cover

Impressum

 

© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2019

© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2019

Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung und öffentliche Zugänglichmachung, auch auszugsweise, sowie die Verbreitung durch Film und Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlags.

 

Projektleitung: Cornelia Nunn

Lektorat: Barbara Kiesewetter

Bildredaktion: Hannah Crawford, Natascha Klebl (Cover)

Covergestaltung: Independent Medien-Design, München: Horst Moser (Artdirection), Lucie Heselich

eBook-Herstellung: Yuliia Antoniuk

 

Impressum_e

ISBN 978-3-8338-7246-4

1. Auflage 2019

 

Bildnachweis

Coverabbildung: gettyimages (National Geographic - Jim Richardson), Agrarfoto, Biosphoto, Shutterstock.

Fotos: AdobeStock, Agefotostock, Alamy, Lars Baus, Biosphoto, FloraPress, Gettyimages, Istock, mauritius images, OKAPIA, Science Picture Library, Shutterstock, Sabine Tenta

Syndication: www.seasons.agency

GuU 8-7246 12_2019_01

 

Unser E-Book enthält Links zu externen Webseiten Dritter, auf deren Inhalte wir keinen Einfluss haben. Deshalb können wir für diese fremden Inhalte auch keine Gewähr übernehmen. Für die Inhalte der verlinkten Seiten ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber der Seiten verantwortlich. Im Laufe der Zeit können die Adressen vereinzelt ungültig werden und/oder deren Inhalte sich ändern.

 

Die GU-Homepage finden Sie im Internet unter www.gu.de

 

Impressum_e

www.facebook.com/gu.verlag

Logo

Garantie

Garantie

 

 

LIEBE LESERINNEN UND LESER,

 

wir wollen Ihnen mit diesem E-Book Informationen und Anregungen geben, um Ihnen das Leben zu erleichtern oder Sie zu inspirieren, Neues auszuprobieren. Wir achten bei der Erstellung unserer E-Books auf Aktualität und stellen höchste Ansprüche an Inhalt und Gestaltung. Alle Anleitungen und Rezepte werden von unseren Autoren, jeweils Experten auf ihren Gebieten, gewissenhaft erstellt und von unseren Redakteuren/innen mit größter Sorgfalt ausgewählt und geprüft.
Haben wir Ihre Erwartungen erfüllt? Sind Sie mit diesem E-Book und seinen Inhalten zufrieden? Haben Sie weitere Fragen zu diesem Thema? Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung, auf Lob, Kritik und Anregungen, damit wir für Sie immer besser werden können. Und wir freuen uns, wenn Sie diesen Titel weiterempfehlen, in ihrem Freundeskreis oder bei Ihrem online-Kauf.

 

KONTAKT

GRÄFE UND UNZER VERLAG
Leserservice
Postfach 86 03 13
81630 München
E-Mail: leserservice@graefe-und-unzer.de

 

Telefon: 00800 / 72 37 33 33*
Telefax: 00800 / 50 12 05 44*
Mo-Do: 9.00 – 17.00 Uhr
Fr: 9.00 bis 16.00 Uhr (*gebührenfrei in D,A,CH)

Hinweis zur Optimierung

Unsere eBooks werden auf kindle paperwhite, iBooks (iPad) und tolino vision 3 HD optimiert. Auf anderen Lesegeräten bzw. in anderen Lese-Softwares und -Apps kann es zu Verschiebungen in der Darstellung von Textelementen und Tabellen kommen, die leider nicht zu vermeiden sind. Wir bitten um Ihr Verständnis.

IMG

VORWORT

Ein einziger Spatenstich genügt, um eine ganze Welt auf den Kopf zu stellen: Drei, vier Regenwürmer befördert er ans Tageslicht sowie Steinkriecher, die sich kringeln wie kleine Drachen. Ameisen und rote Milben huschen weg, dazwischen finden sich winzige Springschwänze und Spinnchen. Doch sie sind die Giganten unter den Bodenlebewesen. Denn der Großteil aller Erdbewohner ist mit bloßem Auge gar nicht zu erkennen. Fadenwürmer und Einzeller sowie Pilze, Algen und Bakterien leben hier mehr oder weniger einträchtig zusammen. Und das in unvorstellbar großer Zahl: Pro Schaufel Erde sind es drei bis vier Milliarden Lebewesen, fast alle unsichtbar und doch in der Summe eine Menge, die mehr als hundert Gramm auf die Waage bringt.

Der Boden, der unbekannte Kosmos. Denn unter die Oberfläche lässt sich nicht ohne Weiteres schauen. Ein Spatenstich gleicht dem gewaltsamen Wegreißen einer Hauswand. Das Innere liegt auf einmal schutzlos da. Die so überfallenen Bewohner krabbeln durcheinander und winden sich wie ertappt. Würmer, Engerlinge – blasse Gestalten, die nicht selten Ekel hervorrufen. Helfen sie oder richten sie Schaden an? Wenig ist bekannt über die Gemeinschaft, die hier im Dunkeln existiert und durch ihr bloßes Dasein dafür sorgt, dass aus Tonmineralen, Steinchen und Pflanzenresten lebendiger Boden wird. Sie lockern ihn, machen ihn fruchtbar und bringen Nährstoffe in den Kreislauf zurück.

Im Garten rückt die Erde meist erst ins Blickfeld, wenn etwas nicht so wächst, wie es soll. Als zu trocken gilt sie dann, zu sandig, zu schwer oder zu nass. Doch verankert sie den Garten in seiner Umgebung – dem städtischen Raum, der freien Natur, dem industriell bewirtschafteten Land. Boden ist bebaut, liegt brach oder wird besonders intensiv bearbeitet: Dort, wo Nahrungsmittel erzeugt werden, kommt ihm eine ganz entscheidende Rolle zu.

Unter unseren Füßen tut sich ein ganzes Universum auf. Zeit, ein bisschen in die Tiefe zu schürfen. Denn der Boden ist die Grundlage des Lebens.

IMG

IMG

Durch Erosion geht wertvoller Humus verloren. Ist das Bodenleben nicht intakt, greifen Regen und Wind die Erdkrume an. Kohlenstoff entweicht.

IMG

Pflanzliche Reste können unter hohen Temperaturen verkohlt werden. In der Pflanzenkohle, die dadurch entsteht, ist viel Kohlendioxid gespeichert.

IMG

Hügelbeete in der Permakultur werden mit Kompost angereichert und sind besonders fruchtbar.

DAS PRINZIP DER PERMAKULTUR

Vielfalt auf kleinem Raum, nachhaltig wirtschaften, ein Gleichgewicht anstreben. Langfristig planen und optimieren, statt dem Boden schnell maximalen Gewinn abzuringen: Das ist Permakultur.

Permakultur ist eine Philosophie, die mit der Natur arbeitet und achtsam die Zusammenhänge und Funkionen in einem System beobachtet. Der Blick gilt den Wechselbeziehungen in der Natur, aber auch denen von Mensch und Natur. Der Begriff ist abgeleitet vom Begriff permanent agriculture, einer nachhaltigen, dauerhaften Landwirtschaft. Schon im frühen 20. Jahrhundert erforschte der amerikanische Agrarwissenschaftler Franklin Hiram King »permanent agriculture« in Asien. Auch der Japaner Fukuoka Masanobu, Mikrobiologe und Landwirt, beschäftigte sich seit den 1950er-Jahren mit dem ökologischen Gleichgewicht beim Feldbau und plädierte dafür, möglichst wenig in natürliche Abläufe einzugreifen. Der Australier Bill Mollison schließlich gilt als Vater der Permakultur. Angeregt durch die Beobachtung des Ökosystems im tasmanischen Regenwald, entwickelte er eine nachhaltige Landwirtschaft. In den 1970er-Jahren begründete er gemeinsam mit dem Studenten David Holmgren den Rahmen eines nachhaltigen Landwirtschaftssystems, das sie Permakultur nannten: ein System, das die nachhaltige Erzeugung von Lebensmitteln und ein nachhaltiges Leben ermöglicht. Grundstücke und Farmen werden basierend auf ökologischen Prinzipien geplant und gestaltet. Ein Konzept, das im Kopf erdacht und auf dem Land erprobt wurde. Ziel ist es, ein System zu etablieren, in dem sich Menschen, Tiere und Pflanzen ergänzen können, ein System, das im Gleichgewicht ist, sich selbst erhält, aber auch nach den jeweiligen Bedürfnissen wandelbar und anpassbar ist. Zu den Grundsätzen gehört: von der Natur zu lernen, dauerhafte Ökosysteme zu schaffen und Kreisläufe einzurichten. Kernpunkte sind eine möglichst große Vielfalt, die optimale Nutzung natürlicher Ressourcen und dass jedes Element möglichst mehrere Funktionen hat.

Um eine Permakultur – etwa im eigenen Garten – zu etablieren, muss zunächst einmal analysiert werden: Was soll der Garten leisten? Wie viel Obst und Gemüse soll er hervorbringen, sollen auch Nutztiere darin leben? Das Grundstück wird über den Jahresverlauf genau beobachtet: Wo steht die Sonne zu welcher Tageszeit? Wo ist es trocken, wo feucht? Was wächst wo? Daraus ergibt sich, was wo angebaut werden kann. Wo die Sonne eingefangen, wo der Schatten genutzt werden kann. Der Boden spielt eine zentrale Rolle, denn aus ihm geht alles hervor. Ziel ist eine größtmögliche Vielfalt und der Anbau regionaler oder sogar lokaler alter Sorten, die sich dem Klima gut angepasst haben. Den Boden vielfältig nutzen heißt auch, einige Bereiche verwildern zu lassen, was wiederum Lebensraum für Tiere schafft.

Auch ohne Gesamtkonzept, das sehr guter Planung bedarf, können sich Elemente aus der Permakultur in den eigenen Garten integrieren lassen. Wird zum Beispiel eine Hecke zum Schutz vor Wind gepflanzt, kann sie aus Wildobststräuchern bestehen, die Ertrag für Menschen und Tiere liefern. Umschließt die Hecke großzügig ein nach Süden gelegenes Stückchen Land, kann sie eine Sonnenfalle bilden, in der besonders wärmeliebende Kulturen gedeihen. Steine, die die Sonnenwärme speichern, können den Effekt unterstützen.

Auch die klassische Kräuterspirale ist ein Beispiel, wie Sonneneinstrahlung, Wärmespeicherung der Steine und das Angebot verschiedener Lebensbedingungen auf kleinstem Raum ermöglicht werden können. Denn das Höhengefälle ermöglicht es, trockenheitsliebende Kräuter wie Thymian oben und feuchtigkeitsliebende wie Minze oder Petersilie weiter unten unterzubringen. Wird am Fuße ein Teich angelegt, fühlen sich dort Mädesüß und Brunnenkresse wohl. In den Steinen finden Tiere wie Eidechsen oder auch Molche Unterschlupf. So entstehen auf einem Fleckchen Gartenboden ganz verschiedene Habitate.

Werden Obstbäume gepflanzt, hilft es, in Lebensgemeinschaften zu denken. Der Baum wird nicht in eine Rasenfläche gesetzt, sondern von Pflanzen umgeben, die sein Wachstum fördern können. Je näher am Baum, desto flacher sollten sie wurzeln – es eignen sich zum Beispiel Kapuzinerkresse oder Walderdbeeren, die den Boden beschatten, oder Dost, der Bienen lockt. Etwas weiter draußen, außerhalb der Baumkrone, können Beerensträucher gepflanzt werden sowie Lupinen, die Stickstoff binden und nach der Saison wieder freigeben, oder Beinwell, mit dem aufgrund seines Nährstoffgehalts gemulcht werden kann.

Auch auf kleinem Raum kann man eine Mischkultur etablieren, etwa die von indianischen Anbaumethoden inspirierte »Milpa« (»Drei Schwestern«), bei der sich Mais, Kürbisse und Bohnen gut ergänzen. Während der Mais mit seinen tiefen Wurzeln Nährstoffe aus den unteren Erdschichten holt, gehen Bohnen eine Symbiose mit Knöllchenbakterien ein, die Stickstoff binden und für die Pflanze verfügbar machen. Vergeht die Pflanze nach der Ernte, wird der Stickstoff wieder freigesetzt. Davon profitiert in der kommenden Saison der Kürbis, der mit seinen großen Blättern den Boden beschattet und die Feuchtigkeit hält.

MASANOBU FUKUOKA

Den Gedanken einer einfachen, natürlichen Landwirtschaft verfolgte der Japaner Masanobu Fukuoka im 20. Jahrhundert. Angetrieben von der Idee, Reisanbau müsse auch mit weniger Arbeit möglich sein, beschäftigte er sich mit den natürlichen Kreisläufen und erkannte bald, welche Störungen menschliches Eingreifen verursachte. So wurde er Verfechter einer »Nicht-Tun-Landwirtschaft«: Anstatt Reispflanzen vorzuziehen, säte er direkt auf die Felder, mulchte später mit dem anfallenden Stroh sowie mit Hühnermist. Unkraut durfte zwischen den Reispflanzen und unter Obstbäumen, wo er auch Gemüse anbaute, wachsen. Die Vielfalt auf seinen Feldern verhinderte ein großes Aufkommen von Schädlingen. Fukuoka, der Pflanzenpathologie studiert hatte, ehe er Bauer und Philosoph wurde, fasste 1975 seinen Ansatz in einem Buch zusammen, das acht Jahre später als »Der Große Weg hat kein Tor« auf Deutsch erschien. Kernpunkte sind seine »Vier Prinzipien der natürlichen Landwirtschaft«: keine Bodenbearbeitung, kein künstlicher Dünger oder aufbereiteter Kompost, kein Unkrautbeseitigen oder Einsatz von Herbiziden und keine Abhängigkeit von Chemikalien. Nach diesen Regeln arbeitete er 65 Jahre lang auf seinen Reisfeldern und in seinen Obstgärten und erzielte reiche Ernten.

Pflügen und umgraben sah er als kontraproduktiv an. Denn ungestörte Erde kultiviere sich selbst – durch Wurzeln, Mikroorganismen, Würmer und kleine Tiere. Auch Samen von Kräutern, die nach dem Umgraben keimten, blieben tief in der Erde. Fukuoka verzichtete auch auf Kompost – er brachte zu kompostierendes Material direkt auf die Felder auf. Chemie zerstört Bodenleben, stellte er fest. Unkräuter sollten daher nicht mit Herbiziden bekämpft, sondern nur kontrolliert werden, da sie eine Rolle in der biologischen Gemeinschaft haben. Mit Chemie werde nur ein System unterstützt, das aus dem Gleichgewicht gebracht wurde, sagte er. Für ihn hatten auch Insektizide in der Landwirtschaft nichts verloren. Für sein Werk erhielt er den Ramon Magsaysay Award, einen asiatischen »Friedensnobelpreis«. Seine Arbeit gilt vor allem Permakulturprojekten als Inspiration.

DANK

Mein besonderer Dank geht an die Experten, die mit ihrem Wissen zu diesem Buch beigetragen haben: Dr. Andrea Beste, Charles Dowding, Josef Hägler, Dr. Elaine R. Ingham, Dr. habil. Martin Schädler und Dr.-Ing. Frank Schröter. Herzlichen Dank auch an das Verlags-Team für dieses spannende und herausfordernde Projekt, an Barbara Kiesewetter für das behutsame, sorgfältige Lektorat und an Lars Baus für seine wunderbaren Illustrationen. Till und Nora, danke für Eure Unterstützung und Geduld!

IMG

Für Ina Sperl sind Pflanzen und das Gärtnern schon seit Langem eine Leidenschaft. Ihre Kindheit verbrachte sie in einem riesigen Garten, in dem es alles gab – Himbeeren und Pflaumen, Äpfel und Birnen, Kartoffeln und Petersilie. Nach dem Studium der Ethologie und Kunstgeschichte in Aachen, Münster, Manchester und Leiden hat sie sich auch beruflich ihrem grünen Lieblingsthema zugewendet. Heute lebt und arbeitet die Autorin und Journalistin in Köln, wo sie mit immer mehr Kompost und weniger Umgraben versucht, das Bodenleben in ihrem Garten in Schwung zu halten.

IMG

Boden ist die wichtigste Ressource. Ohne ihn können wir nicht leben.

NACHWORT

Böden scheinen sich in einer anderen zeitlichen Größenordnung zu bewegen als Menschen. Die Erde, auf der wir stehen, gehen, pflanzen und bauen, scheint gegeben und unveränderlich. Dabei handelt es sich um einen Zustand, der einem kaum wahrnehmbaren Wandel unterliegt. Böden wachsen und verändern sich. Sie reifen, kommen zum Stillstand, erodieren. Böden heben sich, wie etwa in den Alpen, wo jährlich bis zu zwei Millimeter hinzukommen.

Solche Prozesse sind aus menschlicher Sicht kaum zu erfassen, so langsam schreiten sie voran. Gut erfassen lassen sich dagegen die Folgen des Umgangs mit Boden: Fruchtbares Land schwindet schnell, erodiert durch Wind und Wasser, wird bebaut oder durch Schadstoffe unbrauchbar. Es geht etwa 30-mal schneller verloren, als wir es wiederbeschaffen können.

Boden ist kostbar. Gerne wird das monetär bemessen: Baugrund ist teuer, vor allem in der Stadt. Der wahre Wert des Bodens liegt jedoch nicht darin, dass Häuser darauf gestellt werden. Er liegt darin, eine grüne Hülle hervorzubringen, die das Leben auf der Erde ermöglicht. Hier wachsen Pflanzen, die uns ernähren, Sauerstoff abgeben, die Luft säubern. Hier wird Regen gefiltert und zu trinkbarem Grundwasser. Das alles hängt von einer hauchdünnen Schicht ab, die den Erdmantel wie eine Schale umgibt und zwischen ein paar Fingerbreit und einigen Metern dick ist.

Durch Unwissen, Unachtsamkeit, Fehleinschätzung oder aus der Not heraus wird dieser dünnen Schicht Schaden zugefügt. Mit Folgen, die letztendlich das Leben auf der Erde beeinträchtigen. Wird sie zerstört, kann das katastrophale Auswirkungen haben.

In dem Versuch, den Wert von Ökosystemen zu verdeutlichen, werden ihre Leistungen in Geld umgerechnet. Das ergibt schwindelerregende Zahlen, die in Trillionen US-Dollar geschätzt werden. Der jährliche Verlust von Boden durch Erosion jedoch wird weltweit mit 300 Milliarden Dollar beziffert, alleine in der EU mit 1,25 Milliarden Euro.

Soll das Leben, wie wir es auf der Erde kennen, erhalten bleiben, müssen die Böden noch mehr in den Blick gerückt und geschützt werden. Es braucht mehr landwirtschaftliche Methoden, die den Erhalt dieser wichtigsten Ressource in den Mittelpunkt stellen. Denn ohne guten Boden wird es irgendwann keine Ernten mehr geben – und dann erübrigt es sich auch, diese Verluste in Euro oder Dollar zu beziffern.

Neben dem ganz direkten menschlichen Eingreifen gibt es auch indirekte Einflüsse: Der Klimawandel, der sich in unseren Breiten durch steigende Temperaturen, trockenere Sommer und nassere Winter zeigt, wird auch das Erdreich verändern. Nicht nur durch Erosion, die starke Regenfälle und trockene Winde hervorrufen. Sondern auch durch das, was unter der Erde geschieht.

Denn das, was den Boden für uns essenziell macht, sind nicht in erster Linie die Elemente und Mineralien, die er hervorbringt, nicht seine Fläche, ob in der Stadt oder auf dem Land. Sondern die Lebewesen darin. Milliarden von Bakterien und kleinsten Algen, Pilzfäden und Amöben, Rädertierchen und Springschwänzen, Asseln und Würmer herrschen zwischen Partikeln, Körnchen und Elementen – mehr Leben als über der Erde. Kleinste Wesen, die Beziehungen zueinander pflegen. Hier geht es um Fressen und Gefressenwerden, aber auch um Geben und Nehmen, um Austauschbeziehungen, etwa im Wurzelwerk von Pflanzen.

Ein Kosmos, der unserem Auge größtenteils verborgen bleibt, der aber für das Leben über der Erde von kaum zu überschätzender Bedeutung ist. Denn diese Organismen tragen entscheidend zum Wachstum von Pflanzen, zu deren Überleben an schwierigen Standorten und zum Hervorbringen essbarer Früchte bei.

Ein lebendiger Boden ist intakt. Er hat fruchtbare Krümel und luftige Poren. In ihm kann der Regen versickern, hier finden Wurzeln Halt und Nahrung.

Wer ein kostbares Stückchen Boden zur Verfügung hat, kann sich selbst daranmachen, diesen Kosmos besser kennenzulernen – wenn auch eher als Blackbox, an deren Oberfläche sich welke Blätter über Nacht in Regenwurmhäufchen verwandeln. Doch auch wer keinen Garten hat, blickt vielleicht, so die Hoffnung dieses Buches, mit offenerem Auge auf das, was sich unter Asphalt und Wiesen, Feldern und Wäldern befindet. Das Wissen um das verborgene Universum, dieser für uns so entscheidenden Welt, kann der Beginn sein, respektvoller und achtsamer mit ihr umzugehen.

IMG

Pflanzen wie der Löwenzahn finden selbst in der Stadt noch eine Nische, in der sie überleben können. Ihre Wurzeln reichen tief und sie sind zäh. Ein tröstlicher Gedanke.

LITERATUR

Bachmann, Christoph; Bührer, Eva; Forster, Kurt: Permakultur. Grundlagen und Praxisbeispiele für nachhaltiges Gärtnern. Haupt Verlag, Bern

Beste, Andrea: Landwirtschaftlicher Bodenschutz in der Praxis. Grundlagen, Analyse, Management. Erhaltung der Bodenfunktionen für Produktion und Gewässerschutz sowie zur Hochwasservermeidung. Verlag Dr. Köster, Berlin.

Bross-Burkhard, Brunhilde: Das Boden-Buch. Haupt Verlag, Bern

Dowding, Charles: Gemüsegärtnern wie die Profis. Boden schonen, Ertrag steigern. BLV Verlag, München

Francé, Raoul Heinrich: Das Leben im Ackerboden. Frankh (1922)

Fukuoka, Masanobu: Der Große Weg hat kein Tor. Nahrung, Anbau, Leben. Pala Verlag, Darmstadt

Heistinger, Andrea; Grand, Alfred: Biodünger selber machen. Regenwurmhumus, Gründüngung, Kompost. Löwenzahn Verlag, Innsbruck

Herrman, Ludger: Bodenkunde Xpress. UTB, Stuttgart

Montgomery, David R.: Dreck. Warum unsere Zivilisation den Boden unter den Füßen verliert. Oekom Verlag, München

Råman, Tina; Rundquist, Ewa-Marie; Lagache, Justine: Dünger: Kraft für Pflanze und Boden. Kosmos Verlag, Stuttgart

Sanders, Jürn; Heß, Jürgen (Hrsg.): Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft. Johann Heinrich von Thünen-Institut, Thünen Report 65

Stahr, Karl; Kandeler, Ellen; Herrmann, Ludger; Streck, Thilo: Bodenkunde und Standortlehre. UTB, Stuttgart

Windsperger, Ulrike: Handbuch Permakultur. Klug planen und nachhaltig gärtnern. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart

WEITERE QUELLEN

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (StMUGV) Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung: Schadstoffe im Boden: www.stmuv.bayern.de/themen/boden/lernort_boden/doc/modul_f.pdf

Baker-Smith, Katelyn; Attila, Szocs Boruss Miklos: »What is Land Grabbing« PDF unter: https://drive.google.com/file/d/0B_x-9XeYoYkWSDh3dGk3S Vh2cDg/view

Bericht des Weltbiodiversitätsrat (IPBES) zum Zustand der Artenvielfalt, 2019: www.ipbes.net/sites/default/files/downloads/spm_unedited_advance_for_posting_htn.pdf

Beste, Andrea: Down to Earth – Der Boden von dem wir leben. Studie zum Zustand der Böden in Europas Landwirtschaft. Im Auftrag von Greens/EFA im EP.

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): Terra Preta / Pyrolysekohle. BUND-Einschätzung ihrer Umweltrelevanz. 2015. www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/_migrated/publications/50504_bund_sonstiges_bodenschutz_terra_preta_einschaetzung.pdf

Ingham, Elaine: Vortrag im Rahmen der Konferenz »Putting Grasslands to Work« des Savory Instituts 2016 in London: https://www.youtube.com/watch?v=QMvpop6BdBA&feature=youtu.be&t=106

Weltagrarbericht: www.weltagrarbericht.de Homepage des GLS Treuhand e.V., Zukunftsstiftung Landwirtschaft.

World Scientists’ Warning to Humanity: A Second Notice – Quelle: BioScience, Volume 67, Issue 12, December 2017, Pages 1026–1028, https://doi.org/10.1093/biosci/bix125; Published: 13 November 2017

EXPERTEN

Dr. Andrea Beste
Agrarwissenschaftlerin, Geografin und Bodenexpertin
Büro für Bodenschutz und Ökologische Agrarkultur
Kurfürstenstr. 23
55118 Mainz
gesunde-erde@posteo.de
www.gesunde-erde.net

Charles Dowding
Homeacres
Alhampton, Shepton Mallet
Somerset
BA4 6PZ
United Kingdom
charles@charlesdowding.co.uk
www.charlesdowding.co.uk

Josef Hägler
Agrarservice
Deindorf 1
92533 Wernberg-Köblitz
info@agrarservice-haegler.de
www.agrarservice-haegler.de

Dr. Elaine R. Ingham
President, Soil Foodweb Inc
Director, Soil Foodweb School
Elaine@soilfoodweb.com
info@soilfoodweb.com
www.soilfoodweb.com

Dr. habil. Martin Schädler
Institut Biozönoseforschung
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH – UFZ
Theodor-Lieser-Str. 4, 06120 Halle
martin.schaedler@ufz.de
www.ufz.de
www.researchgate.net/profile/Martin_Schaedler
https://publons.com/researcher/1264595/martin-schadler/

Dr.-Ing. Frank Schröter
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Technische Universität Braunschweig
Niedersächsisches Forschungszentrum Fahrzeugtechnik
Institut für Verkehr und Stadtbauwesen
Hermann-Blenk-Str. 42
38108 Braunschweig
f.schroeter@tu-braunschweig.de
www.tu-braunschweig.de/ivs
www.dr-frank-schroeter.de

DAS UNBEKANNTE UNIVERSUM

WAS IST BODEN?

IMG

Er trägt Menschen und Häuser. Autos fahren auf ihm, Bäume wurzeln in ihm. Auf weiten Flächen werden verschiedene Getreide angebaut und Wälder gehegt, kleinere Flächen wiederum als Garten intensiv gepflegt. Besonders wertvoll scheint der Boden als Baugrund in der Stadt. Seine wahre Bedeutung ist jedoch unbezahlbar.

»Der Boden unter unseren Füßen lebt. Doch selbst beim Graben, Pflanzen oder Bauen erhascht man stets nur einen kleinen Einblick in diesen unbekannten, aber bedeutenden Kosmos.«