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Mischa Bach

Nach seinem Bilde – Kurzkrimi

 

Saga

NACH SEINEM BILDE

Die geschwungene Linie ihres Rückgrats, die den schmalen Nacken mit der steil aufragenden Kuppe ihrer rechten Hüfte verband, erinnerte an eine Dünenformation. Unendliche Hügel, ewige Weite, immer gleich und stets im Wandel – ein Meer aus Sand, in dem man sich verlieren konnte. Er schüttelte den Kopf und stieg endlich auch mit dem rechten Bein in seine Jeans. Dann begann er, vorsichtig den Raum unterm Bett mit dem Fuß abzutasten: Irgendwo mussten seine Stiefel abgeblieben sein! Ein Seufzer von ihr in dem Moment, als er mit dem Zeh an die scharfe Kante des Absatzes stieß, ließ ihn erneut aufblicken: Sie streckte und reckte sich, rollte von der Seite auf den Rücken. Das Bett knarrte leise und aus den Laken stieg der süßlich-scharfe, zugleich leicht moderige Geruch, den ihre beiden Körper dort hinterlassen hatten. Mit einem Mal öffnete sie die Augen und schloss sie sofort wieder, ohne etwas von ihrer Umgebung wahrgenommen zu haben. Wohlig lächelnd rollte sie weiter, bis sie erneut auf der Seite zu liegen kam. Jetzt allerdings wandte sie der Tür und damit auch ihm das Gesicht zu. »Hm«, machte sie. Er lächelte: Im Schlaf beherrschte sie die Kunst des Schnurrens, als sei sie eine verzauberte Katze.