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Sonnenuntergang über dem friedlichen Sambesi-Fluss in Sambia, kurz bevor er sich in die Victoriafälle ergießt

INHALT

EINFÜHRUNG

KARTE

REISESTIL

Kapitel eins

BERGE

Kapitel zwei

SEEN, FLÜSSE & WASSERFÄLLE

Kapitel drei

STRÄNDE & INSELN

Kapitel vier

AUF SAFARI

Kapitel fünf

GESCHICHTE & ARCHITEKTUR

Kapitel sechs

AUF SEE

Kapitel sieben

WÜSTEN & DÜNEN

Kapitel acht

SCHNEE & EIS

Kapitel neun

DSCHUNGEL & REGENWALD

Kapitel zehn

ROADTRIPS

Kapitel elf

ÜBERNATÜRLICHES

SMARTES REISEN

QUELLEN

DANK

REGISTER

BILDNACHWEIS

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Von oben nach unten: Grevyzebra in Samburu, Kenia; Mönche in Chiang Mai, Thailand; Fischer in Canoa Quebrada, Brasilien; Bungalows in der Coron-Bucht, Philippinen; Franz-Josef-Gletscher, Neuseeland; Ärbol de Piedra im Departamento Potosí, Bolivien

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Von oben nach unten: Buddhistische Kunst auf dem Emei Shan, China; entspannte und fröhliche Bungalows auf Caye Caulker, Belize; pummelige Eselspinguine auf den Aitcho-Inseln, Antarktis; Tandem-Seilrutschen in Samaná, Dominikanische Republik; das salzverkrustete Tal des Mondes in der Atacama-Wüste, Chile; Gerätetauchen am Great Barrier Reef, Australien

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Diani Beach, Kenia

»Reisen ist mehr als nur Sightseeing; es ist ein tiefer, permanenter Wandel der eigenen Sicht auf das Leben.«

MARY RITTER BEARD

EINFÜHRUNG

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Auf unserem Weg zu einem der tiefsten Canyons der Welt über die kurvigen Straßen der Anden, im Zickzack Kühen ausweichend, erschien plötzlich eine Gruppe älterer Peruaner in der Mitte der Straße. Wir fuhren langsam weiter, da wir dachten, sie würden uns den Weg freimachen, aber stattdessen klopfte eine Frau in traditionell bestickter Kleidung an unser Autofenster. »Kommt, tanzt!«, sagte sie lächelnd zu uns auf Spanisch.

»Wir lassen euch nicht vorbei, ehe ihr nicht mit uns getanzt habt!« Mike und ich sahen uns an – dann stießen wir gleichzeitig die Autotür auf. Die feiernde Gruppe jubelte uns zu, und die aus Holz gemachten Instrumente der Musiker wurden lauter. Die Frau nahm unsere Hände und zog uns in einen Kreis sich drehender Frauen.

Wir drehten und drehten uns, warfen die Beine vor und zurück und schwangen unsere Hüften, bis schließlich der Schankmann an uns herantrat und uns ein überschäumendes Chicha-Bier eingoss. Wir prosteten beide unseren neuen Amigos mit einem begeisterten »Salud!« zu und tanzten mit ihnen Arm in Arm bis in die Dunkelheit, glücklich darüber, den berühmten Canyon nie erreicht zu haben.

Wie alles anfing

Als wir mit der Planung für unsere Flitterwochen begannen, schrieben wir als Erstes unsere Traumziele auf einen Zettel: Eisklettern in Patagonien, Wandern zum Machu Picchu, Tauchen am Great Barrier Reef, während der großen Wildtierwanderung auf eine Safari gehen … Für all unsere Wünsche war dabei kaum Platz, und es schien uns unmöglich zu sein, uns für eine Auswahl zu entscheiden. Mike fragte mich: »Was, wenn wir einfach überall hinfahren?« Ich konnte mir das nicht vorstellen und lachte über diesen Gedanken. »Nein, ernsthaft«, sagte er. »Wir sind gesund, haben ein paar Ersparnisse und uns – wann sollen wir die Welt entdecken, wenn nicht jetzt?«

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Beim Tanzen mit neuen Freunden auf einem unerwarteten Straßenfest in Achoma, Peru

An diesem Abend nahm unser »HoneyTrek«, unsere Flitterwochenreise um die Welt, Gestalt an.

Während der folgenden 16 Monate sparten und recherchierten wir und bereiteten uns intensiv vor. Und dann, am 22. Januar 2012, flogen wir mit einem One-Way-Ticket von New York City in den Dschungel des Amazonas. Wir beide ließen unser Zuhause, unsere Jobs, unsere Familie und unsere Freunde zurück und taten den Schritt in das große Unbekannte. Während wir am Gate warteten, gingen uns sämtliche Ängste durch den Kopf: Was würde aus unserer beruflichen Karriere werden? Unseren Ersparnissen für den Ruhestand? Was, wenn wir krank würden, wenn man uns überfiele, oder noch viel schlimmer, wenn wir verrückt würden, weil wir ununterbrochen zusammen wären? Es schien viele Gründe zu geben, besser zu Hause zu bleiben. Heute, nach unserer mehr als fünfjährigen Reise auf sieben Kontinenten, können wir aber Millionen Gründe nennen, weshalb die Entscheidung zum Aufbrechen die beste war, die wir jemals getroffen haben.

Wir haben Tee mit einem laotischen Medizinmann getrunken, sind im Marlborough-Weingebiet auf einer Traubenerntemaschine gefahren, haben bei einer Initiationszeremonie der Xhosa getrommelt, mit einer Geisha in Kanazawa Freundschaft geschlossen, improvisierten Englischunterricht in einem Hmong-Dorf gegeben und eine Herzlichkeit durch fremde Menschen erfahren, die uns im tiefsten Inneren berührt hat. Keines dieser Erlebnisse war Teil unserer ursprünglichen Reisewunschliste, aber sie gehören zu unseren schönsten und unvergesslichsten Erfahrungen.

Der erste Schritt ist, sich in die Welt hinauszubegeben, sei es für zwei Wochen oder für zwei Monate. Und selbst wenn ihr es nicht bis zum tiefsten Canyon der Welt schafft, werden euch auf eurer Fahrt trotzdem grandiose Dinge begegnen.

Abenteuerreisen für Paare

Es gibt viele Bücher darüber, wie man richtig romantisch reist, in denen Orte mit exquisiten Candle-Light-Dinnern, Paarmassagen und seidiger Bettwäsche beschrieben werden. Natürlich mögen auch wir solche Dinge, aber unauslöschliche Erinnerungen gehen tiefer als ein paar Nächte in einem luxuriösen Hotel. Wenn man eine unberührte Strandbucht, einen überwucherten Tempel oder einen Wasserfall mitten im Wald entdeckt und der einzige Mensch außer einem selbst der ist, den man liebt, ist das süßer als Pralinen auf einem Kopfkissen.

Die Abenteuer in diesem Buch sind auch großartig für Alleinreisende, aber dazu wurde schon mehr als genug veröffentlicht. Dieses Buch betrifft euch, eure Liebe zum Reisen und eure Liebe zueinander. Es handelt davon, Beziehungen durch Handlungen zu vertiefen und das Abenteuer zu einem Teil eures Lebens zu machen.

Wenn ihr Reiseerlebnisse teilt, die nur schwer in Worte zu fassen sind, dann verbindet euch das. Dinge, die ihr anderen Menschen nicht wirklich erklären könnt, versteht euer Partner umgehend, ein Geräusch, ein Aroma oder das Zuwerfen eines flüchtigen Blicks. Selbst missliche Lagen werden zu schönen Erinnerungen: so wie einmal, als unser Bus in Mosambik eine Panne hatte und wir eine Mitfahrgelegenheit auf einem Bananenlaster erhielten, oder ein anderes Mal, als wir auf dem Mount Kenya eine falsche Abzweigung nahmen und von bewaffneten Rangern wieder hinauseskortiert wurden; oder als wir in Norwegen eine Einladung zum Abendessen annahmen, bei dem uns ein Schafskopf mit Augäpfeln serviert wurde (und Gott sei Dank auch Aquavit).

Gemeinsam neugierig sein, Träume verwirklichen und das Leben hochleben lassen – das ist die ultimative Reise für zwei.

Mit Herz und Verstand

Wir sind »Serienabenteurer«, wollen ständig etwas Neues sehen und erleben. Nach unzähligen Exkursionen auf dem Globus können wir aber sagen, dass die Momente unwillkürlichen Eintauchens, in denen wir ziellos durch Seitenstraßen geschlendert sind, mit einem Obstverkäufer geplaudert, an einem spontanen Volleyballspiel teilgenommen oder den Abend im Zuhause eines Einheimischen verbracht haben, den Weltwundern gleichkommen.

Menschen wie das Paar aus Peking, das wir auf dem Weg zur Chinesischen Mauer getroffen haben, oder die Rastafari an den Victoriafällen haben jeden Ort zu etwas Besonderem gemacht. Wir hatten rührende Begegnungen auf der ganzen Welt, aber wir wissen, dass sie nicht nur glücklichen Zufällen zuzuschreiben waren: Wir lernen immer einige Wörter der Landessprache, um die Menschen, die unseren Weg kreuzen, zu grüßen (und wenn ihr einer türkischen Großmutter sagen könnt, dass ihr Essen lezzetli – köstlich – ist, habt ihr eine Freundin fürs Leben). Wir sind raffinierter geworden, sind unserem Instinkt gefolgt und haben versucht, jeder Situation mit einem offenen Lächeln zu begegnen.

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Eine künstlerische Interpretation unserer ursprünglich geplanten Flitterwochen um die Welt

Weniger planen, mehr erleben

Lasst auf eurer Reise Platz für unerwartete Gelegenheiten. Ob nun eine lokale Feierlichkeit stattfindet, ein religiöses Ritual am Fluss vollzogen wird oder ein Spanferkel auf dem Dorfplatz gegrillt wird – ihr wollt dabei sein. Wenn die Urlaubszeit begrenzt ist, ist es verlockend, jede Minute zu organisieren. Und obwohl etwas Planung natürlich notwendig ist, solltet ihr euch auch entspannen und vom Rhythmus eines Ortes mittragen lassen. Lasst ihn sich euch gegenüber offenbaren, und die daraus entstehenden Momente werden für euch vielleicht zur Hauptattraktion.

Den öffentlichen Bus gemeinsam mit Massai-Kriegern zu nehmen, Enchiladas an einem Marktstand zu essen oder in einem buddhistischen Kloster zu übernachten – all dies sind wertvolle Erfahrungen, die kaum Geld kosten. Opfert ein paar eurer Annehmlichkeiten und folgt dem Beispiel der Einheimischen. Das ist nicht nur günstig, sondern noch viel mehr: authentisch.

Eine so ungeplante Herangehensweise erscheint manchen vielleicht riskant, aber auf unseren ewigen Flitterwochen wurden wir nie ernsthaft krank, überfallen oder verletzt. All das Streetfood, die mit Hühnern beladenen Busse und die Unterkünfte am Straßenrand, mit denen wir in Berührung kamen, sind wohl Beweis genug, dass die Welt nicht so gefährlich ist, wie man glauben könnte. Natürlich ist es sicherer, einfach zu Hause zu bleiben, aber so bereichernde Erlebnisse zu verpassen, ist wohl die weitaus größere Gefahr.

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Begegnung mit einer Elefantenfamilie in Samburu, Kenia

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Straße nach El Chaltén, wo sich Patagoniens ikonischer Fitz Roy befindet

Was ihr in diesem Buch findet

Wenn wir nach unserem Lieblingsort gefragt werden, antworten wir immer: »Welche Art von Ort gefällt dir denn?« Wir waren an über 500 und haben jeden davon aus anderen Gründen geliebt. Wenn ihr uns aber sagt, dass ihr ein Strandliebhaber oder Bergsteiger seid, können wir euch eine ideale Antwort geben. Wir haben dieses Buch nach genau diesem Prinzip aufgebaut. Wir möchten, dass ihr Ziele gemäß euren Leidenschaften, aber auch neue Abenteuer entdeckt. Große Städte lassen wir dabei aus, da ihr sie alle schon kennt, und obwohl wir einige bekannte Sehenswürdigkeiten wie Angkor Wat und das Urubamba-Tal einschließen, zeigen wir euch vor allem neue, überraschende Perspektiven (habt ihr jemals die mit Eiszapfen verkrusteten Niagarafälle gesehen? Wusstet ihr, dass es mehr als einen Inka-Pfad nach Machu Picchu gibt?).

Um sicherzustellen, dass wir reisenden Paaren die besten Ziele vorstellen und die nützlichsten Tipps geben, haben wir elf unserer liebsten GlobetrotterPaare hinzugezogen und sie gebeten, uns ihre Lieblingsorte und praxiserprobten Tipps zu verraten. Jedes dieser Kapitel beinhaltet Empfehlungen eines »Power-Paars«. Damit ihr es wisst: Bei den Tausenden Orten, die wir besucht haben, könnt ihr euch auf eine gute Auswahl verlassen. Als wir mehr Roadtrip-Vorschläge gebraucht haben, haben wir Lisa Gant und Alex Pelling von 2people1life gefragt, die auf 150 000 zurückgelegte Meilen und 70 durchquerte Länder zurückblicken. Unsere Gewährsleute sind die unerschrockenen Millennials Elayna Carausu und Riley Whitelum des beliebten YouTube-Kanals Sailing La Vagabonde, aber auch die erfahrene Kristin Henning und Tom Bartel mit ihrem Blog Travel Past 50. Ihr Background ist völlig unterschiedlich: von ausgezeichneten kanadischen Reisejournalisten über nomadische Haussitter aus Australien bis hin zu amerikanischen TEDx-Sprechern – ihnen verdanken wir Reiseinspirationen für jedes Paar.

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Abschied von unserem Appartement in Hoboken, New Jersey

Das hier ist kein typischer Standardreiseführer. Wir möchten für euch den essenziellen Charakter jedes Ortes herausarbeiten und euch damit beeindrucken. Wir ergänzen die Beschreibungen um Entdeckungen abseits konventioneller Pfade, um ausprobierte und für gut befundene Aktivitäten und um ein paar Dinge, für die wir selbst unbedingt zurückkehren wollen. Wir teilen mit euch Geheimtipps, vergnügliche Fakten und Geschichten »hinter den Kulissen«. Ihr werdet von Reisepannen lesen, von komischen Begegnungen, von berührenden Momenten und etwas über das wirkliche Leben »on the road« erfahren.

Lasst die Reise beginnen

Dieses Buch widmen wir allen, die große Träume haben. Die meisten der vorgestellten Orte sind weit entfernt, und allein der Gedanke an manche Aktivitäten macht euch vielleicht nervös. Dieses Buch ist nicht für den Durchschnittstouristen bestimmt, sondern für solche wie euch, die wagemutig, wissbegierig und bereit für eine Herausforderung sind. Und weil wir das an euch schätzen, halten wir auch einige der dekadentesten und luxuriösesten Erfahrungen für euch bereit, um euren Abenteuergeist zu belohnen. Unser Ziel ist es, eine Balance zu finden, damit ihr nicht nur entspannt, sondern auch gestärkt nach Hause zurückkehrt. Indem wir unsere Geschichten mit euch teilen, verraten wir euch unsere Geheimnisse, in der Hoffnung, dass sie eure eigenen Entdeckungsreisen inspirieren, die ihr eines Tages vielleicht mit uns teilen werdet.

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Uyuni Salt Flats, Bolivien

REISESTIL

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Jeder hat eine individuelle Art zu reisen. Wenn man zu zweit unterwegs ist, bedarf es also etwas Feingefühl, um seine unterschiedlichen Bedürfnisse miteinander zu vereinbaren. Findet eure Gemeinsamkeiten. Lasst euch auf die Leidenschaften eures Partners ein – ihr könntet Gefallen daran finden. Besiegt Ängste, denn ihr seid zusammen. Eure Traumziele zu entdecken, das richtige Maß an Aktivität zu finden und jedem Tag Romantik zu verleihen, ist der goldene Mittelweg zu eurem absoluten Reiseglück.

REISEZIELE WÄHLEN

»Was erwarten wir von unserem nächsten Urlaub?« ist eine Frage, über die viele Paare nicht nachdenken. Fast immer geht es bei der Planung vorrangig darum, ein Reiseziel zu bestimmen – der Gedanke, was diese Region eigentlich zu bieten hat, spielt erst später eine Rolle.

Sprecht stattdessen darüber, was ihr von eurer Reise erwartet, und lasst euch davon leiten. Bevor ihr euch wie selbstverständlich auf einen Ort fixiert, von dem alle schwärmen, oder einfach nur dorthin zurückkehrt, wo es euch schon in der Vergangenheit gefallen hat, fragt euch: »Möchten wir neue Kulturen entdecken? In der Wildnis wandern gehen? Auf das Meer hinaus fahren? Eine Fertigkeit verfeinern? Oder etwas ganz Neues versuchen?«

Schreibt alle eure Ziele auf und erkennt eure Gemeinsamkeiten. Findet die Orte, die euren Wünschen entsprechen, als Individuum, aber auch als Paar. Diese einfache Übung, eure Gedanken niederzuschreiben und sie miteinander zu vergleichen, wird nicht nur die Vorfreude auf eure Reise erhöhen und eine Entscheidungshilfe sein, sondern auch eine Chance, etwas Neues übereinander zu lernen.

Abenteuerlich sein

Ihr werdet nicht jünger. Reist deshalb weiter und länger, wandert höher, taucht tiefer und unternehmt jetzt, so viel ihr könnt. Als wir die Ziele für unsere Flitterwochen um die Welt ausgesucht haben, war unsere Philosophie, Orte zu besuchen, die zu weit entfernt für einen einwöchigen Urlaub und zu rau sind, um sie mit knackenden Knien bewältigen zu können. Eine 153 Kilometer lange Rundwanderung zum Annapurna-Basislager, wobei wir in einfachen himalayischen Teehäusern übernachtet haben, war eines unserer besten Abenteuer. Aber hätten wir das ein oder zwei Jahrzehnte später genauso empfunden oder gar in die Tat umgesetzt?

Fragt euch: »Wo liegen meine Grenzen, und welche Abenteuer finden sich dort?« Egal, wie alt ihr seid, es ist nie zu spät, sich auf den Weg zu machen. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr werdet ihr auf Komfort Wert legen und desto unwahrscheinlicher wird es sein, dass ihr die unberührten, wilden Ecken der Erde erreicht. Fordert euch selbst heraus und verlasst die federweichen Touristenpfade, bevor euch irgendetwas vom Gegenteil überzeugt.

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Faulenzen in der Casa Lucila in Mazatlán, Mexiko

Zieht Entwicklungsländer in Betracht

Wir lieben Städte von Weltrang – ihr werdet sie in diesem Buch nur nicht finden. Wir müssen euch nicht sagen, wie großartig Paris oder Kyoto sind. Und diese Städte werden auch immer eine Option bleiben: Die meisten schützen sorgfältig ihr historisches Erbe, bieten westlichen Komfort und eine gute Infrastruktur. Man kann sie auch leicht später im Leben besuchen – sie werden ähnlich, wenn nicht sogar noch besser ausgebaut sein. Der Inle-See oder die Vulkanstraße dagegen verändern sich schnell. Sie sind reif für das Abenteuer, reich an Kultur und noch unberührt vom Massentourismus. Um sie noch in dieser Form zu erleben, ist jetzt der richtige Zeitpunkt.

Entwicklungsländer sind auch unglaublich erschwinglich. Ein durchschnittliches Drei-Sterne-Hotel in Hanoi kostet zwei Drittel weniger als in London. Also lasst euch nicht durch den Flugpreis davon abhalten, weit entlegene Orte zu besuchen. Solche Reisen sind am Ende oftmals günstiger als vermutet, und ihr werdet sie in Zukunft vielleicht nicht mehr auf dieselbe Art erleben können.

Reiseziele für euer Budget

Wenn es einen Ort gibt, den ihr unbedingt erleben wollt, dann los! Einmalige Erfahrungen wie Paragliding über den römischen Ruinen von Pamukkale oder Tauchen zwischen Wracks aus dem Zweiten Weltkrieg auf den Philippinen sind jeden Cent wert. Das alte Sprichwort ist wahr: »Reisen ist die einzige Investition, die reicher macht.« Bevor ihr euch durch finanzielle Überlegungen abschrecken lasst, erinnert euch, dass es für jeden Ort Möglichkeiten gibt, ihn bezahlbar zu machen. Betrachtet nichts von vornherein als ausgeschlossen – im Kapitel »Smartes Reisen« (S. 239) findet ihr Tipps dazu, wie ihr die Kosten für euren Traumurlaub senken könnt.

Man kann zwar ständig versuchen, seine Reisekosten durch geschickte Deals zu reduzieren, aber es ist gut zu wissen, dass einige Orte grundsätzlich günstiger sind. Mittelamerika, Osteuropa und Südostasien gehören zu den Regionen der Welt, in denen ein kleines Budget keine geringere Qualität bedeutet. Reist also in Länder, die eure Ausgaben in Grenzen halten, euch aber unbezahlbare Erlebnisse ermöglichen.

Sicherheit

In den meisten Fällen ist euer Wunschziel wahrscheinlich sicher, aber es ist trotzdem klug, sich über die aktuelle Lage zu informieren. Besucht hierzu die Website des Auswärtigen Amts, lest die lokalen Nachrichten und konsultiert Reiseforen (bleibt dabei aber kritisch), um zu entscheiden, ob der richtige Zeitpunkt für eure Reise jetzt oder lieber später ist.

AUSGEWOGENES REISEN

Reisen ist eine Gelegenheit, Interessen zu entdecken. Versucht einen neuen Wassersport, übt eine Sprache, macht einen traditionellen Kochkurs, besteigt einen Vulkangipfel und unternehmt alles, was zu Hause nicht möglich ist. Die ganze Welt steht euch offen, um das Passende für euch auszuwählen. Wenn ihr Trekking liebt, besteigt den Himalaya, aber belasst es nicht dabei: Reist weiter zu den mittelalterlichen Städten, den weltberühmten Stromschnellen und den Regenwäldern am Fuß des Gebirges, in denen Nashörner leben.

Für uns ist Reisen eine Chance, die exotischen Schätze eines anderen Landes und seine kaum bekannten Vergnügungen zu entdecken. Lasst alles aus, was ihr an jedem Tag eures Lebens tun könnt (wie beispielsweise einen Burger am Pool zu essen), und fordert euch zu neuen Erfahrungen heraus, wie türkische Meze in einer byzantinischen Höhle zu genießen oder Fassbiere in einem Zisterzienserkloster zu kosten.

Eindrücke gewinnen

Esst an den Straßenständen einer Stadt, und ihr werdet verstehen, was die schicken Fusion-Restaurants zu ihren Geschmackskreationen inspiriert. Verbringt Zeit mit den Bergvölkern, um zu sehen, woher Boutiquen ihre Ethnomuster und viele ihrer Accessoires entlehnen. Stapft für ein paar Tage von Berghütte zu Berghütte durch den Schnee, und die Laken eines Hotels werden sich um ein Vielfaches weicher anfühlen. Wenn ihr eure Reise durch Gegensätze gestaltet – teuer bis günstig, von der Stadt auf das Land, Abenteuer und Entspannung –, wird dies einem Ort Charakter geben und die Reise bedeutungsvoller machen.

Lokale Kultur mit Luxus verbinden

In eurem Urlaub habt ihr euch ein kleines Verwöhnprogramm verdient. Feinschmeckermenüs, ein Zimmer mit Meerblick, Spabehandlungen und andere Annehmlichkeiten sollten daher nicht fehlen. Wir lieben Boutiquehotels im Stil der lokalen Kultur, die diese durch geschichtsträchtige Antiquitäten, traditionelle Menüs und kulturelle Elemente in jedem Winkel ihres Hauses zum Strahlen bringen. Genießt diese Traumwelt – lasst euch dadurch aber nicht davon abhalten, euch auch auf das Leben jenseits der Hotelanlage einzulassen. Schlendert ohne Reiseführer durch die Straßen und lasst euch ein paar Mahlzeiten in einem der einfachen Restaurants schmecken. Übernachtet einige Nächte in einer privaten, über Airbnb vermittelten Unterkunft. Zwar wird es dort weder eine Espressomaschine in eurem Zimmer noch einen Hotelpagen geben, aber die Authentizität und Herzlichkeit im Kontakt mit den Einheimischen ist ein unbezahlbares Upgrade.

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Tibetische Mönche genießen das Gedong-Maskenfestival in Benzilan, China

Planung und Spontaneität

Gerade wenn unsere Urlaubszeit begrenzt ist, wollen wir das Beste daraus machen und so viele Aktivitäten wie möglich umsetzen. Von der Sorge geplagt, dass es am Reiseziel überfüllt sein könnte, buchen viele ihre Touren, Hotels und Transportmittel daher bereits im Voraus. Das ist vollkommen verständlich, und wenn ihr nicht auf bestimmte Aktivitäten verzichten wollt (vor allem während der Hochsaison), ist es tatsächlich ratsam, diese vor dem Beginn der Reise zu buchen. Trotzdem solltet ihr es, wann immer es geht, ganz anders machen:

Es ist oft günstiger und besser für die lokale Wirtschaft, vor Ort zu buchen.

Viele der authentischsten Angebote findet ihr zwar nicht online, bei eurer Ankunft werden sie euch aber gleich auffallen.

Man kann wetterabhängige Aktivitäten präzise planen.

Örtliche Veranstaltungen, Festivals oder Einladungen ergeben sich oft unerwartet, und ihr wollt sie nicht wegen einer Reservierung verpassen.

Setzt die Aktivitäten, die euch besonders wichtig sind, in die Tat um, aber lasst Raum für spontane Gelegenheiten, die sich ergeben.

Die Balance finden

Oft kommen Reisende völlig geschlaucht wieder nach Hause und sagen: »Ich brauche Erholung von meinem Urlaub.« Obwohl wir finden, dass das besser ist, als zu sagen: »Wir haben Sonnenbrand und fünf Kilo durch das Buffet zugenommen«, möchten wir euch helfen, eine gute Balance zwischen Abenteuer und Entspannung zu finden. Verteilt eure Unternehmungen über mehrere Tage und Wochen, statt unter dem Druck zu stehen, von morgens bis abends aktiv sein zu müssen.

Spaziert an einem Tag bei Sonnenaufgang durch die Straßen und beobachtet, wie die Läden öffnen und der Ort langsam zum Leben erwacht. Unternehmt ein oder zwei Dinge und entspannt euch dann bei einer Nachmittagssiesta, um euch abends mit frischer Energie in das Nachtleben zu stürzen. Wenn ihr einen Ort zu verschiedenen Tageszeiten erlebt, erhaltet ihr eine ganzheitliche Perspektive darauf.

Sucht euch nach einem abenteuerlichen Tag eine gemütliche Bank auf dem Dorfplatz oder entspannt euch in einem Café. Leute zu beobachten und mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen, sind stark unterschätzte Reiseaktivitäten, obwohl sie kulturell viel aufschlussreicher sein können als der Besuch eines Museums. Beendet jeden Tag damit, den Sonnenuntergang zu bestaunen und eure Zweisamkeit ausgiebig zu genießen.

REISEN ALS PAAR

Ein afrikanisches Sprichwort sagt: »Wenn du schnell gehen willst, dann geh allein. Wenn du weit gehen willst, dann geh zu zweit.« Der gesamte Ablauf einer Reise wird euch in vielerlei Hinsicht verbinden, angefangen beim Sammeln eurer Traumziele und dem Herausarbeiten einer Route. Ankommen in einem fernen Land, sich zurechtfinden in der Fremde und Erfahrungen machen, die ihr euch niemals erträumt hättet. All das sind Errungenschaften, auf die ihr gemeinsam anstoßen könnt.

Ein exotisches Umfeld ist romantisch, aber auch herausfordernd. Abgesagte Touren, Magenschmerzen, schlechtes Wetter oder das Verlaufen im Städtedschungel sind alles andere als traumhaft. Es ist wichtig, mit derlei Hindernissen umgehen zu können, um hinterher wieder in gewohnter Weise Spaß zu haben.

Kompromisse schließen

Legt eure Reiseroute gemäß euren gemeinsamen Interessen fest. Dadurch ist eure Ferienzeit wahrscheinlich schon ausgefüllt. Wenn eure Wünsche aber stark auseinandergehen, dann seid trotzdem empfänglich für die Vorstellungen des anderen. Eurem Partner durch Taten zu zeigen, dass euch seine Wünsche wichtig sind, bedeutet mehr als alle Worte. Wechselt eure Unternehmungen bezüglich eurer Vorlieben ab. Ein Abend bei einem Fußballspiel ist eine faire Gegenleistung für einen Opernbesuch. Erinnert euch beim ersten Murren liebevoll daran, dass Reisen bedeutet, Neues zu versuchen.

Zeit getrennt voneinander verbringen

Es ist ganz natürlich, unterschiedliche Interessen zu haben – widmet euch also ohne schlechtes Gewissen einigen davon allein. Reisen ist eine wunderbare Gelegenheit zur Selbstreflexion, und es tut jedem gut, sich selbst Freiraum zu schaffen. Nehmt euch einen Tag oder Nachmittag Zeit dafür, getrennt das zu tun, wonach euch der Sinn steht. Und, wie man zu sagen pflegt: Abwesenheit steigert die Zuneigung – besonders, wenn ihr dem anderen am Ende des Tages eine spannende Geschichte erzählen könnt.

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Wildes Campen am Lake Alexandria, Neuseeland

Die Dinge nehmen, wie sie kommen

Urlaub ist für die meisten von uns die »perfekte« Flucht (hat hier jemand »Paradies« gesagt?). Wenn also etwas schiefläuft, überfordert uns das oft, weil wir nicht damit rechnen. Um solche Situationen zu vermeiden, akzeptiert einfach, dass nicht immer alles nach Plan läuft, und beschließt gemeinsam, schnell darüber hinwegzukommen. Wenn unvorhersehbare Geschehnisse eure Pläne durchkreuzen, dann haltet Ausschau nach anderen Möglichkeiten, die vielleicht sogar besser sind. Und wenn das nicht der Fall ist, nehmt es mit Humor – all das gehört zum Reisen.

Seid vorbereitet

Hunger, Hitze und ein leerer Handyakku sind Streitauslöser. Indem ihr bestimmte Vorkehrungen trefft, etwa Proviant, Wasser und ein Ladegerät mitnehmt, könnt ihr solchen Problemen vorbeugen. Aber wenn wirklich einmal alles schiefgeht, geht in euch und versucht gelassen zu bleiben – wütend zu werden, wird euch nicht helfen. Attackiert euch nicht gegenseitig wegen Dingen, die einfach durch das Essen eines Müsliriegels gelöst werden können, und verwechselt momentane Launen nicht mit wahren Gefühlen.

Zeit zum Nichtstun

In unserem Überschwang, so viel wie möglich zu unternehmen, gehen die kleinen Dinge oft unter. Vergesst eure Reiseroute für ein oder zwei Tage: Nehmt euch an der Hand, schlendert durch hübsche Alleen, folgt dem Duft frischer Backwaren, stöbert in Antiquitätenläden und unterhaltet euch mit den Einheimischen, denen ihr auf eurem Weg begegnet. Manchmal ist es auch wichtig, nicht zu sprechen. Schlaft euch aus, frühstückt im Bett und seht euch ein paar Momente länger in die Augen.

Wie ihr eurer Reise Romantik verleiht

Tanzende Polarlichter am Himmel über euch, ein minutenlanger Sonnenuntergang am Meer, in Nebel gehüllte uralte Tempel – Reisen ist eine Zeit, in der Romantik endlich einmal Platz hat. Unfassbare Naturschönheiten und eure Urlaubsstimmung machen euch unabhängig von üppigen Fünf-Gänge-Menüs oder termingebundenen Theaterkarten. Ein paar aufmerksame Gesten und einfache Überraschungen können für euch jeden Ort zu etwas Besonderem machen. Wenn ihr auf der Suche nach Romantik seid, dann werdet ihr an folgenden Tipps Gefallen finden … Und vergesst nicht, euch zu küssen:

Packt Duftkerzen, Massageöl und Schaumbad ein.

Esst Dessert überall, nur nicht am Tisch.

Schaut in einer Hängematte für zwei in den Sternenhimmel.

Plant ein Date, aber haltet die Details geheim.

WÄHLT EIN ABENTEUER

Dieses Buch ist keine Standardanleitung zur Gestaltung eurer Reise, sondern es ist voll mit einzigartigen Erlebnissen. Findet die Aktivitäten, die euer Herz höher schlagen lassen – Hundeschlittenfahren, Ultraleichtfliegen, Wracktauchen, Eisbärensafaris –, und findet heraus, wo in der Welt ihr sie verwirklichen könnt. Blättert einfach zu der entsprechenden Seite; vielleicht stoßt ihr auf ein Land, von dem ihr immer geträumt habt, oder auf ein Reiseziel, das euch völlig neu ist. Seid offen, frönt eurer wilden Seite und lasst euch vom Abenteuer leiten. Und wenn ihr euch jemals mit Altem zu langweilen beginnt, dann schlagt diese Seite auf und verleiht den Dingen wieder Würze:

Image Einen Mondregenbogen im Dunst Hunderter Wasserfälle schimmern sehen46

Image Ein Dinner auf einem privaten Sampan genießen, das vom Gesang eines afrikanischen Chors untermalt wird54

Image Mit einem türlosen Helikopter in einen üppig grünen Vulkankrater fliegen66

Image Über Hängebrücken zu eurer tropischen Baumhütte laufen78

Image Eisbären begleiten, die die eisige Küste entlangstreifen96

Image Die Niststrände von Meeresschildkröten entlangpatrouillieren und ihren geschlüpften Jungen dabei helfen, das Meer zu erreichen100

Image In einer Luxushöhle übernachten108

Image Mit Walhaien schwimmen, die mehr als das 200-Fache eures Gewichts haben126

Image Durch die Kommandobrücke eines Schiffs aus dem Zweiten Weltkrieg tauchen130

Image Rosa, schwarzen und weißen Sand zwischen euren Zehen spüren132

Image Durch ein Labyrinth aus Eisbergen stehpaddeln160

Image An nur einem Nachmittag von einem Regenwald zu einem Gletscher wandern162

Image Auf einer Schneeraupe zu einer Jurte fahren, wo ein knisterndes Kaminfeuer und fantastisches Essen auf euch warten166

Image Euer eigenes Schlittenhundegespann durch die arktische Tundra treiben168

Image Auf der Jagd nach Polarlichtern mit einem Schneemobil eine Insel überqueren170

Image Euch eine Spabehandlung unter einem heiligen Wasserfall im Regenwald gönnen180

Image Auf der Straße vor einer karibischen Fischbraterei essen und tanzen190

Image Euch in einer Survivalschule für den Regenwald anmelden und den Tarzan in euch entdecken194

Image Basaltsäulen entlangklettern über sich brechenden Wellen208

Image Mit einem Luxuscamper durch die größte Salzebene der Erde fahren220

Image Paragliding über römischen Ruinen und einem Berg mit weißen Kalksteinterrassen224

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Antreiben eines Schlittenhundegespanns auf Tromsøya, Norwegen

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Torres del Paine, Chile

»Nun sind wir in den Bergen und sie sind in uns, sie entfachen Leidenschaft, bringen jeden Nerv zum Zittern, sind in jeder Pore und Zelle unseres Körpers.«

JOHN MUIR

Kapitel eins

BERGE

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Berge, die sich am Horizont erheben, sind unbeschreiblich faszinierend. Wege führen über sie in alle Richtungen: an einem Fluss entlang, durch einen Wald oder in ein Tal hinab. Jeder davon ist ein Abenteuer für sich. Entscheidet euch für den Aufstieg auf einen 6000 Meter hohen Gipfel, und die Landschaft verändert sich vom tropischen Regenwald mit turnenden Affen zu hängenden Gletschern, wo Schneeleoparden lauern. Ein altes Steinaquädukt führt euch zu einer verlorenen Zivilisation und Relikten der Vergangenheit.

Eure Muskeln, eure Atemzüge und euer Wille tragen euch in ungeahnte Höhen, und ihr befindet euch in einem Amphitheater aus zerklüfteten Felsen. Lehnt euch zurück und fühlt, was ihr geleistet habt, oder steigt weiter hinauf – der Gipfel ist für viele Abenteurer der heilige Gral. Berge gelten über viele Kontinente und Kulturen hinweg seit langer Zeit als Heiligtum und werden vielfach bis heute verehrt. Man kann in China Trekking von Tempel zu Tempel machen, zu den Klippenaltären in Peru wandern oder den eigenen spirituellen Ort in Patagonien finden. Wandert, klettert, entdeckt Höhlen, macht Paragliding oder fahrt Kajak – aber macht euch auf den Weg. Die Berge rufen.

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ANNAPURNA SANCTUARY

Nepal

Wenn acht der zehn höchsten Berge der Erde sich in einem einzigen Land befinden, sollte man entweder den großen Schritt wagen oder nach Hause fahren. Betretet das Herz des Himalaya über den schmalen Pass zwischen dem Machapuchare und dem Hiunchuli. Folgt dem Weg entlang dem Gletscherfluss Modi Khola in den Ring aus 6000 Meter hohen Gipfeln am Annapurna-Basislager (ABL). Während ihr über 2100 Meter Höhenunterschied von rosa Rhododendronwäldern in eisiges Gebirge aufsteigt, offenbart sich euch eine erstaunlich vielfältige Landschaft. Die alten Fußpfade sind nicht nur für Trekker gedacht, sondern verbinden auch abgelegene Bergdörfer miteinander und erlauben einen Blick auf die traditionelle Gurung- und Magar-Kultur. Auf dem Weg zum ABL befinden sich in dichten Abständen Teehäuser, die hausgemachte Mahlzeiten, gemütliche Betten und alles anbieten, was ihr braucht, um die Campingausrüstung und das Überleben in der Wildnis für eine Nacht zu vergessen. Nach fünf oder sechs unvergesslichen Tagen werdet ihr das 4100 Meter hoch gelegene Basislager und das majestätische Panorama des Annapurna-Massivs erreichen. Erwacht während des Sonnenaufgangs über dem heiligen Gipfelring und fühlt, wie jeder Schmerz in eurem Körper sich in Luft auflöst.

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Beim Abstieg vom Annapurna-Basislager mit unserem einheimischen Fremdenführer

Image BESTE REISEZEIT

Die Monate Oktober bis November sowie April bis Mai (mit Rhododendronblüte) bieten ideales Wanderwetter.

Image ÜBERNACHTEN

Jhinu Guest House: Einfach, aber in perfekter Lage nahe den heißen Quellen, die ihr nicht verpassen dürft. Chomrong Cottage: Westlicher Komfort einige Tageswanderungen weit im Himalaya mit einem Angebot an Schokoladenkuchen, Burritos und umwerfender Aussicht. Hinweis: In fast allen Dörfern auf dem Weg gibt es Teehäuser mit Buchungsmöglichkeit bei der Ankunft.

Image ROMANTIK

Packt eine kleine Flasche Massageöl ein. Abendliche Massagen werden für euch zu einem romantischen (und notwendigen) Ritual werden.

Image HONEYTREK-TIPP

Bucht euer Trekking nicht im Voraus bei einem westlichen Unternehmen. Tut dies lieber in der Annapurna-Trekkinghauptstadt Pokhara bei einem der vielen kompetenten einheimischen Fremdenführer zu einem Bruchteil des Preises.

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Bad in den heißen Quellen von Jhinu am Modi-Khola-Fluss

ABENTEUER FÜR PAARE

Old Gurung Museum Image

Für die einheimischen Gurung ist das Annapurna Sanctuary ein heiliger Ort, an dem hinduistische, buddhistische und animistische Götter wohnen. Besucht das Museum in Ghandruk, um etwas über die faszinierenden Traditionen der Einwohner und ihre überraschende Vergangenheit als furchtlose Kämpfer der britischen Armee zu erfahren.

Heiße Quellen von Jhinu Image

20 Minuten entfernt vom Dorf Jhinu sammelt sich das Wasser natürlicher heißer Quellen in einem malerischen steinernen Becken dicht beim wasserreichen Modi-Khola-Fluss. Hier könnt ihr eure Muskeln nach einem anstrengenden Trekkingtag bei einem ausgiebigen Bad entspannen.

Abseits des Basislagers Image

Gedenkt an der mit Gebetsfahnen geschmückten Stupa der abgestürzten Bergsteiger, streift über die felsigen Schafweiden, klettert über die steinige Moräne des südlichen Annapurna-Gletschers, spielt mit dem Personal des ABL Volleyball und stoßt mit einem Glas Raksi auf eure Tagesleistung beim Trekking an.

Image Trekkingfutter: Dal Bhat

Das landestypische Gericht Nepals und euer ABL-Power-Food ist unbestritten Dal Bhat. Wörtlich übersetzt handelt es sich hierbei um eine einfache Linsen-Reis-Suppe, aber tatsächlich repräsentiert dieses Gericht durch seine Gewürzvielfalt und verschiedenen Gemüsecurrys unterschiedliche Regionen. Ingwer, Chilis, Tamarinde, Kurkuma und Mango-Pickle verleihen eurem Dhal Bat an jedem Tag eine andere Würze, aber eines bleibt immer gleich: Ihr könnt so viel essen, wie ihr möchtet. Nehmt also zwei- oder dreimal nach – ihr habt es euch verdient.

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Eine klassische Portion Dal Bhat, Nachschlag garantiert

Sonnenaufgang über dem Poon Hill Image

Steht eine Stunde vor der Morgendämmerung auf, nehmt eine Mütze und Stirnleuchte mit und wandert von Ghorepani zum Poon Hill. Dann erlebt ihr, wie sich die Annapurna-Kette und das Dhaulagiri-Massiv von einer leuchtenden Silhouette in ein schneebedecktes Panorama rauer Gipfel verwandeln. Der etwa fünftägige Trek zum Poon Hill ist für sich allein genommen eine großartige Alternative zum ABL (ca. 10 Tage), wenn man weniger Zeit hat.

WAS ES AUF DIESEM KONTINENT NOCH ZU ENTDECKEN GIBT:

» Seen: Inle-See, Myanmar · S. 48

» Übernatürliches: Wulingyuan, China · S. 234

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CORDILLERA CENTRAL

Philippinen

Trotz ihrer beeindruckenden Größe ist es vielmehr die Tradition des Widerstands, welche die längste Gebirgskette Luzons so faszinierend macht. In einem Land, das von Spaniern, Amerikanern, Briten und Japanern besetzt war, gaben die Bewohner der Cordillera Central niemals ihren Lebensraum oder ihren traditionellen Lebensstil auf (auch wenn sie dafür zu brutaler Gewalt greifen mussten). Bei der Kultivierung ihrer steilen Hänge zu blühenden Reisterrassen während der letzten 2000 Jahre machten sie sich die natürliche Beschaffenheit der Landschaft zunutze und schufen von Hand ein Netzwerk aus Reisfeldern mit Mauern aus Stein und Ton, die durch den Regenwald bewässert werden und durch Treppen verbunden sind, die lang genug sind, um darauf den halben Globus zu umrunden. Die sich darin ausdrückende Harmonie zwischen Natur und menschlicher Zivilisation führte zu einer neuen UNESCO-Kategorie: Kulturlandschaften. Die einzelnen Gemeinschaften sind durch diese Agrargeschichte verbunden, unterscheiden sich über die Provinzen Kalinga, Mountain und Ifugao hinweg aber in ihrer Religion, Kunst und Kultur. Wandert zu den hängenden Särgen von Sagada, nehmt an einer Mondernte in Batad teil oder lasst euch eine Stammestätowierung in Buscalan machen. Was auch immer ihr in den Kordilleren unternehmt – es wird ein Abenteuer.

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Banaue, das Herz der Ifugao-Reisterrassen

Image BESTE REISEZEIT

April bis Juni und September bis November bleiben weitgehend regenfrei, während die Reisterrassen leuchtend grün sind und man die Ernte beobachten kann.

Image ÜBERNACHTEN

Native Village Inn: Traditionelle Strohhütten mit freundlichem Service und großartiger Aussicht auf die Reisterrassen von Banaue. Misty Lodge: Gemütliche Holzzimmer und ein exzellentes Café in der friedlichen Umgebung des Urwalds direkt vor dem Dorf Sagada.

Image ROMANTIK

Trinkt einen Nachmittagstee im Sagada Lemon Pie House. Die fröhliche gelbe Hütte mit hoher Decke, großen Fenstern und Sitzkissen auf dem Boden ist ein behaglicher Ort, um Süßigkeiten und Bergtee zu genießen.

Image HONEYTREK-TIPP

Fahrt statt auf der überfüllten Sitzbank in einem Jeepney auf dessen geräumigerem Dach mit, um frische Luft zu atmen, eine umwerfende Aussicht zu genießen und mit den Einheimischen zu scherzen. Benutzt eure Jacke als Sitzkissen und haltet euch sehr gut fest.

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Wanderpause über den Reisterrassen des Dorfes Batad

ABENTEUER FÜR PAARE

Reisterrassen-Trekking Image

Wandert auf dem Awan-Igid-Pfad zwei Tage lang tief hinein in die Reisterrassen von Ifugao zu den traditionellen Dörfern Pula, Kambulo und Batad. Wenn eure Zeit knapp ist, beschränkt euch auf das spektakuläre Batad. Erkundet die ineinander verschachtelten Reisfelder, das Dorf mit seinen Stelzenhäusern und den 61 Meter hohen Tappiya-Wasserfall.

Stammestätowierungen in Buscalan Image

Durch die kürzliche Auszeichnung der Tätowierkünstlerin Whang-od mit dem philippinischen National Living Treasures Award lebte diese 1000 Jahre alte Kalinga-Tradition in ihrem entlegenen Zuhause wieder auf. Seht Meistertätowierern dabei zu, wie sie mit in Tinte getränkten Dornen bei 100 Stichen pro Minuten Stammesmotive tätowieren, oder holt euch euer eigenes bleibendes Hautkunstwerk.

Hängende Särge des Echo-Tals Image

Wenn ihr oberhalb der Marienkirche in Sagada entlang und von dort hinunter zum Aussichtspunkt lauft, seht ihr bemalte hölzerne Särge, die hoch in den Klippen befestigt sind. Dieses beeindruckende Igorot-Bestattungsritual wird bereits seit zwei Jahrtausenden praktiziert.

Erkundung der Sumaguing-Höhle Image

Folgt den unterirdischen Wasserfällen, die in einer Kalksteinkaverne Hunderte Meter hinabstürzen. Springt von Teich zu Teich, spielt mit Licht und Schatten, hangelt euch über unwirklich anmutende Felsformationen hinweg und erlebt eine der besten Höhlenwanderungen auf den Philippinen.

Image Individualverkehr mal anders

Jeepneys findet man ausschließlich auf den Philippinen, und sie gehören zu unseren liebsten einheimischen Transportmitteln. Sie wurden aus Militärfahrzeugen konstruiert, die die USA nach dem Zweiten Weltkrieg zurückgelassen hatten. Seither haben sie sich zu Regionalbussen mit individuellem Flair entwickelt. Keine zwei Jeepneys gleichen einander – jeder ist durch den Kunstsinn, den Humor und die Angeberei seines Fahrers geprägt. Im Inneren sind oft Witze, Familienfotos, Flirtsprüche und Bibelverse zu sehen, und außen ist alles erlaubt, solange es Aufmerksamkeit erregt.

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Philippinisches Transportmittel und kulturelles Symbol zugleich

WAS ES AUF DIESEM KONTINENT NOCH ZU ENTDECKEN GIBT:

» Auf See: Nördliches Palawan, Philippinen · S. 130

» Übernatürliches: Zentral-Flores, Indonesien · S. 222

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EMEI SHAN

China

Wenn ihr jemals eine traditionelle chinesische Malerei mit Bergen im Dunst und gemeißelten Steintreppen, die zu roten Pagoden hinaufführen, vor Augen hattet, dann kommt der Emei Shan dieser Vorstellung ziemlich nahe. Dieser heilige Gipfel in Sichuan ist der Ort, an dem Bodhisattva Samantabhadra (Pŭxián) zur Erleuchtung kam und wo im 1. Jahrhundert einer der ersten buddhistischen Tempel Chinas erbaut wurde. Pilger und chinesische Touristen besuchen die Hauptmonumente in Scharen, aber jeder, der den 3050 Meter hohen Berg während eines zweitägigen Trekkings besteigt, um auf dem Weg seine 150 Klöster, Tempel und Pavillons zu bestaunen, wird um eine himmlische Erfahrung reicher. Auf eurem Weg durch die Bambuswälder, Teeplantagen und Kalksteinpässe werdet ihr fast im Stundentakt einen Tempel durch die Bäume blitzen sehen, der euch dazu einlädt, eine meditative Pause einzulegen und die religiöse Kunst darin zu bestaunen, sich durch Weihrauch benebeln zu lassen und euren Durst beim Klang von Mönchsgesängen zu löschen. Schließlich erreicht ihr euer Ziel, den »Goldgipfel«, eine Tempelanlage direkt auf den Klippen, wo ihr gemeinsam mit den ehrfürchtigen Besuchern die Magie dieses heiligen Ortes in euch aufnehmen könnt.

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Ankunft am Xixiang-Chi-Tempel nach einem Tag Trekking

Image BESTE REISEZEIT

März bis Mai mit angenehmen Temperaturen und der Azaleenblüte, September bis Oktober mit rot belaubten Ahornbäumen.

Image ÜBERNACHTEN

Emeishan Hostel C: Ein schönes, englischsprachiges Basislager, bevor ihr zum Trekking aufbrecht, das auch die Aufbewahrung schwererer Gepäckstücke anbietet. Kloster Hongchunping: Einfache Unterkunft auf halber Höhe des Berges, die durch die sakrale Umgebung aufgewertet wird, in der Nähe des Hard Wok Café.

Image ROMANTIK

Graviert eure Namen in ein Vorhängeschloss und befestigt es am Zaun des Qingyin-Pavillons als Symbol des Glücks und ewiger Liebe.

Image HONEYTREK-TIPP

Wenn ihr die malerischste Route sehen wollt, dann lauft den Baoguo-Tempel-Pfad von seinem Westende hinauf. Plant zwei Tage für diesen 58 Kilometer langen Weg ein und verbringt am Ende eine Nacht auf dem Goldgipfel.

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Schöner, aber schelmischer Tibetmakake

ABENTEUER FÜR PAARE

Baoguo-Kloster Image

Verbringt eure erste Nacht in diesem buddhistischen Kloster am Fuß des Emeishan. Wacht beim spirituellen Gesang von Mönchen während ihres Sonnenaufgangsrituals auf, wandelt durch die weitläufigen Bauten aus dem 17. Jahrhundert und ihre Gärten, deckt euch mit Trinkwasser ein und beginnt den Aufstieg!

Qingyin-Pavillon Image

Nach elf Kilometern auf dem Baoguo-Tempel-Pfad erscheint ein roter Pavillon mit einem schwalbenschwanzförmigen Dach, gewölbten Holzbrücken und üppigen Tannen zwischen zwei Wasserfällen vor uns. Tipp: Geht hinab zum Flussufer, um gute Fotos von diesem Kleinod aus der Tang-Dynastie zu machen.

Vom Niuxin-Pavillon bis zum Xianfeng-Tempel Image

Biegt am Qingyin-Pavillon links ab, um auf den schönsten Abschnitt des Wanderwegs zu gelangen. Über die Klippenwege und Seilbrücken des Heilongjiang-Plankenwegs, vorbei an Rudeln von Tibetmakaken, erreicht ihr schließlich die taoistischen Jiu-Lao-Höhlen, den sehr gut erhaltenen Xianfeng-Tempel und dramatisch anmutende Kalksteinklippen.

Der Goldgipfel Image

Durch seine Lage an einer steil abfallenden Klippe in etwa 3050 Metern Höhe ist die Anlage des Tempels aus dem 1. Jahrhundert der spirituelle und physische Höhepunkt der Wanderung. Erlebt, wie das Licht der untergehenden Sonne durch das glänzende Gold der Gebäude reflektiert wird, feiert bei einem deftigen Essen im Golden Summit Hotel, erwacht bei Sonnenaufgang und staunt über das Meer an Wolken über dem Tal.

Image Abstecher: Flusskreuzfahrt auf dem Jangtsekiang

Da der drittlängste Fluss der Erde nur wenige Stunden von Emeishan entfernt ist, wollten wir unbedingt wenigstens einige seiner 6357 Kilometer befahren. Und wenn wir »befahren« sagen, dann sprechen wir von einem drei Deck hohen Flussschiff inklusive Karaokebar, vier elektrischen Mahjong-Tischen, 498 chinesischen Touristen und zwei Besuchern aus dem Westen. Eigentlich wollten wir die Schönheit der Drei-Schluchten-Region, ihre Bergpagoden und die einzigartige Geschichte dieser alten Handelsroute erleben, aber wir stellten fest, dass der Austausch mit den anderen Passagieren schon die halbe Miete war. Obwohl wir nur ein anderes Pärchen trafen, das Englisch sprach, gewannen wir durch Gesten, Qingdao-Bier und endloses Lächeln ein ganzes Schiff voller Freunde.

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Spontaner Mahjong-Unterricht auf dem Jangtsekiang

WAS ES AUF DIESEM KONTINENT NOCH ZU ENTDECKEN GIBT:

» Flüsse: Nam-Ou-Flusstal, Laos · S. 60

» Geschichte: Fenghuang, China · S. 112

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Ein junger Hirte in den Anden am Cachicata-Pfad, Peru

Hirtentradition

Beim Wandern durch Andendörfer mit ihren Häusern aus Stein, die durch offenes Feuer beheizt werden, fragten wir uns, ob sie sich je ändern würden. Die Bewohner wissen um die modernen Annehmlichkeiten der Vorgebirgsregion, aber dennoch wird hier seit Jahrhunderten eine einfache Lebensweise gepflegt. Wenn wir das nächste Mal das Heilige Tal durchwandern, dann hoffen wir, diesen jungen Hirten, der nachdenklich die majestätischen Berge betrachtet, als erwachsenen Mann zu treffen.

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LAUTERBRUNNENTAL

Schweiz