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Fledermausseesterne (Asterina miniata), Gwaii Haanas National Marine Conservation Area Reserve, British Columbia
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Winterlicher Sonnenaufgang am Waskesiu Lake, Prince Albert National Park, Saskatchewan

INHALT

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Im Herzen Kanadas

Zum Gebrauch dieses Führers

Karte

imageATLANTISCHE PROVINZEN

Einführung

Terra Nova

Gros Morne

Torngat Mountains

Akami-Uapishku-KakKasuak-Mealy Mountains

Cape Breton Highlands

Kejimkujik

Prince Edward Island

Rettet den Sternenhimmel!

Kouchibouguac

Fundy

imageQUÉBEC & ONTARIO

Einführung

Mingan Archipelago

Forillon

Saguenay-St. Lawrence Marine Park

La Mauricie

Geschichte der kanadischen Parks

Thousend Islands

Rouge National Urban Park

Georgian Bay Islands

Fathom Five National Marine Park

Bruce Peninsula

Kanadas boreale Regionen

Point Pelee

Pukaskwa

Lake Superior National Marine Conservation Area

imagePRÄRIEPROVINZEN

Einführung

Wapusk

Riding Mountain

Prince Albert

Weltbild & Land der Blackfoot

Grasslands

Elk Island

Wood Buffalo

imageROCKY MOUNTAINS

Einführung

Kootenay

Banff

Die Parks malen

Jasper

Waterton Lakes

Yoho

Tierwanderungen

Glacier

Mount Revelstoke

imagePAZIFIKKÜSTE

Einführung

Gulf Islands

Pacific Rim

Festivals in den kanadischen Nationalparks

Gwaii Haanas und Haida Heritage Site

Gwaii Haanas National Marine Conservation Area Reserve

Kluane

imageHOHER NORDEN

Einführung

Vuntut

Qausuittuq

Nahanni

Nááts’ihch’oh

Tuktut Nogait

Aulavik

Ivvavik

Mit Paniloo Sangoya auf dem Eis unterwegs

Quttinirpaaq

Sirmilik

Ukkusiksalik

Auyuittuq

Historische Stätten von nationaler Bedeutung

Danksagung & Bildnachweis

Register

Impressum

FLÄCHEN

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Nationalpark (im Buch beschrieben)

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Nationalpark

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Sonstiges Schutzgebiet

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Land der Ureinwohner von Kanada

VERKEHRSWEGE

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Freeway

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Wichtiger Highway

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Sonstige Straße

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Ungepflasterte Straße

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Im Winter befahrbar

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Empfohlener Wanderweg

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Bahnlinie

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Forillon National Park

SONSTIGE SYMBOLE

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Stadt

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Sehenswürdigkeit

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Besucherinformation

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Campingplatz

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Zeltplatz

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Picknickgelände oder -hütte

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Aussichtspunkt

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Ranger Station, Parkwächter-Hütte

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Schutzhütte

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Leuchtturm

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Flughafen, Landebahn

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Golfplatz

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Strand, Bademöglichkeit

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Skipiste

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Gipfel

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Pass

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Tunnel

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Damm

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Wasserfall

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Quelle

Hinweis: Parks Canada übernimmt keine Garantie für die absolute Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Karteninhalte in diesem Buch und haftet nicht für eventuelle Beeinträchtigungen, die sich aus dem Gebrauch der Karten ergeben könnten.

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Prärie-Bison, Riding Mountain National Park, Manitoba

IM HERZEN KANADAS

Seit die Menschen aufrecht gehen, haben sie auf praktisch jedem Flecken unseres Planeten ihre Spuren hinterlassen. Menschen sind von einem Ort zum nächsten gewandert und haben dabei eine unglaubliche Vielzahl an Kulturen hinterlassen, von denen jede an das Klima und die Landschaft ihrer Umgebung angepasst ist. Wer eine Kultur verstehen will, muss deshalb auch das Land verstehen, auf dem sie gewachsen ist. Um den Ureinwohnern Kanadas gerecht zu werden, aber auch den vielen anderen Gruppen, die nach ihnen hier heimisch geworden sind, muss man demnach die kanadischen Landschaften erleben – ihre klimatischen Verhältnisse, die Wälder, Pflanzen und Tiere und die Orte von spiritueller Bedeutung. Aufgabe der kanadischen Nationalparks ist es, herausragende Beispiele für jede der 39 Naturlandschaften unseres Landes zu bewahren. 28 dieser Landschaftsformen werden heute schon in eigene Nationalparks geschützt, und ihre Fläche ist größer als das Staatsgebiet von Deutschland.

Nie werde ich den Regenwald an der Pazifikküste vergessen, wo ich Einblicke in die Kultur der Nuu-chah-nulth nehmen durfte, oder meine Wanderungen in den Bergen von Banff und Yoho, auf denen ich den Mut der frühen Siedler zu bewundern lernte. In den Prärien des Grasslands National Park sah ich im Geiste die riesigen Bisonherden vor mir, auf die die Ureinwohner einst Jagd machten. Und wenn man beispielsweise den Forillon National Park vom Kanu aus betrachtet, ergreift einen Ehrfurcht angesichts einer spektakulären Welt, in der die Menschen schon seit Jahrtausenden in Einklang mit der Natur leben.

Solche Entdeckungsreisen durch die äußere Natur dienen also beinahe zwangsläufig auch der Selbstfindung. Hier draußen erfahren wir, wer wir eigentlich sind, und wir begreifen, welches Band uns an die Umwelt bindet, die uns ernährt. Den kanadischen Ureinwohnern war dies schon immer geläufig. Viele Stätten sind ihnen heilig, und Parks Canada ist stolz darauf, dass der Schutz der Naturlandschaften in den letzten Jahrzehnten zusammen mit den Ureinwohnern gelungen ist.

Im Laufe mehrerer Generationen hat die Behörde Parks Canada eines der weltweit größten Netze aus geschützten Arealen geknüpft; mittlerweile sind es 44 Nationalparks, 167 historische Stätten von nationaler Bedeutung und vier Meeresschutzgebiete. Schon James B. Harkin, Erster Vorsitzender des heutigen Parks Canada und einer der visionären Vorkämpfer der Naturschutzbewegung, skizzierte den Nutzen der Parks: „Nationalparks dienen allen Menschen: den Kranken, damit sie genesen, den Gesunden, damit sie gekräftigt werden und beglückt von Sonnenschein, frischer Luft und Schönheit … “

Als erstes Land der Welt hat Kanada eine zentrale Nationalparkverwaltung eingerichtet, und die kanadischen Schutzgebiete sind zweifellos von internationalem Rang. So feiert das engagierte und erfahrene Team von Parks Canada den Start ins zweite Jahrhundert dieser Einrichtung – überzeugt davon, dass unser Einsatz einer Sache dient, die vom WWF zu Recht als „Geschenk an die ganze Welt“ gewürdigt wurde.

Ich bin stolz darauf, einem so herausragenden Team anzugehören. Wir begrüßen Sie herzlich und freuen uns, Ihnen an einigen der herrlichsten Orte auf Erden zur Seite stehen zu dürfen. Vielleicht haben Sie manche unserer wunderbaren Schutzgebiete kennengelernt; dann wird dieses Buch Sie dazu anspornen, Ihre Erkundungen fortzusetzen. Und falls Sie Kanada zum ersten Mal bereisen, kann ich Ihnen unvergessliche Erlebnisse versprechen.

Begeben Sie sich auf Entdeckungsreisen. Sie werden begeistert sein.

ALAN LATOURELLE

Leiter von Parks Canada

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Bei Sonnenuntergang am Ingonish Beach, Cape Breton Highlands National Park, Nova Scotia

ZUM GEBRAUCH DIESES FÜHRERS

Jeder der 46 kanadischen Parks, vier Meeresschutzgebiete und ein national urban park stehen für Abenteuer, Vergnügen und großartige Natur. Die Parks kann man allein bereisen, aber auch mit einem Führer, im Rahmen von Gruppenführungen oder unter Anleitung eines Outdoor-Ausstatters. Entscheidend sind jeweils Erreichbarkeit des Ziels sowie die Art des Geländes und Sicherheitsfragen.

Bei jedem Park beginnen wir mit einer Darstellung der Gegebenheiten: Dazu zählen ökologische Aspekte, Geschichte und zusätzlich, sofern nötig, besondere Maßnahmen zum Schutz bedrohter Arten sowie spezielle Vorkehrungen, um den menschlichen Einfluss auf ein empfindliches Ökosystem so gering wie möglich zu halten. (Denn die Parks wurden ja nicht nur für das Naturerlebnis der Menschen geschaffen, sondern auch zum Schutz komplexer ökologischer Gebilde.) Wegen ihrer herausragenden Bedeutung für Natur und Kultur wurden zehn dieser Parks zusätzlich in die UNESCO-Weltkulturerbe-Liste aufgenommen. Die einzelnen Kapitel dienen der Einstimmung und Reiseplanung. Jedes Park-Kapitel enthält u. a. die folgenden Rubriken:

Anreise

Die meisten Nationalparks liegen nicht gerade nahe beieinander; wer mehrere Parks besuchen möchte, sollte also die Reisewege sorgfältig aufeinander abstimmen. Planen Sie für die Fahrten unbedingt genügend Zeit ein, denn die Straßenverhältnisse sind nicht immer gut, und auf manchen Strecken herrscht dichter Verkehr. Aussagekräftiger als Kilometerangaben sind jedenfalls Hinweise auf die Fahrzeit. Wer abgelegene Parks besuchen will, sollte sich nach den Anreisebedingungen und Führungen erkundigen.

Reisezeit

Die Parks sind zu allen Zeiten des Jahres attraktiv. Wer Besuchermassen meiden möchte, kommt am besten in der Nebensaison (April, Mai und Ende August) und ist im Idealfall an einem frühen Werktagvormittag vor Ort. In vielen Parks ist der Herbst besonders prächtig, trotzdem sieht man dann nur relativ wenige Besucher. Im Sommer blühen die Wildblumen, während die zauberhaften Schneelandschaften im Winter Rucksacktouristen, Camper sowie Skilangläufer und Schneeschuhwanderer anlocken. Die meisten Parks sind ganzjährig geöffnet, außerhalb der Saison gibt es aber nur wenige oder keinerlei Einrichtungen für Besucher. Angaben dazu enthält jede Parkbeschreibung unter der Rubrik „Praktische Informationen“.

Reiseempfehlungen

Nehmen Sie sich genügend Zeit für einen Park. Und beachten Sie die Hinweise unter „Reiseempfehlungen“: Dort werden Routen empfohlen, und zwar jeweils mit verlässlichen Zeitangaben. In den Parks des hohen Nordens sollten Sie allerdings Reserven einplanen, denn Fahrpläne und Wetterbedingungen lassen sich dort nicht so verlässlich vorhersagen. In diesem Buch werden zwar erprobte Touren vorgeschlagen, doch können Sie die Parks durchaus auch auf eigene Faust erkunden – gegebenenfalls mit einem Führer. Und beachten Sie die Ausflüge am Ende vieler Park-Kapitel: Dort stehen historische Stätten von nationaler Bedeutung, die sich im Umkreis von 100 km um einen Park befinden.

WEITERE ELEMENTE DES BUCHES:

Karten

Die Karten der einzelnen Parks sollen Ihnen vor allem bei der Planung helfen. Wünschen Sie genauere Angaben über einzelne Wanderwege oder Service-Einrichtungen, sollten Sie vor Ort anrufen oder die Website von Parks Canada www.pc.gc.ca konsultieren.

Wenn Sie in einem Park unterwegs sind, müssen Sie ohnehin stets detaillierte topografische Karten verwenden. In diesen Karten sind auch solche Gebiete verzeichnet, die unter besonders strengem Schutz stehen. Ebenfalls ausgewiesen sind sichere Wanderwege oder Wege durch Schutzzonen, die man nicht verlassen darf.

Ein Verzeichnis der Legende findet sich auf S. 367.

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Praktische Informationen

Hier sind für jeden Park detaillierte Besucherinformationen aufgelistet. Weitere Einzelheiten erfährt man telefonisch oder auf der jeweiligen Website über: www.pc.gc.ca.

Viele Parks halten Broschüren zum Download bereit, und zwar unter www.parkscanada.gc.ca/eng/voyage-travel/index/pdf.aspx.

Eintritt Bei den angegebenen Preisen handelt es sich um Durchschnittspreise in kanadischen Dollar. Bei Redaktionsschluss lag der durchschnittliche Preis einer Tageskarte für Erwachsene zwischen 5,80 und 9,80 $, Senioren (ab 65) zahlten entsprechend 4,90 bis 8,30 $, Kinder (6 bis 16 Jahre) 2,90 bis 4,90 $, Familien- bzw. Gruppenkarten kosteten 14,70 bis 19,60 $ (für bis zu sieben Personen in einem Fahrzeug). Tageskarten sind vor Ort erhältlich. Aktuelle Preisangaben stehen auf der Website von Parks Canada www.pc.gc.ca.

Einen ganzjährig gültigen Parks Canada Discovery Pass für die Nationalparks, Meeresschutzgebiete und die nationalen historischen Gedenkstätten können Sie online erwerben. Darin enthalten ist ein freier Eintritt in rund 100 Parkeinrichtungen. Bei Redaktionsschluss kostete diese Jahreskarte 67,70 $ für Erwachsene, 57,90 $ für Senioren, 33,30 $ für Kinder und 136,40 $ für eine Familie bzw. Gruppe. Sie erhalten diese Karte unter www.pc.gc.ca/pass, telefonisch unter (888) 773-8888 oder einfach in den Besucherzentren der einzelnen Parks.

Anreise mit Tieren Wer sein eigenes Tier, vor allem den Hund, mitbringen möchte, sollte bedenken, dass diese Tiere wildlebende Tiere vertreiben (oder anlocken) können. Wo Hunde auf Wanderwegen gestattet sind, gehören sie deshalb immer an die Leine. Über weitere Beschränkungen informieren die einzelnen Parks.

Einrichtungen für Behinderte Aufgelistet werden Orte im Park (inklusive Besucherzentren und Wanderwege), die für Reisende mit Behinderungen zugänglich sind.

Wichtige Hinweise

• Die üblichen Vorsichtsmaßnahmen beachten. Unfälle ereignen sich dann, wenn Besucher sich über Warnhinweise hinwegsetzen.

• Von wildlebenden Tieren Abstand halten, auch wenn sie harmlos erscheinen. Tiere nicht füttern oder berühren, nicht einmal die ganz kleinen.

• Keinen Bären überraschen. Am besten trägt man Glocken, damit die Bären einen von Weitem hören. Falls sich ein Bär nähert, sollte man ihn durch Schreien, Händeklatschen oder Töpfeschlagen vertreiben. Lebensmittel in bärensicheren Behältern aufbewahren: im Fahrzeug und bei geschlossenen Türen oder Fenstern und nicht sichtbar – oder hängend (4,5 m über dem Boden und mindestens 3 m von einem Pfahl oder Baum entfernt).

• Die eigenen Grenzen erkennen. Wer nicht ganz fit ist, sollte sich nicht überanstrengen.

• Wasser, das nicht aus einem Trinkwasserhahn im Park stammt, abkochen oder chemisch aufbereiten.

• Alle Warnhinweise beachten; sie dienen dem Schutz der Besucher.

• Rechnen Sie immer mit Verzögerungen: Pässe werden bei Schnee geschlossen, schlechtes Wetter oder Baustellen behindern den Verkehr, und manchmal sind Straßen wegen Felsabbrüchen, Erdrutsch oder Feuer unpassierbar. Verkehrshinweise bei der Einfahrt in den Park lesen. Manche schmalen Straßen sind für Wohnwagen oder Wohnmobile nicht geeignet.

Campingplätze Ein Buchungsservice (Tel. 877-737-3783 oder 519-826-5391, reservation.pc.gc.ca) nimmt Reservierungen für 23 Parks entgegen: Banff, Bruce Peninsula, Cape Breton Highlands, Elk Island, Forillon, Fundy, Georgian Bay Islands, Grasslands, Gros Morne, Gulf Islands, Jasper, Kejimkujik, Kootenay, Kouchibouguac, La Mauricie, Mingan Archipelago, Pacific Rim, Prince Albert, Prince Edward Island, Riding Mountain, Terra Nova, Thousand Islands und Waterton Lakes. Frühzeitig nach freien Plätzen suchen!

Unterkünfte Dieser Führer nennt für die Leser eine erste Auswahl an Unterkünften. Die Auswahl ist aber bei Weitem nicht vollständig und stellt auch keine Empfehlung seitens der National Geographic Society oder von Parks Canada dar. Viele Parks halten Listen mit Unterkünften bereit, I die sie auf Anfrage zur Verfügung stellen. Hilfreich sind außerdem die Touristeninformationen der Städte und Provinzen.

ATLANTISCHE PROVINZEN

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Cape Breton Highlands.
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Herbstlaub;
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Papageitaucher;
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Kanufahrt im Nationalpark Kejimkujik;
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Die Mill Falls am Mersey River, Kejimkujik

ATLANTISCHE PROVINZEN

Die acht Parks und zwei Reservate zwischen Labrador und Nova Scotia bezeugen die Entstehung von Bergen, die Wunderwerke der Erosion, die Welt der Gletscher – und eine insgesamt 9656 km lange Küste. Besucher von Terra Nova wandern und radeln dort durch borealen Wald. Gros Morne beeindruckt mit einer unvergleichlichen Bergkulisse, Tälern und Süßwasserfjorden. In Torngat Mountains stellen Inuit-Führer ihr Wissen über die dortige Flora und Fauna unter Beweis. Durch Cape Breton Highlands führt der reizvolle Cabot Trail. In Kejimkujik hingegen locken uralte Wälder, Drumlins und einige der ältesten Felszeichnungen der Erde. Die Hügellandschaft von Prince Edward Island ist wirklich so schön, wie die berühmte Lucy M. Montgomery ihre Heimat in „Anne auf Green Gables“ beschreibt. Kouchibouguac gilt nicht ohne Grund als eines der besten Ziele für Radfahrer, und die Küste von Fundy ist bekannt als der Ort mit dem höchsten Tidenhub weltweit.

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image TERRA NOVA

NEUFUNDLAND & LABRADOR

GEGRÜNDET 1957

399 km2

An der Nordostküste der östlichsten Provinz von Kanada wagt sich der boreale Nadelwald bis an den eisigen Nordatlantik heran. Der Nationalpark Terra Nova, dessen Name der lateinischen Form von Neufundland entspricht, liegt zwei Autostunden von Bonavista entfernt; dort hatte der Italiener Giovanni Caboto noch vor Kolumbus das nordamerikanische Festland „entdeckt“. Passend dazu reichen die Felsen des Parks bis ins Meer hinein – wie eine zeitlose Einladung an wagemutige Entdeckungsreisende.

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Ein doppelter Regenbogen über Terra Nova

In Terra Nova, dem ältesten Nationalpark in Neufundland und Labrador, stehen vielfältige Landschaftsformen unter Schutz: Wälder, kleine Seen, Feuchtgebiete und Sümpfe, aber auch Landzungen aus Granit und ein beachtliches Stück Küste.

Der östliche boreale Wald ist typisch für die traditionelle Landschaft von Neufundland. Das Erscheinungsbild der Natur unterliegt jedoch auch hier einem Wandel: Die einst riesigen Laub- und Nadelwälder sind auf dem Rückzug, da Elche, die sich von Balsamtanne, Birke und Ahorn ernähren, das Unterholz der Wälder buchstäblich abgeweidet haben.

Elche sind die zweitgrößten Landtiere Nordamerikas (nur Bisons sind noch größer). Ein erwachsener Bulle erreicht eine Schulterhöhe von bis zu 2 m und ein Gewicht von 380 bis 720 kg; pro Tag muss er fast 10 000 Kalorien aufnehmen. In Neufundland kamen Elche ursprünglich gar nicht vor, sie wurden erst 1904 dort eingeführt; damals lebte dort aber auch noch der Neufundland-Wolf. Die Wölfe sind mittlerweile ausgestorben, und die Elche haben keine natürlichen Feinde mehr – abgesehen von Schwarzbären und Jägern. Während ihre Bestände anwachsen, wird der Wald in Terra Nova weiter schrumpfen.

Dabei ist dieser Wald überaus schützenswert: So gilt er als eines der letzten Rückzugsgebiete des gefährdeten Neufundland-Marders, einer nur hier heimischen Unterart des Fichtenmarders (und einer von 14 endemischen Arten). Vermutlich gibt es überhaupt nur noch 300 dieser Tiere. Außerdem beherbergt der Park Schwarzbären, Fischadler, Luchse, atlantische Lachse und Weißkopfseeadler.

Anreise

Weil Terra Nova auf der Insel Neufundland liegt, erfolgt die Anreise zwangsläufig teilweise mit dem Schiff oder Flugzeug.

Der nächstgelegene Flughafen ist Gander International rund 90 km westlich des Parks. Der zweitnächste ist größer und wird häufiger angeflogen (was günstigere Tarife zur Folge haben kann): Er liegt 200 km östlich bei der Provinzhauptstadt St. John’s. Der kleinste der drei infrage kommenden Flughäfen ist Deer Lake; er liegt 390 km westlich von Terra Nova. Falls Sie nach Neufundland fliegen möchten, müssen Sie sich anschließend dort ein Fahrzeug mieten.

Sie können aber auch mit dem Auto nach Neufundland reisen, müssen dann allerdings mit der Fähre übersetzen: Von North Sydney in Nova Scotia geht es entweder nach Argentia (126 km östlich vom Park) oder nach Port aux Basques (655 km westlich). Die gut 14-stündige Überfahrt nach Argentia ist nur von Mitte Juni bis September möglich, die 5- bis 7-stündige Reise nach Port aux Basques kann man das ganze Jahr über antreten.

Außerdem können Sie mit dem eigenen Boot anreisen (GPS-Koordinaten 48 34 45.35 N; 53 56 51.31 W). Anlegestellen befinden sich in Salton’s Brook.

Hat man die Insel erst einmal erreicht, ist der Park leicht zu finden, denn die Trans-Canada 1 verläuft auf einer Strecke von 40 km durch das Parkgelände. Campingplätze, Badeseen, Wanderwege und andere Ziele sind unterwegs gut ausgeschildert.

Reisezeit

Extreme Temperaturschwankungen, wie sie auf diesem Breitengrad sonst keine Seltenheit sind, kommen auf Neufundland kaum vor; deshalb ist Terra Nova ganzjährig als Urlaubsziel geeignet. Im Winter liegen die Tiefsttemperaturen im Durchschnitt nur bei rund -15 °C, im Sommer klettert das Thermometer bis auf 22 °C. Allerdings sind Campingplätze, die mit elektrischem Strom versorgt werden, nur im Sommer geöffnet.

Reiseempfehlungen

Von wenigen Ausnahmen abgesehen, sind die Regionen des Parks und seine Einrichtungen problemlos zugänglich. In Terra Nova gibt es 11 Wanderwege mit Streckenlängen von 1 bis 32 km. Dazu zählen Naturpfade, die sogar von kleinen Kindern oder Menschen mit Gehbehinderung gemeistert werden können (einige sind sogar für Rollstuhlfahrer geeignet). Es gibt aber auch Wege, die nur von bestens trainierten und erfahrenen Wanderern zu bewältigen sind.

Jedenfalls können Sie im Park in den warmen Monaten im Süßwasser schwimmen, Mountainbike fahren oder mit dem Kanu unterwegs sein, im Winter gibt es Langlaufmöglichkeiten und Schneeschuhwanderungen. Zelten und wandern kann man das ganze Jahr über.

Vorabreservierungen sind dringend zu empfehlen, vor allem bei Campingplätzen mit Stromversorgung. Unproblematischer sind einfache Zeltplätze in der Wildnis ohne besondere Ausstattung. Informationsstellen im Park mit entsprechenden Hinweisen auf Campingplätze sind je nach Jahreszeit geöffnet.

Erwähnenswert sind die Duschen (mit warmem Wasser!) und Waschmaschinen. Und sollten Sie Kleinigkeiten für den täglichen Bedarf vergessen haben: Auf dem Campingplatz Newman Sound gibt es einen Laden, der neben diesen auch ein paar Snacks verkauft.

Unabhängig davon, was man selbst unternehmen möchte: Nichts auf dem Parkgelände zurücklassen!

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SANDY POND & MEERESAUSSTELLUNG IM BESUCHERZENTRUM

ein ganzer Tag

Auch wenn die Möglichkeiten zum Zelten hervorragend sind, ist sogar ein Tagesaufenthalt denkbar. Reisen Sie schon frühmorgens an und fahren Sie direkt zum Sandy Pond. Während die Sonne allmählich Wärme bringt, unternehmen Sie schon einen gemächlichen 3 km langen Spaziergang um den Teich herum.

Unterwegs sollten Sie nach Bibern, Enten und auffälligen Pflanzen Ausschau halten, etwa nach der Kannenpflanze. Sie wächst auf sumpfigem Untergrund; erkennbar ist sie an der dunkelroten Blüte und den kegelförmigen Blütenblättern. In diesen „Kannen“ sammelt sich Wasser, und Insekten, die dort hineinrutschen, ertrinken und werden von der Pflanze verdaut – was man angesichts der unzähligen Mücken mit einer gewissen Befriedigung zur Kenntnis nimmt.

Nach dem Spaziergang sollten Sie sich am Sandstrand des Sandy Pond niederlassen, denn die meisten Strände dieser Provinz bestehen aus Kieseln und Fels, sind also bei weitem nicht so einladend. Da der See relativ seicht ist, liegt die Wassertemperatur höher als in den meisten Seen Neufundlands.

Nach einem ausgiebigen Bad können Sie sich an einem der Picknicktische am Ufer stärken, und falls Sie nichts zu essen dabeihaben, bekommen Sie an einem der Stände mit Sicherheit eine Kleinigkeit. Anschließend leihen Sie sich am besten ein Kanu, um Sandy Pond noch aus einer weiteren Perspektive zu erleben.

In Terra Nova nimmt man kaum wahr, wie die Zeit vergeht, doch wer noch nicht erschöpft ist und auch noch den Ozean sehen möchte, fährt zur Meeresausstellung im Besucherzentrum von Salton’s Brook. Das Leben im Meer wird dort anhand interaktiver Exponate veranschaulicht; Kinder lieben vor allem die „Streichelaquarien“, weil sie dort lebende Krabben oder Seesterne anfassen dürfen.

Wer hier Hunger verspürt, bekommt im dazugehörigen Seaside Café eine Suppe oder ein Sandwich. Zum Abschluss des Tages wandert man dann an der Küste entlang.

SONSTIGE WANDERUNGEN & AKTIVITÄTEN

Wenn man bei Sonnenuntergang am Rande des Ozeans steht und die Meeresbrise das Haar zerzaust, während man die salzige Luft einatmet, sollte man ruhig einmal innehalten. Vielleicht geraten Sie dann in eine wehmütige Stimmung und bedauern, dass Sie viel zu wenig Zeit für die schönen Dinge des Lebens haben. Also: Planen Sie einfach Ihre nächste Kanadareise so, dass Sie sich für diesen Park gleich eine ganze Woche nehmen, und planen Sie eine geführte Bootstour in Ihre nächste Rundreise ein (mit Abreise ab Salton’s Brook zweimal am Tag, Mitte Mai–Sept.). Ihre Kinder können am Junior-Naturkundeprogramm teilnehmen oder beim Liederabend am Lagerfeuer mitsingen.

Sie können hier aber auch den Spuren der Beothuk folgen. Leider ist der letzte Vertreter dieser eigentlichen Ureinwohner von Neufundland schon 1829 gestorben; den Konflikt mit den Europäern und ihren Krankheiten hat das Volk nicht überstanden. Die Beothuk siedelten zwar überall auf der Insel, vor allem aber an der Nordostküste. Wandert man auf dem Ochre Hill Trail (nach der rötlichen Farbe benannt, mit der die Beothuk sich zu festlichen Zeremonien anmalten), kann man sich leicht vorstellen, dass hier einst Ureinwohner in ihren Mokassins den gleichen Weg gegangen sind. Der Park mag erst ein halbes Jahrhundert zählen, das Land aber ist schon uralt.

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Der seltene Neufundland-Marder
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Die Kannenpflanze
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Sandy Pond

TERRA NOVA NATIONAL PARK

(Parc national Terra-Nova)

PRAKTISCHE INFORMATIONEN

BESUCHERINFORMATION

Besucherzentrum in Salton’s Brook.

Tel. (709) 533-2942. Mitte Mai bis Mitte Oktober geöffnet.

SAISON & ANREISE

Der Park ist ganzjährig geöffnet, kein Winterdienst.

ZENTRALE

Glovertown, NL A0G 2L0.

Tel. (709) 533-2801.

www.pc.gc.ca/terranova.

FÖRDERVEREIN

Heritage Foundation for Terra Nova National Park Glovertown, NL A0G 2L0.

hftnnp@gmail.com.

EINTRITT

Tageskarte 6 $ pro Person, (Senioren 5 $, Jugendliche 3 $, Gruppenticket 15 $).

Alle Preise unter www.pc.gc.ca/terranova

ANREISE MIT TIEREN

Hunde gehören an die Leine. Tiere darf man an den Strand mitnehmen, allerdings nicht am Sandy Pond.

EINRICHTUNGEN FÜR BEHINDERTE

Besucherzentrum, Heritage Trail und die Uferpromenade am Sandy Pond sind für Rollstuhlfahrer zugänglich.

AKTIVITÄTEN

Schwimmen im Sandy Pond (Süßwasser) und an den Stränden Eastport und Sandy Cove (Meerwasser). Angelsaison für Forellen und Lachse Mai bis August; Eisfischen am Dunphy’s Pond im Februar und März (Genehmigung 10 $ pro Tag, 34 $ pro Saison). Infos über zugängliche Gewässer und Anzahl der genehmigten Fänge unter Tel. (709) 533-2801. Natürlich kann man auch wandern, Rad fahren und am Strand von Eastport Beach-Volleyball spielen. Kanuverleih am Sandy Pond.

WICHTIGE HINWEISE

Beim Autofahren immer mit Tieren auf der Fahrbahn rechnen.

Zeltplätze sauber halten, um keine Tiere anzulocken.

Parkmitarbeitern Feuer oder verdächtigen Rauch melden oder Tel. (709) 533-2801 anrufen.

Auf dem Campingplatz Newman Sound sind offene Feuer oder Grillen mit Holzkohle verboten.

PLÄTZE ZUM ZELTEN

Einfache Zeltplätze am Outport Trail und Dunphy’s Pond Trail. Kanuroute durch Sandy Pond, Beachy Pond und Dunphy’s Pond. Tel. (709) 533-2801.

CAMPINGPLÄTZE

Plätze mit Stromanschluss 29 $ pro Nacht, ohne Strom 26 $ (24 $ bzw. 19 $ mit dem Early Bird Pass). Newman Sound: 278 Plätze (50 mit Stromanschluss), ganzjährig geöffnet. Nature House Activity Centre, Laden, Waschmaschine, Gemeinschaftsbereich und Freilichtbühne. Tel. (877) 737-3783 bzw. https://reservation.pc.gc.ca. Malady Head: Juni bis September. Zeltplatz ohne Service, aber mit Toiletten, Küchen, Spielplatz, Feuerstellen, Tankgelegenheit, Abfallentsorgung, Bereiche für den Tagesaufenthalt. 22 $ pro Nacht, 17 $ mit Early Bird Pass. Tel. (877) 737-3783 oder unter www.pccamping.ca

UNTERKÜNFTE

(Sofern nicht anders vermerkt, gelten die in kanadischen Dollar angegebenen Preise für ein Doppelzimmer in der Hauptsaison.)

Innerhalb des Parks:

Charlottetown, NL AOC 1LO

Clode Sound Motel and Restaurant 8 Main St., (709) 664-3146. guestservices@clodesound.com; www.clodesound.com. 120-220 $.

Außerhalb des Parks:

Port Blanford, NL A0C 2G0:

By d’Bay Cabins Tel. (709) 543-2637. info@bydbay.com; www.bydbay.com. 110-117 $ für zwei Nächte.

Terra Nova Resort & Golf Community Tel. (709) 543-2525. info@terranovagolf.com; www.terranovagolf.com. 109-350 $.

image GROS MORNE

NEUFUNDLAND & LABRADOR

GEGRÜNDET 1973

1805 km2

Wenn man von schweigenden Riesen aus Granit umgeben ist, deren Häupter in den unendlichen Himmel ragen und dort mit den Wolken Zwiesprache halten, spürt man das Bedürfnis, aufzublicken. Tun Sie das ruhig. Aber vergessen Sie nicht, dass es auch zu Ihren Füßen eine ganze Menge zu entdecken gibt.

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Blick von den Long Range Mountains hinunter zum Western Brook Pond

Das französische Wort gros bedeutet zwar „groß“, doch im Hinblick auf den Gros Morne National Park wirkt das trotzdem wie ein Understatement. Selbst Beschreibungen wie „gewaltig“, oder „majestätisch“ reichen in diesem Fall kaum aus, denn Sie befinden sich nun im drittgrößten unter den atlantischen Nationalparks des Landes. Dieser wartet mit einer Fülle von Naturwundern auf: mit der höchsten Erhebung Neufundlands (806 m), mit atembreaubendem Seeblick, einem von steilen Klippen eingefassten Süßwasserfjord, dem höchsten Wasserfall im Osten des nordamerikanischen Kontinents, mit Sandstränden, Wellenbrechern und Höhlen am Meer.

Natürlich spielten all diese Attraktionen bei der Einstufung des Parks als UNESCO-Weltnaturerbe eine Rolle. Und dennoch ist die reizvolle Landschaft nur ein Nebenprodukt der wichtigsten Besonderheit dieses Parks: Hier wird die Plattentektonik der Erde so sichtbar wie sonst selten, denn die einsamen und unbewohnten Berggipfel im westlichen Neufundland offenbaren einige der weltweit schönsten Zeugnisse der Kontinentalverschiebung, die vor Hunderten Millionen Jahren stattfand. Felsen, die einst zur Tiefsee oder sogar unmittelbar zum Erdmantel gehörten, treten hier zutage. Eiszeitliche Gletscher haben später ein Tiefland an der Küste, ein Hochplateau, Fjorde, Gletschertäler, Wasserfälle und Seen geformt und eine atemberaubende Landschaft hinterlassen.

Anreise

Deer Lake, der kleinste unter den Flughäfen Neufundlands, liegt dem Park am nächsten (32 km bis zum Eingang). Von dort gibt es reguläre Flüge nach Toronto, Montreal und Halifax.

Falls Sie mit dem Auto oder Fahrrad nach Gros Morne kommen, sollten Sie die Fähre in North Sydney in Nova Scotia besteigen www.marine-atlantic.ca. Sechs Stunden später legt man in Port aux Basques an, 300 km vom Parkeingang entfernt. Bevorzugen Sie die 14-stündige Überfahrt von North Sydney nach Argentia (Mitte Juni bis Sept.), liegt die Entfernung bis zum Park bei 570 km. Bei beiden Fährlinien sind Reservierungen Pflicht; wegen des Wetters kann es zu Verspätungen kommen. Auf Neufundland nehmen Sie dann die Trans-Canada 1 bis Deer Lake. Anschließend verlassen Sie den Highway und fahren auf der Route 430 (dem sogenannten Viking Trail) 32 km Richtung Norden bis zum Parkeingang in Wiltondale.

Reisezeit

Mit Niederschlag muss man in Gros Morne rechnen; statistisch gesehen regnet es dort alle zwei Tage. Im Sommer gibt es Regen und Nebel, und wer dann hinauf auf die Gipfel will, taucht in eine surreale Welt ein. Im Winter fallen hier große Mengen der bei Skiläufern, Schneeschuh- und Motorschlittenfreunden so beliebten weißen Masse. Bedenkt man die extremen Höhenunterschiede im Park, dürften die schnell wechselnden Temperaturen und Windgeschwindigkeiten eigentlich niemanden verwundern. Für Besucher mit wetterfester und warmer Kleidung ist Gros Morne das ganze Jahr über ein lohnendes Ziel. Bevor man aufbricht, sollte man die Park-Ranger aber nach den aktuellen Verhältnissen fragen.

Der Gros-Morne-Mountain-Wanderweg ist im Frühjahr geschlossen, um die Bodenerosion zu minimieren und Tiereltern mit Nachwuchs so wenig wie möglich zu stören. Bedeckt Schnee die Wege, sind diese aus Sicherheitsgründen ebenfalls abgesperrt. Die Long Range Traverse wurde vom National Geographic zu einer der 15 besten Wanderrouten der Welt gewählt. Die Tour dauert mehrere Tage. Aktuelle Wetterberichte unter weather.gc.ca.

Reiseempfehlungen

Den Reichtum der Natur in Gros Morne erlebt nur, wer zu ausgedehnten und anspruchsvollen Bergwanderungen befähigt ist. Allerdings ist der Park auch auf Besucher aller Altersstufen eingestellt: mit Wegen für kurze Wanderungen in der Ebene, Zugang zum Meer und Sand- und Kiesstränden. Es gibt fünf Campingplätze in Gros Morne (allerdings ohne Personal), die meisten davon mit einfachen Spielplätzen. Insgesamt verfügen diese fünf Anlagen über 217 einfache Zeltplätze, 25 mit Wasser- und Stromanschluss und 10 feste Unterkünfte (oTENTiks und Blockhütten). Die beste Ausstattung besitzt Berry Hill; die 31 Zeltplätze von Green Point wurden 2016 mit Duschen und Toiletten mit Wasserspülung ausgestattet. Jede Anlage hat ihre eigenen Reize – vom offenen Grasland über Küstennähe bis zum herrlichen Bergblick.

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TABLELANDS

ein ganzer Tag

Sobald Sie bereit sind für die Natur, begeben Sie sich zum Ausgangspunkt des Tablelands Trail beim Parkplatz 4 km westlich vom Discovery Centre an der Route 431. Sie sollten genügend Wasserflaschen mitnehmen und festes Schuhwerk (am besten Wanderschuhe).

Auf einer einfachen bis mittelschweren alten Schotterpiste geht es zunächst bergan, wobei man vereinzelt Kannenpflanzen zu Gesicht bekommt (fleischfressende Pflanzen mit roten Blüten-„Kannen“).

Nach einiger Zeit ist die rostfarbene Mondlandschaft des Tafellands erreicht. Das letzte Teilstück der Strecke ist anstrengend, doch der Blick von oben lohnt die Mühe.

In der Zeit von Juni bis September gibt es täglich um 10 Uhr eine geführte Wanderung; wenn Sie Ihren Park-Pass vorzeigen, ist die Teilnahme sogar kostenlos. Wer lieber in seinem eigenen Tempo die Gegend erkundet, kann sich die Explora-App herunterladen.

Echte Abenteurer haben zwei weitere Möglichkeiten: eine Wanderung hinauf zur Bowl, einem Gletscherkessel, und wieder zurück, die etwa drei Stunden dauert; oder die 8- bis 10-stündige Wanderung den Winterhouse Canyon hinauf und entlang seiner oberen Kante bis zur Bowl. Von dort aus nimmt man den Weg zurück zum Parkplatz. Diese Tour ist wie ein Ausflug in eine ganz andere Welt.

Während der Hauptsaison werden zweimal die Woche geführte Touren zum Gipfel der Bowl angeboten. Nicht nur der Ausblick ist bemerkenswert, sondern auch die Möglichkeit, Peridotit aus nächster Nähe zu betrachten, eine Gesteinsform, die normalerweise mehr als 12 km unter der Erdoberfläche lagert, hier aber vor über 470 Mio. Jahren bei einer Kollision zweier tektonischer Platten nach oben gedrückt wurde. Der Stein ist reich an Eisen, Chrom und Nickel, dafür fehlen Stickstoff, Kalium, Phosphor und Kalzium. Aus diesem Grund können Pflanzen in der Regel nicht auf Peridotit gedeihen. Doch auch hier gibt es wenige Ausnahmen.

Lassen Sie sich vom Anblick einiger weniger Pflänzchen nicht täuschen: Die 5 cm hohen Gewächse können schon Jahrzehnte alt sein! Zwei Stunden reichen für die Wanderung und die Rückkehr zum Parkplatz zwar aus, aber Sie sollten sich auf jeden Fall noch eine weitere Stunde für den Aufenthalt oben gönnen und die Fülle der Eindrücke genießen: Das Gefühl der Einsamkeit hoch auf diesem einstigen Meeresgrund, wo nur der Wind zu sprechen scheint. Die Wärme der Sonnenstrahlen, die den uralten Fels in goldenes Licht tauchen. Den Anblick grüner Nachbargipfel, an denen Wolken wie Wattebäusche vorüberziehen. Den atemberaubenden Abstieg zum Ausgangspunkt und das Staunen darüber, dass man es wirklich bis ganz oben geschafft hat.

WEITERE ATTRAKTIONEN

Hier kann man in Süßwasserseen baden, Fjorde erkunden, Tiere beobachten und über die Gewässer paddeln, man kann Dörfer besuchen oder einfach nur wandern – beispielsweise auf dem attraktiven 16 km langen Rundweg bis hinauf auf den Gipfel des Gros Morne.

Und es wird einem dort ergehen wie so vielen anderen zuvor: Je mehr man von Gros Morne gesehen hat, desto mehr gibt es noch zu entdecken.

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Abends auf dem Campingplatz Lomond

GROS MORNE NATIONAL PARK

(Parc national du Gros-Morne)

PRAKTISCHE INFORMATIONEN

BESUCHERINFORMATION

Besucherzentrum in Gros Morne Hwy. 430, 3 km östlich von Rocky Harbour. Mitte Mai bis Ende Oktober geöffnet.

Discovery Centre Hwy. 431 bei Woody Point. Ende Mai bis Anfang Oktober geöffnet.

SAISON & ANREISE

Park ganzjährig geöffnet.

ZENTRALE

Rocky Harbour, NL A0K 4N0. Tel. (709) 458-2417. grosmorne.info@pc.gc.ca; www.pc.gc.ca/grosmorne.

FÖRDERVEREIN

Gros Morne Co-operating Association Rocky Harbour, NL A0K 4N0. Tel. (709) 458-3610. info@grosmornetravel.com; www.visitgrosmorne.com.

EINTRITT

Tageskarte 10 $ pro Person, 20 $ pro Gruppe (im Winter 8 $ pro Person, 16 $ pro Gruppe); Jahreskarte 49 $ pro Person, 100 $ pro Gruppe.

ANREISE MIT TIEREN

Hunde sind – außer auf Booten – zulässig, müssen aber an der Leine geführt werden.

BARRIEREFREIHEIT

Die Besucherzentren, der Leuchtturm von Lobster Cove, Gebäude auf den Campingplätzen und die befestigten Abschnitte des Berry Head Pond Trail sind auch für Rollstuhlfahrer zugänglich. Am Besucherzentrum wird ein geländegängiger Rollstuhl bereitgehalten; bitte vorab reservieren.

AKTIVITÄTEN

Naturwanderungen (Juli-Mitte Okt.) auf der Long Range Traverse (ca. 3-4 Tage, 85 $ pro Person) und der North Rim Traverse (3 Tage, 70 $ pro Person); beide sind nicht ausgeschildert. Reservierung erforderlich (25 $ Gebühr). Täglich kann nur eine beschränkte Anzahl von Gruppen aufbrechen. Genehmigung einholen (85 $ und 70 $ pro Person).

Angelgenehmigungen sind gratis, für Lachse benötigt man eine Zulassung der Provinzverwaltung (mit Bescheinigung; gebührenpflichtig). Für Kajakfahrer interessant sind Trout River Pond und Bonne Bay. Schiffsrampen gibt es am Trout River Pond, Mill Brook und in den Tagesaufenthaltsbereichen von Lomond. Schnellboote sind am Trout River Pond und in der Bonne Bay zugelassen.

Rundfahrten auf dem Western Brook Pond (Juli-Sept.); Reservierung unter Tel. (709) 458-2016 oder (888) 458-2016.

Indoor-Schwimmgelegenheit im Freizeit Zentrum (Ende Juni-Anfang Sept.); unbeaufsichtigte Bademöglichkeit im Freien in Shallow Bay, Lomond (Meerwasser) und Trout River Pond (Süßwasser). Skilanglauf, Fahrten im Motorschlitten und Touren auf eigene Faust zum Leuchtturm von Lobster Cove (Ende Mai-Anfang Okt.) und zu Broom Point (Anfang Juni-Mitte Sept.).

WICHTIGE HINWEISE

Vom späten Vormittag bis nachmittags oft auflandige Winde. Vor dem Bootsausflug unbedingt den Wetterbericht hören.

Der Strand an der Mündung des Western Brook ist wegen der Strömung zu gefährlich zum Schwimmen.

Wer im Landesinneren wandern möchte, kann unter Tel. (709) 458-2417 Informationen bekommen.

Wer in Lawinengebiete reist, sollte ein Lawinensicherheitstraining absolviert haben und Sicherheits- und Rettungsausrüstung bei sich tragen.

PLÄTZE ZUM ZELTEN

Zeltplätze gibt es bei den Green Gardens, Stanleyville, Gros Morne und Snug Harbour Trails, ausgestattet mit Picknicktischen, Plumpsklos und markierten Zeltplätzen. Offenes Feuer verboten. Genehmigung einholen; es gilt die Reihenfolge der Anmeldungen: https://reservation.pc.gc.ca oder Tel. (877) 737-3783. Gebühr: 10 $ pro Nacht, 70 $ pro Saison.

CAMPINGPLÄTZE

Im Gros Morne Nationalpark bietet Parks Canada auf fünf Campingplätzen 227 Plätze zum Zelten und acht oTENTiks (eine Mischung aus Zelt und Hütte) an. Die Campingplätze verfügen über eingeschränkten Service. Die Preise liegen zwischen 16 $ für einen einfachen Zeltplatz und 120 $ für ein oTENTik. Trout River Pond, 44 Plätze, Bootsanleger. Lomond, 29 Plätze, Angeln und Bootfahren. Keine Reservierung möglich. Berry Hill, 69 Plätze plus zwei Gruppenplätze. Green Point, 31 Plätze, Angelbereiche in der Nähe. Selbstregistrierung. Shallow Bay, 52 Plätze nahe dem Sandstrand und dem Freilichttheater. Gruppenplätze 6 $ pro Person und Nacht. Ganzjähriges Camping nur in Green Point. Für Berry Hill, Shallow Bay und Trout River Pond online reservieren unter www.reservations.parkscanada.gc.ca. Tel. (877) 737-3783 oder TTY (866) 787-6221.

UNTERKÜNFTE

(Sofern nicht anders vermerkt, gelten die in kanadischen Dollar angegebenen Preise für ein Doppelzimmer in der Hauptsaison.)

Außerhalb des Parks:

Fisherman’s Landing Inn P.O. Box 124, Rocky Harbour, NL A0K 4N0. Tel. (709) 458-2711. www.fishermanslandinginn.com. 159 $.

Red Mantle Lodge Shoal Brook, NL A0K 1P0. Tel. (709) 453-7204 oder (888) 4537204. info@redmantlelodge.ca; www.redmantlelodge.ca. 99-225 $.

AUSFLÜGE

L’ANSE AUX MEADOWS

NATIONAL HISTORIC SITE

L’ANSE AUX MEADOWS, NL

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Die historische Stätte am nördlichsten Zipfel der Great Northern Peninsula von Neufundland ist die einzige authentische Wikingerstätte in Nordamerika. Sie gilt als der Ort, an dem die Wikinger um das Jahr 1000 in Nordamerika an Land gingen. Zu sehen ist das freigelegte Lager, das Leif Eriksson als Unterkunft diente. Juni bis Anfang Oktober geöffnet. Nördlich von St. Anthony Anreise ca. 10 km südl. von St. Anthony vom Hwy. 430 auf Hwy. 436 wechseln. Tel. (709) 623-2608 (Saison) bzw. (709) 458-2417 (außerhalb der Saison).

PORT AU CHOIX

NATIONAL HISTORIC SITE

PORT AU CHOIX, NL

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Im Kalksteinuntergrund von Port au Choix haben sich Zeugnisse aus der 5500-jährigen Geschichte der Ureinwohner erhalten, darunter ein 4000 Jahre altes Bajonett und eine Harpune, die von den Paläo-Eskimos verwendet wurde. Mitte Juni bis Mitte September geöffnet. Von Gros Morne aus 110 km nach Norden fahren; bei Port Saunders den Viking Trail verlassen und Port au Choix durchqueren. Die Point Riche Road führt zum Besucherzentrum. Tel. (709) 861-3522 (nur saisonal) bzw. (709) 458-2417 (außerhalb der Saison).

image TORNGAT MOUNTAINS

NEUFUNDLAND & LABRADOR

GEGRÜNDET 2005

9700 km2

Die Region namens Torngat („Ort der Geister“) ist nach Torngarsoak benannt, in der Mythologie der Inuit der mächtigste aller Geister. Das Land wirkt zunächst so rau und abweisend wie dieser Dämon. Einen Kontrast zur kargen Schönheit der Natur bieten die Gastfreundschaft der Menschen und die einzigartige Gelegenheit, uralte Kulte aus nächster Nähe mitzuerleben.

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Ein kleiner Gletscher bei Mount Caubvick/Mont D’Iberville

Torngat Mountains National Park im äußersten Nordosten des kanadischen Festlands besteht aus einem schmalen Keil zwischen dem nördlichen Québec und der Labradorsee. Zu dieser Bergkette, die an einer wilden, zerklüfteten Küste aufragt, gehören einige der höchsten Gipfel Kanadas östlich der Rocky Mountains (der höchste Berg ist der Mount Caubvick mit 1652 m). Mächtige, von Gletschern geschaffene Fjorde mit bis zu 1 km hohen Felswänden gliedern die Küste. An weitläufigen Berghängen treten die geologischen Schichten des Landes auf teilweise spektakuläre Weise zutage.

Wer durch diese Landschaft reist, ist tief beeindruckt: Beinahe surreal zeichnen sich die blau leuchtenden Eisberge, die auf schwarzem Wasser dahingleiten, vor der grünen Kulisse des Landes ab; und man bekommt nanuk zu Gesicht. Beeindruckende Eisbären, die an der Küste entlangwandern.

Durch den Park verläuft die Wanderroute der Karibu-Herde vom George River, einst die größte der Welt, doch in letzter Zeit auf weniger als 100 000 Tiere geschrumpft. In den Bergen leben zudem Wölfe, Polarfüchse, Wanderfalken und die einzigen Schwarzbären der Welt, die in der Tundra heimisch sind.

Torngat Mountains wurde 2005 nach Verhandlungen zwischen der kanadischen Regierung und den Inuit, die in Nunatsiavut und Nunavik leben, gegründet und ist der erste Nationalpark in Labrador. Der Park wird von einem kooperativen Management betrieben, das die Inuit als gleichberechtigte Partner anerkennt und Respekt und gegenseitiges Vertrauen wertschätzt. Diese Art der Zusammenarbeit können Sie hautnah erleben, während Sie die Landschaft erkunden und die Geschichte des Orts sowohl aus Sicht der Inuit als auch der Angestellten von Parks Canada erfahren.

Anreise

Zu den Torngat Mountains führt keine Straße. Für die Anreise ist man also auf Charterflüge, Schiffe oder Schneemobile angewiesen. Die meisten Besucher betreten den Park über das von Inuit geführte Base Camp mit Forschungsstation. Von Goose Bay in Labrador aus gibt es All-inclusive-Touren. Buchung über die Nunatsiavut Group of Companies www.torngatbasecamp.com. Charterflüge nach Saglek Bay in Labrador bucht man bei Air Inuit www.airinuit.com; die Flüge starten in der Regel in Kuujjuaq in Nunavik (nördliches Québec); Flüge von Air Labrador www.airlabrador.com oder Innu Mikun www.provincialairlines.ca erfolgen ab Goose Bay, Labrador. Die Strecke von der Landebahn in Saglek zum Base Camp legt man mit dem Boot oder dem Helikopter zurück.

Kreuzfahrtschiffe steuern den Park und einige der Fjorde an. Eine aktuelle Liste der Reedereien finden Sie unter www.cruisetheedge.com.

Möchten Sie den Park auf eigene Faust erkunden, besorgen Sie sich die Genehmigung bei Parks Canada (Tel. 888-922-1290), wo auch entsprechende Einführungsveranstaltungen angeboten werden.

Reisezeit

Der Sommer ist nur kurz, am günstigsten ist das Wetter zwischen Mitte Juli und Mitte August. Im Frühjahr sind März und April oft eine gute Zeit, um mit dem Schneemobil anzureisen.

Die Durchschnittstemperaturen im Park liegen normalerweise bei 20 °C im Sommer, können aber auch bis auf 30 °C ansteigen oder unter den Gefrierpunkt fallen. Im Winter gibt es Temperaturen von bis zu -16,5 °C.

Das Wetter ist von Breitengrad, Höhe und Meeresströmungen abhängig und kann rasant wechseln. Oft toben urplötzlich Stürme, es regnet heftig oder dichter Nebel verhüllt das Land – Flüge und Fahrten mit dem Schiff sind dann nicht mehr möglich.

Reiseempfehlungen

Im Jahr 2010 hatten ganze 450 Besucher das Parkgelände betreten; ein Drittel davon machten hier auf ihrer Kreuzfahrt Station und kamen für einen Tagesausflug an Land. Die Zahl der ernsthaften Besucher im Base Camp (inklusive Wissenschaftler) lag bei etwa 150. Weil die Torngats so schwer erreichbar sind, ist die Anreise kostspielig und zeitraubend. Sie sollten also wenigstens vier Tage für einen Besuch einkalkulieren.

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TORNGAT ERLEBEN

Im Sommer ist der Ausgangspunkt organisierter Touren sowie der Angebote von Parks Canada kANGIDLUASUk (St. John’s Harbour) in Sallik (Saglek) Bay, und zwar direkt vor der südlichen Grenze des Torngat Mountains National Park. Hier erwartet die Besucher eine Reihe von Unterkünften sowie ein Speisesaal. Fließendes Wasser, Toiletten mit Spülung und warme Duschen sorgen dafür, dass man sich in diesem Camp ganz wie zu Hause fühlt. Außerdem gibt es einen Generator und einen mit 10 000 Volt gespeisten Elektrozaun rund ums Lager, der die Besucher vor neugierigen (und vor allem hungrigen!) Eisbären schützt.

Der Schutz vor Eisbären rangiert für die Parkverwaltung immer an oberster Stelle. Besucher, die im Park wandern oder gar übernachten wollen, sollten außerhalb des Sicherheitszauns stets von erfahrenen Bärenwächtern der Inuit (die im Park Waffen tragen dürfen) begleitet werden. Die Wächter sind Angestellte des Base Camp. Die Inuit wenden sich unterwegs immer wieder um und mustern ihre Umgebung, weil sie sichergehen wollen, dass kein Tier ihrer Spur folgt. Besucher müssen Begegnungen mit der Tierwelt sorgsam vermeiden und sollten auf jeden Fall angemessen darauf vorbereitet sein, Tiere abzuschrecken.

Am ersten Tag im Camp stehen ein Vortrag über Eisbären und ein Video auf dem Pflichtprogramm für die Besucher. Dabei teilen die Stammesältesten der Inuit ihr Wissen über die großen Bären mit den Reisenden. Nicht nur die Nähe der ehrfurchtgebietenden Berge, sondern auch die Anwesenheit dieser imponierenden Raubtiere macht den Parkbesuch zu einem besonderen Erlebnis.

GESCHENK DER INUIT