Katarina Michel und Peter Michel

Spontanheilung

Warum das Unmögliche doch geschieht

Katarina Michel und Peter Michel

Spontanheilung

Warum das Unmögliche
doch geschieht

Aquamarin Verlag

1. Auflage 2020

© 2011 Aquamarin Verlag GmbH

Voglherd 1 • D-85567 Grafing

www.aquamarin-verlag.de

Umschlaggestaltung: Annette Wagner
unter Verwendung von © vaclav Volrab/155931116 – shutterstock.com

Inhalt

Vorwort

Einführung

I       Spontanheilung – Rückblick und Ausblick

Rückblick

Ausblick

II      Der Mensch ist mehr als sein Körper

Die Verbindung der physischen Persönlichkeit mit ihren höheren Körpern

III     Der Placebo-Effekt

Außergewöhnliche Fallbeispiele im Zusammenhang mit dem Placebo-Effekt

IV    Wege der Heilung

1) Heilende Hände

2) Homöopathie

3) Intelligente Zellen

4) Gebetsheilung

5) Spirituelle Psychologie

6) Lebensführung

V     Bewusstsein und Heilung

1) Geist und Gehirn

2) Grenzbereiche

3) Das soziale Umfeld

4) Die neue Ganzheitlichkeit

5) Freiheit und Heilung

6) Das Heil und das Heilige

7) Wie Heilung ohne Heiler geschieht

VI    Der Tod – der größte Heiler

VII   Spontanheilungen – Die außergewöhnlichsten Fälle

1) Spontanremission

2) Geistheilung

3) Glaubensheilung

Lourdes

Pater Pio

Ein Zeichen der Hoffnung

Anmerkungen

Für Harry, Diana, Dora, Manuela,
Renée und all die anderen wunderbaren Heiler.
Ihr wart und seid die Inspiration für dieses Buch!

Vorwort

„Spontanremission“ ist der verschämte Ausdruck der Schulmedizin für jenes unerklärliche Geschehen, das alle anderen Wunder nennen. Wie die Kirche, will auch die Schulmedizin von Wundern nichts wissen. Daran hat man als „wissenschaftlicher“ Mensch nicht zu glauben. Wo sie trotzdem nicht zu leugnen sind, werden sie wenigstens „wissenschaftlich“ benannt. Der Umstand, dass es sich bei Schulmedizin wie Kirche um Glaubensgemeinschaften handelt, die bestimmte Glaubensrichtungen vertreten und andere ablehnen, mag bei ersterer überraschen.

Aber wäre die Medizin – ihrem Anspruch gemäß – tatsächlich eine Naturwissenschaft, könnte es jene Schwachstellen und Ausblendungen nicht geben, auf die Katarina und Peter Michel schonungslos den Finger legen. Während Naturwissenschaftler auch ihre bewährtesten Hypothesen neuen Erkenntnissen opfern, ignoriert die Schulmedizin Ausnahmen von ihren Regeln und versucht, manchmal geradezu krampfhaft, Lehrmeinungen zu retten. Hier wird eher auf jenem (kindlichen) Niveau gedacht, wo Ausnahmen die Regel bestätigen. Inzwischen müssen allerdings schon so viele Ausnahmen so viele unhaltbar gewordene Regeln bestätigen, dass die Lage der Schulmedizin ungemütlich wird. Hoffnung geben einige mutige Ärzte, die mit ihren fundierten und dabei einfachen und klaren Anmerkungen diesen sich abzeichnenden Aufbruchsprozess fördern, der die Medizin allmählich revolutionieren wird.

Vertreten Wissenschaftler die Auffassung, alle Schwäne seien weiß, wird die Entdeckung des ersten schwarzen Schwanes diese Hypothese ein für alle Mal erledigen. Anders dagegen bei der Schulmedizin, die in einem solchen Fall dazu neigt, den einen schwarzen Schwan zu übersehen, ja nicht selten sogar seine Existenz abstreitet. Anstatt im wissenschaftlichen Sinne froh über die Enttäuschung zu sein, die immerhin eine Täuschung beendet, wird eher versucht, den Entdecker des schwarzen Schwanes lächerlich zu machen. Um Beispiele zu finden, brauchen wir leider nicht bis zu Semmelweis, dem allseits behinderten Wiederentdecker der Hygiene, zurückzudenken, auch der Weg der modernen Medizin ist mit Beispielen gepflastert. Wo Physiker ihre Fehler zum Anlass nehmen, Theorien zu verbessern und noch fehlende Aspekte einzufügen, lassen sich Mediziner bei der Pflege ihrer Lehrmeinungen ungern stören. Bei diesem Spiel auch noch den Anspruch auf Naturwissenschaftlichkeit aufrechtzuerhalten, ist einerseits komisch andererseits gefährlich. Auf Physiker müsste dieser Anspruch im Übrigen geradezu beleidigend wirken.

Ein konkretes Beispiel mag das Problem veranschaulichen: Solange Krebspatienten tun, was ihnen vorausgesagt wird, nämlich in einem überschaubaren Zeitrahmen zu sterben, sind sie für unsere Schulwissenschaft von großem Interesse. Wehe aber, einer stirbt nicht wie vorausgesagt, sondern wird gar – im Rahmen einer Spontanheilung – wieder gesund. Anstatt das Interesse der Medizin nun auf sich zu ziehen, kann er sicher sein, dass er von nun an eher ignoriert wird. Ähnlich ergeht es AIDS- und HIV-positiven Patienten, die ihre Lebenserwartung bei weitem überschritten haben. Sie bleiben unbeachtet, als fürchte die Medizin, ihre „wissenschaftliche“ Meinung überdenken zu müssen. Solches Verhalten ist nicht nur unwissenschaftlich, sondern behindert Fortschritte in der Erkenntnis, die das eigentliche Ziel einer Wissenschaft sein müssten.

Katarina und Peter Michel zeigen in diesem Buch, wie schon in ihrem früheren Werk „Zwölf Gesetze der Heilung“, die Schwachstellen der modernen Medizin auf, ohne in simple Schwarz-Weiß-Malerei zu verfallen. Sie weiten den Blick für eine neue Dimension der „Heilkunst“, in der nichts ausgeklammert wird. Nichts, was sich als hilfreich oder heilend erwiesen hat, ist ihnen tabu. Daher scheuen sie sich nicht, zahlreiche gut dokumentierte Fälle von sogenannten „Wunderheilungen“ anzuführen, die der Medizin zumeist mehr als verdächtig sind. Einzelfälle gelten als anekdotisch, unwichtig und jedenfalls nicht aussagekräftig. Die Autoren machen aber deutlich, dass der Patient immer ein Einzelner ist. Jede Fallgeschichte, die aufzeigt, wie ein Mensch ein bestimmtes, landläufig als unheilbar geltendes Krankheitsbild gemeistert hat, kann von überragender Bedeutung sein. Sie fordert zum Umdenken und zu neuen Konzepten in der Medizin auf! Und jede dieser Heilungsgeschichten kann Betroffenen Mut machen und zur Nachahmung anregen.

Dieses Buch setzt insofern mit seinen beeindruckenden Fallbeispielen eine uralte Tradition fort, die in unserer Zeit leider in Vergessenheit zu geraten droht. Die Beschäftigung mit diesen „Wunderheilungen“, die ja immer auch „Heils“-Geschichten sind, ist sowohl heilsam als auch Hoffnung schenkend. Sie bringen das „Prinzip Hoffnung“ zurück in die Medizin. Eine einzige Heilsgeschichte von jemandem, der etwas bewältigt hat, was einem anderen gerade bevorsteht und schwer zu werden droht, sagt für den Patienten im Gegensatz zum Mediziner mehr aus als zahllose Statistiken. Hoffnung ist eine gewaltige Heilungskraft!

Die Literatur zum Thema „Spontanheilung“ hat in den letzten zwei Jahrzehnten den ärztlich-wissenschaftlichen Pessimismus gebrandmarkt. Es ist fatal, wie Lehrmeinungen, insbesondere jene der „absoluten“ Spezialisten, auf ihre Patienten wirken können und welche Rolle in diesem Zusammenhang der „Faktor Angst“ spielt. Durch ihre Krankheit hellhörig geworden, hören sie vieles heraus und interpretieren einiges hinein. Wenn der Patient mit Nierenkrebs fragt, ob er das Rauchen aufgeben solle, und der Urologe antwortet, in diesem Stadium könne er sich das sparen, hört der Patient heraus: „Du stirbst sowieso bald, da ist schon alles gleich.“ Er erlebt den vielleicht sogar nett gemeinten Rat als Todesurteil.

Gegen diese Negativspirale stellen Katarina und Peter Michel ihre Heilungsbeispiele. Erfahrungsberichte geheilter Patienten, die es aus eigener Kraft geschafft haben und mit der Herausforderung fertig wurden. Diese Geschichten machen Mut, Lebensmut, der zum Gesunden unverzichtbar ist. Den Kräften, die zu solchen und eigentlich allen Heilungen führen, setzen sie sich konsequent auf die Spur und kommen zu dem Ergebnis, das auch schon Paracelsus in seinem analogen Weltbild herausfand: Es ist die innere Natur, die heilt, nicht die Medizin!

Sie belegen beispielsweise anhand neuester Forschungsergebnisse, welche Selbstheilungskräfte in unseren Zellen wirken. So kann etwa unsere Leber, ein wahres Wunder an Regenerationsfähigkeit, den Verlust von achtzig Prozent ihrer Zellen in Stunden kompensieren und in kurzer Zeit den größten Teil ihres eigenen Gewebes erneuern. Hier steht die Wissenschaft erst am Anfang revolutionärer neuer Erkenntnisse.

Auch die Ausführungen zum „Placebo-Effekt“ belegen, welche gewaltigen Kräfte hier wirken, die zu erforschen sich die Medizin bisher aber kaum veranlasst sah – zum einen aus Desinteresse, zum anderen aus Mangel an Forschungsgeldern. Seit biblischen Zeiten wird auf den „Glauben, der geheilt hat“ hingewiesen, also auf eine fundamental wichtige geistige Kraft. Diese geistigen Heilkräfte zu erkennen und einzusetzen, sollte die vorrangige Aufgabe einer „Medizin der Zukunft“ sein.

Noch immer wird in der Schulmedizin „Krieg geführt“. Sie entwickelt Waffen gegen alles, ohne auch nur einen Versuch zu unternehmen, das Wesen des jeweiligen „Gegners“ zu verstehen. Das Arsenal der Schulmedizin ist Ausdruck einer Antimedizin: Antibiotika, Antihistaminika, Antidepressiva, Antiallergika etc. Ähnlich die Blocker: Beta-Blocker, Säure-Blocker, Ca-Antagonisten oder viele andere. Die Schulmedizin führt Kriege gegen Krebs, AIDS oder andere mehr oder weniger gefährliche Krankheitsbilder. Kriege und Waffen aber sind grundsätzlich gefährlich und können es auch für die Anwender werden. Die Verluste durch sogenanntes „Friendly Fire“ sind bekanntlich nicht nur im Krieg hoch!

Die Verluste durch das freundlich gedachte Feuer werden in der Schulmedizin von offizieller Seite nicht gerne aufgezählt, dürften aber inzwischen ein schreckliches Ausmaß angenommen haben. Noch bei jedem Ärztestreik ging die Sterblichkeit der Bevölkerung spürbar zurück. Waffen provozieren darüber hinaus die Angreifer zu größeren Anstrengungen, was wir an der zunehmenden Resistenz von Erregern zu spüren bekommen. Selbst orthodoxeste Schulmediziner erkennen inzwischen mit Grauen, dass wir in manchen Bereichen der Medizin mittlerweile schlechter dran sind als vor der Anti(biotika)ära. Inzwischen rangieren die Kunstfehler der Schulmediziner und die Nebenwirkungen der von ihnen verordneten Pharmaka in allen Industrienationen an dritter Stelle der Sterbeursachen. Ein radikales Umdenken ist heute notwendiger als jemals zuvor.

Dieses hilfreiche und ermutigende Buch von Katarina und Peter Michel ist von einem „Zauber der Einfachheit“ umgeben. Es bleibt ihm zu wünschen, dass es die Herzen vieler Menschen erreicht; denn in diesen liegt die größte Heilungskraft. Die grundlegenden Gesetze der Heilung sind einfach. Auf diesen Sachverhalt erneut hinzuweisen, macht den großen Verdienst dieses Buches aus!

Ruediger Dahlke

Einführung

Es ist ein seltsames Phänomen, dass die moderne Medizin – vor allem was ihre „wissenschaftliche“ Seite anbelangt, eine extreme Scheu hat, sich mit dem Thema „Spontanheilung“ zu befassen. Auch wenn die Zahl der Veröffentlichungen inzwischen selbst in den einschlägigen Fachzeitschriften zunimmt, sind die Vorbehalte an sich kaum kleiner geworden. Auch wenn man gerne zugeben wird, dass manche Heilungsversprechen in der „alternativen Szene“ abenteuerlich sind, so lässt sich doch, auch bei kritischster Sichtweise, nicht mehr leugnen, dass in den letzten einhundert Jahren zahllose „Spontanheilungen“ absolut zuverlässig und seriös dokumentiert worden sind. Ein Zweifel an diesem Faktum wäre nicht nur unangemessen, sondern die schlichte Leugnung des Geschehens wäre auch nach orthodoxem Wissenschaftsverständnis „unwissenschaftlich“. Sie ähnelt jener Aussage, die ein unbelehrbarer Kritiker einmal Lawrence LeShan, dem hochangesehenen Nestor der amerikanischen Parapsychologie, zornig entgegenschleuderte: „Ich würde den Unsinn nicht einmal glauben, wenn er mir selbst widerfahren würde. So etwas gibt es einfach nicht!“ Für Menschen mit dieser Einstellung wird das vorliegende Buch ein Ärgernis sein. Andere mögen es hoffentlich als Inspiration empfinden, dass es „mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt“….

Wenn das Thema „Spontanheilung“ in medizinisch-wissenschaftlichen Veröffentlichungen oder Diskussionen überhaupt stattfindet, vollzieht sich dies unter dem Oberbegriff „Spontanremission“. Nun stammt der Ausdruck „Remission“ vom lateinischen Verb „re-mittere“ ab, was so viel wie „zurückschicken“ oder“ zurücksenden“ bedeutet. In allen Veröffentlichungen dazu scheint allerdings niemand die Frage gestellt zu haben: „Zurückschicken wohin oder an wen?“ Und noch weniger scheint ein Gedanken daran verschwendet worden zu sein: „Wer denn wohl die Krankheit geschickt hat? Und warum?“

Vielleicht sind diese Fragen so ungewöhnlich oder medizinisch so „ketzerisch“, dass niemand sich an einen Antwortversuch heranwagt. Daher ist die Aussage von Ruediger Dahlke in seinem Vorwort gut nachvollziehbar, dass in dem Fall einer Spontanremission, etwa bei einer Krebserkrankung, das Interesse der Mediziner an dem Patienten geradezu abrupt erlischt: „Anstatt das ganze Interesse der Medizin nun auf sich zu ziehen, kann er sicher sein, dass er von nun an in Ruhe gelassen wird.“1

In die gleiche Richtung zielt der Starnberger Krebsspezialist Herbert Kappauf, der sich schon seit längerem mit der Frage von „Spontanremission“ befasst und dabei wertvolle Arbeit leistet. Er zeigt manchmal eine vielleicht überkritische Haltung zur Alternativmedizin, aber er ist ebenso kritisch, was die Einstellung seiner Kollegen anbelangt: „Eine derartige dogmatische Banalisierung des Phänomens Spontanremission und Spontanheilung von Krebserkrankungen im unkonventionellen oder alternativen Medizinbereich steht dann auf gleicher Stufe mit der langjährigen Negierung des Phänomens im Bereich der sogenannten Schulmedizin: Auf der einen Seite sei eine tiefere Beschäftigung mit dem Phänomen nicht notwendig, weil es dazu keine Fragen mehr gebe, und auf der anderen Seite sei die Beschäftigung mit dem Phänomen unsinnig, weil das Phänomen nicht existiere.“2

Was Kappauf hier bemängelt, dürfte immer noch die Mehrheit der Mediziner am Anfang des 21. Jahrhunderts charakterisieren. Allerdings stellt sich die Frage, ob diese Mediziner noch den Zeitgeist repräsentieren. Hat sich nicht längst ein erheblicher Teil des „Heilungsgeschehens“ unabhängig vom aktuellen Medizinbetrieb gemacht? Könnte darin die Antwort liegen, warum die damalige Nürnberger „Arbeitsgruppe Biologische Krebstherapie“, an der Kappauf maßgeblich mitwirkte, auf 15.000 in einem Buch verteilte Fragebögen zur Spontanremission bei Krebs lediglich 23 zurückbekam? Lässt sich aus dieser geringen Zahl wirklich die Schlussfolgerung ziehen: „Diese geringe Anzahl lässt bereits die Seltenheit von Spontanremissionen bei Krebs erkennen.“3 Möglicherweise hat sich das Leben spontan geheilter Menschen so radikal verändert, dass sie anderes im Sinn hatten, als Fragebögen auszufüllen.

Es drängt sich in diesem Zusammenhang eine berühmt gewordene Szene auf, die sich vor Jahrem auf einem Symposion über „Nahtod-Erfahrungen“ abgespielt hat. Ein Themengebiet, das jahrelang einer ähnlichen Tabuisierung ausgesetzt war wie Spontanheilungen. Dort trat ein berühmter Herzspezialist auf, der entrüstet den „Nahtod-Erfahrenen“ widersprach: Er habe in seiner langjährigen Praxis keinen einzigen „derartigen Fall“ erlebt. Darauf stand eine Dame auf und antwortete dem Herrn Professor lächelnd: „Ich bin eine Ihrer Patientinnen; und auch ich habe eine Nahtod-Erfahrung durchlebt. Aber Sie wären der letzte Mensch gewesen, dem ich davon berichtet hätte!“

Es herrscht in den westlichen Gesellschaften noch immer die Überzeugung vor, es müsse alles „wissenschaftlich erforscht“ werden, sonst sei es nicht bewiesen. Wenn man sich den Unsinn vor Augen hält, den weltberühmte wissenschaftliche Akademien über Jahrhunderte als „bewiesen“ einem leichtgläubigen Publikum offerierten, dann mögen Zweifel an dieser Art von „Wissenschaftlichkeit“ erlaubt sein. Gerade in jenen Bereichen, die tiefe innere Erfahrungen betreffen, herrscht ein überaus großes – und vielleicht berechtigtes – Zögern vor, damit an die Öffentlichkeit oder in ein wissenschaftliches Labor zu gehen. Seit den Zeiten, als 1893 mit Swami Vivekananda erstmals ein „echter Yogi“ in den Westen kam, wurde immer wieder der Wunsch seitens Wissenschaftlern aller Art geäußert, Yoga- oder Meditationserfahrungen unter Laborbedingungen zu testen. Bisher mit bescheidenen Erfolgen. Aus einem einfachen Grund: Wem eine tiefgreifende, seelisch berührende spirituelle Erfahrung zuteil geworden ist, der hat auch nicht das geringste Interesse, damit an irgendein wissenschaftliches Institut zu gehen. Seitens der Wissenschaft sollte respektiert werden, dass sich das „Heilige“ und das „Profane“ ausschließen. Ein Meister Eckhart mit Sonden am Kopf, während er in tiefer Versunkenheit sitzt, ist einfach außerhalb des Vorstellbaren!

Unter dieser Voraussetzung ist es mehr als verständlich, wenn der Harvard-Mediziner Andrew Weil zu dem Schluss kommt, dass bestimmte Heilungsvorgänge sich in Zukunft anders als gewohnt abspielen werden. „Bisher haben sich nur wenige Ärzte und Wissenschaftler mit Fallbeispielen von Heilungen beschäftigt, so dass es nicht überrascht, wenn manchem das Phänomen „Spontanheilungen“ obskur und das Konzept eines inneren Heilungssystems immer noch befremdlich erscheint. Ich behaupte hingegen: Je mehr wir uns mit diesem Konzept anfreunden, desto mehr Heilung werden wir in unserem Leben erfahren, und desto weniger werden wir gezwungen sein, auf medizinische Interventionen zurückzugreifen, die nicht nur unnütz, sondern mitunter auch schädlich und extrem kostenintensiv sind. Mit einer heilungsorientierten Medizin wäre uns wesentlich mehr gedient als mit dem gegenwärtigen System. Sie wäre unbedenklicher und wirksamer und nicht zuletzt auch billiger.“4

Dieses Buch ist kein Buch, das gegen die moderne Medizin gerichtet ist. Es soll überhaupt kein Buch „gegen“ etwas sein. Es versteht sich als Plädoyer für das LEBEN. In diesem Leben steht der Patient im Vordergrund, nicht die Therapie und nicht der Therapeut. Daher geht es nachfolgend vorrangig auch nicht um „Spontanremission“, sondern um „Spontanheilung“. Um Heilung in jenem Sinn, den uns gegenüber ein behandelnder Orthopäde nach einem Beinbruch beschrieb: „Ich bin nur ein guter Handwerker. Die Heilung geschieht auf einer anderen Ebene.“ Diese „andere Ebene“ gilt es im Folgenden zu thematisieren. Dabei verlassen wir vielleicht die Ebene der Medizin ein ganzes Stück, um uns in einen spirituellen Bereich zu begeben; denn auch die Mediziner mussten bei ihren Untersuchungen zur Spontanremission feststellen, dass 54% der untersuchten Menschen angaben: „Erst ein veränderter Blick auf die eigene Existenz und deren Sinn, also ein tiefgreifender spiritueller Wandel, habe den entscheidenden Anstoß zur Besserung gegeben.“5

Es wird also in den kommenden Abschnitten um Spiritualität, um Hingabe, um Dankbarkeit und Demut und um die Dimension des Wunderbaren gehen. Es wird um Geschehnisse gehen, die wir vielleicht nicht zu erklären vermögen, die aber dennoch geschehen sind – und weiterhin geschehen. Zu wissen, dass es all dieses gibt, schenkt einer nach Heilwerdung und Ganzheit suchenden Menschheit Mut, Hoffnung und Zuversicht!

I

Spontanheilung – Rückblick und Ausblick

„Es liegt mir fern, die moderne Medizin und Chirurgie irgendwie herabzusetzen, ich hege im Gegenteil große Bewunderung für beide. Aber ich habe Blicke tun dürfen in die ungeheuerlichen Energien, die der Persönlichkeit selbst innewohnen, und in solche von außerhalb liegenden Quellen, die unter gewissen Bedingungen durch sie hindurch strömen und die ich nicht anders als göttlich bezeichnen kann. Kräfte, die nicht allein funktionelle Störungen heilen können, sondern auch organisch bedingte, die sich als bloße Begleiterscheinungen seelisch-geistiger Störungen herausstellen.“

C.G. Jung

Es ist ein erstaunliches Phänomen, dass die abendländische – christliche – Kultur, die ja schon von ihrem Begründer her mit dem Thema „Wunderheilung“ konfrontiert ist, sich in den letzten Jahrhunderten seitens ihrer wissenschaftlichen Repräsentanten so radikal ablehnend gegenüber allem verhalten hat, was in dieses Umfeld zu zählen ist. Man könnte meinen, es habe Paracelsus, Mesmer oder Hahnemann und ihre Nachfolger nie gegeben. Herbert Kappauf bringt die aktuelle Problematik auf den Punkt, wenn er bemerkt: „Allein der Wortteil „Psycho“ reichte offensichtlich aus, um bei vielen medizinischen Meinungsmachern wissenschaftliche Neugierde in reserviert freundliche Entschuldigungen zu verwandeln.“6 Diese Einsicht deckt sich mit dem Schreiben eines Arztes, den die Amerikaner Hirshberg und Barasch in ihrer umfangreichen Studie über Spontanheilungen anführen: „Ein weiterer Arzt schrieb ziemlich besorgt, dass er mit der Veröffentlichung eines einzigen Artikels zu dem Thema seine Karriere aufs Spiel gesetzt habe. Spontanheilungen, so dämmerte uns, waren zu einer Art Tabuthema geworden. Wie viele solcher Heilungen waren niemals dokumentiert worden? Und aus welchen Gründen? Die Fälle, so sagten wir halb im Scherz, waren die „Ufos der Medizin“.“7

Diese zwei kurzen Anekdoten umreißen gut das Gesamtproblemfeld, das sich bis in die Gegenwart nur minimal verändert hat. Noch immer ist die Ablehnung des Phänomens weitverbreitet, wobei es Abstufungen gibt, die von Spontanremission über Spontanheilung bis zur Wunderheilung reichen. Dabei nimmt die medizinische Akzeptanz verständlicherweise vom Ersten zum Letzten dramatisch ab. Es scheint noch immer weitgehend eine Einstellung des „Was nicht sein darf, darf nicht sein können“ vorherrscht. Wenn man bedenkt, unabhängig von historischen Vorläufern, wie lange das Thema inzwischen von seriösen Wissenschaftlern vorgetragen wird und welche nachhaltige Resonanz es in der Öffentlichkeit erhielt und weiterhin erhält, dann drängt sich dem unvoreingenommenen Beobachter der Verdacht auf, es hier mit einer ungeheuren Ignoranz zu tun zu haben. Werfen wir einen Blick zurück.

Rückblick

In den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts war es Dr. Lawrence LeShan, ein ausgebildeter klinischer Psychologe, der begann, die möglichen seelischen Hintergründe von Krebserkrankungen zu erforschen. Er schildert diese Pionierzeit in seinem längst zum Klassiker gewordenen Buch „Psychotherapie gegen den Krebs“: „Als mir die notwendigen Mittel dann zur Verfügung standen, stellte ich zu meiner großen Überraschung fest, dass kein Krankenhaus und kein Forschungszentrum im Großraum New York mir den erbetenen Zutritt gewähren wollte, obwohl es mir damals allein darum zu tun war, mit Krebspatienten ins Gespräch zu kommen und sie zu befragen (ihr Einverständnis dazu vorausgesetzt). In einigen Fällen gaben die Chefärzte und andere klinische Mitarbeiter mir im persönlichen Gespräch ihre Überzeugung zu erkennen, dass ich wohl einer sehr bedeutsamen Sache auf der Spur sei, ihre Institution damit aber in „ein schlechtes Licht“ bringe.“8 Mag man für dieses zögerliche Verhalten angesichts einer bestimmten vorherrschenden Meinung im Medizinbetrieb der USA in jener Zeit noch Verständnis aufbringen, so nimmt es doch absurde und äußerst bedenkliche Züge an, wenn ihm der angesehene Leiter einer Krebsstation ins Gesicht sagt: „Auch wenn Sie in zehn Jahren Ihre Theorie beweisen können, werde ich Ihnen nicht glauben.“9 Hier wird eine Pseudo-Wissenschaft zur Erkenntnisverhinderung, weshalb Kritiker dieser Art von Medizinern „Dogmen-Gläubigkeit“ vorwerfen und ihre Einstellung damit ins Gebiet der Religion rücken.

LeShan blieb beharrlich, doch er musste fünfzehn weitere Absagen großer Krankenhäuser hinnehmen, die sich entweder mit „Raummangel“ herausredeten oder ganz unverblümt erklärten, sie wollten mit „dieser Art Forschung“ nicht in Verbindung gebracht werden. Manchmal musste er sich gar den Vorwurf der „Scharlatanerie“ gefallen lassen.10 Dennoch blieb LeShan seiner Idee treu und durfte erleben, dass im Jahr 1974 die „Erste Weltkonferenz über Spontanheilung“ an der Johns Hopkins University School of Medicine stattfand. Es sollte allerdings die einzige bleiben! Interessant anzumerken ist in diesem Zusammenhang, dass es auch die Johns Hopkins Klinik war, die später „Therapeutic Touch“, die amerikanische Form des geistigen Heilens, als erste in den USA für ihre Patienten zuließ. Zu verdanken war dies der amerikanischen Theosophin Dora Kunz, welche die Grundlage dieser Form des Heilens mit den Händen schuf. Sie war dazu sehr geschickt vorgegangen, indem sie zu ihren Kursen anfänglich nur medizinisch vorgebildete Teilnehmer zuließ. Sie kannte die Vorurteile ihrer Landsleute!

Ein konkretes Beispiel mag die teilweise unfassbaren Vorgänge dokumentieren, die sich in Kliniken abspielten, wenn die Mediziner und das Pflegepersonal mit einem Fall von „Spontanheilung“ konfrontiert waren. Eine amerikanische Ordensschwester war schwer an Multipler Sklerose erkrankt und saß jahrelang im Rollstuhl. Sie erlebte eine Gebetsheilung, die Hirshberg/Barasch detailliert schildern. Nachdem die Patientin wieder zu laufen vermochte, ging sie mit ihrem Mann in jenes Krankenhaus, in dem sie die ganze Zeit behandelt worden war. „Die Ärzte, die sie dort untersuchten, waren völlig konsterniert. Als die Krankenschwestern davoneilten, um ihre Unterlagen zu holen, und die Patienten die Hälse reckten und zu ihr herüber starrten, kippte unter den Ärzten die Stimmung: „Ein Arzt blickte mich an und fing an zu lachen. Er hielt mich für eine Zwillingsschwester, die ihn an der Nase herumführen wollte.“ Ihr Neurologe wurde wütend! Er sagte, bei MS gibt es keine Heilung, keine Wunder. Er rief Pfleger herbei und behauptete, ich sei eine Schwindlerin und Betrügerin.“ Ihr Orthopäde versteckte sich hinter Röntgenaufnahmen und begriff nicht, was vor sich ging. Ihr Urologe, der bei der letzten Untersuchung festgestellt hatte, dass ihre Inkontinenz von einer auf mehrfache Normalgröße angeschwollenen Blase herrührte, entdeckte verblüfft, dass das Organ wieder eine normale Ausdehnung hatte. Er sagte, er habe keinerlei Erklärung dafür, es sei das Tollste, was er in seiner langjährigen Praxis erlebt habe.“ Dann weinte er.“11 Zumindest der Urologe zeigte eine „natürliche“ Reaktion, die man angesichts des Außergewöhnlichen der Situation allgemein erwartet haben würde. Die Notwendigkeit, das eingefahrene Weltbild, das über Jahre ein sicherer Boden gewesen zu sein schien, in Abrede zu stellen und einen neuen Ansatz zu verinnerlichen, stellt für viele Mediziner offensichtlich eine so dramatische Gefährdung ihrer inneren Sicherheit dar, dass sie diese Gefährdung schlichtweg durch Leugnung der Tatsachen zu beseitigen trachten. Es erscheint, bei nüchterner Betrachtung der Sachlage, nicht ausgeschlossen, dass die Gesellschaft tatsächlich abwarten muss, bis eine ganze Generation von Agnostikern in den Ruhestand gegangen ist, ehe sich ein neues Paradigma durchsetzen kann. Es drängt sich das alte Bonmot auf, wonach eine neue Erkenntnis in der Wissenschaft sich nicht durch das Überzeugen ihrer Gegner durchsetze, sondern durch deren Aussterben!

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