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Über dieses Buch:

Unterschiedlicher könnten diese vier Frauen nicht sein – und doch sind sie unzertrennlich. Jede Woche treffen sie sich und tauschen heiße Neuigkeiten aus: Während die blutjunge Mila in allen Einzelheiten den zügellosen Sex in einem Dark Room schildert, beichtet die toughe Geschäftsfrau Marlene, wie sie mit unerhörtem Körpereinsatz Erfolge feiert. Heidi hat es unterdessen auf einen verheirateten Mann abgesehen und gibt alles, um ihn zu verführen – und Liliane führt ein so schamloses Leben, dass sie auch das ein oder andere Tabu geschickt umgeht. Aber bei aller Freundschaft: Ein paar delikate Geheimnisse hüten auch sie voreinander …

Eric Hallissey veröffentlicht bei venusbooks außerdem die folgenden Romane:

Die geile Voyeurin – Sie will gevögelt werden

Heißes Luder – Meine Mutter in Latex und Leder

Meine völlig schamlose Familie

Femme fatale

Die tabulose Göttin der Lust

Das Pornoluder

Das Liebesnest – Tabulose Sexspiele

Schmutziges Verlangen

Heiße Spiele: Zwei schamlose Freundinnen

Die Teufelsbraut – Von Verlangen getrieben

Auf die Knie! Sie will es härter

Damenrunde extraheiß – Verruchte Geheimnisse reifer Ehefrauen

Lusttaumel: Schamlose Nachbarn

Tokyo Heat

Die heiße Muschi einer erfahrenen Frau

Jugendspiel

Liebesdiener

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eBook-Lizenzausgabe November 2017

Ein eBook des venusbooks Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Dieses Buch erschien bereits 2016 unter dem Titel In den besten Jahren bei Edition Combes.

Copyright © der Originalausgabe 2016 Edition Combes im Verlag Frank de la Porte, 96328 Küps

Copyright © der eBook-Lizenzausgabe 2017 venusbooks GmbH, München

Copyright © der aktuellen eBook-Lizenzausgabe 2020 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Neon shot

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (sh)

ISBN 978-3-95885-795-7

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Im realen Leben dürfen Erotik, Sinnlichkeit und sexuelle Handlungen jeder Art ausschließlich zwischen gleichberechtigten Partnern im gegenseitigen Einvernehmen stattfinden. In diesem eBook werden erotische Phantasien geschildert, die vielleicht nicht jeder Leserin und jedem Leser gefallen und in einigen Fällen weder den allgemeinen Moralvorstellungen noch den Gesetzen der Realität folgen. Es handelt sich dabei um rein fiktive Geschichten; sämtliche Figuren und Begebenheiten sind frei erfunden. Der Inhalt dieses eBooks ist für Minderjährige nicht geeignet und das Lesen nur gestattet, wenn Sie mindestens 18 Jahre alt sind.

Eric Hallissey

Nächte der Lust – Frauen wollen immer mehr

Erotischer Roman

venusbooks

Prolog

Martin war nervös. Er war es gewohnt, Gespräche unter vier Augen zu führen oder vielleicht mit zwei, maximal drei anderen Leuten. Dass der Raum jedoch so voll besetzt sein und jeder der Anwesenden gespannt an seinen Lippen hängen würde, hatte er nicht erwartet.

Er lächelte unsicher in die Runde, und einige der Zuhörer erwiderten das Lächeln. Trotz der vielen Menschen war es so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören. Niemand sagte ein Wort, und es schien fast so, als würde nicht einmal jemand atmen.

So ruhig und sorgfältig wie möglich breitete Martin seine Unterlagen so vor sich aus, dass er sie alle im Blick und jederzeit greifbar hatte. Jetzt hing alles davon ab, im richtigen Moment die richtigen Worte und Fakten zu ­haben.

»Nun denn«, sagte Dr. Lorenz, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Es geht zu Ende. Wir sind gespannt, was Sie uns dazu zu erzählen haben.«

So wie Dr. Lorenz vom Ende sprach, konnte man glauben, es ginge um eine Hinrichtung. Martin atmete tief durch. Nur die Ruhe bewahren. Er war gut vorbereitet, und nichts konnte schiefgehen. Dennoch fühlte er sich wie ein Angeklagter vor Gericht.

Er trank einen Schluck Wasser aus dem Glas, das man vor ihm auf den Tisch gestellt hatte. Dann atmete Martin noch einmal tief durch und begann seine Schilderung.

Kapitel 1

»Autsch!«

Marlene wachte stöhnend auf. Ihr Kopf fühlte sich an, als hätte sie versucht, dem, was man ihr nachsagte, alle Ehre zu machen: »Marlene will immer mit dem Kopf durch die Wand!«

Sie blinzelte und hatte sofort einen weiteren Grund zu fluchen. Nach ganzen drei völlig verregneten und grauen Tagen hatte sich die verdammte Sonne ausgerechnet diesen Morgen ausgesucht, um in voller gleißender Pracht durch das große Fenster hindurch mitten in Marlenes Gesicht zu strahlen.

Wo zum Kuckuck war sie eigentlich? Das war nicht ihr Schlafzimmer, nicht ihr Bett, und so, wie sie sich fühlte, war das auch nicht ihr Körper. Schemenhaft erkannte sie einen Rollwagen, auf dem ein Eiskübel mit einer Champagnerflasche darin stand … und noch eine, nein, zwei weitere Flaschen standen daneben. Marlene musste nicht genauer hinschauen, um zu wissen, dass die Flaschen leer waren.

Ganz allmählich kamen ihre Erinnerungen zurück – verwackelt, verschwommen und grobkörnig wie ein uralter Amateurfilm. Okay, sie hatte ein bisschen was getrunken. Nein, falsch: Sie hatte so einiges getrunken. Auch das war nicht richtig. Korrekt: Sie hatte eine ganze Menge hinter die Binde gekippt, und das war zweifelsohne einiges zu viel. Ihr Kopf war schwer wie eine Abrissbirne und fühlte sich an, als hätte er auch den gleichen Umfang. Jede Bewegung und sogar das Denken tat weh.

»Autsch!«

Beim Versuch, sich aufzurichten, spürte Marlene noch einen weiteren Schmerz, diesmal jedoch an anderer Stelle: Sehr viel tiefer, nämlich zwischen ihren Schenkeln, brannte ihre Möse wie Feuer.

»Als hätte ich eine ganze Fußballmannschaft gevögelt«, dachte sie.

Das wunde Gefühl trug dazu bei, dass sich das wirre Puzzle ihrer Erinnerungen ein Stück weiter zusammensetzte. Sie verstand, was ihre Freundin Liliane meinte, wenn sie einen solchen Zustand in einem einzigen Wort auf den Punkt brachte: Zerbumst! Genau: Marlene fühlte sich nach allen Regeln der geilen Kunst zerbumst. Aber schuld daran war selbstverständlich keine Sportmannschaft, nein, ein einzelner Kerl hatte genügt, um ihre Möse derart zum Glühen zu bringen.

Natürlich!

Die Besprechung mit dem jungen Weißmüller, den sie in ihrer beruflichen Eigenschaft als Unternehmensberaterin von den Vorteilen einer Fusion seines Betriebes mit dem von Oberschulz hatte überzeugen sollen! Weißmüller hatte in seiner jugendlich überheblichen Art ihr gegenüber damit geprahlt, dass er mit dem einstigen Tarzandarsteller mehr als nur den ähnlichen Namen gemeinsam hatte. Marlene hatte seine Protzereien zunächst höflich belächelt, sich dann aber immer mehr ins Zeug gelegt, um den hervorragend bezahlten Deal abzuschließen – bis sie letzten Endes nach etlichen Gläsern Champagner, die Weißmüller junior springen ließ, mit ebendiesem Jungen ins Bett ihres Hotelzimmers sprang, wo er sie davon überzeugte, dass er wirklich ein Tarzan war.

»Mein Gott«, stöhnte Marlene, als sie es endlich geschafft hatte, sich aufzurichten und auf der Bettkante zu sitzen. »Ich hab doch nicht etwa wirklich …?«

Sie musste den Gedanken, der ohnehin drohte, ihren Kopf zum Platzen zu bringen, nicht zu Ende denken. Tatsache war: Sie hatte! Ihre wunde Möse alleine wäre schon Beweis genug gewesen, aber wenn sie an sich hinunterblickte, sprachen noch weitere Indizien dafür, dass sie die Fusion zwischen den beiden Unternehmen mittels einer horizontalen Fusion mit Weißmüller junior hatte vorantreiben wollen. Ihre Nylons, die sie aus irgendwelchen Gründen immer noch anhatte, waren ebenso zerrissen wie ihr Höschen, das wie ein erlegtes Tier auf dem Boden lag. Sie hatte einige blaue Flecken, und ihr verschwommenes Gedächtnis erinnerte sie daran, dass diese Flecken daher rührten, dass der junge Bursche ordentlich zugepackt hatte. Mehr noch: Er hatte sie durchgevögelt, wie sie in ihrem ganzen Leben noch nicht gefickt worden war.

»Verdammt«, fluchte sie. Was sollte sie Peter sagen? Ihr Mann würde die blauen Flecken sehen und er würde Fragen stellen. Fragen, die sie nicht wirklich überzeugend beantworten konnte. Okay, Peter vögelte sie nur noch selten. Im Alter von 49 und nach 26 Jahren kinderloser Ehe war sie nicht mehr unbedingt die Frau, die alleine durch ihre bloße Gegenwart seinen Schwanz allabendlich zum Stehen brachte. Vielleicht konnte sie den nächsten Sex mit ihm so lange hinauszögern, bis die Flecken abgeklungen waren. Er musste ja oft länger arbeiten und kam erst spät und müde nach Hause. In Zeiten wie diesen waren viele Menschen auf einen so qualifizierten Psychologen und Therapeuten wie ihn angewiesen.

In diesem Augenblick kam ihr der Gedanke, dass sie vielleicht nicht alleine war. Himmel, daran hatte sie ja noch gar nicht gedacht. Sie drehte sich langsam und mit großer Vorsicht um – teils, um die Katerschmerzen in Grenzen zu halten, teils, weil sie nicht sicher war, ob sie wirklich sehen wollte, was es eventuell zu sehen gab.

Nichts!

Der junge Weißmüller lag nicht neben ihr im Bett. Gott sei Dank! Er musste sich verdrückt haben, nachdem er sie so in Grund und Boden gefickt hatte, dass sie wie ein glückliches und zufriedenes Baby eingeschlafen war. Aber sein Duft hing in der Luft und lag auf ihrer Haut wie ein feines Negligé. Sie lächelte wie ein kleines Mädchen.

Immerhin hatte er wohl genug Anstand gehabt, ihr eine kleine Nachricht zu hinterlassen. Unter ihrem Kater stöhnend, beugte sich Marlene hinüber zur anderen Seite des Bettes, nahm den Briefumschlag und öffnete ihn, um das Blatt Hotelbriefpapier herauszuziehen.

»Du warst gar nicht schlecht im Bett«, stand da zu lesen. Wäre Marlene nicht so verkatert gewesen, wäre sie in diesem Moment unsagbar wütend geworden. Was bildete sich dieser Trampel eigentlich ein? Sie war alt genug, um seine Mutter zu sein, und er hatte es dennoch nicht abwarten können, mit ihr auf ihr Hotelzimmer zu gehen und sie ins Bett zu kriegen. Soweit sich Marlene erinnerte, hatte sie ihm so gut gefallen, dass er sie mehrmals durchgenommen hatte, und wenn sie die Schmerzen beim Sitzen richtig deutete, hatte er dabei auch vor ihrer Rosette nicht Halt gemacht. Und dann fiel ihm nichts Besseres und Netteres ein als »Du warst gar nicht schlecht«?

Doch sie verzieh ihm schnell, denn die nächste Zeile seines kleinen Briefchens lautete: »Wir sind im Geschäft. Anbei der unterschriebene Vertrag.«

Marlene zog das zweite Papier aus dem Briefumschlag und lächelte.

»Bingo«, murmelte sie und rechnete sich ihre Provision aus. Sofort war sie wieder guter Dinge.

Kapitel 2

»Na und? Was ist so schlimm daran?« Liliane zuckte die Schultern. Sie war von Marlenes Schilderung nur sehr überschaubar beeindruckt.

»Was daran so schlimm ist?« Marlene breitete die Arme aus, als wollte sie Liliane segnen – oder als müsste sie einer kompletten Idiotin erklären, dass die Erde doch eine Kugel ist. »Er ist der Sohn eines meiner Kunden. Der Juniorchef. Ich habe mit ihm gefickt, um seine Unterschrift auf den Vertrag zu bekommen. Das ist ja fast wie Prostitution!«

»Jetzt sei mal nicht päpstlicher als der Papst!« Liliane winkte lapidar ab. »Der Zweck heiligt die Mittel, und du bist endlich mal wieder richtig durchgevögelt worden.« Sie lächelte verschmitzt. »Und soviel ich weiß, hast du dich kürzlich noch darüber beklagt, dass das bei Peter sehr selten ist.«

»Schon, aber …«

»Nichts aber. Du hast doch nicht zum ersten Mal ein bisschen nachgeholfen, wenn es um einen Vertragsabschluss ging.«

Marlene errötete und senkte den Blick. Fast bereute sie es, so offen von ihrem Erlebnis erzählt zu haben. Aber nun konnte sie keinen Rückzieher mehr machen.

»Ja, schon, aber das war doch nur mal ein bisschen knutschen oder mit der Hand einen runterholen.«

»War da nicht noch was, Süße?«

Liliane machte das reinste Verhör daraus. Marlene seufzte.

»Ja, okay, ich habe auch ab und zu mal Kunden einen geblasen, damit sie zustimmen. Aber ich habe mich noch nie ficken lassen!«

»Irgendwann ist immer das erste Mal«, meinte Liliane mit einem mädchenhaften Lächeln. »Und Hauptsache, du hast deinen Job gut gemacht.«

Liliane hat gut reden, dachte Marlene. Die war eher eine lockere Lebedame, war nicht verheiratet, hatte einen hohen Verschleiß an Liebhabern und keinerlei Probleme mit One-Night-Stands. Dass ihre Lover meist recht gut betucht waren und gerne einen finanziellen oder materiellen Beitrag zu Lilianes bemerkenswert luxuriösem Lebensstil leisteten, war für sie nicht außergewöhnlich, sondern selbstverständlich. Außerdem hatte ihr Vater ihr einst sein Familienunternehmen vererbt, von dem Liliane nichts verstand und dessen Geschäfte sie deshalb anderen überließ, während sie selbst nur die Profite kassieren musste. Wer so ein Leben hat, kann leicht die Probleme und Sorgen anderer belächeln, dachte Marlene.

»Na, ich weiß nicht«, meldete sich Heidi zu Wort. »Ich finde schon, dass Marlene da zu weit gegangen ist. Sie hat mit einem Mann geschlafen, um seine Unterschrift zu bekommen, ein Geschäft abzuschließen und dann dafür bezahlt zu werden.« Sie schüttelte nachdenklich den Kopf. »Also, das hat schon etwas mit Prostitution zu tun.«

Heidi redete so zaghaft und leise wie immer, wenn es um das Thema Sex ging. Jedesmal schien es, als sei es ihr nicht nur unangenehm, darüber zu reden, sondern auch, die Geschichten ihrer Freundinnen zu hören. Sie war glücklich verheiratet, hatte zwei Kinder, ging in ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter restlos auf, und ihre Beiträge zu den schlüpfrigen Gesprächen, zu denen sie sich regelmäßig mit den anderen Frauen traf, beschränkten sich auf langweiligen ehelichen Sex: Alle drei bis vier Wochen mal die Missionarsstellung, zwei Minuten, Florian spritzte ab und schlief ein, während Heidi noch in einem Buch las, bis sie müde wurde und dabei vergaß, dass sie keinen Orgasmus gehabt hatte.

»Sie hat nicht mit ihm geschlafen, Süße«, meinte Liliane mit einem kecken Lachen. »Sie war hellwach dabei, denn die beiden haben ordentlich gefickt.«

»Du weißt, ich mag solche Worte nicht.«

»Dann solltest du sie mal lernen. Es macht Spaß, sie zu sagen. Ganz besonders beim Ficken.« Sie zwinkerte Heidi zu. »Und vielleicht kommt dein Göttergatte Florian dann ja auch besser auf Touren.«

Heidi kicherte verlegen. Die Vorstellung, dass Florian ausgerechnet dann scharf und lüstern werden würde, wenn sie Worte wie »Vögeln« gebrauchen oder Sachen wie »Fick mich, du Hengst« sagen würde, war lustig. Viel eher würde er aus dem Bett springen und den Arzt rufen, weil er sicher wäre, dass sie krank sei.

Immer wieder schaute sie sich verstohlen um, ob irgendwer von den anderen Gästen im Café die Ohren spitzte. Sie redeten schließlich nicht gerade leise. Die Sexgespräche waren ihr peinlich, obwohl sie sich regelmäßig mit den drei anderen im Café traf, um genau über solche Dinge zu sprechen: Shopping, Männer, Frau-Sein und Sex. Heidi fühlte sich klein im Vergleich zu den anderen. Die Treffen waren für sie das, was sie als »kleine Fluchten« bezeichnete. Private Dinge wie Familie und Alltag hatten außen vor zu bleiben. Ehemann, Kinder und sonstiges durften zwar erwähnt werden, aber die Namen und sonstigen Umstände blieben das Geheimnis jeder einzelnen von ihnen. Nur über die schmutzigen Seiten des Lebens wurde in dieser kleinen Clique offen geredet.

Während Heidis eigenes Sexleben auf Sparflamme köchelte, konnte sie teilnehmen am reizvollen, sinnlichen und abenteuerlichen Leben der anderen.

»Du musst einfach mal mehr aus dir herausgehen«, versuchte Liliane sie zu motivieren. »Spring über deinen Schatten, sei mutig, wage mal etwas! Sei Frau!«

Heidi nickte zustimmend, jedoch nur aus purer Höflichkeit. Das war leichter gesagt als getan. Auch wenn die Freundinnen ihr immer wieder versicherten, mit ihren 43 Jahren, zwei Kindern und einem Ehemann sei sie noch lange nicht zu alt für ein bisschen Prickeln und Abenteuer in ihrem Leben und im Bett, hatte sie doch das Gefühl, auf einem Bahnsteig zu stehen, von dem kein Zug mehr abfuhr.

Wer war sie denn schon? Marlene stand als Unternehmensberaterin auf eigenen Füßen, Liliane hatte die unnachahmliche Gabe, stets von überall her viel Geld zu bekommen und ein sorgenfreies Luxusleben zu genießen, und Mila, das Küken der Runde, war noch so jung und schön, dass ihr alle Türen offenstanden. Heidi trank von ihrem Milchkaffee, um ihre Verlegenheit zu überspielen. Die beiden schauten sie an, als erwarteten sie eine Rede von ihr. Was konnte sie schon erzählen? Nichts, was dazu taugte, mit Marlenes Hotelabenteuer mit ihrem Kunden mithalten zu können – und nichts, womit sie Lilianes Geschichte von einem schnellen Fick im Hochhausaufzug das Wasser reichen konnte.

Die Rettung kam in Form von Mila, die gerade in diesem – dem genau richtigen – Augenblick das Café betrat. Mila war nie pünktlich, Mila verspätete sich jedesmal mit solcher Zuverlässigkeit, dass man ihre Verspätung schon einkalkulieren konnte – und ihr passierten immer die unmöglichsten Dinge, die ihr Zuspätkommen erklärten. Zum ersten Mal war Heidi froh darüber, dass man immer auf die Jüngste in der Runde warten musste.

»Tut mir leid«, keuchte Mila, als wäre sie die ganze Strecke zum Café gerannt. »Mir ist etwas dazwischengekommen!«

In einer einzigen fließenden Bewegung zog sie ihre Jacke aus, hängte sie über die Rückenlehne ihres Stuhls, setzte sich und hob die Hand, wobei sie Daumen und Zeigefinger ausstreckte. Der Kellner nickte lächelnd. Er kannte seine Stammgäste, ihre Wünsche und Marotten, und die hübsche Kleine am Tisch der Frauen dort drüben, die immer als Letzte kam, bestellte mit diesem Signal einen Espresso und ein Glas Mineralwasser. Manchmal träumte er insgeheim von dem Tag, an dem sie ihm mit einem ihrer Signale zu verstehen geben würde, sie wolle lieber ihn haben statt Espresso und Wasser. Ganz abwegig war dieser Gedanke nicht, denn wenn die vier Frauen in seinem Café waren, redeten sie über nichts anderes als über Männer und über das Ficken. Er rechnete sich Chancen aus, besonders bei Mila.

Die allerdings hatte nicht die leiseste Ahnung von den heimlichen Gedanken ihres stillen Verehrers. Stattdessen winkte sie lachend ab, als Marlene süffisant meinte: »Ich hoffe doch sehr, dir ist ein Mann dazwischengekommen!«, und Liliane ergänzte: »Und zwar zwischen die Beine!«

»Nee, nee!« Mila lächelte. »Es war nur mein Chef …«

»Dein Chef ist dir zwischen die Beine gekommen?«, fragte Liliane lachend. »Du fickst dich also gerade hinauf in die Chefredaktion?«

Heidi verschluckte sich an ihrem Kaffee und bekam einen Hustenanfall. Marlene klopfte ihr auf den Rücken, bis dieses Klopfen schlimmer war als der Husten selbst. Himmel, wie sehr sie sich wünschte, eben so frei und unverblümt über die süßen Sauereien reden zu können wie ihre Freundinnen.

Obwohl Mila erst 36 und somit die Jüngste in der Clique war, hatte sie den Ruf, die Ewigkeit für sich gepachtet zu haben. In ihrem Leben war alles ewig: Sie war mit ewiger Selbstfindung beschäftigt, ewig auf der Suche nach Mister Right, ewig frisch verliebt um des Verliebtseins willen, ewig frisch getrennt und ewige Praktikantin in der Redaktion der Tageszeitung.

»Ihr seid aber heute wieder versaut«, kicherte Mila. »Nein, mein Chef kam kurz vor Feierabend auf die glorreiche Idee, mich die Ablage machen zu lassen … als hätte das nicht bis morgen Zeit gehabt.«

»Na ja, Kleine«, meinte Marlene langsam und langgezogen, während sich das Grinsen auf ihrem Gesicht ausbreitete wie heiße Himbeersoße über einem leckeren Vanilleeis. »Vielleicht solltest du mal alles vor ihm ablegen, dann gibt er dir sicher bessere Jobs.«

»Ablegen?«, fragte Heidi, während die anderen schon vor Lachen prusteten. Liliane verdrehte die Augen.

»Ach Mensch, Heidi, nun stell dich doch bitte nicht so doof an«, sagte sie und küsste die Freundin auf die Wange. »Marlene meint, Mila solle ihre Sachen ausziehen und einen Striptease vor ihrem Chef machen.«

»Genau, und das bringt mir dann einen besseren Job ein, ganz bestimmt.« Mila traten vor Lachen die Tränen in die Augen.

»Und wenns nur ein Blowjob ist!« Natürlich musste auch Liliane ihren Beitrag leisten. Sie schaute Heidi an. Hoffentlich musste sie ihr jetzt nicht auch noch den Begriff »Blowjob« erklären.

»Okay, was habe ich verpasst?«, fragte Mila und beachtete in keiner Weise den Kellner, der ihr geradezu liebevoll ihr Wasser und ihren Espresso kredenzte.

»Nichts weiter.« Liliane zuckte grinsend die Schultern. »Außer, dass Marlene jetzt eine kleine Nutte geworden ist und für Geld und Verträge die Beine breitmacht.«

Während Marlene Liliane lachend mit dem Zeigefinger drohte, riss Mila in ungläubigem Staunen die Augen auf und rief: »Erzähl!«

Und Marlene erzählte die gesamte Geschichte – angereichert mit Lilianes ständigen Kommentaren – noch einmal. Heidi hörte schweigend und mit einem unsicheren Lächeln zu. Sie musste daran denken, dass Florian immer sagte, ihre Freundinnen seien nicht gut für sie. Diese Frauen, so meinte er, würden sie verderben und auf dumme, vielleicht sogar gefährliche Gedanken bringen.

»Diese Liliane lässt sich von reichen Männern aushalten, Marlene ist eine Schlampe im Designerkleid und dieses Kindchen namens Mila hat es mit 36 noch immer zu nichts gebracht!« So und ähnlich redete er über die Frauen, die für Heidi die besten Freundinnen waren. »Warum gibst du dich mit denen überhaupt ab? Was erhoffst du dir davon?«

Was erhoffte sie sich?

Heidi legte die Stirn in Falten und schlürfte weiter ihren längst abgekühlten Milchkaffee, während die Stimmen der drei Freundinnen wie aus weiter Ferne an ihre Ohren drangen.

Sie wollte so sein wie die anderen. Wenigstens ein bisschen. Sie wollte nicht brav und anständig sein, sondern eine Herzensbrecherin, eine Schlampe, eine Abenteurerin … und es wurde allmählich Zeit!

Kapitel 3

Was für ein schöner Nachmittag es doch gewesen war! Das Lachen ihrer Freundinnen klang Mila ebenso wie ihr eigenes immer noch in den Ohren, und sie trug ein fröhliches Lächeln auf dem Gesicht. Diese Treffen mit Marlene, Liliane und Heidi waren bunte kleine Inseln im eintönigen Grau des Alltags, der von Arbeit, Geldsorgen und viel zu wenig Liebe geprägt war.

Wenn Marlene und Liliane von ihren recht freizügigen und geilen Abenteuern erzählten, hing Mila an den Lippen der beiden Frauen. Liliane lagen die Männer zu Füßen und balgten sich geradezu darum, Zeit mit ihr verbringen und mit ihr vögeln zu dürfen, und Marlene hatte ja heute gebeichtet, dass sie ein sehr böses Mädchen gewesen war und mit enormem Körpereinsatz eine Unternehmensfusion besiegelt hatte. Klar, auch Marlene war eine Frau, der die Männer nachblickten und der sie aus der Hand fraßen.

Und sie selbst?

Wenn die Blicke der anderen Frauen bei den Treffen in ihre Richtung wanderten und ein unausgesprochenes »Erzähl!« in der Luft lag, dann plauderte sie natürlich. Heute hatte sie ihnen erzählt, wie sie mit einem anderen Praktikanten im kleinen, engen Lagerraum verschwunden war und sich zwischen Kopierpapier, Druckerkartuschen und Kugelschreibern mit dem Jungen vergnügt hatte – eine Sache, die schon lange zwischen ihnen beiden knisternd in der Luft gelegen hatte.

»Gelegenheit macht Liebe«, hatte sie gesagt und damit ihre Freundinnen nicht nur zum Lachen gebracht, sondern auch ihre Neugierde angestachelt.

»Aber was soll daran besonders sein?«, hatte Liliane gefragt. »Ich meine, irgendwie haben wir alle es doch schonmal in einem Lagerraum oder ähnlichem getrieben … außer Heidi, natürlich.«

Mila hatte gezwinkert und spitzbübisch grinsend weitererzählt: »Er hat das Licht ausgemacht! Wir haben es in völliger Dunkelheit getan.«

Erst nach und nach verstand das Trio ihrer gebannten Zuhörerschaft, was den speziellen Reiz dieses improvisierten Darkrooms ausmachte: Mila konnte ihren Liebhaber nicht sehen, und er sie nicht. Sie konnten beide nur fühlen, tasten, schmecken, riechen und hören.

»Wahnsinn«, meinte Marlene anerkennend, als ihr klar wurde, was Mila da erlebt hatte. Liliane nickte bewundernd und ließ sich zu einem »Alle Achtung, Kleine!« hinreißen, und die so bezaubernd brave und biedere Heidi warf die Frage auf, wie das denn versicherungstechnisch ausgesehen hätte, wenn sich die beiden verletzt hätten.

»Hast du ihn gelutscht?«, wollte Liliane wissen.

»Ja, und das war so geil … ich meine, du siehst den Schwanz ja nicht, obwohl du ihn direkt vor der Nase hast. Und dann …« Mila kam ins Schwärmen, als sie die herrlichen versauten Details ihres »Rumpelkammerficks«, wie sie es nannte, nach und nach preisgab. »… dann diese Vorstellung, dass es ja plötzlich ein anderer Mann sein könnte. Also, dass mein Lover sich mit einem anderen abgesprochen hat und der dann seinen Platz einnimmt. Das war ganz schön prickelnd!«

»Aber wenn da noch jemand im Raum gewesen wäre, hättest du das doch gesehen, bevor das Licht ausging«, warf Heidi stirnrunzelnd ein und wurde von Liliane mit einem »Pssst!« zum Schweigen gebracht.

»Und als wir dann gevögelt haben, das war irre!« Mila spürte, wie ihre Wangen immer heißer und roter wurden, je länger sie erzählte und je blumiger ihr Bericht wurde. »Er hat mich umgedreht, und ich stand vornübergebeugt da, hab mich an einem Regal abgestützt, und er hat meinen Rock hochgeschoben …«

Es herrschte atemlose Stille am Tisch. Mila hatte die volle Aufmerksamkeit ihrer Freundinnen, und sie genoss ihren Auftritt.

»Zuerst hat er sich ja am falschen Loch abgerackert«, erzählte sie kichernd. »Na ja, ein ganz junger Kerl, ziemlich ungestüm, mit wenig Erfahrung und ein bisschen tolpatschig.«

»Och, gegen so ein bisschen Analsex ist ja nichts einzuwenden«, sagte Marlene und rutschte unmerklich auf ihrem Stuhl hin und her. Ihre Rosette brannte noch immer vom Besuch des jungen Weißmüller. »Es kann ja sein, dass er genau das wollte!«

»Nein!« Mila winkte ab. »Du weiß doch, das läuft bei mir nicht. Anal tut viel zu sehr weh.«

»Also, ich weiß nicht …«, begann Heidi, verstummte jedoch sofort, als Lilianes Ellbogen unsanft in ihren Rippen landete.

»Ich sage euch, es ist schon verrückt, im Dunkeln zu spüren, wie der Schwanz eines Mannes in die Möse flutscht. Ich hatte das Rohr ja vorher nicht gesehen, und ich konnte es nur spüren. Das ist so, als ob …«

»Ja, prima«, unterbrach sie Marlene. »Erzähl endlich weiter.«

»Okay, okay!« Mila seufzte, als wäre es ihr allmählich zu langweilig, die Geschichte zu erzählen. »Er hat mich sehr hart und schnell gefickt; hatte wahrscheinlich einen entsetzlichen Druck auf den Eiern, ihr wisst schon!«

»Lass mich raten: Er hat schon nach einer Minute abgespritzt?« Eine solche Frage konnte nur von Liliane kommen, neben der Heidi so aussah, als wollte sie am liebsten im Erdboden versinken.

Mila lachte. »Ich habe die Zeit nicht gestoppt, aber lange hat’s nicht gedauert.«

Marlene und Liliane warfen sich einen Blick zu, der ohne Worte Bände sprach: »Männer!«

»Bist du wenigstens schön gekommen?«, wollte Liliane wissen.

»Und wie! Ja, großartig! Ein richtig toller Orgasmus!«

Mila schloss die Tür zu ihrer Wohnung auf, ging hinein, kickte achtlos ihre Schuhe von den Füßen, ließ ihre Tasche mitten im Flur fallen und legte sich der Länge nach auf das Sofa.

»Ein richtig toller Orgasmus«, flüsterte sie vor sich hin und klang dabei nicht halb so fröhlich wie vorhin, als sie den Freundinnen die Geschichte aus dem Darkroom erzählt hatte.

Ja, es war eine großartige Geschichte gewesen, mit der Mila für ein paar Minuten geglänzt und ihre Freundinnen begeistert hatte. Sogar Liliane war fast sprachlos gewesen, als sie erfahren hatte, dass der junge Bursche gerade noch rechtzeitig seinen Schwanz aus Milas Möse gezogen und seinen Saft auf ihren Hintern gespritzt hatte.

Ein wirklich tolle Geschichte – wenn man mal davon absah, dass Mila sie erfunden hatte. Auf dem Weg zum Café hatte sie sich die wichtigsten Punkte ausgedacht und die Story beim Erzählen ausgeschmückt. Das hatte sie so bravourös gemacht, dass sie beim Plaudern sogar ein bisschen geil geworden war.