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Über dieses Buch:

Blutjung, sexy und sehr, sehr naiv: Mary-Beth kommt aus der tiefsten Provinz nach Los Angeles. Sie ist sicher, dass sie ein großer Star werden wird … doch die Lolita mit dem knackigen Po und den festen Titten hat keine Ahnung, auf was sie sich einlässt! Zum Glück findet sie eine Freundin, die mit allen Wassern gewaschen ist: Penny weiß, wie wichtig es ist, die immergeilen Agenten, Regisseure und Produzenten um den Verstand zu ficken, um die besten Rollen zu bekommen. Auch Mary-Beth lernt, dominante Kerl zu bumsen und feuchte Muschis zu lecken, um als Schauspielerin richtig durchzustarten – und bald schreckt sie vor nichts mehr zurück!

Eric Hallissey veröffentlichte bei venusbooks bereits die folgenden Romane: Das Haus der Sünderinnen; Die geile Voyeurin; Heißes Luder – Meine Mutter in Latex und Leder; Meine völlig schamlose Familie; Femme Fatale; Die tabulose Göttin der Lust; Das Pornoluder; Das Liebesnest; Schmutziges Verlangen; Zwei schamlose Freundinnen; Die Teufelsbraut; Auf die Knie! Sie will es härter; Damenrunde extraheiß; Lusttaumel; Tokyo Heat; Die heiße Muschi einer erfahrenen Frau; Jugendspiele; Liebesdiener.

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eBook-Lizenzausgabe November 2017

Ein eBook des venusbooks Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Dieses Buch erschien bereits 2016 unter dem Titel Hollywood Sodom bei Edition Combes.

Copyright © der Originalausgabe 2016 Edition Combes im Verlag Frank de la Porte, 96328 Küps

Copyright © der eBook-Lizenzausgabe 2017 venusbooks GmbH, München

Copyright © der aktuellen eBook-Lizenzausgabe 2020 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design, München, unter Verwendung eines Bildmotivs von shutterstock/Tatchai Mongolthong

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ts)

ISBN 978-3-95885-783-4

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Im realen Leben dürfen Erotik, Sinnlichkeit und sexuelle Handlungen jeder Art ausschließlich zwischen gleichberechtigten Partnern im gegenseitigen Einvernehmen stattfinden. In diesem eBook werden erotische Phantasien geschildert, die vielleicht nicht jeder Leserin und jedem Leser gefallen und in einigen Fällen weder den allgemeinen Moralvorstellungen noch den Gesetzen der Realität folgen. Es handelt sich dabei um rein fiktive Geschichten; sämtliche Figuren und Begebenheiten sind frei erfunden. Der Inhalt dieses eBooks ist für Minderjährige nicht geeignet und das Lesen nur gestattet, wenn Sie mindestens 18 Jahre alt sind.

Eric Hallissey

Sexy Angel: Schamlos und zu allem bereit

Erotischer Roman

venusbooks

SZENE 1
Diner / Innen – Tag

»Ich bin Schauspielerin«, sagte Mary-Beth Fotherinck mit einem Lächeln, das so strahlend war, dass es das ganze Diner glänzen ließ. Zumindest dachte Mary-Beth das. Die Dame, die sie bediente, schien hingegen nur sehr mäßig beeindruckt zu sein. Sie sah aus, als hätte sie zu viele »Burger nach Art des Hauses« gegessen und immer reichlich süße Getränke dazu getrunken. Wäre sie eine Filmfigur gewesen, dann hätte sie auf jeden Fall die Rolle der mürrischen, aber gutherzigen Hausangestellten gespielt, die immer alles irgendwie wieder in Ordnung brachte.

»Natürlich bist du das, Süße, aber hier ist nur der Kaffee umsonst, alles andere kostet Geld. Und wir schreiben nicht an, damit du erst dann bezahlen kannst, sobald du die große Karriere auf der Leinwand geschafft hast. Sind wir uns soweit einig?«

Die Dame, die ihre besten Tage und Jahre schon eine ganze Weile hinter sich hatte und deren Namensschild verriet, dass sie Joanne hieß, beäugte die bemerkenswert hübsche Mary-Beth mit einem gewissen Maß an Misstrauen. Joanne hatte längst aufgehört, die jungen Schauspielerinnen zu zählen, die mit genau diesem erwartungsvollen Funkeln in den Augen hier gegessen und dann kein Geld gehabt hatten, um die Rechnung zu bezahlen. Hätte sie für jede der Geschichten und Versprechungen, die die kleinen Prinzessinnen ihr dann auftischten, einen Dollar bekommen, müsste sie nicht mehr hier arbeiten.

Die Mädchen sprühten vor Hoffnung und Zuversicht, als hätte Hollywood nur auf sie gewartet. Einige hatten sogar schon, kaum dass sie aus dem Bus gestiegen und hier hereingekommen waren, angefangen, ihre Dankesrede für die Verleihung des Oscar zu üben. Und dann? Wenn Joanne sie wenige Wochen später wiedersah, waren die meisten von ihnen völlig heruntergekommen. Einige waren auf Drogen, und viele hatten die Leinwand gegen die Bettlaken getauscht, in denen sie sich für Geld ficken ließen, um wenigstens Miete und Essen bezahlen zu können. Sie alle trugen den Duft des Parfums der Desillusion an sich, und bei einigen konnte Joanne es schon vorher riechen. Sie hatte im Laufe der Jahre ein sehr feines Gespür dafür entwickelt.

»Aber selbstverständlich«, antwortete Mary-Beth mit einem strahlenden, betörenden Lächeln. »Ich habe genug Geld, um mein Essen zu bezahlen.«

Um den Beweis anzutreten, holte sie ihre Geldbörse aus ihrer Tasche und zeigte Joanne, dass sie nicht log.

»Um Gottes willen, Kind, steck das weg!«

»Ja, Ma’am!« Mary-Beth verstaute artig ihre Börse wieder in der Tasche, obwohl sie nicht verstehen konnte, warum Joanne so entsetzt darüber war, dass sie ihr gezeigt hatte, dass sie bezahlen konnte.

»Du kannst doch hier nicht offen dein Geld zeigen! Wo kommst du denn her, Mädchen?«

»Bugswater, Indiana, Ma’am.«

Joanne seufzte. Die jungen Dinger, die hierher nach LA kamen, um in Hollywood Karriere zu machen, stammten allesamt aus kleinen Nestern in Iowa, Nebraska, Idaho oder anderen ländlichen Gegenden. Nie kamen sie aus New York City oder Miami – diese niedlichen, gutgläubigen und verträumten Landeier, die im günstigsten Fall mit einem schwangeren Bauch wieder nach Hause fuhren, nachdem irgendein Typ ihnen eingeredet hatte, er werde sie ganz groß herausbringen, wenn sie nur ein bisschen nett zu ihm wären. Solche Typen lösten sich nach den Nettigkeiten immer sehr schnell in Luft auf.

»Mein Name ist Mary-Beth Fotherinck, Ma’am!«

Natürlich, sie alle hießen Mary-Beth oder so ähnlich. Aber Joanne hatte in Gegenwart dieses Mädchens ein sonderbares Gefühl. Die Kleine war ebenso naiv und weltfremd wie all die anderen, die schon vor ihr hier gesessen hatten, bevor ihre Träume den Bach hinunter gegangen waren. Aber irgendetwas an ihr war anders, beinahe rein und engelhaft. Joanne ahnte auf unerklärliche Weise, dass diese hier es weit bringen konnte.

»Also, was darf’s denn sein, Mary-Beth Fotherinck aus Bugswater?«

»Einen großen Burger des Hauses mit Fritten und eine Coke«, antwortete das Mädchen und verblüffte Joanne aufs Neue. Normalerweise aßen diese Girls kaum mehr als ein Salatblatt, um nur ja ihre Figur zu halten. Dieses Küken aus Indiana war völlig anders.

»Lass dich nicht von jedem ficken«, flüsterte Joanne ihr wohlmeinend zu, als sie das Essen servierte. »Trau keinem, verstanden?«

»Ja, Ma’am!« Mary-Beth schaute die Kellnerin so verblüfft an, dass diese auf mütterliche Weise fragen musste: »Du weißt, was Ficken ist, nicht wahr?«

Mary-Beth lachte so herzlich, echt und ungezwungen, dass Joanne sie am liebsten in die Arme genommen und gegen all das Böse ist diesem Dschungel da draußen beschützt hätte.

»Aber natürlich weiß ich das, Joanne, Ma’am. Das habe ich schon früh herausgefunden. Ich habe ja schließlich einen großen Bruder.«

Joanne hielt die Luft an, während die Kleine herzhaft und mit großem Appetit in ihren Burger biss. Hatte sie eben richtig gehört? Sie wagte kaum, sich auszumalen, wie es bei Mary-Beth zuhause in Bugswater zugegangen sein musste.

»Haben Sie auch einen Bruder, Joanne?«

Die Kellnerin antwortete nicht. Sie war zu sehr damit beschäftigt, die Vorstellung, dass Mary-Beth »rein, unschuldig und engelhaft« sei, zu korrigieren. Dann nickte sie vorsichtig und hoffte, dass sie nicht der Schlag treffen werde, wenn das Mädchen weiter von zuhause erzählte, wo offenbar unvorstellbare Dinge vor sich gingen.

»Na, dann kennen Sie das ja sicher. Sie haben ihn doch bestimmt auch schonmal zufällig mit seiner Freundin beobachtet, oder?«

Joanne atmete auf. Wenn dieses süße Mädchen nicht aufpasste und weiter redete, wie ihr der Schnabel gewachsen war, dann würde sie in Los Angeles einige Verwirrung stiften und hoffentlich nicht in ernste Schwierigkeiten geraten.

»Ja, das habe ich tatsächlich.«

»Und hat Ihr Bruder auch Pornohefte? Ich habe die von meinem Bruder gefunden und mir genau angeschaut. Also, ich weiß Bescheid.«

Joanne atmete noch lauter auf und hoffte, Gott möge ein Auge auf Mary-Beth haben, damit sie hier in der Stadt nicht unter die Räder kommen möge.

SZENE 2
Pennys Wohnung / Innen – Tag

Mary-Beth Fotherinck hatte nicht verstanden, warum Joanne so merkwürdig gekichert hatte, als sie ihr sagte, sie werde sich nun mal eben rasch eine Wohnung besorgen und dann nach geeigneten Filmrollen Ausschau halten, werde aber auf jeden Fall wieder bei ihr vorbeischauen und essen. Dass die Menschen hier in LA etwas anders waren als zuhause in Indiana, hatte sie schon gemerkt. Vielleicht war ein solches Kichern nur eine höfliche, kleine Geste. Ganz bestimmt sogar, denn Joanne war so nett zu ihr gewesen, dass es sicher nicht böse gemeint war.

»Mary-Beth Fotherinck? Was ist das denn für ein Name?«

»Meiner«, antwortete Mary-Beth auf Pennys Frage hin und erntete dafür einen misstrauischen Blick von der jungen Frau. Es klappte alles ganz wunderbar. Sie hatte nicht lange suchen müssen, um Pennys Annonce, dass sie eine Mitbewohnerin für ihre Wohnung suchte, an diesem schwarzen Brett zu finden. Sie hatte gleich angerufen und Glück gehabt, wie so oft: Das Zimmer war noch zu haben, und Penny Hollister schien sehr nett zu sein.

»Sag mal, wo kommst du denn her?«, fragte Penny noch viel misstrauischer. Überhaupt schien hier in dieser Stadt keiner keinem zu trauen. Das war sehr merkwürdig, aber Mary-Beth war sicher, dass sie sich daran gewöhnen würde. Dass sie aber stets gefragt wurde, woher sie denn komme, war sehr sonderbar.

»Bugswater, Indiana.«

»Nein, ich meine, du bist nicht irgendwo ausgebrochen? Aus einer Nervenheilanstalt oder so?«

»Nein, nein!« Mary-Beth hob beschwichtigend die Hände. Was hatte Penny nur Angst gemacht, dass sie auf solche Gedanken kam? »Ich komme von einer hübschen kleinen Farm mit vielen Tieren und …«

»Schon gut, schon gut!« Penny winkte ab, um Mary-Beths beginnenden Redefluss zu unterbrechen. »Also, kommen wir zur Sache, das Zimmer kostet vierzig Dollar pro Woche.«

Sie wartete auf Mary-Beths Antwort. Sie hatte den Preis extra hoch angesetzt. Herunterhandeln ging immer, nach oben handeln nicht, und so war Penny gespannt auf die Reaktion dieses Farmermädchens. Sie konnte unmöglich soviel Geld haben, also würde sie feilschen, und Penny konnte dieses süße Kribbeln von Macht spüren, das sie immer so wunderbar geil machte.

»Also?«

»Also was?«

»Ich sagte vierzig, Mary-Beth. Ich weiß, das ist sehr viel Geld, aber …«

»Völlig in Ordnung, ich nehme das Zimmer.«

Penny schaute sie verdutzt an und brauchte einen Augenblick, um ihre Fassung wiederzugewinnen. Sie hatte mit zähen Verhandlungen gerechnet, vielleicht sogar mit Tränen und mit herzzerreißenden Geschichten über die kranke Mutter – aber keinesfalls mit einem so schnellen »Ja«.

»Du meinst das ernst?«

Mary-Beth nickte. »Aber natürlich. Das Zimmer ist wunderschön und in LA ist alles nunmal etwas teurer als zuhause in Bugswater, und wir sind beide Schauspielerinnen, wir können zusammen Texte und Szenen proben und uns Tipps geben, und ich mag dich, Penny.«

Noch während Penny überlegte, ob ein Mensch wirklich so naiv und fern von jeder Realität sein konnte oder ob dieses Landei hier nur eine gigantische Verarsche mit ihr durchzog, setzte Mary-Beth ihre Unterschrift unter den Vertrag, ohne ihn zu lesen.

»Damit eins klar ist …!« Penny hatte einen genauso ernsten Ton in der Stimme wie damals Miss Reckendack, die Lehrerin in der Grundschule von Bugswater. Mary-Beth wusste, dass sie nun sehr aufmerksam zuhören musste. »Du lässt die Finger von den Kerlen, die ich nach Hause bringe, verstanden? Die Agenten, Regisseure, Produzenten, Presseleute und sonstigen Schwänze, die ich hier meiner Karriere zuliebe ficke, sind für dich tabu. Und ich kümmere mich im Gegenzug nicht um deine Fickfreunde, alles klar?«

Mary-Beth nickte ernst. »Alles klar, Penny.«

Sie wunderte sich allerdings, warum immer alle vom Ficken redeten. Warum sollte sie mit Pennys Freunden ficken wollen? Ihr Vater hatte ihr immer gesagt, LA und besonders Hollywood seien eine andere Welt, in der es nur Verrückte gäbe. Es sah ganz danach aus, als hätte er recht gehabt, obwohl er noch nie aus Bugswater herausgekommen war. Aber Daddy wusste sehr viel. Sie konnte ihn immer alles fragen, und er hatte stets eine Antwort parat.

Deshalb wusste sie auch, dass sie das Bett in ihrem Zimmer als erstes überprüfen musste. Ausreichende Nachtruhe und guter Schlaf waren wichtig, und eine schlechte Matratze war dafür nicht geeignet. Außerdem musste ein Bett auch noch andere Dinge aushalten können. Mary-Beth hatte es hopsend überprüft und für gut und geeignet befunden, während Penny ihr zugeschaut und dabei die Augen verdreht hatte. Penny war sich sicher, dass dieses Farmgirl, mit dem sie nun die Wohnung teilte, eine wahre Goldgrube war. Diese Mary-Beth war offensichtlich so doof, dass sie alles glaubte, was man ihr erzählte. Sie würde leichtes Spiel mit dem Mädchen aus Bugswater, Indiana, haben. Die Kleine sah auf jeden Fall unglaublich gut aus, aber die Granate im Bett war sie ganz sicher nicht. Wahrscheinlich war sie sowieso noch Jungfrau. Penny rieb sich innerlich die Hände beim Gedanken daran, wie leicht es ihr fallen würde, Mary-Beth die Kerle auszuspannen, die der eigenen Karriere nützlich sein konnten.

Dass dieses Mädchen vom Lande scharenweise Männer anlocken würde, lag auf der Hand: Bildhübsch, mit einem atemberaubenden Körper und mit einem Spatzenhirn gesegnet, war Mary-Beth genau das, was viele Männer in dieser Branche und in der Stadt der Engel suchten. Und Penny verstand sich hervorragend darauf, ihre Reize und ihre Intelligenz einzusetzen, um die Männer anderer Frauen für sich zu interessieren.

»Wir sollten unser künftiges Zusammenleben feiern«, sagte sie.

»Oh gerne!« Mary-Beth klatschte vor Freude in die Hände und wirkte dabei wie ein kleines Mädchen, das bei einem Spiel bei einer Geburtstagsfeier den ersten Preis gewonnen hatte. »Soll ich schnell eine Flasche Sekt besorgen?«

»Sekt?« Penny lachte verächtlich. »Süße, du bist hier in Kalifornien, und wenn du es in Hollywood zu etwas bringen willst, kommst du mit Sekt nicht weit.«

Mary-Beth schaute ratlos und fragend drein. Wovon redete Penny denn da? Wenn es zuhause in Bugswater etwas zu feiern gab, wurde eine Flasche Sekt aufgemacht. Außer bei ihrem Vetter Charly, denn der öffnete zum Feiern lieber eine Flasche Bourbon, und …

»Okay, okay!« Penny hob die Hand, um Mary-Beths Geplapper zu unterbrechen. Fast bereute sie es schon, das Mädchen als Mitbewohnerin genommen zu haben. Hoffentlich redete sie nicht immer so viel. »Es interessiert mich im Augenblick herzlich wenig, wie dein Vetter Charly eine Feier gestaltet und was man in Bugswater zu einem solchen Anlass trinkt. Aber hier lässt man es schneien.«

»Schneien?«

»Genau, Süße.«

Mary-Beth mochte es, wie Penny sie »Süße« nannte. Das erinnerte sie so wunderbar an ihre Mutter. »Und meine Ma ist eine phantastische Frau, weißt du? Sie macht den besten Apfelkuchen in Indiana, und sie ist herzlich und liebevoll und …«

»Himmel, kannst du auch mal die Klappe halten?«

Mary-Beth verstummte und sagte leise »Sorry«. Penny hatte ja recht. Wenn sie sich über etwas freute oder wenn sie jemanden mochte, dann stand ihr Mund einfach nicht still. Ihre Mutter hatte ihr oft genug gesagt, dass Männer so etwas gar nicht so gerne mochten, und wenn sie jemals einen Mann finden wollte, mit dem sie Kinder haben konnte, dann sollte sie lieber lernen, im rechten Moment still zu sein. Aber all das erzählte sie Penny lieber nicht. Nicht jetzt.

Penny streute aus einem kleinen Plastiktütchen ein feines, weißes Pulver auf den Glastisch vor der Couch und schob dieses Pulver mit einer Kreditkarte so zusammen, dass es zwei dünne Linien bildete.

»Ich bin nicht sicher, ob ich das machen sollte«, sagte Mary-Beth. Eine tiefe Sorgenfalte zeichnete sich auf ihrer Stirn ab. Sie hatte von diesem Zeug schon gehört und sie wusste, dass es so gefährlich war, dass es einen verändern und sehr krank machen konnte.

Penny rollte einen Dollarschein zusammen und hielt ihn Mary-Beth entgegen.

»Komm schon, Süße, das wird dir gut tun. Es macht dich lockerer, und du wirst sehen, danach kannst du Bäume ausreißen.«

»Aber warum soll ich denn Bäume ausreißen?«

Penny verdrehte die Augen. Okay, Mary-Beth war zwar in ihrer unsäglichen Intelligenzferne sehr nervig, aber wenn sie das Mädchen richtig auf Kurs brachte und für sich einsetzte, würde sie unbezahlbar sein. Also machte Penny gute Miene zum bösen Spiel.

»Das sagt man so … und wirklich, man schlägt so etwas nicht aus, wenn es einem in Hollywood angeboten wird.«

»Ich weiß nicht …«

»Schau her, ich zeig’s dir!«

Penny hielt sich das eine Nasenloch zu und steckte das Ende des zusammengerollten Dollarscheins in das andere Loch. Dann atmete sie aus, beugte sich über die dünne weiße Linie und holte tief Luft. Dabei saugte sie das Pulver in die Nase ein. Mary-Beth beobachtete aufmerksam jede ihrer Bewegungen.

»Oh wow«, stöhnte Penny, atmete ein paarmal schnell und hastig und fing gleich darauf an, laut zu lachen. »Das ist sooo geil!«

Sie reichte Mary-Beth den Schein. »Los jetzt, Süße. Du bist dran.«

Zögernd nahm Mary-Beth das Dollar-Röhrchen und tat genau das, was Penny ihr vorgemacht hatte. Sofort explodierte etwas in ihrem Kopf und veranstaltete dabei ein Feuerwerk mit buntem Funkenregen. Es rauschte in ihren Ohren, und sie hatte das Gefühl, zehn Zentimeter über dem Boden zu schweben.

»Oh wow, das ist unglaublich!«, hörte sie sich selbst sagen.

»Willkommen in Hollywood«, grinste Penny.

SZENE 3
Pennys Wohnung / Innen – Tag

»Du willst mich doch auf den Arm nehmen, oder?«

»Nein!« Penny schüttelte energisch den Kopf, obwohl ihre Gesprächspartnerin am Telefon das natürlich nicht sehen konnte. »Miss Burns, ich schwöre Ihnen, das ist die Wahrheit.«

Sie hörte am anderen Ende der Leitung das schallende, aber dennoch sehr damenhafte Lachen von Cherry Burns. Selbst bei vierten Mal wollte sie ihr offenbar immer noch nicht glauben.

»Penny, Liebchen, wer um alles in der Welt hat einen Namen wie Mary-Beth Fotherinck und kommt aus einem Nest, das Bugswater, Indiana, heißt?« Cherrys Lachen erklang erneut aus Pennys Handy. »Wirklich, das ist zu köstlich. Du sagst also, dieses Mädchen gibt es wirklich?«

»Ich schwöre es«, wiederholte Penny. »Sie wird einen Job brauchen, und Sie werden Ihre Freude an ihr haben, Miss Burns.«

Das Schweigen der Dame verriet, dass sie nachdachte. Penny sagte kein Wort; kein »Hallo, sind Sie noch dran?« oder ähnliches. Sie wusste, dass Cherry Burns so etwas nicht mochte. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als zu warten.

»Sieht sie gut aus?«

»Umwerfend, Miss Burns. Sie ist bildhübsch, hat eine richtig tolle Figur und …«

»Arsch? Titten?«

Obwohl Cherry Burns sich stets gewählt und gepflegt ausdrückte, war es Penny schon öfter aufgefallen, dass sich die feine Dame gerne in eine ausgesprochene Maulhure verwandelte, wenn es um körperliche und sexuelle Details ging.

»Sie hat schöne, lange Beine, und soweit ich sehen konnte auch einen hübschen Po, aber recht kleine Brüste.«

»Also eher mädchenhaft? Eine Lolita?«

Penny ahnte, dass Cherry Burns sich bereits an der Schilderung dieser kleinen Einzelheiten aufgeilte. Die Stimme der Dame und ihr schwerer Atem sprachen eine deutliche Sprache.

»So kann man sagen, Miss Burns. Ich bin sicher, sie wird Ihnen gefallen und eine gute Investition für Ihr Geschäft sein.«

»Ach, Penny, mein Mädchen!« Cherry lachte charmant, aber überheblich. »Du hast zwar das süßeste Fötzchen und die geschickteste Zunge, aber im Hinblick auf geschäftliche Dinge wie Investitionen und dergleichen solltest du mir besser keine Ratschläge geben.«

»Verzeihung, Miss Burns.« Penny biss sich auf die Unterlippe. Die Gunst von Cherry Burns war ein wertvolles Gut in Los Angeles und vor allem in Hollywood; wertvoller als Diamanten! Aber diese Gunst war ein sehr sensibler Schatz, und es genügten geringste Unachtsamkeiten, um ihn zu verlieren. »Tut mir leid, ich wollte natürlich nicht …«

»Schon gut, Penny, schon gut. Ich mag es zwar, wenn du ein wenig unterwürfig bist, aber bitte nicht jetzt.«

»Natürlich, Miss Burns«, sagte Penny und dachte dabei: Verdammte Fotze! Eines Tages werde ich ganz oben stehen, und dann blicke ich auf dich herab.

»Hat sie dich schon um Rat gefragt, wie sie Geld verdienen kann?«

»Nein, noch nicht, Miss Burns. Aber das ist nur eine Frage der Zeit, denn sie macht nicht gerade den Eindruck, als käme sie aus reichem Hause.«

»Sehr schön«, sagte Cherry Burns zufrieden. »Das nächste Mal, wenn du sie siehst, wirst du ihr den Tipp geben, dass sie bei mir immer einen Job bekommen kann, wenn sie Geld braucht. Ganz unter Freundinnen, sodass sie keinen Verdacht schöpft. Und dann sehen wir weiter.«

»Gerne, Miss Burns.«

»Und mach mit deinem Handy ein Foto von ihr. Ich will sie sehen.«

»Aber wie soll ich sie dazu bringen …«

Cherry Burns schätzte es nicht, wenn man ihr widersprach oder ihre Wünsche in Frage stellte.

»Lass dir gefälligst etwas einfallen«, unterbrach sie Pennys Einwand barsch. »Ihr jungen Dinger fotografiert euch doch ständig gegenseitig. Ich will dieses Mädchen sehen.«

»Ja, Miss Burns«, seufzte Penny. Es war weiß Gott nicht leicht, die Dame bei Laune zu halten.

»Ach, und noch etwas, Penny.«

»Ja?«

Die dramatische Pause des Schweigens, die Cherry Burns einlegte, verhieß nichts Gutes. Penny spürte, wie sie nervös wurde.

»Mag sie Mädchen und Frauen?«

»Das … das weiß ich leider nicht, Miss Burns.«

»Dann finde es heraus, Penny. Spiel ein bisschen mit ihr!«

Noch bevor Penny »Ja, Miss Burns« sagte und dabei wenig begeistert klang, hatte die Dame schon aufgelegt.

SZENE 4
Haus von Cherry Burns / Innen – Tag

Cherry Burns lehnte sich in ihrem Sessel in ihrer Villa in Beverly Hills zurück und lächelte. Sie hatte allen Grund, zufrieden zu sein. Ihr Netzwerk, das sie sich in langer und mühevoller Kleinarbeit aufgebaut hatte, funktionierte großartig. Diese Penny beispielsweise: Das war eines der vielen Mädchen, die hierher gekommen waren in der Hoffnung, Leinwandruhm zu ernten, auf den Titelseiten der Klatschmagazine zu erscheinen und ein Leben in Saus und Braus zu führen. Sie alle hielten sich für etwas Besonderes, und gerade dieser Irrglaube ihrer kleinen überheblichen Egos machte sie so wundervoll manipulierbar. Sie ließen sich benutzen und waren sogar noch dankbar dafür.

Die Geschäfte von Cherry Burns liefen großartig. Hollywood war ein ewig hungriges Monster, das ständig neues, frisches, junges Fleisch verlangte und niemals satt wurde. Doch dank der geradezu magnetischen Anziehungskraft, die eben dieses Monster auf junge Frauen und Mädchen ausübte, herrschte nie Mangel an Nachschub.

Cherry Burns war vor mehr als zwanzig Jahren genau wie all die anderen Möchtegern-Sternchen voller Hoffnungen hierhergekommen im festen Glauben, dass sie es schaffen würde.

Doch das gefräßige Untier Hollywood hätte beinahe auch sie verschlungen. Allerdings hatte sie rechtzeitig erkannt, dass sie aus dem nie versiegenden Strom ewig neuer Träumerinnen in mehrfacher Hinsicht Profit schlagen konnte: Sie kannte inzwischen Schauspieler, Produzenten, Agenten und Regisseure und konnte den Mädchen entsprechende Kontakte vermitteln, für die sie selbst wiederum üppige Provisionen kassierte. Doch die jungen Frauen brauchten auch Geld, um in Hollywood Essen, Miete und generell das Leben zu bezahlen, solange sie keine lukrativen Filmrollen bekamen, mit denen sie alles finanzieren konnten. Das Leben in LA und Hollywood war teuer, doch auch hier bot Cherry Burns nur allzu gerne ihre Hilfe an: Sie brachte die jungen Frauen mit den Schönen und Reichen zusammen, die gerne mal ein wenig offenherzige Gesellschaft hatten und bereit waren, dafür gut zu zahlen. Auch hier kassierte Cherry Burns einen großzügigen Anteil.

Penny! Ja, das Mädchen war ein Goldstück. Cherry mochte sie. Diese Penny war stark, sie hatte Rückgrat und wagte es sogar manchmal, ihr die Stirn zu bieten. Es war eine Freude, sie in solchen Momenten wieder in die Knie zu zwingen. Cherry liebte diese Herausforderung, die ihr nur wenige der Mädchen boten, mit denen sie zu tun hatte.

Doch Penny war ihr auch in anderer Hinsicht wichtig. Der kleine Wildfang eignete sich hervorragend dazu, andere Mädchen anzulocken und zu Cherry zu bringen. Andere Frauen hatten da weit mehr Skrupel und eine viel größere Hemmschwelle. Penny jedoch war ein Mädchen nach Cherrys Herzen: Sie dachte nur an ihren eigenen Vorteil. Außerdem hatte sie einen guten Geschmack. Wenn sie ein Girl als attraktiv und sexy bezeichnete, dann war es das auch.

»Mary-Beth Fotherinck.«

Cherry Burns musste schmunzeln, als sie diesen Namen vor sich hinsagte. Penny hatte vermutlich recht, und dieses Mädchen war die klassische Göre vom Lande, die nur Stroh im Kopf hatte und sich trotzdem für die nächste Oscar-Anwärterin hielt. Vielleicht würde Cherry ihr helfen, eine kleine Nebenrolle in einem Independent-Film zu bekommen, aber vor allem würde sie dafür sorgen, dass Mary-Beth anderweitig gutes Geld einspielte. Es gab genug Reiche und Schöne, die den Lolita-Typ bevorzugten, denn so etwas war immerhin eine Rarität in einer Welt, in der Schönheit vor allem mittels Silikon, Botox und anderer Hilfsmittel definiert wurde.

»Ich bin gespannt«, sagte Cherry Burns mit einem frohen Lächeln vor sich hin und nippte an ihrem Whisky. Sie konnte es kaum erwarten, dass Penny ihr ein Bild der Neuen schickte.

SZENE 5
Wohnung Mary-Beth und Penny / Innen – Abend

»Es gefällt mir hier, wirklich«, sagte Mary-Beth und klatschte fröhlich in die Hände. »Ich hätte nicht erwartet, so eine tolle Wohnung zu finden.«

Penny legte die Stirn in Falten und überspielte diese verräterische Mimik mit einem süßen Lächeln. Diese Wohnung war nichts Besonderes, und vor allem war sie alles andere als toll. Aber wenn man von einer Farm in Indiana kam, sah man solche Details wohl etwas anders.

Mary-Beth hatte den Tag damit verbracht, ein paar Dinge für ihr Zimmer zu besorgen: Bettzeug, ein kleines Radio und eine Leselampe. Jetzt war alles schon sehr viel wohnlicher.

»Fotosession!«, krähte Penny etwas zu übertrieben fröhlich und zückte ihr Smartphone. »Stell dich in Pose, Süße. Wir müssen diesen Moment festhalten!«

»Nein, nein!« Mary-Beth winkte ab und verbarg dann ihr Gesicht hinter ihren Händen. »Ich bin ungeschminkt und fast nackt! Lass mich doch erst etwas anziehen.«

»Ach Quatsch«, lachte Penny in der Hoffnung, ihre gelöste Heiterkeit werde sich auf das Mädchen aus Indiana übertragen und sie lockerer machen. Dass Mary-Beth ihr T-Shirt ausgezogen hatte und nun mit – abgesehen von einem winzigen Nichts von einem BH – freiem Oberkörper in der Wohnung herumlief, gab das ideale Bildmotiv für Cherry Burns ab. »Du siehst toll aus, Mary-Beth. Ist doch nur ein Erinnerungsfoto für uns beide!«

»Ja, wenn du meinst.« Mary-Beth kicherte. Sie hatte schließlich doch noch Sekt gekauft, und sie und Penny hatten im Nu die ganze Flasche geleert, bevor sie mit dem Weißwein weiterfeierten, der sich noch im Kühlschrank befunden hatte. Nun hatte sie beide einen ordentlichen Schwips.

»Dann mal los, fotografier mich!«