TKKG Junior, Der gepanschte Punsch

Erzählt von Kirsten Vogel

Nach Motiven von Stefan Wolf

Titelbild

KOSMOS

Umschlag- und Innenillustrationen von COMICON S.L./ Beroy + San Julian

Umschlaggestaltung: Weiß-Freiburg GmbH

Grundlayout: DOPPELPUNKT, Stuttgart

TKKG Junior, Der gepanschte Punsch, erzählt von Kirsten Vogel

Nach einem Hörspiel von Frank Gustavus nach Motiven von Stefan Wolf

© 2019, SONY MUSIC Entertainment Germany GmbH

TKKG Junior ist eine eingetragene Marke der SONY MUSIC Entertainment Germany GmbH

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© 2020, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-440-50091-0

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Süßes und Glocken, die klingen

»Wie das funkelt!« Klößchen lehnte sein Rad an eine Laterne. Staunend blickte er zu den Lichterketten, die wie Wäscheleinen zwischen den Häusern der Altstadtgasse gespannt waren.

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»Leute, ich weiß nicht, was schöner ist«, Tim nahm Anlauf und schlitterte über eine zugefrorene Pfütze, »der Glanz in Klößchens Augen oder der leuchtende Weihnachtsschmuck.«

»Werden die Lichterketten eigentlich mit Öko-Strom betrieben?«, schaltete sich Karl ein.

»Du meinst, weil es ein Öko-Weihnachtsmarkt ist?« Gaby hob ihren Cockerspaniel Oskar aus dem Fahrradkorb. »Wäre ja nur konsequent.«

»Ko– was?«, fragte Klößchen. »Ich kenne nur Scho-ko

»Konsequent bedeutet logisch oder schlüssig«, erklärte Karl.

»Wenn es hier nur Lebensmittel gibt, die ohne Einsatz von Chemikalien angebaut wurden, sollte der Strom doch auch bio sein«, fand Tim.

»Und was genau ist Öko-Strom?«, fragte Klößchen. »Kommt der aus der Natur?«

»Genau. Strom aus Windkraft oder Sonnenenergie beispielsweise«, erklärte Karl, das Superhirn der Bande. »Energie, die nicht aus fossilen Brennstoffen gewonnen wird.«

»Ist Öl ein fossiler Brennstoff?«, fragte Gaby.

»Genau.« Karl nickte. »Das ist über Jahrmillionen entstanden, durch Ablagerungen von toten Tieren, die man Fossilien nennt.«

»Energie brauche ich jetzt ganz dringend«, unterbrach Klößchen Karls Vortrag. Wenn er Hunger hatte, durfte nicht lange geredet werden. »Sonst bin ich auch bald ein Fossil.« Er verdrehte die Augen und ließ die Zunge aus dem Mund hängen.

Oskar sah Klößchen an und neigte den Kopf.

»Ja, Oskar. Seit Ostern stellt mein Vater die Schokolade für Weihnachten her. Ich brauche jetzt meine tägliche Ration, also einen Schokoweihnachtsmann.«

Klößchens Vater Hermann Sauerlich war der Besitzer der größten Schokoladenfabrik der Millionenstadt. Damit die Nikoläuse und Weihnachtsmänner rechtzeitig in den Geschäften standen, begann die Produktion bereits nach Ostern. Klößchen stand seinem Vater gern mit Rat und Tat zur Seite. Er liebte Schokolade über alles. »Mein Vorrat für diese Woche ist komischerweise schon verputzt.«

»Dann essen wir jetzt erst mal eine Waffel«, schlug Gaby vor.

»Ob das Öko-Naschwerk ein Ersatz sein kann?«, zweifelte Klößchen.

Sein Onkel, Theodor Sauerlich, hatte in der Altstadt einen Bio-Weihnachtsmarkt ins Leben gerufen.

Die Freunde waren nach dem Unterricht neugierig dorthin gedüst.

»Vollkornmehl liefert doch langfristig viel mehr Energie als Weißmehl und Zucker«, begann Karl, wurde aber wieder von Klößchen unterbrochen.

»Ich habe nie gesagt, dass es mir um langfristige Energie geht. Ich hab doch jetzt Kohldampf.« Klößchen gähnte.

»Und müde bist du auch?« Gaby strich mitleidig über seinen Arm.

»Ja, das laute Husten von Can dringt auch nachts zu uns ins Adlernest.« Klößchen machte große Augen.

»Also, ich höre nichts«, sagte Tim, der sich mit Klößchen im Internat ein Zimmer, genannt Adlernest, teilte.

»Schön, wenn wenigstens einer von uns beiden friedlich schnarchen kann«, seufzte Klößchen.

»Wenn wir rausfinden, wer Can den Virus untergejubelt hat, kennen wir kein Pardon!« Gaby reckte ihre Faust in die Luft.

»Ein Fall für TKKG!«, scherzte Tim.

Tim Carsten, Karl Vierstein, Wilhelm »Klößchen« Sauerlich und Gaby Glockner waren Detektive: TKKG.

»Dann rufen wir Papi, der macht die Virusschleuder dingfest«, witzelte Gaby, deren Vater Kriminalkommissar war. Durch ihn hatten die Detektive einen guten Draht zur Polizei.

Oskar wuselte bellend zur Apotheke an der Straßenecke. Der Cockerspaniel war das fünfte, inoffizielle Mitglied des Detektivclubs. Er zeichnete sich durch seine besonders feine Spürnase aus.

»Wir können Can doch Hustensaft mitbringen.« Gaby zeigte auf das Schaufenster, vor dem Oskar bereits wartete.

»Gute Idee.« Klößchen marschierte los.

Als sie die Apotheke betraten, klingelte ein Glöckchen. Hinter dem Verkaufstresen erschien ein weißhaariger Mann mit Bart. »Guten Tag. Wie kann ich euch helfen?«

Klößchen schilderte dem Apotheker die Beschwerden seines Mitschülers. »Heiße Schokolade mit Sahne hilft bei mir sonst immer«, fügte er hinzu. »Aber dieser Virus scheint hartnäckig zu sein. Cans Husten klingt fast wie Hundegebell.«

Oskar stellte ein Ohr auf und wuffte.

Zielsicher holte der Apotheker eine Packung aus seinem Regal. Darauf war ein Efeublatt abgebildet. »Ich empfehle diesen Hustensaft. Der Hauptwirkstoff ist Efeu. Er lindert den Hustenreiz.«

»Gibt es den auch mit Schokogeschm–?«

Klößchen wurde von einem Mann zur Seite geschoben.

»Davon nehme ich zwei!« Ein kleiner grauhaariger Mann mit dicker Wollmütze drängte sich zwischen den Freunden hindurch. Mit seinem Gehstock tippte er auf die Verpackungen.

»Guten Tag, der Herr.« Der Apotheker lächelte. »Ich bin gleich für Sie da.« Er wandte sich wieder Klößchen zu. Der winkte ab. »Sie können Herrn Meier gern zuerst bedienen.«

»Das ist nett.« Der Apotheker nahm zwei Packungen Hustensaft aus dem Regal und steckte sie in eine Papiertüte. »Darf ich noch etwas für Sie tun?«

Der alte Mann schüttelte den Kopf.

»Woher kennst du diesen Herrn Meier?«, flüsterte Tim.

»Das ist der Nachbar von Onkel Theo«, erklärte Klößchen. »Er wohnt im Stockwerk unter ihm und seiner Familie. Dauernd beschwert er sich, mein Cousin Paul und meine Cousine Carla würden ihm auf dem Kopf rumtrampeln.«

Freundlich lächelnd überreichte der Apotheker dem alten Mann die kleine Papiertüte und nahm das Geld entgegen. »Ich wünsche Ihnen gute Besserung.«

»Wegen diesem blöden Weihnachtsmarkt vor meinem Fenster werde ich gar nicht mehr gesund«, schimpfte Herr Meier. »Nie hat man seine Ruhe!«

Klößchen machte einen Schritt auf ihn zu. »Hallo, Herr Meier. Ich habe noch einen Tipp für Sie. Heiße Schokolade mit Sahnehaube. Die wirkt auch lindernd.«

Der Mann winkte ab. »Ach, bist du nicht der Neffe von dem Bio-Fritzen?«

Klößchen nickte.

»Lass mal, Junge. Und sag deinem Onkel, dass mir sein Bio-Markt gehörig auf den Zeiger geht.« Auf seinen Gehstock gestützt verließ der alte Mann die Apotheke.

»Der sollte unbedingt heiße Schokolade trinken«, fand Klößchen. »Die wirkt auch reizlindernd bei Gereiztheit.«

Seine Freunde nickten.

»Ich glaube trotzdem, dass er tief drin ein gutes Herz hat«, ergänzte Klößchen.

»Und du bist ein wandelndes gutes Schokoherz auf zwei Beinen.« Gaby knuffte Klößchen in die Seite.

»Bist du Willi Sauerlich?«, fragte der Apotheker.

Klößchen nickte. »Kennen wir uns?«

»Ich kenne deinen Vater schon seit er klein ist«, berichtete der Apotheker. »Hermann hat als Kind schon die besten Schokoladen-Rezepte gewusst.«

Klößchen lächelte geschmeichelt.

»Im Gegensatz zu seinem Bruder, der war eher ein Kräuterfachmann.« Er reichte Klößchen die Flasche mit dem Hustensaft.

Mit dem Hustensaft in der Tasche betraten die vier und Oskar kurze Zeit später den Weihnachtsmarkt. Die kleinen Holzbuden waren mit Tannenzweigen und Lichterketten geschmückt. In der Mitte des Platzes stand eine große Tanne mit Lichtern und bunten Kugeln. Drumherum war eine Eisbahn aufgebaut, auf der einige Leute Schlittschuh liefen. Aus einem Lautsprecher dudelte Alle Jahre wieder.

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Klößchen hielt seine Nase in die Luft. »Es duftet nach …« Er überlegte. »Es duftet ja sogar nach gebrannten Mandeln.« Suchend sah er sich um. »Wo ist denn nur Onkel Theos Stand?«

»Ganz schön voll hier«, stellte Karl fest.

»Ja, und es ist erst der zweite Tag«, sagte Gaby.

»Die Leute sind eben froh, dass wieder Weihnachtsmarkt ist.« Tim stieß beinahe mit einem Weihnachtsmann zusammen.

»Hoho, Entschuldigung, mein Junge«, posaunte der und eilte weiter.

»Und hier gibt es eben nicht nur doofe Fress-Stände mit labbriger Bratwurst. Davon haben die Leute nämlich die Nase voll«, wusste Karl. »Die wollen sich gesund ernähren und trotzdem nicht aufs Naschen verzichten.«

»Du hast recht«, ertönte die Stimme von Klößchens Onkel neben ihnen.

»Ach, hier ist ja dein Stand. Hallo, Onkel Theo.«

»Hey ihr vier.« Onkel Sauerlich beugte sich zu Oskar. »Was bist du für ein süßer Struwwelpeter?«

»Das ist mein Hund Oskar«, erklärte Gaby und Oskar wedelte freudig mit dem Schwanz.

»Das ist ja wohl nicht Ihr Ernst!« Eine Frau mit Baskenmütze trat an den Tresen. In der Hand hielt sie ein Brettchen, auf dem ihre angebissene Waffel lag. »Diese Waffel schmeckt scheußlich! Das soll zuckerreduziert sein?« Die Kundin knallte das Brettchen auf den Tresen und verschwand schnellen Schrittes und ohne ein weiteres Wort.