Gisa Steeg

Buen Camino

Mit Rucksack statt Nagellack auf dem Jakobsweg

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Der Jakobsweg

Fußabdrücke - Spuren im Sand - Camino

Der Jakobsweg

2. Wenn der Camino dich ruft

Löffelliste

Botschaft des Tages:

3. Die Zweifel

Botschaften des Tages:

4. Die Planung

Botschaft des Tages:

5. Das Wesentliche

Botschaft(en) des Tages:

6. Der Abschied

Botschaft des Tages:

7. Das Kennenlernen

Botschaft des Tages:

8. Das Losgehen

Botschaft des Tages:

9. Die (Ver)Stimmungen

Botschaft des Tages:

10. Das Bedürfnis alleine zu sein

Botschaft des Tages:

11. Die Freiheit

Botschaft des Tages:

12. Das Loslassen

Botschaft des Tages:

13. Das Scheitern

Botschaft des Tages:

14. Die Emotionen

Botschaft des Tages:

15. Zwischen den Welten

Botschaft des Tages:

16. Ankunft in der Heimat

Botschaft des Tages:

17. Der innere Camino

18. Der Camino - Wissenswertes von A-Z nicht nur für Anfänger

Aufbruch in die Auszeit

Ausrüstung/ Packliste

Begegnungen

Blasen

Buen Camino

Camino

Compostela

Durchhänger

Etappen

Finisterre

Füße

Gedanken

Geld

Gepäcktransport

Grenzen

Herbergen oder Hotel

Hilfe

Höhepunkte

Hospitaleras/Hospitaleros

Internet

Jakobsweg

Kirchen

Kosten

Kraftorte

Markierungen

Muschel

Musik

Nachtruhe

Pilgerausweis

Pilgergottesdienst/ Pilgermesse

Pilgermenü

Pilgerwäsche

Reiseführer

Santiago de Compostela

Stempel

Tagebuch

Vorbereitung

Wasserquellen

WC

Zeichen

Zeit

Ziel

19. Packliste

Basics für die Packliste:

Bequeme Wander- oder Trekkingschuhe

Bequemer Rucksack mit gutem Hüftgurt und Regenschutzhülle

Blasenpflaster

Regenjacke/Regenponcho

Wanderhose

Leichter Schlafsack

Trinkflasche/Trinkblase

Regenhose/Jacke/Poncho

Regenhülle für den Rucksack

Bequeme, strapazierfähige Kleidung

Wandersocken

Schlauchtuch/Buff/Multifunktionstuch

Outdoor-Hut, Sonnenhut oder Mütze

Kleines Nähzeug

Kleines Reisehandtuch/Microfasertuch

Taschenmesser

Stirnlampe/Taschenlampe

Sonnenbrille

Rucksackapotheke/Erste Hilfe- Set

Hygiene- /Kosmetikartikel

Papierkram, Infomaterial, Elektronik

Ggf. zusätzliche Ausrüstung fürs Pilgern

20. Packliste kurz und knackig, zum Abhaken und Rausnehmen

Literaturhinweise und Quellenangaben:

Über die Autorin:

Vorwort

Es gibt zahlreiche Bücher und Geschichten über den Jakobsweg und so viele Menschen beschreiben, wie sie ihn geschafft haben. Doch ich habe noch keines gelesen oder gesehen, welches von jemandem geschrieben wurde, der „gescheitert“ ist. Es wird also höchste Zeit.

Deshalb habe ich beschlossen über meinen Weg zu schreiben. Darüber, welche Fehler ich gemacht habe, welche persönlichen Grenzen ich akzeptieren lernen musste und wie die Höhen und Tiefen meiner Emotionen mich führten. Was hätte ich besser oder anders machen können? Fest steht, ich bin heiter gescheitert. Was dieser Umstand mit mir gemacht hat und wie ich damit umgegangen bin, möchte ich mit euch teilen. Aber nicht nur das, mit diesem Buch möchte ich Menschen Mut machen, die vielleicht auf ihrem Wege aktuell, wie ich auf dem Jakobsweg, mutlos dastehen und nicht weiterwissen. Ein Buch für Menschen, die ein bisschen Aufmunterung auf ihrem Lebensweg gebrauchen können, um ihren persönlichen Weg mit allen Hürden des Lebens voller Heiterkeit, Lebensfreude und Leichtigkeit gehen zu können.

• Ich kann dir nur sagen: „Scheiter heiter!“

• Wer sich nie auf den Weg macht, wird nie lernen mit Hindernissen oder Krisen richtig umzugehen.

• Wer immer dieselben Wege geht, wird immer dieselbe Aussicht haben.

• Wer aufbricht, wird entdecken.

• Wer abbricht, kann neu beginnen.

• Wer noch einmal losgeht, kann auch ankommen.

• Wer Schritt für Schritt geht, kann einiges hinter sich lassen.

• Wer fortgeht, kann auch wieder zu Hause ankommen.

Es wird immer einen Weg nach dem Weg geben. Dabei ist es egal, welchen Weg wir gehen werden, er wird nie derselbe sein wie zuvor.

Wir selbst werden nie wieder dieselben sein, wie zuvor …

Gisa Steeg

1. Der Jakobsweg

 „Jeder hinterlässt seine Spuren auf dem Camino und der Camino hinterlässt seine Spuren in jedem.“ Gisa Steeg

Fußabdrücke - Spuren im Sand - Camino

Alle gehen den einen Weg -

sie hinterlassen Spuren im Sand

alle gehen in eine Richtung -

sie hinterlassen Spuren im Sand

alle haben das eine Ziel -

sie hinterlassen Spuren.

Es sind so viele Menschen

so viele Geschichten

so viele Schicksale

so viel Trauer

so viel Liebe

so viel Mut

so viel Magie

so viel Hoffnung

so viel Verbundenheit

Es ist so viel Zauber auf dem Weg und vor allem Respekt, Wertschätzung, Achtsamkeit vor dem Sein des anderen.

Das wünsche ich mir und dir im Alltag und im wahren Leben.

Welchen Abdruck und welche Spuren möchtest du hinterlassen?

Fühle dich eingeladen, vor der nächsten Begegnung, einmal darüber nachzudenken, online wie offline.

Gisa Steeg

Der Jakobsweg

Wenn ich hier über den Jakobsweg, viel mehr über meinen ganz persönlichen Jakobsweg berichte, möchte ich dir kurz die Geschichte jener berühmten Pfade nahebringen.

Im Jakobskult dreht sich alles um den Apostel Jakobus der Ältere, eine Figur des Neuen Testaments im Zuge der Jünger Jesu. Um ihn ranken sich viele Legenden.

Eine davon ist der Märtyrertod durch Enthauptung, um ca. 44 n. Christus. Sein Leichnam wurde der Legende nach in der spanischen Stadt Santiago de Compostela (Galicien) begraben. Im 9. Jahrhundert wird Apostel Jakobus zum Nationalheiligen erklärt. Jakobus, der sich während der Jüngerschaft an der Seite Jesu nicht immer rühmlich zeigte, zählt heute zu den berühmtesten Heiligen weltweit.

Seit über 1.000 Jahren wandern Pilger schon zu seinem Grab, um Heil und Vergebung zu erfahren. Eigentlich gibt es nicht den einen Jakobsweg, es gibt eine Vielzahl von Wegen durch ganz Europa und alle enden in Santiago de Compostela am legendären Grab des Apostel Jakobus.

Als Jakobsweg wird in erster Linie der Camino Francés verstanden, die Strecke führt von den Pyrenäen zum Jakobsgrab und verbindet die Königsstädte Jaca, Pamplona, Estella, Burgos und León miteinander. Diese Route entstand in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und war eine Hauptverkehrsachse Nordspaniens und wird heute noch so begangen.

Das Pilgern war lange Zeit in Vergessenheit geraten. Seit den 1970er und 1980er erfährt das Pilgern eine zunehmend moderne Form der Ruhesuche. Zurück zur Natur im Einklang mit sich selbst.

Nach dem Aufruf 1982 von Papst Johannes Paul II. und des Europarates erfuhren die Pilgerfahrten nach Santiago de Compostela eine deutliche Wiederbelebung. Der spanische Hauptweg wurde 1993 in das UNESCO-Welterbe aufgenommen. Zuvor schon hatte der Europarat im Jahre 1987 die Wege der Jakobspilger in ganz Europa zur europäischen Kulturroute erhoben.

Durch Bücher von Menschen wie Paulo Coelho, Shirley MacLaine oder Hape Kerkeling zählt das Pilgern heute zu den populären Freizeitgestaltungen. Das Pilgerbüro in Santiago de Compostela registriert seit den Buchveröffentlichungen eine deutliche Zunahme an Pilgergästen. Nach dem Buch von Paulo Coelho machten sich viele brasilianische Bürger auf zum Grab des heiligen Apostel Jakobus. Das Buch von Hape Kerkeling „Ich bin dann mal weg“ versetzte die Deutschen in den Rausch der Pilger-Auszeit.

Heute stehen nicht mehr nur religiöse Gründe im Vordergrund, um sich aufzumachen, den Jakobsweg zu beschreiten. Oft sind es sportliche, spirituelle und touristische Motive, die eine größere Rolle spielen. Viele Menschen gehen den Weg nach schweren Krisen, wie Krankheit, Tod eines geliebten Menschen, Trennungen oder weil sie an einem Wendepunkt in ihrem Leben stehen. Zumeist ist der Jakobsweg dann der Beginn von etwas Neuem im Leben des Pilgers.

Mir sind sehr viele Menschen auf dem Jakobsweg begegnet, die genau an ihrem Wendepunkt standen. Da waren Ella, die den Abstand brauchte, weil sie eine Trennung hinter sich hatte. Georg, der gerade das Abitur gemacht hatte und Inspiration suchte. Eine Amerikanerin, die das Abenteuer suchte und ihre Liebe fand. Da war die Walliserin, die ihr Studium fertig hatte und mit ihrem Vater auf dem Weg war. Eine Italienerin, die ihre Trauer verarbeiten wollte und so mit einer Gruppe unterwegs war, die ihr Halt gab. Mir sind in der Tat wenige begegnet, die sich aus religiösen Gründen auf diesen faszinierenden Weg begeben haben.

2. Wenn der Camino dich ruft

 „Unsere Sehnsüchte und Wünsche sind der beste Beweis, dass unsere Seele und unser Innerstes nach etwas Höherem suchen! Wir dürfen auf diese Stimmen hören und ihnen dankbar folgen.“ Gisa Steeg

Löffelliste

Kennst du so etwas, wie die Löffelliste? Das ist eine Liste mit Dingen und Wünschen, die du noch erleben und umsetzen möchtest, bevor du den Löffel abgibst.

Auf meiner Löffelliste stand seit langem schon die Idee, irgendwann den Jakobsweg zu gehen. Doch irgendwann ist eine verdammt lange Zeitspanne und für viele Dinge oder Menschen gibt es eben kein irgendwann mehr. Das weiß ich seit meiner Jugend und meinem jungen Erwachsen sein.

Als ich 16 Jahre alt war, starb mein Vater an den Folgen eines Schlaganfalls. Er war zu diesem Zeitpunkt 56 Jahre alt. Meine Mutter starb ein paar Jahre später ebenfalls mit 56 Jahren an den Folgen einer OP. Ich war damals gerade 21 Jahre alt.

Zwei Jahre später starb einer meiner Brüder bei einem Verkehrsunfall. Er wurde mit nur knapp über 30 Jahren aus dem Leben gerissen.

Sie alle hatten noch Träume, Pläne und Ziele, die sie irgendwann erreichen wollten. Doch für sie gab es nie ein IRGENDWANN, ihr Leben war plötzlich von heute auf morgen vorbei. Mit diesem Wissen und Bewusstsein, dass es für manche Träume und Wünsche kein irgendwann geben wird, habe ich mein weiteres Leben gelebt.

Solche Erfahrungen prägen und machen einem die Kostbarkeit des Augenblicks erst richtig bewusst. Doch der Alltag sagt uns oft etwas anderes und immer, wenn in unserem Leben ein Wendepunkt eintritt und wir so eine Art Inventur machen und unser Leben neu sortieren, erinnern wir uns an unsere eigenen Wünsche.

Genauso ein Wendepunkt war es in meinem jetzigen Lebensabschnitt. Ich bin fast 50 Jahre alt und habe eine Beziehung hinter mich gebracht, die mich sehr viel Kraft und Energie kostete. Ich brauchte endgültig den nötigen Abstand, um Dinge zu reflektieren und um mich neu zu sortieren. Nur wie genau ich das anstellen sollte, das wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht.

Aber, ich wäre nicht Gisa, wenn ich die Zeichen und Hinweise des Lebens nicht sehen würde, und so präsentierte sich mir auf Facebook sogleich ein interessantes Posting. Clarissa, die ich vor einem Jahr auch außerhalb der Mysterien des World Wide Webs persönlich kennenlernen durfte, schrieb, dass sie Reisen für den Jakobsweg organisiert und plant. Das war das Zeichen, „der Camino rief nach mir“ und ich folgte. Der Moment könnte nicht passender sein. Aus meinem „irgendwann“ wurde ein lautstarkes „jetzt“.

Sogleich schrieb ich ihr, dass ich dabei sein will, und fragte sie, wann genau der Termin stattfinden würde? Im ersten Moment sah es aus, als ob es zeitlich nicht passen würde, weil ich in der geplanten Woche ein Seminar angesetzt hatte. Mist. Doch nun war ich angefixt, was tun, ich wollte unbedingt dabei sein. Der Jakobsweg hatte mich laut und deutlich gerufen, das Feuer und der Wille waren in mir entfacht.

Kann ich es allein durchziehen? Traue ich mir das zu? Nein, ich habe keine Ahnung, wie das so läuft, wie man mit Rucksack verreist, wo ich starten sollte, wie das mit den Übernachtungen ist, was ich dafür alles brauche?

Ich hatte keine Ahnung und steckte voll in verschiedenen geschäftlichen Aufträgen und Projekten und hatte weder Lust noch Zeit mich intensiv darauf vorzubereiten.

Mit einem „Guide“, einer bereits erfahrenen Person auf diese doch etwas außergewöhnliche Reise zu gehen, gab mir Sicherheit. Nicht, dass ich kein Selbstbewusstsein hätte, oder in meinem Leben bis jetzt nie selbst Reisen gebucht oder gar allein verreist wäre, doch auf den Jakobsweg zu gehen und zu pilgern, das war eben eine ganz andere Hausnummer als meine bisherigen Urlaube. Ich liebe es mich in schönen Hotels, Ferienwohnungen oder in Wellness-Tempeln verwöhnen zu lassen, schicke Klamotten und meine Lieblingskosmetika in den Koffer zu packen und ab in den Flieger zu steigen oder selbst das Steuer meines Autos in die Hand zu nehmen und munter durch den Verkehr zu lenken.

Plötzlich fragte Clarissa nach, ob es auch eine Woche früher funktionieren würde und mein Herz hüpfte, yes. Ich selbst hatte meinen Auftrag und meinen Workshop bereits umgebucht und neu geplant, also stand meinem Vorhaben nichts mehr im Wege. Voller Freude postete ich es auf Facebook und siehe da, es meldeten sich einige Interessenten, die auch gerne mitgehen wollten, aber nicht wusste wie und wann.

Also verwies ich sie an Clarissa. Es entstand eine kleine Gruppe von drei Frauen und wir bekamen die ersten Anregungen und Tipps und eine Einladung in ihre Facebook-Gruppe. Clarissa schickte uns ein Video von einer so traumhaft schönen Pilgerherberge, in der wir dann wohl in der 2. Nacht schlafen würden und ich freute mich nur noch darauf.

Je näher der Termin rückte, desto mehr stieg meine freudige Stimmung und ich bestelle mir meinen Pilgerausweis und den empfohlenen Reiseführer. Bei der Bestellung des Reiseführers musste ich unweigerlich lachen, denn mir wurde das Blasenpflaster gleich mit ans Herz gelegt. Das nenne ich mal Cross-Selling und äußerst geschäftstüchtig.

   Botschaft des Tages:

Der Camino ruft dich, wenn es Zeit für dich ist und dann gibt es immer eine Lösung und einen Weg, den Weg zu gehen. Höre auf dein Herz und wenn du auf dein Herz hörst, haben deine Ausreden Sendepause.