cover.jpg

img1.jpg

 

Nr. 3021

 

Eyshus Geschenk

 

Auf der Welt, die Terra ersetzt hat – ein Mensch findet unverhoffte Relikte

 

Leo Lukas

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

 

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog: Ein Schwur

1. Im Glashaus unter roten Bäumen

2. Der feuchte Traum aller Kostümbildner

3. Eine Maske der anderen Art

4. Fluchtwege und Ausflüchte

5. Lyrik ist oft schwer verständlich

6. Wenn das Schicksal zuschlägt

7. Da triumphiert der Waffentechniker

8. Wer nie fort war, war immer da

9. Der Anschlag

10. Die große Entlarvung

11. Die Schatztruhe

Epilog: Die Vorahnung

Fanszene

Leserkontaktseite

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

img2.jpg

 

Mehr als 3000 Jahre in der Zukunft: Längst verstehen sich die Menschen als Terraner, die ihre Erde und das Sonnensystem hinter sich gelassen haben. In der Unendlichkeit des Alls treffen sie auf Außerirdische aller Art. Ihre Nachkommen haben Tausende von Welten besiedelt, zahlreiche Raumschiffe fliegen bis zu den entlegensten Sternen.

Perry Rhodan ist der Mensch, der von Anfang an mit den Erdbewohnern ins All vorgestoßen ist. Nun steht er vor seiner vielleicht größten Herausforderung: Die Rückkehr von seiner letzten Mission hat ihn rund 500 Jahre weiter in der Zeit katapultiert. Eine Datensintflut hat fast alle historischen Dokumente entwertet, sodass nur noch die Speicher der RAS TSCHUBAI gesichertes Wissen enthalten.

Was sich seitdem ereignet hat, ist Perry Rhodan bisher nahezu unbekannt, da es zu fast allem mehrere unterschiedliche Aussagen und Quellen gibt. Nun ist er im Solsystem angekommen, in dem die Erde durch einen sehr ähnlichen Planeten ausgetauscht wurde mit einer eigenen Bevölkerung, den fünfäugigen Ayees. Dort erhält er EYSHUS GESCHENK ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Zellaktivatorträger versucht, eine Gefangene zu befreien.

Todoyhu und Benuma – Die Shoijona und der Anführer ihrer Elitetruppe sehen sich ungeahnten Herausforderungen gegenüber.

Sholotow Affatenga und Siad Tan – Der Siganese und die Oxtornerin müssen einige Tricks auspacken.

Paiahudse Spepher – Der Cairaner treibt seine Karriere voran.

Eyshu – Das Orakel kämpft um seine Demaskierung.

»Jemand wie ich sehnt sich nach dem Abenteuer. Ein solches Leben erlaubt keine allzu engen familiären Bindungen ...

Ich habe Freunde wie dich und Winston. Was kann man sich mehr wünschen?

Uns ist etwas vergönnt, was bisher den Unsterblichen vorbehalten war: Wir dürfen erleben, wie sich die Welt innerhalb von fünfhundert Jahren verändert hat.«

(Sholotow Affatenga

im Gespräch mit Osmund Solemani,

kurz nach dem großen Zeitsprung)

 

 

Prolog

Ein Schwur

 

Ich vermisse meine Mutter.

An diesem Datum des Jahreslaufs hätte ich sie im Kral der Abklingenden besucht. Wie immer, seit sie mir das Talent überantwortet hat, hätte ich ihr Geschenke gebracht.

Nichts bemüht Originelles. Bloß Süßigkeiten, Ziergewächse, kitschige Figürchen.

Was man halt so bringt an diesem Feiertag. An dem alle Generatoren schweigen, weil kein künstlicher Dampf aufsteigen darf.

Um die Geschenke ging es nicht, das war es nie. Sondern um die Präsenz, um die Kontinuität, das Zeugnis einer aufmerksamen Dankbarkeit.

Aber meine Mutter ist nicht mehr da.

Sie ist gestorben. Allein.

Ich war nicht dabei. Obwohl ich ihre Hand gehalten hatte, viele Stunden davor.

Der Geistfluchtvermittler war ein Jugendfreund von mir. Ich habe ihm vertraut, als er mir sagte, ich möge für ein paar Minuten Luft schnappen gehen, ein paar Schlucke und einen Happen zu mir nehmen.

Was konnte es schaden? Bedurfte ich denn nicht dringend der Labung, erschöpft wie ich war?

Hinterher gestand er mir, dass er mir nicht die volle Wahrheit gesagt hatte. Die meisten im Sterben Liegenden, erläuterte er, hingen zwar kaum mehr an der leiblichen Existenz, aber am emotionalen Bezug zu ihren Anverwandten.

Das penible Abnehmen der Wachsabdrücke charakteristischer Gesichtsfalten, die begleitenden schamanistischen Gesänge, der umständliche Konservierungsprozess der letzten keuchenden Brusthebungen in basisch bedampften, dreidimensionalen Matrizen – all das wäre bloß Brimborium, schlussendlich unnötiges Gepränge. Sagte er.

In Wirklichkeit, sagte er, wollten die von uns Gehenden bloß ein für allemal die Flügel falten. Ohne dabei gestört zu werden oder Rücksicht nehmen zu müssen auf die Gefühle ihrer Nachkommen.

Einfach loslassen, ins Bodenlose stürzen. In ein unbeschwertes Gleiten, das nie mehr endete.

Trotzdem werde ich mir nie verzeihen, dass ich nicht dabei war, als die Augen meiner Mutter brachen.

 

*

 

Den Moment ihres Todes verspürte ich, obwohl räumlich entfernt, intensiv.

Ein Sturzbach an Energie überschwemmte mich. Von oben und unten zugleich fuhr es mir ins Mark. Ich war hin- und hergerissen zwischen Trauer und Euphorie.

Auf der einen Seite erlebte ich die schlimmste Niederlage von allen: Ich hatte nicht verhindern können, dass meine Mutter, das Liebste auf der Welt, ihren Gebrechen erlag. Sie ging an den Nesselgiften der scheußlichen Kreaturen zugrunde, die unvermutet dem Flussdelta entstiegen waren. Weil ihre Abwehrkräfte, trotz oftmals bewiesener Robustheit, nicht ausgereicht hatten.

Zu meiner Entschuldigung könnte ich anbringen, dass ich ein kaum den Träumen der Kindheit entwachsener Frischling gewesen war, als der fatale Zusammenstoß stattfand. Auch noch Monate danach, während meiner Mutter unaufhörlich das Leben entglitt, befand ich mich, beeinträchtigt und abgelenkt von hormonellen Wallungen, nicht im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte.

Ich war zu geschwächt, um zu verstehen, was wirklich vorging. Mein sogenannter Freund konnte mich daher leicht täuschen. Wahrscheinlich tat er uns, aus seiner Sicht, einen Gefallen.

Damals, als heulende Waise, schwor ich bei allen Göttern und Gestirnen, dass mir dergleichen nie wieder passieren sollte.

 

*

 

Mittlerweile bin ich mir bewusst, dass ich einen ungemein wertvollen Schatz mein Eigen nenne. Eine Gabe, ein Geschenk.

Für mich? Nein, ganz sicher nicht für mich allein.

Ich wurde zum Hüter bestimmt, zum Verwalter eines Nachlasses, der über viele Generationen weitergereicht und verfeinert wurde. Das Erbe meiner Familie, meines gesamten Stammes pulsiert in mir.

Manchmal sehe ich die violetten Wellen der Brandung, wie sie an den Klippen meines Bewusstseins rütteln. Ich weiß, dass ich diese Urkräfte niemals völlig beherrschen werde. Die Gischt ist zu stark, zu vielfältig chaotisch.

Sich darauf bewusst einzulassen, hieße schon, mich zu verlieren. Ich kann nur darauf dahingleiten, stets absprungbereit.

Meine Mutter konnte ich nicht retten, nicht einmal begleiten auf ihrem letzten Flug. Umso mehr fühle ich mich verpflichtet, jene Person zu schützen und zu hegen, in deren Rolle sich die Zukunft unseres gesamten Volkes verkörpert.

Wer sich mit ihr anlegt, legt sich mit mir an. Wer sie bedroht oder zu verderblichen Handlungen verleiten will, wird sich harten Rückschlägen ausgesetzt sehen.

Ich habe bereits eine Mutter in ihrer dunkelsten Stunde allein gelassen. Nicht irgendeine: meine, meine einzige.

Diesen Fehler werde ich kein weiteres Mal begehen. Ich bin der Hüter der Mutter Iya, der kulturellen Identität des Planeten. Ich bewahre sie, indem ich sie bewache, wie auch ihre Repräsentantin und unser aller Orakel. Ich werde sie bis zum letzten Blutstropfen verteidigen, mit allen Mitteln, die meine leibliche Mutter mir vermacht hat.

Komme, was oder wer wolle.

1.

Im Glashaus unter roten Bäumen

30. Oktober 2045 NGZ

 

Man nannte Perry Rhodan einen Sofortumschalter. Aber selbst er war für einen Augenblick so schockiert, dass er nach Worten rang.

Eyshu, das Orakel der Ayees, hatte sich nicht nur als NATHANS »Tochter« YLA entpuppt – sie hatte auch Rhodans Tarnung durchschaut und ihn bei seinem richtigen Namen genannt!

Er lauschte angespannt. Er hörte keine Alarmsirenen oder andere Anzeichen dafür, dass er in Gefahr wäre, weil YLA ihn ausdrücklich identifiziert hatte.

Existierten also tatsächlich keine cairanischen Überwachungssysteme im Haus des Orakels? Oder war bloß »stiller« Alarm gegeben worden, und Einheiten der Cairaner setzten sich gerade in Marsch?

Todoyhu jedenfalls hatte nicht reagiert. Da YLA und Perry Rhodan sich bei desaktiviertem Translator auf Interkosmo unterhielten und ihr diese Sprache unbekannt war, vermochte die Shoijona dem Dialog nicht zu folgen.

Womöglich hatte das kulturelle Oberhaupt der Ayees gar nicht registriert, dass ein Eigenname erwähnt worden war? Rhodan bezweifelte das.

Wahrscheinlicher erschien ihm, dass in den Legenden ihres Volkes über die Teaana, die angeblichen Verursacher der Unsterntage, ein »Perry Rhodan« keine bedeutsame Rolle spielte. Sonst wäre Todoyhu diese Silbenkombination bestimmt sogar innerhalb von fremdem Kauderwelsch aufgefallen.

Rhodan atmete tief durch. Die kühle Luft schmeckte angenehm frisch, mit einem Hauch von feuchtem Laub.

Auch wenn in vielen Punkten verblüffende Parallelitäten bestanden – sie befanden sich auf dem Planeten Iya und nicht auf Terra. Aber YLA hatte ihm in diesem Punkt widersprochen. Und zugestimmt. Es blieb verwirrend.

»Dies ist die Erde«, sagte YLA. »Und sie ist es auch wieder nicht.«

»Könntest du mir das etwas genauer erklären?«, fragte Perry Rhodan.

Sie zögerte, untypisch für eine positronische Wesenheit, deren Zögern sich normalerweise jenseits des Millisekundenbereichs abspielte.

 

*

 

Der Avatar der lunaren Hyperinpotronik NATHAN zeigte sich weitgehend in jener Gestalt, die Perry Rhodan in Erinnerung hatte: Nur YLAS Gesicht, das früher makellos symmetrisch erschienen war, wurde nun von einer schwarzen Maske verborgen. Diese wirkte manchmal steif wie aus Eisen, dann wieder wie aus schmiegsamem, mattem Samt gefertigt.

Im Übrigen glich YLA einer menschlichen Frau mittleren Alters, mit dunklen Haaren und perfekten Proportionen; oder eher, bei genauerem Hinsehen, deren Spiegelung in unzähligen, winzigen Scherben.

»Der Planet befremdet mich«, sagte sie.

Das war, bemerkte Perry Rhodan, ein weiterer Unterschied: Die »alte« YLA hatte von sich selbst stets in der dritten Person gesprochen.

Beispielsweise hatte ihre Antwort auf die Frage, ob sie ein eigenes Bewusstsein besitze, damals gelautet, »YLAS Bewusstsein orientiert sich an jenem ihrer Konstrukteurin, Leyla Kezziban.«

Nun aber setzte sie fort: »Ich vermisse meinen Vater NATHAN.«

»Du hast keinen Kontakt zum Mondgehirn?«

YLA bestätigte.

»Wie lange schon nicht mehr?«

»Welches Jahr schreiben wir?«

»Zweitausendfünfundvierzig Neuer Galaktischer Zeitrechnung.«

»Oh. Sonderbar. Das hätte ich nicht gedacht.«

»Du wusstest es nicht?« Offenbar erhielt YLA also keine Informationen von außerhalb des Solsystems.

»Nein. Ich habe keine Ahnung, was alles in dieser langen Zeit geschehen ist. Etwas hat mich und meinen Geist zerstückelt. Dabei wurde wohl die Kontinuität meines Denkens für unbestimmbare Spannen unterbrochen.«

»Woran kannst du dich denn erinnern?«

»Ich wurde während der onryonischen Besetzung Lunas erschaffen.« YLAS Stimme klang leise und so, als würde sie manchmal von einem fernen Rauschen überlagert, wie bei einem altertümlichen Kommunikator mit schlechter Verbindung. »Ursprünglich bestand ich aus mikroskopisch kleinen Bauteilen, die sich zu einem Holoprojektor mit einem Konnektor zusammenfügen konnten. Die Miniaturpositronik dieses Konnektors nahm zugleich die Funktion einer Schnittstelle zu NATHAN wahr.«

Das stimmte mit Perrys Kenntnissen überein. »Ich habe zuletzt 1552 NGZ von dir gehört, als du bei den Untersuchungen der Despina-Zone auf Neptun geholfen hast.«

»Ein wenig konnte ich zu Diensten sein. Im Laufe der folgenden Jahre habe ich dann einige Upgrades erfahren.«

Die Modifikationen, berichtete YLA, waren noch zu Lebzeiten von Resident Hekéner Sharoun im Jahr 1558 NGZ begonnen worden. Ab 1566 hatte man die Arbeiten forciert, nachdem die hyperphysikalische Unruhe im Solsystem zugenommen hatte. Deswegen war die Solare Residenz mit allen Ministerien nach Rudyn im Ephelegonsystem verlegt worden.

»Geplant war, dass ich NATHANS Position auf Luna stärken und ihn zur Not auch verteidigen können sollte.«

»Du wurdest sozusagen aufgerüstet und mit Bewaffnung ausgestattet?«

»Offensiv wie defensiv; aber erst später, glaube ich. Meine Erinnerungen sind verworren, teilweise widersprüchlich ... Mit Sicherheit weiß ich, dass terranische und siganesische Positroniker beteiligt waren, etliche Posbis sowie ein Team von Onryonen. Deren Sprecher hieß Maur Tupptunor. Möglich, dass ihm die Gesamtleitung oblag.«

 

*

 

Aus dem Augenwinkel sah Perry Rhodan, dass Todoyhu unruhig wurde.

Tänzelnd trat sie von einem Bein aufs andere. Ihre am Rücken zusammengefalteten Flughäute zuckten knisternd.

Die Shoijona hatte zunehmend konsterniert zugehört. Nach wie vor verstand sie nicht, worüber geredet wurde. Aber unzweifelhaft fragte sie sich, was zwischen Perry und YLA ablief.

Todoyhu hatte im Vorfeld verlangt, dass er sich dem Orakel stellte. Nun jedoch mochte sie allmählich den Eindruck gewinnen, als würde sich eher das Orakel ihm stellen, ja von ihm geradezu verhört werden.

Perry war darauf bedacht gewesen, dass nicht er, sondern primär YLA Thema des Gesprächs war, und wohl ein wenig über das Ziel hinausgeschossen.

»Wir haben einige grundlegende Daten ausgetauscht«, sagte er auf Ayshi beruhigend zu Todoyhu.

»In der Sprache Eyshus?«

»Ja. Um unseren Wissensstand anzugleichen. Danke, dass du uns nicht unterbrochen hast.«

»Ist dies auch die Sprache deines Volkes?«

»Die Sprache des Galaktikums. – Wir sollten eine kurze Pause einlegen«, sagte er, wobei er YLA miteinbezog. »Ich halte es für angezeigt, unsere draußen wartenden Begleiter zu informieren, dass alles in Ordnung ist. Sie könnten sich sonst unnötige Sorgen machen.«

Obwohl sie nicht restlos überzeugt wirkte, willigte Todoyhu ein. Schließlich musste sie erkannt haben, dass das Orakel dem Fremden, den sie nur unter dem Namen Tibo kannte, freundlich gesinnt war.

Auch YLA erhob keinen Einwand. Überhaupt verhielt sich der ehemalige Avatar NATHANS erstaunlich passiv, geradezu gehemmt.

Das nährte einen gewissen Verdacht in Perry Rhodan ...

Todoyhu ließ die Bogula, in der sich Eyshu normalerweise manifestierte, auf dem Stuhl zurück, wo sie die mannsgroße Stoffpuppe abgelegt hatte. Außer einem zweiten Sessel und einem niedrigen Tisch wies das Obergeschoss kein weiteres Mobiliar auf.

Perry bot der leicht gehbehinderten Shoijona seinen Arm. Sie lehnte dankend ab und stützte sich stattdessen auf ihren Wanderstab, während sie ein Bein nachzog.

Über die Treppe, die sich um den Stamm eines Ahornbaums wendelte, gelangten sie nach unten. Die erste Etage und das Parterre waren gänzlich leer.

Das Haus des Orakels hatte die Form eines Zylinders, sechs Meter durchmessend und 15 Meter hoch. Anstelle der bei den Bauten der Ayees üblichen, schmalen, schießschartenartigen Fenster war es voll verglast und entsprechend lichtdurchflutet.

Deshalb passte es nicht recht nach Iya. Genauso wenig wie der Wald, der das transparente Gebäude umgab: Roter Fächerahorn war auf Terra heimisch, nicht aber auf dieser Erde.

 

*

 

Einige Schritte vom Eingang entfernt hatten sich Zemina Paath und Benuma im Schatten einer Baumkrone niedergelassen. Rhodan und Todoyhu gingen zu ihnen.

Auf der Schulter der Thesan, die dank der Mimikryfunktion ihres SERUN-Anzugs als Ayee auftrat, hockte Sholotow Affatenga. Die SCHOTE, der Miniaturgleiter des Siganesen, war zusätzlich zur chromatovariablen Chamäleon-Beschichtung unter Ahornblättern versteckt worden; ebenso wie die beiden SERUNS, die sie Todoyhu und Benuma geborgt hatten.

»Eyshu hat Tibo herzlich empfangen, fast wie einen alten Freund«, sagte die Shoijona heiter. »Sie zeigte sich uns in einer Gestalt wie nie zuvor, und sie und Tibo plauderten in einer gemeinsamen Sprache.«

»Nicht nachfragen! Mehr Details demnächst«, funkte Perry Rhodan währenddessen an seine Gefährten.

»Eure Bedenken uns gegenüber sind also ausgeräumt?«, fragte Zemina Paath. »Ihr haltet die Terraner nicht länger für Lebensnichter?«

»Fürs Erste orientieren wir uns an Eyshu«, antwortete Benuma knapp, fast mürrisch.

Der Anführer von Todoyhus Elitetruppe kam Rhodan auf eigenartige Weise in sich gekehrt vor, zugleich konzentriert und geistesabwesend. Freilich konnte er dessen Mimik noch nicht sonderlich gut lesen.

Wie die meisten Lebewesen dieses Planeten hatten die Ayees fünf Augen. An zwei frontale, hellblaue Linsenaugen mit runder Pupille schlossen außen zwei kleinere Sehorgane mit lichtverstärkendem Aufbau an. Dazwischen saß, leicht erhöht, ein Stirnauge aus Facetten, das Polarisationssehen ermöglichte.

Ayees waren vage humanoid und ungefähr menschengroß, in fast allen Fällen aber eher zierlich gebaut. Unter der bläulich-weiß milchigen Haut traten die Venen deutlich hervor.

Ein schwarzgrüner Bewuchs, wie Moos oder kurzes, dichtes Fell, bedeckte den ovalen Schädel. Das Kinn war prominent, die Nase flach, der Mund hatte rote Lippen.

Benuma trug derbe Kleidung: Hose, Stiefel und eine Art Brustponcho, der am Rücken wegen der Flügel offen und auf der Vorderseite mit zahlreichen Diamantsplittern besetzt war; dass es sich um echte Diamanten handelte, wusste Perry Rhodan mittlerweile. Die Ayees liebten diese Edelsteine, und die Cairaner hatten sich bei ihnen Sympathien erworben, indem sie sie häufig und freigebig damit belieferten.

Apropos Cairaner ...

»Wir können nicht sicher sein«, sagte Rhodan mit zugeschaltetem Translator, »ob dieser Ort abgehört oder sonst wie beobachtet wird. Um vor unliebsamen Überraschungen gefeit zu sein, sollten wir die Augen offen halten und die passiven Ortungsgeräte der SERUNS, sowie nicht zuletzt der SCHOTE, bis zum Anschlag ausreizen.«

»Wird gemacht!«, rief Affatenga unter Einsatz seines Stimmverstärkers. »Allerdings muss ich allmählich anfangen, mit den mir zur Verfügung stehenden Energien hauszuhalten.«

»Klar. Trotzdem, Vorsicht ist nun mal geboten.«

 

*

 

Der Mini-Gleiter des nur 22 Zentimeter großen, relativ korpulenten Waffentechnikers, der sich selbst nicht eben bescheiden als »Maximaldestruktor und fähigsten Saboteur der Flotte« bezeichnete, war mit einer Vielzahl von hochgezüchteten mikrominiaturisierten Geräten bestückt.

Dazu gehörten ein Gravotronantrieb mit einer Reichweite von einigen Lichtsekunden, ein ebenso leistungsstarkes Hyperfunk-Aggregat, ein kombiniertes Desintegrator- und Thermogeschütz, Prallfeld- und Deflektorschirme, außerdem ein ausgefeilter Ortungsschutz inklusive maximaler Abstrahldämpfung sowie etliche experimentelle Module. Im Zusammenspiel mit Tengas ebenso speziellem, maßgeschneidertem und ausgiebig getestetem Prototyp eines SERUN-»Downsize« stellte die SCHOTE trotz – nein: wegen – ihrer geringen Größe ein enorm flexibles, gar nicht hoch genug einzuschätzendes Machtinstrument und Kampfmittel dar.

Jedoch hatte auch diese Medaille eine Kehrseite.

Zwar befand sich als Energieerzeuger ein Mini-Fusionsreaktor an Bord, und jeder freie Kubikmillimeter des nicht einmal ganz sechzig Zentimeter langen Vehikels war als Energiespeicher ausgelegt. Überdies wurde ein Teil der Speicherkapazitäten durch den SERUN-DS gewährleistet, wenn dieser in das System eingekoppelt war.

Aber die wunderbaren Einrichtungen der SCHOTE und des damit verschalteten Raumanzugs fraßen, sobald Tenga sie einsetzte, einiges an Energie. Deshalb konnten sie niemals alle zugleich angewendet werden, und auch einzeln jeweils nur für relativ kurze Zeit.

 

*