Inhaltsverzeichnis

Verlag und Autor danken der Stadt Baden

und der Gemeinde Wettingen für die Unterstützung

bei der Drucklegung dieses Werks.

 

 

© 2020, Septime Verlag, Wien

Alle Rechte vorbehalten.

 

 

EPUB-Konvertierung: Esther Unterhofer

ISBN: 978-3-903061-76-7

 

Lektorat: Gudrun Schury

Umschlag: Jürgen Schütz

 

Printversion: Hardcover, Schutzumschlag, Lesebändchen

ISBN: 978-3-902711-89-2

 

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Markus Bundi

1969 geboren, lebt heute in der Nähe von Zürich. Er studierte Philosophie und Germanistik, arbeitete als Sport- wie auch als Kulturredakteur und unterrichtet seit vielen Jahren an der Alten Kantonsschule Aarau. Seit Beginn des Jahrhunderts publiziert er literarische und essayistische Texte.
Bei Septime erschienen bisher der Kriminalroman
 Alte Bande und der Erzählband Der Junge, der den Hauptbahnhof Zürich in die Luft sprengte. 

 

Klappentext

Was hat ein zweijähriger Hosenscheißer der Welt der Erwachsenen um ihn herum voraus? – So ziemlich alles. 

Warum aber entschließt sich eine ältere Dame, sich künftig als sprechende Puppe zu verdingen? Und was umtreibt den Buckligen, der jeden Tag an derselben Tramhaltestelle den Bettler mimt? – Auf virtuose Weise zeigt Markus Bundi, dass die Motive des einen den Vorstellungen eines andern zuweilen aufs Krasseste zuwiderlaufen. Das gilt nicht zuletzt für den Jungen, der den Hauptbahnhof Zürich in die Luft sprengt, oder den Altenpfleger, der seinen liebsten Patienten verloren hat und jetzt unentschlossen vor dessen Abschiedsgeschenk, einem großen Paket mit unbekanntem Inhalt, sitzt. 

Wie Markus Bundi den einzelnen Figuren eine Stimme gibt, Leserinnen und Leser auf deren Umlaufbahn bringt, ist bezaubernd und entlarvend zugleich. Ein Schelm, wer sich da nicht selbst auf frischer Tat ertappt. Immerhin so viel steht fest: Einige von uns werden eines Tages im Kollektiv eines riesigen Shopping-Centers aufgehen – und das ist nicht etwa ein Untergang, sondern vielmehr ein Glücksfall! 

»Was andere Autoren auf einer ganzen Seite nicht erzählen, erzählt Markus Bundi in einem einzigen Satz.« 
MATTHIAS POLITYCKI

 

 

Markus Bundi

Der Junge, der den Hauptbahnhof Zürich in die Luft sprengte

Erzählungen | Septime Verlag

 

 

 

 

 

Ich fürchte, wir haben eines nicht verstanden:

dass die Menschen der Geschichten wegen existieren,

nicht umgekehrt.

 

Jan Kjærstad

 

Aus dem Roman

Das Norman-Areal

 

 

 

Die Einvernahme

 

 

Da bin ich wieder. Also?

 

Das wird nicht ganz leicht. Oder es wird wie immer, so wie beim letzten Mal.

 

Ja, ich erinnere mich. Musste ja mal so weit kommen. Vielleicht weil ich darüber nur immer Sprüche gemacht habe. Von wegen das war im letzten Leben, oder das mache ich dann im nächsten …

Da bin ich also wieder. Noch mache ich mir in die Hosen. Geht nicht anders. Noch nicht. Das ist selbst mir unangenehm. Spiele grad viel mit Klötzchen, das mochte ich schon immer. Die Freude daran ist noch nicht verflogen. Stürzt das Gebäude ein, schreie ich. Vielleicht nicht mehr ganz so oft. Ich weiß längst, dass das Schreien wenig hilft. Ich türme die Klötzchen immer so lange aufeinander, bis der Bau ins Wanken kommt. Und noch ein Klötzchen obendrauf. Und noch eins … bis zum Einsturz.

 

Mir bleibt nicht viel Zeit, ich meine für das Wesentliche. In vier bis fünf Monaten – es wird eine Frühgeburt sein – platzt meine kleine Schwester in die Idylle, dann ist hier die Hölle los, und ich werde Mama wieder nicht davon überzeugen können, sie zurückzugeben. Was mir droht, ist aber weit schlimmer. Ich nenne es »Die Einvernahme«.

Womöglich dachte ich das schon einige Male, früher. Und dann geriet es in Vergessenheit. Mir ist, als müsste ich durch Watte greifen, durch ein diffuses Licht im Nebel den Überblick erlangen. Als ginge ich rückwärts und vorwärts zugleich. Dabei denke ich sehr klar, weiß auch immer, wann ich träume und was ich träume. Gibt kaum etwas, das ich im Traum noch nicht ausprobiert hätte! Deswegen brauchen Kleinkinder so viel Schlaf, so ist das.

 

Da bin ich also wieder. Mama sitzt nebenan und trinkt Kräutertee mit ihrer Nachbarin. Sie sagt jetzt, dass mein Bauwerk eingestürzt sei, das Geschrei zum Spiel gehöre, sich aber der Burgfriede sehr bald wieder einstellen werde. Jetzt nickt sie der Nachbarin zu.

Niemals ist die Einbildungskraft des Menschen größer als bei einem Zweijährigen. Die Betonung liegt auf der Kraft, die Einbildung als solches hält ein Leben lang. Um bei meinen Nachforschungen doch noch zum Erfolg zu kommen, bilde ich mir ein, ich säße mit meinen Klötzchen und den Spielzeugautos auf einer Theaterbühne. Nirgendwo sonst werden Gedanken wie selbstverständlich laut ausgesprochen. Ich bilde mir ein geschätztes Publikum ein, das mir hilft, meine Gedanken zu bündeln … clever, nicht? In dieser Vorstellung kann ich sprechen wie zu den besten Zeiten.

 

Schade, dass Papa nicht da ist! Sie sollten ihn erleben, wenn er mir die Autos erklärt. Er hat für jeden Wagen ein Geräusch. Meistens spielen wir Unfall: Paps drückt mir den Ferrari unter die Hand, nimmt den Porsche und geht auf Kollisionskurs. Er will, dass ich Ausweichmanöver übe, führt mir das auch vor, nimmt dazu noch den McLaren. »Schau, Walle, schau!«, ruft er und weicht im letzten Moment aus …

Und plötzlich besinnt er sich. Als käme ihm in den Sinn, dass ich noch gar nichts von Autos wissen kann. Dann wird er richtig drollig, mein Paps, nimmt einen Wagen nach dem anderen in die Hand und erklärt, wozu das Fahrzeug dient. Dann spielen wir wieder Kollision. Papa sagt beim Aufprall »zack!« oder »peng!«, und für einen Augenblick sehe ich sein Lächeln, das er sich sogleich verkneift, um mit vielen Handbewegungen und Gesichtsverzerrungen das Unglück zu beklagen.

Könnten Sie Zeugen dieser Inszenierungen werden, Ihnen kämen die Tränen! Nacheinander fahren Ambulanz und Polizei auf, zuweilen gar die Feuerwehr. Paps wendet all sein Talent auf, um die Verunfallten zu bergen, den Schaden in Grenzen zu halten, die Dinge wieder ins Lot zu bringen …

Das war immer der wichtigste Antrieb meines Vaters, die Dinge wieder gerade zu richten. Dennoch wurde er als Versicherungsvertreter nie glücklich.

 

Sie haben es wohl noch nicht bemerkt, oder? Schauen Sie mal genau hin. Fällt Ihnen etwas auf? Fällt Ihnen nichts auf? Hallo?! Nein, nein, schon gut … mir schon bewusst, dass man nicht auf fremde Hilfe hoffen soll.

Die Aufgabe ist schwierig, weiß ich. Es muss ein Wesenszug des Menschen sein: Man achtet nicht auf das, was nicht da ist. Ist das Angebot groß genug, verfällt man gar nicht auf den Gedanken, es könnte etwas fehlen. Man erfreut sich am Vorhandenen. Was ich sagen will: Ich bin ohne Schnuller aufgewachsen. Sehen Sie? Nein, Sie haben es nicht gesehen. Sie haben nicht gesehen, dass es hier weit und breit keinen Schnuller zu sehen gibt.

Bei meiner letzten Vorstellung besprach ich das mit der Ente. Sehen Sie sie? Hier auf meinem Lätzchen, abgebildet ist eine gelbe Spielzeugente. Soll mich sanft auf die Welt da draußen vorbereiten.

Doch, ich mag sie. Ich mag sie lieber als die andere Ente in der Badewanne, das Quietscheentchen. Meine Ente hier, auf dem Lätzchen, kann ich knuddeln, wie ich will, auf ihr herumkauen, sie macht keinen Mucks. Da verbannt man aufgrund kompliziertester Erziehungstheorien ein Spielzeug nach dem andern aus dem Kinderzimmer, das Quietscheentchen aber bleibt. Bleibt und richtet einen nicht mehr wieder gut zu machenden Schaden im noch feinen Gehör eines Kleinkindes an. Hätte darauf nicht längst wer kommen müssen?

Hä? Wie bitte?

Sehen Sie! Auch Sie wurden im zarten Kindesalter mit solch einem Monstrum traktiert. Nun ja, ganz so schlimm ist es vielleicht nicht. Soll ich Ihnen ein Geheimnis verraten? Davon weiß selbst meine Mutter nichts. Ja? Also. Wenn Paps mit mir allein im Bad ist, drückt er das Quietscheentchen, und dann pupst er. Manchmal geht das drei oder vier Mal hin und her. Und Vater strahlt, ist ganz bei sich, zufrieden oder sogar glücklich. Und ich strahle zurück.

 

Da bin ich wieder. Also? Noch läuft meine Vorstellung … ich bitte um Entschuldigung. Wollte Ihnen ja nur ein Tänzchen vorführen, eigentlich. Die Feinmotorik lässt in diesem Alter noch zu wünschen übrig. Das Programm zwingt unsereinen früher oder später in den aufrechten Gang. So ist das. Ich kann schon stehen, kann einige Schritte gehen, wacklig zwar, aber immerhin.

Die Traumwelt ist ein zwiespältiger Trost. Aber immerhin, nicht wahr? Die Kleine vorhin, ich meine, die war schon eine Wucht – finden Sie nicht?

Ich konnte die Ereignisse übrigens nur noch bedingt steuern, ein schlechtes Zeichen, wenn einem die Dinge einfach so widerfahren, wenn geschieht, was geschieht … weil es geschehen muss, weil es immer wieder geschieht? Immerhin, es braucht sich niemand mehr den Kopf darüber zu zerbrechen, warum Kleinkinder mit ihren Genitalien spielen.

 

Wie? Sie haben nichts mitbekommen? Keine Übertragung meines Traumes? Da vergaß ich wohl, das Licht einzuschalten.

Die Entwicklung lässt sich nicht aufhalten, wie ich mich auch verstelle, die Einvernahme wird mich einholen, mich einvernehmen, so ist das. Es ist mir unmöglich, Informationen auf diesen Holzklötzen zu hinterlassen. Die Fingernägel sind viel zu weich, von der notwendigen Präzision ganz zu schweigen. Ich setze auf frühkindliche Prägungen, indem ich mich konzentriere, indem ich versuche, meine Erinnerungen über die Einvernahme hinaus weiter wirken zu lassen.

Bevor ich’s vergesse: War vorhin meine Mutter hier? Das wüsste ich schon gern. Sie macht sich vornehmlich dann Sorgen, wenn ich keine Geräusche mache … als könne mir im Schlaf etwas Ungereimtes widerfahren! Dann schaut sie kurz in mein Zimmer – um sicherzugehen, dass ich noch lebe. So sind Mütter.

Und? War sie hier? Haben Sie sie gesehen? Nein?

Das ist kein gutes Zeichen. Die Entwicklung nimmt ihren Lauf. Sophie ante portas und ich schon beinahe im sicheren Stand. Ha! Weit gefehlt … weit gefehlt! Ich muss mich konzentrieren, den Meister-Yogi in mir befördern, sakra … was nur, wenn sich alles wiederholt?

 

Ich bitte um Entschuldigung. Wenn es jetzt bei Ihnen ein wenig streng riecht, dann, ja, genau …

Manche gestalten so nicht nur den Anfang, sondern tragen auch zum Schluss wieder Windeln. Auch das möchte ich bei diesem Durchlauf verhindern.

 

Solange nur Mama dich auf den Arm nimmt, ist alles gut.

 

Die Einvernahme, die ich zu überwinden trachte, ist ein unlauteres Geschäft: Die Anstrengungen des Spracherwerbs gehen auf Kosten der Erinnerung an das vorangegangene Leben. Ich bin der beste Beweis dafür! Noch erinnere ich mich.

Das Gute an der Wiederkehr ist, dass ich meine Mutter wiederhabe. Das ist mein größtes Glück, ich hatte sie ein halbes Leben lang vermisst, habe ihren frühen Tod nie ganz verwunden. Wenn sie jetzt wieder da ist, fühle ich mich zuhause.

Schade, dass Sie sie vorhin nicht gesehen haben! Wer weiß, vielleicht taucht sie noch auf. Manchmal ist sie plötzlich da, wischt mir mit dem Lätzchen den Mund ab.

 

Scheint fast so, als ergäbe ich mich. Bald werde ich auf eigenen Beinen durch die Welt gehen. Wer rettet die Vorstellung? Allzu gern hätte ich einen Heldentraum präsentiert. Meine Flugkünste, bei aller Bescheidenheit, würden Sie begeistern. Ich widerstehe allen Feuersbrünsten, Giftanschlägen, Maschinengewehrsalven – bin unverwundbar … Die Einvernahme geschieht nicht einvernehmlich. Was geschehen wird, ist eine Vereinnahmung. Das ist das Leben, die Unwägbarkeiten allenthalben, die Verheerungen, die einen jeden zum Irrläufer machen oder zum Traumtänzer. Ich werde alles sein, wieder alles, mit und außer mir, Berserker und Zauderer, und die Welt werde ich auch diesmal nicht retten.

Sind Sie noch da?

Mutter?

Das wäre jetzt dein Stichwort … hallo? Lass mich noch sagen, es ist gut, wenn wir Sophie nicht zurückgeben – entgegen allen meinen Beteuerungen.

 

Davon hatte ich immer viel, von der Angst, meine ich, davon hatte ich immer zu viel, ich werde mich nicht zügeln können, werde weinen und schreien, werde Wörter erproben. Mich steigern, erste ganze Sätze formulieren, werde wegen Sophie zur Sprache finden, mich aufrecht hinstellen und mich einvernehmen lassen und alles, was davor war, vergessen haben.

Die Wahrheit ist: Ohne Sophie käme ich in der Folge nicht durch. Das hast du so nicht mehr mitgekriegt, da warst du schon nicht mehr da, Mutter, weil du nicht mehr da warst, weil …

 

Wie? Was verstehen Sie nicht?

Das Vergessen eine Gnade?

Soso. Aber ja, das klingt überzeugend, menschlich, eine Weisheit, – ein hartnäckiger Irrtum, sage ich! Das Gedächtnis kann schließlich nicht alles beherbergen, blabla, so ein Kopf sich nicht alles merken, blabla. Wenn Sie wüssten! Noch habe ich alles hier drin. Doch nicht mehr lange. Das Lätzchen zieht sich enger und enger um meinen Hals. Sehen Sie das?

 

Wir reden und reden. Über dies und das, über dich und mich. Wir versichern uns, lieber Walle, wird Papa bald sagen, für und gegen versichern wir uns, für und gegen uns – und er wird eine Flasche Wein holen und trinken, eine Zeitlang nichts sagen, und dann wird er Mutter gestehen, dass ihm gekündigt worden ist.

 

Da bin ich. Also? Die Vorstellung ist aus.

 

Das wird nicht ganz leicht.

 

 

 

Im Supermarkt

 

 

Zerzaustes Haar, eine Brille, die eben wieder modern geworden ist, dazu einen Vierjahreszeitenmantel und Allwetterschuhe. Immer wenn ich diesen Mann im Supermarkt sehe, steht er vor dem Regal mit den Teigwaren und studiert die unterschiedlichen Formen. Das vermute ich wenigstens. Noch nie habe ich ihn eine Packung aus dem Regal ziehen oder kaufen sehen. Womöglich hat dieser Mann, der stets vor den Teigwaren sinniert, einen Weg gefunden, ganz er selbst zu sein – am helllichten Tag, in aller Öffentlichkeit.

 

 

 

 

 

Der Aussetzer

 

 

Wir waren die Chefs, und ich nehme es gleich vorweg: Ich vermisse diese Zeit.

Es waren so in etwa zwei Jahre, vielleicht auch nur eineinhalb, während derer sich alles, und ich meine: wirklich alles, was interessierte, um uns drehte. Wir waren zwischen 14 und 16 Jahre alt, das war gegen Mitte der Achtzigerjahre, und wir waren zu dritt. Ich erzähle die Geschichte jetzt, weil ich befürchte, dass sie mir allmählich abhanden kommt, denn je weiter sie von mir wegrückt, desto unglaubhafter will sie mir erscheinen.

Nein, das ist nicht der Grund. Vielmehr verliere ich das Verständnis, sowohl für die Zeit als auch für uns, bald möchte ich glauben, ich bilde mir die damaligen Zustände nur noch ein. Die Erinnerung ist korrupt, ist es nicht so?

Wir waren die Chefs, unangefochten, damals.

Wir organisierten die Partys, die angesagten, uns lagen die Mädels zu Füßen. Auch das ist wahr. Wir beschafften den Alkohol und das Gras, wir klauten die Platten, und wir bekamen von der Kirche das Lokal zur Verfügung gestellt.

Wer eingeladen war, gehörte dazu, an die andern erinnere ich mich kaum.

Einer von uns entschied, wann das Licht während eines langsamen Tanzes abgedreht wurde – und wann wieder an. Wie es dazu kam, weiß ich nicht, so viel aber steht fest: Jemand muss entscheiden, jemand gibt den Ton an. Sonst findet keine Party statt, sonst findet man sich nicht ein.

Wir waren mutig genug, etwas mitgehen zu lassen, etwas anzureißen – uns im richtigen Moment vorn hinzustellen. So einfach war das? Noch bin ich mir sicher. So einfach war das, will heißen: Wir hatten richtiges Glück.

Unsere Mütter gingen mit der Zeit, hatten sich die antiautoritäre Erziehung auf die Fahnen geschrieben. Das war die Bedingung für die Möglichkeiten unseres Treibens.

Um den Verhaltensforschern von heute etwas an die Hand zu geben: Wir alle drei waren Erstgeborene, alles Jungs, versteht sich, und auch das dürfte außer Zweifel stehen: Unsere Erzeuger waren allesamt überfordert oder eben zu vielbeschäftigt, um sich einzumischen. Oder präziser: beides zugleich.

Den Eltern ging es richtig gut, nur hatten sie das selbst noch nicht bemerkt. Sie waren mit redlicher Arbeit hochgekommen, spulten aber ihr Pensum wie ehedem ab, Väter wie Mütter, arbeiteten unverdrossen weiter, häuften Überstunden und leisteten sich kaum Urlaub, beseelt von dem Gedanken, uns einmal eine bessere Zukunft zu sichern. Dabei verpassten sie die Gegenwart. Längst schon alles bestens, kein Mangel nirgends mehr, die Perspektiven ungetrübt. Das Hamsterrad eröffnet allerdings den wenigsten die Übersicht, geschweige denn einen freien Blick.

Die Eltern strampelten, und wir blickten ungläubig um uns. Das also war unser Schicksal: Die Welt stand uns offen, sie wartete auf uns, und wir nahmen die Einladung an.

Im einen Sommer waren wir in Montreux, im andern, ein Jahr darauf, in Südfrankreich, und zwar in Saintes-Maries-de-la-Mer. Die erste Reise traten wir mit zwei Mofas und einem Fahrrad an, die zweite mit der Bahn. Ich weiß, wie unglaubwürdig das heute klingt. Dass sich drei plusminus 15-Jährige zunächst an den Genfersee aufmachen, um dann ein Jahr später gleich am Mittelmeer anzulanden, erscheint doch eher unwahrscheinlich, um nicht zu sagen: allzu abenteuerlich, fantastisch, sprich: frei erfunden. War es aber nicht. Denn wir waren dort. Mauern oder Grenzen, die gab es nur im Kopf. In jedem Fall hatten wir für derlei Begrenzungen damals noch keinen Sinn.

Mit unseren getunten Untersätzen, einem hellblauen und einem braunen Ciao, abwechselnd den Freund auf dem Fahrrad im Schlepp, kamen wir bis Estavayer-le-Lac. Wir hatten uns ein wenig in den Distanzen verschätzt, fanden auch die Jugendherberge am See nicht, übernachteten auf dem Friedhof – und entdeckten die Ameisenstraße unter uns erst in der Morgendämmerung.

Die Wächter der Toten hatten uns über Nacht umzingelt, das denke ich heute. Damals, so vermute ich, dachten wir uns nichts dabei, schüttelten die Störenfriede ab ohne den geringsten Verdacht, die Rollen falsch verstanden zu haben. Wir waren das Triumvirat auf Durchreise, wer sich uns in den Weg stellte, wurde weggeräumt – oder ignoriert.

Später als geplant in Montreux angekommen, besuchten wir kein einziges Konzert des Jazz-Festivals. Dafür reichten unsere Mittel nicht. Das hatten wir so nicht bedacht, fanden aber stattdessen in einem der Freibäder eine andere Bühne und hielten Ausschau nach der Zehn.

Im Folgejahr stand es um unser Budget um keinen Centime besser, wir kauften den Rotwein im Plastikkanister, drei Liter aufs Mal, echter Fusel, dazu die Baguettes, stangenweise. Zwei- oder dreimal setzten wir uns hin zu einem Burger, kaum Fleisch drin, doch es waren unsere ersten Sesambrötchen aus gezuckertem Teig. Lecker war’s, heiß war’s in Südfrankreich, und wir teilten uns ein Fläschchen After Sun, das nach wenigen Tagen alle war. Wie die Krebse rot, so schlichen wir uns bei Sonnenuntergang seitwärts zu den Oranje-Mädels am Strand an, übten uns in Höflichkeiten, in Handgreiflichkeiten, waren im Nu wieder die Könige, auch wenn das Geld für einen Besuch in der tagsüber lautstark angepriesenen Arena nicht ausreichte. Wir ahmten die Sprecher in ihrem südfranzösischen Slang nach, trieben den stimmhaften velaren Nasal, auf den in Saintes-Maries-de-la-Mer jedes Wort endete, zur Perfektion. Das ging schnell auch ohne Vorlage, ohne die vorbeifahrenden Hinterlader, auf deren Fahrerkabine die Megaphone montiert waren, woraus diese eigentümliche Propaganda für die allabendlichen Attraktionen dröhnte.

Die Sprachbarrieren waren nur scheinbar, genau genommen gab es überhaupt keine Hindernisse, oder sie waren allein zur Überwindung hingestellt worden, um das Abenteuer einzuleiten, auf dass wir uns in aller Coolness bewährten, die Sache zu unseren Gunsten wendeten, die Erfolge in bestmöglicher Ausschmückung untereinander austauschten, uns in einem fort zu überbieten trachteten – und befeuerten. Der Reihe nach unterwarfen wir die Zigeuner, die die Gegend traditionsgemäß bevölkerten, die Touristen, die mit ihren Rucksäcken jahrein, jahraus die dortigen Strände heimsuchten, und schließlich die Einheimischen, die sich vornehmlich an die zweite Sorte hielten, in den anderen missliebige, marodierende Schmarotzer sahen, sprich Konkurrenz.

Kurzum: Wir waren die ersehnten Gäste, die Könige unter den Gästen, deren Präsenz alles und jeden überstrahlte, und keiner von uns dreien wäre auf die Idee gekommen, es könnte eines Tages nicht mehr nach diesem Muster weitergehen.

Es war ein Mitläufer, ein Nachahmer, der uns schließlich in der Heimat zu Fall brachte. So zumindest lautete lange Zeit die Lesart, wenn wir uns in Ursachenforschung übten. Denn das taten wir, taten wir so lange, wie wir an eine Umkehr, an eine Rückkehr auf den ausgerollten Teppich glaubten. Keiner, der einmal das Glück gepachtet hat, kann akzeptieren, dass es ihn eines Tages wieder verlässt. Das denke ich noch immer. Doch der Reihe nach.

Jene Schmeißfliege war also erwischt worden. Ein Idiot, ein Möchtegern, der sich unsere Praktiken zu eigen hatte machen wollen – und dabei kläglich gescheitert war. Sein Name tut nichts zur Sache, wurde alsbald gelöscht, noch heute nennen wir ihn Judas, den Verräter. Rückblickend tun wir diesem Stück Dreck mit der biblischen Einordnung gewiss zu viel der Ehre an. Doch ich greife schon wieder vor …

Als Delinquent vom Rektor der Schule ins Verhör genommen, plauderte er, machte sich klein, machte auf Opfer, stellte seine missglückte Diebestour als ein Nichts dar im Vergleich zu dem, was wir seit Monaten abgezogen hätten. Und er heulte – Gerüchten zufolge – hemmungslos, warb um Mitleid, bot sich gewollt oder ungewollt als Kronzeuge an … und wusste doch nicht das Mindeste. Es kam unweigerlich zur Inquisition. Der Rektor sah sich in die Pflicht genommen, höchstselbst wollte er den pädagogischen Auftrag wahrnehmen, schließlich galt es, den Ruf der Schule zu retten oder zumindest wiederherzustellen. Strafen wurden angedroht, Ultimaten gestellt. Zwei von uns dreien sind darob eingeknickt, beugten sich der scheinbar übermächtigen Gewalt, krochen zu Kreuze und landeten zur Abgeltung des angerichteten Schadens, zur Wiedergutmachung und Läuterung, zur Gewissensbildung – und was dergleichen mehr noch ins Feld geführt wurde – wenig später vor der Kartonpresse.

Die eilends aus den Häusern geschafften Schallplatten und weiteres Diebesgut – mehrere Walkmen, die damals hoch im Kurs waren, ein Mischpult auch – wurden in Anbetracht der nicht zur Verfügung stehenden Zeit wenig sicher in einer kleinen Höhle außerhalb des Dorfes an der Böschung zum Fluss deponiert. Mehrere Säcke voll waren das, große Plastiktüten. Es war Winter, ausnahmsweise lag der Schnee tief, sodass wir nur wenige Schritte vom Feldweg das erstbeste Loch nutzten, um die Ware zwischenzulagern. Es war noch nicht wieder Frühling, als einer von uns nach einer Erkundungstour vermeldete, die Höhle sei leergeräumt worden. Und, um auch das schriftlich festzuhalten, wir drei glauben noch heute zu wissen, von wem. Keiner von uns, versteht sich. Es war der Lange. Vielleicht war er es auch nicht, sage ich heute. Es tut nichts mehr zur Sache. Als der Schnee einmal geschmolzen war, reichte die Schnauze eines Hundes, um sein Herrchen auf die Bescherung aufmerksam zu machen. Wie auch immer, ohne Sündenbock hätten wir es damals nicht erklärt haben wollen.

Was wir uns aber auch im Nachhinein zusammenreimten, wir kamen nicht mehr zurück, lebten einige Zeit noch vom alten Ruhm, auch gefallene Helden bleiben Helden, jedoch nur so lange, wie kein anderer den Schild besteigt und die Richtung weist.

Ein jeder gibt vor, nach Freiheit zu streben, doch die Suche ist gemeint, die Sehnsucht, keinesfalls der Fund. Wir halten uns vorzugsweise an Nichtigkeiten und Tand, nur wenige sind in der Lage, einen Lottogewinn zu verwalten.

Wir brachten keinen Fuß mehr vor den andern, infolgedessen überdrehte jeder von uns die Schraube, jeder auf die ihm eigene Weise. Jeder Versuch einer Fortsetzung scheiterte kläglich. Ich mag das noch heute nicht ausführen. Wir drei leben noch, immerhin, ein jeder hält sich an einem Zipfelchen des alten Stolzes fest …

Ich vermisse / das Glück. / Ich glaube nicht / an das Schicksal. Diesen Vierzeiler ritzte ich kurz nach unserem Niedergang in den Holztisch, um den wir so oft beieinandersaßen. Manchmal versuche ich den Anteil Selbstmitleid aufzurechnen, dem wir uns damals in der Not hingegeben haben. Wenn sich das Denken nicht dispensieren lässt, wenn das Nachdenken einem Zweck dienen soll, dann gilt es, den Aussetzer zu finden: ohne Ausreden, jeden Verdrängungsmechanismus als solchen entlarvend, keine Entschuldigung akzeptierend.

Wir waren zu wenig aufmerksam, vertrauten einer Eigendynamik, die uns aufs Vortrefflichste beförderte. Und wir verspielten unseren Nimbus auch nicht, als wir aufflogen, und auch nicht vor den Kartonpressen. Wir verloren uns – aus Angst. Die Angst als Grund herhalten zu lassen, ist deswegen vielversprechend, weil Angst keine klare Ursache kennt, darin lässt es sich vortrefflich im Kreis drehen, bis du dich eines Tages als unschuldig Verstoßener im eigenen Elend suhlst. Heute sehe ich klar: Wir scheiterten an unserem Unvermögen … Zurück in die Geschichte:

Da stand eine zum Zeitpunkt von Judas’ Geständnissen nicht klar definierte Anzahl von Jugendlichen am Pranger. Es war der Pranger unserer Elterngeneration, deren schlechtes Gewissen, deren Ideale standen auf nicht vorhergesehene Weise zur Disposition. Ein Rückkopplungseffekt jener 68er-Generation, die plötzlich merkte, dass die Freiheit, für die sie tags zuvor noch eingetreten war, ihr plötzlich, nun selbst in der Verantwortung, aus dem Ruder lief. Wir, ihre Kinder, lebten uns aus, wir nahmen das antiautoritäre Programm ernst, wollten selber Erfahrungen sammeln, jene Erfahrungen, die sich nur im Überschreiten vermeintlicher Grenzen machen lassen. Wir waren freigelassen worden – und wurden, als es des Guten offenbar zu viel wurde, wieder eingefangen.

Schöne Erklärung. Sie hat allerdings, mit Blick auf uns Könige, die wir eine Zeitlang waren, keine Relevanz. Die Schuld liegt weder bei unseren Eltern, deren Hamsterräder übrigens nur für eine sehr kurze Zeit aus dem Takt gerieten, noch bei den Schulbehörden, die ja alles andere als unberechenbar auf unsere Aktivitäten reagierten. Es ging nie um die Vorstellungen anderer, und es ging nie um eine Angst, die wir uns im Nachhinein einbildeten.

Nein, wir haben versagt. Wir waren nicht darauf gefasst, eines Tages aufzufliegen, und das war dumm. Wir hätten ohne schlechtes Gewissen Kapital aus der Geschichte schlagen, uns weiter feiern lassen können.

Nebenbei: Ein materieller Schaden ist durch unser Treiben nie entstanden, die erbeuteten Güter waren damals schon versichert, waren gewissermaßen als zu gewärtigende Verluste von vornherein im Kalkül der geschädigten Kaufhäuser. Wir wussten das. Plötzlich ward uns der Boden unter den Füßen weggezogen, wir fanden uns wieder auf vermintem Gelände – dabei war’s noch immer dieselbe Spielwiese. Wir hatten angerichtet, längst, und verloren dennoch die Übersicht, spürten, dass wir aus dem System fielen. Und keiner von uns konnte fliegen. Klingt einleuchtend, oder?

So plausibel eine Zerrüttung unter uns dreien für ein Scheitern wäre: Es gab keine Dissonanzen. Vielmehr verstanden wir uns auch ohne Worte. Doch wir waren in der ganzen Zeit unseres Regnums nie auf nennenswerten Widerstand gestoßen. Was sich entwickelt hatte, war auf solch natürliche Weise gewachsen, dass wir, als der Sturm aufkam, völlig schutzlos dastanden. Großartig, aber nackt. Klingt noch besser, nicht wahr?

Ein jeder von uns, wir sind jetzt alle um die fünfzig, hält sich einigermaßen aufrecht, das schon; das Traurige daran ist: Jeder tut es aus der unerschütterlichen Gewissheit heraus, versagt zu haben. Es geht nicht um die Scheinwerfer, denn das Wissen, wie man sich ins rechte Licht rückt, ist keineswegs verloren gegangen. Es geht nicht um Ruhm, nicht um Ehre, auch nicht um die Huldigungen, derer wir schon damals überdrüssig geworden sind. Was hingegen die Sehnsucht nährt, das ist das unwiederbringliche Hochgefühl der Unantastbarkeit.

Ich weine keine Sekunde meiner Kindheit nach, trauere auch nicht um das Ende der Jugend: Ich vermisse / das Glück. / Ich glaube nicht / an das Schicksal. / Ich ritt mich / selbst zu Schanden. Ich habe also den Kopf nicht verloren, das nicht, das Denken ist genau genommen unentschuldbar. Und deshalb verzeihe ich mir den Aussetzer von damals bis heute nicht.

Und wem das nun allzu plausibel oder gar kitschig erscheint, dem sage ich: Alle Erklärungsversuche dienen der Bewirtschaftung des Schmerzes. Freilich ist auch das nur wieder eine Erklärung …

 

 

 

Blindbewerbung

 

 

»Es gibt keinen Anfang, mein Junge.« Das sagte Beppo zu mir, das und einiges mehr, was ich im Wortlaut nicht mehr werde wiedergeben können.

Es mutet wohl eigenartig an, wenn ich meinen Lebenslauf mit der Aussage eines anderen beginne. Doch Beppos Abgang war der Auslöser für dieses Bewerbungsschreiben. Beppo ist jetzt seit gut zwei Monaten tot. Auf den Tag kommt es nicht an, auch wenn ich kurz darauf meine Kündigung im Heim eingereicht habe. Ich hielt das Siechtum, die sich manifestierende Verwesung, plötzlich nicht mehr aus.

Die Erkenntnis, dass es keinen Anfang gebe, war der Grund dafür, dass Beppo nie etwas schriftlich festhielt, … glaube ich. Und weil ich einer bin, der bis heute keine Bücher liest, fraß er einen Narren an mir. Ich sei das Gegenstück, auf das er ein Leben lang gewartet habe. Denn er war der verrückteste Leser von allen, ein Leser und auch ein Vorleser, wie es zu ergänzen gilt, denn ich war sein Zuhörer.

 

Genau genommen lässt sich nichts anfangen; die Dinge sind alle schon am Laufen. Gleichwohl fühlt es sich beim Erwachen an wie anfangen.

 

Ich hänge ziemlich in den Seilen, wie man so sagt, bin jetzt einer, der den Raubtieren entwachsen ist – »vergiss den Panther, vergiss den Löwen!« –, und Beppo hat mich auch gelehrt, was ein Danaer-Geschenk ist, mir vielleicht auch deshalb ein Paket hinterlassen. Inhalt: zirka zehn Bücher, schätze ich, zu meiner Verfügung nach seinem Tod, mit dem Vermerk »Das Erbe ist spontan oder dann nach einigem Überlegen unbedingt auszuschlagen.« Das Paket liegt verschlossen auf dem Küchentisch (ich trinke eben meinen Nachmittagskaffee darauf).

Als ich Beppo das erste Mal begegnete, das ist nun fünf Jahre her, wollte er wissen, woher ich komme. Da saß ein alter Mann vor mir, ein sehr alter, zerzaust und gefasst in einem, du denkst an ein Monster und siehst einen Menschen, spürst die ganze Ungeheuerlichkeit des Lebens, mächtig und ohnmächtig zugleich, auf Zuwendung angewiesen, auf dich angewiesen, einer von vielen, die in dieser Endstation ausharren, freiwillig oder unfreiwillig in dieses Pflegeheim verfrachtet worden sind, darauf wartend, dass die Luft ausgeht.

So dachte ich damals nicht, der Zynismus hatte mich noch nicht angefressen. Ich glaubte an einen Neuanfang, an eine sinnvolle Aufgabe, wie sie mir zuvor als LKW-Fahrer abhandengekommen war. Pflegling Beppo hatte mich im Nu auf seiner Seite, das war keiner von vielen; er hatte angeklopft und heftig an mir gerüttelt, als müsse ein Schlafender erwachen, als wär’s höchste Zeit, dass ich zu mir komme. Doch der Reihe nach.

Die Bewilligung, einen LKW zu fahren, ist das einzige Dokument, über das ich verfüge, einmal abgesehen von meinem Pass, dem Ausweis der Krankenkasse und was einem sonst noch zur Existenzberechtigung von Staates wegen ausgehändigt wird. Eines Tages während des Militärdienstes durchgewunken, das Papier zur Berechtigung der Führung entsprechender Fahrzeuge kommentarlos angehängt bekommen, so ging das. Nach der Uniform fand ich Anstellung bei einem der größten Kantine-Betreiber des Landes. Seither weiß ich über die Nahrungskette Bescheid, will mich aber kurzfassen, nicht weil mein Wissen inzwischen weit herum bekannt oder überholt wäre, sondern weil das alles weit hinter mir liegt. Aber sei’s drum: In Töpfen wird gekocht, in Wannen warmgehalten, das Fertiggestellte kommt auf Teller, das Nichtverzehrte wird in Kübel gekippt. Ich lieferte frische Ware an und nahm die gefüllten Kübel mit. Nachdem ich das Unverbrauchte via Hebebühne und Gabelstapler abgesetzt hatte, leerte ich die vollen Kübel des Ungenutzten in einen größeren Kübel um (der aber mit Manneskraft, einmal gefüllt, nicht mehr zu stemmen war). Diesen vollen Kübel hatte ich dann entweder an einen Ort zu bringen, wo der Inhalt erneut umgefüllt wurde, diesmal in Container, oder ich brachte die Reste direkt in die Verbrennungsanlage.

Der Skandal um die Entsorgung Abermillionen Tonnen an Lebensmitteln ruft noch immer kaum Reaktionen hervor. Einige glauben, die Abfälle menschlicher Fütterung würden dem Vieh vorgesetzt, den Schweinen oder vielleicht auch den Hühnern. Andere glauben nichts, machen sich in der Konsequenz auch keine Gedanken. Ich spreche es halt aus: All die Gewürze, all die Konservierungsstoffe, die einem solchen Brei beigemischt sind, lassen keine Weiterverwertung zu.

Beppo nickte nur, quittierte meine Ausführungen mit einer feinen Geste des Beiseitewischens. Was meine Herkunft anging, bohrte er zunächst nicht weiter nach, zog für mich aber das Fazit, dass ich das Kamel wohl hinter mir gelassen hätte.

 

Ich verstehe die Idee des Anfangens als eine Eingebung, ohne dass ich in der Lage wäre, deren Ursache zu benennen.

 

Das Wortspiel, das ich schon zu Fahrerzeiten pflegte – es hatte mich zwischen Kübeln und Containern am Leben erhalten –, gefiel auch Beppo. Die Regeln sind einfach: Man wählt drei Wörter und setzt sie hernach in allen sechs möglichen Kombinationen im Kopf zusammen. Inzwischen existieren mehrere tausend dieser Kombis.

Erfunden hatte ich das Spiel auf einer dieser immergleichen Fahrten, während derer man irgendwann jeden Gully kennt und einzig die Baustellen noch für Abwechslung sorgen. Ich setzte ein mit »TAG«, »WERK« und »TRAUM« (im Kopf benötigte ich die Buchstaben nicht, aber ich begann früh mit den Aufzeichnungen meiner innerweltlichen Abenteuer).

Bei meinem Erstling moduliert sich TAGWERKTRAUM hin zu TRAUMWERKTAG. Auch die vier Zwischenstationen lassen sich sehen:

 

TAGWERKTRAUM

TRAUMTAGWERK

WERKTRAUMTAG

TAGTRAUMWERK

WERKTAGTRAUM

TRAUMWERKTAG

 

Ich hatte gleich in der ersten Runde eine der seltenen Ausnahmen gefunden, bei denen alles passt. Klasse, oder? Tage, die sich schwierig anfühlen, beginne ich noch heute damit, mantriere leise vor mich hin, um Sinn zu stiften, um in Gang zu kommen.

Du kannst keine demente Frau an ihrer Gehhilfe morgens durch den Park begleiten, wenn du nicht bei dir bist. Im Laufe der Jahre kristallisierte sich für jede meiner Tätigkeiten die richtige Kombi heraus. Wenn es zum Beispiel an die Waschung geht, eine meiner unliebsamsten Aufgaben im Heim (Beppo würde einwenden, dass es von »unliebsam« keinen Superlativ gibt), dann lieferte mein Kopf zuverlässig … nein, das lass ich jetzt aus. Ich möchte keinen falschen Eindruck erwecken, will stattdessen eine andere Kostprobe meiner Kunst abgeben, sie umfasst auch meine Geschichte vor dem Heim und leistet bessere Dienste, wenn ich schon Zeugnis ablege – hier meine Überlebenshilfe in der Kantine des Heims:

 

KOCHGARNICHTS

NICHTSKOCHGAR

GARKOCHNICHTS

KOCHNICHTSGAR

NICHTSGARKOCH

GARNICHTSKOCH

 

Einer von Beppos Lieblingen … eine der wenigen Situationen, in denen er noch Mitleid mit seinen Mitinsassen empfand (oder sein pädagogischer Eifer gewann ausnahmsweise die Überhand): »Könnten dich im Saal mehr verstehen, wir hätten im Nu eine kleine Revolution auf dieser Endstation.« – Von Revolutionen verstand er etwas. Beppo faszinierte die Unberechenbarkeit, die eine echte Revolution mit sich bringt. Mitleid hingegen war ihm zuwider. Wurde ihm solches zuteil, entwickelte er Energien, über die ein gesunder Zwanzigjähriger nicht verfügt, warf dem nichtsahnenden Anträger schlimmste Verwünschungen an den Kopf, hob sich – aller medizinischen Befunde entgegen – aus dem Rollstuhl, feuerte eine Salve nach der andern ab, geifernd erst, dann spuckend und bis zur totalen Erschöpfung, sodass ich, wenn ich zugegen und Beppo sicher in seinen Rollstuhl zurückgesackt war, mich meinerseits genötigt sah, mit dem so Eingemachten Mitleid zu empfinden.

Ein wutentbrannter alter Mann kann äußerst unangenehm sein, da spreche ich aus Erfahrung. Den heiligen Zorn Beppos auf sich zu ziehen – wenngleich er sich hernach immer auf Notwehr berief –, hieß nichts weniger, als die Apokalypse heraufzubeschwören. Drum überprüfe stets, wenn du Mitleid mit jemandem empfindest, ob diese Gefühlsregung nicht viel mehr mit dir selbst als mit dem anderen zu tun hat.

 

»Abgestürzt«, sage ich, wenn jemand nach meinem Beziehungsstatus fragt. Abgestürzt beim Klettern, die Lene, Helena getauft, was aber nur die Wenigsten wissen. Es geschah auf Kalymnos, einer dieser unzähligen griechischen Inseln. Ich war nicht dabei. Ich klettere nicht. Ich war der Waschbär und sie die Klettermaus.

Das ist jetzt schon länger her.

Ich mache selten viele Worte, wenn es um Lene geht. Jene Menschen, die fragen, suchen nach meinen ersten Sätzen einen stillen Abgang, oder sie wechseln das Thema: »Da sind doch jetzt so viele Flüchtlinge auf dieser Insel, nicht wahr?« – Ich weiß inzwischen so einiges über Kalymnos, obwohl ich nie dort war. Googelte mich da richtig rein: Kletterparadies, südliche Ägäis, eine gebirgige kleine Insel mit gutem Wasser. Während der Hauptsaison mehr Touristen als Einwohner. Und neuerdings die Flüchtlinge, ganzjährig, aber ja. Das ist Gesprächsstoff, darüber lässt sich reden.

Oder ich sage, dass es an meinen Augen läge, an meinem Blick, dem ich den Waschbär verdankte. So dicht behaart bin ich freilich nicht, dunkle Augen habe ich aber schon, auch wenn Lene immer meinte, da sei noch etwas anderes. – »Ja, was?«, fragte ich zuweilen nach. – »Knuddelbäriges, viel Gutes eben«, antwortete sie, die Frau Zoologin, wie ich sie gern scherzhaft nannte, dabei war sie es auch. Studiert und promoviert. Helena kannte sich nicht nur mit Zweibeinern aus.

 

Die Idee des Anfangens bezeichnet nicht nur die Gegenwart, sie begründet diese.

 

Wenn Beppo mir ein Gedicht oder auch eine kurze Erzählung vorlas (zu längeren Happenings – ein Unwort, ich weiß – fehlte die Luft meines Freundes), dann klang das in meinen Ohren so, als geschähe es zum ersten Mal: Gitterstäbe wurden mir zum Spiegel, Sinn verging zu Lampenschein, mir wuchs ein grünes Haar auf dem Kopf, und plötzlich sah ich einen Mann vor mir, der sich abwandte, wie einer, der mit seinem Lachen allein sein wollte. »Das kann nur die Literatur«, sagte Beppo, und da schwang auch Wehmut mit, obschon er sich diese Tonlage entschieden verbat (siehe Mitleid).

Wie er aber über den Einband eines Buches mit seinen gichtgekrümmten Fingern strich, mit geschlossenen Augen das Leinen liebkoste, sich aus der Zeit ausklinkte und mit den Lippen ein Seufzen formte, das jedoch tonlos blieb, da wusste ich, dass ihn noch etwas anderes rührte, seine Geschichte nicht nur in Büchern geschrieben stand, auch diesen Mann einen Hauch Vergangenheit einhüllte, ihn weiter atmen ließ, ein bisschen noch, Häppchen für Häppchen am Leben hielt. Vielleicht hätte ich nachfragen, in solch einem Moment einhaken sollen, flüsternd und meinerseits mit offenem Visier, wagte es aber letztlich nie, diese Schutzlosigkeit zu nutzen, die Stille, der etwas Heiliges anzuhaften schien, zu durchbrechen. Fand ich das richtige Wort nicht? Wäre jedweder Einfall meinerseits willkommen gewesen?

Jetzt, da er nicht mehr ist, in seinen Worten »nietzschewo angelandet«, will ich es doch wagen, ihn einen Freund zu nennen, ohne Klammer.

Das Wort jetzt an dich richten … besser spät als nie. Hörst du mir zu? Beppo?

Erst dachte ich an alte Bücher, an die Fragmente von Heraklit, die du so mochtest, erinnerte mich an deine Höhenflüge zu Lukrez, dazu die Essays von Montaigne, und dann noch alles in dieser Reihe bis hin zu Kafka. Ich wäre aber auch nicht mehr überrascht, wenn du mir einen Satz Kinderbücher vermacht hättest, inklusive Karl May und Kästner. Ja?

 

TEILFUNDKOPF

FUNDKOPFTEIL

KOPFTEILFUND

TEILKOPFFUND

KOPFFUNDTEIL

FUNDTEILKOPF

 

Das psalmodiere ich jetzt, eskamotiere mich, deine Worte, ich weiß, erinnere mich, dabei übe ich mich nur an der Gegenwart, will sagen, das ist ein Bewerbungsschreiben.

Was ich zu bieten habe, ist mehr als die Lizenz eines LKW-Fahrers. Darüber hinaus verfüge ich über einen Fundus an reichen Kombis, wie Beppo sie nannte, und auch wenn das nicht schriftlich belegt ist, ich bin in der Lage, langsam zu denken. Ich könnte mir jetzt einen frischen Kaffee machen oder mich zum Fenster bewegen, um jene Aussicht bestätigt zu finden, die ich längst kenne. Heute Abend wird es regnen. Aber ja. Die freie Stelle allerdings, die Beppo für mich vorsah, kann ich nicht besetzen.

Wann ich seine Pläne durchschaute?

Er hatte mich zum Löwen erkoren, zu seinem Löwen, und das war kein schlechter Zug: Ich kämpfte, trachtete nach seiner Zuneigung und ergab mich allen anderen Pflichten. Ich strebte plötzlich nach etwas, sah mich als Pionier einer neuen Mantra-Generation an. Ein Weg hatte sich aufgetan, eine Richtung … meine Wortspiele aber wurden nicht besser. Ganz im Gegenteil. Ich erkannte das Erzwungene, das Zurechtgebogene, das Künstliche in meinem Tun und erwischte mich beim Zurückblättern, beim Nachlesen der alten Kombis, die doch von einer ganz anderen Luft genährt waren, keinem Korsett und keiner fremden Idee entsprachen.

 

Wie kam ich zu den Kübeln, warum war ich gestrandet bei den letzten Resten von Leben? Hier sitze ich nun, ein von Zitaten kontaminierter Tor, bin weder toll, weder kühn, kann ungeleitet aus diesem Kasten gehn, ohne Fackel und auch nicht als Kind, wie Beppo der Prophet so manches Mal es sich von mir also versprochen hat.

Die Geschichte von Helenas Absturz hat mir der Alte keine Sekunde lang abgenommen. Er durchschaute mich, von Anfang an. »Kein Mensch ist ein unbeschriebenes Blatt, kapiert?« – Ich schwieg mich, was diese Sache angeht, lange aus, hielt den Anfechtungen stand. »Nimm dir doch eine der alten Tanten von hier mit nach Hause und pfleg sie zu Tode!« – Beppo in Hochform. Schweigen half da nicht mehr viel, also lachte ich, lachte seine Übergriffe, so gut es ging, weg. Er war der Insasse, ich der Wächter; die Spielregeln kannten wir beide. Die Hierarchie – das lehrt ein solches Heim jeden – ist allein durch die unterschiedliche Lebenserwartung schon festgelegt.

Als sich der Pflegling Beppo unwiderruflich ins Sterbebett legte, gestand ich ihm, was er längst schon wusste: Dass nämlich Helena sich nach wie vor bester Gesundheit erfreut, lediglich mich verlassen hat, Punkt. Nein, nicht Punkt, mich verlassen hatte, weil ich ein Langweiler war, ein LKW-Fahrer ohne Ambitionen, einer, der kaum schwimmen konnte, geschweige denn klettern. Mich reizten weder Radtour noch Höhlenexpedition. Ich wollte nie die Welt erobern – und vor allem: Ich wollte nie so tun, als ob. Mit Lene Spaziergänge machen, in ein Restaurant gehen und später auf dem Sofa kuscheln – nach mehr hatte mich nie verlangt.

Vielleicht war der wahre Grund ihres Weggangs meine Angst. Wahrscheinlich war das der Fall, nein: Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit war meine Bangigkeit die Ursache unseres Scheiterns. Als sie von einer gemeinsamen Wohnung sprach, schon Anzeigen studiert hatte, sah ich mich sogleich den Müll hinaustragen und Windeln wechseln, den Weihnachtsbaum schmücken und die Schwiegermama herzen, ich saß vor der Modelleisenbahn und zerbrach mir den Kopf über zu hohe Hypotheken, Tanzkurse und Elternabende, dachte an Standesamt und Erbvertrag, an Ponyhof und Strandurlaub, Erziehungs-, Spar- und sonstige Maßnahmen – alles durcheinander, in wilder Abfolge, Bilder, die sich ineinanderschoben, überblendeten … bis zur Katatonie, so lautete die Diagnose meiner liebsten Expertin.

Sehe ich Lene heute auf der Straße mit ihren beiden Kindern, die sie einem erfolgreichen Krawattentiger verdankt, den ich meinerseits noch aus der Schulzeit kenne, dann denke ich … ja, was? – Ich denke eigentlich nichts. Berufe mich stattdessen auf den Stand meiner jüngsten Irrtümer: Sie hat alles richtig gemacht, schon immer, im Gegensatz zu mir. Sie hat kein schlechtes Gewissen oder so, schaut mir manchmal noch in die Augen wie früher, von wegen Seelenfenster …

Bilde ich mir das ein?

»Waschlappen« hatte sie mich noch gescholten, als sie damals ging, enttäuscht auch darüber, dass ich nicht um sie kämpfte (was ich, ausgewrungener Kleinbär, sofort getan hätte, wäre es mir möglich gewesen, mich aus meiner Erstarrung zu lösen). Eingedenk aller Nachbeben, es ist gut so, wie es jetzt ist. Ich bin da raus. Meine Geschichte ist es nicht mehr. Inzwischen erschütterte so mancher Tsunami die Welt – und sie dreht sich dennoch weiter, zuverlässig, wenngleich ein wenig erhitzt, mahnen die Klimaforscher. Aber ja, auch das ist Gesprächsstoff. Kollateralschäden, sei’s drum!

Auch ich habe einen breiten Rücken, oder?

 

Wenn die Wirklichkeit die alten Vorstellungen verscheucht, auch das ist ein Anfang.

 

Beppos Paket liegt übrigens inzwischen nicht mehr unverschlossen auf dem Küchentisch. Ein einziger Kaffee hatte genügt, und ich fand den Mut, machte das Ding kurzerhand auf und griff beherzt nach dem Inhalt, der sich zunächst als Metallbox offenbarte, ein rechteckiger Behälter, wie man ihn von Bankschließfächern – wenigstens aus Filmen – kennt. Wozu noch eigens die Pappschachtel drum rum?

– Darum … sprich der Dramaturgie wegen: Spätestens bei der Inbesitznahme der Blechtruhe hätte ich zögern müssen, denn darauf hin war die Inszenierung des Freundes fraglos angelegt, so viele Male, wie er mir von der Büchse der Pandora erzählt hatte, von des Pudels Kern, vom Hungerkünstler, von wegen sine qua non.

Was aber will mir ein Toter noch mit der Hoffnung drohen! Ich zögerte also nicht, staunte dann aber doch, als ich den Deckel angehoben, das Geheimnis gelüftet hatte: Sechs lose Blatt Papier, ungebraucht … jungfräulich sozusagen.

 

Helena dachte immer in Fortsetzungen, das ist ein Unterschied. Der nächste Berg ist der nächste Berg, nie derselbe Berg. Verstehst du? Du scheiterst am einen und stellst dich dem nächsten. So meistert sie jeden Tag, ohne Klotz am Bein, ohne jenen Stein, von dem Beppo oft erzählt hat, von diesem Stein des Sisyphos, der mir schon vertraut war, bevor ich um den Mythos wusste.

Irgendwie unverrückbar waren Lene und ich gleichwohl, unverrückbar in unseren Vorstellungen, unverrückbar und inkompatibel. Was für ein hässliches Wort. Beppo, sag was! Bitte! Nur ein Missverständnis? Ein Versehen, eine Unaufmerksamkeit …

Kann ein Waschbär nicht auch Karabiner sein?

Womöglich wäre das die Frage gewesen, eine Anrufung, die ich vor Jahren hätte in den Raum, als zukunftsträchtige Wohnung in Aussicht stellen sollen, gut gesichert, ein tragfähiges Fundament für Klettermaus und Waschbär, wir hätten uns eingerichtet, uns gefunden, Herrgott!

Und als das Echo von Beppos Stimme in meinem Kopf erklingt, schießen mir Tränen in die Augen: Kein Mensch ist ein unbeschriebenes Blatt, kapiert?

 

Wie weit ich mittlerweile rekapituliert habe, nun, ich weiß es nicht. Wie viele Leben hat ein Waschbär? Die Hilfe von oben blieb freilich aus, klar. Die Konjunktive stehen quer, erratische Blöcke, unverrückbar; sie lassen sich nicht beiseitewischen, das ist ihr Wesen, nicht aus dem Weg zu räumen, nicht mehr. Auch das Wörtersammeln ist ein Programm, ein Überbrückungsversuch, Ablenkung oder Notwehr – was aber fließt? Was geschieht darunter, was steckt dahinter, was ist es, worüber ich in meinen Kombis Auskunft suche?