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Alexander Klebe arbeitet seit mehr als 15 Jahren als Fotograf und unterhält ein Tageslichtstudio in Berlin. Seine Leidenschaft für innovative Themen, lebendige Reportagen und aussagekräftige Porträts ist Kern seines Antriebs und erlaubt es ihm, für Auftraggeber aus Kultur, Politik und Wirtschaft visuell gestaltend tätig zu sein.

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Alexander Klebe

Businessfotografie

Professionelle Porträts
von Menschen und Marken

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Alexander Klebe

Lektorat: Steffen Körber

Ausnahmen: S. x (Marek Plichta), S. ii, S. 16, 166/167 (Ed Mehravaran), S. 216/217 (Konstantin Fuß)

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

ISBN:

1. Auflage 2020

Hinweis:

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»Vision ist die Kunst,
etwas Unsichtbares zu sehen.«

Jonathan Swift

Inhaltsverzeichnis

Danksagung

Darum dieses Buch

1Business Basics

1.1Der Markt der Bilder

1.2Der Sprung ins kalte Wasser

1.3Was ist Businessfotografie?

1.4Von der Idee zum Business(plan)

1.5Workshops, Gründungsberatung und Tipps zur Gründung

1.6Künstler versus Manager

1.7Zweifel gehören dazu

1.8Verträge, Belege und Buchungen

1.9Fotorecht und Datenschutz

2Marketing

2.1Positionierung der eigenen Marke

2.2Produkte, Leistungen & Bildagenturen

2.3Preisgestaltung und Angebotsaufbau

2.4Promotion: Deine Webseite & Co.

2.5Suchmaschinen lieben lernen

2.6Digitale Netzwerke und analoge Multiplikatoren

2.7Vertrauensfaktoren: Relationship, Reputation und Referenzen

2.8Warum kaufen Kunden? Warum kaufen sie nicht?

3Technik & Studio

3.1Kamerasysteme

3.2Kamerazubehör

3.3Objektive

3.4Der Bildschirmarbeitsplatz

3.5Licht(-systeme) im Vergleich

3.6Das perfekte Studio

3.7Werkzeuge im Studio

3.8Investitionen planen

4Kommunikation und Psychologie

4.1Der Prozess hinter den Porträts

4.2Kommunikation beim Shooting

4.3Mit Gesichtern Geschichten erzählen

4.4Das Ich-bin-gar-nicht-fotogen-Phänomen

4.5Ist Lachen erlaubt?

4.6Besonderheiten bei der Arbeit mit
Unternehmen und Agenturen

4.7Checklisten und Tipps zur Vorbereitung

5Die Praxis beim Shooting

5.1Mit Licht arbeiten

5.2Headshots und Businessporträts

5.3Mitarbeiterfotos

5.4PR- und Geschäftsführerfotos

5.5Gruppenfotos

5.6Office-Porträts

5.7Künstlerporträts

5.8Produktfotos

5.9On-Location-Shootings

5.10Eventfotos

6Nach dem Shooting

6.1Bildimport und Vorauswahl

6.2Bildentwicklung

6.3Bildretusche

6.4Farbraum

6.5Bildexport, Übergabe und Archivierung

6.6Lizenzen und Nutzungsrechte

6.7Auftragsabschluss

6.8Mahnungen

7Von der Kunst, sein eigener Chef zu sein

7.1Persönliche Ziele richtig formulieren

7.2Aus Herausforderungen Chancen machen

7.3Ausblick

Index

DANKSAGUNG

Für meine Oma, die mir zeigte, dass man nie aufgeben soll und es immer einen Grund zur Freude gibt, egal, wie schlimm es um einen steht. Ich konnte mich nie richtig von Dir verabschieden, doch für mich steckt Dein Geist in all den schönen Gewächsen auf Erden.

Mama, für all deine Weisheiten, deine Liebe und die unendlichen Gespräche, die mich zu dem Menschen gemacht haben, der ich heute sein darf. Du warst der Wind unter meinen Flügeln und auch da, wenn ich mal etwas Gegenwind brauchte.

Joan, meine Frau, die mir gezeigt hat, dass Liebe die stärkste Kraft ist, die uns auf jedem Weg begleitet und uns hilft, über unsere Schatten zu springen.

Meine Kinder Mar und Juan Miguel, die mich abends gern zum Geschichtenerzähler machen und mit ihrem Humor den Alltag mit so viel Herzlichkeit und Kreativität bereichern.

Konstantin Fuß, mein kleiner Bruder, auf den ich eigentlich aufpassen sollte, als er nach Berlin kam, der am Ende aber auf mich aufgepasst hat.

Enis Aksamija, mit dem ich die ganz speziellen Jobs gewuppt habe und der sich für alle Themen begeistert, die gerade anliegen.

Erik Malchow, der immer wusste, wie man mich locker macht, von meinem Schreibtisch wegholt und auch über die eigenen Fehler lacht.

Juan Manuel Abad, mein Fotografieprofessor aus Mexiko und einer der Meister, die mich auch in der Theorie und den ersten Schritten in einem Studio begleitet haben.

Ed Mehravaran, der anfangs nur für ein studienbegleitendes Praktikum kam und geblieben ist, auch weil er wusste, dass es noch eine weite Reise werden würde.

Heide Fest, die mich als jungen Fotoamateur in die Pressearbeit der Uni holte und mir so meinen ersten Job neben dem Studium ermöglichte.

Gesine Schwan, die schon früh einen Porträtfotografen in mir sah, den ich mir damals selbst noch nicht ganz zutraute, und mich weiter inspirierte, aus dem Rahmen zu fallen.

Steffen Körber, der dieses Buchprojekt angestoßen und mit viel Geduld für die Geschichten hinter den Zeilen und Fingerspitzengefühl bis zur Veröffentlichung wunderbar begleitet hat.

Peter Hurley, der mich ermutigt hat, dieses Projekt in Angriff zu nehmen, mich als Autor zu sehen, mein eigenes Ding zu machen, auch wenn alle anderen sagen, es sei verrückt.

Thomas Herpich, der die Wunder der Kreativität so herrlich erklären und mit seiner Ruhe und tiefgründigen Fragen die Puzzleteile bewegen kann.

Julian Graf, der mit mir ein Abenteuer in die Welt der animierten TV-Werbung unternahm und so half, zu meiner wahren Leidenschaft zu finden.

Thoralf Barth und Alexander Fromm, mit denen ich die Fotogruppe Viasion in der Uni startete und so die Basis für das erste Studio noch während der Studienzeit legen konnte.

Lutz Neumann und Stephan Redlich, die mit mir die erste Werbefirma starteten und so den Einstieg in die Weisheitsfindung der künstlerisch-kommerziellen Arbeit ermöglichten.

Maria Schmidt, die von nah und fern immer einen Weg fand, dort zu helfen, wo Hilfe gebraucht wurde.

Ralf Kostulski, Georg Benjamin, Matthias Matschke, Paul Trommer, Kenan Polat, die wussten, wie sie nicht nur Freunde, sondern auch gute Berater sind, und halfen, meine Arbeit zu professionalisieren.

All die Fotografen, mit denen ich Wissen, Tricks und Handgriffe teilen dürfte.

Die Menschen im Verlag, die dieses Buch auf den Markt vorbereiten und dazu beitragen, ein Projekt zu realisieren, das sonst nie möglich gewesen wäre.

Und ich danke natürlich all den Menschen, die sich vor meine Kamera trauten, mir vertrauten und meine Arbeit wertschätzten, so dass ich mit ihnen wachsen konnte.

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DARUM DIESES BUCH

Hi, ich bin Alexander. Seit 15 Jahren arbeite ich als Fotograf. Ich bin Empiriker und habe mir das, was ich erlernt habe, größtenteils selbst beigebracht und eine Menge Fehler gemacht. Doch das war auch gut so. Während des Studiums entschloss ich mich, meine selbstständige Tätigkeit als Fotograf zu starten. Mein Ziel war es, irgendwann von der Kunst der Fotografie leben zu können. Der Weg dahin verlief nicht immer geradlinig. Mal habe ich Managementseminare organisiert, mal TV-Spots produziert. Doch es kam der Punkt, an dem ich alles auf eine Karte setzen wollte. Dazu habe ich mich auf Porträts für Menschen und Marken, kurz auf die Businessfotografie, spezialisiert. Heute bin ich als freier Fotograf für die kreative Bildproduktion großer Unternehmen und lokaler Marken tätig. Das beliebteste Produkt sind meine Porträts; Fotos, die eine vertrauensvolle Verbindung schaffen. Die Erkenntnisse, die ich aus dem BWL-Studium und im Bereich Marketing und Management mitnahm, halfen mir, aus meiner Berufung einen Beruf zu machen. So konnte ich aus der Fotografie ein nachhaltiges Geschäftsmodell entwickeln, das mich und meine Familie glücklich macht. Alles war perfekt, bis ich eines Tages eine E-Mail bekam. Der Absender der E-Mail wollte doch tatsächlich, dass ich ein Buch mit ihm schreibe. Ich war interessiert, lehnte aber ab. Dafür hatte ich doch mit kleinen Kindern, einem festen Kundenstamm und einem Studio im quirligen Berlin gar keine Zeit! Doch der Gedanke ließ mir keine Ruhe und ich begann, meine eigene Arbeit zu reflektieren. Lange Rede kurzer Sinn: Wir haben es doch getan.

Unter Fotografen wird Fachwissen manchmal als etwas verstanden, das behütet werden sollte wie der eigene Augapfel. Diese Politik der geschlossenen Türen soll helfen, um sich vor dem wachsenden Wettbewerb in Form von mehr Anbietern und fallender Preise zu schützen. Doch ob man sein Wissen nun teilt oder nicht, der Markt der Fotografie ist populärer und digitaler denn je – und damit auch der Wettbewerb unter den Fotografen.

Tipp: Es gibt die großen Namen, die Stars, die weltweit für die Magazincover fotografieren. Aber daneben existieren auch diverse, teils versteckte lokale Champions, die ohne viel Trara jeden Tag gute Arbeit leisten und mit einem kleinen Kundenstamm, der richtigen Technik und eingespielten Prozessen gut von ihrer Kunst leben können.

Wenn das Wasser in einem Teich zu lange stillsteht, fängt es irgendwann an zu stinken. Genauso ist es mit dem Wissen rund um die Fotografie und die kaufmännische Seite des Fotografendaseins. Wenn das Wasser fließt, bleibt es frisch. Der Strom des Wissens kann nur funktionieren, wenn diejenigen, die etwas gelernt haben, es auch weitergeben. Wenn alle teilen, wird es am Ende mehr. Wenn sich Fotografen in dem Gedanken fortbilden, auch bessere Kaufleute zu werden, die sich selbst angemessen vermarkten können, hilft das nicht nur jedem einzelnen, sondern der gesamten Bildbranche.

Dieses Buch bündelt das Fachwissen aus unternehmerischer, fotografischer und psychologischer Perspektive und bietet einen roten Faden durch die vielen Themen- und Fachbereiche, mit denen sich ein Fotograf auseinandersetzen darf.

Es ist auch eine persönliche Lernerfahrung, in der ich reflektieren darf, was ich in den letzten 15 Jahren gelernt und erlebt habe. Manchmal möchte man meinen, das Leben sei eigentlich ein riesiges Puzzle. Meine Teile lagen weit auseinander. Mit dem Marketing und Business in der einen Ecke und der Leidenschaft für die Fotografie in der anderen hat es etwas gedauert, bis ich endlich das große ganze Bild sehen konnte.

Lass Dich ermutigen in diesem Buch, Ideen und Inspirationen zu finden, um Dein eigenes Puzzle aus Erfahrungen, Netzwerken, Interessen und Leidenschaften zu legen. Oft ergeben sich erst viel später im Leben die Verbindungen und Aha-Momente, wenn einem klar wird, dass wir schon früh den Grundstein für etwas gelegt haben. Folge Deinem Instinkt, Deinem Bauchgefühl.

Es gibt viel Business-Know-how – technische und psychologische Aspekte der Arbeit eines Fotografen, die immer für Abwechslung sorgen. Bilder wollen nicht nur geplant, gemacht und bearbeitet werden. Im Verkaufen von etwas, das es noch gar nicht gibt, liegt die wahre Kunst. Als Fotograf spielt man mit der Fantasie seiner Kunden und möchte am Ende natürlich auch stolz auf seine Arbeit sein, neben dem Gefühl, einen kleinen Schritt auf dem eigenen Weg getan zu haben.

Ein persönlicher Beweggrund, dieses Buch zu schreiben: Ich liebe die Lehre und das Unterrichten. Die ersten Jahre nach meinem Abschluss habe ich noch an der Uni gearbeitet, Vorträge von Praktikern organisiert, Unternehmensgründer beraten und den freien Austausch von Wissen und Ideen in diesem Umfeld sehr genossen. Der geistige Austausch zu einem Fachthema war die schönste Währung, um sich gegenseitig voranzubringen. Die Inspiration, die bei guten Texten, Vorträgen und Gesprächen wie Funken von einer Zündschnur zur nächsten sprang, ist wirkungsvoll. Nicht selten habe ich es erlebt, dass Jahre später immer noch wertvolle Gedanken aus den vielen Seminaren ihren Weg in die Gegenwart und Realität finden – sich Menschen aus Ideen eine Wirklichkeit erschaffen.

Eine weitere Motivation bei der Erarbeitung dieses Buchs ist Dankbarkeit. Ich bin der Fotografie und den Menschen, mit denen ich arbeiten durfte, sehr dankbar! Dieser Beruf gab mir die Möglichkeit, flexibler für meine Familie da zu sein, gutes Geld mit ehrlicher Arbeit zu verdienen und mit spannenden Menschen in den Dialog zu treten.

Das war auch das Ziel, als ich damals die Businessfotos zu meinem (oder unserem) Zugpferd machte. Es war ein relativ unproblematisches Produkt, wenn man den Prozess dahinter richtig organisiert. Sicherlich waren hier und da lange Nächte vor dem Computer und Momente dabei, wo man am liebsten das ganze Equipment wieder verkaufen wollte. Aber so ist das nun mal. Wer schön sein will, muss leiden. Und wer gute Fotos machen will, muss am Ball bleiben.

Ich möchte Dich mit diesem Buch dazu inspirieren, Deine individuellen »Superkräfte« zu aktivieren, neue Lösungen auszuprobieren und täglich in die Gestaltung Deiner persönlichen Arbeit einzubringen. Denn jedes gute Bild und jedes gute Business hat jemanden mit viel Leidenschaft bei der Sache dahinter, der es nährt und zum Leuchten bringt.

Es liegt an uns, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der wir mit Vertrauen, Offenheit und Kreativität arbeiten und davon gut leben können. Auf geht‘s!

Als Künstler muss man nicht leiden, um kreativ zu werden. Man leidet, weil einem das Werk so wichtig ist und man alles dafür geben möchte.

Disclaimer: Es wird sicherlich ein paar Dinge geben, die Du vielleicht anders lösen würdest und wirst. Niemals führt nur ein Weg ans Ziel. Ich möchte nicht den Anspruch erheben, zu jedem meiner Probleme die perfekte Lösung gefunden zu haben. Hinter meinen Ergebnissen stecken oft zahlreiche Ansätze, Beobachtungen, Versuche und Anpassungen, die auf einen für mich logischen Weg zu dem jeweiligen Zeitpunkt geführt haben. Jedoch bin auch ich limitiert durch meine Erfahrungen, Kenntnisse und die mir zugänglichen Werkzeuge.

KAPITEL 1

BUSINESS BASICS

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So schwer kann es doch nicht sein

Du hältst wahrscheinlich dieses Buch in der Hand, weil Du mit der verrückten Idee spielst (oder im schlimmsten Fall schon an sie verloren bist), Fotograf zu sein. Herzlichen Glückwunsch und willkommen im Club!

Der Weg wird abwechslungsreich, spannend und nicht immer leicht sein. Es gibt viele kleine und große Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Das eigene Vorankommen nur von den eigenen empirischen Lernerfahrungen abhängig zu machen, kann leidvoll, teuer oder sogar beides werden. Im schlimmsten Fall verliert man die Lust und ein bisschen Geld. Im besten Fall wird und bleibt man ein erfolgreicher Fotograf.

Vielleicht denkst Du, dass es gar nicht so schwer sein kann, als Fotograf selbstständig zu sein. Dann gehörst Du anscheinend zu den Optimisten. Keine Sorge, das geht wieder vorbei. Spätestens, wenn Du Dich mit dem Thema Urheberrecht, Datenschutz, zahlungsunwilligen Klienten oder der Steuererklärung beschäftigen musst, weißt Du, dass man nicht nur Glück braucht, sondern eben auch Ausdauer und einen Plan.

Fotograf zu werden, mag auf den ersten Blick nicht schwierig wirken. Fotograf zu sein, mit der Fotografie täglich seine Brötchen zu verdienen, ist jedoch kein leichtes Unterfangen. Die Lage ist aber nicht vollkommen hoffnungslos. Es scheint nur manchmal so.

Es ist wie mit der Jahresmitgliedschaft im Fitnessclub: Jetzt, wo man das ganze Equipment, die Idee und das Modell hat, wäre es schade, einfach nicht hinzugehen. Auch beim Shooting kommt man oft ins Schwitzen, nicht erst wenn man den Drill Sergeant herausholt. Entschuldigung, das heißt ja heute »Image-Coach«.

Gut fotografieren alleine reicht nicht

Einfach nur fotografieren zu können, reicht heutzutage nicht mehr aus. Du brauchst ein Grundverständnis von Marketing, Finanzplanung und Unternehmensorganisation.

Wenn Du Dich in der Rolle, Dein eigener Chef zu sein, gut organisieren kannst, bietet es Dir eine Menge Freiheiten, die sich auf die persönliche Lebensqualität durchaus positiv auswirken können. Die Realität der Selbstständigkeit ist jedoch auch: Du brauchst Vertrauen in Dich, musst lernen, Dich selbst zu managen, und aufhören, zu hoffen, dass man Dich irgendwann zufällig entdeckt.

Erfolg ist planbar, genau wie Deine Zeit

Erfolg kommt selten von heute auf morgen. Ein Business zu etablieren, dauert im Schnitt drei Jahre. Mit der unternehmerischen Freiheit entsteht daher auch eine große Verantwortung, mit der eigenen Zeit täglich sinnvoll umzugehen und das große Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Das Nicht-arbeiten ist genauso sinnvoll, wenn man daraus wieder Antrieb und neue Ideen gewinnt und aus der Ruhe Energie zur Umsetzung schöpft.

Man wird nie erfahren, ob man das Zeug dazu hat, wenn man es nicht versucht

Wer sich ausprobiert, der wird Fehler machen, an sich zweifeln, auch mal alles an den Nagel hängen wollen. Das ist ein Teil des Prozesses, um als Künstler und Unternehmer besser zu werden. Auf diesem Weg nicht aufzugeben und für das zu arbeiten, was man erreichen möchte, vereint beide im Geiste. Also kann der Künstler die Richtung vorgeben und seine Werke produzieren, während der Unternehmer im Hintergrund arbeitet, so dass sich das Ganze am Ende auch rechnet und funktioniert.

Daher ist es wichtig, nicht nur zu lernen, wie man gute Businessfotos macht, sondern auch, wie man das eigene Business entwirft und weiterdenkt. Es ist auf Dauer recht ermüdend, nur auf das nächste Licht am Horizont zu warten. Doch es scheint Realität zu sein, zumindest am Anfang – also wäre es ratsam, zu lernen, damit umzugehen und sich so aufzustellen, dass die guten Jobs konstant zu Dir kommen.

Tipp: Das Geheimnis ist es, niemals aufdringlich zu erscheinen, sondern sich selbst und seine Leistungen in das rechte Licht zu rücken, so dass der Kunde zu Dir findet.

Gefunden werden mit ein bisschen Nachhilfe

Ob Du Dich auf wenige Produkte und Leistungen mit viel Hingabe zum Detail spezialisieren oder eine Vielzahl von Produkten anbieten möchtest, bleibt natürlich Dir überlassen. Damit Du konstant gute Leistungen anbieten kannst, die Deine potenziellen Kunden auch brauchen, schätzen und immer wieder haben wollen, zählen die Prozesse dahinter, Deine Vision für das gesamte eigene Geschäft, das diese Leistungen produziert und anbietet.

Deine Produkte wollen entwickelt, verfeinert und angepasst werden, damit sie stark werden und Dir das zurückgeben können, was Du in sie reingesteckt hast. Dieser Entwicklungsprozess, der das eigene Können auf die Probe stellt, erfordert von vornherein eine langfristige Perspektive und ein gutes Gerüst, damit alles bestens funktioniert und sich entwickeln kann.

Tipp: Das eigene Business als Fotograf verantwortungsbewusst zu führen, hilft dabei, sich in der Zusammenarbeit mit Unternehmen einen verlässlichen Ruf zu erarbeiten. Denn Unternehmen arbeiten gern mit Unternehmen zusammen oder mit Unternehmern, die es schaffen, den Standards, Erwartungen und Ansprüchen der professionellen Zusammenarbeit gerecht zu werden.

Niemand sagt, dass man von Anfang an alles wissen muss, wenn man als Fotograf arbeiten möchte. Manche meinen, man muss nur wissen, wo die gesuchte Information zu finden ist. Dennoch gibt es viele Dinge, die wir von klein auf lernen, von den Geschwistern, aus den Märchen, aus der Schule und auch von den Eltern. Doch wo lernt man, wie man sein eigenes Unternehmen führt, eine persönliche Marke etabliert, ein ehrbarer Kaufmann ist, in Geschäftsverhandlungen erfolgreiche Abschlüsse erzielt und sowohl die eigenen Urheberrechte als auch die Persönlichkeitsrechte seiner Klienten respektiert? Um als Fotograf zu arbeiten, muss man nicht nur wissen, wie man ein gutes Bild macht. Es geht um viel mehr als nur die Art und Weise, in Fotos Geschichten zu erzählen.

Um als Businessfotograf schnell die Rollen der Personen zu verstehen, sollte man wissen, wie ein Unternehmen funktioniert; welche Terminologien und Abkürzungen aus der Businesssprache welche Bedeutung haben; was die einzelnen Abteilungen und Akteure vor der Kamera grob beruflich machen und thematisch auf dem Schirm haben. Dieses Wissen ist nicht nur essenziell, weil man für Unternehmen, Organisationen und unternehmerische Einzelakteure arbeitet, die ein gewisses Grundverständnis voraussetzen, sondern auch, weil man selbst ein kleines Unternehmen aufbaut und seine eigene Marketing-, Finanz- und Personalabteilung leitet und bei der Arbeit vieles lernt, das später für einen selbst mal wichtig werden könnte.

Das erste Kapitel widmet sich daher der Frage, wie man sein eigenes Fotobusiness entwirft, aufbaut und führt. Hier wird ein strategisches Grundgerüst sowohl für den ambitionierten Amateur als auch den erfahrenen Fotografen aufgezeigt, der sich bei einigen Fragestellungen einen Leitfaden oder manchmal nur eine Anregung wünscht.

Tipp: Bleibe authentisch bei dem, was Du machen willst und Deinen Kunden versprichst. Versuche, eigene Ideen einzubringen, die Dich auszeichnen und Dir helfen, Nischen zu finden, die mit Deinen persönlichen Erfahrungen harmonieren. So wirst Du langfristig erfolgreich(er) und glücklicher sein, als wenn Du nur das kopierst, was Du bei anderen siehst.

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1.1DER MARKT DER BILDER

Als vor knapp 200 Jahren die ersten Foto-Pioniere noch mechanische und chemische Fachkenntnisse sowie bis zu acht Stunden Belichtungszeit für ein einziges Bild brauchten, wäre es unvorstellbar gewesen, wie schnell heutzutage Bilder gemacht und vervielfältigt werden. Bald wird es womöglich nur noch ein Augenzwinkern brauchen, um ein Foto zu erstellen und mit einem zweiten bereits zu teilen.

Der Markt der Fotografie verändert sich schneller denn je und mit ihm auch die Fotografen, die in ihm arbeiten. Für einige mag es ein hart umkämpfter Markt sein. Andere sehen einen Ozean voller Möglichkeiten, finden Inspiration in der Arbeit der anderen Fotografen und fühlen sich, als könnten sie nur gewinnen. Mit der technischen Entwicklung verändern sich der Markt und die Jobs im Fotobusiness. Doch Bilder werden ja eigentlich immer gebraucht, egal ob man mit Privat- oder Unternehmenskunden oder beiden arbeitet.

Die Geschichte der ersten Fotografen

1826 fertigte Jospeh Niépce die Heliografie an, die heute als die älteste erhaltene fotografische Reproduktion der Welt gilt. Der Blick aus seinem Arbeitszimmer brauchte damals noch acht Stunden Belichtungszeit. Drei Jahre und viele Versuche mit chemischen Prozessen später begann Niépce in einem Briefwechsel mit Louis Daguerre, auch die kommerzielle Verwertbarkeit von seiner Erfindung zu diskutieren. Doch er starb, bevor er wirtschaftlich davon profitieren konnte. Dank seiner Versuche gelang jedoch der Daguerreotypie 1839 endlich der große Durchbruch. Die Daguerreotypien waren bald nicht nur als Architekturaufnahmen, sondern auch als Porträt- und Aktfotos in aller Hände, da sie günstiger waren als die bis dahin üblichen gemalten Miniaturen. Die Basis der Aufnahme bildeten dabei lichtempfindliche Kupferplatten, die anschließend mit Quecksilberdämpfen entwickelt wurden. Fixiert wurde in einer Meersalz- oder Zyankalilösung. Das von William Henry Talbot entwickelte Positiv-Negativ-Verfahren wurde zum eigentlichen Grundstein der fotografischen Praxis und er zum Erfinder der Fotografie, da er mit Papiernegativen arbeitete, die man zwar mit Mehraufwand, dafür in beliebiger Anzahl auch mit Positivabzügen anbieten konnte. Die Abzüge waren noch nicht besonders lichtbeständig und bleichten schnell aus. Es sollte noch einige Jahre dauern, bis Frederick Scott Archer 1851 mit dem Kollodium-Verfahren den chemischen Prozess des Positiv-Negativ-Verfahrens weiterentwickelte, bei dem Negative auf eine nasse Glasplatte aufgenommen wurden. Später hat John Wesley Hyatt das Herstellungsverfahren von Zellulose erheblich verbessert und dem Erfinder Alexander Parkes das Patent für sein Parkesin genanntes, jedoch weniger stabiles Zelluloidgemisch abgekauft. Das Zelluloid ermöglichte es, die Glasplatte zu ersetzen. Es war leichter zu verarbeiten und sicherte den Aufstieg der 1887 von Hannibal Goodwin erfundenen Filmrollen, doch Zelluloidfilm fällt heute unter das Bundessprengstoffgesetz, da es dem Schwarzpulver in Sprengkraft ähnelt und schließlich 1951 verboten wurde.

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Die Fotografie erlebte den ersten großen Boom, als Eastman Kodak um 1900 die erste erschwingliche Kamera (Brownie) herausbrachte. Der Film wurde per Post ans Labor geschickt und die Abzüge kamen nach einer Woche zurück. Was in den letzten zehn Jahren passierte, schien damals sicher noch unmöglich. Bilder sind auf einmal überall und jeder braucht irgendwann ein anständiges Porträt. Wer möchte denn heutzutage noch mit gruseligen Urlaubsselfies oder zwölf Jahre alten Bewerbungsbildern bei einer Vorabrecherche im Netz gefunden werden? Die Datingseiten kommen bildabsatzfördernd dazu, denn neben der Bewerbung um den Job ist ja auch die »Bewerbung« um einen Partner mittlerweile zu jeder Tageszeit möglich. Niemand kauft schließlich gerne die Katze im Sack, nicht wahr? Ein professionelles Bild oder besser zwei (eins mit Lederjacke) sollten es schon sein. Man wird ja sonst nach wenigen Millisekunden auf dem Bildschirm des Betrachters wieder weggeklickt.

Auf linked.in und xing behaupten sich viele Führungskräfte, Speaker und Businessinfluencer neben ihrem beruflichen Werdegang, Empfehlungsschreiben und mit einem aussagekräftigen Profilbild (oder auf Englisch: »Headshot«). Auch Firmen präsentieren sich dort – ebenso wie ihre Teams auf der Webseite. So begann der Aufstieg der Mitarbeiterporträts. Auf einmal will jedes halbwegs anständige Unternehmen seine Mitarbeiter in einer einheitlichen, kreativen oder besonderen Weise zeigen, um so die Professionalität der eigenen Leute zu zeigen, in pfiffigen Bildern zu unterstreichen und sich als interessanten Dienstleister mit einer Story zu präsentieren.

Tipp: Wer sich am Markt etablieren will, schafft sich langfristig wertvolle Kontakte, z. B. zu den Personal-, Werbe- und Eventagenturen. Diese haben immer einen Strom an Projekten, Mitarbeitern, Bewerbern und Freunden, die von guten Fotos profitieren.

Jeder, der heutzutage Produkte oder Ideen im Internet verkaufen möchte, benötigt dafür ebenfalls Bilder, die die Merkmale seiner Waren vorteilhaft und ästhetisch rüberkommen lässt. Der wahrgenommene Wert der Waren lässt sich durch ansprechendes Bildmaterial vervielfachen.

Der anhaltende Fachkräftemangel und »war for talents« begünstigt natürlich die Nachfrage der Unternehmen nach individuellen Fotoarbeiten. Wer keine hauseigenen Fotografen hatte, suchte nach freien Fotografen, um Fotos von den sympathischen Arbeitsplätzen, dem Wohlfühlambiente im Office, den feinen Vorzügen, wie z. B. der großen Gemeinschaftsküche im Büro, den mit Obst geschmückten Pausenräumen und übergroßen Wohlfühloasen zu machen. Denn das eigene »Employer Branding« (zu gut deutsch: Arbeitgebermarketing) soll ja erlebbar gemacht werden. Dieser Trend hat bis heute nicht nachgelassen und ist sogar das Zugpferd einer ganzen Reihe von Unternehmensfotografen geworden.

Seitdem es für einzelne Akteure ohne große Marketingabteilungen im Rücken so einfach geworden ist, eine eigene Webseite oder einen eigenen Kanal und Anzeigen auf Instagram und facebook zu gestalten, ist der Bedarf an professionellem Bildmaterial hier nochmals gestiegen: Anwälte, Künstler, Politiker, Sportler, Coaches, Schauspieler – ja, alle Selbstständigen benötigen gutes Bildmaterial für ihr eigenes Marketing. Jeder will sich ja verkaufen. Da sind regelmäßige Fotoshootings oft nur der Anfang.

Fotojobs auf Events sind ebenfalls ein gutes Feld, um die eigenen Kontakte auszubauen und Erfahrung mit schwierigen Lichtsetups und teils widrigen Aufnahmebedingungen zu sammeln.

Tipp: Selbst, wenn man am Anfang nur die offiziellen Eventfotos für einen einzigen Kunden macht, ergeben sich dadurch gute Möglichkeiten, ein Netzwerk zu weben und mit guter Arbeit auch Multiplikatoren zu finden, die wiederum zu neuen Jobs führen.

Die großen privaten Lebensereignisse wie Taufen, runde Jubiläen und Hochzeiten rufen danach, in zeitlosen Bildern für die Ewigkeit festgehalten zu werden. Eine Hochzeit zu fotografieren, muss nicht zwangsläufig darin enden, wie der letzte Gladiator der Arena herumzuspringen. Doch für die meisten wird es ein wahres Spiel aus Schweiß und Adrenalin bleiben, da man ständig in allen Ecken und Enden aufpassen muss, wo das nächste Motiv an einem vorbeirauscht. Fotografen, die damit ihr tägliches Brot verdienen, sind zu bewundern und einige von ihnen sind sogar richtig gut bezahlt.

Der augenscheinlichen Masse von Bildern steht eine kleine Schicht von Ausnahmefotografen gegenüber, deren Bilder in einer kleinen Kunstgemeinschaft zu Höchstpreisen gehandelt werden. Doch nicht jeder schafft es über Nacht in die großen Galerien, geschweige denn in die »Artists-to-Watch«-Listen der Kunstsammler. Dazu ist der Markt der Bildproduzenten wahrscheinlich einfach zu groß und unübersichtlich geworden. Die Talente werden meist direkt von den renommierten Hochschulen heraus beobachtet und herangezogen.

Das Smartphone komprimierte die technischen Errungenschaften der letzten 20 Jahre auf das Hosentaschenformat. Mittlerweile hat jeder zweite Erdenbürger eine »kleine Kamera« dabei. Allzeit bereit für den nächsten Einsatz.

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Es scheint auch, dass dank der digitalen Medien der Bedarf an Bildmaterial nicht so schnell abebben wird. In dieser Bilderflut wird es jedoch schwieriger, mit ansprechenden Motiven aufzufallen – weshalb die Ästhetik der Bildsprache und die Qualität der Aufnahmen immer noch eine große Rolle spielen sollte.

Obwohl fast 90 % der Bilder mit dem Smartphone oder dem Tablet gemacht werden, sind es eben doch meist professionell aufgenommene Motive, die später für Anzeigen, Presseartikel oder Werbekampagnen genutzt werden – Bilder von Fotografen, die sich auf ihrem Gebiet spezialisiert haben. Fotografen, die wissen, wie man ansprechende Motive auch unter Zeitdruck gekonnt umsetzt, und Serien erstellen, die Unternehmen, Menschen und Produkte ansprechend abbilden, einfühlsame Geschichten erzählen und visuelle Anker in Sekundenschnelle setzen.

Schnelligkeit ist wichtig. Zeit ist Geld. Das wissen auch die Experten aus dem Online-Shopping. Die Produktfotografie für die unendlichen Shoppingmeilen im Internet ist für viele Fotografen der wahre Brot-und-Butter-Job. Vielleicht nicht spannend, aber stetig. Denn wir kaufen unsere Sneaker, Geschenke und sogar Kosmetikartikel jetzt online, buchen Appartments, Flüge und Abendessen vom Telefon aus – verbringen mehr Zeit in der digitalen Welt denn je – inspiriert von den schönen Bildern, die unsere Farbrezeptoren auf Achterbahnfahrt schicken.

Die Kommunikation mit Bildern ist effizient, denn sie können im Gehirn direkt emotional verarbeitet werden. Bilder sprechen alle Sprachen – selbst wir verstehen durch die Höhlenmalerei der Frühmenschen deren Lebensumstände. Bilder geben uns das Gefühl, etwas sei real, weshalb die Auftragskunst für religiöse Institutionen lange Zeit der größte Markt der Maler und Bildhauer war.

Noch immer gilt der Spruch: »Ich glaube es erst, wenn ich es sehe.« Darauf fällt unser gutgläubiges Gehirn im Bilderrausch des Alltags gern herein. Wir wollen glauben, dass Bilder uns eine reale, mögliche Welt zeigen, die wir in unsere gedanklichen Karten von Gut und Böse nahtlos einfügen können.

Professionelle Bildhersteller, sprich die Fotografen, leben dennoch in turbulenten Zeiten. Schnell soll ein Preis für ein Werk, das es noch gar nicht gibt, am Telefon genannt werden. Als Fotograf hat man kaum eine Möglichkeit, den späteren Aufwand realistisch einzuschätzen. Vom Thema Nutzungsrechte ganz zu schweigen, die kaum ein Klient versteht und nur wenige Fotografen für sich einzusetzen wissen.

Der wahre Aufwand eines guten Bilds bleibt dem Betrachter meist verborgen.

Daraus ergibt sich schon der erste Konflikt. Als Künstler möchte man atemberaubende Bildwelten erschaffen, was natürlich einen entsprechenden Aufwand und Zeit in der Planung, Durchführung und Bearbeitung erforderlich macht. Kunden dagegen wollen kalkulierbare Leistungen einkaufen.

Der Markt ist da – doch wie werden die Bilder richtig gehandelt? Verkauft man sich besser als bildenden Künstler, fotografischen Dienstleister, technischen Spezialisten oder sogar versierten Berater?

Aus Kundensicht wird der Aufwand für ein Bild, oft mit dem Daumenklick auf dem eigenen Smartphone verglichen. Meistens soll es ja nur mal schnell ein Bild mit ein bisschen Licht sein. Das dauert dann nach Kundeneinschätzung natürlich nie mehr als einen halben Tag für die anwesende Belegschaft. Nur, dass es eben keine Aufnahme vom Handy des Kollegen, sondern einer professionellen Kamera sein soll. So reduziert sich der Fotograf auf jemanden, der mal eben die Kamera bedient, Licht einstellt und den Auslöser drückt. Manche kalkulieren dann eben auch genau so, als würden sie sich einen Handwerker ins Haus bestellen.

Um dem vorzubeugen, sollten Fotografen lernen, ihren Wert – und den Wert der Bilder – von Anfang an angemessen zu vermarkten. Denn es hilft ja nichts, wenn wir einfach immer mehr Bilder auf den Markt werfen und unsere Klienten mit Konditionen verwöhnen, die wir auf Dauer nicht halten können und wollen.

Aus dem Alltag: Ein junger Fotograf und Filmemacher rief mich an und erzählte mir von seinen Verhandlungen mit einem 5-Sterne-Hotel. Er hatte ihnen angeboten, einen Imagefilm zu einem unschlagbar günstigen Preis zu drehen. Er wollte sich die Referenz schaffen und dann bei anderen Kunden damit punkten. Doch der Kunde zog im letzten Augenblick die Zusage zurück und begründete seine Zweifel damit, dass es schlicht zu günstig war, um gut genug zu sein.

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1.2DER SPRUNG INS KALTE WASSER

Wie fängt man am besten mit der Fotografie an?

Am einfachsten sind natürlich Praktika bei solchen, die wissen, wie es geht. Doch wer lässt sich schon gern mal eben seine Abläufe abschauen? Auch eine Ausbildung zum Fotografen endet oft darin, dass man tagein tagaus Passbilder anfertigt und Babybauchbilder retuschiert. Das muss auf Dauer jetzt nicht jedem liegen, erhöht jedoch die Schmerzgrenze. Das Fotografie- oder Kommunikationsstudium hat den wertvollen Theorieteil – man erlernt das Arbeiten und Denken in Serien. Doch lernt man da auch, wie man sich als Fotograf bei Privatkunden etabliert und langfristige, wertschätzende Kundenbeziehungen aufbaut? Oft ist es nämlich gar nicht so wichtig, was man macht, sondern viel wichtiger, wie. Viele Neu- und Quereinsteiger gehen den Weg über private Fotoschulen – die Qualität der Lehre hängt jedoch oft von der Muße und Geduld der Ausbilder ab. Auch im Internet sind zahlreiche Lehrwerke, Videos und Kurse für Fotografen zu finden. Wohin man schaut, jeder kann dort lernen, wo es eben am besten passt. Wichtig ist, dass man etwas dazulernt. Im ersten Schritt lernt man, wie man anständige Bilder macht, und dann, was man tun kann, um sich besser zu verkaufen, spannendere Projekte zu bekommen oder einfach besser von der Kunst leben zu können.

Der Schlüssel zum Erfolg ist produktive Geduld. Selten bedeutet der erste Schritt in eine Richtung schon den großen Durchbruch. Es ist vielmehr nur ein Schritt, der Beginn eines langen Weges, mit vielen Facetten und sehr unterschiedlichen Herausforderungen. Und was wäre, wenn der Weg dahin schon das Ziel ist?

Der beste Weg, mit der Fotografie anzufangen, ist selbstverständlich das Fotografieren selbst! Doch es geht nicht darum, von Anfang an alles perfekt zu machen, sondern lieber jeden Tag einen Fehler zu machen, damit man den Umgang damit später schon gelernt hat. Dazu braucht man keine Schule, außer Dir ist der Abschluss wichtig. Die Schule des Lebens hat die besten Lehrer.

Schnell wird sich beim Fotografieren selbst zeigen, wo Deine persönlichen Stärken und Leidenschaften verborgen liegen. Wenn man aus der eigenen Stärke heraus alles und mehr gibt, dann spürt man das – und es wird sich herumsprechen. Denn Leidenschaft steckt ja bekanntlich an.

Im eigenen Freundeskreis kann man sich gut ausprobieren

Die Fotografie als Hobby hat den Vorteil, dass Du in Ruhe Deine Fähigkeiten trainieren, langsam das Equipment je nach Ausrichtung ausbauen und eigene Projekte umsetzen kannst, ohne den Druck zu haben, damit gleich Geld verdienen zu müssen.

Du hast auch noch die Freiheit, Deine fotografische Arbeit und freie Zeit gemeinnützigen Zwecken spenden zu können und damit etwas Gutes zu tun. Leider bedeutet die Hobbyfotografie eben auch, dass man womöglich viel Geld in das Hobby investiert und sozusagen als private Freizeit- und Vergnügungsausgaben verbucht.

Wenn Du so weit sicher bist, dass Deine Ergebnisse eine belastbare Konstanz aufweisen und Du so etwas wie Deinen Stil entwickelt hast, den Du reproduzieren kannst, ist das eine gute Basis. Diese schafft Vertrauen, einen Schritt weiter zu gehen und über die berufliche Basis nachzudenken, die Du Dir mit der Fotografie schaffen kannst.

»Als Fotograf ist man immer nur so gut,
wie das letzte Bild, das man gemacht hat.«

– Peter Hurley

Wenn Du Dich dazu entschließt, die Fotografie als Standbein für Deine Selbstständigkeit zu nutzen, muss das nicht sofort in Vollzeit erfolgen. So gibst Du Dir auch Zeit, das eigene Marketing zu verfeinern und zu überlegen, welche Produkte Du aus Deinem Können »schnitzen« kannst. Die Erfahrung, die man bei den ersten Jobs sammelt, helfen dabei, das eigene Profil zu schärfen und besser zu werden. Oft führt ein gut gemachter Job zum nächsten. Man wird mit jedem Auftrag ein bisschen effizienter und kennt die Looks, die von den Auftraggebern gesucht werden.

Mit Muße und Fleiß, harter Arbeit und Schweiß

Aus den kleinen Geschäftskunden werden mit Geduld und Fleiß bald mittlere und dann vielleicht auch Großkunden, mit denen Du langfristige Projektkooperationen eingehen kannst. Das erlaubt es Dir wiederum, Dich stärker auf Deine Arbeit als Fotograf zu konzentrieren, Dich auf einem Gebiet zu spezialisieren und nicht mehr nur darüber nachdenken zu müssen, wie Du den nächsten Klienten vor die Kamera bekommst. Damit Du Dich spezialisieren kannst, hilft es, sich einen Überblick über die verschiedenen Arbeitsbereiche eines Businessfotografen zu verschaffen.

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1.3WAS IST BUSINESSFOTOGRAFIE?

Unternehmen brauchen repräsentative Bilder – Menschen wollen gute Bilder von sich. Was sich unterscheidet, ist der Weg, wie sie zu diesen Bildern kommen. Wenn sie einfach nur einen Schnappschuss wollen, dann können sie diesen auch mit dem eigenen Smartphone machen. Ein günstiges Passfoto kommt aus dem Automaten. Das erste Bewerbungsfoto stammt vermutlich noch vom Fotostudio um die Ecke. Doch wenn es bei den gesuchten Bildern um mehr geht – den Jahresbericht, die nächste Pressemitteilung, die neue Firmenwebseite, die kommenden Produktbroschüren oder Investorenmappe – dann geht es zum Profi, der sich mit solchen Jobs auskennt.

Die Tätigkeitsschwerpunkte sind je nach Spezialisierung unterschiedlich, doch immer geläufiger wird der Oberbegriff Businessfotografie.

Definition: Die Businessfotografie ist eine professonielle fotografische Dienstleistung speziell für Unternehmen, Organisationen und Selbstständige. Sie dient der Visualisierung von Markenwerten, Produkten oder Dienstleistungen zum Zwecke der Beziehungspflege, Steigerung der allgemeinen Bekanntheit oder konkreten Vermarktung in Bildern.

Im Rahmen der Businessfotografie gibt es wiederum Nischenfotografen, die nur für bestimmte Auftraggeber und Klientel tätig werden: Makler, Kulturbetriebe, Nicht-Regierungs-Organisationen, soziale Verbände und politische Akteure kommunizieren mit Bildern ihre Arbeit, ihre Leistungen und unterstreichen mit visuellen Motiven ihren Beitrag in unserer Gesellschaft. Daher sind manche Fotografen auf einen einzigen Fachbereich spezialisiert, was es ihnen erlaubt, komplett im Geschehen zu stehen. Das trifft z. B. auf Fotografen zu, die die Stars und Sternchen ablichten und natürlich jeden ohne Schminke und Scheinwerferlicht erkennen sowie den letzten Klatsch noch im Hinterkopf haben, um zu wissen, was für ein Motiv sich gerade lohnt. Auch die Politprofis profitieren von ihrem speziellen Fachwissen und nicht selten davon, dass sie den gefragten Bildstil bereits komplett verinnerlicht haben. Bildreporter haben sich auf bestimmte Themengebiete spezialisiert, weil sie in einem Bereich besonderen Zugang haben, z. B. Technikfotografen für Produktkataloge, Fotografen für Arztpraxen oder Hotels.

Am häufigsten werden von Unternehmen die klassischen Mitarbeiterfotos und Gruppenfotos benötigt, die dann auf der Webseite und in den sozialen Medien eingesetzt werden.

Der grundlegende Bildbedarf seitens der Klienten kann aufgeteilt werden in:

Personenbezogene Fotos: Wer?

  1. a) Headshots und Business-Porträts: individuelle Porträts von Einzelpersonen, z. B. von Geschäftsführern, Vorständen, aber auch beliebt bei Privatkunden und Selbstständigen wie z. B. Ärzten, Beratern, Politikern und Rechtsanwälten. Nutzungsbereiche: meist für die Webseite, soziale Profile, Presseberichte, Angebote, Präsentationen
  2. b) Mitarbeiterfotos: standardisierte Porträts von Mitarbeitern, Schlüsselpersonen im selben Stil z. B. vor einfarbigem weißen oder grauem Hintergrund.
  3. c) Reportage: Fotos im konkreten Arbeitsumfeld z. B. Officereportagen, PR-Fotos einer Vertragsunterzeichnung, Lieferantenstories, Behind-the-scenes, Social-Media-Content

Produkt-/Projektbezogene Fotos: Was?

  1. a) Produkte/Stilllife: z. B. Produktaufnahmen oder Anfertigung von Stimmungsbildern und Werbemotiven für die Unternehmenskommunikation, Shops und versch. Vertriebskanäle
  2. b) Event: Dokumentation von Veranstaltungen z. B. Messen, Panels, Foren, Kongressen, aber auch Firmenfeiern, Eröffnungen usw.
  3. c) Foodfotografie: Speisen, Getränke, Rezepte
  4. d) Werbung: kommerzielle Fotografie für Anzeigen, Kampagnen etc.

Prozessbezogene Fotos: Wie?

  1. a) Industriefotografie: Darstellung von Arbeitsprozessen, Fertigungs- und Industrieanlagen
  2. b) Dienstleistung: Abbildung von Beratungsleistungen, z. B. Gesprächsszenen, Workshop-Motive

Ortsbezogene Fotos: Wo?

  1. a) Architekturfotografie: Fotos von Immobilien, Firmensitz, Produktionsstätten oder Bauvorhaben z.B. bei Dämmerung/Nacht
  2. b) Interiorfotografie z. B. in der Gastronomie, Hotellerie oder Co-Working-Space, Aufnahmen von Service- und Gastbereichen, Außenaufnahmen der zugehörigen Gebäude und Anlagen
  3. c) Kultur und Tourismus: Fotos von Sehenswürdigkeiten, Erholungsmöglichkeiten und Flaniermeilen

Das Geheimnis eines guten Businessfotografen ist, die eigenen Kunden und ihre Bedürfnisse zu erkennen und daran das eigene Tätigkeitsfeld zu definieren und zu erweitern. Der Vorteil des kundenbezogenen Arbeitens ist: Man weiß, was der Kunde will, bevor der Kunde es will. Wer z. B. als Hotelfotograf früh erkannt hat, dass die Drohnen- und Luftfotografie für die eigenen Kunden höchst spannend ist, arbeitet sich schnell in solche Themengebiete ein und bietet es dem bestehenden Kundenstamm als neue Dienstleistung neben den bekannten und bewährten Bildern der Suiten mit Meerblick, imposanten Foyers und ausufernden Pools an.

Tätigkeitsfelder verändern sich und das hat seinen Reiz. Dadurch kommt neben der Spezialisierung für eine bestimmte Art von Fotografie oder Kunden auch eine nicht uncharmante Abwechslung in den eigenen Arbeitsalltag. Wer sein Angebot vorausdenkend plant und ausrichtet, hat genügend Zeit, sich darauf vorzubereiten. Das ist tausendmal besser als nur zu reagieren und untrainiert zum Marathon anzutreten.

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1.4VON DER IDEE ZUM BUSINESS(PLAN)

Wenn Du von der Fotografie leben willst, ist ein Businessplan erforderlich. Am Anfang steht da eine vage Idee im Raum: »Was wäre wenn…?« Ein grober Umriss von etwas, das man in der eigenen Zukunft sieht oder sehen möchte. Damit die Idee Gestalt annimmt und das Wort zum Satz und zum Aufsatz wird, ist es wichtig, einfach anzufangen.

Ganz gleich, ob es ein kreatives Projekt, eine Geschäftsidee oder ein wichtiger Schritt im eigenen Leben ist: In dieser Anfangsphase ist es wichtig, sich konkret für etwas zu entscheiden und den Weg dorthin schriftlich festzuhalten.

  1. 1. Was möchte ich tun?
  2. 2. Warum ist mir die Idee so wichtig?
  3. 3. Wie kann ich das Ziel erreichen?

Zwischen der Idee und dem fertigen Produkt liegt bei den großen Projekten nicht selten eine langwierige Durststrecke. In dieser Phase werden die eigene Geduld und anfängliche Motivation hart auf die Probe gestellt. Dann fragt man sich, warum man sich das nur angetan hat. Es sind die eigenen Notizen, Ideen und Motivation dahinter, die einen wieder auf Kurs bringen.

Visuelle Menschen brauchen visuelle Elemente

Grafische Übersichten helfen dabei, die großen Ziele und die einzelnen Schritte über einen längeren Zeitraum hinweg präsent und organisiert zu halten. Digitale Organisations-Apps oder analoge Notizbücher sind perfekt für die ersten Ideen und Skizzen. Daneben wirken wöchentliche To-Do-Listen, Mindmaps, Bildcollagen und Whiteboards mit bunten Stickern für die wichtigen Aufgaben echte Wunder am Arbeitsplatz und sind die beste Unterstützung für den andauernden Fokus bei der eigenen Arbeit.

Tipp: Visualisiere Deine Vision vom Leben und Arbeiten als Fotograf, Filmemacher oder Künstler.

  1. 4. Welche Produkte oder Dienstleistungen kann ich anbieten?

    Wenn Du davon abhängig bist, dass Kunden Deine Leistungen nachfragen, wertschätzen und entsprechend honorieren, brauchst Du marktfähige Angebote. Marktfähig bedeutet in diesem Sinne, dass man sich es auch leisten kann und das Angebot geeignet ist, eine Nachfrage zu befriedigen. Daher ist ein wichtiger Punkt in jedem Businessplan, einen oder mehrere Einkommenskanäle zu definieren und zu überlegen, welche Güter oder Dienstleistungen man anbieten kann.