenn Sie z. B. an der Taille
Größe 2 brauchen und an der Hüfte Größe 4,
müssen Sie die Schnittvorlagen für einen Rock
korrigieren, damit er später auch gut sitzt.
So gehen Sie vor
1 Nehmen Sie die Schnittvorlagen für Größe 2
und zeichnen Sie auf dem vorderen und rück-
wärtigen Schnittteil Ihre Taillenweite und
Hüftweite ein. Zeichnen Sie danach auch die
tatsächliche obere Hüftweite auf beiden Teilen
ein und berücksichtigen Sie ausreichend Bewe-
gungszugabe.
2 Verbinden Sie nun die Endpunkte der Taillen-
linie mit den neuen Endpunkten der Hüftlinie.
Zeichnen Sie dazu eine durchgehende Linie von
der Taille über die Hüfte bis zur Saumkante ein,
die der Rockkontur entspricht. Fertig!
Bewegungszugabe
Unter Bewegungszugabe oder Bequemlich-
keitszugabe versteht man die Mehrweite, die
den Tabellenmaßen zugegeben wird, damit die
Kleidungsstücke später bequem sind und gut
sitzen. Ohne diese Mehrweite könnte man kaum
gehen, die Arme nicht beugen und sich nicht hin-
setzen! Je nach Art und Stil des Kleidungsstücks
enthalten Schnittvorlagen unterschiedlich viel
Bewegungszugabe. Wenn Sie eine Schnittvorlage
korrigieren müssen, achten Sie also auf das rich-
tige Maß. Entsprechende Angaben finden Sie am
Anfang der jeweiligen Nähanleitung.
BEWEGUNGSZUGABEN
LEICHT TAILLIERT
BRUSTWEITE
Zugabe 7–10 cm
TAILLENWEITE
Zugabe 5–7 cm
HÜFTWEITE
Zugabe 5–7 cm
LEGER
BRUSTWEITE
Zugabe 10–15 cm
TAILLENWEITE
Zugabe 7–10 cm
HÜFTWEITE
Zugabe 7–10 cm
WEIT
BRUSTWEITE
Zugabe 15–20 cm
TAILLENWEITE
Zugabe 10–13 cm
HÜFTWEITE
Zugabe 10–13 cm
SCHNITT-KNOW-HOW
Alle Schnittvorlagen in diesem
Buch enthalten eine Nahtzugabe
von 1,5 cm und eine Saumzugabe
von 2,5 cm.
.
Markierungen übertragen
Alle Markierungen auf den Schnittvorlagen müssen auf die Stoffteile übertragen
werden, damit Sie die Teile korrekt zusammensetzen können.
Markierungen anbringen
Schneiden Sie an den entsprechenden Stellen
kleine Dreiecke in die Nahtzugaben. Sie sollten
nicht tiefer als 5 mm sein, damit sie nicht über
die Nahtzugaben hinausragen.
Durchschlagen
Fixieren Sie die Schnittvorlage auf dem Stoff.
Fädeln Sie einen Faden in Kontrastfarbe in eine
Handnadel und nähen Sie bei einem Sternchen-
symbol drei bis vier große, lockere Stiche durch
das Papier und alle Stofflagen. Entfernen Sie
das Papier vorsichtig und ziehen Sie dann die
beiden Stofflagen langsam auseinander. Schnei-
den Sie dabei die Fäden durch, sodass in beiden
Lagen noch Fadenteile stecken.
Übertragen mit Stecknadeln
Stecken Sie bei einem Sternchensymbol eine
Stecknadel direkt durch die Mitte und erfassen
Sie sowohl das Papier als auch die Stofflagen.
Entfernen Sie das Papier vorsichtig und markie-
ren Sie nun auf beiden Stoffteilen auf der linken
Stoffseite die Position des Stecknadelkopfs mit
Schneiderkreide oder Markierstift.
Übertragen mit Kopierpapier
Diese Methode verwendet man für Abnäher-
und Faltenlinien. Legen Sie zwei Stoffteile links
auf links und schieben Sie zwei Bogen Kopier-
papier so dazwischen, dass die jeweilige Kopier-
seite Kontakt zum Stoff hat. Legen Sie dann die
Schnittvorlage auf den Stoff. Markieren Sie z. B.
einen Abnäher mit Hilfe eines Lineals und eines
Kopierrädchens. So übertragen Sie die Linien
jeweils auf die linke Seite beider Stoffteile.
Schnittvorlagen abpausen
Wenn Sie Schnittvorlagen Ihren Bedürfnissen angepasst haben oder wenn Sie mit Originalvorlagen
aus diesem Buch arbeiten, empfehlen wir Ihnen, die Schnittteile auf Papier zu übertragen und damit
weiterzuarbeiten. Die Originale können Sie dann beliebig oft für weitere Varianten verwenden.
Sie können jedes Papier, das durchsichtig genug
ist, über die Schnittvorlagen legen, z. B. Back-
papier, Seidenpapier oder spezielles Papier aus
dem Schneiderbedarf.
1 Legen Sie das Papier auf die Schnittvorlage
und zeichnen Sie die Konturen sorgfältig mit
einem spitzen Bleistift nach. Zeichnen Sie auch
alle Markierungen ein.
2 Wenn Sie ein Schnittteil verändern möchten,
z. B. den Ausschnitt oder die Ärmellänge, müs-
sen Sie die entsprechenden Linien einzeichnen,
bevor Sie das Teil ausschneiden.
3 Zeichnen Sie bei den neuen Schnittteilen
auch jeweils eine Nahtzugabe von 1,5 cm ein
(Nahtzugaben sind bereits enthalten). Übertra-
gen Sie alle Markierungen auf die neuen Teile
und schneiden Sie alle Teile dann aus.
4 Notieren Sie direkt auf den Schnittteilen alle
Informationen zu Ihren Veränderungen samt
Datum und zeichnen Sie das fertige Kleidungs-
stück in Skizzenform auf, damit Sie alle Teile
später leicht identifizieren können.
5 Mit den neuen Vorlagen schneiden Sie nun
Teile für ein Testmodell oder ihr Kleidungs-
stück aus.