IMPRESSUM: Nelles Pocket: Rhodos

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ISBN 978-3-86574-600-9

- F0820 -

HÖHEPUNKTE

xxAltstadt von Rhodos: Original mittelalterliches Ambiente bietet die von einer mächtigen Mauer umgebe-ne, abends besonders romantische Altstadt (S. 31).

xxArchäologisches Museum: An-tike Kunst im ehemaligen Ordenshos-pital der Johanniter und ein schöner Garten (S. 33).

xxRitterstraße: Historische, ge-pflasterte Straße mit den restaurierten Palästen der Ritter (S. 34).

xxGroßmeisterpalast: Ein gewal-tiger Bau mit Meerblick, interessanten Ausstellungen und schönen Mosaiken von der Insel Kos (S. 35).

xxLíndos: Das schönste Städt-chen der Insel besteht aus einem Gas-senlabyrinth zwischen Stränden, einer Ritterburg und einem antiken Tempel auf der Akropolis (S. 52).

xxKámiros: 2200 Jahre alte Rui-nen zeugen von hellenistischer Stadt-kultur – mit Meerblick! (S. 60).

xxFilérimos: Das romantische Kloster, die Aussicht über die Insel und das Meer sowie hausgemachter Kräu-terlikör stehen am Ende einer kurven-reichen Fahrt (S. 63).

xxGlístra-Strand: Die Hotels rü-cken zwar immer näher, aber noch ist der sichelförmige Sandstrand bei Kio-tári unverbaut (S. 69).

xxKos-Stadt (Ausflug): In der mo-dernen Stadt mit ihrem bildschönen Hafen durchdringen sich Antike, Mit-telalter und Gegenwart (S. 80).

xxSími (Ausflug): Der außerge-wöhnlich fotogene Hauptort der kleinen Nachbarinsel lohnt einen Ta-gestrip (S. 82).

xSynagoge Kahal Shalon: Begeg-nung mit der tragischen jüngeren Ge-sichte, Erinnerungen an eine multikul-turelle Zeit (S. 38).

xOdós Sokratoús: An der Haupt-gasse der Altstadt wird so ziemlich al-

les feilgeboten, was als Souvenir taugt (S. 40).

xStadtmauer: Ein Teilstück der 4 km langen mittelalterlichen Mau-er von Rhodos-Stadt darf zweimal wöchentlich begangen werden; der Wallgraben ist jederzeit zugänglich (S. 41).

xNéa Agorá: Im Innenhof des ori-entalisch anmutenden Bauwerks aus italienischer Zeit schmeckt das Gýros besonders gut (S. 42).

xMandráki-Hafen: Im schönsten Inselhafen liegen Jachten, Fischer- und Ausflugsboote vor eleganten Straßencafés vertäut (S. 42).

xBischofskirche Evangelismós: Die orthodoxe Bischofskirche gleicht mit ihren Wandmalereien einem Bil-derbuch der Theologie (S. 43).

xThermen von Kallithéa: Ein Ther-malbad wie aus 1001 Nacht – Bade-zeug nicht vergessen (S. 49).

xAnthony-Quinn-Bucht: Fotoge-ne Fels-Bucht mit Mini-Strand, ideal für Schnorchler (S. 49).

xTsambíka-Strand: Langer, völlig unverbauter Sandstrand unter dem gleichnamigen Klosterberg, ideal für Sonnenanbeter und Wasserratten (S. 52).

xSchmetterlingstal: Wer früh am Morgen kommt, erlebt das enge, grü-ne Tal mit kleinen Wasserfällen als Idyl-le (S. 62).

xKloster Thári: Die Kirche des ein-sam gelegenen Männerklosters ist mit sehr gut erhaltenen Fresken ge-schmückt (S. 67).

xLahaniá: Ein schönes altes Bin-nendorf mit zwei besonders urigen Ta-vernen und einem netten Priester als humorvollem Kellner (S. 70).

xPrasoníssi: Der breite Sandstrand mit vorgelagertem Inselchen ist we-gen seiner windsicheren Lage ein Do-rado für Windsurfer (S. 72).

xMonólithos: Die Kreuzritterburg thront 240 m über der Ägäis auf einem Fels, der aus einem steilen Hang ragt. Romantischer liegt keine andere Burg auf Rhodos (S. 74).

EINSTIMMUNG

Die Sonne scheint über vielen süd-lichen Inseln, doch nur eine von ihnen ist tatsächlich die Heimat des Sonnen-gottes Helios: das griechische Rhodos. Das zumindest glaubten die alten Hel-lenen.

Der Mythos erzählt, Göttervater Zeus hätte den Helios bei der Vertei-lung der Welt schlichtweg vergessen. Als Helios von seiner täglichen Reise übers Firmament auf den Götterberg Olymp zurückkehrte, bemerkte er, was geschehen war, und beklagte sich bei Zeus. Er wusste aber auch so-gleich Rat: Bei seinen Reisen von Ost nach West hatte er dicht vor der Küste Kleinasiens eine noch unter der Mee-resoberfläche schwimmende Insel ge-sehen, die er sich nun als Besitz erbat. Zeus ließ sie aus dem Meer aufsteigen. Als Helios das Eiland kurz darauf be-suchte, begegnete er dort einer lieb-lichen Nymphe namens Rhode und machte sie zu seiner Frau. Sie gebar ihm drei Kinder: Kamiros, Ialyssos und Líndos. So hießen denn auch die drei antiken rhodischen Stadtstaaten, die ihre Gründung auf die drei Söhne des Helios zurückführten. Erzählt hat diese Geschichte der Dichter Pindar in sei-ner 7. olympischen Ode, die er als Auf-tragsarbeit zu Ehren des rhodischen Olympiasiegers Diagoras im Jahr 464 v. Chr. schrieb.

Der Sonne verdankt Rhodos heute mehr denn je seinen Wohlstand. Sie lockt seit den 1960er Jahren Urlauber aus aller Welt in großer Zahl. Aber auch schon vor dem Zweiten Welt-krieg kamen ausländische Besucher, insbesondere aus Italien und Palästi-na. Es gab sogar Werbeprospekte in hebräischer Sprache.

Pro Jahr landen allein rund 250 000 deutsche Touristen per Direktflug; vie-

le weitere kommen mit griechischen Linienmaschinen, per Fähre, mit der eigenen Yacht oder als Tagesbesucher mit dem Kreuzfahrtschiff.

Die Rhodier haben sich mittlerweile ganz auf die Besucher eingestellt; je-der zweite Insulaner lebt direkt oder indirekt vom Fremdenverkehr. Auf der Insel mit ihren etwa 115 000 Einwoh-nern gibt es bereits über 90 000 Frem-denbetten – und es werden immer mehr, da man jetzt auch begonnen hat, den äußersten Süden zu erschlie-ßen.

Es ist jedoch nicht die Sonne allein, die Rhodos bei Urlaubern so beliebt macht. Auch die Natur hat die Insel verwöhnt. Um sie herum zieht sich ein langes Band von Sand- und Kies-stränden; weite Teile von Rhodos sind üppig grün. Es gibt viel Wald, der vor allem aus Aleppo-Kiefern besteht. Weinstöcke und Olivenbäume gedei-hen ebenso prächtig wie Orangen und Getreide. Im Frühjahr bedecken dich-te Blütenteppiche die Insel; Botaniker haben auf Rhodos zahlreiche Orchi-deenarten entdeckt. 29 Pflanzenarten sind endemisch, kommen also nur auf Rhodos vor.

Der 1215 m hohe Atáviros und der 798 m hohe Profítis Ilías überragen eine liebliche Hügellandschaft, auf die selbst in strengen Wintern kaum ein-mal Schnee fällt.

Zum Landschaftsbild von Rhodos gehören auch die in der Ferne meist sichtbaren Nachbarinseln Kárpathos, Sími und Tílos und die über 2000 m hohen Berge des Taurus-Gebirges an der kleinasiatischen Küste. Seit sich gegen Ende des 20. Jh. die Beziehun-gen zwischen Griechenland und dem ehemaligen Erbfeind Türkei verbessert haben, ist auch diese Küste nur noch einen Tagesausflug entfernt: Ausflugs-boote fahren täglich hinüber nach Marmaris, schnelle Tragflügelboote sogar bis nach Fethiye.

Was Rhodos einzigartig macht, sind seine Kulturdenkmäler. In der Altstadt von Rhodos fühlt man sich weit in die Vergangenheit versetzt. Bauten aus der Antike, der Zeit der Kreuzritter und der Türkenherrschaft prägen das Bild. An den Küsten erheben sich zahlrei-che Kreuzritterburgen, in den Bergen stehen byzantinische Kirchen und Klöster.

Die Antike hat in Líndos, Kámiros und auf dem Berg Filérimos Spuren hinterlassen. Zusätzliche Farbtupfer setzen Überreste frühchristlicher Basi-liken und die fantasievollen, verspiel-ten Bauten aus der italienischen Besat-zungszeit im 20. Jh.

Wer in stille Berg- und Binnendörfer fährt, sich dort unter die Einheimi-schen mischt und vielleicht sogar eine Nacht abseits der Strände verbringt, hat die Chance, einmal in das traditi-

onelle Dorfleben einzutauchen. Auch bei den zahlreichen Kirchweihfesten und in den Inselkirchen kann man die griechische Volksseele studieren. Die orthodoxen Kirchen sind vor allem während der Gottesdienste am Sonn-tagmorgen zwischen 7 und 9.30 Uhr gut besucht.

Rhodos wäre freilich als Urlaubsde-stination nicht so erfolgreich, wenn es sich nicht auch den Wünschen eines jungen, vergnügungsfreudigen Publi-kums geöffnet hätte. In der Neustadt von Rhodos, in Faliráki und in Ixiá findet der Gast eine quicklebendige Disco-Szene vor. Wassersport ist an fast allen Stränden möglich, Moun-tainbiken ist „in“ auf der Insel. Wer es bequemer mag, kann neben nor-malen Autos auch flotte Cabrios und Geländewagen mieten; für Motorrad-Freaks stehen schicke Harleys zur Ver-fügung. In der Stadt Rhodos kann man in den unterschiedlichsten ethnischen Restaurants auf kulinarische Weltreise gehen; und besonders Mutige können

in Faliráki einen Bungee-Sprung riskie-ren.

Die Insel ist durch Straßen hervor-ragend erschlossen. Um Faliráki führt sogar eine Art Autobahn herum, die übrige Strecke zwischen Rhodos-Stadt und Líndos ist so gut ausgebaut, dass manche Rhodier sie als Rennstrecke missbrauchen.

Rhodos ist mit einer Fläche von 1398 km2 die viertgrößte der etwa 100 ständig bewohnten griechischen Inseln; größer sind nur Kreta, Évia (Eu-böa) und Lésvos. Zugleich ist Rhodos die Hauptinsel des aus 19 bewohnten Inseln bestehenden Archipels des Do-dekanes. Im Osten reicht er bis Kastel-lóriso, im Westen bis Kásos, im Norden bis Pátmos und Agathoníssi. Rhodos bildet einen Regionalbezirk der Pro-vinz Ägäis, zu dem auch die Inseln Kas-tellorizo, Sími, Tílos und Hálki gehören.

Rhodos beherbergt als einziger Ort auf dem Dodekanes eine Fakultät der Universität der Ägäis, an der vor allem Lehrer ausgebildet werden.

Industriebetriebe, die Luft und Was-ser verschmutzen könnten, gibt es auf Rhodos nicht. Nur ein Schornstein qualmt manchmal: der des mit Diesel betriebenen Elektrizitätswerkes bei Soróni an der Westküste.

Ansonsten gibt es an Industrie nur einige größere Keramikwerkstätten, die hauptsächlich für den touristi-schen Bedarf produzieren, und Be-triebe, in denen Obstkonserven und Molkereiprodukte hergestellt werden.

Die Weintrauben der Insel werden überwiegend von den alteingesesse-nen Kellereien CAIR und Emery verar-beitet; daneben gibt es einige kleinere Kellereien in Émbonas sowie in der Nähe des Schmetterlingstals Petaloú-des.

Erwähnenswert sind die Kürschner-werkstätten, die sich vor allem in der Altstadt von Rhodos befinden. Die Pel-ze werden über die nordgriechische Stadt Kastoriá importiert und meist dort, aber auch auf Rhodos, zu Män-teln und Jacken verarbeitet.

Kykladenkultur (3200-2000 v. Chr.)

Auf der Inselgruppe der Kykladen entstehen ein-zigartige, 10-150 cm große Marmorstatuetten, die Kykladen-Idole.

Minoische Kultur

(2600-1450 v. Chr.)

Auf Kreta bildet sich die erste Hochkultur Europas heraus. In der ersten Hälfte des 2. Jahrtausends be-herrschen die Minoer den Handel in der Ägäis und im östlichen Mittelmeerraum. Sie gründen auch Handelsniederlassungen an der Küste von Rhodos.

Mykenische Kultur

(1580-1150 v. Chr.)

Auf dem Peloponnes entstehen einflussreiche ach-äische Stadtstaaten; der mächtigste ist Mykene. Die ägäischen Inseln geraten unter mykenischen Einfluss, auf Rhodos gründen Achäer Siedlungen.

„Dunkle Jahrhunderte“

(1150-900 v. Chr.)

Der griechische Stamm der Dorer wandert aufs Festland ein und zerstört die Städte der Achäer. Schon bald kommen die Dorer auch nach Rhodos und gründen hier die Stadtstaaten Iálissos, Líndos und Kámiros.

Geometrische Zeit (900-700 v. Chr.)

Diese Epoche ist nach den überwiegend geomet-rischen Verzierungen der Keramik dieser Zeit be-nannt. Die drei rhodischen Städte schließen sich mit der Insel Kos und den kleinasiatischen Städten Knidos und Halikarnassos (heute Bodrum) zu einem dorischen Sechsstädtebund (Hexapolis) zusammen.

Archaische Zeit (700-500 v. Chr.)

Entstehung der griechischen Staatenwelt, die aus zahlreichen selbstständigen Städten und Inseln be-steht. Im 7. Jh. v. Chr. gründen die drei rhodischen Städte Kolonien am Schwarzen Meer und auf Sizi-lien. Líndos entwickelt sich zu einem Zentrum des Seehandels. Um 550 v. Chr. wird es von Kleoboulos, einem der Sieben Weisen der Antike, regiert.

Perserkriege (490-479 v. Chr.)

Die Perser, die die kleinasiatische Küste und viele In-seln unter ihre Herrschaft gebracht haben, greifen auch das griechische Festland an. Sie werden von

Athen und seinen Verbündeten in See- und Land-schlachten 490, 480 und 479 geschlagen. Rhodos muss auf persischer Seite mit in den Kampf ziehen, schließt sich nach dem griechischen Sieg aber dem Attisch-Delischen Seebund an.

Klassische Zeit (479-338 v. Chr.)

Athen ist die führende Macht in Griechenland, wird aber durch den Peloponnesischen Krieg mit Sparta geschwächt. In dessen Verlauf greift Athen auch Kámiros an, wird aber durch eine gemeinsame rho-dische Flotte vertrieben. 408 v. Chr. gründen die drei Städte gemeinsam die Stadt Rhodos.

Zeitalter des Hellenismus

(338-146 v. Chr.)

Nach der Schlacht von Chaironeia unterwirft der makedonische König Philipp II. das griechische Festland. Rhodos verbündet sich 336 mit ihm, ver-treibt die Makedonier aber 323 wieder von der In-sel. 305 widersteht Rhodos einer Belagerung durch