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Fotos: Wikimedia Commons (S. 46-49), Kurt Hilberath, Roger Weil, Abraham Pisarek, Friedrich Magnussen (S. 48‒51); Bodo Quante (S. 78‒79, 82 u. re.)

Alle anderen Fotos stammen von Ottmar Heinze.

Karte: Kartographiestudio, Jochen Fischer

Coverabbildungen: Blick auf die Nikolaikirche und Förde (groß),
QUEEN ELIZABETH (o. li.), Rathaus (o. re.)

Rückseite: Kleiner Kiel

Der Fotograf Ottmar Heinze bedankt sich bei Kiel-Marketing für die sehr gute Unterstützung.

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

eISBN 978-3-7822-1474-2

© 2019 by Koehler,

im Maximilian Verlag GmbH & Co. KG

Alle Rechte vorbehalten.

Gestaltung: Fred Münzmaier

E-Book Konvertierung: Datagrafix GmbH, Berlin

INHALT

VORWORT

GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK

SPECIAL: WIE WURDE KIEL LANDESHAUPTSTADT

1. STADTSPAZIERGANG: INNENSTADT KIEL

SPECIAL: BERÜHMTE KIELER

2. STADTSPAZIERGANG: FÖRDEUFER

SPECIAL: KIELER WOCHE

3. STADTSPAZIERGANG: AUSSERHALB VON KIEL / KIELER BUCHT

SPECIAL: KIEL ALS SPORTSTADT

SPECIAL: KIEL UND DIE NOVEMBERREVOLUTION 1918

KIEL VON A – Z

HOCH IM NORDEN

Deutschlands nördlichste Großstadt, die sich hufeisenförmig um den Naturhafen Kieler Förde erstreckt, lag nach ihrer Gründung 1233 lange Jahre im Schatten von Lübeck und Flensburg. Daran änderte sich auch wenig, als die Stadt 1283 der Hanse beitrat. Man beteiligte sich eher lustlos an gemeinsamen Aktivitäten – und auch die Handelsprivilegien wurden kaum genutzt, da der Einfluss des Kieler Landesherrn sich allzu stark auf die Wirtschaft auswirkte, was den freien Hansestädten ein permanenter Dorn im Handelsauge war. Also sorgten diese kurzerhand für den Ausschluss der ungeliebten Stadtschwester. Hinzu kam damals noch ein Vorwurf, der unter ehrbaren Hanse-kaufleuten schwerer kaum wiegen konnte: Kiel sollangeblich Piraten beherbergt haben.

Kieler Förde bei Laboe

Kiel, an der historischen Schnittstelle zwischen dänischem Königreich und römisch-deutschem Reich, geriet immer wieder in die Machtkämpfe der rivalisierenden Parteien. Einen wichtigen Entwicklungsschritt machte die Stadt mit der Gründung der Christian-Albrechts-Universität 1665 durch Herzog Christian Albrecht von Gottorf, die im Laufe der Zeit so manchen bekannten Gelehrten anzog und die Rolle Kiels als Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort festigte.

Christian-Albrechts-Universität

Weitere Impulse brachte die günstige Lage am Meer: Sie begünstigte den Aufbau ziviler und militärischer maritimer Strukturen. Die Werftindustrie und der Ausbau der Marine verliehen der Stadt zunehmend strategische Bedeutung.

Als nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs auf Beschluss der britischen Militärregierung die Provinz Schleswig-Holstein aus dem Land Preußen herausgelöst wurde, erhielt Kiel die Würde der Landeshauptstadt. Der sich entwickelnde Regierungsapparat aus Behörden und Ministerien wirkte sich auf dem Arbeitsmarkt positiv aus und machte Kiel zur wachsenden Stadt. Heute lebt knapp eine Viertelmillion Menschen an der Förde.

Kiel verfügt über eine hohe Lebensqualität und punktet mit viel Grün, viel Wasser, einigen innerstädtischen Stränden und einer Weitläufigkeit in der Anlage, die keine Enge aufkommen lässt. Viele alte Gebäude wurden im Krieg zerstört. Eine klassische Altstadt fehlt deshalb. Kiel vermittelt aufgrund seiner Lage und Ausdehnung den Eindruck, deutlich mehr als 240.000 Einwohner zu haben.

Zum Flair der Stadt gehört der mitten in der City gelegene Fähr- und Kreuzfahrthafen. Mit etwa zwei Millionen Passagieren im Jahr zählt Kiel zu den bedeutenden Passagierhäfen Deutschlands. Fähren verbinden die Stadt mit Oslo, Göteborg und Klaipeda in Litauen. Neben den Fährschiffen stechen auch die ganz großen Pötte von hier aus zu Kreuzfahrten in See. Weiteren Schiffsverkehr generiert der Nord-Ostsee-Kanal, der im Stadtteil Holtenau endet. Er gilt als meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt.

Weltweit bekannt ist die Kieler Woche, die bereits seit 1882 alljährlich stattfindet und als eine der größten Segelsportveranstaltungen der Welt gilt. 2018 zogen die zahlreichen Veranstaltungen weit über drei Millionen Besucher aus dem In- und Ausland an.

Zwei Kuriositäten zum Schluss: In Kiel setzte die Post tatsächlich bis 1957 Postkutschen ein, um Briefe und Pakete zuzustellen. Und wer hätte gedacht, dass die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt gar doppelte Olympiawürden vorweisen kann? Sowohl 1936 als auch 1972 wurden die olympischen Segelwettbewerbe in der Stadt an der Förde ausgetragen.

Blick auf den Kleinen Kiel

GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK

1233: Kiel wird von Adolf IV. gegründet.

1242: Kiel erhält das Lübische Stadtrecht, das in mehr als 100 Städten des Ostseeraums galt. Der Name leitet sich ab von „tom Kyle“, was schließlich zu „Kiel“ wurde. „Kiel“ stammt aus dem Niederdeutschen ab und bedeutet „Keil“. Damit ist vermutlich die Lage an der Förde gemeint, die wie ein Keil ins Land hineinragt.

1242: Die Nikolaikirche wird gebaut und ist heute das älteste Gebäude der Stadt.

1283: Kiel tritt der Hanse bei.

1329: Kiel erhält eine Stadtmauer.

1352: Die Pest wütet in der Stadt.

1482: Der Kieler Umschlag ist zum ersten Mal verbürgt. Dies war jedes Jahr im Januar für eine Woche eine Art Marktplatz oder Messe für Geldgeschäfte zwischen Gläubigern und Schuldnern. Bürger und Adlige reisten aus der gesamten Region an, um ihre Finanzgeschäfte zu tätigen.

Zwischen 1530 und 1676 kommt es zu Hexenverfolgungen, in deren Verlauf mindestens 25 Personen hingerichtet werden.

1665: Die Christian-Albrechts-Universität wird von Herzog Christian Albrecht von Gottorf gegründet.

1728 wird der spätere russische Zar Peter III. als Sohn von Herzog Karl Friedrich von Schleswig-Holstein-Gottorf im Kieler Schloss geboren.

1803: In Kiel wird der erste botanische Garten Deutschlands eröffnet.

1814: Im Kieler Frieden kommt es zur Neuordnung Skandinaviens: Norwegen scheidet aus dem dänischen Gesamtstaat aus, und England behält Helgoland.

1815: Kiel wird Mitglied des Deutschen Bundes.

1838: Das erste große Industrieunternehmen, die Maschinenbauanstalt Schweffel und Howaldt, wird gegründet. Daraus entstehen später die Howaldtswerke-Deutsche Werft.

1850 wird das erste U-Boot der Welt in Kiel gebaut.

1882 findet die erste Kieler Woche statt.

1895: Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Kanals (heute Nord-Ostsee-Kanal)

1900: Kiel überschreitet die 100.000-Einwohner-Grenze und wird zur Großstadt.

1918: Der Kieler Matrosenaufstand löst die Novemberrevolution aus, die zum Sturz der Monarchie und zur Ausrufung der Republik führt.

1928: Der Flughafen Kiel-Holtenau geht in Betrieb.

1936: Kiel wird Austragungsort der olympischen Segelwettbewerbe.

1939–45: Die Stadt wird als wichtiger Stützpunkt der Kriegsmarine und Standort dreier Werften bei alliierten Luftangriffen zu 80 Prozent zerstört.

Am 7. Mai 1945 wird Kiel den Briten übergeben.

1946: Kiel wird Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein.

1959: Die Holstenstraße wird eine der ersten Fußgängerzonen in Deutschland.

1965: Das bei einem Bombenangriff 1944 zerstörte Schloss wird wiedereröffnet.

1972: Kiel wird erneut Austragungsort der Segelwettbewerbe der Olympischen Spiele.

1992: Kiel feiert seinen 750. Geburtstag.

2014: Nach aufwendigen Sanierungsarbeiten wird die Fischhalle wiedereröffnet.

2018: In der vorerst letzten Ratsversammlung wird die SPD mit 29,9 Prozent stärkste Kraft vor der CDU (23,5 %) und den Grünen (20,4 %). Oberbürgermeister ist seit 2014 Ulf Kämpfer (SPD).

2019: Am 27. Oktober wird in Kiel ein neuer OB gewählt.

SPECIAL

WIE WURDE KIEL LANDESHAUPTSTADT

Kiel ist mit knapp einer Viertelmillion Einwohner eine der kleineren Landeshauptstädte in Deutschland. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gehörte Kiel zur britischen Besatzungszone. Am 23. August 1946 wurde das neue Land Schleswig-Holstein gegründet und Kiel zur Landeshauptstadt erklärt. Die Stadt war zu 80 Prozent zerstört, weil Kiel ein wichtiger Marinehafen war.

Doch als das neue Bundesland Gestalt annahm, stellte sich schnell die Frage: Welche Stadt macht denn nun das Rennen? Denn Kiel war nicht unangefochten und hatte einen großen Konkurrenten, nämlich Schleswig. Hier war bereits das Zentrum der preußischen Provinzialverwaltung beim Regierungspräsidenten gewesen. Zudem war dort zwischen 1879 und 1917 der Sitz des Oberpräsidenten angesiedelt.

Kieler Landtag nahe der Förde

Außerdem sprachen historische Gründe für Schleswig. Die Stadt war über Jahrhunderte die Residenz der Gottorfer Herzöge gewesen. Und Kiel war durch die Bombenangriffe viel stärker in Mitleidenschaft gezogen. Schleswig bot sich also an, die Verwaltungsbehörden aufzunehmen.

Doch die britische Militärregierung sprach ein Machtwort und entschied: The Capital is Kiel! Unter anderem, weil Kiel eine zentralere Lage hätte als Schleswig. Und in Kiel saß bereits während der Zugehörigkeit zu Preußen eine ganze Reihe von Behörden. Schon 1917 war der Sitz des preußischen Oberpräsidenten von Schleswig nach Kiel verlegt worden.

Und auch während der Zeit der Nationalsozialisten befand sich die Parteiverwaltung der NSDAP für Schleswig-Holstein in Kiel. Kiel war auch sogenannte „Gauhauptstadt“ und Sitz des Gauleiters Hinrich Lohse.

Kieler Landtag

So musste ab 1946 in Kiel Platz geschaffen werden: für Büroräume und Wohnungen der Verwaltungsbeamten. Und – man kennt das aus der Zeit nach der deutschen Wiedervereinigung, als der Regierungsapparat von Bonn nach Berlin wechselte – es mussten Kompensationen her für die Stadt, die im Machtkampf unterlegen war. Also für Schleswig.

Die britische Militärregierung stellte 1946 erhebliche finanzielle Mittel zur Verfügung, damit die zerstörte frühere Marineakademie am Düsternbrooker Weg wieder aufgebaut und der Landesregierung zur Nutzung bereitgestellt wird.