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Über dieses Buch:

Pikante Erlebnisse und sinnliche Erinnerungen: Wenn sich Sophie und ihre reichen Freundinnen nachmittags zu einem Cocktail am Pool treffen, geht es immer heiß her. Sie vertrauen sich ihre intimsten Geheimnisse an und kein noch so tabuloses Thema wird ausgespart. Diesmal soll das verruchteste Sexerlebnis preisgegeben werden. Als Gewinn lockt der muskulöse und braungebrannte Gärtner, den Sophie extra dafür angestellt hat. Jede Dame gibt auf ihre Art ihr Bestes – und eine von ihnen birgt ein Geheimnis, das so sexy wie zügellos ist …

Eric Hallissey veröffentlicht bei venusbooks auch die folgenden eBooks:

Tokyo Heat

Liebesdiener

Lusttaumel

Femme fatale

Jugendspiel

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eBook-Neuausgabe Juli 2015

Ein eBook des venusbooks Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Copyright © der Originalausgabe 2013 Edition Combes, Küps

Copyright © der eBook-Neuausgabe 2015 venusbooks GmbH, München

Copyright © der aktuellen eBook-Neuausgabe 2020 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Artem Furman

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95885-924-1

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Im realen Leben dürfen Erotik, Sinnlichkeit und sexuelle Handlungen jeder Art ausschließlich zwischen gleichberechtigten Partnern im gegenseitigen Einvernehmen stattfinden. In diesem eBook werden erotische Phantasien geschildert, die vielleicht nicht jeder Leserin und jedem Leser gefallen und in einigen Fällen weder den allgemeinen Moralvorstellungen noch den Gesetzen der Realität folgen. Es handelt sich dabei um rein fiktive Geschichten; sämtliche Figuren und Begebenheiten sind frei erfunden. Der Inhalt dieses eBooks ist für Minderjährige nicht geeignet und das Lesen nur gestattet, wenn Sie mindestens 18 Jahre alt sind.

Eric Hallissey

Damenrunde extraheiß

Erotischer Roman

venusbooks

Kapitel 1
Prolog

Die Schwüle lag so schwer und zäh auf diesem Sommernachmittag, dass man sie hätte schneiden können. Sophie räkelte sich träge auf dem Sofa und blickte durch die Glastür der Veranda hinaus in den parkartigen Garten des Anwesens. Dort draußen schimmerte die Sonne auf den schweißbedeckten Muskeln des nackten Oberkörpers ihres neuen Gärtners Tonio und ließ die Gedanken der schönen Frau in feuchte, schlüpfrige Phantasien abdriften.

Sie hatte noch nie so recht verstanden, ob Tonio nun ein Italiener oder ein Spanier war, aber zwei Dinge lagen auf der Hand: Sein Akzent, mit dem er sprach, machte sie regelmäßig völlig kirre, und der Anblick seines Körpers wirkte wie ein Aufputschmittel für ihre lüsternen Gedanken. Insbesondere an Tagen wie diesem, wenn die Langeweile des süßen, sorglosen, reichen Lebens überhandnahm, wollte sie gerne ausbrechen und etwas Verbotenes und Schmutziges tun, das man sonst nur von irgendwelchen Normalbürgern erwarten würde, aber nicht von Damen ihres Standes.

Manchmal glaubte sie, Tonio wusste, dass sie ihn beobachtete. Dann bewegte er sich absichtlich so, dass es zwischen ihren Schenkeln unerträglich zu jucken begann. Ganz bestimmt wollte er sie provozieren und hoffte, sie würde eines Tages ihre Hemmungen fallen lassen und ihm eindeutige Avancen machen. Die Kerle waren doch alle gleich! Und das war auch gut so!

Gleich würden ihre Freundinnen kommen, und sie würden alle gemeinsam einen herrlich unterhaltsamen Nachmittag verbringen. Sophie wusste, wie dieses Kaffeekränzchen ablaufen würde, nämlich genauso wie immer: Zunächst würden sie gepflegt über dies und jenes parlieren, wer mit wem gesehen wurde, wessen Scheidung ansteht und wer möglicherweise eine Affäre mit wem hatte, und nach und nach würden die Themen schlüpfriger, das Kichern lauter und schließlich die Wortwahl immer unverblümter werden. Sie alle würden sich die Augen aus dem Kopf starren, während Tonio im Garten arbeitete, und am Ende würden alle wieder nach Hause gehen, um zu onanieren. Das süße Leben war vornehmlich ein Leben in Routine, und das galt vor allem für die Frauen der Gesellschaft, die von ihren Ehegatten sträflich vernachlässigt wurden.

»Hallo, meine Liebe!«

Glücklicherweise posaunte Adrienne ihre Ankunft stets schon im Flur lautstark hinaus und ließ sich nicht vom Dienstmädchen Claire anmelden. So schaffte Sophie es gerade noch, ihre Finger unter ihrem Rock hervorzuziehen und ihre Kleidung in Ordnung zu bringen, bevor Adrienne das Zimmer betreten und sie beim süßen Masturbieren erwischen konnte.

»Adrienne, wie schön, dass du da bist!«

Sophie nahm ihre Freundin in die Arme. Küsschen rechts, Küsschen links, und ein Austausch nichtssagender Freundlichkeiten – die beiden Frauen kannten sich schon seit ihrer gemeinsamen Schulzeit im Luxusinternat gut genug, um sich gegenseitig zu lieben und zu hassen.

»Aber natürlich, meine Liebe, habe ich denn jemals unsere Nachmittage verpasst?«

»Nicht dass ich wüsste«, antwortete Sophie mit einem Lachen, dessen sanftes Vibrieren noch die Reste ihrer Erregung verriet. Adriennes Blick wanderte sofort hinaus in den Garten. Sie lächelte und drohte der Freundin spielerisch mit dem Zeigefinger.

»Oh, habe ich dich gerade gestört?«

»Nein, keineswegs, ich habe dich ja erwartet!«

Erneut lachte Adrienne. »Und die Wartezeit hast du dir wohl mit diesem Prachtkerl da draußen vertrieben, oder?«

Sophie seufzte. »Wenn es doch so wäre.«

»Arme Sophie, mein Liebling, da hast du ein solches Paket von einem Mann ständig direkt vor Augen und darfst dich nicht bedienen. Das ist ja fast schon so, als dürftest du an deiner eigenen Geburtstagsparty nicht teilnehmen.«

»Ach, weißt du, es ist sogar noch schlimmer.«

Adriennes Augen und Ohren wurden groß. Es gab nichts, was schöner war als Klatsch und Tratsch. Beides war so etwas wie ihr Lebenselixier, das umso süßer schmeckte, je schmutziger, schlüpfriger und verruchter die Themen waren.

»Was ist denn, meine Liebe? Kann ich etwas für dich tun?«

Sophie wusste zwar, dass ihre langjährige Freundin alles andere als mitfühlend und hilfsbereit war, aber ein offenes Ohr war ihr jetzt wichtiger als irgendwelche Vorsicht. Sie beide waren Frauen Mitte vierzig, die es dank ihres attraktiven Aussehens schafften, sich seit Jahren als fünfunddreißig auszugeben. Sie wussten gegenseitig mehr voneinander als alle anderen. Wozu also die Geheimniskrämerei?

»Nein, ich muss alleine damit fertigwerden.«

»Womit denn?« Adriennes Stimme klang brüchig vor atemloser Neugierde. Sie hasste es, wenn sie so auf die Folter gespannt wurde.

»Ich bin mir inzwischen sicher, dass Roger eine andere hat!«

Adrienne hob beide Augenbrauen und blickte höchst verwundert drein. »Und das ist alles? Er besteigt dich doch schon lange nicht mehr. Warum jammerst du jetzt plötzlich darüber?«

»Weil ich … weil …!« Sophie zuckte hilflos die Schultern und suchte nach Worten. Adrienne hatte ja recht. Warum das Heulen und Wehklagen?

»Freu dich doch lieber, denn das öffnet dir doch Tür und Tor. Jetzt darfst du dich auch vergnügen, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.«

Das Lächeln kehrte auf Sophies schönes Gesicht zurück. Es waren genau diese Momente, in denen sie Adrienne liebte und sie für die beste Freundin der Welt hielt. Dabei war ihre Meinung über die hochgewachsene Blondine, die ihr Haar immer noch ein Stück blonder als blond färbte, generell nicht sonderlich hoch. Adrienne betrog ihren Mann seit jeher nach Strich und Faden und machte daraus keinen Hehl. Sophie war der Meinung, sie sei nichts weiter als eine billige Schlampe in Verkleidung einer feinen Dame.

»Du hast vielleicht recht!«

»Liebes, ich habe natürlich recht! Ich weiß, dass du eine so herrlich verdorbene Phantasie in deinem hübschen Kopf hast. Es wird Zeit, dass du diese Träume Wirklichkeit werden lässt.«

Merkwürdigerweise fühlten sich Adriennes Worte so gut und richtig an, dass Sophie am liebsten hinaus in den Garten gestürzt wäre, um Tonio auf der Stelle zu vernaschen. Wenn ihr Ehemann keinen Gebrauch mehr von ihren Liebeslöchern machen wollte, dann war der Gärtner vielleicht gewillter.

»Sei nicht so schüchtern«, fuhr Adrienne fort. »Was sollen diese Hemmungen? Da verpasst du ja die schönsten Momente im Leben. Und außerdem lässt dein Mann ja wohl selbst nichts anbrennen.«

»Ja, ich weiß.« Sophie fühlte sich gut. Wie seltsam, dass ein paar wenige Worte ihrer Freundin genügten, um ihre Stimmung aufzuhellen und ihr den Mut zu geben, zu sich selbst zu stehen. »Ich mache mir etwas vor.«

»Genau so ist es, Liebes. Da draußen gibt es etliche Kerle, die nur auf eine Frau wie dich warten. Du hast die freie Auswahl und kannst all deine Träume und Phantasien wahr machen.«

Sophie kicherte. Wenn sie wirklich all das wahrmachen würde, was ihr an feuchten Träumereien so durch den Kopf ging, dann würde sie entweder im Gefängnis oder in der Irrenanstalt landen.

Aber nun hatte Adrienne den Samen eines Gedankens in sie gepflanzt, und dieser Same begann innerhalb weniger Minuten zu keimen und zu einem Plan heranzureifen.

***

Saskia gefiel es, wenn das Hausmädchen Claire sie empfing und bei Sophie anmeldete. Schon als kleines Mädchen hatte sie davon geträumt, selbst solches Personal zu haben und in einem Haus zu Gast sein zu dürfen, in dem auf solche Etikette besonders Wert gelegt wurde.

Sie war die Jüngste der Damenrunde und sehr glücklich darüber, dass sie trotz ihrer Jugend von achtundzwanzig Jahren dabei sein durfte. Sicher, die anderen nannten sie oft »unerfahren« und »Küken«, aber das störte sie nicht. Irgendwann würde sie etwas älter sein, und eine noch jüngere Frau würde ihren Platz als Nesthäkchen der Gruppe einnehmen.

»Geht es dir gut, Claire?«, fragte sie, obwohl es eigentlich nicht üblich war, mit den Dienstboten zu plaudern. Saskia mochte Claire, denn das Dienstmädchen war hübsch, sympathisch und hatte neben einem natürlichen Wesen ein hinreißendes Lächeln. Außerdem hatte Saskia nicht vergessen, dass sie aus anderen Verhältnissen als diesen kam. Sie war aufgrund ihrer Schönheit in die feinen Kreise hineingeheiratet worden, nachdem sie selbst jahrelang in einer Position wie der von Claire in einem edlen Haus gearbeitet hatte.

Claire errötete und senkte den Blick, während sie einen Knicks vollführte. Auch sie mochte Saskia, denn sie war die einzige Dame der Gruppe, die sie nicht nur als eine Domestikin sah.

»Danke sehr, Madame Saskia, es geht mir sehr gut. Darf ich fragen, wie Ihr Befinden ist?«

»Herzlichen Dank, liebe Claire, mir geht es fantastisch.«

»Das freut mich zu hören, Madame Saskia.«

Es entstand eine kurze Pause der eher peinlichen Sorte. Etwas lag in der Luft, und es schien, als wolle jede der beiden jungen Frauen etwas sagen, keine jedoch die Worte dafür zustande brachte.

»Würdest du mich bitte bei Madame Sophie anmelden, Claire.«

Die junge Frau in ihrem Dienstmädchenkleid errötete noch mehr und schien wie aus Gedanken und Träumen aufgeweckt. Sofort knickste sie erneut.

»Ich bitte um Verzeihung, Madame Saskia. Wenn Sie mir bitte folgen wollen?«

»Aber gerne!«

Saskia lächelte und ging hinter Claire her. Es war eine Art Spiel, das sie beide bei jedem Besuch spielten und das ihnen beiden gleichermaßen Freude bereitete. Dieses Spiel, von dem Sophie natürlich nichts wusste, hatte den Anschein des Verschwörerischen, des Geheimnisvollen, und es verursachte Saskia jedesmal aufs Neue ein Kribbeln. Hätte sie gewusst, dass auch Claire das gleiche Kribbeln empfand, hätten sie die Grenzen dieses Spiels ausdehnen können. Höflich und dezent klopfte das Dienstmädchen an, obwohl die Wohnzimmertür weit offen stand.

»Madame Saskia ist angekommen, Madame«, sagte sie mit einem weiteren Knicks. Bei diesem Anblick machte Saskias Herz einen kleinen Hüpfer in ihrer Brust. Wenn Claire eines Tages keine Lust mehr haben würde, für Sophie zu arbeiten, wollte sie das Mädchen gerne zu sich nach Hause holen.

»Ah, das ist ja unser Küken!« Sophie kam mit weit ausgebreiteten Armen auf die Jüngste der Runde zu und umarmte sie, küsste sie auf beide Wangen und lächelte. »Gut siehst du aus, Schatz.«

»Danke, du auch, Sophie – oh, und hallo, liebe Adrienne!«

Saskia ignorierte höflich die Tatsache, dass Adrienne sich bereits ungeniert an der Hausbar bediente.

»Toll, dass du mich auch wahrnimmst, Kleine. Setz dich, wir reden heute übers Ficken!«

»Wie bitte?« Saskia konnte förmlich spüren, wie ihre Wangen sich röteten und zu glühen begannen.

»Also Adrienne, ich muss doch sehr bitten«, mischte Sophie sich ein, obwohl sie insgeheim ihre Freundin für deren Offenheit und Unverblümtheit bewunderte. Sie wäre gerne selbst dazu fähig gewesen, doch sie konnte nur heimlich schmachtend den schönen Tonio mit den Augen verschlingen.

»Wieso denn? Wir hatten es doch gerade mit diesem Thema, und das sollten wir fortsetzen!«

»Adrienne, bitte!«

Sophie ahnte bereits, dass sich eine kleine Katastrophe anbahnte. Adriennes Hemmungslosigkeit gepaart mit Alkohol – das war schon immer eine sehr brisante Mischung gewesen; ganz besonders an heißen, schwülen Sommernachmittagen wie diesem.

»Okay, ich weihe dich ein, liebe Saskia: Unsere liebe Sophie hier wird von ihrem Göttergatten vernachlässigt und braucht es ganz dringend mal wieder. Was meinst du? Soll sie sich von dem Gärtner da draußen pimpern lassen oder lieber nicht?«

Saskia blickte verwirrt zum Fenster hinaus, zu Adrienne und dann zu Sophie, um diese Abfolge dann noch zweimal zu wiederholen, bevor sie in der Lage war, etwas zu sagen.

»Nun, also, ich weiß nicht …«, begann sie und suchte verzweifelt nach Worten, ohne zu wissen, wie sie überhaupt mit dieser doch sehr freizügigen Situation umgehen sollte.

»Hm, ich verstehe«, meinte Adrienne. »Tut mir leid, Kleine, du bist ja noch so jung und wirst schön regelmäßig durchgebumst. Du kannst natürlich noch gar nicht mitreden.« Sie nahm einen Schluck Cognac. »Aber warte mal, bis du in unser Alter kommst und dein Liebster nach jüngeren Frauen schielt. Dann siehst du seinen Schwanz nur noch, wenn er aus der Dusche kommt.«

»Nun erschreck sie doch nicht so«, unterbrach Sophie den Redeschwall ihrer Freundin. »Du verwirrst sie ja. Am Ende wird sie noch lesbisch!«

Was von Sophie als Scherz gedacht war, um die Situation ein wenig aufzulockern, wurde jedoch von Adrienne umgehend aufgegriffen und fortgesetzt.

»Na, wenn sie das mal nicht schon ist. Hast du gesehen, wie sie dein Dienstmädchen anschaut?«

»Ach, was für ein Unsinn!« Sophie winkte ab und wandte sich Saskia zu. »Hör nicht auf sie, meine Süße. Wenn Adrienne einen Cognac zuviel hat … du weißt schon!«

Sie zwinkerte und war froh, als Saskia lächelte. Dennoch musste Sophie sich eingestehen, dass Adrienne nicht ganz Unrecht hatte. Es war ihr selbst ebenfalls schon aufgefallen, dass die Blickkontakte zwischen Saskia und Claire bei den Besuchen der Freundinnen immer sehr intensiv waren. Ob da vielleicht wirklich etwas im Busch war? Andererseits war Claire ein so reines, unschuldiges und unverdorbenes Wesen, dass Sophie sich nicht einmal im Entferntesten vorstellen konnte, dass das Mädchen überhaupt jemals Sex haben konnte. Im Gegenteil, sie wirkte in ihrer Unschuld wie die personifizierte Aufforderung dazu, sie verderben zu wollen.

»Es macht nichts!« Saskia schüttelte mit einem verlegenen Lächeln und einem verunsicherten Blick zu Adrienne den Kopf. Sie fühlte sich plötzlich sehr unwohl in dieser Runde, aber es gab kein Zurück. Sie wollte zu diesem exquisiten, erlesenen kleinen Damenclub dazugehören – da musste man als Jüngste schon mal gute Miene zum bösen Spiel machen.

»Na, ich wette, unsere Kleine hat nichts zu erzählen«, spöttelte Adrienne weiter. »Die wildeste Geschichte wird womöglich sein, dass sie ihrem Ehemann einen geblasen hat … und das ist dann für sie schon eine Wahnsinnssache!«

»Adrienne, du hast zuviel getrunken!« Es war Sophies Stimme anzuhören, dass sie allmählich wirklich etwas wütend wurde. Ob Adrienne mit ihren Vermutungen recht hatte oder nicht, spielte keine Rolle. Saskia war eine von ihnen, und es geziemte sich nicht, so über sie zu reden.

»Schon gut, schon gut, tut mir leid, Saskia, es war nicht so gemeint!«

Saskia nickte, obwohl sie dieser Entschuldigung von Adrienne nicht so recht traute. Vielleicht lauerte die nächste Spitzfindigkeit direkt dahinter.

»Wo bleiben denn nur die anderen?« Sophie schaute auf die Uhr und war froh darüber, das Thema wechseln zu können. Wenn Adrienne trank – und das tat sie oft – bestand stets die Gefahr, dass sie verletzend und peinlich wurde. »Christina kommt ja immer zu spät, aber …«

»Ach ja«, meldete sich die Blondine wieder zu Wort, stellte ihr Glas beiseite und goss sich glücklicherweise keinen Cognac nach. »Mona kommt heute nicht. Sie ist anderweitig mit Kommen beschäftigt!«

Sophie legte die Stirn in Falten, und Saskia schaute drein, als habe man ihr gerade erklärt, die Erde sei nun doch eine Scheibe.

»Wie meinst du das?«, fragte die Gastgeberin.

Adrienne lachte. »Na, sie hat einen neuen Typen und lässt sich regelmäßig von ihm rannehmen, dass die Schwarte kracht. Ihr wisst ja, sie steht auf junge Kerle und auf Spielchen, in denen sie gefesselt und geknebelt wird und wo sie ein bisschen das Opfer sein kann.«

Saskias Augen wurden so groß wie die eines Rehs im Zeichentrickfilm. Irgendwie keimte der Gedanke in ihr auf, dass sie in ihrem Leben offenbar wirklich sehr viel verpasst hatte, bevor sie Sophie und die anderen Frauen kennengelernt hatte.

»Ach ja? Nun, so genau wusste ich das bisher nicht«, antwortete Sophie in der Hoffnung, Adrienne würde noch etwas mehr erzählen. Schlüpfrige Geschichten mit schmutzigen Details waren genau die richtige Einstimmung auf diesen Nachmittag. Sie beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Saskia unruhig hin und her zu rutschen begann. Wie schön es doch war, eine junge, noch nicht vollends verdorbene Frau in der Runde zu haben. »Natürlich kommt sie dann lieber anderweitig; oder sie lässt es kommen.«

»Da kursieren schon wilde Gerüchte!«

»Inwiefern?« Sophie hasste es, wenn sie anderen – insbesondere Adrienne, die sich sehr gerne bitten ließ – alles einzeln aus der Nase ziehen musste. Dennoch bemühte sie sich, nur beiläufig interessiert zu wirken.

»Ich weiß nicht, ob ich das so offen sagen kann. Ich meine, es ist schon eine heftige Nummer, wenn es denn stimmt, was man so hört.«

»Und was hört man so?« Sophie lächelte, doch sie spürte dabei selbst, dass ihr Lächeln sehr ungeduldig wirkte.

»Na ja, es wird gemunkelt, dass ihr neuer Stecher, wegen dem sie kaum noch aus dem Bett kommt, ihr eigener Sohn ist.«

»Oh mein Gott!« kam es entsetzt von Saskia, die sich mit einer höchst melodramatischen Geste ans Herz fasste, also wolle sie jeden Moment in Ohnmacht fallen.

»Das ist nicht dein Ernst, oder?« Sophie konnte es ebenfalls nicht fassen. Sie hatte Mona einiges zugetraut, aber das hier schlug dem Fass tatsächlich den Boden aus.

»Ich sage ja, es wird getuschelt!« Adrienne lehnte sich genüsslich im Sessel zurück und genoss es, der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu sein. »Aber ich sage, wo Rauch ist, da ist auch Feuer!«

»Nein, nein.« Sophie schüttelte den Kopf. »Mit ihrem eigenen Sohn würde sie doch nicht schlafen.«

Adrienne lachte lauthals auf und erschreckte Saskia damit so sehr, dass diese zusammenzuckte. »Wie süß du das sagst: ›schlafen‹. Meine Liebe, man nennt es aber anders. Sie lässt sich von ihrem Sohn pimpern, poppen, bumsen, vögeln, nageln, ficken …«

»Ich wusste gar nicht, dass sie einen Sohn hat!«

Wieder lachte Adrienne. »Ja, das hat sie gut verheimlicht. Sie hatten wohl viele Jahre lang keinen Kontakt, aber nun ist er wieder aufgetaucht und Mona hat sofort die Beine für ihn breitgemacht.«

»Aber so etwas darf es doch nicht geben«, meldete sich Saskia leise und vorsichtig zu Wort. Sie ahnte bereits, was ihre Anmerkung auslösen würde, und sie behielt recht: Die beiden anderen Frauen – besonders Adrienne – lachten schallend.

»Ach, meine Süße!« Sophie streichelte sanft über Saskias Haar, wie man es bei einem Kind tut, um es zu loben oder zu trösten. »Du bist so herrlich unschuldig! Manchmal beneide ich dich sehr darum!«

Saskia verzog das Gesicht zu einem Flunsch. Was Sophie als Kompliment gemeint hatte, kam bei ihr keineswegs so an. Sie wollte doch lieber ein böses Mädchen sein, ein Flittchen, eine Schlampe. Das Image des braven, süßen Mädchens, dem man so gerne den Kopf streichelte und bei dem jeder vermutete, sie würde einen Dauerlutscher mit Erdbeergeschmack einem ordentlichen Männerschwanz in ihrem Mund bevorzugen, war ihr lange schon zuwider.

»Tja, Mona fickt ihren eigenen Sohn und hat damit hier in der Runde einen ziemlichen Vorsprung!« Adrienne schlug die Beine übereinander und versuchte, sich den Anschein einer feinen Dame zu geben.

»Madame Christina ist angekommen!«, meldete Claire, nachdem sie wie immer höflich geklopft und geknickst hatte. Weder Sophie noch Adrienne entging der liebliche Seitenblick, den das Dienstmädchen Saskia zuwarf und der von dieser erwidert wurde. Offenbar gab es tatsächlich etwas, das zwischen den beiden jungen Frauen geschah.

»Herrlich, dann können wir ja endlich anfangen!«, freute sich Sophie und klatschte vergnügt in die Hände. »Ich lasse bitten, Claire.«

»Sehr wohl, Madame!«

Ein weiterer Knicks und wieder ein schneller Blickwechsel zwischen der Zofe und Saskia. Die Luft knisterte und war erotisch aufgeladen. Adrienne grinste. Sie hatte die scheinbar so unschuldige Saskia immer für eine heimliche Lesbe gehalten und bezeichnete Claire, bei der sie einen ganz ähnlichen Verdacht gehegt hatte, bevorzugt als »Fotzenleckerin«. Quod erat demonstrandum! Dieser Nachmittag konnte also durchaus noch interessant werden.

»Hallo, meine Lieben!«

Christina konnte niemals einfach nur das Zimmer betreten, nein, sie musste jede Ankunft zu einem Show-Act machen und sich wie eine Bühnendiva in Szene setzen. Sie kam prinzipiell zu spät, denn anderenfalls hätte sie kein Publikum gehabt.

»Christina, wie schön, dass du da bist!« Sophie umarmte die Freundin und küsste sie auf beide Wangen. Adrienne hingegen, die es sich im Sessel mehr als bequem gemacht hatte, ließ es bei einem lapidaren Winken und einem saloppen »Hi Christina« bewenden, während Saskia die divenhafte Dame beinahe unterwürfig begrüßte.

»Was ist denn das da auf deiner Bluse?«, fragte Saskia. »Hast du beim Essen gekleckert?«

Christina warf den Kopf in den Nacken, breitete wie eine Hohepriesterin die Arme aus und lachte. Genau diese Art von Aufmerksamkeit hatte sie zu erzielen gehofft. Sie brauchte sie wie die berühmte Luft zum Atmen.

»Wie süß, meine Kleine, ach, du glaubst es wohl wirklich?«

Saskia schaute sie mit großen Kulleraugen an, in denen regelrecht die Fragezeichen zu sehen waren.

»Was ist es denn sonst, Christina?«

»Ich habe da so eine vage Vermutung«, sagte Sophie und rümpfte ein wenig angewidert die Nase. Wie konnte man ein so exklusives Kleidungsstück wie diese Bluse, die sicher mehr gekostet hatte als mancher brave Angestellte im Monat verdiente, derart beschmutzen.

»Und ich habe mehr als nur eine Vermutung«, ließ sich Adrienne hören.

Christina applaudierte wie eine Showmasterin, die ihrem scheinbar so klugen Publikum Beifall spendete, um seine Aufmerksamkeit weiter aufrechtzuerhalten

»Ihr süßen Schlampen habt es richtig erkannt. Sperma! Ich habe dem süßen Taxifahrer noch hübsch einen geblasen.« Sie lächelte und machte eine perfekt platzierte dramatische Pause, um ihre Worte auf ihre Zuhörerinnen wirken zu lassen. »Und der Gute stand dermaßen unter Druck, dass ich gar nicht alles schlucken konnte. So ging leider ein wenig von dem guten Saft daneben.«

»Igitt«, sagte Saskia angeekelt, bevor sie sich dieses Wort verkneifen konnte. »Tut mir leid, ich wollte dich nicht beleidigen, Christina«, beeilte sie sich zu versichern. »Aber ich könnte das nicht.«

»Natürlich nicht, liebste Saskia«, antwortete Christina mit einem sehr zynischen Grinsen. »Wir wissen ja, dass du dein süßes Mündchen lieber mit Pflaumensaft füllst, nicht wahr?«

Als einzige im Raum nahm Adrienne etwas wahr, das den anderen entging. Während Sophie Christina ermahnte, sie solle nicht immer Scherze auf Kosten der Jüngsten in der Runde machen, sah Adrienne ein Funkeln in Saskias Augen, das so böse und zornig war, wie man es der »Kleinen« niemals zugetraut hätte.

»Nun, dann soll Claire den Champagner und Kaffee servieren, und wir können beginnen.« Kaum hatte Sophie dies gesagt, erschien das hübsche Dienstmädchen bereits im Zimmer, als hätte sie direkt vor der Tür gelauert. Sie schob einen Servierwagen vor sich her, auf dem Champagner, Gläser, eine große Kaffeekanne und das notwendige Geschirr äußerst hübsch arrangiert waren. Da sie beim Schieben des Wagens leicht vornüber gebeugt gehen musste, machte Christina sich einen Scherz daraus, sich in ihrem Sessel ein wenig zur Seite zu beugen, um einen Blick unter Claires recht kurzen schwarzen Rock zu erhaschen.

»Wie langweilig, sie trägt ja ein Höschen«, lachte sie und amüsierte sich noch viel mehr, als Claire heftigst errötete und ebenso schamhaft wie vergeblich versuchte, ihren Rock noch ein wenig tiefer zu ziehen. »Ich hätte gedacht, sie läuft mit nackter Möse herum, solange Saskia hier ist.«

Wieder war es einzig und allein Adrienne, die dieses winzige, sehr kurze Aufflackern von dunklem Zorn in Saskias Augen sah. Doch da Sophie ihr genau in diesem Augenblick ein gefülltes Glas Sekt reichte, wurde ihre Aufmerksamkeit sofort wieder abgelenkt.

»Dann kannst du ja den Reigen der Geschichten eröffnen, liebe Christina!« Nie zuvor hatten die anderen Frauen eine solche Kühle in der Stimme ihrer Jüngsten gehört. Verblüfftes Schweigen füllte den Raum ebenso wie die schwüle Hitze, und Saskia beeilte sich, die Situation zu entschärfen. »Pardon, es war nur eine Idee.«

»Sehr gerne, liebe Saskia«, sagte Christina lächelnd und genoss es, sofort wieder im Mittelpunkt zu stehen. »Dann will ich mal berichten, bevor der Samen auf meiner Bluse völlig getrocknet ist.« Sie lachte gekünstelt, doch mehr als ein höfliches Lächeln rief ihr kleiner Scherz bei ihren Freundinnen nicht hervor. »Haltet euch fest, meine Lieben, denn wenn ihr meine Geschichte gehört habt, müsst ihr eure Höschen wechseln!«

Kapitel 2
Christina

Es gab zwei Dinge, die jeden Tag das Leben von Christina bestimmten: Zum Einen der allgegenwärtige Gedanke, dass sie unaufhaltsam immer älter wurde und dass ihre besten Jahre vorbei seien, zum Anderen die fixe Idee, dass sie den natürlichen Alterungsprozess dadurch aufhalten könne, indem sie soviel Sex wie möglich mit so vielen verschiedenen Männern wie möglich hatte.

Ihr ungeschminktes Spiegelbild sprach Bände. Für jeden Menschen, dem sie Gelegenheit gegeben hätte, sie so zu sehen, wäre sie eine attraktive Frau in den besten Jahren gewesen. Christina selbst jedoch zog es vor, diese Tatsache zu ignorieren und stattdessen ihrer vergangenen Jugend nachzutrauern.

Sie liebte es, begehrt zu werden. Die alten Tricks funktionierten noch immer, und sie beherrschte sie alle so, wie sie damit die Männer beherrschte. Selbst die jungen Kerle, die eigentlich mit Mädchen durch die Betten turnen sollten, die allesamt Christinas Töchter hätten sein können, hatten bei ihrem Anblick sofort einen Ständer in der Hose. Ein Augenaufschlag, ein kleiner Hüftschwung, ein verführerischer Gang auf High Heels, und sie musste nur noch mit den Fingern schnippen, damit ihr die Burschen zu Füßen lagen und förmlich darum bettelten, ihre Schwänze bei ihr ausspritzen zu dürfen.

Bitte sehr, solange dies alles noch der Fall war, konnte Christina unmöglich alt sein! Und diese Einstellung rettete ihr immer wieder den Tag und meistens auch die Nacht.

Doch an diesem Morgen schien auf merkwürdige Weise alles anders zu sein. Sie hatte die Nacht alleine verbracht und fühlte sich dennoch so müde und zerschlagen, als habe ein strammer Hengst sie bis in die Morgenstunden zugeritten. Selten zuvor hatte sie sich so alt und unattraktiv gefühlt. Da halfen auch der starke Kaffee und die wohltuende Dusche nichts. Nein, Christina brauchte Sex wie ein Vampir das Blut. Sie wusste, es gab nur dieses Mittel, um sich wieder besser zu fühlen.

Doch während sie sich sonst mit großer Freude zurechtmachte und sich auf der Suche nach Schwänzen fröhlich ins Getümmel der Stadt stürzte, hatte sie diesmal ein eher ungutes Gefühl. Dies war einer dieser Tage, an denen man vage ahnt, dass etwas in der Luft liegt, jedoch kann man es nicht benennen oder greifen.

»Was sein muss, muss sein«, sagte sie sich schließlich selbst und rappelte sich auf, um sich zu schminken. Die Leere, die sie in sich spürte, war ihrer Meinung nach durch nichts zu füllen außer mit einem Schwanz. Und genau den brauchte sie sehr dringend, um sich wieder lebendig zu fühlen.

Während sie sich sonst immer alle Mühe gab, um einen schönen und sexuell stimulierenden Anblick zu bieten, der zugleich kühl genug wirkte, um potentielle Verehrer soweit auf Distanz zu halten, dass wirklich nur die Besten unter ihnen den Mut zum nächsten Schritt hatten, kleidete sie sich an diesem Morgen eher achtlos.

»Oh Gott, bin das wirklich ich?« Sie traute ihren Augen kaum, als sie ihr Spiegelbild betrachtete. Jede kleine Hure vom Straßenstrich hätte ihr mühelos Konkurrenz gemacht und jeden Bewerber für einen heißen Ritt für sich eingenommen.