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Hans Leicht

Gedichte

Hervorgeholt und zusammengestellt von
Richard Ackner

BUCHFUNK 2019
ISBN 978-3-86847-558-6

Inhalt

Vorwort

Die ersten Gedichte

Das Buch der erwachenden Liebe

Für Elise

Abschied

Wann seh’ ich dich wieder?

Wir haben uns einmal gesehen

Ein seliges Stündchen

Das Buch der frühen Liebe

Getrennt

Immer bei dir

Abschied

Sehnsucht

Röslein im Schnee!

Oh, komm

Neunzehn Jahr

Traum

Dein gutes Bild

Wiedersehen

Einsame Nacht

Reue

Das Buch der Sehnsucht

Neue Liebe

Was weiß ich von dir?

Blondhaar

Terzinen

I.

II.

III.

IV.

V.

VI.

VII.

Das Buch der kleinen Erlebnisse

Der Vogel Rier

Der dunkelgraue Falter

Ferner Tag

Heimweg

Auf dem See

Glücklicher Tag

Nächtlicher Besuch

Widmung

Jähes Erwachen

Selige Berührung

Verlassenheit

Aus Dichtungen um Ilse

Zwei Welten

Brandung

Ach, nie

Ilse am Main

Geburtstag

Rosen

Das Buch der Leidenschaft

Irgendwo

Begegnung

Unrast

Wunsch

Warten

Ungeduld

Begierde

Unser Heim

Gleichgültig

Der Ring

Weihnachten

Abschied

Das Buch der Ereignisse und Gestalten

Urlaub

Schäßburg

Meiner kranken Mutter

Sonntagsnachmittag

Vor dem Ball

Einer Fremden

Wieder bei dir

Blick auf die Welt

Herbstgedanken im Frühling

Budapest

An einen guten Freund: Deine Puszta

Ballade

Selbstquälerei

Gebet

Werdegang

Meiner Schwester

Die Gebeugten

Tristans Wiegenlied

Gebet zu Mammon

Kennst du das Land?

Stumm

Weihnachtsgebet

Glück

Gemmen

1. Der Bettler

2. Der König

3. Der Kaiser

Leiste – und und werde

Ein halb Jahrhundert

Das Haus auf dem Hügel

Dieselbe Welt?

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Lebende Bilder

1. Winterlandschaft

2. Die Gasse im Winter

3. Eislauf

4. Frauen

5. Weihnachten

Abschied und Willkomm

Bekenntnis

Wenn das nur lebt

Aus dem Weltkrieg

Drei Jahre

Was kann ich dir sagen?

Nächtlicher Ritt

Einsamer Tod

Schwalb und Schwälbin

Als ein feindlicher Angriff angesagt war, und ich mir die Angst vertreiben wollte

Der Bau des Blockhauses

An eine geliebte Pfarrerstochter

Die Inspizierung

Eine gar traurige Romanze

Hausinschriften

Das Buch der heiteren Dinge

Frohe Fahrt

Die Probepredigt

Die Zeugen

Ostergruß

Angelehnt

Don Ramiro

Die Spatzen

Sperlingsrecht

Krötenandacht

Krötenschule

Kröten-Glaubensunterricht

Mißglückte Werbung

Entschwundene Fülle

Jammerlied eines auf Diät Gesetzten

Entflieh nach Wien!

Das Schweineschlachtfest

Ein Hundeleben

Vorgekläff

Das Wundertier

Häusliches Konzert

Straßenszene

Der Denker

Kränkung

Der Dackelbaum

Hundsgebet

Der bösen Feindin, plötzlich schnappe!Nekrolog

Randbemerkungen

Überhebung

Politiker

Beim Lesen von Herodot

Die Raupe

In ein Stammbuch

Die Tugend

Die Sterbenden - Ein Totentanz

Hans Leicht

Vorwort

Vor fast 120 Jahren, um 1901, hat der 1886 in Schäßburg geborene Hans Leicht angefangen, Gedichte zu schreiben. Er muss bereits als Gymnasiast und Student sehr produktiv gewesen sein, denn schon 1904 überreichte er „Seinem lieben Großvater in inniger Verehrung“ (Johann Thullner, wahrscheinlich zu dessen 75. Geburtstag) eine „Auswahl aus meinen sämtlichen Werken“. Ein kleines Heftchen, handgeschrieben, 30 Seiten. 16 solcher Hefte existieren von den ganz frühen Gedichten.

Auch seinen vielen späteren Gedichten war es nicht vergönnt, zu Lebzeiten von Hans Leicht gedruckt zu werden. Er hat sich wohl auch nicht darum bemüht. Ab und zu mal eins in einer Tageszeitung. Eine genaue Übersicht darüber gibt es nicht. Lediglich seine besonders gelungenen und anerkannten Übertragungen aus dem Ungarischen wurden als „Perlenstrauß ungarischer Dichtungen“ 1937 in Budapest veröffentlicht. Gegen Ende seines im gleichen Jahr plötzlich endenden Lebens hat er vielleicht daran gedacht, eigene Gedichte zu publizieren. Es gibt sogar eine Gliederung in mehrere Kapitel, möglicherweise schon von Hans Leicht selbst, oder von seinem Bruder Josef, der nach dessen Tod alles sammelte, um eine Veröffentlichung in die Wege zu leiten. Sie liegt im Wesentlichen diesem Gedichtband zugrunde.

Das Buch der erwachenden Liebe – Das Buch der frühen Liebe – Das Buch der Sehnsucht – Das Buch der kleinen Erlebnisse – Dichtungen um Ilse – Das Buch der Leidenschaft – Das Buch der Ereignisse und Gestalten – Aus dem Weltkrieg – Das Buch der heiteren Dinge – Randbemerkungen.

In der Familie wurden immer wieder gern vorgelesen: „Ein Hundeleben“ und „Bockmeyers Zurn“. Hausmeister wie Bockmeyer gibt es heute vermutlich keine mehr, dafür um so mehr Hunde.

Und dann natürlich das große dramatische Gedicht „Die Sterbenden. Ein Totentanz“. Hätte der Verfasser nur noch weiter daran arbeiten und feilen können …

Die Arbeit am Sammeln, Ordnen, Abschreiben der Werke von Hans Leicht begann 1937/1938. Auch seine Witwe Kitty und die älteste Tochter, die Schriftstellerin Elisabeth Hering, waren mit daran beteiligt. Einzelne Gedichte erschienen in siebenbürgischen Zeitungen. Die rechtzeitige Herausgabe eines Gedichtbandes ist leider nicht gelungen. Krieg, Flucht und Neubeginn nach 1945 haben es dann nicht mehr zugelassen.

Was hat Hans Leicht einmal über sich selbst zum Besten gegeben:

Wenn ich meine früh’ren Gedichte lese,

So muß ich über mich selber lachen.

Ich fürchte sehr, ich werde es später

Mit meinen heutigen ebenso machen!

Vielleicht findet dieses Buch – vollständig ist es sicher nicht – nun auch außerhalb der Familie einige Leser. Mögen die sich daran erfreuen – und urteilen.

Richard Ackner, Neubrandenburg 2000

Johannes Ackner, Leipzig 2019

Die ersten Gedichte

Die ersten Gedichte von Hans Leicht (1901–1905) sind bestimmt nicht zur Veröffentlichung vorgesehen gewesen und liegen nur in handschriftlicher Fassung vor. Es sind 16 kleine Heftchen, vom Autor selbst mit Titeln versehen und alle seiner Freundin gewidmet:

Verklungene Saiten (mit dem allerersten Liebesgedicht vom März 1901)

Nachtigall und Rose

Alte Liebe, neues Leben

Neue Lieder für mein Lieb

Romanze und zwei Lieder

Vier Lieder

Meines Lieschens Brautkranz

Lieder eines Unglücklichen

Dem Andenken schöner Sommertage

Zum Weihnachtsfest 1905: Nausikaa – ein dramatisches

Lied

Die Nixe (Romanze)

Ariadne

Der junge Königssohn (Romanze)

Hasdrubals Tod

Odysseus bei Kalypso

Auswahl aus meinen sämtlichen Werken (dem Großvater gewidmet) mit diesen Titeln:

Loreley (Romanze)

Wiedersehen (Romanze)

Allerseelen

Am Klavier

Liebeslieder

An ein schönes blondes Mädchen

An E.

Verschiedenes

Beim folgenden ersten Kapitel mit Gedichten aus 10 Tagen eines 16-jährigen sollte man stets den Jüngling vor Augen haben. Der spätere Hans Leicht würde den Leser sicherlich um freundliche Nachsicht bitten.

Als Gymnasiast und als Student

Das Buch der erwachenden Liebe

Für Elise

In dem Lärme der Gesellschaft

Will ich Deiner stets gedenken,

Auch du vergiss nicht manchmal, manchmal

Mir einen lieben Gedanken

zu schenken.

Birthälm, 31. August 1902

Abschied

Dir galten meine letzten Winke, Blicke

Die ich dem Dorfe scheidend zugesandt,

Nach dir sah ich so sehnsuchtsvoll zurücke,

Sag, liebes Mägdlein, hast du’s auch erkannt?

1. Sept. 1902

Wann seh’ ich dich wieder?

Fühlst du das leise Lüftchen?

Es streichelt dich milde und lind,

Es ist mein sehnsücht’ger Geist,

Der stets bei dir weilt, mein Kind.

Hörst du’s durch die Blätter rauschen?

Was flüstert so traurig der Wind?

Es sind meine Klagetöne,

Wann seh ich dich wieder, mein Kind?

2. Sept. 1902

Wir haben uns einmal gesehen

Wir haben uns einmal gesehen,

Du hast so fröhlich gelacht,

Da ist auch sogleich die Liebe

Im Herzen mir erwacht.

Ich wußte beim ersten Blicke,

Ich spürte, du liebst mich auch,

Du sagtest es nicht, doch ich sah es

Im schönsten, tiefen Aug’.

Wir liebten uns auch in der Ferne,

Auch jetzt sagen wir es uns nicht.

Und dennoch wissen wir, daß uns

Vor Sehnsucht das Herze schier bricht.

2. Sept. 1902

Du wirst mich vergessen, ich weiß es

Im Lärm und Trubel des Lebens.

Viel Besseres wirst du lieben,

Ich härme mich ab, doch vergebens.

Der Gesellschaft Vergnügen betäubt dich,

Du denkst nicht meiner Leiden

Denkst nicht der schönen Worte,

Die du mir gabst beim Scheiden.

Ein anderer hält dich umschlungen

Und küßt dein liebatmendes Mündchen,

Grad so wie ich einst. Für mich stets

Ein unvergeßliches Stündchen

Doch du hast es vergessen,

Nur manchmal wirst du sagen:

(Wie wär‘ ich auch damit zufrieden)

„Ein Traum an schönen Tagen“.

6. Sept. 1902

Ein seliges Stündchen

Vom Stündchen will ich sprechen,

Das wir beisammen gewesen.

Denn immer werd’ ich dran denken,

Ich kann es niemals vergessen.

Die Sonne ging blutig unter,

Dein Angesicht nochmals erhellend.

Wie schön war dein holdes Antlitz,

Wie lieblich und beseelend

Es war als ob die Sonne

Nicht untergehen wollte,

In deinem Antlitz vertiefet,

Du Schöne, du Reine, du Holde.

Und über uns tönt in den Zweigen

Das Rauschen des Abendwindes,

Wir hörten aus leiser Ferne

Das Abendlied eines Kindes.

Hand in Hand lauschten wir selig

Dem Brausen des Wasserfalles,

Wir sagten uns nichts, wir schwiegen,

Wir dachten aber an alles.

6. Sept. 1902

Ich sitze im Garten alleine

Und seufze hinaus in die Nacht.

Mein Lieb ist auf dem Balle

Und tanzt und freut sich und lacht.

Und wenn ich an sie denke,

So rinnt meines Herzens Blut.

Ich wünsche dir nur Gutes,

Mein Lieb, unterhalte dich gut.

6. Sept. 1902

Du warst heute Nacht auf dem Balle,

Da konntest du fröhlich sein.

Du hast dich gut unterhalten –

Und ich schlief zu Hause allein.

Wer hat wohl von uns beiden

Mehr an das Andre gedacht?

Ich träumte so schön, so lieblich

Von dir, mein Herz, heute Nacht.

7. Sept. 1902

Sie liebt ‘nen andern, ‘nen Bess’ren

Und meiner gedenkt sie nicht.

ich nur daran denke,

Ich glaube, mein Herze bricht!

O Gott! Was bringt mir der Bote?

Von ihr ein Briefelein –

Und ich hab’ noch gezweifelt!

O, kannst du mir verzeihn?

8. Sept. 1902

Seh ich deine tiefen Augen,

Ich denk an das blaue Meer,

Schau ich dein liebatmendes Mündchen

Ich liebe dich nur noch mehr.

Doch denk ich an deine Liebe,

Wie groß, wie schön sie sei –

Ich glaube, wir lieben uns ewig,

Und bleiben uns immer treu!

10. Sept. 1902

Das Buch der frühen Liebe

Denk ich Dein? Zu jeder Zeit.

Gestern rannten wir meilenweit,

Rannten dem Abenddufte nach,

Der aus Wäldern und Wiesen brach.

Wir zu zweit.

Küss ich dich? Vieltausendmal.

Stehe heute hoch überm Tal,

Stehe nachts beim dunklen Wald,

Wo mein Ruf im Schatten verhallt:

Kommst Du mir bald?

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Wo aus der Nacht die kahle Stirn

Der Berg in den Morgen hebt,

Dort ruht der Frühling träumend aus,

Eh nieder zu Tal er schwebt.

Er neigt das Haupt und wellend fließt

Zur Flur sein goldenes Haar,

Wie in mein dunkles Herze strömt

Dein Wesen quellenklar,

Wenn Du von Deiner Kindheit erzählst

In süßer Fröhlichkeit –

Oh, geh nicht von mir dieses Jahr,

Oh, noch eine schöne Zeit.

Den ganzen Tag halt ich dich bei der Hand

Und führe dich durch diese klaren Stunden,

Wie stillvereint der Himmel führt den See

In dessen Grund mitwandernd seine Sterne.

Wovon ich schweige, liegt dir klar erschlossen –

Und langsam löst sich Glück um Glück vom Leben.

Unendlich rieseln Blätter in dem Wald.

Auf tauenfeuchtem, goldnem Laube ruht

Der warme Strahl des Herbstes reiner Sonne,

Wie meine Seele voll auf diesen Stunden, –

Wenn ich beim Bett am Abend einsam stehe.

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Aus Morgenfernen läutet zart

Ein Glöcklein immerfort,

In meiner hellen Kammer ward

Ihr Klang zum stillen Wort.

An meinem Busen schlummert traut

Mein Weib in süßer Ruh,

Mein Herz raunt jeden Lebenslaut

Als Morgentraum ihr zu.

Und aus der Ferne klinget schwach

Der letzte Glockenschlag.

Ich lausche dem Verklingen nach

Und sehe in den Tag.

Das Licht erlosch mit seinem letzten Schein.

Die Decke stumm von deinem Lager hebend

Stehst du allein mit dir im dunklen Raum.

Denkst du dann nie, daß über meinem Haupt

Die hüllenlose Nacht unendlich steht,

Gleich einem unbegrenzten, dunklen Dom,

Und ich erwachend selber mich nicht finde

Und deine liebe Hand im Finstern suche,

Die meine mir so lange nicht erfaßt?

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Wie am Wald der Hirtenknabe

Lämmer läßt zur Weide ziehn,

Lieg’ ich in der Bäume Schatten,

Lasse weiße Wolken fliehn,

Lasse die Gedanken wandern,

Lauschend dieser süßen Ruh’,

auf der Aue spielt die Sonne,

Und ich seh’ der Sonne zu.

Von dem Walde fliegt ein Vogel

Nach dem nahen Rosenstrauch,

Und ich fühl’ auf meinen Lippen

Schweben deiner Küsse Hauch.

Und die Wolken, Wald und Rosen,

Wiese, wo die Sonne scheint,

Hat mit dir zu süßem Bilde

Mir ein holder Traum vereint.

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Wenn ich den ganzen Tag so ging

Durch diese hellen, kahlen Straßen,

Und nirgends auf dem Weg dich fand,

Dann möchte’ ich dich nur abends bei mir haben,

Wenn alle Sterne über meinem Haupt

Aufgehn in dunkler Nacht, wenn meine Tage

Mit allen ihren Bildern sich entfalten

In meinem Herzen, und du einsam weilst

In weiter Ferne.

Getrennt

Bin ich auch fern von dir,

Weiß doch so wohl von dir,

Du liegst im Bett allein

Und weinst nach mir.

Hast deine liebe Hand,

Die in der dunklen Nacht

Einsam ein Ringlein trägt,

Aufs Herz gelegt.

Hab’ über Wald und Feld

Den Blick dir zugekehrt,

Und deine Träne fällt

Mir tief ins Herz.

Tief in den dunklen Brunn,

Du siehst ihr nach hinunt’

Zittert der Wellengrund,

Zittert dein Bild.

1907

Fern am Rand vom Meeresspiegel

Sah ich deinen Kahn entschweben,

Brach mein Blick mit wehem Flügel,

Der zum letztenmal dich hielt.

Zähle Tage, Augenblicke,

Bis dich Wellen wieder heben,

Wiederbringen meinem Glücke,

Und mein Herz dich leben fühlt.

Ach, und liegst auf fremder Alme

Tot, verscharrt von kalten Händen.

Über deines Grabes Halme

Schreitet ernst die ewige Zeit,

Unbegrenzt ragt blau die Ferne,

Und das Meer ruht ohne Enden,

Nur mein Herz lebt, krank im Kerne

Uferloser Einsamkeit.

Immer bei dir

Den ganzen Tag denk ich daran,

Wie lieb ich dich hab’ –

So gehen wir beide Arm in Arm

Bergauf und talab.

Lieb, willst auf halbüberblühtem Weg

Zum dunklen Wald hinein?

Lieb, oder gehen wir über den Steg

Am Ufer im Sonnenschein?

Magst gehen zum kühlen Waldesborn

In tiefem Dämmergrün,

Magst ziehen über Busch und Dorn

Wo Wiesenblumen blühn.

Magst wandeln, wo der Himmel steht

Hoch über uns allein,

Kann ich nur immer mit dir gehen,

Nur immer bei dir sein.

Abschied

Ich weiß nicht, was ich soll –

Soll ich gehen in den Garten hinaus

Und winden dir einen blühenden Strauß

Zum traurigen Lebewohl,

Oder zum letztenmal

Wandeln mit dir zu den waldigen Höh’n,

Zum Ort, wo ich dich gefunden so schön –

Blühen die Blumen im Tal?

Am liebsten möcht ich, mein Lieb,

Ausruhn mein Haupt an deiner Brust

Und weinen, weinen nach Herzenslust,

Ich hab dich ja so lieb.

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Liebchen, ich

liebe dich!

Verstehst du der Worte Sinn?

Alles ist drin,

Was je gefühlt die Menschenbrust

An Sehnsucht, Hoffnung, Schmerz und Lust,

Ist alles drin.

Nur eins fehlt mir: die Ruh’,

Oh, gib sie mir, du!

Nur einmal sprich: „Ich liebe dich!“

Und Himmelsfriede kommt über mich.

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Nach einem Jahr

Sah ich dich wieder:

Du schlugst verwirrt

Die Augen nieder.

Du warst so bleich,

Als ich dich frug:

Dein Schweigen war

Mir Antwort genug.

Ich wollte dich nie,

Ach, nie mehr sehn,

Voll Schmerzen mußt’ ich

Von dannen gehen.

In deiner Nähe

wärs mir so wehe,

Nun bist du weit

Und endlos mein Leid.

Über Berg und Tal,

Über Wiese und Bach

Fliegt der Sonnenstrahl –

Kommst du nicht auch?

Findest nicht Blumen mehr,

Siehst Flur und Wiese leer,

Fliehst in mein Herz.

Soll dir ein Hüttlein sein,

Drin wohnst du ganz allein

Mit meiner Liebe rein,

Wie’s dir gefällt.

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Der Sternenschein durchschauert

Im Blumenkelch den Tau so leis –

Wie ein Gebet durchzieht die Seele

Ein Sehnen heiß.

Oh, könnt’ ich mit dir wandeln

In frommer Frühlingsnacht allein,

Und heimlich flüsternd zu dir sagen:

„Herzliebste mein!“

Ich schüttle den Staub von meinen Füßen

Und jauchze laut:

So kann ich dich wieder froh begrüßen,

Herzliebste Braut!

Zum Wald, wo frei die Lieder erschallen,

Laß uns nun gehn!

Oh, komm – nur Blumen und Nachtigallen

Will ich heut sehn.

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Es liegt ein endlos, schneeig Feld

Zwischen uns ausgebreitet,

Wie eine Wolke am Himmelszelt,

Die zwischen zwei Sternen sich weitet.

Ach, wär nur alles schon vorbei,

Der lange, sehnsuchtsvolle Mai!

Oh, fühlt’ ich schon im Hochzeitskleid

In meinen Armen meine Maid,

Daß uns nichts andres bliebe,

Nur unsre Liebe!

Sehnsucht

Zur Hinterpforte heimlich

Ließ mich mein Lieb hinaus,

Noch einen Kuß, dann stand ich

Allein vor ihrem Haus.